Sie sind hier : Startseite →  Magazine und Zeitschriften→  (6) FKT Fernseh- und Kinotechnik→  Kinotechnik-Jahrgang 1938→  1938 - Die Zeiß-Ikon MAGNASOL II

Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.

.

MAGNASOL II, eine neue Lampe der Zeiß-Ikon AG.

aus KINOTECHNIK Heft 3 - März Berlin 1938
.
Nachdem die Beleuchtungsoptik der Kino-Projektionslampen für Reinkohlen so ausgebildet worden war, daß sie die Objektive von dem größten in der Praxis noch verwendbaren Öffnungswinkel vollkommen mit Licht ausfüllten, und das (4:3) Format des Bildfensters für die Theaterprojektion festgelegt ist, blieb als einziger Weg zur Steigerung des Nutzlichtstromes die Erhöhung der Leuchtdichte der Lichtquelle.

Die Leuchtdichte

Bei Reinkohlen ist die Leuchtdichte praktisch unabhängig von der Stromstärke, bei Beckkohlen jedoch kann man durch Steigern der Stromstärke die Leuchtdichte stark erhöhen und den fünffachen Betrag der Leuchtdichte von Reinkohlen erreichen. Hierdurch wächst entsprechend der Nutzlichtstrom und damit die erreichbare Bildhelligkeit.

Die Verwendung von Beckkohlen stellt also zur Zeit den einzigen Weg dar, um zu höheren Bildhelligkeiten zu kommen. Hinzu kommt der weitere Vorteil, daß die Beckkohlen ein rein weißes, dem Tageslicht ähnliches Licht ausstrahlen, was besonders bei der Projektion von Farbfilmen wichtig ist.

Die Stromdichte bei Beckkohlen

Die Beckkohlen müssen zur Erzielung der höheren Leuchtdichte mit einer wesentlich höheren Stromdichte, als die normalen Kohlen belastet werden, und zwar bis zu 1,4 A/mm2 gegenüber 0,3 A/mm2 bei Reinkohlen.

Mit dieser hohen Stromdichte ist auch eine hohe Abbrandgeschwindigkeit verbunden. Das bedeutet, daß die abgebrannte Kohlenlänge bei gleicher Spieldauer länger und damit auch der Abstand des Spiegels vom Bildfenster, besonders bei den hohen Überlastungen, größer wird.

Soll aber der Winkel, unter dem die Strahlen in das Bildfenster einfallen, so groß bleiben, daß das Objektiv voll ausgefüllt ist, so muß gleichzeitig der Spiegeldurchmesser größer werden.

Die Spiegelbogenlampe Magnasol II

Die Spiegelbogenlampe Magnasol II ist für Beckkohlen von höchster Belastung bestimmt. Sie ist daher mit einem Spiegel von 350 mm Durchmesser ausgerüstet; der Abstand des Spiegels vom Bildfenster ist 850 mm. Es besteht die Möglichkeit, Kohlen bis zu einer Länge von 400 mm einzusetzen.

Mit der Vergrößerung des Spiegeldurchmessers ist zugleich auch eine Vergrößerung des Öffnungswinkels des Spiegels von 120° auf 140° erreicht worden, so daß hierdurch bereits der Nutzlichtstrom um 20% gestiegen ist. Da weiterhin die Möglichkeit besteht, höchstbelastete Kohlen zu verwenden, so ist die Lichtleistung dieser Lampe gegenüber den Becklampen für Kohlen bisher gebräuchlicher Belastung etwa um 40% größer.

Zur möglichst gleichmäßigen Ausleuchtung ist der Spiegel nach dem bewährten Kinesol-Prinzip ausgebildet; so ist besonders gute Konzentration der Lichtstrahlen auf dem Fenster mit möglichst gleichmäßiger Verteilung der Bildhelligkeit verbunden.

Das motorische Nachschubwerk

Der verhältnismäßig schnelle Abbrand der Beckkohlen erfordert ein sehr exaktes Nachschubwerk. Auch bei der Magnasol II wird das Nachschubwerk von einem dauernd laufenden Motor angetrieben, schiebt also die Kohlen kontinuierlich vor. Der Motor ist in einer besonderen Schaltung parallel zum Lichtbogen geschaltet, so daß sich seine Drehzahl der Abbrandgeschwindigkeit der Kohlen von selbst anpaßt.

Da die Lampe jedoch nicht nur für die Kohlen höchster Belastung, sondern auch für schwächer belastete Kohlen und auch für Normalkohlen verwendet werden soll, ist das Nachschubwerk so eingerichtet, daß die Vorschubgeschwindigkeit und das Vorschubverhältnis beider Kohlen in weiten Grenzen verstellbar ist.

