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Dieser Artikel ist quasi eine "BESTANDSAUFNAHME" in 1977

Der Verfasser ist Dipl.-Ing. Hubert Niemeier, Mitarbeiter des Instituts für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig. Einleitend schreibt er :
Es sei eine Zusammenfassung der Vortragsreihe „10 Jahre Farbfernsehen" auf der 5. Jahrestagung der Fernseh- und Kinotechnischen Gesellschaft am 19. September 1977 in Kiel. Vortragende: Prof. Dr. H. Schönfelder (Einleitung), Prof. Dr. (war das nicht H.C. ???) W. Bruch (Farbfernsehsysteme), Prof. Dr. W. Heimann (Bildaufnahme- und -wiedergaberöhren). F. Rudert (Videotechnik), O. Seidelmann, H. Thielcke (Richtfunk- und Sendertechnik), G. Kroll (Empfängertechnik), F. Schneider (Fernsehen heute).

Der Titel :

10 Jahre Farbfernsehen - Rückblick und Stand der Technik

Am 25. August 1967 begann in Deutschland die Ära des Farbfernsehens. Dieses auch für viele andere Länder Westeuropas nun 10jährige Jubiläum sei Anlaß, einmal auf die Anfänge und die dazwischenliegenden Jahre zurückzublicken und aufzuzeigen, wie sich die technische und wirtschaftliche Entwicklung vollzogen hat. Aus der (FERNSEH- und KINO-TECHNIK - Nr.12/1977)
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Vorwort von Gert Redlich in 2021

Mit Professor Hausdörfer habe ich viele Stunden über die Entwicklung des Fernsehens und vor allem der Farbe beim Fernsehen diskutiert, da er etwa 1967 als junger promovierter Halbleiter- spezialist nach 2 Jahren Telefunken-Werk in Ulm seine Anstellung bei der Bosch-Fernseh GmbH in Darmstadt gestartet hatte.

Nach seiner Schilderung waren in diesen Zeiten verschieden Themen einfach tabu. So zum Beispiel der PAL-SECAM Krieg, bei dem die Franzosen versucht hatten, die anderen Europäer auszutricksen und mit Moskau hinterrücks einen SECAM Vertrag gemacht hatten. Es war für "Deutsche" weder opportun, etwas gegen die "Siegermacht" Frankreich und jetztigen EWG (= EU) Partner zu sagen, noch an der Legende um Walter Bruchs "Verdienste" auch nur im Geringsten zu zweifeln.

Als dann der känkelnde Thomson Staatskonzern die kränkelnde BTS (FESE + Philips) übernommen hatte, war es noch untauglicher, mit den Franzosen Krieg anzufangen. Als Thomson in 2010 die Broadcast-Abteilung dann wieder verscherbelt hatte, Thomson war nämlich nach französischen / europäischen Finanz-Gesetzen quasi Pleite, durfte man endlich mal mit offenen Karten spielen und die Wahrheit sagen. Deutschland war inzwischen kein Krigesverlierer mehr.

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1. Einführung (von Hubert Niemeier)

Anfang der 1950er Jahre hatte sich die RCA mit General Electric, Hazeltine und Philco zum „National Television System Committee" (NTSC) zusammengeschlossen. Man arbeitete mit Hochdruck an der Entwicklung eines rein elektronischen Farbfernsehverfahrens, das die bereits in der Einführung befindliche elektromechanische Lösung des bildsequentiellen Verfahrens von Peter Goldmark ablösen sollte.

Dr. Goldmark, damals Leiter der CBS-Forschungslaboratorien, hatte ein teilbildsequentielles Verfahren mit rotierenden Farbfilterscheiben gewählt. Wegen der mechanisch bewegten Teile war diese Lösung störanfällig und weniger elegant. Der Vorteil lag darin, daß die Farbqualität von Übertragungsfehlern wenig beeinflußt werden konnte, weil sie sich gleichartig auf die drei Farbwertsignale R, G und B auswirkten.

Es war daher naheliegend, daß auch die konkurrierende NTSC-Gruppe zunächst versuchte, das Problem der gleichzeitigen Übertragung der drei Farbwertsignale über eine Leitung mit einer zeilensequentiellen und später mit einer bildsequentiellen Methode zu lösen.

Die simultanen HGB-Signale wurden dabei über einen Parallel-Seriell-Wandler in eine sequentielle Signalfolge umgewandelt. Aus Gründen der Kompatibilität mit dem bereits existierenden Fernsehkanal konnte aber die Umschaltung nicht schnell genug vorgenommen werden. Die Folge war beim zeilensequentielien Verfahren eine starke Zeilenstruktur und bei der bildpunktsequentiellen Methode eine erhebliche Punktstruktur.
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Die Idee kam von B. D. Loughlin

Die entscheidende Anregung zur Reduzierung dieser Störungen kam von B. D. Loughlin, der bei Hazeltine in der NTSC-Entwicklungsgruppe mitarbeitete. Sein „Separate-Luminance"-Prinzip sah bereits 1951 die Überbrückung des sequentiellen Kanals durch ein simultanes Luminanzsignal vor.

Nach dem „Constant-Luminance"-Prinzip — ebenfalls von Loughlin entwickelt — ging man später auf die Übermittlung zweier Farbdifferenzsignale im Chrominanzkanal über und konnte damit die Entkopplung zwischen Luminanz- und Chrominanzkanal noch weiter verbessern. Eine endgültige Unterdrückung der Zeilenstrukturstörung wird allerdings sowohl beim Secam- als auch beim PAL-Verfahren erst durch die Zeilenintegration des Chrominanzsignals mit einer Laufzeitleitung erreicht.

Die sequentiellen Übertragungsverfahren, zu deren moderner Version man sich in Europa nach langem fachlichen und politischen Ringen Mitte der 1960er Jahre endlich entschlossen hatte, standen gewissermaßen Pate bei der Entwicklung des NTSC-Verfahrens, das vor 24 Jahren in Amerika als offizielle Farbfernsehnorm eingeführt wurde.

14 Jahre nach der Einführung des NTSC-Verfahrens in Amerika hat "Europa" seine auf der verbesserten Schaltungstechnologie der 1960er Jahre basierende Chance einer Vervollkommnung des NTSC-Systems genutzt, leider jedoch durch die Einführung zweier verschiedener Farbfernsehsysteme in gewisser Weise wieder verspielt.

  • Anmerkung : Es waren alleine die Franzosen, die aus eigennütziger lokalpatriotscher Gesinnung ihr SECAM System mit medialer Gewalt durchsetzen wollten.

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2. Farbfernsehsysteme

Im Jahre 1963 hatte die EBU eine erste Auswahl aus den für Europa zur Verfügung stehenden Farbfernsehsystemen getroffen. Aus dem amerikanischen NTSC-System, dem Secam-System der Franzosen und dem deutschen Telefunken-Verfahren sollte ein einheitliches Farbfernsehsystem für ganz Europa ausgewählt werden. Doch zu diesem einen System kam es nicht. Das Ringen um die drei Systeme erlangte bald politische Bedeutung.

Übertragungssysteme jeder Art werden in der Bundesrepublik Deutschland von Expertenkommissionen ausgewählt und dann vom Parlament ratifiziert. Für die Auswahl des Farbfernsehsystems war dafür ein Dreierausschuß berufen worden, der sich aus Experten der Bundespost, der Rundfunkanstalten und der Empfängerindustrie zusammensetzte. Nach vielen Versuchen hatte dieser Ausschuß einstimmig den für die endgültige Entscheidung verantwortlichen Instanzen das PAL-System empfohlen, das dann auch angenommen wurde.

