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Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".

Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.

Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"

Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.

Spezielle Anmerkung zu den ersten Montreux-Berichten 1969

Dies sind die ersten abgedruckten Besuchs-Berichte über dieses "Internationale TV Symposium", also sowohl die Vorträge als auch die sich langsam etablierende Profi- Broadcast- Ausstellung im Grandhotel in Montreux. Bisher waren nur kürzeste Mini-Meldungen zu finden, daß da ein TV-Symposium in Montreux am Genfer See stattfinde und irgendwelche mehr oder weniger bekannte "Fernseh-Menschen" mit irgendwelchen Preisen geehrt würden.

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Bericht über das 6. TV Fernsehsymposium 1969 -Teil 3

Schluß von FEHNSEH- UND KINO-TECHNIK Bd. 23 (1969) Nr. 8, S. 262
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9. Measuring and Special Techniques

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A. Rappold von der Standard Elektrik Lorenz AG

Im Rahmen des Themenkreises „Meß- und Verfahrenstechnik" referierte A. Rappold über den von der Standard Elektrik Lorenz AG neu entwickelten Studio-Farbmonitor „MF 11".

Dieses Gerät ist der Nachfolgetyp des bisher von SEL produzierten Monitors „MF 0l". Bei sonst gleichen Abmessungen ist das neue Gerät jedoch mit einer 19 Zoll-Bildröhre (RCA 19 GWP22) ausgerüstet.

Temperaturkompensierte Aufhängung der Lochmaske, Graufilterscheibe und 300 asb Spitzenleuchtdichte tragen zur Erhöhung der Bildqualität ebenso bei wie neuentwickelte Schaltungen des Luminanz-, Chroma- und Impulsteiles.

So läßt sich beispielsweise der Innenwiderstand der Hochspannungsquelle für einen mittleren Strahlstrom auf den Wert Null einstellen. Die Konvergenzschaltung ist matriziert und geklemmt. Das Gerät läßt sich durch Auswechseln einer Baugruppe leicht von PAL auf RGB umstellen. Gestell- und Gehäuse-Einbau sind wahlweise möglich.

Eine Reihe von Erfahrungen haben in diesem Gerät ihren Niederschlag gefunden. So wird es der Studio-Praktiker begrüßen, daß 35 Einstellelemente von vorne zugänglich sind, selbst wenn er sie nur selten bedienen muß. Normierte Sättigungs- und Kontrasteinstellungen, fernbedienbare Grundhelligkeitseinstellung und Farbabschaltung sowie die Möglichkeit, den Decoder auf Simpel-PAL umzuschalten, sind in diesem Zusammenhang ebenso zu erwähnen wie die Aufteilung des Netztransformators in zwei, ihre äußeren Felder kompensierende Einzeltransformatoren - eine Maßnahme, die sicher der Farbreinheitskonstanz zugute kommen wird.

Für horizontale und vertikale Geometriefehler gab der Vortragende Werte von <2% der Bildhöhe an. Die Farbdeckungsfehler sollen in einem gedachten Kreis in Bildmitte (d = 0,9 Bildhöhe) 70ns, außerhalb dieser Zone 140ns nicht überschreiten. Der Farbmonitor „MF 11" ist auch in einer 25-Zoll-Version lieferbar (Typenbezeichnung „MF 21").
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E. Nielsen, Kopenhagen von Philips

E. Nielsen, Kopenhagen, berichtete sodann über einen neuen Farbtestbildgeber (Philips). Das Gerät ist weitgehend mit integrierten Schaltungen aufgebaut und läßt sich sowohl in 19"-Gestelle als auch in Gehäuse einbauen.

Es liefert unter anderem als komplettes Signal ein kombiniertes Schwarz-Weiß-Farbtestbild, das mit einer Reihe passend abgestimmter Signalkombinationen einen weiten Anwendungsbereich erschließt.

Der Hintergrund des kombinierten Signals besteht aus einem Gitter (14/19 Linien, horizontal und vertikal verschiebbar) mit wählbarer Grundhelligkeit. Aus dieser Fläche wird mit Hilfe digitaler Schaltungen unter Verwendung eines Ringkernspeichers eine Kreisfläche ausgetastet.

