Sie sind hier : Startseite →  Magazine und Zeitschriften→  (6) FKT Fernseh- und Kinotechnik→  Kinotechnik-Jahrgang 1938→  1938 - Apparatur für Tonfilmaufnahme

Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.

.

Eine neue Kleinapparafur für Tonfilmaufnahmen

aus KINOTECHNIK Heft 7 / Juli Berlin 1938 von Mauricio Dietrich
.
Eine Tonfilmaufnahmeapparatur, die alle heute zu stellenden physikalischen und betriebstechnischen Wünsche erfüllt, erfordert einen bestimmten Raumbedarf. Obwohl man bei modernen Apparaturen, wie z. B. der Eurocord, bereits zu sehr kompendiösen und beweglichen Ausführungsformen gekommen ist, sind sie für manche Zwecke doch nicht klein und beweglich genug, und zwar handelt es sich dabei in der Regel um solche Aufgaben des Filmschaffens, bei denen die Bildaufnahme das Wesentliche ist und die Tonaufnahme erst in zweiter Reihe steht.

Hierzu gehören z. B. Reporteraufnahmen, Expeditionsaufnahmen, Sportaufnahmen und ähnliches.
.

Das mit dem Filmton ist eine Notlage

Das in solchen Fällen häufig angewendete Hilfsmittel, nur das Bild mit einer sehr beweglichen Handkamera aufzunehmen und den Ton nachträglich hinzuzufügen, ist auf die Dauer nicht befriedigend, denn wenn auch bei diesen Zwecken der Ton im Hintergrunde bleibt, so verlangt doch der zum Tonfilm erzogene Zuschauer und die manchmal geradezu urkundliche Bedeutung solcher Aufnahmen, daß der Ton echt und wirklich sei.

Man hat sich in dieser Notlage mitunter so geholfen, daß man den Ton mit anderen Aufnahmeverfahren, wie beispielsweise Tonfolien-Schreiber oder Schallplatten-Schreiber, aufgenommen hat, aber diese Hilfsmittel sind doch nicht für alle Zwecke geeignet und bereiten oftmals allein durch ihren räumlichen Umfang große Schwierigkeiten; sie sind wirklich nur Notbehelfe.

In allen diesen Fällen wäre die gleichzeitige Aufnahme von Ton und Bild auf einem Streifen das Richtige, dabei ist begreiflicherweise für die Tonapparatur das Entscheidende: Gewicht und Raumbedarf, die beide so klein wie möglich gehalten werden müssen.
.

Auch eine Frage der Tonqualität

Auch noch ein zweiter Grund macht das Vorhandensein einer Kleinapparatur höchst erwünscht, nämlich gerade der Hochstand der Tonaufnahme- und Tonwiedergabe-Technik. Je besser die Tonqualität von Musik und Sprache der im Atelier aufgenommenen Filme ist, desto unbefriedigender empfindet man die Töne und Klänge, die im Atelier nicht auf natürlichem Wege hervorzubringen sind.

Solche Geräusche und Klänge nimmt man jetzt aus dem Tonarchiv oder erzeugt sie auf künstlichem Wege, und nur selten kann - des Umfanges der Apparaturen und der damit verbundenen Transportkosten wegen - die Tonaufnahme am Ursprungsort gemacht werden. Hier ist eine Kleinapparatur ebenfalls Retter aus der Not.

Nachträgliche Korrekturen

Das Überspielen der mit einer Kleinkamera aufgenommenen Bänder auf großen Aufnahmeapparaturen gibt die Möglichkeit, Korrekturen vorzunehmen, die einen großen Teil der Unzulänglichkeiten derartiger Tonbänder ausgleichen.

So z. B. ist eine Anpassung in Lautstärke, Frequenzgang und Tonschrift an die übrigen, von vornherein mit einer hochqualifizierten Tonapparatur aufgenommenen Teile des Films möglich.

Diese Gesichtspunkte waren maßgebend für die Entwicklung der neuen Tonapparatur kleinsten Raumbedarfs, die den Gegenstand dieser Ausführung bilden.

Die Geräte unter dem Namen „Minicord"

Die Geräte, die unter dem Namen „Minicord" zusammengefaßt sind, bilden eine Tonaufnahmeapparatur, die zwar keinesfalls die bekannten, großen Apparaturen ersetzen kann, aber aus den einleitend angeführten Gründen eine wertvolle, notwendige Ergänzung für sie bildet.

