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Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".

Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.

Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"

Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.

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15. Fernseh Symposium Montreux 1987
"Fernsehtechnik auf neuen Wegen"

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"Techniques of the Future"

aus der FERNSEH- UND KINO-TECHNIK Heft 8/1987 von R. Bücken
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Das internationale TV-Symposium in Montreux ist - so "könnte man meinen" - in die Jahre gekommen, fand dieses Ereignis doch bereits zum 15. Male statt. Aber "altbacken" ist es, zumindest von der Thematik her, keineswegs.

Diesmal ging es um "Techniques of the Future" - und das ist wörtlich zu nehmen: Über 30.000 Personen besuchten vom 12. bis 16. Juni die Ausstellung, um sich hier über Entwicklungen bei Kamera-, Aufzeichnungs- und Tricktechnik zu informieren.

Etwa 2.000 Teilnehmer zählten die Symposiums- Organisatoren. Neben der Digitaltechnik ging es auch um die Zukunftstechnik HDTV.

Den anspruchsvollen Themen wurden die technischen Fazilitäten indes nicht gerecht - großes Gedränge einerseits und noch größere Hitze andererseits; um das zu überstehen, bedurfte es schon gute Kondition bei Ausstellern und Besuchern, Dabei war durch eine provisorische Halle die Fläche bereits um 3300m2 erweitert.

Daß Montreux sich anstrengen muß, vor allem bessere Ausstellungsbedingungen zu bieten, ist bekannt - innerhalb von zwei Jahren soll die Fläche nochmals um etwa 4.000 m2 erweitert werden, 16.000 m2 stehen Ausstellern und Besuchern vom 18. bis 22. Juni 1989 zur Verfügung, das Symposium selbst dauert wiederum zwei Tage länger.
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Konkurrenz im Messe- und Kongreßwesen kündigt sich an

Damit will Montreux auch die Ausstellung selbst zukunftssicher machen, die Konkurrenz im Messe- und Kongreßwesen ist schließlich groß. So war von einer weiteren TV-Ausstellung in Genf die Rede, doch gesicherte Informationen gab es nicht.

Die "Broadcast" (Anmerkung : in Frankfurt/Main) allerdings, die sich nun entgegen früherer Zusagen auf "Montreux-Jahre" festgelegt hat und auch die zeitliche Nähe zur Funkausstellung sucht, macht den "Montreuxern" offensichtlich (noch) wenig Kopfschmerzen.
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Zur Zeit gibt es keine Alternativen zu Montreux

Sicherlich, zu Montreux sich Alternativen vorzustellen fällt schwer. Wer kann schon das Umland bieten? Das Rebstockbad in Frankfurt kommt gegen den Genfer See einfach nicht an, und Genf ist doch wohl mehr für die große Diplomatie gut als für die nackte Technik. Andererseits wollen die modernen Ausstellungshallen dort ebenfalls intensiver genutzt ( = lukrativ vermietet !!) werden.
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"Hi-Vision" - in Japan bereits Realität!

Vor zwei Jahren (in 1985) war die HDTV-Ausstellung noch recht zahm, "The Viewer's Choice" wurde vorgeführt, und eine von sieben Wänden war für "High Definition Television" reserviert.

Diesmal war eine 400m2 große Sonderausstellung "HDTV par excellence" im Hyatt-Hotel dem brisanten Thema gewidmet. Etwa 20 Unternehmen aus Belgien, England, Japan, USA und der Bundesrepublik Deutschland stellten ihre Systeme für den derzeitigen Arbeitsstandard 1125 Zeilen, 60 Hertz und Zeilensprung 2:1 vor.

Der Arbeitsstandard wurde in Japan entwickelt, so gibt es weltweit Interessenten, daran teilzuhaben. Schließlich haben die japanischen Techniker und Wissenschaftler - vor allem bei der (staatlichen) Fernsehanstalt NHK - bereits 1964 mit dem Unternehmen "tetevision of the future" begonnen, während hierzulande noch über die Einführung von PAL, Secam oder NTSC diskutiert wurde.

Nach verschiedenen Entwicklungsstufen ist das Ergebnis seit einiger Zeit im Prinzip fertig, es heißt HDTV bzw. im NHK-Jargon neuerdings sogar "Hi-Vision". Das erinnert an Tele-Vision, und das ist eben nun einmal einprägsamer als HDTV.
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Eine komplette HDTV Geräte-Palette

Für Produktion und Nachbearbeitung standen Kameras, Videorecorder, Filmabtaster, Trick-Mischer, Monitore und Projektoren zur Verfügung, ferner war das Übertragungssystem MUSE zu sehen und andere HDTV-Einrichtungen wie ein kompletter Übertragungswagen, Graphik- und Chroma-key-Systeme und die erforderlichen Testgeneratoren, Kreuzschienen, Meßgeräte usw.

