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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Film in fernen Ländern - Teil 1

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aus Heft 2 vom 20. Januar 1936 von  Hans-Georg Meißner, Leipzig - Filmproduktion und Einfuhr fremder Filme im Fernen Osten.
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Inzwischen üerall staatliche Filmaufsichten

Allgemein haben sich die Ausfuhrmöglichkeiten für Filme durch die umfassenden Autarkiebestrebungen in den meisten Ländern, vornehmlich dabei auch in den überseeischen Wirtschaften, die noch vor verhältnismäßig kurzer Zeit in der Entwicklung des Lichtspieltheaters vollkommen auf die Einfuhr ausländischer fertiger Filme angewiesen waren, bedeutsam verschlechtert.

Die internationale Filmindustrie wird von diesen Märkten heute nur noch mit Lichtspielen in Anspruch genommen, die vorbildlich dem Volkscharakter, den geschmacklichen Bedürfnissen angepaßt sind, den Anforderungen der staatlichen Filmaufsicht genügen, im allgemeinen aber etwas ganz besonderes Gutes und Preiswertes darstellen.

Vollkommen auf die Unterstützung des fremden Films zu verzichten, ist selbstverständlich jetzt und auch in absehbarer Zeit aussichtslos. An der Entwicklung der Einfuhrnachfrage ist nun aber die europäische Filmindustrie, in erster Linie die Mitteleuropas, in hohem Grade interessiert.

Deutsche Filmindustrie ist "ausfuhrgebunden"

Die deutsche Filmindustrie ist erheblich "ausfuhrgebunden", nach der Qualität ihrer Leistungen auch besonders befähigt, auf umfassend verschmälerter Wettbewerbsbasis auf dem überseeischen Markte erfolgreich gegen die Konkurrenz anderer Filmexporteure den Kampf um Absatzgeltung durchzuführen.

Vor allem sind damit auch vermehrt Chancen gegeben, mit dem einst im Fernen Osten überlegenen amerikanischen Film zu konkurrieren. Die Konzentration in der deutschen Filmerzeugung - die Großkonzerne Ufa und Tobis erzeugen zur Zeit mehr als die Hälfte aller deutschen Filme - hat nicht nur sehr günstige Einflüsse in der Verringerung des Angebotes auf die Konsolidierung der nationalen Filmwirtschaft gehabt, sondern auch zur Stärkung der Exportkraft deutscher Filme beigetragen.

In dieser Überlegung sind die Maßnahmen von höchster Bedeutung, die schwierige Lage der Filmausfuhr weitgehend zu bessern und den Export zu steigern. Diese Aktivität in der deutschen Filmerzeugung wird sich auch fruchtbar zeigen können in der Verbesserung der Absatzposition deutscher Filme im Fernen Osten.
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Der Lichtspielmarkt in Indien (1935 !)

In letzter Zeit hat das Lichtspieltheater in Indien, ebenso in Burma und Ceylon, in ihrer politischen und wirtschaftlichen Struktur nahe verwandten Plätzen, eine erstaunliche Erweiterung erfahren. Etwa 700 Kinos, die zum großen Teile mit Einrichtungen für die Vorführung von Lautfilmen ausgerüstet sind - meist amerikanische Apparaturen -, geben regelmäßige Vorstellungen.

Kalkutta, mit einer Einwohnerzahl mit 1,5 Millionen, führt mit etwa 30 Theatern. Bombay, mit 1 Million Einwohnern, hat 25. Haidarabad mit rund 500.000 Einwohnern, Delhi mit 300.000 Einwohnern und Colombo, die Hauptstadt Ceylons, mit 250.000 Einwohnern je 11; Rangoon, die Hauptstadt Burmas, mit über 300.000 Einwohnern, 17; Madras 700.000 Einwohner, 15; Lahore, 250.000 Einwohner, 12; Karachi, mit knapp 200.000 Einwohnern, 10; Luckno, 300.000 Einwohner, 6 usw.

Schon 1932 erhöhte sich in Indien in auffälligem Maße die Einfuhr von Rohfilmen, da die Regierung die Entwicklung der nationalen Filmindustrie mit aller erdenklichen Energie unterstützte und diese Bewegung vor allem durch prohibitive Zölle auf die Einfuhr förderte.

In der Beurteilung der Einfuhrfrage für ausländische Filme in Indien ist unbedingt mit dem weiteren Aufstreben der nationalen Filmherstellung zu rechnen. Die indischen Filmproduzenten haben wiederholt die indische Zollgesetzgebung dahingehend zu beeinflussen versucht, die Einfuhr von Rohfilmen von allen Abgaben zu befreien.

Aus allgemeinen wirtschaftlichen Erwägungen hat sich nun allerdings der Staat den begreiflichen Wünschen der indischen Lichtspielproduktion nicht anschließen können, in anderer Form dagegen der Filmindustrie Zugeständnisse gemacht. Schon im vorigen Jahre hat sich zur Förderung der allindischen Filminteressen in Bombay eine Reihe führender Filmgesellschaften, Filmverleihinstitute, Filmhändler und Theaterbesitzer zur Cinema Trade Association of India zusammengeschlossen.
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Aufschwung der Filmindustrie in China. (1935 !)

Die bedeutende und sehr temperamentvolle Erweiterung des Lichtspieltheaters in China hat die Aufbau- und Ausbauideen einer nationalen Filmproduktion außerordentlich gefördert und beschleunigt. Augenblicklich sind statistisch in ganz China in etwa 2.400 Kinos erfaßt, die erfahrungsgemäß ganz verschiedene Ansprüche an die Bereitstellung von Filmen stellen.

Beachtenswert ist hier vor allem, daß ein Großteil der chinesischen Bevölkerung, vor allem im Zentrum und im Norden, noch so überaus arm ist, daß von diesen Kreisen die Mittel für einen Kinobesuch noch nicht aufgebracht werden können.

Im Gebiet von Tientsin sind von einer Bevölkerung von 60 Millionen Köpfen nur etwa 2 Millionen Kinobesucher im Monat, in Peking etwa 1 Million. Hinzukommt, daß der Reichtum Nordchinas im wesentlichen in und um diese beiden Städte konzentriert ist.

Die Kailan-Minen-Gesellschaft unterhält in einem Klub in Tangchan und in einem anderen in Tschingwangtao in der Provinz Hopei regelmäßige Lichtspielvorführungen für ihre zahlreichen Angestellten und Arbeiter. Außerdem werden auch noch in einem Kino in Taiyuan täglich regelmäßig Kinovorstellungen durchgeführt.

Sonst gibt es keine ständigen Lichtspieltheater im Norden Chinas, außer Tientsin, das 14 Kinos, und Peking, das 5 Kinos hat, mit Sitzgelegenheiten, die zwischen 400 und 2.000 schwanken, im übrigen von recht unterschiedlicher Aufmachung und Einrichtung sind.

In Sälen und dgl. werden dann noch von Zeit zu Zeit, gewöhnlich einmal oder zweimal in der Woche, Kinovorführungen in Shihchiachwang, Paoting, Shunteh und Taming abgehalten. Diese Verhältnisse sind allgemein charakteristisch für das chinesische Kinotheaterwesen.

Begreiflicherweise müssen nun die Eintrittspreise ganz niedrig gehalten werden. Infolgedessen sind auch die Leihgebühren für Filme entsprechend geregelt. Durchschnittlich werden für den Filmverleih 35-65% der Gesamteinnahmen gefordert. Für die Vorführung fremder Filme sind feste Abmachungen getroffen, die sich zwischen 44 und 440 Dollar pro Woche bewegen für Erstaufführungen, 50% für Zweitaufführungen, 30% für dritte Wiedergaben usw.

Für die Erstvorführung chinesischer Filme werden gewöhnlich 40-50% der Gesamteinnahmen verlangt, für Nachspiele 11 bis 44 Dollar die Woche.

Filmaufnahme-Gesellschaften chinesischer Nationalität arbeiten in China jetzt 55, davon allein 48 in Shanghai, 5 in Kanton und je eine in Nanking und in der Provinz Szechuan. In 8 chinesischen Werkstätten werden bereits Kinoapparaturen hergestellt. In Shanghai arbeiten 3 chinesische Filmhandelsgesellschaften.

Eine davon kontrolliert eine chinesische Filmproduktionsgesellschaft im Distrikt Tientsin, Peiping, eine Untergründung der United Photoplay Service Ltd., eines chinesischen Unternehmens in Hongkong, die im letzten Jahre über 20 chinesische Tonfilme herstellte.

1934 erreichte die Gesamtproduktion der chinesischen Filmgesellschaften 250.000m Filmbild. Das entspricht etwa 25% der Einfuhr Chinas an Rohfilmen. Die Gesamtleistungen verteilen sich zu 22,5% auf die Star Motion Picture Company Ltd., zu 14% auf die United Photoplay Service Ltd., 12,5% auf die Unique Co. Ltd.

