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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Vorführung der Atelierkamera der Firma Eclair, Paris

aus KINOTECHNIK Heft 4 - April Berlin 1938 - Von W. Beyer, Berlin

Die nachstehend beschriebene Kamera wurde Anfang Februar in der Gruppe Bildtechnik der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft von Herrn Dr. Freese von Eclair vorgeführt und wie folgt erläutert:

Der optische Teil der Kamera gliedert sich in die Aufnahmeoptik, die Einstellupe und den Sucher. Für die einzelnen Objektive von 28 bis 100mm Brennweite ist keine Standardfassung vorgesehen; diese Objektive werden in einer sehr einfachen, auswechselbaren Fassung geliefert. Diese Fassung ist nach der von Eclair zur Verfügung gestellten Zeichnung sehr leicht herzustellen, so daß sich jeder Kameramann seine etwa vorhandenen Objektive selbst fassen lassen kann.

Für die oben erwähnten Objektive sind 2 Schärfenskalen eingebaut, und zwar liegt eine davon direkt von hinten ablesbar quer am oberen Rande der Kamera, während sich die zweite Skala auf der rechten Seite hinten an der Kamera befindet. Beide Skalen werden durch Pilotlampen beleuchtet. Der Schärfenbereich für die Objektive liegt zwischen unendlich und 1m. Die Scharfstellung geschieht von außen an einem handlichen Knopf oberhalb des Sucherbildes. Iris- und Umlaufblendenverstellung können aber nur nach Öffnen der vorderen Verschlußglasplatte betätigt werden. Die Umlaufblende ist von 0 bis 180° verstellbar.

Die Einstellupe befindet sich auf der linken Seite der Kamera an der äußeren Tür und ist für direkte Filmbetrachtung, sowie für Einstellung auf eine Mattscheibe eingerichtet.

Das Einschwenken der Mattscheibe geschieht in der Weise, daß man nach Betätigung einer Rast-Klinke von außen durch Drehen an dem auf der verlängerten Motorachse befindlichen Handrad die Mattscheibe mitsamt einem Prismengehäuse von oben kommend vor das Bildfenster schiebt. Dabei wird die obere Filmschleife zur Seite geschoben.
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Das vergrößerte Sucherbild

Auf der rechten Seite der Kamera wird ein vergrößertes Sucherbild auf einer Mattscheibe abgebildet. Dieser Sucher ist mit einem Parallaxenausgleich ausgestattet. Der Abstand zwischen Aufnahmeoptik und Sucheroptik beträgt 6 bis 7cm.

Der Parallaxenausgleich wird durch einen verstellbaren Winkelspiegel direkt hinter dem Sucherobjektiv erreicht. Dieser Winkelspiegel ist in seiner Stellung für die jeweilig benutzte Brennweite von vorn an einem Hebel unterhalb des Sucherobjektives nach eingravierten Marken für die entsprechende Brennweite einstellbar.

Der Strahlengang wird dann über ein Prismensystem nach der rechten Außenseite der Kamera herausgeführt und hat an einem vorstehenden Einstellring außerdem noch eine rechteckige Bildfeldblende, die ebenfalls der benutzten Aufnahmeoptik entsprechend eingestellt werden kann.

Der Filmlauf

Die Kamera hat einen geraden Filmlauf, der über eine gemeinsame Vor- und Nachwickeltrommel führt. Sperrgreifer und Transportgreifer sind nur einseitig ausgeführt. Der Sperrgreifer füllt das ganze Perforationsloch aus und führt somit den Film in Höhe und Seite.

Die seitliche Filmführung nach der Bedienungsseite zu geschieht nur durch eine etwa 25mm lange Kante eines federnden Rahmens, der beim Einlegen zurückgeklappt wird und als federnde Andruckschiene wirkt. Eine weitere seitliche Führung ist nicht vorhanden.

Die Steuerung des Pendelfensters geht vom Antrieb für den Sperrgreifer aus. Die Filmbahn ist an der Stelle, "wo" der Transportgreifer arbeitet, der Greiferkurve entsprechend gekrümmt.

Durch einen exzentrischen Nocken kann nach Zurückdrehen des Transportgreifers auch der Sperrgreifer zurückgezogen und danach die Filmbahn mitsamt dem Prismengehäuse für die Einstellupe herausgenommen werden.

Nach Verlassen der gemeinsamen Vor- und Nachwickeltrommel durchläuft der Film eine elektrische "Salatsicherung" und kann über eine Zahntrommel in die Aufwickelkassette gedreht werden.

Mit dieser Zahntrommel ist ein dreistelliger Meterzähler gekuppelt, der nur bei Filmdurchlauf zählt und ebenfalls mit der Skalenbeleuchtung erhellt wird, so daß er von außen gut ablesbar ist.

Außenkassetten und Getriebe

Die Außenkassetten haben 300m Fassungsvermögen. Aufgewickelt wird über eine Peese, die bei Rückwärtslauf auf die andere Kassette umgelegt werden muß.

Das Getriebe ist mit der Filmführung in einem Gehäuse gesondert untergebracht. Beim Schließen der inneren Gehäusetür werden die Kassettenmäuler selbsttätig geöffnet. Der innere Getriebekasten ist aber so eingebaut, daß man von einer einheitlichen Kamera sprechen kann, d. h. die Schallhülle ist keine Box, sondern Getriebe und Schallhülle gehören unmittelbar zusammen.

Das Getriebe ist sehr genau hergestellt, woraus sich die außerordentliche Geräuschlosigkeit erklärt. Das Geräusch der geschlossenen Kamera beträgt im Abstand von 25cm von der Vorderkante der Kamera gemessen nur etwa 20db. Diese gute Schallisolation wird vor allem durch eine Gummikombination in mehreren Schichten und einen großen Luftraum zwischen Getriebekasten und Gummihülle erreicht.

Das Außengehäuse der Kamera besteht aus einer nahtlosen Ebonit-Hülle. Der ansetzbare Motor ist für 220 Volt Drehstrom, 50 Perioden mit einer Leistung von 170 Watt bemessen. Er wird von hinten in die Kamera eingeschraubt, die Kupplung zwischen Motor und Getriebe findet sich selbst. Über den frei herausstehenden Motor wird eine topfförmige Schallhülle gesteckt. Mit dem etwas überdimensionierten Motor sowie 300m Film wiegt die Kamera 60 bis 65 kg.
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