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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Aus der Fachpresse des In- und Auslandes

Aus Heft 23 1936 - Die Filmschaltung

(A. S. N e w m a n in „Jl. Soc. Mot. Pict, Eng/',
Bd. XXVII, Nr. 5, Nov. 1936.)

Der bekannte englische Kamerakonstrukteur macht zu dem oft behandelten Thema der Filmschaltung zusammenfassende Ausführungen, die wir nachfolgend im Auszug wiedergeben.

Die heutige hohe Vollkommenheit der Filmperforation erleichtert die Greiferkonstruktion gegenüber früheren Zeiten wesentlich, immerhin bestehen noch gewisse Widersprüche, die gelegentlich Schwierigkeiten verursachen.

Die beiden Materialien, Zelluloid und Gelatine, bilden ein Ganzes, das unter gewissen Bedingungen veränderlich ist und dessen Abmessungen dem Einfluß von Temperatur und Feuchtigkeit unterliegen. So dehnt sich Gelatine bei Wärme wenig, bei Feuchtigkeit beträchtlich aus, während sich Zelluloid gerade umgekehrt verhält.

Die Kombination aus beiden Materialien, die für den vorliegenden Zweck gerade vollkommen flach sein sollte, neigt deshalb jederzeit zur Deformation; sie übt ferner eine schneidende, schleifende Wirkung selbst auf härtesten Stahl aus.

Nicht, daß diese Gelatine- und Zelluloidfolien selbst ein wirksames Schleifmittel darstellen, sie nehmen aber leicht feine Partikel anderer Materialien in sich auf und wirken dann ähnlich wie Schmirgelpapier. Beim Zelluloid hat dies seinen Grund hauptsächlich darin, daß es sich leicht elektrostatisch aufladet und in diesem Zustand Staub usw. anzieht.

Die Gelatine andererseits wird leicht weich; sie wirkt zwar auf das Material, über das sie gleitet, nicht schleifend, klebt aber leicht an ihm und läßt festhaftende Partikel seiner Oberfläche daran zurück, an denen sich meist weitere anhäufen, wahrscheinlich, weil infolge der Reibung die Temperatur in diesen Punkten steigt, so daß die Gelatine weich wird und noch stärker klebt. Diese Ansammlungen, die aus Gelatine und Staub bestehen, lassen sich nur sehr schwer von Metallflächen vollkommen beseitigen.

Schaltmechanismus und die Veränderungen des Filmmaterials

Der Konstrukteur steht vor dem äußerst schwierigen Problem, den so gearteten Film unter allen Bedingungen flach zu halten und den Schaltmechanismus so zu gestalten, daß er bei aller Genauigkeit doch auf geringe Veränderungen des Filmmaterials Rücksicht nimmt.

Es sind verschiedene Systeme vorgeschlagen worden, um ein Flachliegen des Films im Fenster zu gewährleisten; heute, da Objektive extremer Öffnung in Gebrauch sind, muß in dieser Beziehung noch viel größere Genauigkeit gefordert werden als ehedem.

Bei trockener Luft zeigt der Film Neigung, sich so zu krümmen, daß die Schichtseite hohl ist; führt man ihn im Filmkanal so, daß er mit den Kanten der Schichtseite gegen eine flache Auflage gedrückt wird, so erhält man eine sehr schön ebene Fläche *1).

*) Das trifft nicht ganz zu; der Film wird vielmehr, wenn er nur an den Rändern geführt wird, immer eine leichte Durchbiegung aufweisen; es läßt sich das deutlich nachweisen, wenn man die Stellung des Objektivs für beste Schärfe einmal mit einem Druckfenster bestimmt, das bildmäßig ausgeschnitten ist, so daß der Film tatsächlich nur an den Rändern angedrückt wird, das andere Mal mit einem an sich gleichen Druckfenster, bei dem aber in den Ausschnitt eine gegen den Metallrahmen sauber abgeschliffene Spiegelscheibe eingesetzt ist; obwohl unter solchen Umständen die Glasscheibe nicht über die Ebene des Druckrahmens vorsteht, findet doch eine deutlich nachweisbare Verlagerung des Films in der Bildmitte statt: der krumme Rücken wird gerade gerichtet! - Der Referent.

