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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.

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3 mal 90 Jahre - Hält Fernsehen jung ?

von Günter Bartosch im Dez. 1996

Wir haben die Ehre, gleich drei 90jährige Geburtstage melden zu können, von Persönlichkeiten, die auf die eine oder andere Weise mit dem Fernsehen verbunden sind.

Kurt Hinzmann

Am 8. April 1996 beging Kurt Hinzmann diesen besonderen Geburtstag. Der gebürtige Berliner war einer der ersten Mitarbeiter und Programmgestalter des deutschen Fernsehens überhaupt.

1938 wechselte er vom damaligen Reichssender Berlin in den aktuellen Dienst des Fernsehsenders Paul Nipkow und wurde dort Abteilungsleiter für die tägliche Sendung "Zeitdienst".

Während des Zweiten Weltkriegs war Kurt Hinzmann Intendant des deutschen Fernsehsenders im besetzten Paris, ein Kapitel Fernsehgeschichte, das nur wenig bekannt ist.

Die von ihm seinerzeit praktizierte gute Zusammenarbeit mit den Franzosen und sein vorbildliches menschliches Verhalten hatten ihm die Anerkennung der Franzosen eingebracht.

Sein Wirken in Paris von 1941 bis 1944 beim damals "besten Fernsehen der Welt" (nach amerikanischem Urteil von 1944) fand in Frankreich mehr Würdigung als in Deutschland. Bereits Ende 1946 konnte Hinzmann als Berater für Fragen des Studiobaus und der Programmplanung wieder in Paris tätig sein.

Ab 1953 wirkte er beim Aufbau des Fernsehens im besetzten Deutschland mit, zunächst beim Südwestfunk in Baden-Baden, dann auch beim Bayerischen Rundfunk und beim WDR.

1971 trat Hinzmann in den Ruhestand, ist aber noch heute von Fall zu Fall als Berater u.a. auch in Frankreich tätig.

Professor Dr. Karl Holzamer

Seinen 90. Geburtstag feierte in Mainz am 13. Oktober 1996 Professor Dr. Karl Holzamer. Bereits 1931 fand er zum Rundfunk und war 1933 Sachbearbeiter für konfessionelle Morgenfeier, für den Landwirtschafts- und Sprachenfunk beim Sender Köln.

Nach Kriegseinsatz und Gefangenschaft wurde er 1946 an der Universität Mainz Professor für Philosophie, Psychologie und Pädagogik. Am 12. März 1962 wählte ihn der neugegründete Fernsehrat des ZDF zum Intendanten. Unter seiner Leitung wurde das ZDF aufgebaut und konsolidierte sich.

"Karl Holzamer hat als unermüdlicher Ratgeber 15 Jahre lang das geistigmoralische Bild des ZDF geprägt" sagte der jetzige ZDF-Intendant Dieter Stolte in seiner Laudatio für den Jubilar.

Professor Dr. h.c. mult. Manfred von Ardenne

Der dritte 90. Geburtstag, von dem zu berichten ist, steht kurz bevor:

Am 20. Januar 1997 erreicht Professor Manfred von Ardenne dieses hohe Alter. Schon als junger Mann beschäftigte er sich mit der Fernsehtechnik und trug sehr wesentlich mit seinen Forschungsergebnissen zur Entwicklung des Mediums bei.

1925 konstruierte er einen ersten Breitbandverstärker, 1928 folgte die Beschäftigung mit der Elektronenstrahlröhre. Mit Lichtsteuermethode und hellem Leuchtfleck gelang ihm die Realisierung des Leuchtfleckabtasters; in einem Experiment erfolgte in Berlin-Lichterfelde 1930 eine erste Fernsehübertragung unter Verwendung dieser Konstruktion.

1931 stellte er auf der Berliner Funkausstellung die erste Bild- und Filmübertragung mit Elektronenstrahltechnik vor. Weitere Erfindungen und Entwicklungen auf dem Gebiet des Fernsehens folgten, dann verlagerte er den Schwerpunkt seiner Arbeiten auf das Gebiet der elektronen-optischen und schließlich der kernphysikalischen Forschung.

Manfred von Ardenne und das von ihm gegründete Institut mit seinem Namen in Dresden leisten seit Jahrzehnten wertvolle Arbeit in Krebsforschung und in anderen Bereichen des Gesundheitswesens.

Es ist uns eine Ehre, daß alle drei Jubilare unserem Förderverein verbunden sind. Sie haben uns bisher in vielfältiger Weise unterstützt und mit wertvollen Informationen versorgt.

