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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Praktische Erfahrungen über die Behandlung von Filmkopien

aus Heft 4 - Berlin, Februar 1936 - von G. Kluche, D. K. G., Berlin Vortrag, gehalten auf der 136. Vortragssitzung der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft am 29. Januar 1936

Man hat mir aufgegeben, über ein Thema zu sprechen, welches allen Beteiligten große Vorteile bringen kann, aber zunächst zu einer einzigen Anklage führen muß. Beteiligt sind nicht nur die Vorführer, sondern die Kette beginnt in der Produktion und ist mit dem Vorführer geschlossen.

„Kampf den Kopienbeschädigungen"

Viele Fachleute sind sich seit sehr langer Zeit darüber einig, daß das Thema in der Luft liegt; dann kamen aber Bedenken: Soll man eine Aktion einleiten? Wenn und Aber wurden besprochen. Damit war jedoch nichts getan.

Der Anfang mußte aber einmal gemacht werden, und es ist erstaunlich, welche außerordentlich starke Resonanz schon der Anfang der Aktion „Kampf den Kopienbeschädigungen" gefunden hat, obwohl das Thema gerade nicht interessant ist, sondern langweilig wirken kann.

Bisher standen die Fachzeitungen, Fachzeitschriften, einzelne Vorführer usw. allein auf weiter Flur. Hier und da zeigten auch die Hauszeitungen Ansätze, um dem Thema näherzukommen. Aber immer konnte man zwischen den Zeilen die gewisse Besorgnis finden, ja nicht wehe tun zu wollen.

Alle diese Einstellungen halte ich für falsch und die Bedenken für unberechtigt. Wenn angeklagt werden muß, dann kann es doch nur gegen die Sünder gehen. Der gut arbeitende Mensch hat doch nichts zu fürchten, sondern wird dankbar dafür sein, daß er Unterstützung findet. Und der, welcher sich Mühe gibt, aber nicht richtig durchgreifen kann, weil ihm die Basis fehlt, wird sich freuen, Anregungen zu bekommen.

Es braucht Mut, die Dinge so zu sehen

Die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft hat es sich, nicht zuletzt mit Hilfe der Fachpresse, zur Aufgabe gemacht, diese Basis zu schaffen. Sie bringt den Mut auf, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Sie will den reichen Schatz an Erfahrungen der Beteiligten bis in den entferntesten Winkel Deutschlands tragen. Es wäre aber falsch, anzunehmen, nur die Herren als Erfahrene anzusprechen, die hier Vorträge halten. Die Vorträge sind nur Mittel zum Zweck.

Es sollen bewußt die Kräfte geweckt werden. Auch der Mann aus dem kleinsten Theater soll und muß gehört werden, sei es persönlich, sei es durch die Post. Dem einzelnen soll Mut gemacht werden, die Resignation soll weichen. Man sagt in neuerer Zeit so schön: „Auflockerung".

Schaun wir zurück

Um Fehler einerseits zu verstehen, andererseits die Mittel zur Beseitigung derselben zu finden, muß man rückschauend beginnen. Betrachtet man einen Projektor, der 20 Jahre alt ist, und sieht man die heutigen "Laufbildwerfer" an, wie Projektor und die dazugehörigen Teile in einer Linie verschmolzen sind, wie organisch, nicht nur mechanisch, die Dinge ineinandergereiht sind, dann kann man es einerseits nicht fassen, daß solche Kolosse nicht schon vor 20 Jahren notwendig waren.

Andererseits muß man Ehrfurcht haben vor den Männern, die andauernd Verbesserungen auf Verbesserungen geschaffen haben. Geht der Blick auf den Film selbst, dann ist man ebenfalls mehr als erstaunt, wie gewaltig diese Entwicklung vor sich gegangen ist.

Man kann in der Filmindustrie nehmen, was man will, seien es Kopieranstalten, Ateliers, Aufnahmeapparate usw., selbst die darin und daran wirkenden Menschen, alles ist in Hochform gebracht worden.

Und der Tonfilm an sich, dessen Beginn uns noch sehr zeitnahe ist, eilt nicht nur vorwärts, sondern sogar voraus. Weitere umfassende Pläne, Versuche sind im Werden, und schon wieder ist Brauchbares geschaffen worden. Einen Stillstand gibt es nicht in der Filmindustrie.

Alle Menschen waren und sind in und auf ihrem Gebiete emsig tätig. Aber nur ein Gebiet ist in dem Schaustellerischen vergangener Zeiten steckengeblieben. Das Stiefkind heißt: „Das kopientechnische Gebiet".

„Das kopientechnische Gebiet"

Niemand kümmerte sich im durchgreifenden Sinne darum, niemand hatte Zeit dazu. - Die Kopien liefen von einem Theater in das andere. Eine Durchsicht in einer Kleberei erfolgte nicht. Wenn die Kopie so zerfahren war, daß man weder ein Perforationsloch erkennen konnte, noch ein Bild, dann wanderte die noch sogenannte „Filmkopie" in den Abfallkasten.

Jeder Spieler schob die Schuld auf den Vorspieler. Niemand war schuldig, und diese Art zu streiten ist Tradition in der Filmindustrie geworden. Ich glaube, das ist die erste und bisher einzigste Tradition, die die Filmindustrie im weitesten Umfange kennt und die auch im kleinsten Ort Deutschlands bekannt ist.