Die Unternehmen nutzten die Chance, um HDTV noch einmal dem Fachpublikum zu präsentieren, bevor diese Technik in Japan als ein zweiter Fernsehstandard eingeführt wird. Dafür haben die NHK-Strategen auch reichlich getrommelt, so 1984 auf der IBC in Brighton, 1985 auf dem internationalen TV-Symposium in Montreux, 1985 auf der Expo'85 in Tsukuba und 1987 gleich zweimal, nämlich auf der Tagung des Münchner Kreises und jetzt wieder in Montreux.

In Japan wurde bereits HDTV gesendet

Das Vorführ-Stadium hat die NHK bereits verlassen, jetzt wird ausgestrahlt. So fand bereits am 4, Dezember vergangenen Jahres (1986) die Übertragung eines dreistündigen HDTV-Versuchsprogramms über einen Kanal des japanischen Direktsatelliten BS-2 statt.

Um das gegenüber einem normalen Fernsehsignal etwa fünfmal breitere HDTV-Signal in den schmalen Satellitenkanal zu pressen, mußte es nach dem MUSE-Verfahren codiert werden (Multiple Sub-Nyquist Sampling Encoding).

Seit der Zeit finden nun mehrmals im Monat Versuchsübertragungen statt. Mit BS-3, der voraussichtlich 1990 in Betrieb gehen wird, soll "Hi-Vision" als Regeldienst eingeführt werden.

Auch in den USA wurden zwischen dem 5. Januar und dem 16, Februar dieses Jahres (1987) terrestrische Ausstrahlungen erprobt, vor allem, um die Abgeordneten im Congress in Washington, die FCC, also die Federal Communications Commission (Bundesaufsichtsbehörde für das Nachrichtenwesen der USA) und die National Association Broadcaster (NAB) zu überzeugen.

Doch die USA tun sich schwer mit HDTV.

Die privaten Stationen werden sich hüten, in ein System zu investieren, das keine Zuschauer hat. Und Zuschauer dürften an neuen Empfängern kein Interesse haben, solange es keine Programme gibt.

Dieses Henne-Ei-Problem wird sich nur in einigen Jahren lösen lassen: Filmproduzenten beginnen in den USA zunehmend, ihre Filme nicht mehr in 24, sondern mit 30 Bildern/s aufzunehmen.

Die sind vor allem in der Bewegungsauflösung besser und leichter in den HDTV-Standard zu überführen. Einen von 24 auf 30 B/s umschaltbaren HDTV-Abtaster zeigte Ikegami.
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Eine eindrucksvolle HDTV-Schau in Montreux 1987

Die eindrucksvolle Schau in Montreux sollte nun vor allem eine Botschaft rüberbringen - HDTV ist fertig, die Unternehmen warten auf Bestellungen - und natürlich auch darauf, daß produziert wird, damit weitere Nachfrage entsteht.

Viele Fernsehanstalten und Produktionshäuser in aller Welt haben mit HDTV-Equipment Erfahrungen sammeln können. Im Rahmen des 'First Electronic Cinema Festival" wurden Ausschnitte aus Programmen der CBC (Canadian Broadcasting Corporation, Ottawa), von NHK (Nippon Hoso Kyokai, Tokio), von RAI (Radiotelevisione Italiano, Rom), von Captain (Paris) und Rebo Associates (New York) mit einem Großbildprojektor von Sony vorgeführt.

Daß Vertreter unserer Rundfunkanstalten sich an dieser Produktionsweise zunehmend beteiligen wollen, ist - so gesehen - schon verständlich. In zwei Jahren soll zumindest ein Beitrag für das "Electronic Cinema Festival" auch aus der Bundesrepublik Deutschland kommen.
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Die Sony-HDTV-MAZ mit voller HDTV Qualität

Die meisten dieser HDTV Produktionen wurden von einer Sony-HDTV-MAZ in voller Qualität eingespielt, einige Musikvideos kamen sogar von einer Bildplatte, die ebenfalls MUSE-codiert war (Bild 1).

