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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Film und Photo in Düsseldorf - 16. Mai bis 7. Juni 1936

Über die imposante Ausstellung, die, wie schon berichtet, in den Monaten Mai und Juni unter Förderung der Reichsfilmkammer vom Institut für Deutsche Wirtschaftspropaganda e.V. Berlin, gemeinsam mit der Stadtverwaltung Düsseldorf in den Ausstellungshallen am Rhein veranstaltet wird und die dem deutschen Volksgenossen sowohl als auch dem Auslande ein eindrucksvolles Bild von der Größe und Geschlossenheit, von dem Ernst und Streben deutschen Filmschaffens und deutscher Kinotechnik vermitteln soll, liegen nunmehr nähere Einzelheiten vor, so daß wir unseren Lesern an Hand des beifolgenden Plans der Ausstellungsgebäude heute bereits einen allgemeinen Ueberblick zu geben vermögen, wie die großangelegte Schau gegliedert sein wird.

  • Anmerkung : Es ist jetzt schon klar, daß bei dieser Zielsetzung und diesem reichsdeutschen Sprachgebrauch kein ausländischer Hersteller einen Fuß nach Düsseldorf setzen wird, außer um zu spionieren, was die Deutschen Firmen anbieten. Wenn also in der historischen Ausstellung (nur) alle deutschen Produkte gezeigt werden, fühlen sich die nichtdeutschen Firmen extrem benachteiligt und stellen dort nicht aus..


Der Besucher betritt zunächst die Eingangshalle, die, als Ehrenhalle gedacht, einen neuartigen, von Künstlerhand geschaffenen Entwurf aufnehmen wird, welcher den Gedanken „Film" symbolisiert. Sich links wendend, durchschreitet man einen Vorraum, in dessen einer Hälfte die Beziehungen zwischen Film und Presse dargestellt werden, während auf der anderen Seite die Post untergebracht wird.

Die Hallen-Planung im Einzelnen

Halle I ist für die Darbietung einer ideellen Schau bestimmt. Hier werden Teile der Ufa-Lehrschau sowie das Tobis-Museum aufgestellt, weiter finden Berücksichtigung: der Parteifilm, der Amateurfilm, der Schulfilm; an Modellen wird die Entwicklung des Films im Zeitraum von 40 Jahren derjenigen der Bühne gegenübergestellt, die auf eine 400jährige Entwicklung zurückblickt; es wird die Verbindung des Films mit Wirtschaft und Kunst demonstriert, graphische Darstellungen werden statistische Überblicke vermitteln usw.

Halle II wird die Ausstellung Kinotechnik aufnehmen. Neben den Ausstellungsständen der einzelnen Industriefirmen sind hierauch historische Schauen (z. B. Entwicklung des Projektors von Anbeginn bis zum heutigen Tage), kollektive Ausstellungen und ähnliches geplant.

Halle III wird ohne Zweifel eine ganz besondere Anziehung für die Besucher ausüben, denn in ihr soll ein vollständiger Atelierbetrieb durchgeführt werden, den die Besucher von einer quer über die Halle geschlagenen Brücke aus in allen Einzelheiten verfolgen können. Es werden hier Spielfilmszenen aufgenommen, dabei auch dem Nachwuchs Gelegenheiten zum Debütieren geboten werden.

Hinter Halle II wird ein auf das modernste ausgestatteter Vorführungsraum mit etwa 250 Sitzplätzen eingerichtet, in welchem Spielfilme, Kulturfilme, auch Szenen, die in Halle III aufgenommen wurden, zur Vorführung gelangen.

Halle V wird, wie aus dem Plan ersichtlich, durch eine Wand in zwei Räume aufgeteilt, deren linker für die Sonderausstellungen „Film-Produktion und -Verleih" bestimmt ist und einen Überblick über die Filmwerbung im In- und Ausland vermitteln. Filmkostüme, gestellte Szenen aus in Arbeit befindlichen Filmen, Großphotos, die Arbeit der Maskenbildner usw. zeigen wird. In der Mitte des Raumes soll auf drehbarem Podest der „Staatspreis für den besten Film des Jahres" Aufstellung finden.

Der rechte Teil der Halle V sowie die Hallen VI und VII sind für die Abteilungen Druck und Reproduktion bestimmt, Halle VIII endlich wird die Photo-Sonderschau „Die Kamera" in vollkommen veränderter Form aufnehmen.
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Das Interesse des ganzen Volkes für den Film wachrufen ....

Obwohl es in erster Linie ideelle Bestrebungen der eingangs aufgezeichneten Art sind, die mit der Ausstellung „Film und Foto" verfolgt werden, ergeben sich doch ganz besonders für die deutsche kinotechnische Industrie daraus sehr bedeutende wirtschaftliche Folgen.

Es kann nicht zweifelhaft sein, daß die der Ausstellung vorausgehende großzügige Inlandspropaganda, die Großartigkeit der Ausstellung selbst und die zahlreichen Tagungen und Kongresse, die während der Ausstellungszeit in Düsseldorf abgehalten werden, das Interesse des ganzen Volkes für den Film wachrufen bzw. steigern werden und daß somit das Ziel, größere Massen dem Kino zuzuführen, unbedingt erreicht werden wird.

  • Anmerkung : Hier fällt das entscheidnede Wort, nämlich Inlandspropaganda. Die Ausstellung wird von der Reichsfilmkammer und damit indirekt vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, also von Goebbels direkt initiiert und gesteuert.


Dies aber kommt letzten Endes der kinotechnischen Industrie zugute.
Nicht nur, daß es dem Theaterbesitzer auf Grund besserer Einnahmen möglich sein wird, die Einrichtung seines Kinos den modernen Erfordernissen anzupassen, soweit er hierzu bisher nicht in der Lage war, sondern er wird sich auch zu einer Modernisierung seiner Anlage um so mehr veranlaßt und genötigt sehen, je mehr das Interesse und Verständnis der Theaterbesucher für den Film wächst und deren Kreis sich erweitert.

