Sie sind hier : Startseite →  Magazine und Zeitschriften→  (6) FKT Fernseh- und Kinotechnik→  Kinotechnik-Jahrgang 1936→  1936 - Die Technicolor Optik

Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.

.

Aus der Fachpresse des In- und Auslandes

Die Optik für das Technicolor-Verfahren

(H. W. Lee, Taylor, Taylor and Hobson, Ltd., in „Natur©", wiederholt in „Brit. JL Phot.", Nr. 3952 vom 31. Januar 1936.)

Aus einer früher an dieser Stelle gegebenen Beschreibung der Technicolor- Aufnahmekamera *1) ging hervor, daß die Strahlenteilung bei dieser auf zwei verschiedene Arten erfolgt: Ablenkung durch Prisma und Teilung durch Bipak.

Spezielle Technicolor Optiken bereits 1918

Der aus zwei verkitteten Prismen (mit einer halbvergoldeten Hypothenusenfläche) gebildete Glaswürfel hat beträchtliche Stärke und verursacht deshalb erhebliche Aberration. Diesem Umstand wurde bei Technicolor von vornherein Beachtung geschenkt, und schon 1918 ließ sich D. F. Comstock verschiedene Objektivkonstruktionen für Oeffnungen bis 1:3,9 schützen (Brit. Pat. 131 422), bei denen die Kombination mit Prismen berücksichtigt war.

1927 - die Objektive wurden in England entwickelt

Im Jahre 1927 wurde indessen das Prismensystem vereinfacht und es trat überdies, um im Atelier arbeiten zu können, das Bedürfnis nach größerer Lichtstärke der Aufnahmeobjektive auf.

Die Technicolor-Ges. wandte sich damals wegen der Objektive für ihren Spezialbedarf an die Firma Taylor, Taylor and Hobson (später Rank Taylor Hobson), welche Objektive der Öffnung f:2 erzeugte. Mit dem Übergang zum Dreifarbenverfahren im Jahre 1931 mußte die Optik nicht nur geändert werden, sondern es ergaben sich auch höhere Anforderungen bez. der Farbenkorrektur.
.

Grössere Schwierigkeiten mit 3 Farben

Wie der Verfasser ausführt, ist es wohl möglich, Schärfenlage und Brennweiten für zwei Teile des Spektrums, die in der Praxis die Schwerpunkte der von zwei Farbfiltern hindurchgelassenen Spektralbezirke darstellen, in Übereinstimmung zu bringen; handelt es sich aber um drei Farben, so entsteht die Schwierigkeit, daß die dritte Farbe wegen des sogenannten sekundären Spektrums notwendigerweise außerhalb des Fokus zu liegen kommt.

Dieses sekundäre Spektrum kann in gewissen optischen Systemen, wie Fernrohren und photographischen Objektiven geringer Oeffnung, mit Hilfe besonderer Glassorten reduziert werden; aber die Brechkraft dieser Gläser, der sogenannten „Teleskop-Flints", die Teildispersionen besitzen, welche mehr denen der Krongläser als der gewöhnlich benutzten Flintgläser entsprechen, ist so gering, daß die Konstruktion photographischer Systeme großer Öffnung mit ausgedehntem Bildfeld, wenn sie vollkommen mit solchen Gläsern durchgeführt werden soll, unzulässig kompliziert wird.

Da indessen bei dem neuen Technicolor-Verfahren nur zwei Bilder rechtwinklig zueinander erzeugt werden, so ist eine etwas abweichende Brennweite für das Grünbild zulässig, wenn nur die Brennweiten des Rot- und Blaubildes, also der Bipakbilder, übereinstimmen.

Die Technicolor Standard-Brennweite von 50mm

Die zu erfüllenden Bedingungen für die Standard-Brennweite von 50mm waren also: gleiche Brennweiten für Rot und Blau bis auf ein kleines Plus von 0,01mm für Rot, weil das Rotbild auf dem Rückfilm des Bipaks erzeugt wird und eine Toleranz von -0,08mm für die Brennweite des Grünbildes.