Im Gegensatz dazu wählten Frankreich und später auch Länder in Osteuropa (die Satelliten-Staaten der UDSSR) das von seinem Ursprungsland als nationale Prestige-Erfindung erklärte Secam-System; die übrigen europäischen Länder entschieden sich hingegen (überwiegend auch wieder aus Prinzip wegen des französischen Alleinganges) für das PAL-Verfahren.

Was ist PAL ?

PAL- und Secam-Verfahren sind jedoch nur Verbesserungen des amerikanischen NTSC-Systems. Die Grundlagen für alle heute benutzten Farbfernsehsysteme stammen von den Forschern, die das NTSC-Verfahren als erstes kompatibles Farbfernsehsystem konzipiert haben.

Die gemeinsamen Grundlagen sind:

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  • 1. Die drei Videosignale für Rot, Grün und Blau werden gleichartig, aber jedes Signal für sich, der Bildröhrenkennlinie entgegenwirkend vorentzerrt.
  • 2. Aus den drei breitbandigen Signalen wird ein breitbandiges Leuchtdichtesignal für die Steuerung der Schwarz-Weiß-Empfänger zusammengesetzt.
  • 3. Unter weitgehender Ausnutzung des Prinzips der konstanten Leuchtdichte wird die Farbart zusätzlich zu dem Leuchtdichtesignal schmalbandig übertragen. Es werden dazu Farbdifferenzsignale gebildet.
  • 4. Die Farbdifferenzsignale werden im oberen Videobereich des Leuchtdichtesignals trägerfrequent übertragen. Dabei wird darauf geachtet, daß die Trägerschwingungen im Schwarz-Weiß-Bild minimal sichtbar sind und außerdem die in diesen Trägerbereich noch liegenden Leuchtdichtesignalanteile so wenig wie möglich in den demodulierten Farbartsignalen stören (Cross Color),

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Die Unterschiede :

Es mußte die Aufgabe gelöst werden, jedes der beiden Farbdifferenzsignale auf einen Träger zu modulieren, die beiden als Multiplexsignal zum Empfänger zu übertragen und dort jeden Signalanteil für sich zu demodulieren.

Unabhängig von der historischen Reihenfolge kann man beide Signale im Frequenzmultiplex übertragen. Diese Methode mit zwei in der Frequenz versetzten Trägern wurde in den Philips-Forschungslaboratorien entwickelt, mußte aber wegen seiner schlechten Kompatibilität aufgegeben werden.

Das amerikanische NTSC-Verfahren arbeitet im Phasenmultiplex. Jedes der beiden Farbdifferenzsignale wird auf einen eigenen Träger moduliert (AM mit Trägerunterdrückung).

Beide Träger haben dieselbe Frequenz, sind aber in der Phase um 90° gegeneinander verschoben. Eine Addition der Ausgangssignale der Modulatoren ergibt das amplituden- und phasenmodulierte Chrominanzsignal. Die getrennte Wiedergewinnung der beiden Farbdifferenzsignale erfolgt durch Synchrondemodulation.

Dabei muß den Demnodulatoren ein Referenzträger synchron zur Senderseite mit einer Phasenverschiebung von 90° zugeführt werden. Die exakte Trennung der beiden Signale bei der Demodulation ist nur möglich, wenn der Referenzträger die vorgegebenen Phasenbedingungen einhält.

Weil aber seine Synchronisierung im Empfänger von kurzen Schwingungspaketen erfolgen muß, die vom Sender in Dunkelpausen der Bildsignale übertragen werden, wird diese Phasenbedingung nur unvollkommen eingehalten. Unmöglich ist auch eine Anpassung der Referenzträgerphase an die amplitudenabhängigen Phasenschwankungen, die das Chrominanzsignal bei einem unvollkommenen Übertragungskanal erfährt (differentielle Phase).
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Das Zeitmultiplexverfahren

Wenn man davon ausgeht, daß die Farbartinformationen in zwei benachbarten oder aufeinanderfolgenden Zeilen korreliert sind, kann man ein Zeitmultiplexverfahren aufbauen.

Von Zeile zu Zeile wird abwechselnd eins der beiden Farbdifferenzsignale übertragen. Aus einem Zeilenspeicher wird im Empfänger das jeweils nichtübertragene Farbdifferenzsignal als Information der vorhergehenden Zelle entnommen. Damit hat man beide Farbdifferenzsignale simultan zur Verfügung.

Nach diesem Prinzip arbeitet das französische Secam-Verfahren. Weil während einer Zeile nur ein Farbdifferenzsignal übertragen wird, ist man in der Wahl der Modulationsart frei. Nach "mehrmaliger Änderung" (sagen wir besser : Korrektur) ist bei Secam ein Verfahren entstanden, das sich auf dem Übertragungsweg wie eine Frequenzmodulation mit gleichzeitiger Amplitudenmodulation auswirkt. Unter bestimmten kritischen Übertragungsbedingungen können sich aber im Farbbild störende Einflüsse bemerkbar machen.

Die Unterschiede der drei Farbfernsehsysteme

Beim PAL-Verfahren wurde das amerikanische NTSC-System nur geringfügig abgeändert. Im wesentlichen wird lediglich eine der beiden Farbdifferenzsignalkomponenten von Zeile zu Zeile um 180° in der Phase geschaltet (daher die Bezeichnung PAL = Phase Alternation Line).

Über eine trägerfrequente Verzögerungsleitung werden im Empfänger nun das direkte und das um eine Zeile verzögerte Farbdifferenzsignal addiert und subtrahiert. Bei der Addition löscht sich das Signal mit dem geschalteten Träger aus, bei der Subtraktion entsprechend das andere.

Beide Signale werden auf je einen Synchrondemodulator gegeben. Das geschaltete Signal muß noch zeilensequentiell zurückgeschaltet werden. Deshalb wird dem Demodulator ein zeilenweise um 180° geschalteter Referenzträger zugeführt. Liegt nun zwischen der Chrominanz und dem Burst ein Phasenfehler vor, werden die beiden trägerfrequenten Farbdifferenz- Signalkomponenten am Ausgang der Additions- und Subtraktionsstufe um den gleichen Phasenwinkel gedreht.

Über die nachfolgenden Synchrondemodulatoren ergibt sich für beide Farbdifferenzsignale eine Amplitudenreduzierung um den Kosinus des Phasenwinkels.

Phasenfehler, die beim NTSC-Verfahren zu Farbtonfehlern führen, werden also beim PAL-Verfahren in weniger kritische Farbsättigungsfehler umgewandelt. Hinzu kommen noch andere Vorteile des PAL-Systems, die aber hier nicht alle aufgeführt werden können. Für die Qualität dieses Verfahrens spricht, daß bis heute 40 Länder offiziell das PAL-Verfahren eingeführt haben.

  • Anmerkung : Das ist sehr weit hergeholt, weil die Unterschiede zu SECAM - zu der letzten Variante - nur sehr gering ausgefallen waren. Alleine das eigemächtige Vorpreschen der Franzosen auf alleroberster politischer Präsidial-Ebene (Vertrag mit den Russen) hat einige Länder letztendlich zur Übernahme des PAL Systems "motiviert".