Das zu übertragende bzw. speichernde Bildsignal wird gewissermaßen auf vier Bilder verteilt und im Empfänger wieder rekonstruiert. Die vorgeführten Aufzeichnungen waren auch hier bestechend. Fehler, besonders bei schnellen Bewegungen, ließen sich eher erahnen als erkennen.

Bereits vor zwei Jahren wurden in Tsukuba HDTV-Bildplatten und -Kassetten vorgeführt, die auch schon eine recht beachtliche Bildqualität boten. Inzwischen gibt es den MUSE-Codierer in einer neuen Generation, und das dürfte sich bemerkbar machen.

Bestechend in des Wortes wahrer Bedeutung waren zwei digitale HDTV-MAZen, mit denen Sony die Fachwelt überraschte. Eine Datenrate von 1,188 Gigabit pro Sekunde - das sind 500 mal mehr als von einer CD - muß erst mal verarbeitet werden können. Selbst nach 20 Kopien waren noch keine Fehler zu entdecken.
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Im Symposium wurde übrigens von einer anderen digitalen HDTV-MAZ gesprochen, die sollte eine Datenrate von 648 Mbit/s haben (Bild 2).
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Die BTS HDTV kamera KCH 1000 wurde gezeigt

HDTV-Kameras führten unter anderem BTS, die gemeinsame Tochter von Bosch und Philips (Bild 3), Ikegami und Sony vor.

Aufzeichnungsgeräte kamen von Sony (HDV-1000) und Toshiba (TVR-1000), die Aufzeichnungen der verschiedenen analogen HDTV-MAZen sind jetzt austauschbar. Bei der Toshiba-Maschine TVR-1000 wird eine Spielzeit von 90 Minuten angegeben, die Bandgeschwindigkeit beträgt 4,83 cm/s, die Schreibgeschwindigkeit 25,4 m/s (Bild 4).
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Ein Mangel an HDTV Wiedergabegeräten

Noch keine vernünftige Lösung ist zur Zeit für Wiedergabegeräte in Sicht. Zwar zeigten mehrere Hersteller ihre Palette an professionellen HDTV-Monitoren, so Barco, Panasonic, JVC, Shibasoku und Sony (Bild 5).

Mit 40" (etwa 1m Diagonale) war das Panasonic-Gerät nicht nur das gröSte, sondern mit 170kg auch das schwerste. Als Heimgerät sind derartige Monster nicht geeignet, obwohl man die japanische Mentalität nicht unterschätzen sollte: Da kommen Kühlschrank und Waschmaschine schon mal auf den Balkon, Hauptsache, der Fernseher hat einen guten Platz.

So werden Röhrengeräte in der Anfangsphase ganz bestimmt akzeptiert, das darauf wiedergegebene HDTV-Bild ist deutlich schärfer, ruhiger und detailreicher als bei einem konventionellen NTSC- oder PAL-Gerät.

Die Flachbildschirme werden kommen

In den Labors wird indes an Flachbildschirmen gearbeitet.

Hierfür gibt es - grob gesagt - drei Technologien: Flüssigkristall-, Gasentladungs- oder Elektrolumineszenz-Technik. Doch gibt es da noch überall große technische Probleme, und so konnte in Montreux auch noch
nichts gezeigt werden.

Projektionsempfänger sind ebenfalls in der Entwicklung, so auch beim Berliner Heinrich-Hertz-Institut. Den Wissenschaftlern schwebt wohl weltweit vor, aus den HDTV-Signalen ein "elektronisches Diapositiv" zu machen, das dann von einer starken Lichtquelle durchstrahlt wird. Auf der Wand würde dann HDTV in voller Größe erscheinen.

NHK zeigte in seinem Beitrag "Around the World in HDTV" ein ähnliches Szenario: Japanische Kinder sitzen auf dem Fußboden einer riesigen Wohnung und sehen "Hi-Vision", natürlich auf einer ebenfalls riesigen Bildwand.
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HDTV Spekulationen

Wann es die ersten serienreifen Heimanwendungen geben wird, vermag zur Zeit niemand zu sagen. Die in Montreux 1987 gezeigten HDTV-Projektionssysteme von Gretag (Eidophor), General Electric (Talaria), Sony (HDIH) und Hitachi sind jedenfalls eher für große und kleine Veranstaltungen oder elektronische Kinos geeignet.

Je nach System kann das Bild eine Diagonale von 1,40 bis 15m haben. Möglich auch, daß ein HDTV-Rückprojektor, wie ihn Hitachi zeigte, fürs traute Heim schon ausreicht, obwohl der Betrachtungswinkel deutlich eingeengt ist.