Man schuf dann einen Miniaturkleberaum. Nun konnte man die Kopien zwischendurch einmal entschmutzen, Klebestellen erneuern usw. Oftmals mußten 10, 20 und 100m aus einem Akt entfernt werden. Es kam gar nicht darauf an, eine Kopie von 3000 Meter auf 2500 Meter zu kürzen. Endlos war die Kette der Bild- und damit der Inhaltsverstümmelungen.

Nun traten die Theaterbesitzer auf den Plan. Sie wollten bessere Kopien haben. Sie haben nicht danach gefragt, ob sie selbst zu den Sündern zu rechnen sind. Immer mehr Personal mußte für die Kleberei eingestellt werden. Enorme Summen, durchweg aus Löhnen bestehend, sind von den Verleihern hineingepumpt worden. Und trotz dieser Summen, trotz aller Mühe, die sich die Verleiher gemacht haben, rissen die Kopienbeschädigungen nicht ab, so daß sich mancher Verleiher sagte: „Alles zwecklos, weiter schlampen!"

Als der Tonfilm kam

Als der Tonfilm kam, wurde die Situation noch viel schwieriger. Es gab eine Zeit, da war der ganze Laden am Zusammenbrechen. Die Verleiher konnten mit ihren Kopienlieferungen - ob finanziell, gehört nicht hierher - buchstäblich bankerott machen. Schramme auf Schramme! Anschlag auf Anschlag! Der Tonstreifen heruntergeledert usw. usw. Das klingt furchtbar, aber so war es. Und auch das mußte einmal ausgesprochen werden.

Ein zäher Kampf gerade der kleinsten Gefolgschaftsmitglieder setzte ein, der nur dadurch etwas erleichtert wurde, daß eine gewisse Vorarbeit in der stummen Filmzeit geleistet wurde.

Hunderttausende von Merkblättern, eine Flut von Briefen, Zetteln, Stempeln, von kleinen Notizen war notwendig, um Ordnung in die Dinge zu bringen. Es ist eine Kleinarbeit im Laufe der vielen Jahre geleistet worden, die sich einzeln so bagatellenhaft anhört, so unwichtig erscheint, daß vielleicht auch Sie, meine Zuhörer, vieles jetzt als so selbstverständlich ansehen und mir sagen werden, daß man das hier gar nicht erwähnen sollte. Kleinkram!

Uns interessieren nur die großen Dinge. Wer eine Kopie beschädigt, muß sie bezahlen. Auf diesen Rat kann man verzichten, weil er nur etwas Erhabenes darstellt und nichts davon enthält, wie es in der Filmkopienwelt zugeht.

Es gibt kein universal gültiges Konzeot, nur Vorschläge

Nun kann ich hier den Verleihbetrieben kein Organisationsrezept verschreiben, sondern nur Hinweise geben, die darauf abzielen, daß in der Kopienlieferung ein Standard erreicht wird, der allen Theaterbesitzern, aber auch allen Verleihbetrieben zugute kommt.

Der Grundsatz muß lauten: Hände weg! Schont die Kopie! Nur die geübte Kleberin darf den einzelnen Akt aus dem Karton nehmen. Für die Bewegung der Kopie im Lager oder in der Expedition ist es nötig, daß rein äußerlich am Karton alles Notwendige, wie Lagernummer, Aktnummer, Aktanzahl, Name des Films usw., festgehalten wird, evtl. mit Hilfe besonderer Kennzeichen.

Die Kleberin sollte gut geschult sein. Es bleibt zu überlegen, ob man nicht Abendkurse einrichtet und dann eine Prüfung folgt. Ich habe festgestellt, daß auch dieses Ausbildungsgebiet stark vernachlässigt ist. Eine gute Facharbeiterin wird sich auch bei höherem Lohn schnell bezahlt machen.

Stets sollte die Kleberin so arbeiten, daß bei jeder Arbeit, die am Filmband zu machen ist, dasselbe durch ein Tuch läuft. Für gutes Handwerkszeug und besonders für Klebetische (nicht sogenannte „Umrollplätze") sollte gesorgt werden. Man darf versichert sein, daß sich diese Art Kopienpflege bald auswirkt. Versäumen Sie auch nicht, sich einer guten Entregnungsanstalt zu bedienen, und probieren Sie, ob nicht eine Imprägnierung noch besser hilft.
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Es ist ja nicht nur bei uns so .....

Hier möchte ich einflechten, daß auch im Auslande über schlechte Kopienbehandlung geklagt wird. Man war sogar im Jahre 1932 noch nicht so weit, Kopien in einem Kleberaum durchsehen zu lassen.

Ich beziehe mich dabei auf die Veröffentlichung in der „Licht-Bild-Bühne" vom 22. Januar 1933. Dort heißt es wörtlich:
„Richardson macht den praktischen Vorschlag, den er bereits vor längerer Zeit publizierte, nämlich durch die Verleihorganisationen jede Kopie nach jeder Laufzeit in einem Theater von eigens hierfür angestellten Leuten durchsehen zu lassen, um auf Grund der Feststellungen gegen Zerstörer vorzugehen."

Wir in Deutschland hatten aber schon viele Jahre vorher Filmklebereien geschaffen. Diese Notiz in der „Licht-Bild-Bühne" dürfte gerade die Herren Theaterbesitzer und Vorführer besonders interessieren.

