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Zusammenfassung der FKT Hefte - 1961 bis Mitte/Ende 1983

von Gert Redlich im Okt. 2021

Um einen wirklich fundierten Überblick über die technische und wirtschaftliche Entwicklung der Profi-Fernsehtechnik der 1960er und 1970er Jahre zu bekommen, habe ich die FKT-Jahrgänge 1961 bis 1983 chronologisch Ausgabe für Ausgabe durchgelesen und die bemerkenswerten Inhalte auf den Jahrgangsseiten aufgelistet.

Wie weiterhin in den Kopfzeilen der vielen Montreux-Berichte immer wieder vorausgeschickt wird, wird in den Anzeigen und den Pressinformationen immer nur die halbe (positiv aufgehübschte) "Wahrheit" verkündet. Auch der Chefredakteur Norbert Bolewski konnte sich diesen Zwängen nicht entziehen und so formulierte er seine Kommentare sehr sorgfältg, um ja niemandem weh zu tun.
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Es wäre schlicht gelogen, Objektivität zu verlangen.

In den Wirtschaftsnachrichten und in den Presseinformationen im FKT Jahrgang 1983 wird an sehr vielen Stellen ganz "zaghaft" angedeutet, daß jetzt zwei oder drei sehr "schwierige" Jahre "hinter uns" liegen. Im Klartext heißt das aber, es ging die Jahre vorher wiklich steil bergab.

Die japanischen Niederlassungen mit ihren japanischen Geschäftsführern in der Düsseldorfer Japan-Enklave hatten ein großes Problem damit, die echten Daten nach Japan zu übermitteln, ohne dabei ihr Gesicht zu verlieren. Die Deutschen in den Vertretungen hatten das zwar nicht, wurden dann aber ziemlich schnell "ausgetauscht" (gefeuert).

An der wirtschaftlichen Lage änderte das aber gar nichts. Die dann folgenden Japaner machten es nämlich nicht besser. Es war eine Weltwirtschaftsflaute nicht gekannten Ausmaßes, nicht nur in Europa, auch in USA, die durch Personalwechsel nicht überwunden werden konnte.
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DUAL und Schneider Optik Kreuznach gingen in Konkurs .....

DUAL war mal der führende Hersteller von Hifi-Plattenspielern auf der Welt, das Synonym für einen edlen Plattenspieler an sich. Die große AEG-Telefunken meldete ebenfals Vergleich an und wurde zerschlagen und auch Eumig/Bolex kam kräftig ins Trudeln. Die weltbekannte BRAUN AG gliederte die marode verlustreiche Hifi-Sparte aus und die perspektivlose (Nizzo) Schmalfilm-Abteilung "ging" schon vorher an Bosch/Bauer nach Stuttgart.

Viele Firmen mußten sich zwangsläufig auf ihre sogenannten "Kernkompetenzen" konzentrieren, also gewaltig verkleinern und jeden noch so wichtigen aber unrentablen Ballast abwerfen, auch wenn es noch so weh tat. Das alles wurde in ziemlich durchsichtige teils dämliche "Marketing-Sprüche" verkleidet.
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Und die reine Wahrheit klang dann auf einmal so :

Ampex, der inzwischen an einen Investor verkaufte ehemalige Welt-Martkführer bei professionellen Videorecordern, gibt (Anfang der 1980er Jahre) bekannt, daß sie den Quartalsverlust !!! von 22 Millionen US-Dollar auf 16 Millionen US-Dollar reduziert haben, und das ganze bei einem (Jahres- !!!) Umsatz von 46 Millionen US-Dollar. Wenn das keine negative Aussage ist.

Andere Firmen geben die "Steigerung" ihrer Verkäufe nur noch in % an, die echten Zahlen tauchen (aktuell) nirgendwo auf. Auch beziehen sich die sogenannten prozentualen Steigerungen rückwirkend immer nur auf die Jahre, die noch schlechter waren als das aktuelle Jahr.

