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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
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HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM 65sten!

von Günter Bartosch am 11. Sept. 1991

65 Jahre alt ist er nun geworden, doch zur Ruhe setzen kann er sich nicht: Der Berliner Funkturm. Regelmäßige Programmsendungen funkt er schon lange nicht mehr, doch hat er inzwischen eine andere Funktion übernommen: Er ist ein Wahrzeichen Berlins, das genauso wenig wegzudenken ist wie das 200 Jahre alte Brandenburger Tor.

Zudem ist der Funkturm ein echter Überlebenskünstler, wie alle Berliner, die jetzt 65 werden. Was hat er nicht alles gesehen, was hat er nicht alles miterlebt ! Was hat er nicht alles überstanden ! Darüber zu berichten, würde den Rahmen unseres Mitteilungsblattes sprengen.

Erbaut hat ihn der ... - stimmte das wirklich ?

Erschaffen hat ihn der berühmte Berliner Architekt Prof. Dr. e.h. Heinrich Straumer - so jedenfalls steht es überall zu lesen. War er wirklich der Schöpfer ? Nach Straumers Tod 1937 schrieb der Technik-Journalist Hans S. v. Heisler, Straumer sei nicht der Erbauer des Funkturms gewesen.

"Noch nicht einmal die Idee, etwa als Form- oder Ansichtsskizze, stammt von ihm. Im Gegenteil: er war sogar der Meinung, daß die Konstruktion falsch sei ... Schließlich erklärte er auch in dem Vertrag mit der Baufirma schriftlich, daß die Errichtung des Turmes ohne seine Verantwortung geschehe.

Genannt wird 1937 aber die Firma Hein Lehmann & Co

Erbauer des Berliner Funkturms ist die Firma Hein Lehmann & Co in Tempelhof, deren Ingenieure unter Leitung des Direktors Bräckerbohm den Bau in allen Einzelheiten entworfen, errechnet und ausgeführt haben. Lediglich die Innenausstattung des Restaurants auf halber Höhe des Turms übernahm der Architekt Straumer, und von ihm wurde auch die Schräglage der Fenster vorgeschlagen."

Soweit die Anmerkungen des Journalisten von 1937, der zugleich darauf hinwies, daß Direktor Bräckerbohm ein großes Schild am Fuße des Funkturms anbringen ließ, "welches die Inschrift enthält, wer den Berliner Funkturm entworfen und gebaut hat". Damals war das Schild noch da, heute sucht man es vergebens. Wo ist es geblieben ?

Müssen die offiziellen Angaben über den Schöpfer des Funkturms korrigiert werden ? Wir sehen, daß auch in anderen Bereichen als in der Fernsehgeschichte Ungereimtheiten und Problemfragen auftauchen.

Überlassen wir die Frage, wer den Berliner Funkturm erbaut hat, den Architektur-Historikern.

Am 3. September 1926 seiner Bestimmung übergeben ...

Für uns ist der Funkturm, der am 3. September 1926 seiner Bestimmung übergeben wurde, die historische Sendestelle für die ersten öffentlich übertragenen bewegten Fernsehbilder in Deutschland.

Das Datum ist gesichert: Es geschah in der Nacht vom 8. zum 9. März 1929 zwischen 23.10 und 0.30 Uhr. Ein Augenzeuge schilderte das "Programm", das aus dem Laboratorium des Fernsehpioniers Denes von Mihäly übertragen wurde: Auf Glasstreifen aufgezeichnete Buchstaben sowie eine sich öffnende und schließende Schere. Radiohörer vernahmen ein merkwürdiges, ihnen unerklärliches Prasseln in den Lautsprechern.

Erstmalig ein Bild über UKW "gesendet"

Das war gesendetes Bild, damals noch ohne Ton ! Zunächst bis zum 13. Juli 1929 wurden diese Versuche fortgesetzt, dann während der 6. Großen Deutschen Funkausstellung vom 30. August bis zum 8. September 1929 erneut durchgeführt, und schließlich sendete der "Funkturm Berlin-Witzleben" ab 23. September 1929 zu bestimmten Zeiten Fernseh-Signale zu Versuchszwecken.

Zur Funkausstellung vom 19. bis zum 28. August 1932 wurde auf dem Turm eine Kreisantenne installiert, um Fernsehversuchssendungen im Bereich der Ultrakurzwellen möglich zu machen.

Und dann noch mit Ton ...

Nach Umstellung der Sendeapparatur auf die 180-Zeilen-Norm am 1. April 1934 wurde eine zweite Antenne für den Ton errichtet, so daß zur Funkausstellung vom 17. bis zum 26. August 1934 gleichzeitig Bild und Ton gesendet werden konnten.

So war der Funkturm lange für das Fernsehen aktiv, bis er am 1. November 1938 von der neuen Fernsehsendeanlage im Turm des Amerika-Hauses abgelöst wurde. Später dann trug er, nachdem er während des Krieges standhaft den Luftangriffen und dem Endkampf um Berlin getrotzt hatte, vor genau 40 Jahren wieder eine Fernsehantenne - die für die ersten Sendungen des NWDR-Berlin anläßlich der Deutschen Industrieausstellung im Oktober 1951.

Wetten möchte ich, daß er auch in Zukunft hin und wieder in der einen oder anderen Weise dem Fernsehen und neuen Experimenten dienlich sein wird. Auf der Funkausstellung in diesem Jahr hatte er immerhin HDTV und D2-MAC unter seine Fittiche genommen.

Herzlichen Glückwunsch dem "Langen Lulatsch" zum 65sten !

von Günter Bartosch am 11. Sept. 1991

Dazu Bild "Plakat Funkausstellung 1926" mit Text:
Vor 65 Jahren, zur Großen Deutschen Funkausstellung 1926, lud zum ersten Mal der Berliner Funkturm ein.

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