Die HDTV Post-Production

Auch das gesamte Spektrum der Post-Production war in Montreux zusammengebracht. HDTV-Mischer wurden bei Grass Valley, Sony und Ultimatte vorgeführt; Quantel beeindruckte mit einer HDTV-Paintbox.

Im allgemeinen Ausstellungsbereich zeigte For-A mit der Multicam HMC-1000 ein handliches HDTV-Still-Video-System (Bild 6).

D2-MAC - ein entscheidender Schritt zu HDTV?

Die Aufkleber sahen schon gut aus, die es bei TDF (Telediffusion de France) in Sachen D2-MAC gab. Aber für Aufkleber braucht man nur einen guten Graphiker, für ein D2-MAC-System vor allem gute Techniker - und noch mehr gute Zeit.

Die bei TDF vorgeführten D2-MAC-Übertragungen konnten nur hinsichtlich des Tons gute Noten bekommen, das Bild selbst war nicht überzeugend.

Schade, daß die eingeplanten Beiträge des "Studio numerique" nicht verwendet werden konnten. So mußte eben auf PAL- und Secam-Material zurückgegriffen werden, das auf einen D1-Recorder überspielt wurde. Daraus machten dann die Techniker ein D2-MAC/Paket-Signal und übertrugen es über Richtfunk nach Thollon. Dort wurde damit ein zweiter 12GHz-Sender moduliert und wieder zurückübertragen.

Die Satelliten sollen mit der Ariane fliegen

Dabei könnte - zumindest rein-theoretisch - am 26. Oktober 1987 mit Ariane-Flug 20 der bundesdeutsche Direktempfangssatellit TV-Sat in 36.000 km Höhe und auf 19° West über dem Äquator positioniert werden. Und bereits im April 1988 ist die Inbetriebnahme des zweiten Direktsatelliten, des französischen "TDF 1", geplant.

Hier endlich eine Erklärung von MAC und D2-MAC

MAC steht für "Multiplexed Analogue Components", was heißen soll, daß das Bildsignal in Form analoger Komponenten im Zeitmultiplex, also hintereinander, übertragen wird.

Für die - digitale - Ton- und Datenübertragung wählten die MAC-Initiatoren bei Philips und Thomson eine duobinäre Codierung, und dafür steht die Bezeichnung "D2".

Aktuell sind indes außerdem noch C- und D-MAC. Wie sich die von der "Europäischen Rundfunkunion" verordnete Kompatibilität in der Praxis beweist, bleibt abzuwarten.

Bei D2-MAC gibt es für den Ton zwei Arten der Quantisierung, entweder mit 32 kHz für hohe Qualität (40 ... 15.000 Hz) oder 16 kHz für mittlere Qualität (40 ... 7000 Hz).

In Verbindung mit unterschiedlichen Fehlerkorrekturverfahren bieten sich dadurch mehrere Tonübertragungsvarianten, so ein HiFi-Stereo-Kanal mit starkem oder vier HiFi-Mono-Kanäle mit einfachem Fehlerschutz.

Auch sind acht Kommentatorkanäle sowie verschiedene Kombinationen möglich, beispielsweise Mischen von zwei HiFi-Kanälen (z.B. O-Ton einer Sportübertragung) mit einem Kommentar in der jeweiligen Landessprache. Das alles wurde demonstriert und war schon überzeugend.

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D2-MAC wird in Fachkreisen immer noch belächelt

In Fachkreisen gilt D2-MAC übrigens immer noch als "hervorragendes Ton Übertragungssystem mit Begleitbild", Montreux konnte diesen Eindruck jedenfalls nicht revidieren.

Anmerkung : Bei meinem Gesprächen mit dem Digitalexperten Professor Dr. Hausdörfer hatte er immer wieder erkärt, daß sich D2-MAC mit dieser miserablen Bildqualität als Flop erweisen würde.- Wie Recht er hatte.
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Die Entscheidungen der nordischen Länder

Die skandinavischen Länder haben sich bereits im August 1984 für C-MAC/Paket ausgesprochen. Für das finnische Post- und Fernmeldeministerium gibt es indes "keinen Grund, von
diesem Vorschlag abzurücken." Entsprechende MAC-Empfänger seien rechtzeitig verfügbar. Die Chips dazu könnten von der norwegischen Nordic VLSI kommen.