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3. Bildaufnahme- und -wiedergaberöhren

Farbiges Fernsehen begann Ende der 1940er Jahre mit einem System mit sequentieller Übertragung von Teilfarbenbildern. Die Umschaltung zwischen den einzelnen Farben erfolgte im optischen Bereich mit rotierenden Farbfilterscheiben.
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Die Schatten- oder Lochmaskenröhre der RCA

Größere Verbreitung fand das Farbfernsehen als etwa 1953 die Schatten- oder Lochmaskenröhre der RCA zur Verfügung stand. Es sei im übrigen erwähnt, daß bereits 1938 in Deutschland der Grundgedanke zu den Maskenröhren mit einem regelmäßig verteilten Punkt- oder Linienraster von W. Flechsig in einem Patent niedergelegt wurde.

Jeder der drei Grundfarben auf dem Leuchtschirm ist eine Strahlkanone zugeordnet. Bei der Lochmaskenröhre der RCA wird ein Farbtripel, beim später entwickelten Dreistrahl-Chromatron von General Electric und beim Trinitron von Sony (Gittermaskenröhre) werden nebeneinanderliegende Streifen der drei Grundfarben simultan angeregt.

Die drei Strahlkanonen sind bei der RCA-Röhre kreisförmig um jeweils 120° versetzt angeordnet und auf ein Loch der Maske gerichtet. Nach ihrer Überschneidung im Maskenloch erregen sie die jeweils dahinter liegenden zugehörigen farbigen Leuchtphosphorpunkte.

Jeder Strahl wird in seiner Intensität von dem ihm zugeordneten Farbsignal gesteuert. Beim Trinitron von Sony sind die Stahlerzeugungs-Systeme in einer Ebene angeordnet und auf eine Gittermaske gerichtet, hinter der parallel zu den Gitterstäben Leuchtphosphorstreifen der drei Grundfarben sedimentiert sind. Entsprechend der Femsehnorm, sind auf dem Leuchtschirm der RCA-Röhre etwa 4 x 10 hoch 5 Farbtripel sedimentiert, beim Trinitron sind es 280 Streifentripel.
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Die Dreistrahl-Gittermaskenröhre, das Dreistrahl-Chromatron

Neben der Entwicklung der Lochmaskenröhre wurde Anfang der 1950er Jahre bereits eine größere Anzahl von Versuchsmodellen einer Dreistrahl- Gittermaskenröhre, das erwähnte Dreistrahl-Chromatron von General Electric, hergestellt.

Bei ihr wird durch Nachbeschleunigung der Strahlelektronen zwischen Gitter und Leuchtschirm in Zeilenrichtung eine Verkleinerung des Strahldurchmessers erreicht (elliptischer Punkt).
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Die „apple tube" von Philco und die „Zebra-Röhre" von Sylvania

Weitere Entwicklungen von Farbwiedergaberöhren befassen sich mit Einstrahlanordnungen, den sogenannten Strahl-Index-Röhren. Die Nachjustierung des Abtaststrahls wird über ein von einem Parallelstrahl erzeugtes Index-Signal erreicht. Dieses Signal entsteht durch Sekundärelektronen eines bei jedem Streifentripel aufgebrachten Metallstreifens mit hoher Sekundäremission oder durch eine auf einem speziellen Indexstreifen erzeugte UV-Strahlung, die auf eine Photozeile wirkt.

Röhren dieser Art wurden unter der Bezeichnung „apple tube" von Philco und als „Zebra-Röhre" von Sylvania-Thom bekannt.
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Das Einstrahl-Chromatron

Entwicklungen mit einem Schaltgitter vor dem Leuchtschirm ermöglichen ebenfalls eine Farbwiedergabe mit nur einem Strahl. Nach einem Vorschlag von Lawrence im Jahre 1951 werden bei dem sogenannten Einstrahl-Chromatron die Spanndrähte abwechselnd an zwei Sammelanschlüsse gelegt. Eine Umschaltspannung an den Drahtkämmen lenkt den Strahl abwechselnd auf die drei Farbstreifen. Dabei kommt allerdings die Farbe im Spannungsnulldurchgang zweimal vor. Große Kapazitäten zwischen den Ablenkpaaren machen bei sinusförmiger Schaltspannung leider eine hohe Leistung erforderlich.

Die „Bananenröhre"

Der Vollständigkeit halber sei noch auf die „Bananenröhre" und auf die Flachbildröhre von Gabor hingewiesen. Beide Röhren haben kürzeste Bauform, sind aber nie zur praktischen Ausführung gelangt.
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Die „precision inline"-Röhre

Die Erfahrungen mit der Loch- und Gittermaskenröhre haben in neuester Zeit zu der „precision inline"-Röhre geführt. Hierbei sind die drei Strahlkanonen wie bei der Gittermaskenröhre in einer Linie angeordnet. Die Maske besteht aus Langlöchern. Ebenso sind die Phosphore als schmale Streifen ausgebildet.

Die "Bildfänger"

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Das Iconoscop und das Super-Iconoscop

Die ersten elektronischen "Bildzerleger", das Iconoscop und das Super-Iconoscop (Iconoscop und Bildwandler), die mit schnellen Elektronen (Beschleunigungsspannung 1000 V bis 1500 V) betrieben wurden, eigneten sich wegen der bekannten Störsignale und auch relativ geringer Speicherwirkung nicht für das Farbfernsehen.

  • Anmerkung : Leider ist das falsch. Wußten sie das nicht besser ? Professor Schönfelder und Professor Hausdörfer haben das ganz anders dargestellt. Auch der Philips Entwickler Rud Koppe, der uns 2010 hier in Wiesbaden besucht hatte und uns das "letzte gerettete" !! Philips  4,5" Super-Orticon geschenkt hatte, sprach von ganz anderen Effekten wie dem mechanischen Schwingen der Metall-Gitter in den drei Glaskolben und dem damit verbundenen Mikrofonie-Effekt.

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Das Orthicon und das Super-Orthicon

Um diese Nachteile zu beheben, ging man Mitte der 1940er Jahre auf langsame Abtaststrahlelektronen über. Praktische Ausführungen waren das Orthicon und das Super-Orthicon (Orthicon und Bildwandler), beide mit Photoemissionsschichten. Das Super-Orthicon enthielt erstmals eine zweiseitig bestrahlte Speicherfläche (Glashaut). Diese Anordnungen leiteten eine neue Generation von Kameraröhren ein, denen vor allem eine stark verkleinerte und damit handliche Röhre vom Vidicon-Typ mit photoleitender Schicht folgte.

Allen diesen Röhren ist die Strahlfokussierung mittels langer Spule über die ganze Strahllänge sowie die Ablenkung ebenfalls mit langer Spule über einen Teil des Strahlverlaufs gemeinsam.
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Farbfernsehen mit rotierenden Farbfilterscheiben

Das Farbfernsehen begann senderseitig mit einem sequentiellen Verfahren mit rotierenden Farbfilterscheiben. Im Rückgriff auf dieses teilbildsequentielle Verfahren wurde übrigens die erste Farbfernsehübertragung vom Mond unter Verwendung der hochempfindlichen SEC-Kameraröhre durchgeführt.

Farbe mit drei Kameraröhren vom Typ Super-Orthicon

Erst Ende 1953, nach der erfolgreichen Entwicklung der Lochmaskenröhre, mit der die Farben simultan wiedergegeben werden konnten und mit der die Kompatibilität zum Schwarz-Weiß-Fernsehen gegeben war, erzeugte man mit drei Kameraröhren vom Typ Super-Orthicon die Farbauszugsignale. Durch Strahlenteilung mittels dichroitischer Spiegel konnte man eine parallaxenfreie Projektion der Teilbilder auf die Röhren vornehmen.