Die Tonfilmherstellung übernahm die Star Motion Picture Company Ltd., die 12.000m Lautfilm drehte. 6 Filme mit über 14.000m Länge leistete die Unique Company, je einen die Chi Nan, die Ta Tung und die Kai Lin mit insgesamt 8.500m Länge, die Kung Chuang schuf Lautfilme, von insgesamt 8.000 m Länge. 16% der von den chinesischen Gesellschaften hergestellten Filme wurden von der Zensur verboten.

Zum Teil liegt das an den allgemein unklaren Zensurverhältnissen in China. Nach der chinesischen Gesetzgebung haben in Großstädten sogar einzelne Bezirke ein Zensorrecht, im wesentlichen nur, um aus der Zensur Geld zu schlagen.

Die fremden Niederlassungen, die britische, amerikanische, französische, italienische und die japanische Konzession prüfen die in ihren Bezirken zugelassenen Filme selbständig, so daß in einer Stadt ein Film oft sechsmal zensiert wird. In den chinesischen Wohngebieten ist für 500m Film eine Zensurgebühr von 10 Mark zu zahlen.

Es ist selbstverständlich, daß, vor allem bei dem Tempo, in dem sich das Kino das flache Land erobert, die besonders entwicklungsfähigen chinesischen Filmmärkte noch auf lange Zeit und mit bedeutenden Mengen auf die Einfuhr guter ausländischer Lichtspiele angewiesen sein werden, um so mehr, als sich das geschmackliche Niveau zu heben beginnt. Hier versagen aber noch die chinesischen Unternehmungen.

Bei dem Chinesen darf alles nichts kosten, muß aber möglichst viel einbringen. Unter solchen Gesichtspunkten sind auch die chinesischen Filmgesellschaften organisiert. Die technische Entwicklung der Filmproduktion ist noch außerordentlich rückständig. Das spricht sich notwendigerweise auch in den Leistungen aus.

China führte im letzten Jahre vorzugsweise amerikanische Groß- und Kurzfilme ein. Die Gesamteinfuhr erreichte einen Wert von etwa 5,8 Mill. Dollar für etwa 800 Großfilme und knapp 1.500 Kurzfilme. Davon importierten die USA 355 Großfilme und 645 Kurzfilme. Die führenden Filmversorger waren danach England, Frankreich, Deutschland und Rußland.

Sehr wichtig sind für die Organisation der Filmausfuhr nach China die Kenntnisse entscheidender Marktbedingungen, vor allem der Richtlinien für die Filmzulassung, wie sie die Zentralexekutive der Kuomintang für Auslandsfilme für verbindlich erklärte.

Es sollen im allgemeinen nur Filme zugelassen werden, die inhaltlich den Parteiprinzipien nicht widersprechen und ihre werbenden Ideen fördern, hauptsächlich solche Filme, die wissenschaftliche Kenntnisse fördern und verbreiten, vorwiegend zur Verbesserung des Verkehrswesens, über den modernen Maschinenbau und die Wirtschaftlichkeit der maschinellen Produktion, die vor allem auch die Fortschritte der europäischen und amerikanischen Industrie erkennen lassen; endlich über die moderne Waffentechnik, die neuzeitliche Kriegstaktik usw.; weiter Filme, die interessante Vorgänge aus aller Welt bringen, Filme zur Förderung von Sport und sozialer Erziehung und dgl.

Verboten sind dagegen alle solche Filme, die geeignet sind, die Moral und die Wahrung der öffentlichen Ordnung zu stören, alles Erscheinungen, für die der Asiate im Gegensatz zu Europa ein außergewöhnlich feines Gefühl hat. Größtes Interesse besteht in China neuerdings für Filme, die unterdrückte Völker in ihrem Freiheitskampf ermutigen, vorausgesetzt, daß sie mit den in China herrschenden Verhältnissen im Einklang stehen, und Filme, die große geschichtliche Episoden veranschaulichen, vorausgesetzt, daß sie mit den drei Volksprinzipien "Sun Jat Sens" vereinbar sind.

Die Kuomintang hat auch im übrigen für die Hebung der heimischen Filmproduktion genaue Richtlinien gegeben. Die Studios sollen in erster Linie Themen wählen, die mit der nationalen Würde, den Lehren "Sun Jat Sens", der Parteigeschichte und ihrem Programm im Einklang stehen.

Das Lichtspiel in Indochina. (1935 !) (jetzt Vietnam)

Das erste Kino wurde in Französisch-Indochina 1930 in Saigon eingerichtet. Vorgeführt wurden seinerzeit nur amerikanische Filme. Die Eröffnung eines Lichtspielhauses mit der Wiedergabe amerikanischer Filme erwies sich ursprünglich als ein außerordentlicher Erfolg, doch die großen Massen, die in ihrer naiven Wißbegier zusammenkamen, um die Neuheit zu bestaunen, verstanden das gesprochene Wort nicht und verloren schließlich vollkommen das Interesse an den hier gezeigten Vorführungen.

Dieses Theater ist heute auch längst dazu übergegangen, nur französische Tonfilme zu zeigen. Eine andere, später folgende bedeutende Gründung, die "Indochina Films et Cinemas", eine Gesellschaft, die das Lichtspieltheater in Französisch-Indochina kontrolliert, führte von vornherein nur französische Lautfilme vor und hatte damit erstaunliche Erfolge.

Die verhältnismäßig sehr schmale Oberschicht in Indochina, die eine fremde Sprache beherrscht, versteht fast nur das Französische. Auch die hier lebenden Ausländer sind überwiegend Franzosen oder verstehen auch nur Französisch, so daß englische oder deutschsprachige Filmvorführungen wenig Aussicht haben, einen zufriedenstellenden Besuch zu gewährleisten. Absatzfähig sind darum hier fast nur Tonfilme mit französischer Fassung.

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Film in fernen Ländern - Teil 2

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aus Heft 5 vom März 1936 von  Hans-Georg Meißner, Leipzig - Filmproduktion und Einfuhr fremder Filme im Fernen Osten.
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Filmimport in den Malaienstaaten

Das Lichtspieltheater ist in Malaia bereits zu beachtenswerter Entwicklung gebracht. Begreiflicherweise ist das in erster Linie ein Verdienst des starken britischen Einflusses auf die zivilisatorische Entwicklung in Hinterindien.

Die wachsende politische Bedeutung Singapores hat diese Bewegung umfassend beschleunigt und gefördert. Malaia führt - eine eigene Filmproduktion fehlt vorläufig - sehr ansehnliche Mengen fremder Filme aus dem Auslande ein. Die bedeutendste Stellung auf den malaiischen Märkten für Filme halten die Vereinigten Staaten.

Noch 1932 kontrollierten die amerikanischen Filmkonzerne 77% der Gesamtimporte. Die "Devalvation" des englischen Pfundes, mit dem der "Straits-Dollar" eng verbunden ist in seinem Wertstande, verteuerte den Bezug amerikanischer Filme in bedeutsamer Weise, so daß dadurch den Engländern hervorragende Chancen geboten waren, die überlegene Marktstellung amerikanischer Filme zu erschüttern.
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Auch die Engländer kämpfen mit allen Tricks

Man versuchte in den malaiischen Kinos im übrigen, die Vorliebe für britische Filme zu fördern durch Verlängerung der Spielfolgen zu herabgesetzten Preisen. Die offizielle Aufsichtsbehörde war mit diesem Verfahren zur Hebung des Ansehens des britischen Films nicht einverstanden.

Als Washington den Entschluß faßte, den Wert des Dollars zu vermindern, stärkte sich die Position des beliebten amerikanischen Lichtspiels wieder. Die Einfuhr von Filmen aus den USA erhöhte sich erneut auf einen Anteil von 67% aller in Malaia eingeführten ausländischen Filme.

Die erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten bedingten eine Zurückhaltung in der Einfuhr ausländischer Filme. Trotzdem hat sich die Zahl der regelmäßige Vorführungen leistenden Theater nicht verringert.

33 größere Kinos

Zur Zeit (1935) bestehen etwa 33 größere Kinos mit neuzeitlichen Einrichtungen für das Spiel von Tonfilmen, die aber alle mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, da die Mittel für die Anschaffung neuer Filme schwer aufbringlich sind, und die Einnahmen, um sich ein Kinopublikum zu halten, stark gedrosselt werden mußten.

Um unausbleibliche Ausfälle zu ersparen, hilft man sich durch Verlängerung der Spieldauer zugkräftiger Filme und Einfuhr gebrauchter Lichtspiele. Im allgemeinen sind die Theaterbesitzer froh, ihre "Un"kosten decken zu können, und bereit, sich mit kleinsten Einnahmen zufriedenzugeben.

Erfaßlich sind in Malaia für das Cinema-Theater etwa 60 Millionen Köpfe. Primitiv wie der Geschmack ist die Kritik an den gebotenen Leistungen. Außer der landansässigen malaiischen und tamulischen Bevölkerung beherbergen die Staaten noch sehr viel Chinesen, Inder, Eurasier und Europäer - vorwiegend in Singapore -, die interessierte Theaterbesucher sind.