Durch diese Wechselbeziehung, die sich ja ebenso auf die künstlerische wie auf die technische Seite des Films auswirkt, wird aber eine wichtige Voraussetzung für die stetige Höherentwicklung des deutschen Films sowohl als eines wichtigen Kulturgutes unseres Volkes als auch eines bedeutenden Faktors in unserem Wirtschaftsleben geschaffen.
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Propaganda im Ausland = (Deutschland braucht Devisen)

Der Werbung im Reich, die nicht nur durch Plakate und Diapositive, nicht nur durch die Fach- und Tagespresse durchgeführt wird, sondern in deren Dienst auch Rundfunk und Wochenschau gestellt werden, läuft die Propaganda im Auslande parallel, die der kinotechnischen Industrie außerordentliche, bisher noch nicht gebotene Möglichkeiten erschließt, stellt doch die Reichsbahnzentrale die Schaufenster ihrer Niederlassungen, die sie in verschiedenen Großstädten des Auslandes unterhält, für Werbezwecke zur Verfügung, ohne daß der Industrie hieraus Kosten erwachsen.

Die Düsseldorfer Ausstellung ist eine rein nationale; wenn somit das Ausland in der Liste der Aussteller nicht vertreten sein wird, so liegen doch bereits Beweise für das große Interesse vor, mit dem unsere Nachbarländer dieser Schau entgegensehen, so daß ein reger Besuch auch von jenseits der Grenzen schon heute mit Sicherheit vorausgesagt werden kann - ein Grund mehr, daß unsere kinotechnische Industrie nicht nur vollzählig, sondern auch in einer den hohen Zwecken dieser Ausstellung dienlichen Weise vertreten ist.
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Zwei Wettbewerbe: Plakatwettbewerb und Filmvolkstag

Die künstlerische Ausstattung liegt in den Händen des Vizepräsidenten der Reichsfilmkammer, Hans Weidemann, und zielt auf eine geschlossene Einheitlichkeit des Gesamtbildes ab; je mehr es den ausstellenden Firmen gelingt, ihre Ausstellungen innerhalb dieses Rahmens lebendig zu gestalten, so daß jede einzelne Koje aufs neue die Besucher fesselt, um so eindrucksvoller und erfolgreicher wird sich die Ausstellung gestalten.

Im Zusammenhang mit „Film und Foto" wurden zwei Wettbewerbe ausgeschrieben. Der eine wendet sich an die Architekten und zielt darauf ab, den Stil des neuen Lichtspielhauses zu finden, sowie andererseits Ideen für den zweckmäßigsten Umbau vorhandener kleiner Lichtspielstellen zu gewinnen; der andere ist ein Plakatwettbewerb, durch den ein Standardplakat für die Lichtspieltheater geschaffen werden soll.

Den Auftakt zur Ausstellung „Film und Foto" wird ein „Filmvolkstag" am Tage vor der Eröffnung bilden, ähnlich, wie wir ihn im vorigen Jahre im Zusammenhange mit dem „Internationalen Filmkongreß" erlebt haben; jeder Volksgenosse wird an diesem Tage Gelegenheit haben, lediglich gegen Erwerb der Ausstellungsplakette Spitzenleistungen der deutschen Filmproduktion sehen zu können.

Eigentlich eine Propaganda-Ausstellung des "PROMI"

Welche Bedeutung der Ausstellung „Film und Foto" seitens der einschlägigen Fachgruppen entgegengebracht wird, beweist die große Anzahl der teils festliegenden, teils angemeldeten Tagungen. So wird in Düsseldorf während der Ausstellungszeit die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft ihre Jahresversammlung abhalten, es tagen der Reichsverband der Filmtheaterbesitzer, die Schmalfilm- und Photoamateure, die Gesellschaft deutscher Lichtbildner, die Photohändler von Rheinland und Westfalen, der Verband des Druck- und Reproduktionsgewerbes Rheinland - Westfalen und die Weltwirtschaftliche Gesellschaft.

Außerdem wird eine Berufsstandsitzung der deutschen Filmwirtschaft (Filmschaffende, Produktion, Verleih, Theater) stattfinden, wobei grundlegende Referate über die deutsche Filmwirtschaft gehalten werden. Vorgesehen ist weiterhin eine Arbeitstagung der Landesleiter der Reichsfilmkammer mit ihren Fachausschüssen sowie der Gaufilmstellenleiter der NSDAP. - Die Föderation "Internationale des Directeurs du Cinema" wird ebenfalls in Düsseldorf tagen.

Schließlich sind noch verschiedene Veranstaltungen und Lehrgänge der Landesbildstelle Niederrhein gemeinsam mit der Regierung und der Reichsstelle für den Unterrichtsfilm, eine Tagung des NS-Lehrerbundes, der Reichsarbeitsgemeinschaft Druck in der Deutschen Arbeitsfront sowie eine größere Kundgebung der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" vorgesehen.

Die volksverbundenene und volkswirtschaftliche Zielsetzung

Nach ihrer ganzen Anlage wird die Ausstellung „Film und Foto", die erste größere Fachveranstaltung von Rang im deutschen Westen, sowohl für den Laien, dem in geschichtlicher und naturgetreuer Weise die Entwicklung und der heutige Stand der behandelten Arbeitsgebiete mit der mannigfaltigen, volksverbundenen und volkswirtschaftlich bedeutsamen Zielsetzung gezeigt wird, wie auch ganz besonders für den Fachmann eine Schau sein, die alle Erwartungen erfüllen wird.
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