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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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140. öffentliche Sitzung am Freitag, dem 5. Juni 1936

im Vortragssaal der AEG-Ausstellung der Fabriken (Haus der Technik)
Tagesordnung:
1. Herr Prof. Dr. H. Joachim: Die Verdienste von Ottomar Anschütz um die deutsche Kinematographie; mit Demonstrationen.
2. Herr Dr. Krefft (Osram); Neuere Entwicklung von Quecksilberdampflampen.
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Sitzungsbericht:

Der Vorsitzende, Herr Dr. Rahts, eröffnete um 8.20 Uhr abends die Sitzung, die, einem seit Jahren geübten Brauch folgend, auf den Vorabend der Tagung der Deutschen Gesellschaft für photographische Forschung gelegt worden war, und begrüßte die Versammlung und im besonderen die zahlreich erschienenen Mitglieder der DGPF.

Er führte aus, daß, wenn als Punkt 1 der Tagesordung ein historisches Thema aufgenommen worden sei, dies seine Begründung darin fände, daß es für die DKG als berufene Vertreterin solcher Interessen eine Notwendigkeit bedeute, die Geschichte der Kinematographie in Deutschland vorzutragen und zu verbreiten, weil vielfach andere Kräfte hierbei mitgewirkt hätten, deren Darstellungen nicht immer ganz zutreffend gewesen seien.

Im vorigen Jahre sei das 40jährige Jubiläum der Kinematographie häufig erwähnt worden - auch im gegenwärtigen Augenblick komme dieser Zeitspanne eine wichtige Bedeutung zu, da jetzt gerade 40 Jahre verflossen sind, seit Oskar Meßter die ersten kinematographischen Apparate auf den Markt gebracht hat.

In diesem Zusammenhange werde Herr Prof. Joachim seinen Vortrag halten, der die Verdienste Anschütz' beleuchtet; denn es sei wichtig auf diejenigen hinzuweisen, die als erste auf dem Gebiete gearbeitet haben. Darauf erhielt Herr Prof. Dr. Joachim das Wort zu seinem Vortrage:
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Die Verdienste von Ottomar Anschütz um die deutsche Kinematographie.

Der Vortragende gedachte zunächst des Zusammenhangs dieses Sitzungsabends mit der Tagung der "Deutschen Gesellschaft für photographische Forschung" und führte aus, daß die enge Verbundenheit der beiden Gesellschaften auf dem gemeinsamen Interesse an der Photographie beruhe. Aufgabe seines Vortrages sei es, das Leben eines Mannes zu schildern, der mit ganz besonderer Hingabe und außerordentlich erfolgreich an der Photographie gearbeitet und durch sein Schaffen die Tore für den Neubau „Kinematographie" geöffnet hat.

Ottomar Anschütz geboren am 16. Mai 1846

Ottomar Anschütz wurde am 16. Mai 1846 in der damals preußischen Stadt Lissa geboren. Sein Vater, aus Wismar gebürtig, war Maler, wandte sich aber später der Photographie zu. Auch der Sohn Ottomar war für die Malerei bestimmt, da sich aber herausstellte, daß er farbenblind war, so widmete auch er sich der Photographie.

Er erhielt seine Ausbildung zunächst in Berlin, später bei Hanfstaengl in München und schließlich in Wien; hier lenkte er die Aufmerksamkeit auf sich durch die erste Momentaufnahme, die den König von Sachsen zu Pferde zeigte.

1860 kehrte Anschütz nach Lissa zurück, um das Geschäft seines Vaters zu übernehmen, das aber seinem Tätigkeitsdrang nicht genügte, weshalb er bald ein neues Unternehmen gründete: Er schuf sich ein fahrbares Atelier in Gestalt eines 10m langen Möbelwagens, mit dem er Dörfer und Güter besuchte und erfolgreich arbeitete.