Unter der weißen Bevölkerung am stärksten vertreten sind Engländer, Amerikaner, Franzosen, danach Dänen, Deutsche, Portugiesen und Italiener. Das gesamte Marktgebiet bilden hier die Kronkolonien der Straits-Settlements mit Einschluß von Labuan, Christmas-Island und Kokosinseln, die Föderierten Malaienstaaten Perac, Selangor, Negri, Sem-bilan und Pahang und die nichtverbündeten Malaienstaaten Johore, Kedah, Perlis, Kelantan und Trenganu.
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Die Einfuhrlage für Filme in Japan

hgm. Im Gegensatz zur erstaunlichen Expansion in den meisten japanischen Erwerbswirtschaften hat die Filmproduktion anfängliche Schwierigkeiten in der Herstellung eines nationalen Films nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten offenbar noch nicht zu überwinden verstanden.

Jedenfalls sind die Leistungen der japanischen Tonfilmindustrie nicht überzeugend. Zum Teil liegt das auch in der Struktur des japanischen Lichtspieltheaterwesens, das, abgesehen von den Großstädten, zum Teil aber auch hier, noch überaus rückständig ist.

Trotz allem versucht Japan, auch hier eine unbedingte Selbständigkeit in der Landesversorgung mit Filmen zu erreichen. Es zeigt sich aber deutlich, daß eine völlige Emanzipation des japanischen Filmmarktes von der Lichtspielproduktion des Auslandes nicht durchzusetzen ist.

Die japanischen Filmgesellschaften unter Führung der sehr rührigen Shochiku befriedigen jetzt wohl 85% der Nachfrage nach neuen Filmen in Japan. Beachtlich ist bei diesem Ausdehnungsdrang auch eine interessante Gründung der Shochiku-Filminteressen in der Mandschurei, mit dem Ziel, auch dieses Gebiet sofort umfassend dem japanischen Film zu erschließen.

Ausgelagerte Filmproduktion in China

Mit einem Kapital von 10 Mill. Yen sollen die Einrichtungen von Kinos und die Gründung einer Filmproduktionsgesellschaft in der Mandschurei durchgeführt werden. Zunächst handelt es sich um die anfängliche Ablösung der Planungen durch den Bau eines kleinen Studios in Hsinking und dreier Kinos in Mukden, Charbin, Zizichar.

Nur 15% der Gesamtnachfrage nach Filmen wurden aus dem Auslande aufgenommen. Ursprünglich war der größte Teil der - im wesentlichen für die Kinos der Großstädte - eingeführten Filme amerikanischer Herkunft.

Seit 1933 hat sich aber die Volkstümlichkeit deutscher und auch französischer Filme stark durchgesetzt, so daß für die Zukunft gute Aussichten für einen Wettbewerb mit dem amerikanischen Film in Japan gegeben sind. Zum Verständnis der Marktsituation für Filme in Japan ist die Lage im Theaterwesen wissenswert. In Japan führen jetzt etwa 1.600 Kinos Lichtspiele vor, von denen aber heute noch ein großer Teil ohne Einrichtungen zur Wiedergabe von Tonfilmen ist.

Von der an sich bedeutenden Anzahl von Kinos führen aber nur etwa 100 regelmäßig fremde Filme vor, 350 zeigen gelegentlich ausländische Lichtspiele oder stellen ein Programm aus japanischen und deutschen Filmen zusammen. Fast alle diese Kinos in Japan gehören nun japanischen Filmproduktions- Gesellschaften oder werden wenigstens von ihnen kontrolliert. In einem Falle hat eine japanische Filmgesellschaft ein Abkommen mit einer amerikanischen Gesellschaft über die Vorführung amerikanischer Filme getroffen.
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Über die Technik in den Kinos in Japan 1935

Interessant ist, daß die Ausrüstung der Theater mit Lautvorführungsapparaten nur in wenigen Fällen (amerikanische Maschinen) zu einer modernen Leistungsfähigkeit gebracht worden ist.

Im allgemeinen suchen sich die in ihrer wirtschaftlichen Lage nicht besonders günstig dastehenden Kinos mit japanischen Apparaten zu helfen, die aber größtenteils schwache Imitationen fremden Geräts sind und in ihren minderwertigen Leistungen außerordentlich zu wünschen übrig lassen.

Eine Reihe von Theatern besitzen überhaupt keine eigenen Vorführungsapparate, sondern leihen sie sich zur Wiedergabe von Tonfilmen aus. In den japanischen Kinos werden gewöhnlich drei Stücke gespielt, und das nicht immer zusammenhängend. Es kommt aber dem japanischen Besucher auch gar nicht darauf an, 5 Stunden und mehr im Kino zu sitzen.

Die Eintrittspeise

Die Eintritts"gebühr" ist auch außerordentlich niedrig und umfaßt im Durchschnitt 40 Rpf. Außerdem ist ein sehr rascher Programmwechsel nötig. Mitunter bringt eine Lichtspielbühne im Monat 15-16 Filme heraus. Unter solchen Umständen ist es undenkbar, große Gewinne herauszuarbeiten.

Die japanischen Filmgesellschaften können darum auch keine hohen Leihgebühren festsetzen. Die japanische Filmindustrie muß also für die Gesamtbedürfnisse des Marktes 750-1000 Filme im Jahre aufbringen, die aber nur verhältnismäßig kurze Zeit vorgeführt werden können und auch nur in einer beschränkten Anzahl Kinos.

Es ist also kaum verwunderlich, daß die meisten Unternehmungen sich in wirtschaftlich unerfreulicher Lage befinden. Damit werden aber die guten Perspektiven offenbar, die sich der Einfuhr fremder Filme bieten. Die meisten amerikanischen und europäischen Erzeugungsgesellschaften haben ihre eigenen Filmagenturen in Japan, die eng mit dem Filmzensur-Zentralbüro in Tokio, das unter der Aufsicht des Innenministeriums steht, zusammenarbeitet. In einem Jahre wurden hier etwa 65.000 japanische und 11.000 amerikanische und europäische Filme geprüft.

  • Anmerkung : Hiermit wird indirekt suggeriert, auch in Japan werden Filme vom Staat zensiert. Soetwas ist (sei) also weltweit ganz normal - und darum auch im 3. Reich normal.

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Film in fernen Ländern - Teil 3

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aus Heft 9 vom Mai 1936 von  Hans-Georg Meißner, Leipzig - Filmproduktion und Einfuhr fremder Filme im Fernen Osten.
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Aussichten für die Einfuhr von Filmen in
Niederländisch-Indien

Zwei Gesichtspunkte vor allem waren von maßgeblichem Einfluß auf die Gestaltung des niederländisch-indischen Filmmarktes. Der allgemein überaus aufnahmefähige und interessante Markt für die Einfuhr ausländischer Lichtspiele stand stark unter dem Druck intensiver und anhaltender Krisenerscheinungen, die im wesentlichen für eine Verminderung der Importe verantwortlich waren.

Die Einfuhrentwicklung zeigt nun sehr unterschiedliche Züge, als die Importe stummer Filme außergewöhnliche Verluste zu tragen hatten, da alle die kleinen, meist chinesischen Kinos ohne Apparaturen für die Vorführung von Tonfilmen nicht mehr in der Lage waren, ausländische Filme zu zeigen.

Allgemein ergaben sich noch im letzten Jahre Steuerverluste aus den Abgabeverpflichtungen auf Eintrittskarten um 35%. Wachsenden Einfluß auf die Gestaltung der Lage in der niederländisch-indischen Lichtspielwirtschaft gewinnt die umfassend aufstrebende heimische Filmindustrie.

Trotzdem bleibt Nieder-ländisch-Indien im hohen Grade in absehbarer Zeit von der Einfuhr fremder Filme abhängig. Es ist daher von besonderem Interesse, daß heute der amerikanische und danach weiter distanziert der deutsche Film eine unbedingte Vorherrschaft auf dem ostindischen Filmmarkt hat, in erheblichem Abstände vor der Lichtspieleinfuhr aus den Niederlanden und England.
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Der erste Tonfilm in Nieder-ländisch-Indien

Der erste Tonfilm in Nieder-ländisch-Indien wurde gleichzeitig in Batavia, Soerabaia, Bandoeng und in Medan auf Sumatra vorgeführt. Es war ein amerikanischer Tonfilm mit musikalischen und Tanzeinlagen zu englischem Dialog, der von allen Bevölkerungsschichten mit größter Begeisterung aufgenommen wurde.

Amerikanische Exporteure von Apparaturen für die Vorführung von Lautfilmen übernahmen die Ausrüstung mit dem Ergebnis, daß auf Grund des guten Resultates andere Lichtspieltheater sofort amerikanische Einrichtungen für die Wiedergabe von Lautfilmen aufnahmen.