Farbe mit einer einzigen Röhre, dem Tricolor-Vidicon

Beim ersten Versuch im Jahre 1955, mit einer einzigen Röhre, dem Tricolor-Vidicon, auszukommen, wurden die Farbsignale quasisequentiell erzeugt. Wegen der kapazitiven Verkopplung und der dadurch bedingten Amplitudenverluste bei hohen Frequenzen kam diese Röhre zwar nicht zum Einsatz, wurde aber zum Vorläufer für die sehr ähnliche Trinicon-Röhre von Sony.
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Die Trinicon-Röhre von Sony

Die Unterschiede der beiden Ausführungen betreffen lediglich die Signalplatte. Bei dem Trinicon entfallen auf das Filterstreifentripel zwei „Signalstreifen", die alternierend mit der halben Zeilenfrequenz positiv und negativ vorgespannt sind.

Dadurch wird ein Index-Signal erzeugt. Analog zum Tricolor-Vidicon werden de RGB-Signale der Aufnahmeröhre in der Hitachi-Kamera simultan ohne Index-Signal abgeleitet.

In den letzten Jahren entstand für die Einröhren-Farbkamera eine Farbstreifenröhre, die nach dem Prinzip der subtraktiven Farbmischung mit einem Frequenz- oder Phasen-Multiplex-Verfahren arbeitet. Wie beim Tricolor-Vidicon und beim Trinicon, werden die Farbstreifen unmittelbar auf den Glasträger aufgedampft.

Zur Erzeugung d>er Farbanteile Rot und Blau werden als Filter die komplementären Farben Cyan (Rot-Stopp) und Gelb (Blau-Stopp) gewählt.
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Von der Dreiröhren-Vidicon-Kamera zur Plumbicon Kamera

Wenngleich diese Verfahren auch noch nicht den Anforderungen der Studiotechnik genügen, so sind sie doch für technische und wissenschaftliche Anwendungen bedingt brauchbar. Für hohe Ansprüche wird nach wie vor die Dreiröhren-Vidicon-Kamera benutzt.

Hier ersetzte das Plumbicon mit seiner sehr trägheitsarmen und lichtempfindlichen PbO-Photoleiterschicht schon frühzeitig das Super-Orthicon. In den letzten Jahren fanden Verbesserungen in der Lichtempfindlichkeit und Spektralverteilung des photoleitenden Targets auf der Basis von Selen- und Tellur-Verbindungen starke Beachtung.
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Das Chalnicon und das Pasecon

Praktische Bedeutung erlangten dabei das Chalnicon und das Pasecon mit einer Schichtkombination aus CdSe und AS2S3, das Saticon mit As- und Te-dotierter Se-Schicht, das Newvicon mit ZnSe und ZnCdTe. Dagegen hat ein hochempfindliches Vidicon mit SI-Multidiodentarget die gesetzten Erwartungen hinsichtlich vielseitiger Verwendung bei weitverbreitetem Einsatz nicht erfüllt.

Das dabei entstandene Multidiodentarget gab aber einerseits den Anstoß für eine hochempfindliche Kameraröhre vom Typ EIC beziehungsweise SIT. Andererseits konnten die dabei gesammelten Erfahrungen bei der Entwicklung des Festkörperbildzerlegers (CCD) genutzt werden.

Tabelle I

Tabelle I enthält eine Zusammenstellung wichtiger Röhrendaten, Bild 1 einen Vergleich der Spektralempfindlichkeit derzeitiger Kameraröhren. SbjS3-Vidicon, Saticon und Plumbicon sind der Augenempfindlichkeit angenähert, letzteres mit unterschiedlicher Rotempfindlichkeit. Gleichmäßig hohe Empfindlichkeit haben Chalnicon und Pasecon, während Newvicon und Si-Vidicon im nahen Infrarot ein relativ hohes Signal liefern.

Ist das jetzt noch wichtig ??.
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4. Videotechnik

Als am 17. Dezember 1953 die NTSC-Norm vom FCC für die USA verbindlich angenommen wurde, standen nur wenige ausschließlich mit Röhren bestückte Geräte zur Verfügung. Die Tatsache jedoch, daß der Start eines kompatiblen Farbfernsehens geglückt war, erregte großes Aufsehen in der ganzen Welt.

Wer aber Gelegenheit hatte, 1954 das Farbfernsehen in den USA zu beobachten, konnte die Stimmungslage eines (deutschen ?) Technischen Direktors verstehen: umfangreiche Geräte mit einem heute kaum noch vorstellbaren Schaltungsaufwand, Anlagen mit zu geringer Langzeitkonstanz, Übertragungsleitungen, die die harten Phasenbedingungen des NTSC-Systems nicht erfüllten. Aufhalten ließ sich der Trend zur Farbe in den Ländern Europas und in Japan trotzdem nicht.
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Die TK41 und die Bildaufzeichnung auf Film

Abgesehen von der Bildaufzeichnung auf Film mit schlechter Qualität, gab es keine Aufzeichnungsmöglichkeit. Die magnetische Bildaufzeichnung wurde erst ab 1957 farbtüchtig. Filmabtaster wurden als „Insel" zusammengestellt mit drei über dichroitische Spiegel angeschlossene Kameras.

Die erste in regelmäßiger Fertigung hergestellte Farbkamera war die berühmte „TK 41" von RCA, eine Anlage mit drei Image-Orthicons, Objektivrevolver, Zwischenobjektiv, dichroitischen Spiegeln und Korrekturfiltern.

Es war notwendig, die Farbstudios mit Beleuchtungsstärken von mindestens 3000 lx, meist 5000 lx, auszuleuchten. Die Bildqualität auf dem Studiomonitor war recht gut, sofern eine „Ingenieurjustierung", wie vor jeder gut bezahlten Produktion üblich, durchgeführt wurde.

Mit ihrem Gewicht von 130 kg und einer Länge von 70 cm war die Kamera nur auf einem schweren hydraulischen Stativ zu bewegen. Die „TK 41" wurde bei NBC, aber auch bei CBS, in relativ großen Stückzahlen eingsetzt (Bild 2).

Farbsäume und unscharfe Schwarz-Weiß- Bilder

Jahrelange sorgfältige Tests, insbesondere in den Studios der NBC, ergaben, daß die notwendige Deckung der drei Raster mit den damaligen Schaltungsmitteln nicht erreicht werden konnte, daß Farbsäume zu sehen und die Bilder auf den Schwarz-Weiß-Empfängern meist unscharf waren.

Die dadurch ausgelösten intensiven Bemühungen zur Entwicklung von Studio-Farbkameras mit weniger als drei Röhren scheiterten teils an technologischen Schwierigkeiten, teils am Störabstand. Man ging deshalb den entgegengesetzten Weg.
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1962 - die Vierröhren- Farb-Kamera

Auf Grund theoretischer Erkenntnisse, physiologischer Versuche und praktischer Erfahrungen entwickelte Kozanowski bei RCA 1962 eine Vierröhren-Kamera mit getrenntem Luminanzkanal.

Ein Image-Orthicon erzeugte ein scharfes Schwarz-Weiß-Bild und drei Vidicons kolorierten es. Das Hauptproblem der Rasterdeckung war entschärft, und die günstige Kennlinie der Vidicons sicherte ausgezeichnete Farben.

