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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Neues aus der Industrie - Nov-Dez- 1936

Agfa-Superpan, ein neues Kine-Aufnahmematerial

Über das soeben herausgebrachte neue Aufnahmematerial „Superpan" berichtet die Agfa in Heft 3/1936 (Oktober) ihrer „Kinetechnischen Mitteilungen" folgendes:

Nach dem heutigen Stand der Technik ist mit der Schaffung des neuen Agfa-Negativfilms „Superpan" die systematische Fortentwicklung der panchromatischen Negativemulsion zu einem Abschluß gebracht.

Was den Pankine H bereits so sehr auszeichnete: das feine Korn bei allerhöchster Empfindlichkeit, besonders gegen Kunstlicht, gilt auch für den neuen Superpan. Darüber hinaus bietet er dem Kameramann größeren Schutz gegen Fehlbelichtungen durch weitere Verbesserungen im Schwellenbereich der Schwärzungskurve, und bei der Verarbeitung in der Kopieranstalt größeren Entwicklungsspielraum durch einen langsamen Entwicklungsverlauf und eine flachere Gammazeitkurve.

Die Diagramme zeigen die Unterschiede der Gradation und des Entwicklungsverlaufes zwischen Superpan und Pankine Typ H. Der steilere Anstieg der Schwelle beim Superpan äußert sich praktisch im fertigen Bilde durch eine kräftigere Durchzeichnung der Schattenpartien und einen brillanteren Bildcharakter bei knapp belichteten Aufnahmen flach ausgeleuchteter Szenen.

Die Entwicklungszeiten von Pankine Typ H und Superpan

Bei der Entwicklung des Pankine Typ H in einem Boraxentwickler wird z. B. das normale Gamma von 0,7 in 8 Minuten, bei Superpan im gleichen Entwickler bei 12 Minuten erreicht. Unter- und Überschreitungen der normalen Entwicklungszeit führen beim Superpan zu geringeren Veränderungen des Gammawertes - und damit des Bildkontrastes - als beim Pankine H:

Beim Superpan steigt der Gammawert von 0,6 auf 0,8 während der Entwicklungszeit von 9 bis 15 Minuten (also während 6 Minuten), bei Pankine Typ H von 7 bis 9 1/2 (also während 2 1/2 Minuten). Der sehr viel größere Entwicklungsspielraum beim Superpan gewährleistet eine größere Gleichmäßigkeit der Entwicklung nicht nur gegen Schwankungen der Entwicklungszeit, sondern in gleichem Ausmaß gegen Schwankungen der Temperatur und der Entwicklerzusammensetzung.

Die Rotempfindlichkeit und die Schminke der FRauen

Die Sensibilisierung des Superpan weicht von derjenigen des Pankine Typ H insofern ein wenig ab, als die Rotempfindlichkeit des Superpan etwas geringer ist als bei Pankine H. Dadurch müssen bei Anwendung von Rotfiltern für Superpan etwas größere Verlängerungsfaktoren in Rechnung gestellt werden.

In der Atelierpraxis erweist sich die gedrückte Rotempfindlichkeit des Superpan dadurch vorteilhaft, daß man beim Schminken helleren und natürlicheren Schminktönen für Gesicht und Lippen den Vorzug geben kann, wenn auf Superpan aufgenommen wird.

Bezüglich des Filtergebrauchs gelten für Superpan die gleichen Richtlinien wie für Pankine H, Im Atelier bei der Verwendung von reinem Halbwattlicht oder einem Mischlicht von Glühlampen und Bogenlampen mit Rot-und Gelbeffektkohlen wird schon ohne Filter eine ausreichend helligkeitsrichtige Farbwiedergabe erzielt. Lediglich für wissenschaftliche Zwecke, bei denen es auf absolut farbtonrichtige Wiedergabe ankommt, ist die Verwendung des Grünfilters Nr. 70 zu empfehlen, wobei aber dem relativ hohen Belichtungsfaktor von 3,0 Rechnung zu tragen ist.

Die Verwendung weiterer Farbfilter

Für Aufnahmen bei Tageslicht wird bereits durch das Agfa-Gelb-Grünfilter Nr. 72 (früher Nr. 71 Kine) oder Agfa-Gelbfilter Nr. 0 oder 1, höchstens Nr. 2, eine genügende Dämpfung der blauen Strahlen zur Erzielung einer farbtonrichtigen Wiedergabe erreicht.

