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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.

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KISTEN VOLLER FERNSEHGESCHICHTE

von Günter Bartosch im Mai 1993

Neben dem vielfältigen technischen Gerät stapeln sich in unserem Lagerraum im Mainzer "Proviantamt" nun auch Kisten mit "geistigem" Inhalt. Es sind die Bücher und Manuskripte, die wir von Autor Gerhard Merz-Hagen aus Wiesbaden übernommen haben.

Man kann sich kaum vorstellen, daß in der Villa, die er aufgegeben hat, Bibliothek, Sammlungen, Schallplatten, Noten, Manuskripte, Drehbücher vom Keller bis zum Boden angehäuft waren.

Alles in allem handelte es sich um so etwas wie ein Lebenswerk. Die Basis bildete das Schaffen des Kabarettisten Rolf Merz, der viele Chansons und Lieder für seine Frau, die Diseuse Emmi Merz, geschrieben hatte und jahrelang künstlerischer Leiter des Kabaretts und Varietés "Palladium" in Düsseldorf war.

Nach Emmis viel zu frühem Tod bildete er mit Gerhard Hagen ein Autoren-Team, und beide schrieben hauptsächlich für Produktionen des ZDF. Sie verfaßten Drehbücher für 50 Folgen der legendären Spielshow "Der Goldene Schuß" sowie der Quiz-Serie "Erkennen Sie die Melodie ?".

10 Jahre "3x9" und "Der Große Preis"

Mehr als zehn Jahre lang arbeiteten sie für Wim Thoelkes Sendungen "3x9" und "Der Große Preis" und schrieben die Bücher für "Musik ist Trumpf" sowie für zahlreiche große Evergreen- und Erinnerungssendungen. Sämtliche Drehbücher hatten sie aufbewahrt; die Materialien waren so sorgfältig geordnet, daß man mit einem Griff fand, was man suchte.

Rolf Merz starb vor 7 Jahren (1986), Gerhard Merz-Hagen arbeitete allein weiter, solange, bis in der ZDF-Unterhaltung Menschen das Sagen hatten, denen Erfahrung, Routine, das Wissen und die einmalige Sammlung von Unterlagen nichts mehr bedeuteten.

Da Rolf Merz und Gerhard Hagen auch Theaterstücke verfaßt oder ins Deutsche übertragen hatten - ihr Hauptwerk war die deutsche Fassung "Anatevka" des Musicals "Fiddler on the Roof" -, war es ein Full-Time-Job, sich um die diversen Aufführungen zu kümmern.

Nur die Krankheit zwang Gerhard Merz-Hagen, kürzer zu treten und sich von dem großen Haus in Wiesbaden-Biebrich zu trennen. Hätten die ganzen Drehbücher, Manuskripte, Noten, Schallplatten, hätte die große Bibliothek auf den Müll wandern sollen ? Die Gefahr bestand.

Der Fundus aufgehoben im ehemaligen Vereinslager

Deshalb griff unser Verein zu, "entsorgte" die Villa und sorgte so dafür, daß die umfangreiche Sammlung erst einmal sichergestellt wurde. Durch das eilige Verpacken und Abtransportieren ist zwar die schöne Ordnung dahin, doch die läßt sich ja wiederherstellen.

Wir haben mit dieser Sammlung einen großartigen Grundstock für eine Museumsbibliothek, abgesehen von den vielen Drehbüchern, die Fernsehgeschichte dokumentieren. Eines ist sicher: Jedes einzelne Buch, jedes Sammlungsstück, jede Schallplatte, jedes Notenblatt, jeder Zeitungsausschnitt wurde von Rolf Merz und Gerhard Hagen erworben oder gesammelt, um daraus Wissen für Quizfragen oder Drehbücher des Fernsehens zu schöpfen oder Bildvorlagen für die Quizwand beim "Großen Preis" zu haben.

Jedes einzelne Stück ist ebenso Fernsehgeschichte wie eine alte Kamera. Denn Fernsehen ohne die Arbeit von Schriftstellern und Drehbuchautoren ist nicht möglich.

Übrigens: Rolf Merz und Gerhard Hagen schrieben auch das Drehbuch für die erste deutsche Farbfernseh-Show "Der Goldene Schuß" vom 25.8.1967.

So kommt es, daß sie schon früh am Farbfernsehen Anteil nahmen, und aus ihrem Besitz konnten wir auch eines der ersten deutschen Farbfernsehgeräte übernehmen.

Hier noch einmal Gerhard Merz-Hagen unseren herzlichen Dank für die Überlassung eines ganzen Bergs Fernsehgeschichte !
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von Günter Bartosch im Mai 1993

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