Zu dieser Zeit, 1963, begann die ad-hoc-Gruppe ihre Arbeit. Die sehr sorgfältig von BBC, ABC und der Industrie vorbereiteten Vergleichsversuche für die drei Normvorschläge wurden überwiegend mit englischen Vierröhren-Kameras durchgeführt.
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Die Dreiröhren-Plumbicon-Kamera von Philips

Daneben war eine Dreiröhren-Plumbicon-Kamera von Philips mit besonders hohem Störabstand beteiligt. Es handelte sich hierbei um Labormodelle, meist noch mit Röhren bestückt. Nachdem im August 1966 endgültig für Deutschland und 13 andere Länder die PAL-Norm beschlossen war, gab die Industrie ihre bis dahin mehr oder weniger als Prototypen gebauten Studiogeräte in die Fertigung.

An lieferbaren PAL-Studiogeräten, wenn man die veralteten Kameras „TK 41" der RCA und „KC 33" der FESE wegläßt, standen 1967 der RGB-Kamera von Philips neun Kameras mit einem YRGB-System gegenüber. Volumen und Gewicht der europäischen Anlagen hatten sich fast einheitlich auf etwa 100 dm3 und 70 kg eingependelt.
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Die Film-Abtaster ud die MAZen und weiteres

Für die Filmabtastung gab es Flying-Spot-Abtaster für 35mm- und 16mm-Film, letztere mit Schnellschaltwerk. Die MAZ war als Quadruplex-System zu dieser Zeit weitgehend für PAL ohne große Probleme verwendbar. Die ersten regelmäßigen Programme wurden auf einer Ampex „VR 2000", eienr Fese „BCM 40" und der RCA „TR 70" aufgezeichnet.

Alle notwendigen Geräte zur Regie sowie Coder (Bild 3), Farbimpulsgeber, Monitoren und Überwachungsgeräte waren betriebssicher vorhanden. Die ersten elektronischen Produktionen wurden in Hamburg in einem Studio, sonst im allgemeinen mit Ü-Wagen durchgeführt. Es gab bei der ARD zwei Vier-Kamera-Wagen, beim ZDF einen Vier-Kamera-Wagen und zwei kleinere mit je zwei Kameras.

Die Wagen waren mit der damals leichtesten Kamera, der „LDK 3" von Philips, ausgestattet. Der Übergang vom Versuch zum täglichen Betrieb gelang ohne sichtbare Pannen. Am meisten störte vielleicht der schlechte Farbeindruck bei manchen Filmen, was bald zu der Entwicklung von Farbkorrektur-Systemen führte.

Die Normenwandler

Weil es auf der Welt unterschiedliche Farbfernseh-Systeme gibt, mußte dafür gesorgt werden, daß ein weltweiter Programmaustausch zwischen NTSC, Secam und PAL möglich wurde. 1967 standen zunächst Transcoder - vom Fernmeldetechnischen Zentralamt der Deutschen Bundespost (FTZ) entwickelt und von der Fernseh gebaut - für die Wandlung von Secam in PAL und umgekehrt zur Verfügung.

Bei den Olympischen Winterspielen in Grenoble 1968 bestand diese Anlage ihre Bewährungsprobe. Farbübernahme aus den USA gab es 1967 noch nicht. Im Herbst 1968 wurde der Prototyp eines elektronischen Normwandlers bei der BBC fertiggestellt.

Ein mit Unterstützung des FTZ bei der Fernseh entwickelter elektro-optischer Normwandler wurde von der Bundespost in Betrieb genommen und für die Übertragung der Olympischen Spiele in Mexiko 1968 eingesetzt.
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1965 - Die Vorbereitungsphase für den PAL-Start

Bei der Farbfernsehentwicklung kann man deutlich einige Schwerpunkte feststellen: von 1963 bis 1965 wurden vor allem in der von Richard Theile geführten ad-hoc-Gruppe die Grundlagen erarbeitet. 1965 begann die Vorbereitungsphase für den PAL-Start. Sie dauerte bis 1967.

Dazu gehörten die PAL-Arbeiten bei Telefunken, die Messungen am Fernleitungsnetz (FTZ), die Beleuchtungsprobleme im Studio {IRT, WDR), die Optimierung der Farbmetrik und der Filter (IRT) und natürlich die Entwicklung gebrauchstüchtiger Geräte (Industrie).

Nach 1967 stieg die Sendezeit in Farbe rasch an. 1969 waren in der Bundesrepublik schon über

  • 100 Farbkameras in 27 Studios,
  • 12 Ü-Wagen und
  • 57 MAZen


installiert. Für die Olympischen Spiele in München 1972 wurden

  • 130 Farbkameras,
  • 84 MAZen,
  • 27 Ü-Wagen,
  • 20 Filmabtaster und Hunderte von Monitoren


eingesetzt.

Anmerkung : Beinahe vergessen wurden die über 4000 Grundig Fernseher in den öffentlichen Fernsehstuben und Sälen mit ihren enormen Konvergenz-Problemen.
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200 Wochenstunden in Farbe

Heute (wir sind noch in 1977) gibt es rund 200 Wochenstunden in Farbe und etwa acht Stunden in Schwarz-Weiß. Diese Situation erforderte zwangsläufig eine hochentwickelte Organisation, intensive Ausbildung des technischen Personals und Erleichterung bei Bedienung und Wartung der Anlagen. So folgte die Automatisierungsphase.

Die Automatisierungsphase

Erste Ansätze dazu brachte eine computergesteuerte Anlage in Washington. Vor allem jedoch konnte bei der NHK in Tokio 1968 gezeigt werden, wie zwei Großcomputer die Gesamtorganisation eines großen Netzwerks unterstützen können. Im Herbst 1969 wurde von der Fernseh über eine auf Lochstreifen programmierte Film-Farbkorrektur berichtet ein Jahr später über eine prozeßrechnergesteuerte Farbstudio-Überwachung.

Auch die vielen Verbesserungen an „kleineren" Geräten gehören hierher: äußerst stabile Taktgeber und Farbträgergeneratoren, automatische Regelung der Trägerphase am Eingang des Mischers, einfache und sichere Bedienung der Regiegeräte, hochkonstante Monitoren und nicht zuletzt die 1971 eingeführte Fremdsynchronisierung FASK.

Nicht unerwähnt bleiben soll die perfektionierte Mischertechnik unter Einschluß aller Arten von Trick- und Effektmischung. Insbesondere brachte das Chroma-Key- oder Blue-Screen-Verfahren eine wertvolle Bereicherung der Fernsehproduktionstechnik.

Auch das Schneiden von Bändern konnte vom mechanischen Schnitt über Electronic Editing bis zur computergesteuerten Herstellung des Sendebands anwendungsgerecht entwickelt werden.

Noch während der Automatisierungsphase führte man weltweit Diskussionen, ob der Reportagefilm durch elektronische Mittel ersetzt werden könne, mit der Zielsetzung mehr Aktualität und bessere Bildqualität als beim 16mm-Film zu erreichen.

Angeregt durch die großen Sportereignisse ab 1968 wurden kleine leichte Kameras und Aufzeichnungsgeräte entwickelt. Bei sehr leichten Geräten verzichtete man bewußt auf Studioqualität; andere suchten einen Kompromiß zwischen Größe, Gewicht und Studioeigenschaften. Im Laufe der Zeit entstand so ein reichhaltiges Angebot an Geräten und Anlagen für die Produktion aller denkbaren Fernsehprogramme (Bild 4 und Bild 5).
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5. Richtfunk- und Sendertechnik

Die Wiedereinführung des Fernsehens in Deutschland im Jahre 1952 stellte die Deutsche Bundespost (DBP) vor die neue Aufgabe, für die Übertragung der Fernsehprogramme zwischen den Fernsehstudios und von diesen zu den Fernsehsendern die hierzu erforderlichen Übertragungswege für die Bild- und Tonsignale bereitzustellen.