Bei feuchter Atmosphäre tritt hingegen infolge Ausdehnung der Gelatine eine Durchbiegung nach der anderen Seite ein und das Problem wird außerordentlich schwierig. Eine flache, biegsame Fläche, die in einer Richtung gekrümmt ist, so daß sie eine leicht zylindrische Form annimmt, ist, wenn man sie biegt, immer exakt eben in jeder Linie senkrecht zur Krümmungsrichtung; es sind deshalb Filmführungen konstruiert worden, bei denen der Film ober- und unterhalb des Fensters in seiner Längsrichtung gekrümmt wird. Die angedeutete Schwierigkeit wird hierdurch zwar weitgehend behoben, es entsteht aber Reibung an den Krümmungspunkten und die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß diese Führungspunkte bald abgeschliffen werden oder die Gelatine daran haften bleibt.
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Der leicht gekrümmte Filmkanal und der Sperrgreifer

In manchen Kameras wurde auch ein gleichmäßig gekrümmter Filmkanal eingebaut, was insofern vorteilhaft ist, als die langgestreckte Krümmung weniger Reibung an den Führungselementen verursacht als die oben erwähnten zwei kurzen Biegungen.

Nahezu alle Kameras sind heute mit Sperrgreifer ausgestattet, um exakte Registerhaltigkeit des Films sicherzustellen; und wo es auf diese ganz besonders ankommt, sollte der Sperrgreifer aller Maschinen (Kamera, Kopiermaschine, Projektor) in dasselbe Perforationsloch - vom Bildfenster gerechnet - eingreifen.

Der Sperrgreifer ist entweder fest oder beweglich, d. h. entweder schiebt er sich in die Perforation hinein und heraus oder der Film wird auf die Greiferspitzen und von denselben bewegt. Der Verfasser macht darauf aufmerksam, daß wenn der Sperrgreifer beweglich ist, die Führungen der Spitzen sehr sorgfältig überwacht werden müssen, damit der Greifer nicht infolge Abnutzung Spiel bekommt, wie überhaupt die Sperrgreifer von Zeit zu Zeit geprüft und, wenn sich Abnutzung zeigt, ersetzt werden sollten.

Um den Film bei jeder Schaltung in der richtigen Stellung festzuhalten, ist bei vielen Kameras der richtige Fensterdruck von Wichtigkeit. Bei abgenutzten Greiferspitzen kann das Stehen der Bilder durch den Fensterdruck verbessert werden, wobei die Registrierung durch Anlage an nur einer Perforationslochkante erfolgt.

Dies trifft besonders auch bei Projektoren zu, deren Malteserkreuz etwas abgenutzt ist. Die auf den Film drückenden Flächen bedürfen ständiger Aufmerksamkeit, um Verkratzungen des Films und Festsetzen von Gelatinestückchen zu verhindern, und müssen oft gereinigt werden. Es gibt auch Fenster, bei denen gar keine Reibung entsteht, insofern sie nicht durch ungleichmäßige Dicke oder Deformation des Films verursacht wird.

Bei anderen Konstruktionen erfolgt ein Druck auf den Film nur während des Stillstandes; während der Schaltung wird er aufgehoben.
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Über die Vorteile dieser verschiedenen Methoden sind die Ansichten geteilt.

Der kontinuierliche Druck bewirkt ein gutes Planliegen des Films in der Fokusebene, gibt aber Anlaß zu Filmabsatz und Schrammen.


Die druckfreie Führung hingegen sichert besser gegen Kratzer, doch wird der Film nicht so exakt in der Fokusebene gehalten. Auch die Methode des intermittierenden Druckes (Pendelfenster) vermeidet Schrammen und Kratzer, sie hat aber den Nachteil, daß kleine Partikel, die auf eine der Flächen geraten, ein Festklemmen des Films noch vor vollständiger Beendigung der Schaltbewegung verursachen können: dieser Umstand führt allerdings, wie der Verfasser bemerkt, selten zu Störungen, da das Hindernis durch die Bewegung des Films zumeist bereits bei der nächsten Schaltung beseitigt wird.

Wegen der schleifenden Wirkung des Films ist es schwierig, die Gleitflächen des Fensters, über die der Film hinwegläuft, in einwandfreiem Zustand zu erhalten; viele Werkstoffe sind durchprobiert worden, doch benutzt man gewöhnlich gehärteten Stahl.

Nach den Erfahrungen des Verfassers dürfte eine Nickelverbindung den Vorzug verdienen, da sie, obgleich weicher als gehärteter Stahl, gegen das Abschleifen widerstandsfähiger zu sein scheint. Der Verfasser hat auch Gleitflächen und -kanten aus Quarz, Karneol, Achat, Nephrit und schwarzem Onyx versucht, doch werden alle diese Substanzen ausgeschliffen.