Zur Kopie selbst und damit auch den Kopieranstalten habe ich folgendes zu sagen: Wir haben bisher darin keine Einheitlichkeit zu verzeichnen. Jeder liefert und ergänzt nach seiner Methode bzw. überhaupt nach keiner Methode. Sehen wir uns die Lieferungen anderer Industrien an, so finden wir, daß die gleiche Bezeichnung, die gleiche Größe, die gleiche Farbe in jeder Firma bekannt ist. Wir sollten daraus lernen.

Die Versuche in der Filmindustrie sind dazu schon lange im Gange. Es gibt zwei Gruppen. Die erste Gruppe sagt: Was ich besser machen kann als die befreundete Firma, kommt meiner Firma zugute. Die andere Gruppe sagt: Die Kopienbeschädigungen können nur wirksam bekämpft werden, wenn jede Kopieranstalt und jeder Verleiher nach einem einheitlichen Maß arbeitet. Anders gesagt: Es muß in der Kopienbelieferung ein Standard erreicht werden, der es keinem Vorführer ermöglicht, zu kneifen. Beide Gruppen haben treffende Argumente. Schafft man aber diesen Standard, dann hat derselbe so lange keinen Zweck, solange nicht die Gewähr gegeben ist, daß alle Verleiher die hier gegebenen und noch kommenden Richtlinien beachten.

..... im „Film-Kurier" vom 9. Februar 1928 ....

Dazu bitte ich den „Film-Kurier" vom 9. Februar 1928 betr. Normung nachzulesen. Übrigens findet man dort an gleicher Stelle einen wundervollen Artikel über Kopienbeschädigung.

Diese Beschädigungen sind eben nur auszurotten, wenn sofort zugegriffen werden kann. Es hat schon etwas für sich, wenn einzelne Vorführer eine gut durchgesehene Kopie verlangen. Jeder Schaden, der in der Kopie sich befindet und an sich heilbar, aber nicht beseitigt ist, bringt dieselbe viel schneller zur Altfilm- Verwertungsgesellschaft. Der nächste Vorführer kann die Kopie weder besser machen noch kann er dieselbe im gleichen Zustand abliefern. Die Kopie wird viel schlechter sein als beim Spielbeginn.

Die Standardkopie wird, sobald sie in das Theater kommt, in folgenden Punkten Einheitlichkeit aufweisen müssen:

Länge des Aktes bzw. der Rollen. - Einheitliches Startband, überhaupt einheitliche Anfänge der Akte. Einheitliche Enden. Kernloch 5cm. Einheitliche Wickelungsart des Filmbandes: Schicht
außen - Anfang innen.

Eine solche Standardkopie wird die Vorbedingung sein, um zu einer einheitlichen Verpackung zu kommen, denn auch auf diesem Gebiet kann manches wesentlich einfacher werden. Doch das können wir heute nicht erörtern, sondern wir wollen uns nunmehr den Herren Theaterbesitzern zuwenden.
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Die Seele seines Theaters - der Vorführungsraum

Wer die Seele seines Theaters nicht kennt, nämlich den Vorführungsraum, hat schon verlorenes Spiel. Es ist sehr schön, wenn man hört, daß man dem Vorführer Vertrauen schenkt. Aber, ich glaube für alle Vorführer hier zu sprechen, wenn ich sage, daß auch er anerkannt werden möchte; auch er will einmal seinen "Betriebsführer" im Vorführungsraum sehen.

Der Vorführer möchte auf diese oder jene Schwäche der Apparatur hinweisen können, er will nicht nur im Büro vortragen, sondern an Ort und Stelle zeigen, damit die Wichtigkeit sofort anerkannt werden kann.

Macht der Vorführer dann dem Betriebsführer Vorschläge, dann sollte dieser die so billigen Ersatzteile schneller kaufen und es nicht erst auf eine schwere Kopienbeschädigung ankommen lassen!
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Erkenntnis :

Die Theaterbesitzer müssen sich über folgendes klar sein:

Was nützt der gute Star, die Meisterleistung eines Regisseurs, der neue Saal, die neue Bestuhlung, die beste Reklame, wenn eine Kopie gespielt werden muß, deren Tonstreifen beschädigt worden ist, die auf beiden Seiten Schrammen zeigt und die in der Perforation so stark angeschlagen ist, daß das Bild zittert. Das ganze Meisterwerk eines Films steht und fällt mit dem Zustand einer Kopie und - der Apparatur.

Wenn jeder Theaterbesitzer sich gerade den letzten Satz merkt, wird er gleich mir zu der Überzeugung kommen, daß schlechte Kopien, noch besser gesagt schlechte Apparate, schlechte Kassen bringen. Es wäre aber falsch, anzunehmen, daß jetzt jede Kopie abgelehnt werden muß, denn der Verleiher kann eben die Kopie nicht besser machen.

Er ist nicht in der Lage, den Anschlag zu flicken oder die Schrammen zu beseitigen. Der Gedanke, neue Kopien zu bestellen, ist auch abwegig, zumal die Kopieranstalt gerade in dem Augenblick nicht liefern kann, wenn festgestellt wird, daß eine Kopie beschädigt ist.

Das Übel der Kopienbeschädigungen kann nicht beim und vom Verleiher beseitigt werden, sondern man muß es an der Wurzel packen. Darüber sind wir uns wohl alle einig, daß die Kopien nur in den Theatern beschädigt werden.
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Und damit bin ich bei den Vorführern angelangt.