Die Verarbeitung des Superpan kann wie die des Pankine H bei dem indirekten grünen Licht des Agfa-Dunkelkammer-Schutzfilters Nr. 108 vorgenommen werden. Für die Entwicklung werden die bekannten Feinkornentwickler (Agfa 12 und 15, Boraxentwickler usw.) empfohlen.

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Die neue Ernemann VII B mit Rotationsbahn und Frontantrieb

Mitteilung der Zeiss Ikon A.G., Dresden - Bildtonmaschine 7B

Dieser neue Projektor stellt eine neue Form der Bildtonmaschine dar, des neuzeitlichen Projektortyps also, der gekennzeichnet ist, durch die Vereinigung von Bild-und Tonteil. Der charakteristische Aufbau von Bild- und Tonteil in einem Gehäuse bringt eine Verkürzung «des Filmweges von der oberen zur unteren Feuerschutztrommel mit sich und macht es dadurch nicht nur möglich, den festgelegten Abstand von 20 Bildern einzuhalten, sondern bei voll ausgebildeter Schleife sogar auf 18 bis 17 Bilder zu verringern. Dieser Vorsprung gestattet bei der Wiedergabe einen Ausgleich für das Zurückbleiben des Tones, der sich namentlich bei den entfernteren Sitzplätzen günstig auswirkt.

Lichttongerät mit rotierender Tonbahn

Die fortschreitende Technik führte zum Bau von Lichttongeräten mit rotierender Tonbahn. Nachdem die Entwicklung zu einem gewissen Abschluß gekommen war, konnte man darangehen, auch der Bildtonmaschine wichtige technische Verbesserungen zu geben.

So besitzt der neue Typ Ernemann VII B die vom Ernophon her bekannten Konstruktionselemente wie Rollenschleifenfänger zur Vorberuhigung des Films, die sich zum bequemeren Filmeinlegen aufklappen lassen, große Rotationsbahn, auf deren Achse die Schwungmasse im Innern des Gehäuses aufgesetzt ist, und Dämpfungsausgleich mit Luftdämpfung,

Besondere Beachtung verdient die ebenfalls schon beim Ernophon angewendete technisch bedeutsame Anordnung der Photozelle in der Rotationsbahn. Die Notwendigkeit, Rechts- und Linksgeräte bzw. Rechts- und Linksprojektoren zu bauen, ließ es zunächst kaum möglich erscheinen, die unmittelbare Lichtstrahlung auf die Photozelle beizubehalten, wenn man nicht sonst technische Zugeständnisse machen und auf die durchgehende Achse der Tonbahn verzichten wollte.

Unterdrückung des Filmrauschens ud der Frontmotor

Äußerlich fällt nur die Vereinfachung ins Auge, die mit der Unterbringung der Photozelle erreicht wurde. Für die Tonwiedergabe bedeutungsvoll ist dagegen, daß der gesamte Lichtstrom ohne Schwächung durch zusätzliche optische Elemente auf die Photozelle einwirken kann.

Da weiterhin Untersuchungen ergeben haben, daß es zur Unterdrückung des störenden Filmrauschens vorteilhaft ist, wenn die Photozelle so nahe wie möglich an den Film herangebracht wird, wurde auch dieser Punkt bei der Bildtonmaschine Ernemann VII B berücksichtigt.

Eine neue und zweifellos vorteilhafte Lösung stellt der Frontmotor an der Stirnseite des Werkes dar. Zur bequemen Bedienung wurde der Handantriebsknopf auf die Achse des Motors gesetzt. Das hat den Vorteil, daß nunmehr auch der Angriff des Handantriebs an der ursprünglich zum Antrieb vorgesehenen Stelle erfolgt und sich das Werk beim Filmeinlegen spielend leicht regulieren läßt.

Dadurch kam der Handantriebsknopf an der Filmlaufseite in Fortfall, der zwar im Vergleich zur Handkurbel schon einen großen Fortschritt bedeutete, aber bei der Bedienung der Maschine immer noch hinderlich war.

Auch im Hinblick auf die Platzfrage, die in vielen Kabinen eine große Rolle spielt, ist der raumsparende Frontantrieb als günstige Lösung zu betrachten.

