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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.

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MIT EINER TRÄNE IM KNOPFLOCH
Von der Verwandlung einer historischen Stätte des ZDF

Ein Bericht von Günter Bartosch im Febr. 2000

Früher verabschiedeten sich ZDF-Reporter bei Live-Schaltungen regelmäßig mit dem Standardsatz: "Ich gebe zurück zur Sendezentrale nach Wiesbaden."

ZDF-Wanderer, kommst du zur Taunus-Film nach Wiesbaden, so verkündigt dorten nichts mehr davon, daß hier einmal das Herz des ZDF schlug.

Der ganze Komplex, in der sich unsere Sendezentrale befand, ist heute nicht nur dem Erdboden gleichgemacht, sondern es gähnt dort eine tiefe (Bau-) Grube, als habe ein Krater jede Möglichkeit des Erinnerns weggeschluckt.
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Es ist alles "weg" ...... , das an das ZDF erinnerte

Verschwunden ist das Gebäude mit dem Studio, aus dem die "heute"-Nachrichten und die Wetterberichte ausgestrahlt wurden, verschwunden sind die Räume des Sendebetriebs mit MAZen und Filmgebern, die Eurovisions-Zentrale sowie das ganze große danebengelegene Atelier 2 (ehemals Studio 2).

Es wird neugebaut - aber Studioleben wird es nur noch gelegentlich im alten Atelier 1 (ehemals das große Studio 1)geben, womit immerhin eine gewisse Erinnerung gewahrt bleibt an die Zeiten, als dort das "Aktuelle Sportstudio" und die "Drehscheibe" veranstaltet wurden.

Atelierbetrieb rechnet sich nicht mehr in Wiesbaden, sagt TaunusFilm-Geschäftsführer Walter Richter, der schon seit langem die Geschicke der Firma lenkt und zu den Zeiten, als das ZDF dort eingemietet war, sehr kooperativ bei den immer wieder auflebenden Schwierigkeiten mit dem sehr eigenwilligen Hausherrn Karl Schulz vermittelt hatte.

  • Anmerkung : Die Geschichte ist etwas anders aus die Medien sie berichten. Das junge ZDF platze aus allen Nähten und war in einem extremen Zugzwang, sofort etwas Benutzbares und Ausbaufähiges anzumieten. Und so vermietete Herr Schulz zu seinen Gebäuden und seiem Gelände einfach alles, sogar Besen und Putzeimer und wenn er einen Menschen sah, der dort einen fremden Eimer in der Hand hatte, gabs richtig Ärger. Das ZDF hätte diesenvertrag so nie unterschreiben dürfen - aber wie gesagt - der extreme Zugzwang ermöglichtes solche Kuriositäten.

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Wisbaden trauert immer noch - mit Krokodilstränen

In Wiesbaden trauert man heute einer Zeit nach, als es in der hessischen Landeshauptstadt eine Blütezeit des Films gab.

Das "kleine Hollywood zwischen Taunus und Rhein" hatte nach dem Krieg von der auf alliierte Anordnung veranlaßten Liquidation der staatlichen UFA profitiert.

Es begann 1949 mit der Errichtung eines Ateliers und einer Zweigniederlassung des in Berlin-Tempelhof ansässigen ehemaligen UFA-Kopierwerks AFIFA.

Ein früheres Freizeitgelände am Taunusrand über der Stadt wurde dazu auserkoren. Es hatte bis in den Krieg hinein das Ausflugslokal "Caffe Ritter", eine Reithalle, einen Festplatz sowie ein Luft- und Sonnenbad beherbergt.

Die (möchtegern) Filmstadt Wiesbaden

Von nun an mausert sich Wiesbaden zur Filmstadt. Aus der Reithalle entsteht das heute noch existierende Atelier 1. Der Komplex wird erweitert; die fundiertesten deutschen Filmproduzenten stellen in Wiesbaden ihre Filme her, und die beliebtesten Stars versammeln sich hier.

1954 wird ein Jahr des Produktionsbooms, der Ruf Wiesbadens als Filmstadt festigt sich. Aber schon zwei Jahre später gerät der deutsche Nachkriegsfilm in seine erste Krise.