In einem anderen Vortrag habe ich schon erklärt, daß die ganze Kopienbeschädigungsfrage nur eine Frage der Ordnung und Sauberkeit im Vorführungsraum ist. Erst wenn diese elementarste Grundbedingung zur Kopienschonung restlos von allen durchgeführt wird, dann erst wird die ganze Kopienbeschädigungsfrage als gelöst zu betrachten sein.

Was dann noch übrigbleibt, wird man im Augenblick beseitigen können. In diesem Zusammenhang verweile ich bei einem Artikel im „Film-Kurier" vom 5. Juni 1935, betitelt „Vorführungsraum und Schönheit der Arbeit". Dort heißt es:

„Ein solcher Vorführer würde nämlich auch aus einem Schmuckkästchen durch seine Ordnungsliebe in kurzer Zeit ebenfalls eine Rumpelkammer machen."
Der letzte Satz lautet:

„ ....... sollte man schleunigst aus der Gemeinschaft der Vorführer ausschließen, da durch diese Zeitgenossen unser Beruf, und mit Recht, immer mehr in Mißkredit gebracht wird."

In den Kreisen der Vorführer herrscht also vollkommene Klarheit darüber, daß Ordnung und Sauberkeit äußerst wichtig sind. Bedauerlich ist nur, daß man das erst sagen muß.

Gehen wir zu den Details über .....

Gehen wir nun auf Einzelheiten ein und nehmen wir die soeben eingetroffene Kopie zur Hand. Der Vorführer stellt fest, gut gewickelt, mit 5cm-Kernloch, und hängt den Akt auf die Umrollachse.

Ein passender Kern ist nicht im Vorführungsraum vorhanden. Nun wird sehr schnell umgerollt, der Akt gerät so stark ins Flattern, daß er gleich reißen wird; also mit der linken Hand beruhigen, und gerade in diesem Augenblick zieht sich der Akt auf der Achse zusammen, und die Sprungschramme ist da. Der Vorführer hat Glück gehabt, daß der Akt nicht in Brand (beim Nitrofilm) geraten ist.

Setzen wir nunmehr den ersten Akt in die Feuerschutztrommel. Einige Vorführer können es nicht unterlassen, eine 600m-Spule so vollzuwickeln, daß eben mehr als 600m sich darauf befinden. Das bedingt, daß der Vorführer an den Kopien herumschneidet und sich selbst Aktlängen nach eigenem Gutdünken schneidet.

Es bedarf keiner großen Ueberlegung, daß das Filmband sich an der oberen Laufrolle im Feuerschutzkanal stauchen muß, weil es eine Zeitlang fast rechtwinklig von der Spule in den Kanal einmündet. In nicht wenig Fällen wurde, um die Bequemlichkeit, größere Akte sich zu machen, noch besser auszugestalten, die obere Laufrolle entfernt.

Nun läuft das Filmband auf der Blechkante der Feuerschutztrommel. Der Erfolg kann gar nicht zweifelhaft sein. Auch der Feuerschutzkanal selbst bedarf guter Pflege, und es ist dringend zu empfehlen, daß heute auf Grund meines Vortrags sämtliche Theaterbesitzer und Vorführer Deutschlands sich diesen Feuerschutzkanal einmal daraufhin ansehen, ob sich kleine Schrammen zeigen.

Diese Schrammen sind ein deutlicher Beweis dafür, daß auch in dem betreffenden Theater die Kopien nicht so geschont worden sind, wie es wünschenswert ist. Es darf auch nicht vorkommen, daß die Röllchen am Feuerschutzkanal nicht mehr ihre ursprüngliche Form haben, sondern eckig sind; oftmals drehen sie sich überhaupt nicht mehr.

Über diese nicht drehbare Rolle wird der Film gezogen. Viele hundert Akte kann diese Transportrolle schon beschädigt haben; Laufstreifen und oftmals dicke Schrammen auf dem einzelnen Akt werden als Ergebnis gebucht werden müssen. Und wie teuer ist so eine Transportrolle? - Was der Verleiher mit der so beschädigten Kopie anfangen soll, darf dem betreffenden Theaterbesitzer nicht gleich sein. Er darf sich nicht scheuen, die wenigen Pfennige für die Transportrolle auszugeben. Kann man es aber als kameradschaftliches Verhalten bezeichnen, wenn nun die so mit Laufstreifen versehene Kopie in das nächste Theater wandern muß?
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Aha, jetzt komen wir zum Volksgenossen von 1936 ......

Hat der nächste Theaterbesitzer nicht ebenfalls ein Recht, eine einwandfreie Vorführung zu bringen? Und hat der dort verkehrende Volksgenosse nicht auch ein Recht, sich ebenfalls zu entspannen? Ist es nicht bedauerlich, wenn gerade die ärmsten Volksgenossen, die sich den Besuch eines großen Theaters nicht leisten können, sich Filme ansehen müssen, die man eigentlich infolge der Laufstreifen, der Schrammen und des sonstigen Regens umtitulieren muß? Denn ohne Zweifel sehen die handelnden Personen auf der Leinwand wie „Menschen hinter Gittern" aus.

  • Anmerkung : Im Inneren hatten die Menschen im 3. Reich, die zum Vergessen in die Kinos stömten, sowieso schon das Gefühl, hinter reichsdeutschen Gittern eingefangen zu sein. War das jetzt solch eine verdeckte Wahrheit, die der Autor eingeflochen hatte oder ist ihm das gar nicht bewußt gewesen, was er da vortrug ?