Bei Verwendung interner Generatoren kann man in die Kreisfläche folgende Signale eintasten: Schwarzbalken, 250kHz-Rechteckwechsel, Auflösungs-Linien und -Gruppen 1 ... 5 MHz (horizontalfrequent), einen nach Helligkeiten geordneten Farbbalken (Kontrast 75%), einen Farbübergang Gelb-Rot-Gelb und schließlich einen Schwarzbalken, in den ein externes Schriftsignal eingeblendet werden kann.

Steht eine R-G-B-Quelle zur Verfügung, so kann man ihr Signal statt der Eigensignale in den Kreisausschnitt geben. Der Farbbalken liegt unmittelbar neben dem 250kHz-Rechtecksignal, so daß man durch Anwahl von Farbwertsignalen in Decodern oder direkt auf dem Bildschirm Demodulatorbalance und korrekte Grün-Dematrizierung untersuchen kann.

Der Farbsprung Gelb-Rot-Gelb läßt Laufzeitfehler zwischen Luminanz- und Chrominanzkanal als Verschiebungen des Rotsignals schnell erkennen. Neben dem Testkreis (Geometrieabweichung <1%) lassen sich links und rechts noch Felder mit den Farbdiiferenzsignalen sowie ein geschaltetes (B-Y)- oder ein ungeschaltetes (R-Y)-Signal einblenden.
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H. Großkopf und P. Wolf, München

Über Recent investigation into some waveforms proposed for international Insertion Signals (Neue Signalelemente für internationale Prüfzeilen) sprachen H. Großkopf und P. Wolf, München.

Das CCIR hat vor einiger Zeit empfohlen, in die Zeilen 17 und 330 der Bildaustastlücke ein Prüfzeilensignal einzublenden, das aus einem Bezugsweißimpuls, einem 2T-Impuls und einer fünfstufigen Grautreppe besteht (Recommendation 420-1).

Seitdem sind verschiedene Vorschläge gemacht worden, dieses Prüfzeilensignal für Farbübertragungen zu erweitern. Die wichtigsten Vorschläge kamen von der EBU und vom CMTT.

Entsprechend dem EBU-Vorschlag, soll das CCIR-Signal durch einen geträgerten 20T-Impuls und durch eine Farbträgerschwingung auf dem Treppensignal erweitert werden. CMTT schlägt vor, das CCIR-Signal in Zeile 17 durch den geträgerten 20T-Impuls und in Zeile 330 durch die Farbträgerschwingung auf der Treppe zu ergänzen.

Außerdem sollen in die Zeilen 18 und 331 neue Prüfzeilensignale eingemischt werden: in Zeile 18 ein Multiburst-Signal und in Zeile 331 ein spezielles Farbart-Testsignal.

Ausgehend von diesen Tatsachen, behandelte der Vortrag zunächst die Eigenschaften des 20T-Impulses: Anzeige unterschiedlicher Amplitude und Laufzeit im Leuchtdichte- und Farbartkanal und Anzeige von Intermodulationsverzerrungen (nichtlineares Übersprechen vom Farbart in den Helligkeitskanal).

Dann wurde gezeigt, daß der 20T-Impuls auch bei der Messung von differentiellen Phasenfehlern mit Hilfe der Farbträgerschwingung auf dem Treppensignal gute Dienste leistet: Er kann als Phasenreferenzsignal benutzt werden. Die zusätzliche Übertragung einer Phasenreferenz-Schwingung, wie sie CMTT vorsieht, ist nicht notwendig. Damit kommt man zu dem Ergebnis, daß das CMTT-Farbart-Testsignal (Zeile 331) redundant ist und daß der EBU-Prüfzeilenvorschlag eindeutige Vorteile gegenüber dem CMTT-Vorschlag für die Zeilen 17 und 330 bietet.
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H. Jecht, von Philips Hamburg

H. Jecht, Hamburg, gab einen ausführlichen Überblick über die im Universitätsklinikum Berlin von Philips installierte Farbfernseh- Übertragungsanlage. Am 9. Oktober 1968 wurde die sowohl in ihren Dimensionen als auch ihrer Ausstattung größte und modernste Klinik der Bundesrepublik von der Benjamin-Franklin-Stiftung an die Stadt Berlin übergeben.