Die Grundapparatur besteht aus den drei Hauptteilen (Bild 1): Mikrophon, Verstärker und Tonlaufwerk. Hierbei ist das Tonlaufwerk mit dem Lichtsteuerorgan dasjenige Glied der Apparatur, was mit Rücksicht auf seine enge Verbindung mit der Bildkamera so klein und leicht wie möglich gehalten werden muß.

Hier ergaben sich naturgemäß die größten Schwierigkeiten. Daher ist es besonders befriedigend, festzustellen, daß es gelungen ist, einen Lichttonschreiber und ein Laufwerk zu bauen, das hinsichtlich Kleinheit und Leichtigkeit alle bekannten Konstruktionen weit übertrifft.

Der Lichttonschreiber

Den Lichttonschreiber, das Kernstück der Minicord-Apparatur, zeigt Bild 2. in einem Gehäuse von 7cm x 4cm x 3cm sind Schwingsystem und Optik eingeschlossen (Gewicht 200 g). Das Gehäuse trägt ein Zapfenlager, mit welchem der Lichttonschreiber auf einem Lagerstift des Tonläufers aufgesetzt wird. Unter einer Blechhaube ist die mit Präzisionsfassung versehene Tonlampe (4V, 3,5W) sichtbar.

Bild 3 zeigt das optische Schema. Von der Tonlampe wird über einen Kondensor eine Siebenzackenblende beleuchtet. Über ein Umlenkprisma wird durch den Linsenhohlspiegel des Schwingsystems die Scharfabbildung dieser Zackenblende auf einer Zylinderlinse erzeugt, die sich im Abstand von nur 1/20mm vom Film befindet. Die Zylinderlinse sammelt das Licht quer zur Filmlaufrichtung auf ein Spaltbild von 10u Breite.

Bild 4 zeigt das Schema des Schwingsystems. Durch die Wicklung W werden die Tonwechselströme geschickt (5 mA für Vollaussteuerung, 3000Q bei 6000 Hz).

Zwischen den Polschuhen schwingt das Eisenblättchen A um seine Aufhängung an der Stahlseite St. Auf dem Eisenblättchen aufgekittet ist der Linsenhohlspiegel Sp. Von dem Spiegelmittelpunkt hängt nach unten ein Dämpfungsstab. Die Resonanz des Systems liegt bei 12.000 Hz. Es verträgt eine fünffache elektrische Überlastung. Der Frequenzgang ist geradlinig und konstant im Bereich von 30 bis 6.500 Hz.

Das modulare Tonlaufwerk

Der ganze Lichttonschreiber ist in dem Tonlaufwerk leicht herausnehmbar angeordnet. Er wird durch eine Feder gegen einen verstellbaren Anschlag gedrückt. Die Beobachtungseinrichtung für die Scharfstellung des Aufnahmespaltes ist in der Tonrolle selbst vorgesehen. Das Tonlaufwerk selbst (siehe Bild 5) ist ein typisches Schwung bahngerät.

Der ruckweise aus dem Bildfenster kommende Film wird durch einen Schleifenfänger der mit einer Schwungmasse verbundenen Tonrolle zugeführt und von der in der Bildkamera vorhandenen Nachtransport-Zackenrolle über einen gedämpften Filmzugregler wieder herausgezogen.

Beim Anfahren wird durch einen Schnellanlauf erreicht, daß der Anlauf nach 30 Bildern beendet ist. In der Ruhestellung des Filmzugreglers wird die
Schleifenfänger-Gummirolle automatisch abgehoben, wodurch ein einfaches Einlegen des Films und Schonung der Gummirolle gewährleistet ist.

Das Tonlaufwerk wird für Normal- und Schmalfilm in je zwei Typen hergestellt, die sich spiegelbildlich gleichen. Diese lassen sich an vorhandene Bildkameras anbauen und bei Neuentwicklungen einbauen.

Nur 2,13 Kilo Gewicht

Das komplette Laufwerk für Normalfilm mit einer Schwungmasse von 10cm Durchmesser wiegt 2,13 kg; wenn der Platz für eine"16cm-Schwungmasse vorhanden ist, so verringert sich dieses auf 1,2 kg. (Für das Schmalfilm-Laufwerk ist das Gewicht entsprechend geringer.) Neukonstruktionen von Bildkameras, die von vornherein den Platz, für den Tonläufer berücksichtigen, werden auch noch das Zusatzgewicht der Gehäuse-Vergrößerung herabsetzen können.