Es sind viele mechanische Einrichtungen für das absatzweise Schalten des Films entwickelt worden; sie werden heute zumeist durch Kurbel angetrieben, da diese für Vor- und Rückwärtsbewegungen insofern ein besonders geeigneter Antrieb ist, als sie zwei tote Punkte passiert, in denen sich die Kurbelstange in einer Linie mit dem beweglichen Teil, dem Kurbelzapfen und dem Kurbelzentrum befindet.

Beim Drehen der Kurbel wächst die Schnelligkeit des bewegten Teils, bis sich die Kurbel im rechten Winkel zu der Lage des toten Punktes befindet und nimmt dann allmählich ab, bis der nächste tote Punkt erreicht ist.

Die Beschleunigung des bewegten Teils ist nicht gerade die bestmögliche, sie genügt aber für alle praktischen Zwecke. Auch die Länge der Kurbelstange verdient Beachtung; denn wenn sich die Gleitschiene, in der der bewegte Teil läuft, mit dem Kurbelzentrum auf einer Linie befindet, so liegen die Stellungen der schnellen Bewegung nicht genau rechtwinklig zur Mitte der Totpunkte und weichen von dieser Lage um so mehr ab, je kürzer die Kurbelstange ist.

Eine beträchtliche Abweichung der toten Punkte tritt auch ein, wenn sich die Gleitbahn mit dem Zentrum nicht auf derselben Geraden befindet, was sich in manchen Fällen dazu ausnutzen läßt, um die Zeit für die Vorwärtsbewegung kürzer als die des Rückwärtshubes zu machen, so daß die Schaltperiode eine Verkürzung erfährt.

Der Kurbelantrieb in der Maschine von Lumiere

Der Kurbelantrieb ist oft günstig bei beschränktem Raum, und für die Erzeugung der notwendigen Hin- und Herbewegung werden häufig Nocken benutzt. Das erste Beispiel hierfür war die Maschine von Lumiere.

Mit Nocken läßt sich in Verbindung mit einer Feder beinahe jede Beschleunigung erreichen; mit einem Nocken und passend geformten Gegennocken kann dies auch ohne Feder geschehen; soll das Werk ruhig laufen, so bedarf es aber sehr sorgfältiger Durchkonstruktion und hoher Qualitätsarbeit.

Federn sind sehr unzuverlässig, da sie, wenn die Kamera mit einer Frequenz von etwa 24 Bildern/sec läuft, merklich träge werden, obwohl sie sich nach einer ziemlich kurzen Ruhepause wieder erholen.

Der Verfasser bevorzugt für den Antrieb hin und her bewegter Teile Exzenter, er weist darauf hin, daß Nocken, die genau auf ihre Gleitstärke eingepaßt sind, sehr leicht klemmen, wenn ein Fremdkörper zwischen die Flächen gerät; schon ein Partikel von nur 2/100mm Größe kann Anlaß zu Störungen geben.

Über die Konstruktion eines Schaltwerkes

Die Bedingungen, die bei der Konstruktion eines Schaltwerkes mit hin und her bewegten Teilen zu erfüllen sind, werden vom Verfasser wie folgt zusammengefaßt:

a) Mit Bezug auf den Film:
Der Film soll bei jedem Hub um ein ganz bestimmtes Maß geschaltet werden; diese Bewegung muß sich ohne Beschädigung des Films vollziehen; der Druck des Filmfenster soll nur so stark sein, daß der Film flach liegt.

b) Vom mechanischen Standpunkt:
Die Teile müssen so ausbalanciert sein, daß keine Vibrationen auftreten, oder so leicht sein, daß die auf die Maschine übertragenen Vibrationen vernachlässigbar sind; das Schaltwerk soll mit einem Minimum von Reibung arbeiten und lange Zeit ohne häufiges Schmieren laufen können.

c) Vom praktischen Standpunkt:
Das Schaltwerk soll so kräftig sein, wie es die zu leistende Arbeit bedingt, andererseits leicht genug, um die Teile desselben ohne Schwierigkeiten ausbalancieren zu können; Eindringen von Staub oder ähnlichen Fremdkörpern in die Gelenke, Gleitstücke oder Nocken soll nicht sogleich Störungen verursachen.
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