Das Gebäude wird 20 medizinische Lehrstühle unter seinem Dach vereinigen. Für 2.700 Studenten gibt es 7 Hörsäle, 2 davon mit über 300 Sitzplätzen. Bei etwa 300 Mill. DM Gesamtaufwand belief sich der Kostenanteil für die kabelgebundenen Fernsehinstallationen auf etwa 2%.

Mit Hilfe der in den Operationsleuchten eingebauten Farbkameras können Operationen im ganzen Haus gesehen und noch speziell über zwei Farb-Eidophor-Projektoren in den beiden großen Vortragssälen auf einer Fläche von etwa 4m2 wiedergegeben werden.

Zusätzlich sind die Operationssäle mit mobilen Schwarz-Weiß-Kameras ausgerüstet, um Vorbereitungen, Meßwerte, Blutdruck, Pulsfrequenz usw. übertragen zu können. Des weiteren besteht auch die Möglichkeit, Röntgenbilder in den Konferenzraum und die beiden Hörsäle zu schalten.

Bildquellen und -betrachter sind über ein Netz von Schalt- und Verteilungseinrichtungen verbunden (gesamte Kabellänge etwa 100 km). Für die Zukunft ist geplant, die Anlage mit Autzeichnungseinrichtungen sowie Link-Verbindungen (beispielsweise zu anderen Kliniken) auszustatten.
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Dr. Fritz Schröter, Ulm

Über die Möglichkeiten des Fernseh-Großbildes sprach Dr. Fritz Schröter, Ulm. Bei der Kino- und Fernsehbildprojektion kommen heute Schirmgrößen von drei bis hundert Quadratmeter mit bis zu 200 asb Leuchtdichte und bis zu 1000 Linien Auflösung vor, entsprechend etwa einer Million Bildpunkte. Der Vortragende diskutierte mögliche Lösungswege für das Farbbild. Die zur Zeit nächstliegende Lösung basiert auf dem Prinzip der Modulation eines Bündels von Lichtstrahlen nach dem Eidophor-Prinzip, das aber wegen des hohen Preises in der Anwendung begrenzt ist.

Ein Konkurrent des Eidophors ist die sogenannte Titusröhre, die ebenfalls auf dem Prinzip der Abtastung eines als Lichtmodulator wirkenden ladungsspeichernden Targets beruht. Das ihr zugrunde liegende Prinzip ist sehr elegant, wenn man vom Problem der Farbe und der notwendigen intensiven Kühlung der Speicherplatte absieht.

Für die simultane Übertragung der Farbe ist das Prinzip des Zylinderraster-Schirms sehr vielversprechend, das beim Farbfilm bereits mit Erfolg realisiert worden ist. Auch hier muß die Modulation von polarisiertem Licht in Helligkeit und Farbe mittels eines transparenzsteuernden Elektronenstrahles unter Einschaltung von Streifenfiltern im optischen Kanal erfolgen.

Der flach an die Wand zu hängende Schirm, der aus einer Million von Halbleiterelementen besteht und dazu noch selbstleuchtend ist, wird erst in ferner Zukunft in einer Form zu realisieren sein, welche die enormen Schwierigkeiten der Fertigung und übersprechfreien Steuerung zu beherrschen gestattet. Zwar sind schon kleinere Schirme mit einigen Hunderten von mit Photowiderständen kombinierten Elektrolumineszenzzellen gebaut worden, deren bistabiles Eigenerregungsverhalten durch einen abtastenden Lichtpunkt getriggert wurde.

Um jedoch einen Mosaikbildschirm mit etwa einer Million Elemente aufbauen zu können, der nicht auf äußere Triggerung angewiesen ist, wird es noch sehr schwieriger und langwieriger Arbeiten bedürfen.
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10. Telecine (Filmabtaster)

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Die Vorträge des letzten Tages waren der Fernseh-Filmabtastung und ihren Problemen gewidmet. In diesem Rahmen wurde über Arbeiten berichtet, die ebenso wie eine Reihe der an den Vortagen gehaltenen Referate den starken Zug zur Automation von Betriebsabläufen erkennen lassen.
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H. Zschau , Darmstadt

H. Zschau , Darmstadt, erläuterte die Gründe, warum die Fernseh GmbH jetzt auch einen Speicherröhren-Filmabtaster in ihr Programm aufgenommen hat.

