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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.

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Ein neues Buch über Fernsehgeschichte(n) aus 1991 :
"Geliebte Glotze" - eine Buchbesprechung

geschrieben von Uwe-Jens Schumann im Herbig-Verlag
Buchbesprechung von Günter Bartosch im Juni 1991

Es kommt nicht oft vor, daß ein Buch über Fernsehgeschichte geschrieben wird. Umso bemerkenswerter, daß gerade ein derartiges Werk neu erschienen ist.

Es heißt "Geliebte Glotze", wurde geschrieben von Uwe-Jens Schumann und wird vom Herbig-Verlag, München, herausgebracht. Der Autor hat seinem Buch den Untertitel "Die aufregende und amüsante Geschichte unseres Fernsehens" gegeben.

"Ein Lese- und Nachschlagebuch für die ganze Familie"

Der Verlag präsentiert es als "ein Lese- und Nachschlagebuch für die ganze Familie und gleichzeitig brillant erzählte Medien- und Zeitgeschichte".

Flüssig und amüsant geschrieben ist es in der Tat. Uwe-Jens Schumann, Jahrgang 1944, ist Journalist und "ständiger journalistischer Beobachter der Fernseh-Szene", was immer das heißen mag.

Weniger ist sein Buch ein Geschichts-, eher ein Geschichtenbuch, woraus kein Hehl gemacht wird. Und das ist gut so. Die Geschichten über Fernseh-Stars sind interessant und kurzweilig - eine glatte, unklomplizierte Lektüre.

Eine "Kleine Fernseh-Chronik" hängt dran mit Stichworten zu Fernseh-Ereignissen und -Sendungen von 1950 - 1985. Warum sie dort endet, wenn das Buch jetzt - 1991 - erscheint, bleibt unerfindlich.

Die Zufälligkeit in der Auswahl überrascht etwas

Ebenso überrascht die Zufälligkeit in der Auswahl derer, "die das Bildschirm-Geschehen bei uns mitgeprägt haben". Etliche Fernseherfolgs-Menschen sind mehr oder weniger ausführlich dargestellt.

Warum aber fehlt das Kapitel Thomas Gottschalk ? Weil sich der Autor für Unterstützung beim Burda-Verlag bedanken muß, der Gottschalks "Bambi" zurückbekommen hat ?

Heinz Schenk ? Fehlanzeige, außer der Anmerkung, daß er 1966 "den hemdsärmeligen Otto Höpfner" beim "Blauen Bock" abgelöst habe.

"Babba Hesselbach"- Wolf Schmidt ? Caterina Valente ? Biolek ? Je eine Erwähnung in der Chronik ! Loriot ? Zwei ! Dieter Thomas Heck ? Drei ! Anneliese Rothenberger ? Keine ! Der fernsehagile Rademann ? Lobend erwähnt mit den Worten: "Als Produzent ein Unterhaltungs-As" - das muß reichen. Aber Juhnke, über den man gleich mehrere Kapitel schreiben könnte ! Nur mit ein paar seiner Sendungen angegeben.

Und wären Anno 1991 nicht auch schon Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder fällig für heiter-ironische Erwähnung ?

Es ist noch genug unterhaltsamer Lesestoff enthalten

Immerhin, was in den Augen des journalistischen Beobachters der Fernseh-Szene Aufmerksamkeit weckte, ist noch genug für unterhaltsamen Lesestoff.

Nur, daß alles ein bißchen oberflächlich ist. Kaum, daß Uwe-Jens Schumann Kenntnis nimmt vom deutschen Fernsehen bis 1945. Nichts dagegen, wenn man darangeht, nur die Nachkriegsgeschichte des deutschen Fernsehens zu betrachten.

Aber Hanns Farenburg zu bescheinigen, er sei ein "alter Hase" des Fernsehens gewesen, "denn er hat schon an den Versuchsprogrammen vor dem Zweiten Weltkrieg mitgearbeitet", wird weder Hanns Farenburg noch dem hochentwickelten Fernsehen der Dreißiger und Vierziger Jahre gerecht.

Vollends daneben gerät in dieser Hinsicht die anhängende "Kleine Fernseh-Chronik". Bei aller Wertschätzung der hervorragenden Forschungsarbeit, die Manfred von Ardenne für das Fernsehen geleistet hat, die Behauptung, er habe "entdeckt, daß sich die 'Braunsche Röhre' zur Wiedergabe von Fernsehbildern eignet", ist kühn.

(Entdeckt hatten das Dieckmann und Glage, zwei Mitarbeiter von Ferdinand Braun, schon 1906 -) Noch kühner ist es, die beiden Damen Schura von Finkelstein und Imogen Orkutt, die Anno 1930 - in Badeanzügen auf einen kurzen Stummfilm gebannt - zu Versuchszwecken immer wieder ausgestrahlt wurden, als "richtige Ansagerinnen" zu bezeichnen.

Nehmen wir's nicht so genau.

Selbst wenn es an anderen Stellen auch nicht stimmt. So lebte Hans Rosenthal nicht nur "in den letzten Monaten der Kriegswirren" als verfolgter Jude im Berliner Versteck, sondern immerhin mehr als zwei Jahre.

Was soll's ! Vieles, das der Autor berichtet, vermittelt interessante Einblicke oder Erinnerungen, die 40jährige Nachkriegsgeschichte des deutschen Fernsehens betreffend.

Er gibt Lebensbilder von Fernseh-Stars mit Höhen und Tiefen in der Gunst des Publikums und der Fernsehanstalten, wie z.B. das Schicksal von Lou van Burg.

Man findet Hans-Joachim Kulenkampff, Peter Frankenfeld, Peter von Zahn, Dietmar Schönherr, Irene Koss, Uri Geller, Jürgen Roland, Margret Dünser, Heinz Schubert, Rudi Carrell, Frank Elstner und etliche andere mit ihren Fernsehgeschichten und -geschichtchen.

Kurz: Trotz vieler Unvollkommenheiten bleibt genug lesenswertes, und rund vierzig interessante Bilder (schwarz-weiß) gibt es auch zu betrachten.

Preis des Buches: 38 DM. Übrigens: Bei Sammelbestellung über unseren Förder-Verein von mindestens 10 Exemplaren wird 25 % Rabatt gewährt.

Buchbesprechung von Günter Bartosch im Juni 1991
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