Tandberg versprach für Anfang 1988 Empfänger und Decoder für die gesamte MAC/Paket-Familie. Eine C-MAC-Strecke wird bereits seit 2 1/2 Jahren über den Fernmeldesatelliten ECS F2 betrieben und verbindet das norwegische Festland mit Spitzbergen, um auch dort Fernseh- und Hörfunkempfang zu ermöglichen.

Ebenfalls gibt es zwei verscrambelte C-MAC-Verbindungen über Intelsat 1W von Schweden nach Norwegen, um dort Kabelnetze mit schwedischen Programmen zu versorgen. Die noch diskret aufgebauten Empfänger hierzu lieferte ebenfalls Tandberg/Norwegen.

Jetzt ist die dritte Generation in Arbeit. Dieser Chip wird bei Tandic entwickelt, einem norwegischen Gemeinschaftsunternehmen, an dem neben Nordic VLSI vor allem auch Tandberg Telecom beteiligt ist. Mit C-MAC funktionieren erste Muster bereits, und über den ECS F1 empfangene FM/D2-MAC/Paket-Signale wurden ebenfalls erfolgreich getestet, auch FM/D-MAC hat zumindest labormäßig geklappt.
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Auch die Franzosen entwickeln Decoder-Chips

Von der französischen Sorep wurde ein VLSI-Satz aus sechs Chips für C/D/D2-MAC/Pakete angekündigt. Die in Montreux gezeigten D2-MAC-Decoder - unter anderem bei Matra - waren ebenfalls noch diskret aufgebaut und entsprechend groß.

Bei Intermetall in Freiburg wird ebenfalls noch an einem D2-MAC-VLSI-Satz gearbeitet, erste voll funktionstüchtige Muster sollen den Geräteherstellern noch vor der Internationalen Funkausstellung zur Verfügung stehen.

Was die Gerätehersteller jedoch derzeit an Mustern haben, ist wenig überzeugend - noch gibt es keinen Ton, dafür aber im Bildsignal senkrechte "Schnüre". Durch "Redesigns" soll sich das ändern. Und im nächsten Jahr kann dann - sobald Bedarf sichtbar ist - produziert werden.
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Theorie und Praxis gehen auseinander

Doch wo sollte der bedarf herkommen? Erst einmal muß die Ariane funktionieren und den TV-Sat ins All getragen haben.

Als kurzfristige Alternative für PAL oder Secam ist MAC jedenfalls nicht zu sehen, auch wenn Horst Schlögl von Kathrein in einem Symposiums-Beitrag mit der etwas spontan geäußerten Feststellung überraschte: "In fünf Jahren können Sie PAL vergessen." (das wäre also in 1992)

Wie das, ist zu fragen, braucht doch allein die Bundespost etwa sechs Jahre, um die derzeitigen Kabelanlagen so zu erweitern, daß einige D2-MAC-Kanäle im sogenannten Hyperband, also von 300 MHz bis 450 MHz, übertragen werden können.
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Über D2-MAC zu HDTV ?

An der technischen Perspektive für MAC wird im Rahmen des Eureka-Projekts EU 95 ("Compatible High Definition System") gearbeitet.

Einen kleinen Einblick bot Thomson-CSF mit zwei HDTV-Systemen, die allerdings nicht in der HDTV-Ausstellung, sondern in einem separaten "Container" demonstriert wurden.

So wurde eine HDTV-Farbkamera für 1250 Zeilen, 50 Halbbilder pro Sekunde und Zeilensprungverfahren 2:1 gezeigt, das Ergebnis war durchaus akzeptabel, nur störte das Großflächenflackern (Bild 7).

Bei großen Bildröhren oder entsprechenden Projektionssystemen fällt das besonders auf. Das macht andererseits nicht nur mehr Bildspeicher - Experten gehen derzeit von 4x4 Megabit aus - erforderlich, sondern auch neue Ablenkspulen.

Zur Funkausstellung wird Grundig übrigens ein 100Hz-Gerät mit einem 4Mbit-Speicher und einer 70cm-Bildröhre für Heimanwendungen vorstellen, bei größeren Bildröhren - so Grundigs "Jumbo" mit 95cm-Röhre von Mitsubishi - funktioniert die Bildzahlverdoppelung noch nicht, es fehlt an einer entsprechenden Ablenktechnik.

Die Wiedergabefrequenz soll aber in einem HD-MAC-Empfänger von 50 auf 100 Bilder/s erhöht, das Bildseitenverhältnis von 4:3 auf 16:9 erweitert und die Bilddiagonale auf etwa 1,20m bis 1,40m vergrößert werden.