Nach den seinerzeit gegebenen technischen Möglichkeiten für die Übertragung von Fernsehbildern über größere Entfernung und aufgrund der günstigen Erfahrungen in anderen Ländern wählte die DBP hierfür die Richtfunk-Übertragungstechnik.

Am 25. Dezember 1952 - von Hamburg nach Köln

Fast genau 25 Jahre sind seit den Tagen vergangen, als man fieberhaft am Aufbau der ersten Richtfunkstrecke arbeitete, um zum offiziellen Fernsehprogrammbeginn am 25. Dezember 1952 wenigstens ein wichtiges Stück einer Nord-Süd-Leitung von Hamburg nach Köln in Betrieb nehmen zu können.

Hinzu kam die Verbindung von Berlin nach Hamburg. Zur Bildübertragung hatte die DBP hierzu eine Überreichweiten-Richtfunkverbindung im 200-MHz-Bereich von Berlin-Nikolassee nach Höhbeck eingerichtet. Bereits vom 10. September 1952 an war das Fernsehversuchsprogramm von Berlin nach Hamburg übertragen worden.
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Oktober 1954 - bundesweit sendefertig

Ab Oktober 1954 waren die Fernsehstudios der Rundfunkanstalten miteinander sowie mit sämtlichen Fernsehsendern über Richtfunk-Übertragungsstrecken im 2-GHz-Bereich verbunden. Am 1. Januar 1955 waren 20 Fernsehleitungen mit einer Gesamtlänge von 2.850km in Betrieb. Hinzu kamen noch drei internationale Leitungen.

Von 1957 an wurden die „Breitband-Richtfunkeinrichtungen" im 4GHz-Bereich und von 1966 an im 6GHz-Bereich in Betrieb genommen. Diese Systeme wurden die Standardeinrichtungen der nächsten Jahre.

Man hatte bereits bei der Einrichtung der Breitband-Fernsehrichtfunkanlagen darauf geachtet, daß sie — soweit damals erkennbar — übertragungstechnisch den höchstmöglichen Grad an „Farbfernsehtüchtigkeit" erreichten, Farbfernseh-Versuchs-Übertragungen über diese Leitungen mit dem amerikanischen NTSC-System (auf 625-Zeilen-Norm abgewandelt) in den Jahren 1958, 1961 (auch international] und ab 1963 mit Secam-und PAL-Verfahren hatten auch hier die Überlegenheit des PAL-Verfahrens gezeigt.

Farbfernseh-Testsendungen ab Januar 1964

Die regelmäßigen Farbfernseh-Testsendungen nach diesem Verfahren, die ab Januar 1964 für Farbfernseh-Empfangsversuche von Rundfunk, Industrie und Handel über einen Teil der Fernsehsender des Ersten und Zweiten Programms stattfanden, hatten jedoch auch ergeben, daß die einzelnen Leitungsabschnitte des Richtfunknetzes die Bedingungen des Farbfernsehens zwar erfüllten, bei betriebsmäßiger Zusammenschaltung aber nicht immer den erhöhten Anforderungen des Farbfernsehens genügten.

Nachdem durch Untersuchungen festgestellt worden war, ob und wie weit die Übertragungsverhältnisse für eine einwandfreie Farbfemsehtüchtigkeit stabilisiert oder noch verbessert werden konnten, wurden in den Jahren 1966 bis 1968 die notwendigen Änderungs- und Nachrüstmaßnahmen bei den einzelnen Richtfunkgeräten von der DBP gemeinsam mit den Herstellerfirmen ausgeführt.

1977 - 33.800 km Richtfunklinien

Heute (1977) sind in der Bundesrepublik Deutschland vollfarbtüchtige Netze von Fernsehleitungen über Richtfunklinien von mehr als 33.800 km Länge in Betrieb. Fast 6000 km TV-Leitungen stehen für den internationalen Programmaustausch zur Verfügung.

Die durchschnittliche Verfügbarkeit im Netz ist heute 99,95%. Alle Richtfunk-Zuführungs- und -Verteilleitungen sind durch automatisch einschaltende Schutzkanäle (Ersatzleitungen) geschützt. Das gesamte Richtfunknetz der DBP besteht zur Zeit aus rund 1000 Funkfeldern mit 480 Funkübertragungsstellen.

Die zukünftige technische Entwicklung zielt auf eine weitere Standardisierung der Gerätetechnik sowie eine Vermehrung der Schutzkanäle. Eine allgemeine Einführung einer wirtschaftlichen, objektiven und ständigen Qualitätsüberwachung durch die Anwendung der Prüfzeilenmeßtechnik in Verbindung mit Betriebsrechnern ist in Vorbereitung.

Ziel der DBP ist es, die geforderte Betriebsgüte ihrer Leitungsnetze zu erhalten und diese Aufgabe mit einem Kostenoptimum zu lösen. Der Bedarf für neue Richtfunkleitungen, insbesondere für Trägerfrequenzsysteme des Fernsprechens, ist immer noch sehr groS. Neue Systeme für höhere Frequenzbereiche sowie für digitale Übertragung sind deshalb in der Entwicklung. Sie werden später auch für die Übertragung digitaler Fernsehsignale verwendbar sein.
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Die Überlegenheit des PAL-Systems auf dem Sendeweg

Für die mit der Übertragung der Signale befaßten Techniker in den Fernsehanstalten gab es vor der Einführung des Farbfernsehens zwei wesentliche Aufgaben : Einmal mußten die Eigenschaften des Übertragungssystems am oberen Bandende - im sogenannten Farbkanal — verbessert und zum anderen mußte die differentielle Phase, eine Größe, die beim Schwarz-Weiß-Fernsehen keine Rolle spielt, in zulässige Toleranzen gebracht werden.

Die anfangs vorgenommene Kompensation der Fehler brachte nicht den gewünschten Erfolg. Es zeigte sich, daß das Kompensieren großer Fehler schon bei kleinen Veränderungen im System zu unbefriedigenden Ergebnissen führte. Die groben Fehler mußten also am Ursprungsort beseitigt werden.

Danach hieß die Aufgabenstellung: Welches ist das bestgeeignete System? Hier setzte nun europaweit eine große Aktivität ein. Doch bald gab es unterschiedliche Auffassungen. Versuche in der Schweiz hatten eindeutig die Überlegenheit des PAL-Systems ergeben.

Man hätte auch mit einem NTSC-System leben können

Andere Versuche hatten gezeigt, daß man durchaus mit dem NTSC-System leben könnte. In dieser Phase entschloß sich der NDR in Hamburg gemeinsam mit dem IRT einen Großversuch an Teilnehmerantennen zu starten. So wurde ein Wagen mit Farbempfängern ausgerüstet und diese an die vorhandenen Antennenanlagen angeschlossen.

Gleichzeitig wurden die besuchten Wohnungsinhaber nach ihrem Urteil bezüglich der Bildqualität gefragt. Nach diesen Versuchen war man davon überzeugt, daß das europäische Farbfernsehsystem nur PAL heißen konnte. An der Vorbereitung für die Übertragungsgeräte wurde fünf Jahre gearbeitet.

6. Empfängertechnik

Die Produktton von Farbfernsehgeräten wird In West-Europa 1977 etwa (Anmerkung : insgesamt seit 1966) 7.5 Millionen Stück erreichen. Sie liegt damit zwischen den beiden führenden Nationen Japan und den USA. Die Bundesrepublik Deutschland liefert in West-Europa gut 30% der Gesamtproduktion an Farbfernsehgeräten.