Auch werden einzelne Produktgruppen herausgestellt, der Gesamtumsaz wird nicht verraten. Der Leser könnte sich ja eine FKT-Zeitschrift von vor 3 oder 4 Jahren aus dem Regal ziehen und dann mal die echten Zahlen vergleichen. Die Lügen wären entlarvt und das wäre dann sehr peinlich.

Erstaunlich ist das bewußte Abzielen auf die schleichende Vergesslichkeit der Leser, - denn später in 1985 und 1986 werden hin und wieder (rückwirkend) diese echten Umsatz- und Ertrags-Zahlen genannt - natürlich auch nur mit freudigen Verweis auf die "gewaltigen" Steigerungen des jeweils aktuellen Jahres.
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Die Japaner sehen ihr Heil nur noch im Export

Sehr auffällig ist, daß die Japaner jetzt weltweit diesen (im Vergleich zu den Consumer-Produkten) doch recht kleinen aber recht ertragreichen professionellen Fernseh- (Broadcast-) Markt beackerten, als ob davon das Überleben der Firma oder ganz Japans abhinge. Der Historiker erinnert sich, Japan stand auch aufgrund dieses Durchhängers im Jahr 1990 am Rand des Staatsbankrotts. (Nachtrag im Herbst 2022 - Japan steht schon wieder mal kurz davor.)

Im Hifimuseum hatte ich bei der Rückschau auf den nahezu gleichzeitig zusammenbrechenden (europäischen) Hifi-Markt (eigentlich den ganzen Audio- und Elektronik-Markt) recherchiert, daß die gigantischen Halden an bereits produzierten und beinahe unverkäuflichen Hifi-Geräten zum kostenneutralen Einstandspreis abgebaut wurden - werden mußten !!

Und daß die Japaner erst die europäischen und amerikanischen Hersteller und zweitens damit den gesamten Weltmakt in Schwierigkeiten brachten. Diese Dumpingpreise waren nicht mehr zurückzudrehen. Die Renditen waren im Eimer. Die Japaner verdienten fast nichts mehr am Export der braunen und weißen Consumer-Waren insgesamt. Und das rächte sich bitter - aber erst viel später.
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Immer nur ganzseitige japanische Anzeigen in der FKT

Ab den 1980er Jahren fällt auf, daß die Japaner ihre Profi-Produkte fast ausschließlich ganzseitig bewarben, die Europäer und die Importeure aber deutlich vorsichtiger agierten.

Auch fällt auf, daß die Japaner gar nicht erkannten, wenn eine gerade neu herausgebrachte EB Kamera bereits nach 5 Monaten durch ein ganz neues Modell ersetzt wird (Sony, Ikegami, Hitachi, JVC und andere), daß der potentielle Kunde sich überlegt, was er mit der "alten" jetzt anfangen könnte, wenn er die gekauft hätte. Auch stehen ab und zu DM Preise in den Anzeigen, die den amerikanischen und europäischen Wettbewerbern die Schuhe auszogen. Die Unterlassungs-Klagen wegen Wettbewerbsverzerrungen vor den EU-Behörden dauerten viel zu lange.
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Die Neuheiten-"Berichte" von der NAB, IBC und aus Montreux

Die Autoren, Redakteure und die Berichterstatter dieser Messen und der dortigen Ausstellungen durften nur durch die Blume beschreiben, was sie gesehen hatten.

Das BOSCH-Fernseh Lineplex Videoband- Format zum Beispiel und die BOSCH KBF1 EB-Kamera waren die so ziemlich teuersten Flops bei der BOSCH-Fernseh im fünfstelligen Millionenbereich. Das wurde weder in einer der vielen Laudatien des Herrn Groll oder des Herrn Zahn noch sonstwo erwähnt. Es war einfach nicht opportun.

Auch der Flop mit der französischen Thomson Studio-Kamera - unter dem BOSCH Ettikett als KCI angeboten - wurde nicht erwähnt.

So wurde - der Not gehorchend - vieles unter den Teppich gekehrt, weil sonst die Anzeigen weggeblieben wären - ganz genauso wie in der HIFI Branche.
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