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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Aus der Fachpresse des In- und Auslandes

Das Dunningcolor-Verfahren (Dez. 1936)

(Nach R. Fernstrom in „Int. Phot.", November 1936.)

Neu ist bei diesem Verfahren an Grundsätzlichem nichts; es ist nur immer wieder die veränderte Ausführungsform, das Einbringen gewisser Nuancen in den Arbeitsgang, das Streben, mit dem wohlfeileren Zweifarbenfilm es dem Dreifarbenfilm gleichzutun oder doch so nahe an ihn heranzukommen, daß der wirtschaftliche Vorteil schließlich doch Aussicht auf Erfolg verspricht, was zu verfolgen von Interesse ist.

Wir sind überzeugt, daß es niemals möglich sein wird, mit zwei Farben an die Qualität eines hochwertigen Dreifarbenfilms heranzukommen, und daß sich letzten Endes doch nur das Beste durchsetzen wird.

Wir berichten deshalb über diese neue Ausführungsform des substraktiven Zweifarbenfilms, die gegenwärtig in der amerikanischen Fachpresse abgehandelt wird, auch nicht, weil wir glauben, daß sie etwas besonders Erfolgversprechendes behandelt, sondern weil es unsere Leser interessieren dürfte, Näheres über ein Verfahren zu hören, dessen man sich neuerdings in USA - wenn auch nicht gerade für Spitzenfilme - tatsächlich bedient, zumal daran mancher beachtliche Fortschritt zu verzeichnen ist.

Der Autor ist Kameramann

und hat selbst mit Dunning-color gearbeitet; er urteilt wie folgt: das Verfahren gibt bemerkenswert gut Resultate, es ist leicht zu handhaben, so daß es für die mit Eile entstehenden Programmfilme brauchbar ist, und es zwingt den Produzenten nicht zu übermäßigen Ausgaben, die die Farbe zum Luxus machen. Es handelt sich um ein Zweifarbenverfahren, das aber weitgehend verfeinert wurde, so daß seine Qualität sich beträchtlich über die Erzeugnisse ähnlicher Art erhebt. Die wesentlichsten Mängel der meisten Zweifarbenverfahren wurden überwunden und die Tonskala konnte derart erweitert werden, daß sie die des Dreifarbenfilms nahezu erreicht (wie oft schon hat man dies vernommen!).

Wie das Dunningcolor-Verfahren funktioniert

Bemerkenswerterweise bedient sich das Dunningcolor-Verfahren zur Aufnahme nicht des Bipacks (Anmerkung : 2 Filmrollen direkt nebeneinander), auch werden nicht die beiden Teilbilder neben- oder untereinander in einem Bildfeld untergebracht, wie dies bei manchen Verfahren der Fall ist.

Von der Verwendung des Bipacks wurde wegen der bekannten Unscharfe des Rückfilms und wegen des Kontrastunterschiedes abgesehen, den die einander zugeordneten Teilbilder infolge der unterschiedlichen Emulsionen des Front- und des Rückfilms gewöhnlich aufweisen.

Bei der Vereinigung der Teilbilder auf einem Aufnahmefilm werden diese Mängel zwar vermieden, dafür entstehen erhebliche Schwierigkeiten hinsichtlich registerhaltigen Kopierens usw.

Beide Farbauszüge auf zwei getrennten Filmbändern

Die Dunnings (Vater und Sohn) entschlossen sich deshalb zur Aufnahme der beiden Farbauszüge auf zwei getrennten Filmbändern - beide Eastman- Super-X-Panchromatic - und entwickelten eine Spezialkamera, in der die beiden Aufnahmefilme nebeneinander laufen.

Als Objektiv dient ein abgeändertes Raytar von Bausch & Lomb in Verbindung mit einem Strahlenteilungssystem, das zugleich die Farbfilter enthält. Z. Zt. stehen die Brennweiten 75, 50 und 35mm zur Verfügung; die Raumverhältnisse im Kamerainnern würden aber auch die Verwendung eines Objektivs von 24mm gestatten.

Im ganzen ähnelt die Kamera dem geräuschlosen Modell von Bell & Howell. Die Schaltwerke für die beiden Filme werden durch eine gemeinsame Welle angetrieben. Die Kassetten sind doppelt breit, um zwei 300m-Rollen nebeneinander aufnehmen zu können; die Doppel-Aufwicklung erfolgt durch eine automatische Kupplung, welche jeden Film unabhängig aufzuwickeln gestattet. Die Scharfstellung der Bilder geschieht in üblicher Weise.

Das Farben-Kontrollsystem

Besonders bemerkenswert an der Kamera ist das Farben-Kontrollsystem; es gestattet dem Kameramann, die Filter bei jeder Aufnahme abzustimmen. Im Sucher sieht man das Bild genau den Filtern entsprechend, und so wie sich die Farben hier zeigen, werden sie auch durch den Kopierprozeß wiedergegeben.