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Natürlich ist man selbst nicht Schuld ....

Eine solche Behandlung des Filmmaterials ist so sündhaft, daß man nach Worten suchen muß, diese Rücksichtslosigkeit zu geißeln.
Die dann folgende Abwickelzahntrommel kann schon der erste Übelstand sein zu einem Anschlag der Perforationsstege.

Wenn die Herren Theaterbesitzer und Vorführer, wie ich sie soeben aufgefordert habe, gerade dabei sind, sich den Feuerschutzkanal anzusehen, dann empfehle ich dringend, eine Lupe zur Hand zu nehmen, damit die Zahntrommel gleich mit besichtigt werden kann; zeigt es sich, daß die Zähne auf dieser Trommel aussehen wie kleine Haken, dann ist es die höchste Zeit, sich an den Apparatelieferanten zu wenden.

Über die Röllchen am Bildfenster gilt dasselbe, was ich über den Ersatz und das Nichtvorhandensein am Feuerschutzkanal gesagt habe. Wer von den Vorführern durchaus beweisen will, daß man eine Kopie auch ohne Perforation zurückschicken kann, muß dieses Bildfenster so scharf anpressen, daß man mit zwei Händen das Filmband herausreißen muß, um überhaupt noch etwas aus dem Bildfenster herauszubekommen.

Eine so zerfahrene Kopie wird ganz bestimmt dazu beitragen, daß der Ton besonders gut kommt. Durch den Anschlag wird der Tonstreifen eingerissen, und es entsteht nunmehr ein Maschinengewehrfeuer, daß selbst der lautstark aufgenommene Film diese Nebengeräusche nicht mehr übertönen kann, wodurch nunmehr der Betriebsführer veranlaßt wird, dem Verleiher einen geharnischten Brief zu schreiben, welche besondere Qualitätskopie er diesmal geliefert hat.

Es wäre grundfalsch, wenn diese Sünder sagen würden, daß sie selbst den Fehler gemacht haben. Man muß möglichst einen anderen schuldig werden lassen, damit niemand von den Beteiligten, Vorspieler und Nachspieler, Vorführer und Verleiher, in der Lage ist, sich höflich zu begegnen, sondern das Leben durch unangenehmen Briefwechsel und durch Krach sich verbittern lassen muß. Vielleicht hätte eine rechtzeitige und richtige Erneuerung des Schlittens im Bildfenster den ganzen Kummer vermieden.
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Es gibt viel zu prüfen und zu tauschen

Und wie sieht der Abdeckstreifen im Bildfenster aus? Ich bitte, zu prüfen, ob nur in Bildgröße angelötet, ob Grat vorhanden, ob farbig angelaufen. - Bitte dann schleunigst ein Ersatzstück moderner Art zu beschaffen und noch heute zu bestellen. Morgen kostet das Stück vielleicht schon 500,- bis 1000- RM.

Das Malteserkreuz ist ein besonderes Kapitel.

Oft genug liegt hier die Fehlerquelle für den periodischen Anschlag. Zittert das Bild, dann ist natürlich die miserable Kopie schuld. Nur nicht nachsehen, nichts am Laufbildwerfer prüfen, niemals eine Schraube lösen und einmal hineinschauen; das könnte Arbeit verursachen!

Tongeräte.

Diese habe ich ganz besonders in mein Herz geschlossen. Es liegt mir fern, die Schwierigkeiten nicht erkennen zu wollen. Aber das eine bitte ich zu beachten:

Aus der Vielzahl und der Gleichartigkeit der einzelnen Kopienbeschädigungen ist man sehr gut in der Lage, zu behaupten, daß ein ganz bestimmtes Gerät sich nicht eignet oder einer Verbesserung bedarf. Die Apparatebaufirmen sollten deshalb in Zukunft nicht achtlos mehr daran vorübergehen, was ihnen der Verleiher zu sagen hat.

Grundfalsch ist es in jedem Falle, dem Theaterbesitzer bzw. dem Vorführer schuld zu geben. Wenn von 100 Vorführern 85 eine Kopie beschädigen, dann liegt es nicht nur an der Bedienung des Gerätes, sondern wahrscheinlich auch am Aufbau u.ä. - Ich bin der Ansicht, daß man in solchen Fällen durch eine zweckentsprechende Um- oder Neukonstruktion die Fehlerquellen ausschalten sollte.

Wer meine Arbeiten verfolgt hat, wird feststellen, daß ich immer wieder versucht habe, durch zweckentsprechende Maßnahmen, sei es nach innen oder nach außen, die menschlichen Schwächen auszumerzen.

So sollten auch die Konstruktionsbüros der Apparatefirmen denken. Ziehen wir zum Vergleich die Unfallverhütungsfürsorge heran. Auch hier wird versucht, durch zweckentsprechende Schutzvorrichtungen den Zufälligkeiten des Lebens, wie Unachtsamkeit, Krankheit, Willenslosigkeit usw. zu begegnen.
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Die Tongeräte schaffen mehrere Möglichkeiten von Kopienbeschädigungen:

Anschlag, ein- oder zweiseitig. Veranlassung geben meistens die Beruhigungsbahnen, wenn die Stellschraube zu scharf angezogen wird. Solche Beruhigungsschlitten, die vollkommen geschlossen sind, verursachen Regen und Laufstreifen. Es bleibt zu überlegen, ob man dem Vorführer die Kontrolle erleichtert.