Da es speziell im Ausland Studiofachleute gibt, die Multiplexanordnungen Einzelabtastern vorziehen, und der Abtaster mit Speicherröhren vom Plumbikontyp zudem bis zu einer Lichterdichte von 1,2 zufriedenstellend arbeitet, bedeutete die Konstruktion einer solchen Abtasterversion eine naheliegende Abrundung des Fertigungsprogramms.

Ebenso wie die in Montreux neu vorgestellte 3-Röhren-Plumbicon-Farbkamera „KCU" arbeitet der Speicherröhren-Filmabtaster nach dem WKB-System.

Dabei gibt das W-Signal eine sehr gute Detailwiedergabe in allen Farben und im kompatiblen monochromen Bild und darüber hinaus eine verminderte Sättigung der Farbsäume bei eventuellen Deckungsfehlern.

In den Farbkanälen werden Plumbikons vom Typ XY 1020 L/R/B verwendet (Signalstrom jeder Röhre 450nA). Der (unbewertete) Störabstand bei y = 1 und 5 MHz Bandbreite ist 48 dB. Mit der Kombination eines neutralgrauen motorisch gesteuerten Kreiskeils und einer schnellen elektronischen Verstärkungsregelung lassen sich Unterschiede in den Lichterdichten zwischen 0 und 1,2 (1:16) ausregeln.

Für einen Dichtesprung braucht die Regelung für Delta D = 0,3 nach unten 50 ms und für Delta D = 0,3 nach oben 150 ms. Als 35mm-Filmabtaster ist das Gerät mit einem Bauer-„B-14"-Projektor gekuppelt (Bild 4), in der 16mm-Ausführung mit einer Version des bekannten „Selecton"-Projektors (von Siemens).

Beide Projektoren können vorwärts und rückwärts laufen. Bei beiden Ausführungen werden Filme mit reflektierenden Signalmarken verwendet, die sowohl die automatische Überblendung verschiedener Bildquellen als auch die Steuerung vorprogrammierter Farbkorrekturen gestatten.

Abschließend ging der Vortragende noch auf eine interessante Neuentwicklung ein. Es handelt sich um eine programmierbare Filmkorrektureinrichtung, die mit Hilfe von Lochstreifen das Farbgleichgewicht, die Schwarz- und Gammakorrektur in den einzelnen Kanälen und die Sättigung schnittsynchron steuert. Das Gerät wurde in Montreux erstmals der Öffentlichkeit vorgeführt.
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M. J. Konings, Eindhoven (Philips)

In Montreux stellte Philips die erste Filmabtastanlage mit Plumbicon-Kameraröhren vor, die sowohl für Uni- als auch für Multiplexbetrieb geeignet ist.

M. J. Konings, Eindhoven, gab einen kurzen Bericht über die Entwicklungsgeschichte. Das System zeigt eine gewisse Verwandschaft mit der ebenfalls in Montreux vorgestellten Studio-Kameraanlage „LDK 3" und benützt etwa 75% von deren Elektronik.

Der zugehörige 16mm-Projektor ist eine spezielle Fortentwicklung des „EL 5100". Er ist in einem Gehäuse mit durchsichtigen, seitlich versenkbaren Türflügeln untergebracht, das zur Vermeidung des Eindringens von Staub unter leichtem Luft-Überdruck steht. Das vom Projektor über das Farbteilungsprisma einfallende Licht wird durch Graufilter so gedämpft, daß die drei Plumbiconröhren bei Voll-Weiß je 350nA Signalstrom führen. Auf diese Weise wird ein Mindest-Störabstand von 47 dB erreicht.