Zeigt sich, daß die Filterabstimmung für die betreffende Szene oder Beleuchtung nicht vorteilhaft ist, so genügt eine kleine Drehung an dem Farben-Kontrollinstrument, um die Filterabstimmung zu verbessern. Erscheint das Bild beispielsweise auf der Mattscheibe zu gelb, weil die Sonne bereits ziemlich tief steht, so kann man mit Hilfe der Filterkontrolle die Weißen tatsächlich weiß machen (soweit es erwünscht ist).

Die Einrichtung kann auch zur Erzielung besonderer Effekte, wie z. B. Nachtstimmungen, benutzt werden. Wie der Verfasser versichert, zeigt das fertige Farbpositiv in der Tat die Farben immer so, wie man sie mittels der Farbenkontrolle auf der Mattscheibe eingestellt hatte.

Diese Einrichtung gestattet auch, die Kamera jeder Beleuchtungsart (Tages-, Bogen-, Glühlampenlicht) anzupassen. - Der Lichtbedarf wird als verhältnismäßig gering angegeben; der durch die Filter und das Strahlenteilungssystem bedingte Mehrbedarf an Licht soll praktisch nur 65% ausmachen.

Die Entwicklung der beiden Aufnahmefilme

Die Entwicklung der beiden Aufnahmefilme erfolgt in normalerweise, kann also von jeder Kopieranstalt ausgeführt werden.

Die Herstellung der Farbpositive geschieht nicht auf einem doppelseitig beschichteten Material, vielmehr werden die Negative auf normalen Eastman-Positivfilm kopiert; dies geschieht nach einem besonderen Verfahren, durch das die beiden Teilbilder genau zur Deckung gebracht werden.

Da beide Negative vollkommene Schärfe besitzen, trifft dies naturgemäß für die Kopien ebenfalls zu, überdies liegen beide Bilder in derselben Schicht, was ebenfalls der Schärfe zugute kommt. Über den zur Umwandlung der Silberbilder in Farbbilder benutzten Arbeitsgang enthält der Bericht keine Angabe; es dürfte dies nach dem - oder zumindest nach einem gleichartigen - Verfahren erfolgen, wie in „Kinotechnik" 1932, Heft 18, Seite 335/336, näher ausgeführt.

Die wirtschaftlichen Vorzüge

Der Verfasser beleuchtet auch die wirtschaftlichen Vorzüge des Dunningcolor-Verfahrens. Die Kosten der Negativherstellung seien, abgesehen davon, daß man das Doppelte an Aufnahmematerial benötigt, nicht wesentlich höher als beim gewöhnlichen Schwarzweiß-Verfahren.

Ein Vorteil bzw. auch ein gewisser Sicherheitsfaktor liegt für den Produzenten darin, daß ihm die Farbenaufnahme im Rotfilterauszug zugleich ein Negativ für einwandfreie Schwarzweiß-Kopien liefert; denn, wie der Verfasser ausführt, sieht eine Kopie nach dem Rotfilternegativ wie ein normales Bild aus, das durch ein etwas helleres als das Filter 23-A aufgenommen wurde.

Diese Korrektur sei einen Schein kräftiger als normal, aber doch nicht so weitgehend, daß die Wiedergabe der Hautfarbe gefährdet wäre. Es besteht danach die Möglichkeit, den Film jeweils nach Wunsch farbig oder schwarzweiß oder auch teilweise farbig zu liefern.

Die Sicherheit und die Einfachheit

Was der Verfasser als praktisch arbeitender Kameramann besonders an dem Dunningcolor-Verfahren rühmt, ist die Sicherheit und Einfachheit, mit der es zu handhaben ist.

Gleich der erste Film - anscheinend ein Landschaftsfilm -, den er mit dem Verfahren aufnahm und für den er etwa 1.200m Film belichtete, gelang einwandfrei, obgleich zuweilen unter Verhältnissen gearbeitet werden mußte, die schon für Schwarzweiß-Aufnahmen schwierig gewesen wären.

Dasselbe günstige Ergebnis wurde bei weiteren Filmen erzielt. Besonders gelobt wird auch das oben erwähnte Farbenkontrollinstrument, das sich besonders bei schwierigen Beleuchtungsverhältnissen bestens bewährt habe (es handelt sich hier anscheinend um ein ähnliches Gerät, wie es der von A. v. Hübl beschriebene Farbenmischapparat darstellt *).

Bemerkenswert ist bei dem Verfahren das Streben nach Vermeiden der unangenehmen Unschärfe, welche den üblichen Zweifarbenfilmen einmal wegen der Aufnahme auf Bipack, weiter durch Verwendung beiderseitig beschichteten Films zur Herstellung der Positive anhaftet.

Die von den Schöpfern des Verfahrens - denselben Filmtechnikern, an deren Namen sich das als Dunning-Verfahren bekannte Bildkombinationssystem knüpft - angewandten Mittel führen zweifellos zur Erreichung des angestrebten Ziels.

Vorsicht bleibt allerdings immer geboten, wenn mit zwei Filmen gearbeitet werden muß, deren Bildaufzeichnungen den höchsten Anforderungen an Registerhaltigkeit zu entsprechen haben; selbst wenn die Kopiermaschine mit höchster Präzision arbeitet, können aus verschiedener Schrumpfung der zusammengehörigen Filmbänder Deckungsfehler hervorgehen.
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