Das Eurocord-Raummikrophon nach Gerlach

Wir kommen nun zur Mikrophon- und Verstärker- Einrichtung. Zur Anwendung kommt das Eurocord-Raummikrophon nach Gerlach (Bild 6), das wohl das kleinste, bekannte Kondensator- Mikrophon überhaupt ist.

Die sogenannte Birne schließt am vorderen Ende mit der Mikrophon-Kapsel, und darin eingebaut ist ein kleines Verstärkerrohr, das die erste Verstärkungsstufe darstellt. Ein mit der Birne fest verbundenes, 15m langes dreiadriges abgeschirmtes Kabel mit einem vierpoligen Winkelstecker am anderen Ende dient zur Verbindung mit dem Eingang des Verstärkers.

Dieses Kabel führt die Sprechströme und gleichzeitig die Betriebsspannung von 30 Volt für die Kapsel sowie die Anodenspannung 60 Volt und die Heizspannung 2 Volt für die Verstärkungsstufe. Die Sprechströme gelangen direkt auf das Gitter der ersten Röhre des Aufnahme-Verstärkers.

Zur Mikrophonbirne wird ein Halter geliefert, der auf jedes normale Photo-Stativ geschraubt werden kann, wobei die Möglichkeit besteht, dem Mikrophon durch Zwischensetzen eines der üblichen Kugelgelenke jede gewünschte Lage zu geben.
.

Der Verstärker

Der Verstärker ist folgendermaßen aufgebaut (Bild 7): Er besitzt drei Stufen in Widerstandskopplung für Batteriebetrieb. Die Röhrenbestückung besteht aus zwei Dreipol-Vorröhren und einer Fünfpol-Endröhre. Die Eingangsspannung für volle Aussteuerung bei 800 Hz beträgt 15mV für einen Ausgangsstrom von etwa 6mA bei Anschluß des Lichttonschreibers.

Im Verstärker sind eingebaut ein Instrument zur Kontrolle der Übersteuerung, d. h. die Einstellung ist so vorgenommen, daß ein sichtbares Ansprechen des Instrumentes kurz vor der Übersteuerungsgrenze eintritt und ein Warnungszeichen darstellt.

Zur weiteren Kontrolle ist ein besonders leichter, hochwertiger Kristall-Kopfhörer vorgesehen. Ein weiteres Instrument dient zur wahlweisen Messung des Anodenstromes vom Endrohr und der Tonlampenheizung. Hierzu gehört ein Umschalter, bei dessen Stellung „II" der Tonlampenstrom (0,6 bis 0,8 A) eingeschaltet, gemessen und mittels eines Drehknopfes geregelt wird, während auf der Stellung „I" der gesamte Anodenstrom (etwa 11,5 mA) angezeigt wird. (Ohne Tonlampe: Abhörstellung.)

Eine feste Filmentzerrung ist eingebaut, die oberste geradlinig zu übertragende Frequenz ist auf 6.000 Hz festgelegt. Weiter ist eine zweistufig einstellbare Tiefensenkung von etwa -6 und -12 db bei 50 Hz vorhanden.
.

Sogar ein Tonabnehmeranschluß ist vorgesehen

Ein Tonabnehmeranschluß, der an das zweite Rohr angelegt ist, erlaubt eine Vollaussteuerung des Lichttonschreibers mit normalem Tonabnehmerpegel und wird vom Regler des Aufnahmeverstärkers nicht beeinflußt.

Die Betriebsspannungen werden einer Anodenbatterie von 120 V und einem Blei-Akkumulator von 4 V entnommen. Von 10,5 bis 120 V wird die Anodenspannung abgegriffen, während die Zellen von 10,5 V bis 0 zur Einstellung der Gittervorspannung für das Endrohr dienen.

Der 4 Volt-Akkumulator liefert den Strom zur Speisung der Tonlampe des Lichttonschreibers (4V, 0,8A) und außerdem unter Vorschaltung von Widerständen den Strom für die 2 Volt geheizten Röhren des Verstärkers (0,45 A).

5m Verbindungsleitung zur (Ton-) Kamera

Die vieradrige Verbindungsleitung zur Kamera ist 5 m lang und führt die Sprechströme sowie den Tonlampenstrom für den Lichttonschreiber.

Die Maße des Verstärker und Batterien enthaltenden Koffers sind 45cm x 14cm x 40cm, das Gewicht beträgt 15 kg; im Deckel können Mikrophon, Kopfhörer und Kabel untergebracht werden. Mit einer Ladung kann etwa 8 Stunden gedreht oder 30 Stunden abgehört werden. Vom Verstärker geht ein 5 m langes Kabel mit Steckvorrichtung zum Tonlaufwerk (Bild 8).
.

