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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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13. Große Deutsche Funkausstellung 1936

aus Kinotechnik Heft 18 - September 1936 von Dr. Paul Hatschek, D.K.G.
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Eine Ausstellung unter dem Zeichen des Fernsehens

Die diesjährige Ausstellung stand unter dem Zeichen des Fernsehens. Zum ersten Male gewinnt man den Eindruck, daß der Abschnitt der laboratoriumsmäßigen Entwicklung dieses Gebiets sich dem Ende nähert und der Zeitpunkt der Publikumsreife und Gerätefabrikation vor der Türe steht.

Versucht man, die Fortschritte des abgelaufenen Jahres in Gruppen zu unterteilen, so lassen sich diese mit den folgenden Schlagworten kennzeichnen: Senderseitiger Übergang von der mechanischen zur optischen Abtastung, zum Zeilensprung und zu höheren Zeilenzahlen, empfängerseitig teilweise zur Großprojektion.

Die elektronenoptische Abtastung

Die beiden Systeme der senderseitigen optischen - richtiger: elektronenoptischen - Abtastung wurden hier (vgl. Heft 8/1935, S. 140/142) bereits eingehend geschildert, nämlich das Ikonoskop von Zworykin und das System von Farnsworth.

Das erstere ist nun in dem Bildfänger von Telefunken, das letztere in dem der Fernseh A.G. zur Anwendung gebracht worden.

Abb. 1 zeigt den Telefunken-Bildfänger, dessen Ausführungsform für 180 Zeilenbilder unter dem Namen „Olympia-Kamera" die Feuerprobe während der Olympiade glänzend bestanden hat, während nun eine zweite Ausführungsform für ein 375-Zeilenbild im Kurzschlußverfahren (Übertragung von Straßenszenen im Ausstellungsgelände und von Darbietungen einer Kabarettbühne) im Dauerbetrieb gezeigt wurde.

Die Qualität der gezeigten Übertragungen steht nur wenig hinter der einer Schmalfilmprojektion zurück, genügt also den höchsten Ansprüchen, die man vernünftiger Weise an eine Fernsehübertragung überhaupt stellen kann.

Wie das bei dem Ikonoskop von Zworykin funktioniert ?

Wie man aus Abb. 1 erkennt, wird mittels eines (hochwertigen - wirklich ??) Objektivs auf der innerhalb einer Braunschen Röhre befindlichen Mosaikplatte die Abbildung der zu übertragenden Objekte erzeugt. Die Mosaikplatte kann man sich aus ungezählten mikroskopisch kleinen Kondensatoren zusammengesetzt denken, deren dem Objektiv zugekehrte Belegung eine Photoschicht ist.

Die Elementarkondensatoren laden sich daher proportional der Beleuchtungsstärke der auf ihnen abgebildeten Bildelemente auf, weil das Licht aus der Photoschicht Elektronen frei macht.

Ein durch Ablenkspulen gesteuerter Elektronenstrahl tastet die Mosaikplatte zickzackförmig ab und wirkt als Schalter, der der Reihe nach die Elementarkondensatoren kurzschließt und somit nacheinander deren Entladung bewirkt.
Weil die Mosaikplatte im Gitterkreis einer Verstärkerröhre eingeschaltet ist, so fließt in deren Anodenkreis ein Wechselstrom, dessen jeweilige Amplitude der Beleuchtungsstärke der jeweils abgetasteten Bildelemente (beser Bildpunkte) proportional ist.

Zur Aufladung jedes Elementarkondensators steht bei einem Bildwechsel von 25/sec ein Zeitraum von 1/25sec zur Verfügung, so daß bei diesem System der Vorteil einer Speicherwirkung besteht, was sich praktisch dahin auswirkt, daß - wie mehrfach gezeigt wurde - auch bei trübem und regnerischem Wetter auffallend klare und lichtstarke Übertragungen erzielbar sind.

Wie das bei dem Farnsworth-System funktioniert

Beim Farnsworth-System fällt diese Speicherwirkung weg, weil hier das optische Bild auf einer normalen Photoschicht erzeugt wird und das hierbei entstehende Elektronenbild mittels „bewegter" Elektronenoptik (Ablenkspulen in Verbindung mit Elektronenlinsen) an einer Blendenöffnung zickzackförmig vorbeibewegt wird, so daß der durch die Blendenöffnung jeweils hindurchtretende Kathodenstrahl in seiner Intensität der Intensität der Bildelemente proportional ist.