Dir Momentphotographie

Das besondere Interesse Anschütz' galt nach wie vor der Momentphotographie. Im Jahre 1880 nahm er marschierende Soldaten auf, 1881/82 photographierte er in den Manövern. Er beschäftigte sich mit der Konstruktion eines Verschlusses, der anstatt vor dem Objektiv vor der Platte abrollte und schuf damit den Schlitzverschluß, den er durch Einführung der einstellbaren Schlitzbreite bald zu verbessern vermochte. - 1888 machte Anschütz Aufnahmen der kaiserlichen Familie, später beschäftigte er sich viel mit Tieraufnahmen.

Die Reihenaufnahmen von 1885

Angeregt durch die bekannten Arbeiten Muybridges begann Anschütz im Jahre 1885 mit der Ausführung von Reihenaufnahmen, zu denen er 24 Kameras aufbaute, die nacheinander zur Auslösung gebracht wurden; um die perspektivische Verzeichnung zu vermeiden, benutzte er hierbei beträchtliche Gegenstandsentfernungen von ca. 80m. Es gelang ihm, vortreffliche Aufnahmen von Pferden auszuführen; 1886 arbeitete er mit seiner Apparatur in der Reitschule Hannover.

Der Vortragende zeigte nunmehr im Lichtbild Aufnahmen von Läufern, Reitern, Tänzern, die von Muybridge stammen, anschließend eine Anzahl sehr guter Bilder, die Anschütz aufgenommen hat, darunter Aufnahmen des bekannten Schulreiters Schumann, ferner Hürdenspringen usw. Beachtlich ist die gute Schärfe, die diese Bilder trotz der stark bewegten Objekte aufweisen.

Das Lebensrades von Stampfer 1886

1886 unternahm Anschütz den ersten Versuch einer Synthese seiner Reihenbilder und bediente sich hierzu des Lebensrades von Stampfer; ein Jahr später brachte er ein sehr wichtiges Gerät, seinen Schnellseher *) heraus. Anschütz führte dieses Gerät damals im Kultusministerium vor und erregte berechtigtes Aufsehen; 1888 richtete er einen Vorführungsraum in der Charlottenstraße, Berlin, ein.

Im Jahre 1890 führte Anschütz seinen Schnellseher den Majestäten und dem Großherzog von Baden vor, wobei er sich eines Geräts in Truhenform bediente, das 6 Bildserien vorzuführen gestattete.

Schon damals äußerte er die Idee einer Kombination der Bilder mit Edisons Phonograph und sprach von der Absicht, auf eine Bildzahl von 500 Bildern zu kommen. - In den Jahren 1892/93 wurden von Siemens bereits 100 Stück des Anschützschen Apparates hergestellt, von dem der Vortragende ein Exemplar aufgestellt hatte.

November 1894

Der nächste Schritt, den der geniale Erfinder unternahm, war der Übergang zum Projektionsapparat. Am 25. November 1894 (also noch vor Lumieres ersten Darbietungen) führte Anschütz erstmalig seinen Doppelprojektor *) im Posthörsaal zu Berlin vor.

Der Vortragende überraschte nun die Versammlung durch eine ebenso interessante wie amüsante Darbietung: er ließ Anschütz'sche Bilder, die, einer Anregung Oskar Meßters folgend, von den Geyer-Werken auf Normalfilm übertragen worden waren, auf der Leinwand erscheinen; die Qualität dieser Bilder war überraschend gut!

1895

1895 machte Anschütz in Berlin, Leipziger Sraße 116, ein photographisches Geschäft auf. 1898 begleitete er den Kaiser auf der Orientreise, um Momentaufnahmen herzustellen: er brachte nicht weniger als 200 Filme von der Reise mit, klagte aber, daß der Film an Qualität hinter den Platten zurückstehe.

Leider hat Anschütz später seine Arbeiten aufgegeben, wozu ihn, wie Prof. Joachim bemerkte, wahrscheinlich das Aufkommen des Films veranlaßt hat; wenn er nicht zum Film übergegangen ist, so dürfte dies seinen Grund darin gehabt haben, daß er dem deutschen Material damaliger Qualität mißtraute, ausländisches Material aber nicht benutzen wollte.