Die weitere Schadensquelle liegt im Tonabnahmespalt. Werden hier die Außenkanten im Laufe der Zeit abgeschliffen, so wird der Spalt scharfkantig und verursacht die tollsten Tonschrammen. Auch hier ist dringende Abhilfe nötig, sei es, daß der Theaterbesitzer für Ausbesserung sorgt oder durch Hilfe von außen dem Uebelstand beigekommen wird.

Die Gummiröllchen als nächstes Übel sollten nicht erst erneuert werden, wenn die Rolle vollkommen auseinanderfällt. Vielleicht läßt sich auch hier durch eine billige Umkonstruktion etwas erreichen.
Daß auch die untere Aufwickeltrommel mit der Lupe besichtigt werden muß, bedarf keiner Erörterung. Auch der Feuerschutzkanal an der unteren Trommel muß genau so sorgsam behandelt werden wie der an der oberen Trommel. Auch die Röllchen müssen stets erneuert werden.

Selbstverständlich darf das Filmband im Feuerschutzkanal nicht
schleifen, wie überhaupt die Teile der ganzen Apparatur, die an den Außenflächen erhabene Stellen zeigen, niemals abgeschliffen sein dürfen, weil sonst das Filmband auf der tiefergelegenen Breitfläche aufliegt und somit verschrammt wird bzw. Laufstreifen und auch den so gefürchteten Regen bekommt.

Die Friktion an der unteren Feuerschutztrommel ist eine kritische Angelegenheit, die hier in allen Einzelheiten zu erörtern zu wenig Zeit vorhanden ist, zumal ich noch in einem anderen Zusammenhang auf diese Friktion zu sprechen komme. Wer damit nicht zurechtkommt, soll sich an die betreffenden Apparatefirmen wenden und sich Erklärungen geben lassen.

Die „Vorführerklebestellen"

Wenn der Vorführer nun einmal das Unglück hat, daß eine Kopie reißt, dann muß er zum Kleben einen bekannten Filmkitt benutzen, der auch in gewissen Zeitabständen wieder ergänzt werden muß, weil der alte Filmkitt wahrscheinlich zu dick geworden sein wird. Eine Klebestelle darf nicht breiter sein als 2 mm, weil sonst der Durchlauf durch die Apparatur gefährdet ist.

Die Vorführer müssen dabei überlegen, daß jede Erneuerung der sogenannten „Vorführerklebestellen" in der Verleihkleberei eine weitere Verstümmelung des Bildes, insbesondere aber des Tones mit sich bringt. Es ist wirklich nicht zuviel gesagt, wenn ich behaupte, daß die meisten Vorführer nicht in der Lage sind, eine einigermaßen anständige Klebestelle zu machen.

Hier sehe ich auch eine große Brandgefahr; denn wenn solche Klebestellen in der Apparatur haften bleiben, so reißt das Filmband. Die weiteren Folgen brauchen wir hier nicht zu erörtern.

Jeder gute Vorführer wird mit mir einer Meinung sein, daß auch das Fertigen von Klebestellen von der zuständigen Prüfungskommission in schärfster Weise geprüft werden sollte. Daß zum Kleben gutes Handwerkszeug (Klebelade und Schabemesser) gehört, und nicht etwa mit der seitlichen Kante eines Schraubenziehers, wie es uns in Hunderten von Fällen schon begegnet ist, die Emulsion abgeschabt wird, sollte ebenso selbstverständlich sein.

Die Vorführer, die da glauben, daß das Zelluloidband auf der Emulsion haftet, daß sie also nicht abzuschaben brauchen, sind um ihr Wissen nicht zu beneiden. Aber ihre Kollegen werden in die größte Gefahr gebracht, wenn diese Klebestelle aufgeht und ein Brand im Vorführungsraum verursacht wird. Ueberhaupt können die Kopienbeschädigungen zu einem Brand führen, wenn das Filmband durch eine ungepflegte Apparatur laufen muß.

Und stände auch die Feuerwehr vor dem betreffenden Theater, so würde sie nichts retten können. Nicht eindringlich genug kann davor gewarnt werden, das Filmmaterial leichtsinnig zu behandeln, denn solche stümpferhafte Behandlung, insbesondere das Anfertigen der geschilderten Klebestellen, ist und bleibt eine große Sünde, weil Menschenleben in Gefahr kommen können. - Wer noch eine sogenannte „Lochzange" für Klebestellen hat, sollte sie schleunigst seinem Heimatmuseum überweisen.
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Über das Einlegen des Films in den Projektor

Die Schleifen dürfen weder zu groß noch zu klein gemacht werden. Zu kleine Schleifen verursachen Anschlag, während zu große Schleifen gegen Metallteile des Laufbildwerfers schlagen und jedes einzelne Filmbild verletzen. Eine bestimmte Apparatur ist in dieser Beziehung von uns besonders gefürchtet.

Den Apparatelieferanten habe ich noch folgendes zu sagen: Es sind Spulen und Feuerschutztrommeln gebaut worden, nicht nur für 300, 400 und 600 m, sondern auch für 900, 1200, 1300, 1500 m. Vielleicht liegen sogar schon Pläne für eine 1800m-Trommel vor.