Die geforderte Lichtstärke war f:1,7; die Schärfenzeichnung sollte, da der Farbenfilm an sich immer Verluste an Bildschärfe mit sich bringt, besser sein, als bei der üblichen Schwarzweiß-Optik.
.

Weitere Brennweiten 70, 100 und 140mm gefordert

Außer dem Objektiv von 50mm Brennweite wurden noch solche zu 70, 100 und 140mm verlangt. Das sekundäre Spektrum, das beim 50mm-Objektiv eine Ausgleichung von 0,08mm für Grün erfordert, nimmt mit wachsender Brennweite zu und der Ausgleich erreicht bei 140mm Brennweite 0,2mm, während der in der Kamera getroffene Ausgleich unveränderlich ist.

Es wurde deshalb notwendig, das sekundäre Spektrum bei den Objektiven längerer Brennweite zu reduzieren. Es traf sich günstig, daß die Firma "Parsons Optical Glass Co." (jetzt Chance Parsons) damals mit einer neuen Glassorte zu Hilfe kam; aus einer Versuchsschmelze ging ein Glas hervor, das ein vermindertes sekundäres Spektrum und den niedrigen Brechungsindex von 44,9 (gegenüber 52,2 bei dem alten Teleskop-Flint) besaß.

Durch zweckmäßige Einschaltung dieses Glases gelang es, längerbrennweitige Objektive mit nahezu der gleichen Fokusdifferenz zwischen Grün und Rot/Blau zu erzeugen, wie beim 50mm-Objektiv.

Und dann auch noch Objektive kürzerer Brennweite

Ein anderes interessantes Problem trat auf, als Objektive kürzerer Brennweite gefordert wurden; denn bei den normalen Objektivtypen bleibt dann zwischen Objektiv und Filmebene nicht genügend Raum für die Unterbringung des reflektierenden Glaskörpers.

I. A. Ball versuchte diese Schwierigkeit dadurch zu beheben, daß er eine Negativlinse vor ein gewöhnliches Aufnahmeobjektiv setzte, deren Abstand voneinander größer war als die Brennweite der Positivlinse.

Eine so angeordnete Negativlinse verursacht indessen beträchtliche tonnenförmige Verzeichnung. Ball verminderte diese, indem er zwei negative Elemente benutzte, deren jedes aus einem verkitteten Linsenpaar bestand; als man dann mit dem Problem, ein verzeichnungsfreies Objektiv der Öffnung 1:2 zu konstruieren, an die Firma Taylor, Taylor and Hobson herantrat, wurde eine vollkommene Lösung mit einem aus nur zwei Einzelelementen bestehenden Negativ gefunden.

Die folgende Abbildung zeigt einen Querschnitt durch das Objektiv von Taylor-Hobson, das bezüglich der Farbkorrektur die gleiche Vollkommenheit besitzt wie die oben angegebenen.

Besondere Vorsichtsmaßnahmen bei der Fabrikation

Wie der Verfasser bemerkt, machen die sehr engen Grenzen, die hinsichtlich der Farbenkorrektion gesteckt sind, besondere Vorsichtsmaßnahmen bei der Fabrikation erforderlich.

Bei einem Satz von Objektiven, die unter sehr geringen Toleranzen hinsichtlich Radius und Dicke und aus identischen Glasschmelzen angefertigt sind, findet man infolge kleiner Unterschiede in der Zusammensetzung des Glases in einem Tiegel selten chromatische Korrektionen, die mit der Technicolor-Vorschrift genau übereinstimmen.

Die Gesamtheit der Objektive wird zunächst hinsichtlich der Brennweite über das ganze Spektrum in einem Kollimator geprüft, der durch ein Ablenkungsprisma beleuchtet wird. Wenn notwendig, werden dann Änderungen vorgenommen, um die chromatischen Korrektionen zu berichtigen; schließlich wird eine photographische Prüfung vorgenommen, indem eine Anzahl paralleler Linien in geneigter Stellung durch die von Technicolor benutzten Filter aufgenommen wird.
Kb

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.