Verdienste als Wegbereiter der Kinematographie

Abschließend führte der Vortragende aus, daß es ihm angesichts der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich gewesen sei, ein klares Bild der Beziehungen Anschütz' zu den Arbeiten anderer zu gewinnen.

Wichtig sei es, festzustellen, daß Ottomar Anschütz seine Arbeiten 10 Jahre hindurch mit zwingender Konsequenz durchgeführt hat; vom Standpunkt des Kinotechnikers muß es als hinderlich für ihn bewertet werden, daß er sich von dem rein photographischen Prinzip nicht genügend hat freimachen können; so verlangte er von seinen Bildern unbedingt gestochene Schärfe auch der bewegten Objekte, die doch bekanntlich in der Kinematographie weder immer erzielbar noch in allen Fällen anzustreben ist.

Der Vortragende schloß mit der Feststellung, daß, wenn man Anschütz auch nicht als Schöpfer des Films anerkennen könne, er sich doch als Wegbereiter der Kinematographie unvergängliche Verdienste erworben habe; eine demnächst erscheinende Veröffentlichung Liesegangs über Ottomar Anschütz werde dies noch deutlicher erkennen lassen.

Diskussion

Der Vorsitzende dankte Herrn Prof. Joachim namens der Versammlung für die interessanten Ausführungen und Darbietungen, und eröffnete die Diskussion mit einer Frage an Herrn Prof. Thorner nach dem Eindruck, den er seiner Zeit von den Vorführungen Anschütz' gewonnen habe. Dieser erwiderte, daß er sich einer Vorführung von Soldatenbildern am Reichstage erinnere; die Bewegungen seien etwas abgehackt gewesen, im übrigen hätten die Bilder aber einen guten Eindruck gemacht.

Auf eine Anfrage aus der Versammlung, mit welcher Belichtungszeit Anschütz aufgenommen habe, erwiderte Herr Prof. Joachim, daß bestimmte Angaben darüber nicht vorlägen; die Belichtungszeit müsse aber um 1/1000 Sekunde gelegen haben, andernfalls die gestochene Schärfe der bewegten Objekte nicht zu erzielen gewesen sei.

Anschließend wies Herr Prof. Joachim noch darauf hin, daß die beste Quelle zur Unterrichtung über Anschütz' Arbeiten der Bericht sei, der über die Sitzung der freien photographischen Vereinigung in Berlin vom 9. Mai 1891, in der Anschütz selbst einen Vortrag gehalten hat, veröffentlicht worden ist.

Der 2. Vortrag

Der Vorsitzende erteilte nunmehr das Wort Herrn Dr. K r e i f t zu Punkt 2 der Tagesordnung. Dieser Vortrag wird in der „Kinotechnik" veröffentlicht werden und sei deshalb an dieser Stelle nur in großen Zügen umrissen.

Neuere Entwicklung von Quecksilberdampflampen

"Die Kinotechnik" Heft 12 - Seite 201 vom 20. Juni 1936 - ein Vortrag vom 5. Juni 1936

Die Bedeutung der Quecksilberdampflampen ist nach den Ausführungen des Vortragenden in den letzten Jahren außerordentlich gewachsen, und zwar nicht nur wegen der Oekonomie der Lichterzeugung, sondern auch wegen der vielseitigen Verwendungsmöglichkeit, welche diese Lichtquellen auszeichnet (Beleuchtungszwecke, Gleichrichter, Ultraviolettstrahlung, neuerdings auch Möglichkeit der Erzeugung von Lichtquellen hoher Leuchtdichte).

Der Vortragende schilderte zunächst die Einrichtung der Gasentladungslampen und demonstrierte eine "2000 kerzige" Hochdrucklampe, wie sie für Beleuchtungszwecke häufig verwendet wird. - Als allgemeine und grundlegende Eigenschaften der Hg-Entladung wurden an kurvenmäßigen Darstellungen erläutert:

  • der Gradient (= Spannungsabfall/cm) als Funktion des Dampfdrucks;
  • die Unterschiede zwischen Minderdruck- und Hochdruckentladung;
  • die Leuchtdichte, die mit steigendem Dampfdruck schnell zunimmt.