Zunächst ist durch Drehzahlregelung des Motors die Vorschubgeschwindigkeit beider Kohlen im Verhältnis 1:2 veränderlich. Zusätzlich ist dann noch der Vorschub der positiven Kohle durch ein absatzlos arbeitendes, durch eine Kurvenführung gesteuertes Getriebe in weiten Grenzen verstellbar, so daß die Vorschubgeschwindigkeit der positiven Kohle bei mittlerer Motordrehzahl von 0 bis 10mm/min verstellt werden kann.

Es ist besonders wichtig, daß diese weite Verstellungsmöglichkeit an dem Getriebe der positiven Kohle angebracht ist, da bei dieser Kohle die größten Abbrandunterschiede, je nach der Belastung auftreten. Das Vorschubverhältnis kann natürlich auch während des Betriebes verstellt werden, damit auch Abbrandschwankungen während einer Brenndauer, die bei den höchstbelasteten Kohlen auftreten, leicht ausgeglichen werden können.
.

Das Krater-Abbildungssystem

Zur Beurteilung der richtigen Lage des positiven Kraters zum Spiegel und des Abstandes der beiden Kohlenspitzen muß eine Hochleistungslampe mit einem Krater-Abbildungssystem ausgerüstet sein. Der Kraterreflektor bei der Magnasol II ist an der rechten Lampenhaustür an einem das Schauglas umgebenden Gußrahmen stabil befestigt.

Das Bild wird im Gegensatz zu anderen Ausführungen nicht auf einem kleinen Schirm am Lampenhaus selbst entworfen, da dann die Vergrößerung zu gering ist, sondern fünffach vergrößert an der Kabinenwand, so daß auch geringe Abweichungen von der richtigen Stellung des Kraters festgestellt werden können und das Arbeiten des Kohlennachschubwerkes genau kontrolliert werden kann.

Kohlenvorschub und Kohlennachschub

Das Kohlenvorschubgetriebe ist so eingerichtet, daß an zwei Handrädern jederzeit auch beide Kohlen einzeln während des Betriebes von Hand verstellt werden können, ohne daß der automatische Kohlennachschub ausgeschaltet zu werden braucht.

Mit dem Kohlennachschubgetriebe ist ein Schaltkasten verbunden, in dem sämtliche elektrische Teile, Amperemeter, Voltmeter, Überstromschalter für den Kohlennachschubmotor, Sicherungen usw. eingebaut sind. Daß alle elektrischen Teile in einem leicht ansetzbaren, außerhalb der Wärmestrahlung des Kraters angebrachten Zusatzteil untergebracht sind, erleichtert die Montage der Lampe und erhöht die Betriebssicherheit.

Beckkohlen von 35 bis 70 A

Die Magnasol II ist für Beckkohlen von 35 bis 70 A und für Reinkohlen von 25 bis 40 A bestimmt. Die Kohlen brennen, wie aus Bild 1 ersichtlich, in axialer Kohlenstellung. Die positive Kohle ist am vorderen Ende dicht hinter dem Krater in einer Stütze gelagert, die negative Kohle läßt sich in Höhe und Seite verstellen, so daß stets ein guter Krater eingebrannt werden kann.

Bei Verwendung von Beckkohlen muß ein Blasmagnet verwendet werden, der an der Kohlenstütze befestigt ist und durch den Bogenstrom erregt wird. Dieser Blasmagnet kann in der Höhe verstellt und seine Wirkung so der Neigung der Lampe und den verschiedenen Kohlenbelastungen angepaßt werden.

Da bekanntlich beim Brennen von Beckkohlen in stärkerem Maße Verbrennungsgase auftreten und auch die abfallenden Kupfertropfen und Kohlenrückstände leichter zu Betriebsstörungen Veranlassung geben können als bei Reinkohlen, ist besonderer Wert auf gute Durchlüftung des Lampenhauses, vollkommene Abdeckung der Getriebeteile und leichte Reinigungsmöglichkeit gelegt worden.

Bild 1. Kohlenstellung bei Magnasol Il-Lampe
Bild 2. Bildtonmaschlne Ernemann VII B mit Magnasol Il-Lampe
Bild 2 zeigt die Bildtonmaschine Ernemann VII B in Verbindung mit der Magnasol-Il-Lampe.

Dr. H. Schering
.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl.-Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - Tag und Nacht, und kostenlos natürlich.