Nach diesem Ergebnis setzte ein sehr intensiver Wettbewerb von Philips Eindhoven ein, der sehr erfolgreich war und sehr wirksam gegen die amerikanische Konkurrenz auftrat. An der Ostküste Sumatras und im Norden, in den Gebieten von Atjeh und Tapanuli, wurden die neuen großen Lichtspieltheater schon im Jahre 1932 mit holländischen "Instrumenten" u. dgl. ausgerüstet.
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Eine stark durchsetzte Bevölkerung

Niederländischindien hat eine stark durchsetzte Bevölkerung. Auf diese Tatsache ist vor allem in der Versorgung mit Lichtspielen Rücksicht zu nehmen. Die Kinobesucher sind hier in erster Linie Amerikaner, Engländer, Malaien, Javaner, Chinesen, Holländer, Inder, Araber, Japaner usw.

Der niederländischindische Filmmarkt verdient noch ein besonderes Interesse durch die zahlreichen privaten Lichtspieltheater, die viele große europäische und amerikanische Plantagen, Gummi-, Tabak-, Oelpalmen-u. a. Pflanzungen unterhalten. Filme werden hier einmal oder zweimal im Monat oder auch wöchentlich vorgeführt. Vermittler des Geschäfts sind die Vertrauensleute der großen Filmverleihagenturen in Java und Sumatra.

In den Städten arbeiten besondere Filmverleihgesellschaften, die im allgemeinen auch Besitzer oder Leiter von Kinos sind. In den städtischen Kinos werden jede Nacht zwei Vorführungen abgespielt von wenigstens 2 Stunden Dauer. Einschließlich einer Vergnügungssteuer von 20% betragen die Plätze in den Lichtspielhäusern 0,50 bis 3,50 RM.

Die kleinen Theater sind erheblich billiger, gewöhnlich werden sie auch nur von Eingeborenen und ausländischen Arbeitern besucht. Die Plätze kosten hier 0,30 bis höchstens 1,50 RM. Diese Kinos führen großenteils nur stumme Filme vor, die vorwiegend von völlig unbekannten Filmgesellschaften geliefert werden, doch kommen auch hier Lichtspiele bekannter amerikanischer Konzerne zur Vorführung.

Obwohl die britischen und amerikanischen Kolonien klein sind, verstehen die hier meist ansässigen Holländer, Deutschen, Chinesen und Japaner Englisch. Infolgedessen hat der englischsprachige Film besondere Aussichten.

Malaien, Javaner und Araber verstehen kein Englisch

Malaien, Javaner und Araber verstehen das gesprochene Wort im allgemeinen nicht. Trotzdem genießen die amerikanischen Filme hier auch in diesen Kreisen eine besondere Vorliebe, weil hier viel Filme mit musikalischen Darbietungen, Tänzen und Gesängen gebracht werden, die die ausnahmsweise musikliebende asiatische Bevölkerung immer wieder stark begeistert.

Von den eingeführten Lautfilmen sind darum noch immer wenigstens 70% amerikanischer Herkunft. Auch im Absatz stummer Filme für die kleinen, anspruchslosen Kinos Niederländisch-Indiens herrscht in der Einfuhr überlegen der amerikanische Film vor.

Größter Beliebtheit erfreuen sich danach deutsche Filme, die in den Kinos mit ziemlicher Regelmäßigkeit vorgeführt werden, während britische, französische und chinesische Tonfilme wesentlich weniger gefragt sind. Allerdings nimmt dagegen der Markt sehr viel stumme chinesische Filme auf.

Die meisten Holländer verstehen Deutsch, außerdem lebt in Niederländisch-Indien eine starke deutsche Kolonie, die das Ansehen des deutschen Films umfassend fördern hilft. Das deutsche Lichtspiel wäre entschieden noch erfolgreicher, wenn nicht im allgemeinen deutsche Filme etwas zu ernst und zu langsam in der Handlung wären.

Es ist daher außerordentlich schwer, die Eingeborenen, Engländer usw., die Deutsch nicht verstehen, für den deutschen Film zu gewinnen. Die Malaien, Araber, Chinesen usw. gehen nur ins Kino, um sich zu amüsieren. Beliebt sind darum in diesen Kreisen nur Lustspiele, Vorführungen mit Musik, Gesängen, Tänzen und möglichst viel Lärm.
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Schwierigkeiten in der Einfuhr von Filmen auf den Philippinen

Die nahen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten verschaffen dem amerikanischen Film auf diesen Inselbesitzungen eine Sonderstellung. Ungefähr 90 Prozent aller hier vorgeführten Lichtspiele sind amerikanische, der Rest chinesische, französische und italienische.

Amerikanische Filme sind von jeder Einfuhrabgabe befreit, während auf die Einfuhr aus anderen Ländern ein Zoll von 35 Prozent erhoben wird. Die Filmeinfuhr auf den Philippinen ist bedeutend und erreicht einen Wert von etwa 1 MilL RM.

Die schwierige wirtschaftliche Lage legt den Lichtspielhäusern größere Zurückhaltung auf. Deutlich zeigt sich das an der Verringerung der Nachfrage nach Uraufführungen zugunsten von Second-Run Films. Außerdem sind die Lichtspieltheater auf den Philippinen verpflichtet, um ihre Häuser zu füllen, in ganz kurzen Zwischenräumen das Programm zu wechseln. Eine wöchentlich zweimalige Erneuerung des Spielplanes ist keine Seltenheit.

Verschiedene Kinos wechseln drei- bis viermal pro Woche. Auf den Philippinen bestehen schon etwa 150 Kinos, die größtenteils mit Vorführungsapparaten für Tonfilme ausgerüstet sind. Außerdem geht die Zahl der Stummfilmbühnen immer weiter zurück. Solange aber der Export aus den Philippinen noch 50 Prozent unter seinem Normalstande bleibt, wird der Filmimport eine größere Belebung nicht erfahren können.

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Film in fernen Ländern - Teil 4

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Filmwirtschaft in Australien

Augenblicklich geben in Australien etwa 1.500 Lichtspieltheater regelmäßig Vorstellungen mit modernen Vorführungsapparaturen, die ursprünglich größtenteils aus den USA eingeführt wurden.

Jetzt hat nun die Industrie in Australien durch verschiedene Gesellschaften die Erzeugung neuzeitlicher Wiedergabeapparate für Lautfilme aufgenommen, von denen vor allem zwei Firmen unbestrittene Erfolge in der Zurückdrängung der Einfuhr aus dem Auslande erzielten.

Sehr bald nahm im übrigen auch in Australien die Herstellung nationaler Lichtspiele zu. Verschiedene Unternehmer richteten Aufnahmewerkstätten für die Produktion von Charakterfilmen, Kurzfilmen usw, ein. Der Erfolg der Aufführungen australischer Filme in den örtlichen Kinos war aber sehr unterschiedlich. Sie waren offensichtlich den beliebten amerikanischen und englischen Filmen unterlegen.

Lediglich die Kurzfilme hatten einige Chancen, sich durchzusetzen.
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1932 ein vollständiges Programm durch australische Filme

Schon Anfang 1932 wurde in einem Kino in Melbourne ein vollständiges Programm durch australische Filme gedeckt, die von der Harwood Talking Production gedreht worden waren.

Im allgemeinen konnte sich aber die örtliche Filmindustrie aus der Unzulänglichkeit der Anfangsstadien ihrer Erzeugung nur schwer freimachen. Die Herstellungskosten waren viel zu hoch und verteuerten daher allzusehr die Leihgebühr für nationale Filme.

Die meisten Filmkonzerne waren zu kapitalarm, um hochwertige, lohnende Charakterfilme zu drehen, außerdem wurde der Markt für australische Lichtspiele umfassend gestört durch die vielzuvielen schlechtorganisierten und kapitalarmen Aufnahmegesellschaften.

In diesem Sinne erfolgte die Gründung der Australian and New Zealand National Ltd. mit einem Kapital von 250.000 £. Einen erheblichen Fortschritt bedeutete dann die Auflösung der "Union Theaters Ltd." und Neugründung der "Greater Union Theaters", die sofort eine Reihe unrentabler kleiner Lichtspieltheater schloß.

Ein neues Filmgesetz des Staates Neu-Südwales

Hoyts Theaters schloß einen Vertrag für die Herstellung von Efftee-Filmen, die schon im Laufe des Jahres in den Kinos der Gesellschaft zur Vorführung gebracht wurden. Ein Fortschritt war auch ein Filmgesetz des Staates Neu-Südwales, das vor allem die zu hohen Sätze für den Filmverleih herabdrückte, dadurch nun freilich zunächst den Filmgesellschaften neue Schwierigkeiten aufbürdete.

Durch eine Reform der Zensur, vor allem des "Censorship Appeal Board", trug die Bundesregierung wesentlich bei zur fortschrittlichen Entwicklung der Filmwirtschaft im Common Wealth.

Die Neuregelung der Filmzensur begünstigte bis zu gewissem Grade die Einfuhr ausländischer Filme, doch hatte trotz allem der an sich aufstrebende britische Film in Ozeanien noch größere Schwierigkeiten in der Zulassung vor dem amerikanischen, der unverändert den australischen Filmmarkt beherrscht.

