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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.

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Peenemünde, die V2 und das Fernsehen

Ein Bericht von Günter Bartosch im Oktober 1992

"Der Krieg ist der Vater aller Dinge" - wer wüßte nicht um den Wahrheitsgehalt dieser Erkenntnis von Heraklid. Wir haben es gerade erlebt - und im Fernsehen ist eingehend darüber berichtet worden -, daß die deutsche Raumfahrtindustrie den 50. Jahrestag des ersten erfolgreichen Raketenstarts feiern wollte und dabei selbst in Turbulenzen geriet, da jene erste Rakete eine im Zweiten Weltkrieg entwickelte Vernichtungswaffe war.

Den Krieg verherrlichen - eine Instinktlosigkeit

Über die Instinktlosigkeit und die mangelnde Sensibilität jener, die eine solche Feier in Peenemünde veranstalten wollten, braucht man keine weiteren Worte zu verlieren, doch fördert das letztlich abgesagte Ereignis eine andere Erinnerung zutage.

Fernsehen und Weltraumfahrt sind eng miteinander verbunden; vor rund 22 Jahren konnten Millionen von Fernsehzuschauern rund um den Erdball die Mondlandung direkt miterleben.

Als vor nunmehr 50 Jahren mit dem ersten erfolgreichen Start einer Rakete der Griff zu den Sternen begann, war das Fernsehen auch schon dabei ! Wer, bitteschön, weiß denn das !

Es gereicht dem Fernsehen zur Ehre, daß es weder nach Heraklid ein Kind des Krieges ist, noch im Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang mit Kriegsaktionen eingesetzt wurde.

Es gab Versuche, Fernsehkrieg zu "spielen"

An Versuchen, es kriegsverwendungsfähig zu machen, hatte es zwar nicht gefehlt (es sollte zum Beispiel Bomben ins Ziel dirigieren), doch das Fernsehen weigerte sich schlichtweg technisch, dafür die richtige Reife zu erlangen.

Wenn es dennoch während des ganzen Krieges bis zum Zusammenbruch des "Dritten Reiches" sendete, so tat es das in einer humanitäre Aufgabe und blieb weitgehend unbehelligt von der Einbindung in die nationalsozialistische Propagandamaschinerie:

Fernsehen im Kriege wurde ausschließlich für Kriegsverwundete in Lazaretten und Spitälern veranstaltet.
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Versuche gab es in Peenemünde

Zum Kriegseinsatz kam es allerdings in der Raketenversuchsanstalt Peenemünde. Hätte es damals schon die Möglichkeit einer Magnetband-Aufzeichnung gegeben, wäre uns vielleicht erhalten geblieben, was das Fernsehen damals sah.

Schon 1910 hatte der Fernsehpionier B. Rosing vorgeschlagen, das "elektrische Teleskop" für militärische Beobachtungen zu benutzen. Genau das tat 31 Jahre später das Fernsehen in Peenemünde.

Und wieder der "Fernsehpionier" Walter Bruch

Fernsehpionier Walter Bruch, "der später unser PAL-Farbfernsehen erfand", war damals als ziviler Fernsehspezialist dorthin abgeordnet. Mit zwei Fernsehkameras beobachtete er über zwei Jahre lang mehr als zehn Raketenabschüsse.
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  • Anmerkung : Das sind alles unbewiesene Geschichten und Storys des Telefunken Marketing zur Zeit der PAL-Diskussion 1962 bis 1966 in Europa. Walter Bruch war sicher beim Aufbau der Geräte einer der Techniker, die mit anfassen durften bzw. mußten, ebenso wie bei der 1936er Olympa Fernsehkamera, die er auch weder entwickelt noch konstruiert hatte, aber das wurde später von Telefunken völlig anders dargestellt. Auch PAL hatte er nicht erfunden, das Farbfernsehen natürlich auch nicht, alles Geschichten aus 1000 und 1 Nacht.

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Damals das Equipment für die Rakenestarts

Übertragen wurde von der Abschußrampe über eine zweikanalige, zunächst obererdig geführte Kabelleitung zum 2,5 km entfernten Meßhaus, auf dessen Dach die Prominenz postiert war, sowie zur Schießleitung, um den Abschuß auch aus unmittelbarer Nähe miterleben zu können.

Es waren erhebliche technische Schwierigkeiten zu bewältigen; neben einer neuen kleinen transportablen Fernseh-Reportageanlge in Wehrmachtstornistern mit einer Last von rund 25 kg gehörten zur Ausrüstung des Fernsehens zentnerschwere magnetische Netzspannungsgleichhalter wegen der ortsüblichen Spannungsschwankungen sowie Scheinwerfer, Kisten voller Werkzeug und Ersatzröhren, unzählige Kabelrollen und zwei Empfänger, die regendicht sein mußten.

Eine Kamera zeigte den Zündvorgang im Prüfstand als Nahaufnahme, die zweite vermittelte einen Überblick des Geschehens.

In seinen Büchern steht geschrieben :

Walter Bruch beobachtete drei Fehlstarts des Raketentyps A4 (Aggregat 4, noch ohne Sprengstoff, die spätere V2) im Februar, im Juni und im August 1942 und auch den vierten, endlich erfolgreichen Start im Oktober 1942.

Paradoxerweise war er wahrscheinlich der einzige, der den historischen Vorgang auf dem Fernsehschirm miterlebte, denn alle anderen blickten gebannt auf den Rand des Erdwalls, hinter dem sich die Rakete feuerspeiend in den Himmel erhob.

Was Walter Bruch sah, schilderte er später in einer Beschreibung des dritten - doch letztlich noch gescheiterten - Versuchsvorgangs vom August 1942 mit den Worten:

"Schön war zu sehen, wie kurz vor X=0 die Stromzuführung von der Rakete abfiel, vorher gehalten durch eine Magnetkupplung. Jemand schrie das Kommando dafür: Stotz-Stecker ab !

Diesmal war das Feuer deutlich zu sehen, und gut war zu erkennen, wie der Riesenkörper sich langsam erhob, scheinbar in der Luft stehenblieb, beschleunigte und schneller werdend hochstieg, um in den Wolken zu verschwinden."

Dieses Bildgeschehen kennen wir - im Frieden.

Es ist heute, 50 Jahre später, nicht anders ! Nur sind es jetzt nicht zwei, sondern mitunter 60 oder mehr Kameras, die alle Details beobachten - nicht für den normalen Fernsehzuschauer, sondern im Interesse von Wissenschaft, Technik und Forschung.

Ein Bericht von Günter Bartosch im Oktober 1992
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