Der Lichtstrom auf den Röhren hat dabei einen Wert, der störende Trägheitseffekte unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle hält. Eine schnelle mechanische Lichtregelung mit Schrittmotor (wahlweise Blende oder Graukeil) in Verbindung mit der in drei Zeitkonstanten umschaltbaren elektronischen Regelschaltung halten den Ausgangspegel bei Überbelichtung von einer Blende in 1/20s innerhalb ±5% des Ausgangswertes konstant.

Bemerkenswert sind für drei häufiger benutzte Filmemulsionen spezielle Matrizen zur Korrektur von Farbfehlern, eine weitere kann auf beliebiges Material eingestellt werden. Das Laufwerk ist für schnelles Starten und Stoppen sowie Vor-und Rückwärtslauf eingerichtet und fernbedienbar. Der Tonteil verfügt über die Eingänge COMOPT, COMMAG und SEPMAG.
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D. A. Pay, Chelmsford

D. A. Pay, Chelmsford, machte mit den Grundzügen der bei der Farbfilmabtastung verwendeten elektronischen Maskierungsverfahren vertraut. Er wies darauf hin, daß man im Gegensatz zu den Verhältnissen bei einer Live-Farbkamera bei der Filmabtastung davon ausgehen müsse, daß der Film die Information über die Farbszene sozusagen in codierter Form enthält.

Der Film hat die Originalszene bereits in drei Farbanteile analysiert; er hat selten gleichen Kontrast wie die Vorlage, selten lineare Ubertragungscharakteristik (Gamma), ihm fehlt die dritte Dimension, und schließlich kann es sich um ein Negativ handeln.

Faßt man die Aufgabe der Filmabtastung als einen Decodierungsvorgang auf, so ist man denn Problem schon erheblich näher gerückt. Bedingt durch die nichtidealen Farbstoffkurven des Films, die in der Praxis erheblich von der geforderten rechteckigen Bandfiltercharakteristik abweichen, erhält man Farbübersprechen zwischen den einzelnen Kanälen.

Die sogenannten Nebenfarbdichten bewirken, daß beispielsweise die Dichte der Purpurschjcht auch von den Schichten Blaugrün und Gelb beeinflußt wird. Bei der erneuten Analyse bei der Abtastung wird man zweckmäßigerweise die Farbauszugsfilter nicht allzu breit machen und an Stellen maximaler Eigen- und minimaler Nebenfarbdichte des jeweiligen Kanals legen.

Aus Gründen der Energiebilanz gelingt das nie vollkommen, so daß die unerwünschten Farbsignalanteile durch Zuführen von Signalanteilen aus den Nachbarkanälen kompensiert werden müssen.

Die Anwendung einer logarithmischen Maskierung sollte jedoch auf den Ausgleich der dem jeweils verwendeten Filmtyp eigenen Farbfehler beschränkt bleiben und nicht für die Kompensation von Fehlern benutzt werden, die durch Mängel bei der Aufnahme, falsche Lagerung oder unkorrekte Entwicklung entstanden sind.

Wie jede Entzerrungsmaßnahme, geht auch die Farbkorrektur durch elektronische Maskierung auf Kosten des Störabstandes. Wird ein entsprechend hoher Störabstand bei der Abtastung erreicht, wie beispielsweise bei der Verwendung von Plumbikonröhren als Wandler, so kann man selbst von Negativfilmen, die einen erheblichen Anteil von Maskierung verlangen, qualitativ sehr gute Bilder erhalten.
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J. Millward, Welwyn Garden City

In Großbritannien werden heute fünf verschiedene Lichtpunkt-Abtasteinrichtungen gefertigt: 16- und 35mm-Filmabtaster, ein einfacher Diaabtaster für Wechsel zwischen zwei Dias, ein Diaabtaster mit Magazin für 30 Dias und einer für 2 x 30 Dias.

Die Weiterentwicklung an diesen Anlagen, über die J. Millward, Welwyn Garden City, berichtete, bezieht sich zu einem großen Teil auf Fernbedienung und automatische Steuerungen, mit denen alle oben erwähnten Anlagen ausgerüstet werden können.

Eine Besonderheit des zuletzt erwähnten Diaabtasters ist erwähnenswert: Das Raster der Abtaströhre wird über ein Spiegelsystem gleichzeitig auf zwei Dias abgebildet, so daß im Gerät selbst zwischen zwei Bildern gemischt und ohne jede Verzögerung hart geschnitten werden kann.