Zurückgewiesen von der Aufführung in Australien wurden von britischen Filmen 9%, von amerikanischen aber nur knapp 5%.
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Immer weniger ausländische Filme in 1935/36

Auf Grund der Erfolge der nationalen Filmindustrie entwickelt sich die Einfuhr ausländischer Filme ständig rückwärts. Das trifft ganz besonders auf die Verschlechterung der Stellung französischer und deutscher Filme zu, die vor allem in der Zeit des Stummfilms auf dem australischen Markte für Filme eine bedeutende Rolle spielten.

85% der Einfuhr von Filmen sind jetzt noch Erzeugnisse der großen amerikanischen Filmkonzerne, etwa 13% britische. Für Lichtspiele anderer Länder, vor allem deutsche, bleibt damit nur ein kleines Feld der Betätigung.

Das liegt im wesentlichen daran, daß der Einfuhrzoll auf nichtbritische Filme sehr hoch und damit allzu prohibitiv wirkt. Sehr interessant ist, daß in der Einfuhr von Filmen bereits Kanada erscheint, wahrend sich die Ausfuhr australischer Filme unentwegt steigert.

Ein Export von 900 australischen Filmen war mit 708 nach dem britischen Imperium und den Mandatgebieten, mit 77 nach den Vereinigten Staaten, dem Rest nach anderen Ländern gerichtet.

Ein Blick nach Neuseeland

Seit 1928 hat sich in Neuseeland in sehr erheblichem Grade die Einfuhr britischer Filme gesteigert, auffällig wurde diese Wendung zugunsten des britischen Films mit dem Aufkommen des Tonfilms, dessen Verbreitung in Neuseeland in erster Linie wirksam gefördert wurde durch die "United Kingdom Manufacturers" and "New Zealand Representatives Association" in Wellington.

Die Regierung erließ Vorschriften für eine Quotierung der Vorführungen englischer und ausländischer Filme zugunsten des britischen Films. Wie in Australien, so wurden auch in Neuseeland verschiedene Kinos eröffnet, die sich verpflichteten, nur britische Filme vorzuführen.

50% aller in Neuseeland laufenden Filme sind britisch, die sich daher einer besonderen Vorliebe erfreuen, weil die ganze Lebensweise hier ausgesprochen englisch ist, englische Sitten und Gebräuche, englische Landschaften usw. ganz besonders beliebt sind.

Ein Blick auf die Fidschiinseln

Die Filmwirtschaft in Neuseeland ist auch von maßgeblichem Einfluß auf die Entwicklung des Films auf den hier aufschlußfähigen Fidschiinseln.

Das erste Kino auf den Fidschiinseln wurde im Jahre 1932 für die Bedürfnisse der europäischen Bevölkerung in der Hauptstadt Suva eröffnet. Auch unter den indischen und eingeborenen Schichten wird englischsprachigen Filmen der Vorzug gegeben.

Die Lichtspielhäuser erhalten ihre Spielfilme meist von den amerikanischen Filmspielagenturen in Neuseeland. Neuseeland spielt im Filmverleih auf den Fidschiinseln allgemein eine führende Rolle, gewöhnlich kommen die Filme erst nach den Fidschiinseln, nachdem sie über die verschiedenen Bühnen in Australien und Neuseeland gegangen sind.

Die Zensur ist mit Rücksicht auf die überwiegend indische und fidschianische Bevölkerung bzw. die wesentliche strengere moralische Auffassung viel eingehender und schärfer als beispielsweise in Australien und Neuseeland.

Viele Lichtspiele, die hier in den Kinos vorgeführt wurden, werden auf den Fidschiinseln nicht zugelassen.

Ein Blick Französisch-Ozeanien

In Französisch-Ozeanien bestehen bereits 5 Lichtspielhäuser, 1 Kino in Papete mit 700 Sitzen, 1 in Taravao auf Tahiti mit 500 Sitzen, 1 in Papara mit 300 Sitzen und 1 in Poaea mit 200 Sitzen, schließlich 1 in Raiatea auf den Gesellschaftsinseln mit 300 Sitzen.

Das bedeutendste ist die Tonfilmbühne in Papete. Für die Versorgung dieser Kinos mit Lichtspielen, ebenso mit Vorführungsapparaturen kommt nur eine Agentur in Tahiti in Frage. Das Kino hat sich in diesen Gebieten auf Grund der Wirtschaftskrise, vor allem der außergewöhnlich niedrigen Notierungen der Landesprodukte an den internationalen Börsen in den letzten Jahren, nur sehr zögernd entwickeln können, lebt aber jetzt umfassend auf.
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Aufbau einer Filmindustrie in Argentinien

Aus bescheidenen Anfängen heraus hat sich die argentinische Filmindustrie schon zu beachtenswerter Leistung aufschwingen können. Die "Productora Argentina de Films", die führende Produktionsgesellschaft in Argentinien, hat bereits einige Filme herausgebracht, die ein unbedingter Erfolg waren, vor allem auch im materiellen Ergebnis die Hersteller außerordentlich befriedigten.

Das Ziel der argentinischen Filmindustrie geht nun auf Grund dieser Erfahrungen dahin, die argentinische Filmherstellung nicht nur soweit zu vervollkommnen, daß der nationale Filmmarkt unabhängig wird, sondern auch einen wachsenden Einfluß auf die Filmversorgung aller latein-amerikanischen Länder gewinnt.

Abgesehen von Brasilien und den portugiesischen Kolonien wird in allen Ländern Süd- und Mittelamerikas und in den ausgedehnten Inselterritorien Westindiens und des Karribischen Meeres spanisch gesprochen.

Man hat sehr sorgfältig Errechnungen durchgeführt, daß als Abnehmer spanischsprachiger, in Argentinien gedrehter Filme vorläufig wenigstens 12.000 Lichtspielhäuser in Ibero-Amerika gewonnen werden könnten. Eine Untersuchung der Spielfolge in den einzelnen Kinos der hier interessanten Länder führt zum Schluß, daß zum wenigsten ein jährlicher Bedarf von 1.500 Filmen verschiedener Art aufkommt, deren Vorführung eine Einnahme von rund 180 Mill. Pesos ermöglicht.

Augenblicklich übernehmen nun die Versorgung für diese Märkte ganz überwiegend die Vereinigten Staaten, die, in der richtigen Beurteilung zunehmender Ausdehnung des Lichtspielwesens in den latein-amerikanische Ländern, ihre Werbung für den amerikanischen Film in diesen Gebieten fortgesetzt zu intensivieren suchen.

Und es gibt sogar europäische Filme

Zum Teil versorgen sich die Lichtspielhäuser hier jetzt auch mit europäischen Filmen. Die guten Chancen für die Filmindustrie Europas, am Aufstieg des Lichtspiels in Latein-Amerika intensiver teilzunehmen, lassen darum die vermehrten Anstrengungen der führenden europäischen Filmkonzerne, vorwiegend auch der deutschen Filmindustrie, um erhöhte Absatzgeltung begreiflich erscheinen.

Gegen diese Absichten versucht nun der argentinische Film erfolgreich anzukämpfen in der Überlegung, daß der argentinische Film dem Lande ganz bedeutende Mittel zuführen könnte, wenn es gelingt, an der Versorgung Südamerikas usw. auch vorläufig nur in geringerem Maße teilzunehmen.

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Film in fernen Ländern - Teil 5

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aus Heft 19 vom Oktober 1936 von  Hans-Georg Meißner, Leipzig - Filmproduktion und Einfuhr fremder Filme.
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Fortschreitende Emanzipierung der Filmwirtschaft in den Lateinamerikanischen Ländern in 1936

Der intensive wirtschaftliche Aufschluß in Ibero-Amerika hat die Verkehrslage völlig revolutioniert, förderte außerordentlich das kulturelle Niveau und schuf damit gleichzeitig die natürlichen Vorbedingungen für die weitausholende Verbreiterung des Kinowesens, gleichlaufend dazu in letzter Zeit in der Befriedigung industriellen Ehrgeizes, auch Autarkiebestrebungen im Aufbau einer nationalen Filmerzeugung.

Um die Situation für die Filmeinfuhr auf den latein-amerikanischen Märkten richtig verstehen zu können, ist es ausnahmsweise aufschlußreich, die Tendenzen in der Filmausfuhrpolitik der Vereinigten Staaten zu beurteilen.
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Tendenzen in der Filmausfuhrpolitik der Vereinigten Staaten

Interessant sind ebenso einige statistische Erörterungen der Entwicklung der amerikanischen Filmindustrie, weil sie hervorragend unterrichten über die fortschreitende Annäherung der Filmwirtschaften in Amerika.

Für die Spielzeit 1935/1936 ist eine Erzeugung von 486 Langfilmen und etwa 1000 Kurzfilmen beabsichtigt. Der Zahl nach ist es eine Verringerung der Herstellung von Lichtspielen, die sich ergibt aus der Strukturveränderung der Nachfrage, während der Gesamtanfall an Produktionskosten um 10 Mill. Dollar durch größere Aufwendungen der Filmindustrie - insgesamt 130 Mill. Dollar - höher wurde.