Wohin soll das führen? Es wurde keinerlei Rücksicht darauf genommen, ob das Filmband es verträgt, in solchen Riesenakten durch die Maschine zu laufen. Selbst wenn man mir wissenschaftlich ausrechnen würde, wieviel Prozent Reibung oder Nicht-reibung vorhanden sind, behaupte ich, daß jeder Akt von überdimensionalen Ausmaßen schwerer zu transportieren ist. Die obere Zahntrommel muß viel mehr ziehen, also muß sie auch die Perforationsstege mehr angreifen.

Ich muß wiederum, weil der Film auf dem kopientechnischen Gebiet eben noch keine Tradition hat, eine Anleihe machen. Denken Sie an den Sport: Endlich ist es soweit, daß im Sport nicht mehr einzig und allein entscheidend ist, daß der Sportler den neuesten Rekord um ein halbes Zehntel Sekunde drückt, sondern maßgebend ist die stetige, die Dauerleistung, die Leistung überhaupt, und nicht die einzelne Überleistung.

Damit will ich sagen, daß erst eine sichere, also stetig arbeitende Friktion geschaffen werden muß. Es bleibt dahingestellt, ob zur Zeit eine solche in Vorbereitung ist und ob einzelne Apparaturen schon so geliefert sind; maßgebend ist für den Verleiher und die ganze Filmindustrie die Tatsache, welche Apparaturen stehen in den Theatern, und dort haben wir bedauerlicherweise gerade in bezug auf die Friktion die übelsten Zustände entdecken müssen.

Es ist also "richtiger", eine wirklich praktische 600m-Trommel und -Spule nebst entsprechender Friktion zu bauen, anstatt ins Uferlose hineinzukommen und damit der Filmindustrie einen so ungeheuren Schaden zuzufügen.

Es agb damals schon 3000m Riesenräder

Der Bau von Feuerschutztrommeln dieser Art war das Signal für einzelne Theaterbesitzer, sich nunmehr Transmissionen an die Decke des Vorführungsraumes bauen zu lassen und mit einem Riesenrad von sage und schreibe 3000m vorzuführen. Da sie aber die Kosten scheuten, bis nach dem Keller durchzubrechen, um die untere Feuerschutztrommel entsprechend groß zu machen, haben diese Theater es fertig gebracht, nach Ablauf von 600 m das Filmband zu schneiden, die Spule herauszureißen und eine neue Spule einzusetzen; das inzwischen auf die Erde gefallene Filmband wurde dann mit schnellen Handgriffen in die Spule gesteckt und aufgewickelt. Das sind doch trostlose Zustände. Das ist doch nichts Industriemäßiges mehr. Wie sehen solche Kopien aus und wie bringen sich die Vorführer in Lebensgefahr!
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Die Stichflamme eines 600m-Aktes

Wir müssen uns darüber klar sein, daß ein Riesenakt ganz andere Stichflammen erzeugen muß als ein 600m-Akt. Und wenn da gesagt wird, wir haben einen zu kleinen Vorführungsraum, wir können nicht zwei Maschinen aufstellen, wir müssen große Feuerschutztrommeln haben, so ist das, vom feuerschutztechnischen Gesichtspunkt aus betrachtet, eine Sünde.

Je enger der Raum und je größer der Akt in diesem kleinen Raum ist, desto verheerender muß die Wirkung einer Stichflamme sein. Und ich glaube nicht zuviel zu sagen, wenn ich erkläre, daß gerade die kleinsten Vorführungsräume bisher die größten Schäden erlitten haben, eben weil diese Stichflamme dann auch noch den Rest der Filme, die schlecht gelagert waren, vernichtet hat, ebenso die ganze Bildwerferanlage.

Es sind aber nicht nur erhebliche Brandwunden, sondern sogar Todesfälle in solchen engen Räumen zu verzeichnen. Ist es da nicht viel ratsamer, vorzubeugen und die Mittel zu schaffen, die es dem Theaterbesitzer ermöglichen, eine einwandfreie Vorführung durchzuführen? Es ist doch nicht von der Hand zu weisen, daß kleine Theaterbesitzer oft schlechtes Material vorführen müssen. Und hier setzt unsere Hilfe ein.
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Es darf nur noch 600m-Rollen geben

Wir wollen, daß jedes Theater nur 600m-Rollen geliefert bekommt und so vorführen muß. Aber in einer Verfassung muß die Kopie ankommen, daß der Theaterbesucher gut beeindruckt wird. Dann wird auch der von einzelnen Theaterbesitzern erhobene Einwand fallen, daß sie Pausen machen müssen.

So gesprochen, ist das überhaupt falsch. Selbst wenn ein Theater 900- oder 1200m-Trommeln hat, müssen Pausen gemacht werden. Und es hat nach Berechnungen, soweit man nur 900m-Trommeln in Betracht zieht, sich ergeben, daß die Lieferung des gleichen Spielfilms in 600m-Rollen nur eine Mehrpause verursacht. Man sollte lieber eine bessere Kopie vorführen, die schon infolge des kleinen Volumens keine große Feuersgefahr bildet und die dem Theaterbesucher Freude bereitet, als schlechte Kopien in größeren Rollen.