Fliehkraft-Feuerschutzklappen und Wasser- und Luftkühlung

In bezug auf den Projektionsteil ist die neue Bildtonmaschine wieder mit der praktisch bewährten Trommalblende mit Fliehkraft-Feuerschutzklappen, Wasser- und Luftkühlung ausgerüstet worden. Auch der Aufbau des Getriebes mit der besonders ausgebildeten Umlaufölung weist die gleiche strahlenförmige Aufteilung der Antriebsenergie auf, die sich bei Ernemann II bewährt hat und im Prinzip bei allen Ernemann-Projektoren beibehalten wurde.

Eine kleine, aber sehr praktische Neuerung stellt der auswechselbare Filmbahneinsatz mit Seitenführung dar. Wird die Führung im Laufe der Zeit vom Film abgenutzt, so genügt es, einen verhältnismäßig kleinen Teil, nämlich den Filmbahneinsatz, auszuwechseln. Das ist erheblich einfacher und billiger, als ein Austausch der gesamten Filmführung.

Weiter besitzt die neue Maschine eine große Zahl von kleinen Konstruktionsvorteilen, die schon die erste Bildtonmaschine aufzuweisen hat, wie: Pilotlicht zur Erleichterung des Filmeinlegens auf den Bildstrich, Trommelbeleuchtung und Zeitskala sowie die bekannte Brandschutzeinrichtung „Protektor".

Die Feuerschutztrommeln sind so ausgebildet, daß beim Öffnen des Deckels die Rückwand vollständig freiliegt; der Strahlengang in der Maschine ist durch den Lichtschutztubus vollständig verdeckt; ein Abblendblech am Objektivkörper verhindert Blendung des Vorführers bei der Überwachung der Maschine.

Als vollkommene Bildtonmaschine besitzt die neue Ernemann VIIB auch die eingebaute automatische Überblendungseinrichtung. Hier ist eine kleine Änderung insofern eingetreten, als der Knopf zum Auslösen der Überblendungseinrichtung zur weiteren Erleichterung der Bedienung durch einen kleinen Hebel ersetzt worden ist. Der besonders konstruierte Anlasser läßt die Maschine weich anlaufen.

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Verschiedenes

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Akustische Fehler bei Tonfilmen

Auf die in Heft 19 auf Seite 323 unter dieser Überschrift gebrachten Bemerkungen des Herrn Reg.-Rat Dipl.-Ing. K. A. Wiedamann ging uns von Herrn G. Tümmel, Dresden, folgende Erwiderung zu:

„Herr Wiedamann bezeichnet in seinem Bericht es am auffälligsten, wenn sich die sprechenden Personen dem Zuschauer nähern oder entfernen, diese Bewegungen aber sonderbarerweise zu keiner Veränderung der Lautstärke führt. Bei einer Verdoppelung der Entfernung z. B. müßte doch bekanntlich die Lautstärke etwa nur noch ein Viertel der ursprünglichen sein. Diese von dem Verfasser zitierte Gesetzmäßigkeit (das sog. „quadratische Abstandsgesetz") gilt nur sehr bedingt; nämlich dann, wenn die Reflexion vollkommen Null ist.

Dies ist praktisch nur draußen im Freien der Fall und man kann eine solche Lautstärkenänderung (genauer ist Schalldruckänderung) leicht täglich beobachten, indem man sich von einer möglichst konstanten Schallquelle allmählich entfernt.

In einem Raum (Zimmer, Fabrikhof usw.) sind jedoch Reflexionen unvermeidlich und nehmen manchmal sogar recht erhebliche Werte an. Zu dem Schalldruck, welcher direkt von der Schallquelle zum Beobachter kommt und quadratisch mit der Entfernung abnimmt, ist dann noch der reflektierte Schalldruck zu addieren. Bei Zimmern mit geringer Absorption und vielfacher Reflexion ist zwar in unmittelbarer Nähe der Schallquelle die Lautstärkenabnahme festzustellen. Mit zunehmender Entfernung jedoch ist sie dann annähernd konstant, da der Anteil des reflektierten Schalles die gleiche Größenordnung wie der direkte besitzt, die Abnahme des letzteren somit weniger Einfluß ausübt.