Zwar läßt man den Kathodenstrahl nicht unmittelbar die Anode der Braunschen Röhre erreichen, sondern zuerst auf eine oder mehrere Zwischenelektroden fallen, um Verstärkung durch Sekundäremission zu erzielen, doch dürfte eine grundsätzliche Überlegenheit des Ikonoskops gegeben sein.
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Das Zeilensprung-Verfahren

Das allgemein eingeführte Zeilensprung-Verfahren verfolgt den Zweck, die erst bei 50 Bildwechseln pro Sekunde erzielbare Flimmerfreiheit schon bei 25 Bildwechseln zu erreichen, was darum ungeheuer wichtig ist, weil sonst zur Erreichung der Flimmerfreiheit eine - aus Rasterungsgründen nicht notwendige - Verdoppelung der Zeilenzahl nötig wäre.

Man tastet bei diesem Verfahren bei einem Teilbildchen die Bildzeilen 1, 3, 5, 7 usw. und beim nächsten Teilbildchen die Bildzeilen 2, 4, 6, 8 usw. ab. Da beim 375-Zeilenbild die Abtastung einer Zeile im Zeitraum von nur 100 Mikrosekunden erfolgt, so erfordert das Zeilensprungverfahren eine ungeheure Präzision, um das lückenlose Ineinandergreifen der Zeilen aufeinanderfolgender Teilbilder zu sichern. Jedenfalls wurde dies von Telefunken in vollkommenster Weise erreicht.

Auf- oder Durchprojektion des Fernsehbildes

Schließlich wurde empfängerseitig die Projektion des Fernsehbildes in Auf- oder Durchprojektion einmal von Tekade mittels Spiegelschraube, andererseits (Telefunken, Lorenz) mittels Braunscher Röhre gezeigt. Letzteres wird durch Röhren neuartiger Konstruktion mit flachem, planparallelem Kolbenboden, stark leuchtender und robuster Fluoreszenzschicht und Anlegung hoher Anodenspannungen (20.000 Volt) erreicht.

Das auf dem Fluoreszenzschirm entstehende Bild wird mittels einer lichtstarken Optik entweder auf eine Mattscheibe (Durchprojektion) oder auf einen gerasterten Aluminiumschirm geworfen.-

m übrigen haben sich die Dimensionen sämtlicher Fernsehempfänger gegenüber dem Vorjahr wiederum verkleinert und die Bildqualität ist außerordentlich verbessert worden. Man wünscht, daß die Zahl der Bedienungsknöpfe sich in der Folge verringert und eine gewisse Automatisierung eintritt, welche die Benutzung der Geräte für das Publikum vereinfacht.

Der Rundfunkempfänger bekommt weniger Aufmerksamkeit

Es ist begreiflich, daß die erzielten Fortschritte bei den Rundfunkempfängern weniger auffallend sind als die Fortschritte auf dem Fernsehgebiet. Auf dem Gebiet der Superhets zeigt sich ein allgemeiner Übergang von der starren zur elastischen, d. h. mit Bandbreitenreglung ausgestatteten Type.

Erst sie ermöglicht es, in jedem Falle beim Empfang ferner Sender das Maximum an Qualität zu erreichen, das ja einzig und allein davon abhängt, wie schmal das empfangene Band gemacht werden muß, um die erforderliche Trennschärfe zu erzielen.

Den Extremfall stellt der Empfang des Bezirkssenders dar, so daß man sich hier eigentlich niemals mit Ueberlagerungsempfang zufrieden geben kann, hier vielmehr stets einen Geradausempfänger benötigen würde.

  • Anmerkung : Diese Entwicklung wurde vom Goebbels-Ministerium gebremst, weil man dort ja gar nicht wollte, daß der Reichsbürger andere Sender außer dem Berliner Reichssender empfangen sollte oder konnte. Nach Kriegsbeginn war das sowieso bei Todesstrafe verboten.

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Der „Ultramar 37" von Körting

Der „Ultramar 37", der Spitzenempfänger von Körting, ist daher soweit gegangen, daß er eine Ausschaltung der Zwischenfrequenzstufen und somit die Verwandlung des Geräts in einen Geradausempfänger bei Bezirksempfang gestattet.