Dazu sind auch entsprechend mehr Bildinformationen nötig: Während ein herkömmlicher PAL-Empfänger pro Vollbild (!) etwa 120.000 Bifdpunkte wiedergibt, sollen es bei MAC 180.000 und bei HD-MAC gar 480.000 Bildpunkte sein.

Dafür müssen aber mehr Informationen bei der Quelle, sprich Kamera, eingespeist werden. So zeigten beim zweiten HDTV-Aufbau die Thomson-Techniker eine Schwarzweißkamera mit 1250 Zeilen, 50 Hertz und progressiver, also sequentielier Abtastung, soll heißen, ohne Zeilensprung. Die Wiedergabe erfolgte einmal mit 50, und dann mit 100 Hz.

In einem Jahr soll das Experiment mit einer farbtüchtigen Kamera möglich sein.

Und dann gleich ein Flop bei der (geplanten) Vorführung

Andererseits sollte das HDTV-Bild auch im Ausstellungsbereich gezeigt werden. Projektor, Projektionswand und Beschriftung waren vorhanden. Es hieß, der Projektor sei defekt - und einen Tag später war alles verschwunden, was auf die HDTV-Großbilddemonstration noch hätte hinweisen können ...

  • Anmerkung : Dieser Projektor war ein Prototyp aus Italien und offfensichtlich nicht ganz fertig geworden. 2 jahre später war er dann fertig.


Ein - möglicher - HDTV-Produktionsstandard, der mit 1250 Zeilen, 50 Hz und sequentieller Abtastung arbeitet, ist jedenfalls In Sicht. Für eine bandbreitesparende Übertragung wäre zu überlegen, den Zeilensprung doch wieder zu verwenden.

Für die Übertragung der vierfach höheren Informationsmenge sind nämlich verschiedene bandbreitesparende Maßnahmen denkbar. Ähnlich wie beim japanischen MUSE-System wird dabei die Bildinformation mit der Shuffling-Methode auf vier Teilbilder verteilt und später im Empfänger wieder zusammengesetzt.

D2-MAC langfristig zu High Definition MAC aufzubohr

So geht es in diesen Versuchen eben unter anderem auch darum, D2-MAC langfristig zu einem High Definition MAC aufzubohren.

Im Eureka-Projekt EU 95 sieht die Planung als erste offizielle Demonstration von HD-MAC schließlich die Internationale Funkausstellung Berlin (28.8. bis 6.9.1987) vor, ein Jahr später soll die "Study Group 11" der CCIR informiert werden.

1989 ist eine "Pilotübertragung" geplant, und im Mai 1990 wird die Plenarversammlung des CCIR tagen - und zumindest eine europaweite Standardisierung in Fragen der Wiedergabe, der Übertragung und der Produktion zu erreichen versuchen.

Der Empfängertechnik kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, denn dort muß sich die Kompatibilität von HD-MAC mit D2 und anderen MAC-Varianten beweisen.
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Wer macht was bei EUREKA 95

Da sind als "A"-Teilnehmer Bosch (BRD), Philips (NL), Thomson (F) und Thorn-EMI (GB) tätig, als "B"-Teilnehmer aus der Bundesrepublik Deutschland das Forschungsinstitut der DBP beim FTZ, Grundig, Heimann, Heinrich-Hertz-Institut, Intermetall, Schneider, TU Braunschweig und Uni Dortmund.

Ferner arbeiten 17 andere Unternehmen bzw. Institutionen aus der Schweiz, Frankreich, England, Belgien, Italien und Schweden am besseren Fernsehbild - langsam wird die Bedeutung von HDTV offensichtlich auch in Europa erkannt.

Darüber wurde bei Thomson-CSF informiert, Philips hatte zum Thema MAC oder gar HD-MAC gar nichts zu sagen, die angekündigte und ausgedruckte Vorführung war gestrichen worden.

Wie die Kosten für eine Übertragungsstrecke halbiert werden können, zeigte Thomson Video Equipement: Zwei Bildquellen werden beim System TTV 7552 Vidiplex über einen Coder halbbildweise ineinander verschachtelt und am Ende mit einem Decoder wieder getrennt. Bei der Wiedergabe macht sich das fehlende Halbbild jedoch bemerkbar, und so hieß es dann auch, daß dieses System vor allem für die Überspielung von Beiträgen bestimmt sei.

(wird fortgesetzt]

Bericht und Photos Rainer Bücken im Sommer 1987
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