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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
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"Das Fernsehen" - Die Programmlücke im Fernsehen

von Günter Bartosch am 4. Juni 1992

Mitunter hat man den Eindruck, das Fernsehen weiß nicht mehr, was für ein Programm es machen soll. Zwischen hastig zusammengetragener Information aus aktuellem Anlaß und dem gequälten Bemühen um Unterhaltung schwankt es planlos hin und her.

Dabei vergißt es, daß es sich selbst interessant machen kann. Warum zeigt das Fernsehen keine Dokumentationen über das Fernsehen ?

Man könnte ja in "eigener Sache" .........

In eigener Sache könnte es sehr unterhaltsam sein, und sicherlich würden viele Fernsehkonsumenten sich wünschen, etwas über jenes Medium zu erfahren, das ihr ständiger Hausgenosse ist.

Warum stellt sich das Fernsehen nicht selbst dar ? Hier klafft eine Programmlücke, genau die zwischen Information und Unterhaltung !

Und kein Intendant, kein Programmdirektor, kein Fernseh-Chefredakteur begreift das ! Wie läßt sich das begreifen ?

Gleich drei Anlässe gäbe es derzeit

Gleich drei Anlässe gäbe es derzeit, Fernsehen im Fernsehen zu präsentieren ! Da hat gerade die Nasa in einer spektakulären Aktion "per Hand" im Weltraum den abgedrifteten Nachrichten-Satellit "Intelsat 6" geradegerückt, noch rechtzeitig, damit dieser die Olympischen Spiele aus Barcelona in alle Welt übertragen kann.

Doch niemand nimmt Notiz davon, daß es gerade 30 Jahre her ist, daß überhaupt Fernsehübertragungen aus dem Weltraum möglich wurden.

Der "Telstar" wurde auf seine Umlaufbahn gebracht

Am 10. Juli 1962 wurde "Telstar", der erste Nachrichten-Satellit, auf seine Umlaufbahn gebracht. In der Nacht vom 10. zum 11. Juli 1962 hatte "Telstar" die erste Fernsehbrücke zwischen dem amerikanischen und dem europäischen Kontinent geschlagen.

15 Stunden nach dem Start, während der sechsten Erdumkreisung des Satelliten, konnten zunächst Millionen von Amerikanern zum ersten Mal in der Geschichte des Fernsehens - über eine Relaisstation im Weltraum - eine Fernsehsendung empfangen, und wenige Minuten später nahmen auch Großbritannien und Frankreich daran teil.

Für die Engländer, die bis weit nach Mitternacht ausharren mußten, um Zeugen des historischen Ereignisses zu werden, brachte die Übertragung eine Enttäuschung, denn weil der Ton ausblieb und das Bild flackerte, fühlten sich die Briten in die Zeit des Stummfilms und des Kintopps versetzt.

Die Franzosen hingegen ließen die Sektpfropfen knallen, denn sie hatten, infolge eines anderen technischen Systems, eine ausgezeichnete Bildqualität und einen akzeptablen Ton.

Einen Tag später im Deutschen Fernsehen

Das deutsche Fernsehen brachte erst am Abend des 11. Juli 1962 die in Großbritannien und Frankreich aufgezeichneten Übertragungen aus Amerika in der Abendschau.

Die Presse meldete: "Kurze, ziemlich unscharfe Bildfolgen aus dieser ersten Sendung des "Telstar" wurden in einem reichlich knappen deutschen Bericht eingeblendet." - 30 Jahre später, wenn ab 25. Juli 1992 die Olympischen Spiele aus Barcelona über "Intelsat 6" nach Amerika übertragen werden, wird das Fernsehen seinen Gedenktag verschlafen haben. Wetten, daß ... !

Im August 1992 begann bei uns das Farbfernsehen

Genauso wird es sich mit jenem epochemachenden Ereignis verhalten, das sich am 25. August 1992 zum 25. Mal jährt. Damals begann das Farbfernsehen in Deutschland !

Und zwar mit dem besten Farbfernseh-System der Welt, dem vom Professor Walter Bruch entwickelten PAL-Farbfernsehen. PAL, das heißt "Phase Alternation Line". Professor Bruch, einmal danach gefragt, warum es so und nicht anders hieße, antwortete mit der Gegenfrage: "Ja, hätte es Bruch-Fernsehen heißen sollen ?"

  • Anmerkung : So stimmt das nicht mit dem PAL "Erfinder". Mehr steht hier .......


Der 25.August 1967 war der Eröffnungstag der 25. Großen Deutschen Funkausstellung Berlin. Am Vormittag, im Rahmen eines Fernseh-Festkonzerts, drückte der damalige Vizekanzler und Außenminister Willy Brandt auf einen großen roten Knopf und (paradoxerweise nicht ganz synchron) wurde das deutsche Fernsehen farbig.

Am Abend lief die erste große farbige Unterhaltungs-Show. Gesendet wurde sie vom ZDF live aus der Deutschlandhalle in Berlin anläßlich der Funkausstellung.

Und es war: "Der Goldene Schuß"

Und es war: "Der Goldene Schuß", jene Sendung, die mit Lou van Burg Furore gemacht hatte, und die just zum 25. Mal gesendet wurde.

  • Anmerkung : Günter Bartosch fand es nicht so wichtig, daß er hinter den ganzen "Der Goldene Schuß" Sendungen als Produzent die Verantwortung trug - und natürlich über die Termine und Abläufe bestens Bescheid wußte -, und das war damals nicht wenig.


Allerdings ohne Lou van Burg. Der war aus Gründen, die heute niemand mehr nachvollziehen kann, gefeuert worden.

  • Anmerkung : Auch das stimmt im Nachhinein nicht. Da gibt es korrekte Informationen.


Der neue Tele-Tell, und damit der erste "farbige" Showmaster Deutschlands war der Schweizer Vico Torriani.

Sind das keine aufregenden Geschichten, die das Fernsehen über sich selbst erzählen könnte ? - Warum tut es das nicht' ?

Kann ? Einen ganzen Sendetag könnte das Fernsehen seinem Farb-Jubiläum widmen, obwohl die historische erste Farbfernseh-Show "Der   Goldene Schuß" im ZDF unbegreiflicherweise gelöscht worden ist.

Doch der 25. August 1992 wird vergehen, ohne daß das Ereignis gebührend gewürdigt wurde. Wetten, daß ... !

Und das dritte Ereignis ?

Vor 15 Jahren lief im ZDF die erste elektronisch gefertigte Untertitelung eines ausländischen Films. Bis dahin wurden Untertitel in die Filmstreifen eingeätzt. Die Musical-Redaktion im ZDF entwickelte in Zusammenarbeit mit engagierten Mitarbeitern der Technik (Eschborn-Pionieren, wenn so man sagen darf) ein System, das den bildfeldgenauen Abruf der elektronisch eingeschriebenen und gespeicherten Untertitel ermöglichte.

Es war damals für alle Beteiligten ein "Ritt über den Bodensee". Aber es gelang, weil sich ein Team gebildet hatte, das sich aus exzellenten Fachmännern und -frauen (!) zusammensetzte.

Der erste auf elektronischem Wege volluntertitelte Spielfilm war das 97 Minuten lange amerikanische Musical "Godspell" mit dem deutschen (ZDF-) Nebentitel "Folgt dem Herrn !" am 24. April 1977.

Geschichten könnte man erzählen über das Fernsehen ... Warum erzählt das Fernsehen nicht seine Geschichte(n) ?

von Günter Bartosch am 4. Juni 1992

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