1959 übernimmt Karl Schulz, Inhaber der Taunus-Film, das erheblich angeschlagene Filmareal. Zunächst produziert der Hessische Rundfunk in den Ateliers, dann kauft er mit seiner Werbetochter die Taunus-Film. Direktor bleibt Karl Schulz.

Und 1964 kam das ZDF - jedenfalls vorübergehend

1962 richtet sich das neugegründete Zweite Deutsche Fernsehen die Baracken der Gesellschaft Freies Fernsehen in Eschborn als Sende-betriebsstelle ein. Nach kurzer Zeit ist das Provisorium nicht mehr tragbar.

Man zieht um nach Wiesbaden. Ab 1. April 1964, ein Jahr nach Sendebeginn, fährt das ZDF sein Programm vom Filmgelände "Unter den Eichen".

Im Haus parallel zum Sendebetriebsgebäude - verbunden durch einen Brückenflur - werden Schneideräume eingerichtet, bezieht die Sendeleitung ihr Quartier und nimmt die Dispositionsabteilung ihre Arbeit auf.

Auch die ersten Räume der Chefredaktion befinden sich dort, bis man in das benachbarte neue Hochhaus der IFAGE Einzug halten kann. Ob es den vielbenutzten, oft matschigen Trampelpfad am Waldesrand zwischen den benachbarten Grundstücken noch gibt ?

In den 1970ern -das ZDF baut auf dem Lerchenberg

Anfang der 1970er Jahre beginnt das ZDF auf dem Lerchenberg in Mainz mit der Errichtung der eigenen Gebäude. Am 6. Dezember 1984 wird dort die neue Sendezentrale eingeweiht.

In einem sehr stimmungsvollen, aber zugleich auch wehmütigen Atelierfest verabschieden sich die Kolleginnen und Kollegen des ZDF von Wiesbaden und besonders von dem Flair des Filmgeländes, dessen Atmosphäre dem Programm des ZDF echt gutgetan hatte. So urwüchsig und filmverbunden wird es nie mehr sein - auch nicht bei der TaunusFilm.

Ende 1999 - ein Stück Fernsehgeschichte ist dahingegangen

Jetzt, Ende 1999, ist auch noch das Herzstück der damaligen Zeit entschwunden; wieder ist ein Stück Fernsehgeschichte dahingegangen. Was kommt an seine Stelle ?

Inzwischen hatte sich die Taunus-Film unter der Leitung von Wolfgang Graß regeneriert und seit 1991 zu einem respektablen Medienunternehmen entwickelt.

Auf dem ehemaligen Filmgelände gibt es nun eine Fachhochschule, in der künftig 700 Studenten ausgebildet werden sollen. An der Stelle der abgerissenen Gebäude entsteht ein Büro- und Appartmenthaus mit einem großen Atrium, das wieder für TV-Produktionen genutzt werden kann.

Heute gehören mehrere Tochterfirmen zum Unternehmensverbund, u.a. die für das ZDF arbeitende Firma Wagner in Ingelheim (inzwischen als OMNIMAGO bekann).

Gerade hat die HR-Werbung erhebliche Anteile der TaunusFilm verkauft. Nun gehören der CineMedia, München, 60% der Firma, 30% hält noch die Werbetochter des Hessischen Rundfunks und 10% die Helaba.

Wolfgang Graß, einst Programmdirektor bei Sat1 und inzwischen zum Professor avanciert, ist bestrebt, zahlreiche Film- und Fernsehdienstleister auf dem Wiesbadener Gelände anzusiedeln, und plant, zusammen mit dem Mainzer TV-Produzenten Josef Buchheit und der TaunusFilm-eigenen RILA PICTURES Film- und Fernsehproduktion, noch in diesem Jahr (wir sind in 2000) das sogenannte "City-TY Rhein Main" zu starten als neues Fernsehprogramm für den Ballungsraum Frankfurt-Mainz-Wiesbaden.

Eine private Konkurrenz fürs ZDF. Dennoch in alter Verbundenheit mit der Taunus-Film: Toi-toi-toi für die Zukunft !
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Ein Bericht von Günter Bartosch im Febr. 2000
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