Die Entwicklung der Produktionsziffern erfolgte gleichmäßiger als zum Beispiel in den USA. Hier waren tiefe Einbrüche in den Jahren 1970 und 1975 vorhanden, die in ihren Auswirkungen viel größer waren als vergleichbare Ereignisse bei uns.

Interessant ist, daß auch die übrige Welt bei den Farbfernsehgeräten eine stark steigende Tendenz zeigt. Das Farbfernsehen gewinnt also auch in den Nicht-Industriestaaten immer mehr an Bedeutung.

Die technische Entwicklung der Farbfernsehgeräte

Die technische Entwicklung der Farbfernsehgeräte ist vielschichtig gewesen. Im Bild 6 sind einige Meilensteine dieser Entwicklung zusammen mit den Produktionszahlen angegeben.

1967 begann man die Farbfernsehgeräte-Produktion mit Röhrengeräten, aber schon mit einer 63cm Farbbildröhre mit 90° Ablenkwinkel. Das war gegenüber den amerikanischen Modellen jener Jahre ein echter Fortschritt. In den Jahren 1969/70 kamen die Bildröhren mit 66cm Diagonale, noch mit 90° Ablenkwinkel und mit dem Chassis der zweiten Generation auf den Markt. Die Halbleitertechnik hielt verstärkt Einzug.

Auf der Funkausstellung 1971 wurde von Philips die 110°-Bildröhre eingeführt. Die Geräte der dritten Generation entstehen zum Teil mit hohem Aufwand an Bauelementen und Röhren.

Im Jahre 1972 startet Grundig seine Werbung für die Modultechnik. Von diesem Zeitpunkt an kann man von den Geräten der vierten Generation sprechen. Modultechnik und integrierte Schaltungen erobern das Farbfernsehgerät. Diese Technologie ist noch heute „Stand der Technik". 1975 setzen sich auf dem Markt die Inline-Farbbildröhren durch.
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1967/68 von etwa 27 Röhren auf 1 Röhre in

Hatte ein Farbfernsehgerät 1967/68 etwa 27 Röhren, so benötigte man 1969 nur noch 14. Die Einführung der 110"-Technik brachte ein leichtes Ansteigen um eine Röhre. Aber mit dem Einsatz von integrierten Schaltungen sank der Anteil der Röhren auf die eine unvermeidliche, also die Bildröhre.

Im Jahre 1971 trieb die 110'-Ablenktechnik den Bauelementeaufwand in die Höhe. Er ging aber mit dem Jahre 1972 drastisch zurück, weil integrierte Schaltungen einen Großteil der Funktionen übernahmen. Von 1972 bis 1974 blieb der Bauelementeaufwand mit zehn bis zwölf integrierten Schaltungen und 60 bis 70 Transistoren je Gerät etwa gleich.

Die Einführung der Ultraschall-Fernbedienung ließ ab 1974 den Bauelementeaufwand an integrierten Schaltungen und Transistoren in die Höhe schnellen. Es gelang aber mit LSI-Schaltungen, die Anzahl der Bauelemente wieder zu reduzieren.

Deutlich reduzierter Strom-Verbrauch

Mit der Bestückung der Farbfernsehempfänger änderte sich auch die Leistungsaufnahme. Während die ersten Röhrengeräte eine Leistungsaufnahme von 360 bis 400W hatten, ist der Verbrauch bei modernen Halbleitergeräten auf 100 bis 150W gesunken.

Der Benutzer eines Farbfernsehgerätes in Deutschland hat in den letzten Jahren nicht nur vom steigenden Komfort, sondern in einem ungleich höheren Maße von der Zuverlässigkeit profitieren können. Mußte man bei den alten Geräten mit Röhrenbestückung mit zwei bis drei Ausfällen je Jahr Betriebszeil rechnen, so ist dieser Wert mit steigender Produktionserfahrung besser geworden.

Schon die Empfänger der 1970er Jahre, die noch zur Hälfte mit Röhren bestückt waren, kamen auf einen Ausfall von 1 bis 1,5 je Jahr. Der große Sprung gelang der Industrie bei der Einführung der Integrierten Schaltungen. Die nur mit Halbleitern bestückten Farbfernsehgeräte reduzierten die Ausfallrate je Jahr nochmals um den Faktor zwei.

Und fast keine Ausfälle mehr

Für moderne Empfänger der letzten Jahre ist der Ausfall kleiner als 0,5 je Jahr geworden. Nicht nur, daß der Nutzen für den Verbraucher durch die reduzierte Anzahl von Reparaturen rein zeitlich größer geworden ist, entscheidender ist, daß die Belastung durch Reparaturen am Farbfernsehgerät wesentlich verringert wurde und daß damit auf der anderen Seite auch der Service des Fachhandels in die Lage versetzt wurde, bei den steigenden Verkaufszahlen den Kundendienst der Geräte sicherzustellen.

Die Farbfernsehgeräte haben den Index der Lebenshaltungskosten - die seit 1967 um etwa 50% gestiegen sind - im positiven Sinne negativ beeinflußt. Der Erzeugerpreis der Farbempfänger ist seit 1967 kontinuierlich niedriger geworden. Selbst wenn man voraussetzt, daß auch Geräte mit kleineren Bildformaten auf den Markt gekommen sind, die den Durchschnittspreis mindern, so geht die Tendenz der Preisentwicklung bei Farbfernsehgeräten entgegen der allgemeinen Tendenz der Lohn- und Kostenentwicklung.
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Der Preis und die Zukunftsaussichten .....

Das Erfreuliche für den Verbraucher ist, daß auch der absolute Preis, den er im Geschäft bezahlen muß, im Laufe der Jahre gesunken ist. Trotz des hohen Bedienungskomforts der heutigen Farbfernsehgeräte zahlt der Verbraucher heute weniger als 1967.

Die Zukunftsaussichten für die Empfängerindustrie sind positiv. Es ist anzunehmen, daß durch vermehrten Einsatz integrierter Schaltungen die Lohnkosten bei der Produktion weiter gesenkt werden können. Der Ausbau des Farbfernsehgeräts als Kommunikationszentrum ist erst in den ersten Ansätzen sichtbar. Weil alle diese Bestrebungen darauf hinauslaufen, den Nutzen des Empfängers für den Verbraucher zu erhöhen, ist zu erwarten, daß sich die neuen Entwicklungen auch auf dem Markt durchsetzen werden.

8. Fernsehen heute (im Jahr 1977)

Im Jahre 1965 kam, auf die Weltbevölkerung umgerechnet, ein Fernsehgerät auf 17 Menschen. 1976 hatte im Durchschnitt bereits jeder zehnte Erdbewohner ein Fernsehgerät. Ein starkes Übergewicht haben vorläufig die Industrienationen Nordamerikas und Europas. Hier stehen fast vier Fünftel aller Fernsehgeräte.

Wenn man das Jahr 1953 zum Ausgangspunkt nimmt, hat sich die Anzahl der Fernsehempfänger in der Welt bis 1965 um den Faktor 65, bis 1976 sogar um den Faktor 132 erhöht.

Zehn Jahre nach ihrer Einführung ist die Farbe im Fernsehen bei uns kein Streitobjekt mehr. Daß das nicht immer so war. beweisen einige Zitate aus einer im Jahre 1963 abgegebenen Stellungnahme eines damaligen „Fernsehgewaltigen" in unserem Lande.