Der Vortragende ging alsdann zur Besprechung der spektralen Eigenschaften des Hg-Bogens bei Niederdruck und bei Hochdruck über und erläuterte die Strahlungsausbeute unter verschiedenen Bedingungen sowie das interessante Kapitel der Umwandlung der Ultraviolettstrahlung in sichtbare Strahlung durch Leuchtphosphore, ein Vorgang, der zur Verbesserung des Quecksilberlichts verwendet werden kann.

Es gibt Phosphore, die durch das mittel- und langwellige, andere, die durch das kurzwellige Ultraviolett stark angeregt werden; der Vortragende demonstrierte eine Anzahl von Niederdruckröhren, deren Innenwand mit verschiedenen Phosphoren belegt war und die dementsprechend in verschiedenen Farben aufleuchteten. Die Bedeutung dieser Erscheinung liegt darin,daß die früher unbenutzte, sehr kräftige Ultraviolettstrahlung mit ihrer Hilfe eine rationelle Ausbeute erfährt.

Die mehr mittel- und langwelliges Ultraviolett emittierende Hochdruckentladung bedingt die Verwendung anderer Phosphore. Eine Speziallampe dieser Art wurde erläutert und auf die Leinwand projiziert, die Verbesserung der Lichtfarbe durch geeignete Phosphore durch Anleuchten einer Farbtafel gezeigt.
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Sehr interessant war der Hinweis auf die Möglichkeit der Herstellung einer Normallampe mittels Quecksilberlichts, die sich von der Eigenschaft der Hg-Lampe, große Gleichmäßigkeit sowohl bezüglich des Dampfdrucks wie der Belastung zu besitzen, ableitet.

Der Vortragende ging dann wieder auf die grundlegenden Eigenschaften zurück. Die Lichtausbeute beträgt bei einem Dampfdruck von 10-15 Atmosphären 70 Lumen/Watt; dies stellt einem Grenzwert dar. Der Rotgehalt der Entladung wächst mit der Spannungssteigerung. Unter Hinweis auf die in neuerer Zeit viel besprochenen Hg-Lampen extremer Leuchtdichte schilderte der Vortragende abschließend die Schwierigkeiten, die sich dem Bestreben, bei sehr hohen Dampfdrucken sehr hohe Leuchtdichten zu erzielen, entgegenstellen, Schwierigkeiten, die sich aber in absehbarer Zeit sicherlich in befriedigender Weise würden lösen lassen.
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Ende des Vortrages

Der Vorsitzende dankte Herrn Dr. Krefft für den interessanten Einblick, den er der Gesellschaft in ein Gebiet vermittelt hatte, das von ihr noch wenig behandelt worden ist. - Auf Fragen aus der Versammlung erwiderte Herr Dr. Krefft, daß ein Nachleuchten der Phosphore nicht stattfindet, da hier die Fluoreszenz ausgenutzt wird, und daß eine gesundheitsschädliche Wirkung der Hg-Lampen bei Benutzung in Verbindung mit Phosphoren nicht besteht, eben weil das schädigende Ultraviolett in die Strahlung des sichtbaren Spektralbereichs umgewandelt wird.
Da weitere Fragen nicht gestellt wurden, schloß der Vorsitzende um 10.05 abends die Sitzung.
Kb.

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Kongresse und Tagungen

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Reichsjahrestagung deutscher Filmtheaterbesitzer in Dresden

In der Zeit vom 6. bis 10. Juli 1936 findet in Dresden die große Reichstagung der deutschen Filmtheaterbesitzer statt. Das Tagungsprogramm sieht eine Reihe von bemerkenswerten Arbeitstagungen, Kundgebungen, Betriebsbesichtigungen, Filmvorführungen der Verleihfirmen für Filmtheaterbesitzer, eine kinotechnische Ausstellung, die festliche Aufführung eines deutschen Films für die Tagungsteilnehmer in Anwesenheit der Ehrengäste und die Generalversammlung des Reichsverbandes Deutscher Filmtheater e. V. sowie die öffentliche Kundgebung der deutschen Filmtheaterbesitzer vor.

