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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Das Kinotechnische Institut an der T.H.-Karlsruhe 1936

aus Heft 3 im Februar 1936 von Prof. Dr.-Ing. G. Kögel

Das Kinotechnische Institut an der Techn. Hochschule in Karlsruhe ist eine Abteilung des Photochemischen Institutes. Die Tätigkeit des Institutes, das vom Verfasser vor mehr als einem Jahrzehnt gegründet wurde, ist durch die geographische Lage des Landes und durch die örtlichen Verhältnisse bestimmt.

Baden besitzt keine Filmindustrie. Es sind keine Gesellschaften vorhanden, die in ortsansässigem Betriebe Theaterfilme herstellen. Ein Ort wie Baden-Baden würde ganz bedeutende Vorteile bieten, und die Kommunalverwaltung ist bereit, in jeder denkbaren Beziehung entgegenzukommen, sei es auch nur für Saisonbetrieb.

In Rastatt ist bei den Leitzwerken seinerzeit der Mechau-Projektor gebaut worden, in Freiburg entstanden neue Sensitometer, anderorts Ansätze auch anderer Art, die naturgemäß unter der Krise der letzten Jahre zu keiner Vollentwicklung führen konnten.

Dieses bedeutet einen Kulturausfall in der wichtigen Südwestmark Deutschlands, aber auch einen Schaden über die Landesgrenzen hinaus, denn gerade die Schwarzwaldbevölkerung ist durch die Eigenart ihres Charakters für feinmechanische Arbeit wie geschaffen, was auch indirekt die Uhrenindustrie zeigt.

  • Anmerkung : Es wird hier nicht so direkt gesagt, aber im Schwarzwald haben wir eine ganz ausgeprägte industrielle Monokultur.

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Die TH - auf die Zukunft eingestellt

Eine technische Hochschule muß die Gegenwart und die Zukunft eines Landes beachten. Meine Tätigkeit an der Techn. Hochschule war daher stets vorwiegend auf die Zukunft eingestellt. Leute, die bereits in der Kinopraxis stehen und sich um eine tiefere Ausbildung in ihrem Fache kümmern möchten, existieren hier kaum.

Erst in neuerer Zeit haben Vertreter des Schulkinos und politischer Organisationen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Da die Betreffenden auch nur teilweise sich von der übrigen täglichen Tätigkeit freimachen konnten, so waren Vollkurse nicht erforderlich.

Dies ist auch nur dann möglich, wenn die Anzahl solcher Hörer eine größere ist. Der ganze Stundenplan war also für den werdenden Ingenieur im Rahmen der übrigen Fächer aufgestellt. Das Ganze war für die Zukunft eingestellt!

Daß dem so ist und stets war, kann man aus den Vorlesungsverzeichnissen der Technischen Hochschulen entnehmen. Der Unterzeichnete hat vor allen anderen, bevor der Tonfilm in der Praxis existierte, neben den üblichen Vorlesungen über Kinematographie durch ganze Semester hindurch systematisch aufgebaute Vorlesungen allein über die Probleme des Tonfilmes gehalten. Der Gedanke war, durch einen regelmäßigen Bildungsgang den zukünftigen Ingenieur auf seine ihm bevorstehenden Aufgaben vorzubereiten.
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Vorlesungen über das kinematographische Fernsehen

In gleicher Weise wurden hier die ersten regelmäßigen Vorlesungen über das kinematographische Fernsehen gehalten. Ich war davon überzeugt, daß das Fernsehen den Zwischenweg des Filmes gehen würde, was auch die spätere Entwicklung bestätigt hat.

Diese Aufgaben wurden aber nicht im Rahmen eines Spezialfaches allein bearbeitet, sondern im Zusammenhang mit dem Lichttechnischen Institut, das das ganze Beleuchtungswesen, auch der Bühne, theoretisch und praktisch bearbeitet. Unter den Hörern der Kinotechnik befanden sich daher stets eine Anzahl von Lichttechnikern, die als Elektrotechniker in der Stark- und Schwachstromtechnik schon Bescheid wußten, den Bau von Verstärkerröhren u. dgl, schon näher kannten oder sich schnell darin einarbeiten konnten.

Raumakustik für Architekten und Klanganalyse sind Gebiete, die in letzter Zeit Aufnahme in den Tätigkeitsbereich der Techn. Hochschule fanden.