In Kürze soll auch für alle Abtaster eine neue Rot-Photozelle verfügbar sein. Sie hat bei gleichem Duchmesser wie bisher eine vergrößerte Katodenoberfläche, so daß Störabstände von 37 dB bei 16mm- und von 39 dB bei 35mm-Film im Rot-Kanal erreicht werden.

Auch eine neue Abtaströhre mit reduziertem Streulicht ist angekündigt. Sie hat ein geschwärztes Schirmglas mit ungefähr 70% Transparenz.

Die Abtaster sind mit Detektoren für Cue-Marken ausgerüstet, die in Form von 2,3mm großen Aluminiumplättchen auf den Film aufgebracht werden. Diese Markierungen werden für in Zukunft verwendete automatische Ablaufsteuerungssysteme benötigt. Für die Korrektur von Farbfilmfehlern gab der Vortragende eine Reihe von Verfahren an, die vom einfachen Nachsteuern während des Abspielens über die Speicherung der Korrekturdaten auf einem mitlaufenden Magnetband oder Lochstreifen bis zum Einsatz eines kleineren Computers reichten, jedoch in mehr allgemeiner Form und ohne ein bestimmtes, schon verfügbares System vorzustellen.

Zum Schluß erwähnte der Vortragende noch eine Vorrichtung zur logarithmischen Maskierung, die - wie schon ausgeführt - zur Korrektur emulsionsinhärenter Farbfehler dient, und gab einen Ausblick auf zukünftige computerkontrollierte Ablaufsteuerungen, die wegen der seriellen Informationsübertragung mit kostensparenden Zweidrahtverbindungen auskommen werden.
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Vortrag von M. Favreau, Paris

Der Vortrag von M. Favreau, Paris, behandelte ebenfalls die Verbesserung der Wiedergabe von Farbfilmen und Farbdiapositiven bei Abtastung mit einem Punktlichtsystem. Er gab eine Beschreibung der dabei verwendeten Schaltungen.

Im wesentlichen handelt es sich dabei um eine für alle drei Kanäle miteinander verkoppelte Gammaregelung in Verbindung mit einer in Stufen festgelegten Gammaentzerrung, um eine gekoppelt in den drei Kanälen wirkende Schwarz- und Weißwertregelung in Verbindung mit einer Summeneinstellung und schließlich um eine elektronische Maskierungsschaltung zur kolorimetrischen Korrektur der verschiedenen Emulsionen.

Die Einstellung aller Korrekturelemente erfolgt über Gleichstromsteuerung, so daß man bei späterer Automatisierung mit Hilfe von Digital-Analog-Wandlern alle Einstellungen von einem Speicher aus steuern kann.
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F. J. D'Asccnzo, New York

Generatoren zur direkten elektronischen Erzeugung von Schriftzeichen sind in den USA seit etwa zwei Jahren in Gebrauch. Sie ersparen das mühevolle Zeichnen von Titeln und erfordern keine Kamera.

F. J. D'Asccnzo, New York, berichtete über eine Weiterentwicklung auf diesem Gebiet. Es handelt sich dabei um einen Zeichengenerator in Verbindung mit einem digitalen Speichersystem, das zur Erzeugung von Untertiteln bei fremdsprachigen Filmen bestimmt ist.

Die durch Eintasten in eine normale Schreibmaschinentastatur in Verbindung mit dem "character generator" erzeugte Videoinformation der Untertitel wird auf preisgünstigen Bandkassetten gespeichert und später über ein Abtastgerät (Readyfile) wieder ausgegeben.

Dieser Kassettenabtaster hat im Durchschnitt 10s Zugriffszeit für jede beliebige Stelle des Bandes; in einer Kassette lassen sich 1.000 Schriftzeilen speichern. Bei der Bearbeitung von fremdsprachigen Filmen kann mit Hilfe von Cue-Marken, die auf ein synchron mitlaufendes Tonband aufgesprochen worden sind, die Untertitel-Videoinformation aus dem Kassettenabtaster jeweils zur richtigen Zeit abgerufen und dem Bildsignal zugemischt werden.