Eine genaue Beziehung zwischen Entfernung und Schalldruck läßt sich infolge der örtlich bedingten Verhältnisse nicht gesetzmäßig darstellen, sondern ist von Fall zu Fall verschieden.

Hinzu kommt noch, daß nach Weber-Fechner zwischen der subjektiven Lautstärke L und dem objektiven Schalldruck die Beziehung besteht

Die geringe Abnahme des Schalldruckes macht sich fast nicht bemerkvar

Die eben demonstrierte geringe Abnahme des physikalischen Schalldruckes macht sich infolge der logarithmischen Ohrempfindlichkeit noch weniger bemerkbar als ohnehin zu erwarten war.

Ein Platzkonzert im Freien (also nicht in einem umbauten Hof oder Platz) zeigt ganz besonders die starke Lautstärkenabnahme mit der Entfernung. In einem Saal jedoch wird dieses Konzert in der Mitte und am Ende des Saales mit annähernd gleicher Lautstärke zu hören sein.

Auch der Rundfunkapparat ist im Zimmer fast überall gleich laut zu hören und erst in größerer Nähe ist dann eine merkliche Zunahme der Lautstärke festzustellen.

Es ist daher u. U. berechtigt, wenn im Tonfilm bei entsprechenden Sujets die Lautstärke auch bei sich ändernder Entfernung annähernd konstant bleibt.

Ein schönes Analogon zu diesen Betrachtungen bildet die Ulbrichtsche Kugel der Optik. In ihrem Innern ist die Beleuchtungsstärke infolge der mehrfachen Reflexion (wobei die Absorption sehr gering ist) überall gleich, während bei einer im Freien befindlichen Lichtquelle (bei einer Reflexion gleich Null) selbstverständlich das quadratische Abstandsgesetz gilt.

Akustische Meßräume (z. B. zur Untersuchung von Lautsprechern) sind daher ausnahmslos sehr stark gedämpft, um den Einfluß der störenden Reflexionen auszuschalten. Andernfalls würde der Raum als 'akustische Ulbrichtsche Kugel' wirken."
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Die nachfolgende Stellungnahme von Herrn Wiedamann

Wir haben Herrn Wiedamann, altgewohntem Brauch folgend, von dieser Erwiderung Kenntnis gegeben, worauf er uns die nachfolgende Stellungnahme zugehen ließ:

„Aus der beifolgenden Abbildung, die nur schematisch ist, ist zu ersehen, daß sowohl für reflexionsfreie Räume wie auch für stark hallende Räume die Kurve für die Abhängigkeit der Lautstärke von der Entfernung der Schallquelle ungefähr ein Hyperbelast ist (quadratische Abhängigkeit!). Der Unterschied zwischen beiden besteht nur darin, daß der jeweilige Wert der Lautstärke um die Größe der Nachhallamplitude erhöht wird.

Man kann selbstverständlich in grober Näherung diesen Schalldruck-Kurvenverlauf als in unmittelbarer Nähe der Schallquelle abnehmend und mit zunehmender Entfernung annähernd konstant bezeichnen, wie dies in der Erwiderung geschieht. Aber das gilt eben auch für quadratische Kurvenabhängigkeit. In meinen Zeilen wies ich darauf hin, daß überhaupt keine Lautstärkenänderungen auch bei großen Änderungen der Entfernungen der Personen vom Objektiv vorgenommen werden.

Ein neues Beispiel hierfür: die letzte Szene im Film „90 Minuten Aufenthalt". Zuerst noch das Bild des abfahrenden Schiffes etwa 20 Meter entfernt. Die Bordkapelle spielt. Dann weit draußen, vielleicht ein paar hundert Meter, dasselbe Schiff auf dem Weg nach Südamerika. Aber scheinbar hat die Bordkapelle vergessen mitzufahren, denn sie spielt offenbar in einigen Metern Entfernung unbeirrt weiter!

Ein wesentlicher Punkt ist außer der Lautstärkenänderung, in Abhängigkeit von der Entfernung aber, daß bei zunehmender Entfernung der Anteil des Nachhalles natürlich auch in bezug auf Klangfärbung am Gesamtschall immer größer wird, wie auch aus der Abbildung ersichtlich ist."
Dipl.-Ing. K. A. Wiedamann.

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