Wir bedauern, daß unsere derzeitige wirtschaftliche und räumliche Situation die Pflege der so wichtigen Kontakte stark behindert, hoffen aber auf bessere Voraussetzungen in naher Zukunft. Alle drei Pioniere des Fernsehens werden in unserem geplanten Museum die ihnen zustehende Berücksichtigung und Würdigung erfahren.
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  • Anmerkung : Kein Wort von den wirklichen Verhältnissen ?? Schade ....
  • Während die Ossi-Machthaber und die Russen auf Wernher von Braun herumgehackt hatten, er habe sich von den Amerikanern schlichtweg kaufen lassen, wird akribisch verschwiegen, daß M.v.Ardenne sich von den Russen hat kaufen lassen, fast genauso wie W.v.Braun. Er lebte in einer abgeschotteten Enclave in der Nähe von Dresden in einem kleinen Paradis, wie Eingeweihte nach draußen brachten.
  • Während es über Wernher von Braun und seine kritikwürdige Historie eine handvoll Bücher fremder Autoren gibt, gibt es von Ardenne nur eigene selbst verfaßte Literatur (meist aus dem Militärverlag in Ostberlin).

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Förderverein
MUSEUM FÜR DEUTSCHE FERNSEHGESCHICHTE RFM e.V.

Hindemithstraße 1-5 D-6500 Mainz 31 Telefon: 0 61 31/77 89 (Büro Z.Zt. nicht besetzt!)

1. Vorsitzender: Otto-Friedrich Herber, Europaring 35, 65428 Rüsselsheim
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PRESSEMELDUNG Mainz, 6. März 1996
ZWEI FERNSEHINTENDANTEN WERDEN 90 JAHRE ALT

Unser Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Historie des Fernsehens zu bewahren und zu dokumentieren, möchte hiermit darauf aufmerksam machen, daß in diesem Jahr zwei deutsche Fernsehintendanten das 90. Lebensjahr vollenden.

Es handelt sich um Kurt Hinzmann am 8, April und um Professor Dr. Karl Holzamer am 13. Oktober.

Der gebürtige Berliner Kurt Hinzmann war Intendant des deutschen Fernsehsenders im besetzten Paris während des Zweiten Weltkriegs, ein Kapitel Fernsehgeschichte, das nur wenig bekannt ist. Die von ihm praktizierte gute Zusammenarbeit mit den Franzosen und sein vorbildliches menschliches Verhalten hatten ihm die Anerkennung der Franzosen eingebracht. Sein Wirken in Paris in den Jahren von 1941 bis 1944 beim damals "besten Fernsehen der Welt" (nach amerikanischem Urteil) fand in Frankreich mehr Würdigung als in Deutschland. Von unserem Dokumentaristen Günter Bartosch sind hierüber zwei Artikel verfaßt worden, die wir zur Information über Kurt Hinzmann beilegen. Die Artikel stehen auch zur Veröffentlichung zur Verfügung; die Rechte liegen beim Autor Günter Bartosch, 65193 Wiesbaden,
 
Der Mainzer Professor Dr. Karl Holzamer, in Frankfurt/Main geboren, war 1962 Gründungsintendant des Zweiten Deutschen Fernsehens in Mainz und übte diese Tätigkeit bis 1977 aus. Material über ihn ist in allen Medienarchiven vorhanden und kann speziell angefordert werden beim ZDF - HA Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 4040, 55100 Mainz.

Wir würden es begrüßen, wenn die Ehrentage der beiden sehr rüstigen Jubilare in den Medien entsprechende Würdigung finden könnten, und bitten dabei um Ihre Unterstützung. Besten Dank.

Anlagen - RFM aktuell - Seite 4 - 1/1991
Ein Geburtstag steht bevor (//39/I

Natürlich gratuliert man nicht schon vorher zum Geburtstag. Doch ist es Chronistenpflicht, auf bevorstehende besondere Ereignisse hinzuweisen.

So sei nicht nur unseren Mitgliedern, sondern darüber hinaus auch allen, die das Fernsehen zu ihrem Beruf und vielleicht auch zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, ein Datum genannt, an dem ein Fernsehschaffender besonderer Art seinen 85. Geburtstag begeht.

Am 8. April kann unser Mitglied Kurt Hinzmann diesen Tag feiern, und die Intendanten und Geschäftsführer aller deutschen Fernsehsender sollten ihm dazu gratulieren, denn er war und ist einer von ihnen.