Gewaltige Anstrengungen werden von allen Firmen gemacht, um die Geradausempfänger in bezug auf Leistungsfähigkeit und Bequemlichkeit der Bedienung den Superhets anzugleichen.

Der „Novum" der Firma Dr. Dietz & Ritter

Eine Art Sensation bildete in dieser Richtung ein Zweiröhrenempfänger „Novum" der Firma Dr. Dietz & Ritter, der über einen automatischen Schwundausgleich in einem Umfang, der sonst nur bei Vierrohr-Supern vorhanden ist, und optische Stummeinstellung verfügt. Dies konnte nur durch eine besonders interessante, in Abb. 2 gezeigte Kunstschaltung erreicht werden, bei der jeder der beiden
Röhren mehrere Aufgaben zugeteilt wurden.

So wirkt die erste Röhre als Hochfrequenzverstärker, Regelrohr und als erste Niederfrequenzstufe, während die zweite Röhre nicht nur als Endstufe, sondern auch als Verstärkerrohr für die Regelspannung wirkt.

Gegen derartige "Reflex"-Schaltungen besteht ein Vorurteil, das einmal auch zweifellos berechtigt war. Der heutige Stand der Röhrentechnik, die Qualität der anderen Schaltelemente und die Beherrschung aller sonstigen Schaltungsschwierigkeiten lassen dieses Vorurteil heute als unberechtigt erscheinen.

Die Allstromgeräte

Die Allstromgeräte bilden noch immer ein Sorgenkind der Technik. Auf diesem Gebiet hat sich Philips zu einer grundsätzlichen Abkehr von den gewohnten Methoden entschlossen und bringt ausschließlich Wechselstromtypen heraus, die durch Vorschaltung eines nur für diese Geräte entwickelten Wechselrichters, dessen Konstruktion in Abb. 3 gezeigt wird, an das Gleichstromnetz anschließbar sind. Wie durch Vorführung und Dauerversuche bewiesen wurde, sind diese Wechselrichter (Pendelzerhacker) schärfstem Dauerbetrieb gewachsen und frei von jedem Stör- oder Brummton. Sie sind mit ein paar Handgriffen am Gerät anzubringen.

Die Verstärker- und Lautsprecherteile

Dem Verstärker- und Lautsprecherteil aller Geräte wurde diesmal erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet. Die meisten Geräte benutzen die neue Endröhrentype AL4 und haben große Sorgfalt auf die Form des Gehäuses verwendet, um den akustischen Kurzschluß der tiefen Töne möglichst klein zu machen.

Es soll aber nicht verschwiegen bleiben, daß die Tonqualität hinter der von Lautsprechern mit Schallwand noch erheblich zurückbleibt und daß weitere Verbesserungen sehr wünschenswert wären. Eigentlich befriedigt nur das Siemens-Kammermusikgerät restlos auch verwöhnte Ohren.

Das Laboratorium Wunderlich in Ansbach

Einen Weg, auf dem auch bei Geraten niedrigerer Preislage eine angenähert gute Wiedergabe erreicht werden kann, zeigte das Laboratorium Wunderlich in Ansbach (Bayern).

Es brachte zu niedriger Preislage einen Kristalllautsprecher für die Wiedergabe des hohen Frequenzbereichs heraus, dessen Chassis eine elektrische Weiche eingebaut enthält, so daß durch zusätzlichen Anschluß dieses Kristallautsprechers bei Rundfunkempfängern bereits eine erhebliche Qualitätsverbesserung erzielbar ist.

Diese wird naturgemäß noch größer, wenn auch der Tiefton-Lautsprecher als Spezialausführung hergestellt wird, so daß seine Membran kolbenförmig und genügend weit ausschwingt, in sich aber starr (Nawi-Typ) bleibt. Auch eine solche Spezialtype wurde von der Firma gezeigt.
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Großlautsprecher für Uebertragungen im Freien

Unter den Großlautsprechern für Übertragungen im Freigelände überwiegen die Pilz- und Rundstrahler, von denen zahllose Varianten zu sehen waren.