Die wirtschaftliche Krise hat nun nicht allein auch im letzten Jahre wieder eine erneute Drosselung der Besucherzahl der Lichtspieltheater bedingt, sondern auch in geschmacklicher Hinsicht das Publikum besinnlicher, jedenfalls weniger zugfähig für Burlesken und Komödien und dgl. gemacht. Der Zug in der Auswahl zu verfilmender Themen geht auffällig auf die Bevorzugung ernster filmischer Vorwürfe, hochwertiger Romane usw. hinaus.

Deutliche Förderung der Entwicklung des Farbenfilms

Die eindrücklichste Erscheinung in der absehbaren Situation des amerikanischen Films ist die mit allen Mitteln geförderte Entwicklung des Farbenfilms, von dem man sich ganz außerordentliche Vorteile für die Wiederbelebung des Binnenmarktes sowohl, wie vor allem in der umfassenden Eroberung der lateinamerikanischen Märkte, für die so stark exportgebundene amerikanische Filmindustrie verspricht.

Nach dem ausgezeichneten Erfolg des nach dem USA-Technicolor-Patent gedrehten Großfilms „Becky Sharp", haben sämtliche amerikanische Filmkonzerne den Farbenfilm in ihr Produktionsprogramm aufgenommen.

Umfassende Reformen erfordert nun für die Filmindustrie der Vereinigten Staaten der schwer gedrosselte Filmverleih ins Ausland, der vor allem dadurch eine sehr ungünstige Entwicklung nahm, daß Europa, dereinst der ergiebigste Markt für amerikanische Filme, sich durch einen intensiven Ausbau der nationalen Industrie in zunehmendem Maße entfremdet.

In erster Linie gilt das für England, Deutschland und Frankreich. Infolgedessen sucht sich das Schwergewicht des Filmexports aus den USA mehr und mehr auf die Filmmärkte Latein-Amerikas zu verlegen, die mit 12.000 Lichtspielhäusern und 150 Millionen Einwohnern mit langsam steigender Kauffähigkeit ideale Vorbedingungen zu bieten scheinen.
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Die wichtigsten Absatzmärkte für amerikanische Tonfilme 1935

Nach England bildet schon heute Argentinien den wichtigsten Absatzplatz für amerikanische Tonfilme vor Mexiko, das annähernd die gleiche Zahl von USA-Filmen bezieht, wertmäßig sogar noch eine größere Bedeutung als Argentinien beansprucht.

Argentinien hat 12 Millionen Einwohner und 2.160 Lichtspielhäuser; Brasilien, das nach Westindien, vor Panama, Kuba und Venezuela einer der interessantesten Vorführungsmärkte für amerikanische Filme ist, 44 Millionen Einwohner und 2.000 Kinos, die Westindischen Inselbesitzungen 25 Mill. Einwohner und 3.000 Kinos, Kuba 3,7 Millionen Einwohner und 7.00 Filmtheater, Mexiko 16,5 Millionen Einwohner 800 Kinos usw.

Vergleichsweise sei erwähnt, daß Kolumbien 400 Filmbühnen für 8,5 Millionen Einwohner, Chile 360 für 4,4 Millionen Einwohner, Peru 250 für 6 Millionen Einwohner, Uruguay 350 für 1,9 Millionen Einwohner und Venezuela 150 für 3,2 Millionen Einwohner unterhält.

Bolivien mit 30, Panama mit 30, Ecuador mit 30, Paraguay mit 35 Kinos stehen zahlenmäßig noch weiter zurück, zeigen aber hier beachtenswerte Ausdehnungsbestrebungen.

In den mittelamerikanischen Ländern sind vorläufig, außer Mexiko und Panama, 190 Lichtspielhäuser für 5,8 Millionen Einwohner erfaßlich; in Costarica 25, Salvador 50, Guatemala 45, Honduras 30 und Nicaragua 35, in Westindien, außer Kuba, in Trinidad, Portorico, San Domingo 125 Kinos für annähernd 3 Millionen Einwohner.
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Die Entwicklung einer eigenen Filmindustrie
in Brasilien

Brasilien ist - schon auf Grund seiner ungewöhnlichen Großräumigkeit - das Land mit der bedeutendsten Einwohnerzahl. Die Bevölkerung umfaßt annähernd 50 Millionen Menschen, die aber vorläufig nur zum größeren Teil für die moderne Kultur erschlossen werden konnten.

Immerhin leistet der intensiv fortschreitende Aufschluß des Landes auch Erstaunliches durch die Verbesserung des Verkehrs, weite Gebiete näher an die Welthandelsstraßen heran- und damit der Zivilisation zuzuführen.


Deutlich zeigen sich solche Resultate im Fortschritt des Lichtspielwesens, das in den höher entwickelten und dichter bevölkerten Provinzen schon eine beachtenswerte Stellung einnimmt.

Der Staat tut alles, um diese Bewegung zu beschleunigen und zu vervollkommnen. Besondere Rücksichten werden dabei auch auf den Ausbau der nationalen Filmindustrie genommen, um die Einfuhrmärkte weitgehend unabhängiger von der ausländischen Erzeugung zu machen.

Die Motion Picture Convention, eine ständige Einrichtung in Brasilien und der Filmkongreß der Lehrfilmvereinigung, der alljährlich in Rio de Janeiro abgehalten wird, hat sich mit aller Energie für die Förderung des brasilianischen Films eingesetzt.
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Die Überfremdung der brasilianischen Filmmärkte aufhalten

Es ist sehr interessant, welche Wege von diesen Stellen beschritten wurden, um die zunehmende Überfremdung der brasilianischen Filmmärkte aufzuhalten. Diese Organe haben sich mit Eingaben an die Regierung gewandt, die für die künftige Gestaltung des Filmgeschäfts in Brasilien von außerordentlicher Bedeutung sind.

Verlangt wurde in erster Linie, daß in allen Kinos eine Vorführung nationaler Filme in bestimmter Länge zur Pflicht gemacht wird. Außerdem wurde eine Zollermäßigung für Filmnegative aus dem Auslande angeregt, ebenso Zollvergünstigungen von ausländischem Material zum Ausbau der Filmindustrie.

Aehnliche Forderungen wurden schon erstmalig 1933 erhoben, ohne indessen zu positiven Resultaten zu führen, weil seinerzeit die Lichtspielhäuser nicht den an sich verlangsamten Zulauf zu den Lichtspielen durch eigene, noch wenig vollkommene brasilianische Filme stören lassen wollten.

In der Anregung zur Reorganisierung der nationalen Filmindustrie wurden des weiteren Forderungen erhoben, die Vervollkommnung des nationalen Films durch Prämiengewährung und durch Errichtung eines brasilianischen Studios für Filmkunst zu unterstützen.

Die Bereitstellung von öffentlichen Geldern für die Filmindustrie verbot zunächst die schwierige finanzielle Lage Brasiliens. Den Kinos sollte dadurch entgegengekommen werden, daß das Risiko der Zensurierung verringert wurde, für Filme, die die Zensur zurückwies, sollte der Einfuhrzoll zurückerstattet werden.
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Filmeinfuhr in Uruguay

1932 gaben in Uruguay bereits 114 Lichtspieltheater regelmäßige Filmvorstellungen; davon 62 allein in der Hauptstadt Montevideo. Heute hat das von 2 Millionen bevölkerte Land schon 350 Filmbühnen.

Tonfilme erfreuen sich größter Beliebtheit. Die weitaus größte Anzahl der Kinos ist darum auch mit entsprechenden Einrichtungen für die Vorführung solcher Filme versehen.

Montevideo hat sehr moderne Theater, von denen eines mehr als 1.000 Sitzgelegenheiten hat, 15 weitere zwischen 600 und 1000 Sitzplätzen. Verteilt über das Land bestehen dann außerdem wenigstens 50 Kinos ähnlicher moderner Aufmachung und Fassungsfähigkeit.

Im allgemeinen betragen die Eintrittskosten 40 Pfennig bis 2 Mark, zuzüglich einer Steuer von etwa 60 Pfennig. Da eine eigene Filmindustrie in Uruguay nicht zur Entwicklung gebracht worden ist, abgesehen von Filmaufnahmen, die interessante Tagesereignisse und dgl. umfassen, sieht sich das Lichtspieltheater in Uruguay vollkommen auf die Einfuhr aus dem Auslande angewiesen.

Überlegenen Einfluß auf die Filmeinfuhr hatten bis jetzt die Vereinigten Staaten, die 85 Prozent aller hier vorgeführten Filme lieferten. Größte Vorliebe in der Nachfrage nach Filmen in Uruguay besteht für lustige "Vorwürfe" (?? was sind das für "Vorwürfe" ?), Komödien, Possen, filmische Wiedergaben von Romanen bekannter Autoren, Verfilmungen großer historischer Ereignisse, Neuheitenschauen und dgl.