Eine kombinierte Bild- und Ton- Schmalfilm-Kamera

Im Zusammenhang mit der Entwicklung der „Minicord"-Apparatur - und gewissermaßen bedingt durch sie - entstand eine Schmalfilm-Kamera für kombinierte Bild- und Tonaufnahme.

Der Tonteil dieser Kamera ist bis auf das Laufwerk, das entsprechend kleiner gehalten ist, der gleiche wie der vorher beschriebene. Die Kamera selbst ist - abweichend von den bisherigen Konstruktionen dieser Art - im wesentlichen für berufliche Zwecke, wie beispielsweise Reportagen und Expeditionsaufnahmen, gebaut. Die Einzelheiten dieser Konstruktion sind einer späteren Arbeit vorbehalten.

Hier soll nur gesagt werden, daß die Kamera (siehe Bild 9) auf der Bildseite möglichst alles erhalten hat, was der Berufs-Kameramann von einer solchen Reporterkamera verlangt. Sie besitzt Schnellwechsel-Revolver für Objektive auch langer Brennweiten und großer Öffnungen. Das Sucherbild hat bei allen Objektiven die gleiche Größe und automatischen Parallaxenausgleich. Der Hellsektor kann bis auf 225° geöffnet werden.

Wieweit die Schmaltonfilm-Kamera in dieser Form Verwendung finden wird, bleibt abzuwarten. Wesentlich ist die Möglichkeit, nicht nur das Bild, sondern auch den Ton auf Normalfilm umkopieren zu können. Die Versuche haben ergeben, daß bei Verwendung einer einwandfreien Umkopiermaschine eine merkbare Verschlechterung des Tones bei Umkopie auf Normalfilm nicht zu befürchten ist.
.

Die Aufzeichnung mit der Sieben-Doppelzackenschrift

Die „Minicord"-Apparaturen sind für Aufzeichnung einer Vielzackenschrift einzurichten, und zwar für eine Sieben-Doppelzackenschrift. Diese Schriftart wurde gewählt, weil sie sich den Bedingungen für das Bild gut anpaßt und weil die richtige Justierung des Lichtsteuerorgans auch weniger Geübten leicht möglich ist.

Sie ist recht unempfindlich gegen Schwärzungsschwankungen, sofern man ein Rauschen zuläßt, wie es auch bei normalen Sprossenfilmen vorkommt; z. B. können die Negative zwischen 0,8 und 1,2 als vollkommen richtig belichtet gelten. Unterbelichtungen mindern lediglich die Lautstärken, Überbelichtungen erfordern etwas mehr Sorgfalt bei der Kopie.

Die Vielzackenschrift hat weiterhin den Vorteil, daß die richtige Einstellung des Lichttonschreibers und der Grad der Aussteuerung optisch leicht beobachtet werden können.

Der Einbandaufnahme wird häufig als Nachteil angerechnet, daß Ton und Bild nicht getrennt schneidbar sind. Dieser Nachteil läßt sich verhältnismäßig einfach auf folgende Weise vermeiden:

Von dem in der Bildtonkamera entstandenen Negativ wird der Ton auf den bestgeeigneten Film kopiert. Diese Kopie stellt sozusagen eine Urschrift des Tones dar, vertritt die Stelle eines Tonnegativs, dient jedoch nicht zur Anfertigung von Kopien, sondern wird nur zur elektrischen Überspiegelung verwendet. Nachdem diese Urschrift hergestellt worden ist, kann das Negativ zum Bildschnitt freigegeben werden ohne Rücksicht auf den daneben aufgezeichneten Ton.

Diese Art der Auswertung kombinierter Bildtonaufnahmen enthebt gleichzeitig den Tonbild-Operateur der genauen, meßtechnischen Verfolgung von Belichtung und Entwicklung, dürfte also in den meisten Fällen zu bevorzugen sein.
.

Bildunterschriften

Bild 1. Grundapparatur
Bild 2. Lichttonschreiber
Bild 4. Schema des Schwingsystems
Bild 5. Tonlaufwerk
Bild 6. Eurocord-Raummikrophon
Bild 8. Koffer mit Verstärker und Batterie
Bild 9. Schmalfilmkamera für kombinierte Bild- und Fonaufnahmen

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.