Dort heißt (hieß) es zusammengefaßt:

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  • „1. Der künstlerische Wert des Farbfernsehens ist außerordentlich gering, der Informationswert der Farbe völlig bedeutungslos.
  • 2. Wie auch Immer man den Wert des Farbfernsehens einschätzen mag, er steht in keinem Verhältnis zu den Kosten, sowohl auf der Studio- und Senderseite als auch auf der Empfangsseite.
  • 3. Dafür, daß nur ein kleiner Bruchteil der Fernsehteilnehmer sich einen Farbempfänger anschaffen würde, sprechen vor allem die Erfahrungen in den Vereinigten Staaten."

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Es war ein sehr großer Irrtum

Selten wohl hat die Zeit eine vorgefaßte Meinung derart schlagend widerlegt. Zunächst aber hatten die Befürworter des Farbfernsehens keinen leichten Stand. Richard Theile antwortete damals auf das Hauptargument; „Die natürlichen Bilder sind bunt. Und ich weiß wirklich nicht, was falsch und gefährlich sein soll, wenn man die Wiedergabe der Fernsehbilder natürlicher macht."

Die Zahlen aus dem In- und Ausland

Den Unkenrufen zum Trotz hat sich gerade in den USA die Farbe zuerst und entschieden durchgesetzt. Doch bereits 1975 ist Amerika von Japan deutlich überholt worden. Die Bundesrepublik Deutschland befand sich 1975 an siebenter Stelle, wird jedoch nach der Prognose bis 1980 mit 71% an die fünfte Stelle aufrücken. Die USA und Japan dürfen dann praktisch als „farbgesättigt" angesehen werden. Bei der Europäischen Gemeinschaft soll sich der Farbanteil zwischen 1975 und 1980 verdoppeln, in Gesamt-Europa sogar fast verdreifachen.

Die Anzahl der Fernsehgeräte in der EU stieg von 61 Millionen im Jahre 1968 auf 100 Millionen Ende 1976; 31 Millionen davon waren Farbfernsehgeräte. Bild 7 zeigt einen Vergleich der Fernsehdichte in einigen Ländern der EU. Schweden liegt an der Spitze. Dort kommen 36.4 Empfänger auf 100 Einwohner; davon sind schon 58% in Farbe. An zweiter Stelle liegt Großbritannien mit 33,1 Fernsehempfängern auf 100 Einwohner. Der Farbfernsehanteil war um die Jahreswende 1976/77 mit 46% ebenso hoch wie in der Bundesrepublik Deutschland.

Im Jahre 1967, zu Beginn des Farbfernsehens, waren etwa 65% der Haushalte in der Bundesrepublik Deutschtand mit Schwarz-Weiß- Fernsehgeräten ausgestattet. Heute sind rund 85% der Haushalte Fernsehhaushalte - zur Hälfte in Schwarz-Weiß, zur Hälfte in Farbe. In hunderttausend deutschen Haushalten steht ein Leih-Fernseher; das ist ein Anteil von 0,5%. In England dagegen sind 40% aller Schwarz-Weiß-Empfänger und sogar 60% aller Farbgeräte aus dem „Leihhaus".
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Die Perspektive des Kabelfernsehens

Für die Einführung des Kabelfernsehens in der Bundesrepublik Deutschland wäre es wünschenswert, wenn bereits möglichst große, verkabelte Anlagen bestehen würden (zum Beispiel Groß-Gemeinschafts- Antennenanlagen). Man brauchte sie dann nur noch untereinander zu verbinden. Soweit ist es aber noch lange nicht. Zwei Drittel aller Fernsehhaushalte sind zur Zeit mit Einzelantennen ausgerüstet. Der Anteil der Teilnehmer, die an Groß-Gemeinschafts- Antennenanlagen angeschlossen sind, liegt nur wenig über 10%. 22,5% der Haushalte werden über Gemeinschafts-Antennenanlagen versorgt.

Was ist Fernshen für den Bürger ?

Fernsehen ist eine Feierabendbeschäftigung, und man kann die künftige Entwicklung des Fernsehens nicht beurteilen, ohne die Freizeitmöglichkeiten des Bürgers zu beachten. Immer mehr Menschen klagen darüber, daß sie immer weniger Zeit zur Verfügung haben.

Tatsächlich ist Zeitknappheit gerade ein Problem hochentwickelter Gesellschaften. Je mehr beispielsweise die Preise für Dienstleistungen im Verhältnis zum eigenen Einkommen steigen, um so größer wird der Zwang, durch eigene Dienstleistungen Geld zu sparen und so indirekt das Einkommen zu vergrößern. Das geht aber auf Kosten der Freizeit.

Trotzdem hat der Medienkonsum seit 1964 laufend zugenommen. Allerdings hat das Fernsehen mit einer durchschnittlichen täglichen Sehbeteiligung von etwas über zwei Stunden offenbar eine Grenze erreicht — zumindest in der Bundesrepublik Deutschland.

Der Hörfunk, der jahrelang Einbußen hinnehmen mußte, wird seit einiger Zeit wieder mehr in Anspruch genommen. Der Anteil der Tageszeitungen ist seit über 10 Jahren praktisch unverändert.

Eine jüngst (1976/77) veröffentlichte Untersuchung des WDR über die Nutzung einer Groß-Gemeinschafts- Antennenanlage kommt zu dem Fazit, daß „zusätzliche (Programm-)Angebote nicht zu einer Ausweitung der für Hörfunk und Fernsehen aufgewendeten Zeit führen".

Wenn sich das Fernsehen "verzettelt" ......

Und Werner Hess, der ARD-Vorsitzende, hat kürzlich (also 1976/77) die Befürchtung geäußert, daß „bei einer weiteren Zunahme des täglichen Programmangebots die Nutzungsquoten immer geringer werden". Nur eines werde damit ausgelöst: Die Zuschauer würden nicht mehr kontinuierlich im wesentlichen ein Programm, ein ganzes Fernsehspiel, eine ganze Unterhaltungssendung ansehen, sondern sie würden bei immer größerem Angebot immer unkonzentrierter jeweils Teile von Programmen betrachten, standig in der Sorge, es könnte auf einem anderen Kanal vielleicht gegenwärtig etwas Wichtigeres oder Interessanteres gezeigt werden, das man verpaßt.

Mal schaun, was in Motreux 1977 Neues kommt .....

Was werden nun die nächsten Jahrzehnte an bleibenden fernsehtechnischen Innovationen bringen? Auf dem Fernsehsymposium in Montreux im Juni 1977 waren die Fachleute recht optimistisch, daß bei vielen Rundfunkorganisationen bald „Videotext" eingeführt wird.

Nach den jüngsten Debatten auf der Funkausstellung in Berlin darf man da nicht so sicher sein. Anders beim „Bildschirmtext". Eine interessierte Studiengruppe unter Eberhard Witte stellte kürzlich fest, für einen Bildschirmtextdienst sei ein beachtlicher Bedarf vorauszusehen. Sie empfahl, den Versuchsbetrieb mit diesem Verfahren beschleunigt aufzunehmen. Einen größeren Feldversuch will die Deutsche Bundespost 1980 starten.

Beim Fernsehton darf man in den nächsten Jahren eine verbesserte Wiedergabequalität der Empfänger erwarten. Ob der „große" Bildschirm kommen wird, scheint eng mit der Frage eines neuen Fernsehstandards verknüpft zu sein. Wenn das größere Bildformat eine Chance haben soll, braucht es eine höhere Auflösung.
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Das war ein Rückblick auf die Zahlen und das Wissen von 1977

"Heute" in 2021 wissen wir natürich, welche Voraussagen sich erfüllt hatten und an welchen Stellen riesige Flops gelandet wurden und wie sich das Fernsehen in den 50 Jahren danach entwickelt hat.
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