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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.

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BIG WIM und das "Aktuelle Sportstudio" und "Der große Preis" - Ein Kapitel Fernsehgeschichte

von Manfred Kumpf und Günter Bartosch am 1. Dez. 1995

Am 10. Dezember 1992 hatte Wim Thoelke von seiner Sendung "Der große Preis" Abschied genommen, doch nicht etwa, um sich zur Ruhe zu setzen.

Trotz seiner schweren Herzerkrankung blieb er in dem Beruf, den er liebte, aktiv und ärgerte sich nur darüber, daß er kürzer treten mußte.

Sein Leben : Mai 1927 - November 1995

Nun hat er, nach einem Schwächeanfall, am 26. November 1995 im Alter von 68 Jahren diese Welt, seine Familie und seine Freunde verlassen.

Keine große Show im deutschen Fernsehen war so erfolgreich wie der "Große Preis". Über drei Milliarden Mark hatte diese Sendereihe zu Wim Thoelkes Zeiten eingespielt, wovon 1,7 Milliarden der "Aktion Sorgenkind" zugute kamen.

Der Spielmeister Wim Thoelke war eine "Eigenproduktion" des ZDF. Seit den Pioniertagen dabei, hatte er sich schon Popularität erworben, bevor er vom Sport in die Show überwechselte.

Wim, am 9. Mai 1927 in Mülheim/Ruhr geboren, war Handball-Funktionär und Hörfunk-Sportreporter gewesen, bevor er 1963 zum ZDF kam. Als er anfänglich "heute-Nachrichten" verlas und im neuen Zweiten Fernsehprogramm neben Walther Schmieding und Erich Helmensdorfer beim Publikum zum Sympathieträger wurde, stellten wir erstaunt fest: Die Dicken kommen an.

Big Wim brachte ein Körpergewicht von zwei Zentnern auf den Bildschirm, als er zum ersten Spieltag der Bundesliga 1963 zusammen mit Harry Valerien und Rainer Günzler das "Aktuelle Sportstudio" ins Leben rief, jene typische ZDF-Sendung, die heute noch existiert.

Spielmeister wurde Wim Thoelke schon 1965 als Moderator der Vorabend-Quizserie "Rate mit - reise mit, die bis 1967 lief. Kaum noch bekannt ist, daß er eine Zeitlang auch "Singende Sportler" vorstellte. Den Sprung ins Abendprogramm, um mit seiner Körpergröße von 1,91 Meter auch in der Fernsehunterhaltung ein ganz Großer zu werden, unternahm er mit Beginn der Sendereihe "3x9" ab 10. September 1970 zugunsten der "Aktion Sorgenkind".

September 1974 - "Der große Preis" mit Wim Thoelke begann

Bis zum 27. Juni 1974 moderierte er 31 Sendungen, dann wurde die Sendung von der Serie "Der große Preis" abgelöst. Die erste Produktion der neuen Quiz-Serie startete am 5. September 1974, und damit begann eine einzigartige Erfolgsreihe.

"Mir kam es immer darauf an, die Sendungen zu verkaufen, nicht mich", sagte Thoelke in der ihm eigenen Bescheidenheit. Mit seiner freundlichen, unaufdringlichen Art brachte er umfassende Bildung an den Mann und die Frau, fleißig erarbeitet von Redakteur Joachim Rodel und den Autoren Rolf Merz und Gerhard Hagen.

Anmerkung : Hier stellt sich Günter Bartosch ganz hinten an, obwohl er es war, der die Fragen mit denbeiden Kollegen zusammengestellt hatte.

Pur abertausende Wissensfragen, für unzählige Lehrstunden, für unermüdliche Bildungsarbeit in einer Art "Volkshochschule der Nation" hätte er gewiß den Ehrentitel "Fernsehprofessor" verdient.

In den 18 Jahren und den 220 Sendungen, die die Serie "Der große Preis" bis zu Thoelkes Abschied durchhielt, fehlte er nur ein einziges Mal.

Der Anlaß, die Bypass-Operation am Herzen im März 1991 hätte viele andere aus der Bahn geworfen. Nicht so Wim Thoelke ! Nachdem ihn das eine Mal Wolfgang Lippert vertreten hatte, war Wim Thoelke wieder da, schmal und gezeichnet von der Operation, aber alles andere als ein Sorgenkind.
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1991 - die 200. Sendung - aber sitzend

In selbstauferlegter Disziplin ließ er es sich nicht nehmen, am 25. April 1991 die 200. Sendung, diesmal sitzend, zu präsentieren.

Wim Thoelke verließ die große Show, als er ins Rentenalter kam. Die Tatsache, daß ein noch älterer, nämlich Hans-Joachim Kulenkampff, nach dem Willen des ZDP die Sendereihe weiterführte, wurmte ihn sehr, zumal das Publikumsinteresse an der Sendung bald erheblich nachließ.

Wim hatte den Eindruck, daß sein Lebenswerk nicht mehr in den richtigen Händen lag, und zusammen mit unsensiblem Verhalten des ZDF bei seinem Abschied staute sich Groll in ihm auf.

Zwar blieb er dem ZDF verbunden und präsentierte noch zahlreiche Sendungen "Klassentreffen", doch konnte ihn das nicht beschwichtigen.
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Eine prägende Persönlichkeit des deutschen Fernsehens

Zum ersten Mal verließ ihn die sonst an ihm so geschätzte Fairness, als er "unter dem Titel "Stars, Kollegen und Ganoven" seine Memoiren schrieb. Nach ein paar Schlagzeilen in der Presse gab es dann wieder einen Brückenschlag zwischen ZDF und Thoelke, Intendant Dieter Stolte würdigte Thoelke als eine prägende Persönlichkeit des deutschen Fernsehens - und man wird hinzufügen dürfen: speziell des ZDF.

Mit Wim Thoelke geht eine Ära zuende. Wenn nun bald der ZDF-bewährte Dieter Thomas Heck mit einer neuen Reihe die "Goldmillion" ablöst, muß er nicht in die Fußstapfen von Wim Thoelke treten.

Doch nicht nur die Fernsehzeiten, sondern auch die "Aktion Sorgenkind" haben sich gewandelt; hoffentlich bleiben nicht nur Sorgen, wenn man das "Kind" wegläßt.

Mit Wim Thoelke gestorben aber sind nur seine beiden unverwüstlichen Partner, die prägenden Markenzeichen Wum und Wendelin, mit ihrem Ruf: "Thöööölke !" Schade.

Günter Bartosch im Dez. 1995
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