Vermutlich aber wird ihm aus Frankreich mehr Ehre zuteil werden als aus Deutschland. Das ist insofern nicht selbstverständlich, als er vor 50 Jahren als Besatzungsdeutscher nach Paris kam. Und in Paris war er auch deutscher Fernsehintendant.

Es handelt sich um ein Kapitel deutscher Fernsehgeschichte, von dem die wenigsten etwas wissen, wohl auch die nicht, die es wissen sollten. Über das deutsche Fernsehen während des Krieges in Paris ist gerade ein Buch erschienen - in Frankreich, nicht in Deutschland.

Es heißt "Cognac Jay 1940 - La t'vision franjaise sous l'occupation".

Wer übersetzt es und wer bringt es in Deutschland heraus? Es wäre ein Geschenk für Kurt Hinzmann!

Man bedenke, was geschah anno 1941 :

Hinzmann, bis dato Chef des "Zeitgeschehens" des Fernsehsenders Paul Nipkow in Berlin und glücklich darüber, in den heroischen Zeiten der Nazis und des Krieges keine Uniform tragen zu müssen, wird abkommandiert ins besetzte Paris, um dort ein Fernsehen für deutsche Verwundete in den Lazaretten aufzubauen.

Da alles seine Ordnung haben muß, wird Hinzmann nun doch gezwungen, eine Uniform anzuziehen, und erhält militärisch den undefinierbaren Rang eines "Sonderführers".

Kaum in Paris und nach Sondierung seiner Abhängigkeiten ist Hinzmann möglichst schnell dabei, die Uniform wieder abzulegen und im Stillen zu schaffen.

Da er weder Nazi ist noch sich teutonisch gibt, gelingt es ihm, eine so gute Atmosphäre der Zusammenarbeit zwischen Franzosen und Besatzungsdeutschen zu erzielen, daß er auch bei den unterdrückten Franzosen Achtung gewinnt.

Gemeinsam mit den deutschen Firmen der Rundfunkindustrie (allen voran TELEFUNKEN) und ihren französischen Partnern wird ein leerstehendes Vergnügungsetablissement "Magic City" in der Rue Cognac-Jay zu einem Fernsehkomplex ausgebaut und in den Räumen unterhalb des Eiffelturms die Technik des Fernsehsenders völlig neu eingerichtet.

Vom 7. Mai 1943 (mit längerer provisorischer Vorlaufzeit) bis zum 16. August 1944, drei Tage bevor die alliierten Truppen Paris erreichten, strahlte der "Fernsehsender Paris" das damals technisch beste und programmlich umfangreichste Fernsehprogramm der Welt aus, und zwar zu etwa 80% in französischer Sprache.

Italien stand kurz davor, sich anzuschließen. Als amerikanische Spezialisten nach der Besetzung der französischen Hauptstadt die Fernseheinrichtungen besichtigten, meldeten sie nach Amerika, sie hätten das Perfekteste gesehen, daß die moderne Fernsehtechnik zu bieten habe.

Auf diesem Foto war Kurt Hinzmann nalb so alt wie jetzt

Ein menschlicher Besatzer - das gab es auch

Der deutsche Fernsehsender Paris, das ist eine Geschichte für sich - ein Stück Fernsehgeschichte. Soviel, daß es ein ganzes Buch füllt, das erwähnte mit 220 Seiten und mehreren Bildern.

Die Tatsache, daß Kurt Hinzmann ein menschlicher Besatzer unter den sonst vielfach verhaßten Deutschen war und in seiner Eigenschaft als Chef des Fernsehbetriebs auch vielen verfolgten Franzosen Unterschlupf gewährte, daß er "vergaß", beim Abzug aus Paris, den Führerbefehl auszuführen, die Fernseheinrichtung unter dem Eiffelturm sprengen zu lassen, was den Turm hätte zum Einsturz bringen können, hat ihm gleich nach Beendigung des Krieges die Anerkennung der Franzosen eingebracht.

Schon im Dezember 1946 kehrte Kurt Hinzmann auf Einladung der französischen Regierung als "Conseiller technique" (also als Berater) für Fragen des Studiobaues und der Programmplanung nach Paris zurück.

Noch heute besitzt er dort eine Wohnung. Ansonsten wohnt er in Lindau/Bodensee. Neue Postleitzahl: 88131 Lindau - Damit die deutschen Fernsehintendanten ihrem ehemaligen Kollegen gratulieren können, der schon vor 50 Jahren ein europäisches Fernsehen plante.

Es wäre wirklich wünschenswert, wenn unsere Fernseh-Oberen bei aller wichtigen Vorausschau auch einmal einen aufmerksamen Blick zurück täten

Günter Bartosch in 1996
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