Bei der öffentlichen Kundgebung im großen Festsaal des Ausstellungspalastes auf dem Gelände der Reichsgartenschau am 8. Juli werden u. a. sprechen: der Präsident der Reichsfilmkammer, Staatsminister a. D. Prof, Dr. Lehnich, der Reichsstatthalter von Sachsen und Gauleiter der NSDAP, Mutschmann, Staatsschauspieler Eugen Klopfer, Reichskulturwalter Hans Hinkel und der Vorsitzende des Fachausschusses der Fachgruppe Filmtheater, Fritz Fuhrmann.

Bei der Haupttagung der in der Fachgruppe Filmtheater der Reichsfilmkammer zusammengeschlossenen Filmtheaterbesitzer sowie der damit in Verbindung stehenden Generalversammlung des Reichsverbandes Deutscher Filmtheater e.V. wird Dr. Quadt, Leiter der Fachgruppe Filmtheater, den Verwaltungsbericht erstatten. Hierauf wird sich eine Reihe interessanter Fachreferate anschließen.

Der Vorsitzende des Fachausschusses der Fachgruppe Filmtheater, Fritz Fuhrmann, wird über das Thema: „Der Filmtheaterbesitzer und die bevorstehende Verleihsaison" sprechen, Fritz Kaelber, Vorsitzender der Fachgruppe Inlandsvertrieb, zum gleichen Thema vom Standpunkt des Filmverleihers aus, der Geschäftsführer der Reichsfilmkammer, Karl Melzer, zum Thema „Kulturelle Verantwortung des Filmtheaterbesitzers" und Karl Neumann, Reichsamtsleiter der Abteilung Film der Reichspropagandaleitung der NSDAP, über „Filmtheater und Parteifilmarbeit". Prof. Dr. Joachim, Dresden, wird technische Gegenwartsfragen des Filmtheaters (Farbenfilm, Fernsehen u. a.) behandeln.

Im Hinblick auf die besondere Bedeutung und Wichtigkeit der Tagung wird eine starker Besuch aus dem ganzen Reich erwartet, zumal mit der Tagung eine kinotechnische Ausstellung verbunden ist.

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Führung der Mitglieder in den Filmbetrieben Johannisthal

Bericht über die Führung der Mitglieder der Kinotechnischen Gesellschaft am 27. Mai 3936 in den Filmbetrieben Johannisthal.

Zur Vorführung gelangten drei Filmstreifen. Im Gegensatz zu den üblichen Kinovorführungen wurde auch der Tonstreifen ausgeleuchtet. Anschließend wurden in einem kurzen Experimentalvortrag die bei der Herstellung von Tonfilmen erforderlichen Vorgänge erläutert.
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Wie der Ton auf den Film kommt

Aufgebaut war eine Einrichtung, bestehend aus einem Mikrophon in einem akustisch getrennt liegenden Raum, dem dazugehörigen Verstärker und einer Glimmlampe als Lichtsteuerorgan. Dieser Teil umfaßt mit Ausnahme des photographischen Teiles, den man aus praktischen Gründen im Experiment nicht vorführen kann, alles, was für den prinzipiellen Aufbau erforderlich ist.

Die Schallwellen werden frequenz- und amplitudengetreu in elektrische Energie umgesetzt. Die elektrische Energie wird verstärkt und durch die Glimmlampe als Licht ausgestrahlt.

Hier schließt der zweite Teil der aufgebauten Versuchsausführung mit der Photozelle, Verstärkern und dem Lautsprecher an. Das Licht der Glimmlampe wird der Photozelle zugeführt, erzeugt in dieser, entsprechend den Helligkeitsschwankungen, elektrische Spannungs-Schwankungen, die im Lautsprecher wieder in akustische Energie umgesetzt werden.

Ein Stückchen Papier, das zwischen Glimmlampe und Photozelle den Lichtstrom unterbrach, brachte den Lautsprecher, der über das Kondensatormikrophon und die ganze Anordnung besprochen wurde, zum Schweigen.