Auf der einen Seite sehen wir also, daß die Theaterbesitzer größere Rollen haben wollen, aber auf Seiten der Produktion ist man über die entgegengesetzte Meinung noch nicht hinausgekommen. Es werden Akte in einer Länge gemacht, daß man glaubt, wir sind am Anfang der Filmindustrie: 170, 180, 220m usw. Der Verleiher liefert so an die Theater. Man kann doch wirklich keinem Theaterbesitzer bei einem zehnaktigen Spielfilm zumuten, neun Pausen allein beim Spielfilm zu machen; das Beiprogramm will ich hier gar nicht erwähnen. Also muß doch der Theaterbesitzer die Akte zusammenkleben. Daß es dabei Verstümmelungen gibt, ist nicht zu vermeiden.

Es gibt immer noch Kinos mit nur einem Projektor ...

Ich habe nicht ergründen können, weshalb man den Film in 8 bis 12 Akte einteilt. Welche Oper, welches Sprechbühnenstück zeigt eine so in die Tiefe gehende Unterteilung? Ist es für den Schnittmeister nicht wesentlich leichter, er macht nur drei bis fünf Unterteilungen, und zwar immer bei 590m ? Auf keinen Fall länger, eher etwas weniger! Einen solchen 590m-Akt zerlegt man in zwei gleiche Rollen und sage dazu, daß diese Teile gekoppelt werden müssen! Das macht für die Kopieranstalt keine Schwierigkeiten.

Doch verfalle man nun nicht in einen anderen Fehler: Der Film darf nicht, beginnend von Meter 1, in 600m-Akte geteilt werden; dann bleiben bestimmt für den letzten Akt nur 100, vielleicht auch 200 oder 250m übrig. Das wäre falsch und für den ganzen Film schädigend.

Die Handlung darf, wenn sie auf dem Höhepunkt angekommen ist, nicht durch eine Pause gestört werden. Am besten ist es, die Einteilung von rückwärts zu machen, so daß also der erste Akt der kürzere wird.

Wer an der Möglichkeit zweifelt, den muß ich darauf hinweisen, daß das bei einzelnen Firmen fast fünf Jahre schon so geht!
Und zum Schluß einen Herzenswunsch aller Vorführer der ganzen Welt! Ich betone nachdrücklichst: Wir wissen wohl, daß große Schwierigkeiten vorhanden sind, aber hier und da läßt es sich bei einem einzelnen Akt doch ermöglichen, daß am Ende tonlos abgeblendet und der nächste Akt ebenso tonlos aufgeblendet wird.

Ich höre schon, wie geantwortet wird: „Kein photographiertes Theater" usw. Das gleiche hat der Verleiher den Vorführern immer wieder geschrieben. Also noch einmal: wenn es gelegentlich geht; denn auch dies trägt viel zum Gelingen einer guten Vorführung bei.

Die "idealste" Überblendung von Akt zu Akt bei pausenlosem Spiel ist ein abgeblendetes Bild am Aktende und am Anfang des nächsten Aktes.
Gewiß haben wir in jeder Kopie Überblendungszeichen, aber die Bitte der Vorführer ist schon tausendmal ausgesprochen worden, und ich hielt es für richtig, das hier zu sagen, damit die Vorführer sehen, daß wir nichts unter den Tisch fallen lassen.

Und damit bin ich bei meiner Einleitung wieder angelangt. Alle Beteiligten werden gebeten: Helfen Sie, schreiben Sie, wohin, das ist ganz egal, ob Landesverband, Reichsverband oder Kinotechnische Gesellschaft oder an die Verleihergruppe. Ihre Mitteilungen werden verwertet, wenn es auch nicht immer möglich sein wird zu antworten, weil uns die laufende Arbeit schon genügend drückt.

Es muß gelingen, daß man nirgends mehr über praktische Erfahrungen, über Behandlung der Filmkopien zu sprechen braucht. Es wird Vorsorge getroffen werden, daß die beteiligten Fachmänner von Ihren Anregungen Kenntnis erhalten.

Zusammenfassung

Fassen wir nach Sparten zusammen, was wir heute hier gehört haben:
Die Produktion sollte sich auf 590m-Akte einstellen und versuchen, jeden Akt ab- und aufzublenden. 10m hängt die Kopieranstalt an Startzeichen usw. an.

Die Kopieranstalten sollten beachten: Jede Kopie muß nach einem einheitlichen Schema in ganz Deutschland, ja in der ganzen Welt laufen. Deutschland wird und muß führend werden. Keine Rolle darf mehr als 600m haben. Die Standardkopie bzw. der Standardakt muß marschieren.

Die Verleiher sollten bewußt noch und noch Kopienpflege betreiben, Kleberinnen schulen, gute Arbeitsplätze, gutes Handwerkszeug schaffen, Reinigungs- und Imprägnierungsanstalten in Betracht ziehen. - Richtige und vollständige Beschriftung der Kartons.

Anfänge und Enden der Akte müssen nach Schaffung der Standardkopie immer wieder in Übereinstimmung gebracht werden.

Die Theaterbesitzer müssen sich um den Vorführungsraum, das ist die Seele des Theaters, mehr kümmern. Ersatzteile müssen schnellstens beschafft werden.

Die Vorführer sollten ... nein, warum soll ich das hier noch einmal alles aufzählen? Sie kennen die Fehler, die Schwächen usw., viel besser als wir, wir kennen nur die Wirkungen. Sorgen Sie für Abhilfe, damit endlich der Zankapfel „Kopienbeschädigung" beseitigt wird!
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Das war ein Artikel auf 1936. Die Probleme gabs 1965 immer noch.

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