Abenteuererfilme, z. B. das Gangsterwesen in den USA, allgemein kriminelle Filme, haben keine Aussichten, zumal sie schon durch die Zensur abgelehnt würden.
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Fortschritte des Films in Guatemala

Abgesehen von Mexiko, das hier eine Sonderstellung einnimmt, hat von allen mittelamerikanischen Ländern der Film in Guatemala die größte Verbreitung gefunden. Erfaßt werden von der Statistik bereits 45 Filmtheater. In den letzten drei Jahren hat sich daher die Anzahl der Kinos mehr als verdoppelt.

Es ist hier eine eigene Erscheinung in Guatemala, daß die Filmvorführungen nicht wie in den anderen Ländern Amerikas in festen Gebäuden bzw. Räumen abgehalten werden, sondern in den kleinen Städten meist in großen Zelten, die, wie beim Zirkus, ihren Standort häufig wechseln, irgendwie freie Plätze in bestimmten Bezirken als vorübergehenden Standort wählen.

Aus Gründen der öffentlichen Sicherheit strebt nun freilich die Filmaufsicht dahin, alle diese Wanderkinos in feste Häuser überzuführen. Der Bau von Lichtspieltheatern in Guatemala erfolgte bisher äußerst primitiv. Allgemein genügte ein großer, viereckiger dachloser Raum, bei dem die Straßenfront für die Unterbringung verschiedener Geschäfte ausgenutzt wurde.

Auf dem flachen Lande baut man jetzt einfache Häuser, in denen man einen größeren Raum für Filmvorführungen bestimmt, die übrigen größtenteils als Cantina, nach Art des amerikanischen Saloons, für die hier zusammenströmende
Landbevölkerung und für Unterkunftsräume.

Man hat nämlich die Erfahrung gemacht, daß die Vorstellungen wesentlich besser besucht werden, wenn vorher eine anregende Erfrischung geboten wurde. Außerdem rechnet man damit, daß das Kinopublikum nach den Vorstellungen den Saloon aufsucht.

Um den Besuch der Cantina zu heben, legt man längere Pausen zwischen den Vorführungen der einzelnen Filmstücke ein. Die Sitzgelegenheiten werden außerdem hier nur teilweise vom Theater zur Verfügung gestellt; großenteils muß sie sich der Kinobesucher selbst verschaffen.

Interessant ist, daß in Städten, in denen elektrischer Strom noch nicht zur Verfügung steht, die Kinos selbst für die Energiebeschaffung Sorge tragen müssen. Der Geschmack des Kinobesuchers in Guatemala ist allgemein sehr unterschiedlich von den bei uns geltenden Grundsätzen, weicht dann aber auch von dem in der Stadt stark auf dem Lande ab.

In der Stadt liebt man sehr musikalische Vorführungen mit sentimentalem Hintergrund, Reisefilme, Karikaturfilme, meist Tierkarikaturen. Auf dem Lande zieht man dagegen kriegerische Filme, Wildwestszenen, Tierfilme und Neuigkeiten aus aller Welt vor, überhaupt alle "Vorwürfe", die vorzugsweise männliche Tugenden, Unerschrockenheit, Mut im Kampf gegen Mensch und Tier, Kriegsszenen, sportliche Leistungen, wie sie dem Verständnis und den Gewohnheiten des einzelnen besonders angepaßt sind, usw. zeigen.

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Film in fernen Ländern - Teil 6

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aus Heft 21 November 1936 von Hans-Georg Meißner, Leipzig
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Das Lichtspiel in Spanisch-Marokko *).

*) Der Bericht wurde einige Zeit vor Beginn der Unruhen geschrieben. - Die Schriftltg.

Als ein interessantes Absatzgebiet für moderne Filme hat sich auch Spanisch-Marokko entwickelt. Im übrigen sind mit den hier vorherrschenden Verhältnissen die Zustände in Tanger, das eine Bevölkerung von 60.000 Köpfen hat, für die bereits zwei große Lichtspielhäuser regelmäßige Vorführungen veranstalten, enger verwandt.

Diese Kinos sind mit amerikanischen und französischen Vorführungsapparaten für den Lautfilm ausgerüstet. In Spanisch-Marokko sind die Lichtspielhäuser ebenso mit Einrichtungen für den Tonfilm versehen.

Absatzfähig sind hauptsächlich Filme in spanischer Sprache, da die weit überwiegende Anzahl von Kinobesuchern die spanische Sprache beherrscht. Bisher sind auch hier in der Hauptsache amerikanische Filme auf den Lichtspielbühnen gezeigt worden. Wenn auch diese Filme den allgemeinen Geschmack des Kinopublikums trafen, so ist doch immer wieder festzustellen, daß viel zu wenig Filme in spanischer Sprache vorgeführt werden. Es liegt also unbedingt der Wunsch vor, mehr spanischsprachige Filme zu hören. Die Bevölkerung will hier vor allem lustige Filme sehen, komische Szenen usw.
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Heldentaten, Cowboyleben, Indianerfilme, Kriegsfilme

Außerordentlich beliebt sind Stücke, in denen der Verfolgte dem Verfolger durch allerlei Erfindungskünste zu entschlüpfen versteht, weiter Heldentaten, Szenen aus dem amerikanischen Cowboyleben, Indianerfilme, Kriegsfilme usw.

In den besseren Kinos zeigt sich, daß amerikanische Dramen und Komödien noch mehr in Gunst stehen als die europäischen. Grundsätzlich bleibt zu beachten, daß der größte Teil aller Kinobesucher in Spanisch-Marokko ungebildet ist und meist nicht lesen kann.

Die zweitklassigen Lichtspielhäuser besuchen fast nur Europäer der Arbeiterklasse und Eingeborene, darunter viel Neger. Hauptsächlich werden hier Filme in spanischer Sprache gefordert, in Französisch-Marokko dagegen in französischer Sprache. Sehr beliebt sind im übrigen auch Tanzvorführungen und alle musikalischen Darbietungen, doch ist hier im Angebot daran zu denken, daß die Filme nicht teuer sein dürfen, da die Kinobesucher überwiegend ganz arme Leute sind, die nur bescheidene Eintrittsgelder für den Kinobesuch aufbringen können.
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Die Stellung des Films in Nordafrika

In der Entwicklung der Stellung des Films in den französischen Kolonien Nordafrikas hat sich eine wesentliche Änderung nicht vollzogen. Immerhin ist hier zu beobachten, daß mit langsam fortschreitender Besserung der Absatzlage für Kolonialprodukte der Besuch der Lichtspielhäuser reger wird. Dadurch besteht auch wieder ein größeres Interesse für die Einrichtung von Lichtspielhäusern und eine sich daraus ergebende erhöhte Einfuhrnachfrage nach Filmen.

Charakteristisch für solche Erscheinungen ist Algier, das verkehrswirtschaftlich namhafte Fortschritte machte. Für die Einfuhr von Filmen in Algier sind besondere Bestimmungen verbindlich. Der Generalgouverneur von Algier verlangt, daß in erster Linie Filme importiert werden, die Bildungswert für die Bevölkerung besitzen.

Verlangt wird von den Filmgesellschaften vor der Einfuhr in Algier eine Erklärung, die über Sitz, Nationalität der Filmgesellschaft, den Inhalt des Films in großen Zügen, die Sprache oder die Textschrift, in der der Film vorgeführt wird, Aufschluß gibt, schließlich eine Angabe der Orte, in denen der Film vorgeführt werden soll, und den Zeitpunkt der Vorspielung.

Auch wenn ein Film bereits vom Ministerium für Kunst und öffentlichen Unterricht in Paris zur Aufführung zugelassen ist, muß eine Genehmigung zum Vorspiel in Algier durch die Departementsverwaltung eingeholt werden.

Algier ist in drei Departements eingeteilt, an deren Spitze ein Präfekt steht, der über die Zulassung eines Films in seinem Gebiete zu entscheiden hat, im Westen, angrenzend an Marokko, das Departement Oran, das Departement Algier als Zentrum und im Osten das Departement Constantine, angrenzend an Tunis. Für die südlichen und Wüstengebiete übernimmt die Filmzulassung das Direktorium der Südgebiete in Algier.

Erhöhtes Interesse am Lichtspiel in Westafrika

In der Entwicklung der modernen Filmbühne waren die Gebiete Westafrikas außerordentlich rückständig. In letzter Zeit zeigt sich aber deutlich, daß sich das Interesse in allen Kolonien an der Westküste Afrikas in bedeutendem Grade erhöht.

Solche Feststellungen sind besonders überzeugend und eindrucksvoll in Britisch-Westafrika, zumal hier dem ausländischen Film eine großzügigere Freiheit zugestanden wird. Von ganz besonderer Bedeutung ist dabei jetzt die aufstrebende Entwicklung des Lichtspiels in Nigeria, dann auch in den kleinen englischen Kolonien Sierra Leone und Gambia.