Was die Großverstärker anlangt, so ist deren Entwicklung keineswegs erstarrt, und man kann feststellen, daß die B-Schaltung etwas an Boden verloren hat. Die Firma Lorenz, die erstmalig Großverstärker auf den Markt bringt, hat sich ausschließlich für die A-Schaltung entschieden. Philips stellt die A-B-Schaltung in den Vordergrund, und Telefunken wendet sich neuerdings A-Schaltungen zu, bei denen durch Parallelschaltung mehrerer kleinerer Röhren in der Endstufe der Röhrenersatz einfacher und billiger gemacht wird.

Sehr zahlreich sind die unter dem Sammelnamen „Endstufe" gezeigten, meist einstufigen Verstärker mit oder ohne Lautsprecher, die derart geschaltet sind, daß man sie unmittelbar an einen Radioempfänger anschließen kann, um Gemeinschaftsempfang von Rundfunksendungen zu ermöglichen.

Neu : die Gemeinschaftsantenne

Das Gegenstück zum Gemeinschaftsempfang stellt sozusagen die Gemeinschaftsantenne dar, deren hochfrequente Spannungen durch einen Antennenverstärker entsprechend verstärkt werden müssen, um sie den Bewohnern eines Hauses, eines Blocks mittels Spezialleitungen zuzuführen. Von der Firma Kabelwerk Vacha A.G. wurde ein neuer Antennenverstärker herausgebracht, der von den Mängeln früherer Typen dieser Art frei ist.

Der Abschlußwiderstand des Antennenkabels bleibt hier stets gleich dem Kabelwiderstand und ändert sich nicht durch Zu- oder Abschaltung von Teilnehmern. Auch die gefürchtete Kreuzmodulation ist infolge der besonderen Verstärkungskennlinie verschwunden.

Geräte zur Tonaufnahme - das Tefiphon von Dr. Daniel

Geräte zur Tonaufnahme und Wiedergabe mit langer Spieldauer werden immer dringender benötigt, wobei für Protokollzwecke das Magnetonprinzip wegen der Fälschungsmöglichkeit und das Lichttonprinzip wegen der Kostspieligkeit ausscheiden.

Das in Abb. 4 gezeigte Tefiphon der Tefi-Apparatebau Dr. Daniel K.G. in Köln, füllt diese Lücke in glücklichster Weise aus. Es handelt sich hier um ein Bandgrammophon mit einer Schneide- und einer Wiedergabedose, das als Aufzeichnungsträger endlose Gelatinebänder von Normalfilmformat benutzt.

Da der Rillenabstand üblicher Weise mit 1/4mm bestimmt wurde, so haben auf jeder Bandseite 100 Rillen Platz und der Bandverbrauch pro Aufnahmestunde beträgt bei einer Transportgeschwindigkeit von 40cm pro Sekunde nur 7,2m pro Stunde.

Da z. B. für Diktierzwecke die halbe Transportgeschwindigkeit ausreicht, ist das Verfahren außerordentlich billig. Konstruktiv sind alle einschlägigen Probleme wie z. B. Umschaltung auf die nächste Schallrille, stetiger Filmtransport, automatische Spanentfernung usw. elegant und einwandfrei gelöst. Da auch ein Verfahren zur Vervielfältigung der aufgenommenen Bänder analog der Herstellung von schwarzen Platten gefunden wurde, so sind auch vereinfachte Typen von Langspielgrammophonen nach diesem System herstellbar, die z. B. an jeden Radionempfänger angeschlossen werden können.
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Der selbstanlaufende einphasige Saja- Synchronmotor

Unter den Motoren für Schallplatten- und synchronen Kameraantrieb, erregte ein selbstanlaufender einphasiger Saja-Synchronmotor, über den noch gelegentlich zu berichten sein wird, allgemeines Aufsehen.

Die gleiche Firma stellte auch noch einen Gleichstrommotor aus, der mit einem neuartigen Zentrifugalregulator versehen ist, dessen Prinzip die Patentzeichnung Abb. 5 zeigt. Im Gegensatz zu allen bisherigen Regulatoren werden durch diesen auch stoßweise auftretende Lastschwankungen momentan kompensiert, weil die Lastwelle unmittelbar eine Bremse betätigt.

Photozelle mit Sekundäremission

Den Kinotechniker interessiert schließlich noch die erste marktgängige Photozelle mit Sekundäremission, die von der Firma Preßler, Leipzig, hergestellt wird und deren Aussehen Abb, 6 in zwei Schnitten zeigt.
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Das war ein sehr "selektiver" Bericht von der 1936er Ausstellung

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