Von den Chemikern haben eine Anzahl sich gründlich in die Sensitometrie eingearbeitet, um später den Forderungen der Kinotechnik an die Eigenschaften des Filmes leichter gerecht werden zu können.

Die Studiengänge

Solange die Lehramtskandidaten für die Gewerbeschulen an der Technischen Hochschule noch ihre Ausbildung erhalten konnten, waren stets Schüler dieser Richtung vorhanden, was heute dem Schulkino und dem Gewerbe sehr zugute kommt und in Zukunft wieder gefordert werden müßte.

Aus pädagogischen Gründen, z. T. um aus dem Gewerbelehrer ein Faktotum für verschiedene Fächer nach Bedarf machen zu können, ist demselben der Weg an die Universität fast festgelegt, ein hoher Zwang, der den technisch Veranlagten gar nicht liegt. Man findet deshalb in dem Vorlesungsverzeichnis der Techn. Hochschule für 1935/36 die Anmerkung „Der Unterricht zur Ausbildung der Gewerbelehrer ist bis auf weiteres ausgesetzt".

Sicher muß man Zeit zum Irren und Suchen lassen. Dieses Schwanken, das jedoch schon seit mehr als einem Jahrzehnt besteht, war aber vielleicht das kleinere Uebel. Denn zeitweise konnte der technisch Begabte gerade den richtigen Weg gehen, bis für die nächsten wieder Torschluß war.

Sämtlichen Studierenden wurde die Möglichkeit gegeben, Kinotechnik als Neben- oder Hauptfach zur Prüfung zu wählen, unter der Voraussetzung, daß die Einordnung in die übrigen Pflichtfächer der Elektrotechnik oder der Chemie gewahrt wurde. Hörer, die kein Recht zur Prüfung und zu Zeugnis haben, konnten nach eigenem Wunsch wählen.

Betreffend Zeugnis sei vermerkt, daß ein einzelner Hochschullehrer nicht berechtigt ist, Zeugnisse auszustellen, sondern daß dieses Recht allein dem Rektor zukommt, und zwar im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften.
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Die Themen an der TH

Inhaltlich erstreckten sich die Vorlesungen mit entsprechendem Praktikum über folgendes:

Sensitometrie der Lichtquellen, Photometrie. Sensitometrie der lichtempfindlichen Schichten. Optik der Aufnahme und Wiedergabeapparate. Mechanik der Aufnahme- und Wiedergabeapparate.
Elektrische Schaltungen.
Farbenfilm.
Raumfilm.
Röntgenkinematographie.
Physikalische Grundlagen des Tonfilms.
(Akustik, Tonaufnahme und Tonwiedergabe). Fernsehkinematographie und Fernsehapparate.
Gesetzliche Bestimmungen (für Gewerbeingenieure, Feuerpolizei, Vorführerprüfung).

Änderungswünsche

Hinderlich war, daß keine behördlichen Mittel für die Abteilung Kinematographie vorhanden sind, so daß man auf Unterstützung von auswärts angewiesen ist. Irgendwie muß hierin grundsätzlich Abhilfe getroffen werden, da sonst der Unterbau der nächsten Zukunft fehlt. Wie soll die Wirtschaft bestehen, wenn keine Vorbildungsmöglichkeiten vorhanden sind. Auf alle Fälle muß hier an den Richtlinien der Ausbildung der Grundlagen einer zukünftigen Techik festgehalten werden.

Die Lehre der zukünftigen Technik verlangt aber nicht allein die sonst so vielgeschmähte „blasse Theorie", sondern praktische Grundlagen. Daß es an grundlegender Arbeit hier nicht gefehlt hat, beweist der Umstand, daß die photochemischen Grundlagen des Ozaphanfilmes vom Verfasser geschaffen wurden.

Dieser Film hat den Weg in die weite Welt angetreten, geht weiter als der Großfilm es vermag, bis in die entlegensten Orte Südamerikas, Asiens usw., "wo" noch der kleine Petroleumprojektor seine besten Dienste tut. Es ist der einzige Film, der allen feuerpolizeilichen Vorschriften der Vorführung und des Transportes auf der ganzen Welt genügt.

Er kündet das neue Deutschland in der ganzen Welt! Er ist ein Band, das noch mehr Völker zur Einheit führt.
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