Hier halten jetzt auch schon etwa 20 Kinos regelmäßige Vorführungen ab. Ihre Anzahl genügt aber bei weitem nicht, so daß sich ganz hervorragende Möglichkeiten für die Einrichtung neuer Lichtspielhäuser ergeben.

Die meisten großen Städte in Nigeria haben überhaupt noch kein Lichtspieltheater, und in Freetown in Sierra Leone und Bathurst in Gambia, den Hauptstädten der beiden Kolonien, sind erst vor kurzem Kinos gebaut worden.

In großen Städten in Nigeria, wie Ibadan, Ogbomosho, Iborin, Oshogbo, Iwo, Ede, Kano, Enugu, Oyo, Abeokuta, alles Städte mit über 40.000 Einwohnern - Ibadan hat sogar 250.000 Einwohnern -, bestehen überhaupt noch keine Lichtspielhäuser.

Noch keine Filme aus Westafrika

Im allgemeinen werden in Westafrika noch keine Filme hergestellt. Eine Ausnahme machen lediglich Touristen oder Handelsreisende, die in Westafrika Filme drehten aus landschaftlichen, sozialen oder handelswirtschaftlichen Gründen.

Der Charakter der bisher vorgespielten Filme ist höchst eigenartig. Die Auswahl trafen bisher nicht so sehr die Kinobesucher, als vielmehr die Theaterbesitzer oder Theaterleiter. Hauptsächlich wurden hier bisher nur ganz alte Filme vorgespielt oder, sofern es sich um neuere Lichtspiele handelte, ganz billige Stücke.

Am besten aufgenommen werden vom westafrikanischen Publikum Wildwestszenen, Lustspiele, Possen und Wochenschauen. Trotzdem sind aber auch - solche Stücke gehen wiederholt über die Bühne - Dramen, ebenso historische und religiöse Filme beliebt.

Es gibt nun hier in den westafrikanischen Kolonien nur sehr wenig Weiße, die selten Besucher der Kinos sind. Das Kinogeschäft ist daher vollkommen abhängig von den Schwarzen, die im übrigen in letzter Zeit auch ein starkes Interesse für rührselige Melodramen nach östlichem Zuschnitt bekunden.

Die Zensur ist verhältnismäßig mild, auch bestehen keine nationalen Voreingenommenheiten bei der Zulassung eines Films, da nicht der Weiße, sondern der Schwarze maßgebend für die Kritik an dem Film ist. Die an sich loyale Zensur weist selbstverständlich alle Filme zurück, die Kritik an den Kalanisierungsprinzipien der Engländer üben wollen oder den britischen Einrichtungen feindlich gegenüberstehen.

Interessant ist, daß der Besuch des Kinos hier erst in den letzten beiden Jahren modern geworden ist, so daß sich also unbedingt beste Chancen für die Einfuhr von Filmen bieten.

Gewisse Schwierigkeiten macht hier bei der Einfuhr nichtbritischer Filme die niedrige Pfundwährung, die ursprünglich die Aufnahme englischer Filme besonders begünstigte. Nach der Devalvation des Dollars haben aber auch die Amerikaner wieder sehr viel Boden gutgemacht.

Ein wesentlicher Grund, vielleicht auch heute noch ein sehr ausschlaggebendes Argument für die Einfuhr und Vorführung ganz billiger Filme, aus gleichen Gesichtspunkten alter Filme, ist die leichte und rasche Verderblichkeit des Filmmaterials in dem heißen tropischen Klima bei hohem Feuchtigkeitsgehalt der Luft.
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Afrikas Bedeutung für die europäische Filmindustrie

Es ist selbstverständlich, daß auch in Afrika, ganz besonders dabei in Ägypten, Südafrika und den nordafrikanischen Besitzungen, das Lichtspieltheater in den letzten Jahren ganz außergewöhnliche Fortschritte gemacht hat.

Der wichtigste Markt ist heute fraglos in Südafrika, das allein aus den Vereinigten Staaten jährlich annähernd 3 Mill. Meter Filme einführt. Die Importe belichteter Filme erreichten annähernd einen Wert von 600.000 Pfund Sterling.

Außer den Vereinigten Staaten und England, das etwa den vierten Teil des amerikanischen Filmexportes in der Belieferung Südafrikas auf sich nimmt, ist auch Deutschland an der Einfuhr von Filmen beteiligt. Begreiflicherweise erfreut sich besonders in den zahlreichen deutschen Kolonistengemeinden der deutsche Film einer ganz besonderen Vorliebe.

Freilich ist im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern die Stellung deutscher Filme in Südafrika von geringerer Bedeutung. Gegen England vor allem wegen der Zollbevorzugung britischer Filme. Immerhin ergeben sich wertvolle Möglichkeiten, den Export des deutschen Filmes zu steigern.

Der Erzieherkongreß der New Education Fellowship in Südafrika hat auf seiner letzten Zusammenkunft in Johannesburg sich eingehend mit der deutschen Schule für Volkspflege und ihre Methoden befaßt und dabei auf den hohen erzieherischen Wert von Kulturfilmen hingewiesen.

Die hier zusammengefaßten 4000 Lehrer und Lehrerinnen, ebenso alle Kreise, die sich mit dem sehr schwierigen sozialen Problem der Erziehung in der Südafrikanischen Union zu befassen haben, nahmen die Anregungen mit großem Interesse auf, so daß unbedingt in nächster Zeit mit einer vermehrten Einfuhr von Kulturfilmen gerechnet werden kann.
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Die Filmindustrie in Ägypten

Ägypten ist als Land höherer Kultur dem modernen Film wesentlich zugänglicher als die meisten anderen Länder Afrikas. Schon frühzeitig wurde hier die Herstellung von Filmen aufgenommen, deren Träger eine Abteilung der Banque Misr war, die sich ausschließlich mit der Filmproduktion in Aegypten beschäftigte.

Ursprünglich beschränkte sich die Tätigkeit auf die Herstellung stummer Filme für die Wochenschau, wobei international-interessante Teile auch an große ausländische Konzerne abgegeben wurden, während der Gesamtfilm nur in den ägyptischen Theatern zur Vorführung gebracht wurde.

Schon Anfang 1934 importierte die Banque Misr aus Deutschland eine Tobis-Klangfilm-Apparatur und die erforderlichen Lampen und organisierte die Herstellung von Tonfilmen für die Wochenschauen, im allgemeinen bis zu 300m Länge.

Das Interesse der Misr Filmgesellschaft ging aber bald weiter. Große Aufnahmeateliers wurden konstruiert in der Überzeugung, daß auf Grund des einzigartigen Klimas in Aegypten, das während des ganzen Jahres Freilichtaufnahmen zuläßt, die europäischen Filmgesellschaften während des Winters ihre Filmtätigkeit in den ägyptischen Ateliers fortsetzen würden.

Die Frage, in Ägypten eine bodenständige Filmindustrie zu entwickeln durch Anlage großer Aufnahmeeinrichtungen, hat seinerzeit in der Öffentlichkeit Aegyptens zu lebhaften Erörterungen geführt. Allgemein kam man dabei zu dem Resultat, daß bestimmte Aussichten nur gegeben seien, wenn vorher technische Fragen, vor allem das Problem der Bereitstellung namhafter Kapitalien, gelöst wäre. Man sieht aber alle Vorbedingungen dafür gegeben an, namentlich durch die Rückendeckung der Banque Misr.

1925 - Die erste Filmgesellschaft in Ägypten

Ursprünglich bestand als erste Filmgesellschaft in Ägypten die 1925 gegründete "Societe pour le Theatre et Cinema", der schließlich die kleinen Filmgesellschaften Isis-Film, Pharao-Film und Ramses-Film angehörten, die neben der Aufnahme von Aktualitäten auch Propagandafilme drehten, beispielsweise für das Ministerium für Volksgesundheit einen Film zur Hebung der Hygiene in Aegypten usw.

Vervollkommnet wurde die ägyptische Filmindustrie sofort durch den Ausbau der Misr-Filmgesellschaft, die auf einem ausgedehnten Gebiet an der Pyramidenstraße Kairo-Ghize eine Anzahl moderner Gebäude errichtet hat, im besonderen für Filmaufnahmen, Einrichtung einer technischen Sektion für Aufnahmen, Tonsynchronisierungen, Sprechapparate, Bildphotographie, Beleuchtungsmaschinen usw.

Die Anlagen sollen noch eine Ergänzung erfahren durch Einrichtung eines Proberaumes für das Abhören von Tonfilmen, eine Informationsabteilung für alle kinematographischen Neuerscheinungen u. a. m.

Geplant ist sowohl die Herstellung eigener Filme als die Vermietung von Studios an ägyptische oder ausländische Filmgesellschaften. Das Unternehmen soll streng nationalen Charakter haben. Daher wird größtes Interesse auf die Schulung junger Ägypter für alle Zweige der modernen Kinematographie, Inszenierung, Aufnahme, Ton- und Lichtkunst gelegt, von denen man eine ganze Anzahl nach Deutschland oder nach Paris zu Ausbildungszwecken schickte.

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Film in fernen Ländern - Teil 7

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