Eine weitere Anwendung des Zeichengenerators ergibt sich, weil der zur bildfrequenten Wiederholung der Information gebrauchte Kernspeicher die meiste Zeit leerläuft. Man kann ihm also neben der Aufgabe, alle 1/50 Sekunde die Information auf dem Bildschirm zu erneuern, noch weitere Daten eingeben. Auf diese Weise ist es möglich, den automatischen Ablauf einer ganzen Fernsehstation zu steuern.

Dabei erscheinen auf den Kontrollmonitoren der an der Sendung beteiligten Stellen die laufende Zeit in Stunden, Minuten und Sekunden, der Countdown des gerade laufenden Beitrags und die Zeiten, Schaltarten und Titel weiterer etwa 15 Programmschritte im voraus.

Das Starten und Überblenden der Filmgeber, Bandmaschinen usw. erfolgt ebenfalls durch dieses System. Ist ein Beitrag abgelaufen, so rückt die Information eine Zeile weiter nach oben, Änderungen des Ablaufs, die manuell eingegeben werden können, erscheinen bei allen Stellen sofort im Augenblick des Eintastens.

Mit einem angeschlossenen Drucker lassen sich die tatsächlichen Schalt- und Sendezeiten mit zugehörigen Titeln ausdrucken. Das System ermöglicht es also, auch ohne den Einsatz größerer Computer zu einem weitgehend automatisierten Ablauf in der Sendeabwicklung zu kommen, sofern dies überhaupt nach der jeweiligen Programmstruktur möglich scheint.
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11. Geräteausstellung (Kameras) (Mai 1969)

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Auf vergrößerter Ausstellungsfiäche waren alle namhaften Kamerahersteller vertreten. Einige Hersteller wie die Fernseh GmbH, Marconi, Philips und RCA hatten kleine Studios eingerichtet und führten dort ihre Erzeugnisse in betriebsmäßigem Einsatz vor; es waren ausschließlich Farbkameras.

EMI zeigte einen mit der Vier-Röhren-Kamera „2002" bestückten Doppel-Diaabtaster.
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Die Bosch/Fernseh KCU

Die Fernseh GmbH stellte erstmalig ihre neue Farbkamera „KCU" vor, die wegen ihres geringen Gewichts sowohl für den Studiobetrieb als auch für Außenübertragungen universell verwendbar ist. Sie wurde auf dem Ausstellungsstand und im Casinogarten in Betrieb gezeigt. Außerdem war eine Farbkamera mit drei 1"-Vidicon-Kameraröhren ausgestellt.

IVC (International Video Corporation) stellte ihre preisgünstige, mit drei Plumbicons bestückte Farbfernsehkamera „IVC 300" aus, und Marconi führte die verbesserter Vier-Röhren-Kamera „Mark VII B" auf dem Stand und im Casinogarten vor.

Philips hatte das gesamte Typenprogramm von Farbfernsehkameras ausgestellt. Im Casinogarten stand ein Außenübertragungswagen, an den verschiedene Kameras angeschlossen waren.

In Betrieb wurden Studiokameras „LDK 3" und mehrere tragbare Kameras verschiedener Typen vorgeführt. Auf dem Stand hörte man, daß Philips bereits 700 Studio-Farbkameras ausgeliefert habe, hauptsächlich nach den USA.

RCA führte ihre im Detail verbesserte Drei-Plumbicon-Kamera „TK 44A" vor. Sie enthält ein Kammfilter, mit dem sich Rauschanteile aus dem Spektrum des Videosignals heraus-„kämmen" lassen. Die damit erreichte Verbesserung des Störabstands wurde mit 4dB angegeben. Außerdem sah man eine kleine Ein-Röhren-Farbkamera mit einem Streifenfilter im praktischen Betrieb. Sie ist für Anwendungen gedacht, bei denen Studioqualität nicht erforderlich ist.
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Das ist das Ende des allerersten Berichtes eines TV Symposiums in Montreux.

erschienen in FERNSEH- UND KINO-TECHNIK 1969 Nr. 9
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