Um die Helligkeitsschwankungen der Glimmlampe sichtbar zu machen, wurde die Aussteuerung der Apparatur vergrößert, und man konnte deutlich auf dem dazwischen gehaltenen Papier die Helligkeitsschwankungen, besonders bei tiefen Frequenzen, wahrnehmen.

Überspielung und Mischung

Anschließend wurden die Teilnehmer in das Atelier 10 geführt, um einer Überspielung beizuwohnen. Es wurden den Teilnehmern die Vorgänge erklärt, die beim Überspielen auftreten. Danach wurden zu einer Sprachaufnahme ein zweites Filmband mit Musik oder überhaupt mehrere Bänder mit Geräuschen auf elektrischem Wege gemischt.

Die dazu erforderliche Apparatur wurde in dem Tonmeister-, Maschinen- und Verstärkerraum gezeigt. Die zu mischenden Bänder - erklärte der Vortragende - werden in die Projektoren eingespannt, die durch eine elektrische Gleichlaufeinrichtung synchron geschaltet sind.

Die Tonspur wird durchleuchtet, und die der Photozelle entnommene Energie wird verstärkt dem Mischpult im Tonmeisterraum zugeführt, hier in das erforderliche Mischungsverhältnis gebracht, im Lautsprecher kontrolliert und schließlich in den Maschinenräumen im Tonaufnahmegerät auf den Film photographiert.

Im Tonmeisterraum wurden die Kommandoanlagen und der Impulsmesser erklärt, die für Aussteuerung und Bedienung der Anlage erforderlich sind.

Die Funktion des Projektorraums

Im Projektorraum wurden die aufgestellten zwei Bildton- und zwei Tonprojektoren, die dazugehörigen Photozellen- und Wiedergabeverstärker erklärt, sowie die Wirkungsweise einer Nachsynchronisation mit Abhörverhältnissen in Originalstärke, wie sie in den Ateliers 10 und 9 durch eine Spezialschaltvorrichtung ermöglicht sind, erläutert.

Anschließend begaben sich die Teilnehmer in den Umschaltraum, in den alle Leitungen münden, die zu den stationär eingebauten Apparaten führen. Erwähnt sei noch, daß durch eine sinnreiche Vorrichtung eine hergestellte Schaltverbindung zwischen den zehn Ateliers und den vier Apparateräumen von dritter Seite durch Schalterbewegungen nicht gestört werden kann.

In den nebenliegenden Apparateräumen wurden die aufgestellten Endverstärker und Tonaufnahmegeräte gezeigt. Die vom Mischpult über den Umschaltschrank bisher geschaltete Energie wird verstärkt, und zwar in drei Stufen, eine für die Aussteuerung des Lichtsteuerorgans, die zweite für die Kontroilautsprecher beim Tonmeister und im Apparateraum und die dritte, sogenannte Klartonstufe, zur Herabsetzung des Störgeräusches.

In diesen Verstärkergestellen ist ferner eine Kontroll- und Sicherungsvorrichtung für sämtliche Spannungen und Ströme, außerdem ein Aussteuerungskontrollgerät enthalten. Die Aufzeichnung erfolgt in diesen stationären Apparaturen mit der Kerrzelle.

Anschließend Besuch in einem Spielfilmatelier

Die Teilnehmer begaben sich dann in ein Spielfilmatelier, in dem gerade die Szenenaufnahme zu einem bereits aufgenommenen Ton ausgeführt wurde, ein Verfahren, das in besonders gelagerten Fällen Vorteile zu bieten vermag.

Man hörte die üblichen Signale zur Aufnahme; das Orchester setzte mit großem Schwung ein, aber statt des erwarteten Klangbildes hörte man aus einem Lautsprecher, nur von den ersten Geigen des wirklichen Orchesters begleitet, die Tonaufnahme, die, wie erwähnt, bereits vorher hergestellt war, und zu der nun das Bild nachträglich aufgenommen wurde. Fd.

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