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Eine Heft-Seite aus dem Jahrbuch 1935 der "Berliner Illu."

Dies ist ein Einblick in die längst vergessenen 99 Heft-Seiten einer heroisch martialisch überzogenen Verdummungs- und Beschwichtigungs- Propaganda- Zeitschrift der NS Zeit 1935/1936 aus der Reichshauptstadt Berlin. Das AEG Magnetbandgerät "Magnetophon" und das Fernsehen waren bereits erfunden, und die 36. Olympiade warf ihre Schatten voraus. Die Arisierung und die Jundenverfolgung waren in vollem Gange sowie auch die heimliche Aufrüstung von Heer, Marine und Luftwaffe. (Dieses Heft wurde gescannt und überarbeitet im Jan. 2016 von Gert Redlich.)

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Heftseite 59 - Schwenk zu einem unverfänglichen Thema:
"Der Erfindergeist rastet nicht"

"Was Wissenschaft und Technik 1935 leisteten"
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  • Anmerkung : Wieder wird von einem hochpolitischen Thema auf ein nahezu belangloses Thema gewechselt - die Wissenschaft im Reich natürlich.

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Natriumdampflampen auf der Heerstraße (Anmerkung: in Berlin).

Mehr und mehr geht man dazu über, das Glühlampen- oder Bogenlicht durch »kaltes Licht« leuchtender Metalldämpfe zu ersetzen, die genau so arbeiten wie die Neon-Reklameröhren. Der Strom wird dabei nicht mehr zum größten Teil in nutzlose Wärme, sondern wirklich in Licht umgesetzt; man spart bei gleicher
Lichtstärke rund die Hälfte an Strom. Natriumdampf gibt mildes, gelbes Licht.


Schiffe ohne Steuerrad.


Auf dem belgischen Motorschiff »Prinz Baudoin" ist die Druckknopf-Steuerung von Siemens eingebaut. Statt des altgewohnten Handrades drückt der Rudergänger den rechten oder linken Knopf und schaltet damit Elektromotoren ein, die das Ruder bewegen. Ein Ruderlagenanzeiger darüber meldet, wann die richtige Lage erreicht ist.

Freikolben-Kompressor zur Erzeugung von Druckkraft.
Die moderne Industrie verwendet in steigendem Maß Preßluft zum Antrieb von Preßlufthämmern, Bohrern usw. Die letzte Erfindung von Professor Junkers, der Freikolbenkompressor, faßt in genialer Weise Kompressor (Druckpumpe) und Antriebgmotor in einer einzigen Maschine zusammen und erspart damit viel Energieverluste. Bei diesem neuen Kompressor wird in dem schmalen Raum in der Mitte, dem Explosiontsraum, die Luft zusammengepreßt, wenn die beiden Kolben zusammenrücken, und erwärmt sich dabei. Durch die Brennstoffdüse wird dann fein verteiltes Oel in diesen Raum gespritzt, das sich infolge der hohen Temperatur entzündet und explodiert. Die Kolben werden mit großer Gewalt auseinandergetrieben und komprimieren mit ihren breiten Flächen die Luft in den beiden seitlichen großen Zylindern.
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Der technische Fortschritt

Bild 1
Bild 2
Bild 3

Fast möchte es scheinen, als müßte unsere hochtechnisierte Zeit allmählich die Grenze erreichen, "wo" (oh weh !!) weiterer technischer Fortschritt unmöglich wird. Alle Gebiete des menschlichen Wissens sind im letzten Jahrhundert erforscht und ausgebeutet worden. Und wirklich sind wir vielfach wohl nahe an die Grenzen des technisch Möglichen vorgedrungen. Das Flugzeug beispielsweise, mit seinen 300 oder gar 350 km Reisegeschwindigkeit, steht nahe an dem Punkt, der von den Technikern als Grenze betrachtet wird; nur in der Stratosphäre ließen sich viel höhere Geschwindigkeiten noch auf wirtschaftliche Weise erreichen - denn Rekorde oder Laboratoriumsergebnisse und wirtschaftliche Auswertung sind zweierlei.

Gerade das Beispiel des Stratosphärenflugs, mit dem sich die Erfinder aller Länder beschäftigen, zeigt aber, wie immer wieder der Menschengeist über scheinbare Grenzen hinausgreift und das Unmögliche-möglich zu machen sucht. Die innere Triebkraft der Technik, ihre Folgerichtigkeit, drängt ohne Unterlaß von sich aus aus Verbesserung. Immer und immer wieder, in der Stille des Laboratoriums oder in dem haftenden Betrieb der Praxis, überfällt den Erfinder ein neuer genialer Gedanke, eine neue Lösungsmöglichkeit. Sei es, daß alte, schon längst bekannte Tatsachen und Konstruktionselemente auf neue, überraschende. Weise zusammengefügt werden und daß sich damit eine vollkommen neuartige Anwendungsmöglichkeit ergibt, sei es, daß durch einen unscheinbaren und dem Laien kaum verständlichen Trick die Wirkungsweise vorhandener Apparate oder Maschinen entscheidend verbessert wird. So wurde, um nur einige Beispiele zu nennen, die aus der Flugzeugforschung längst bekannte Stromlinie auch auf Auto und Eisenbahn übertragen, so ist es gelungen, die schon aus dem Jahr 1925 stammende Benzin-Synthese aus Wassergas auf ,,kaltem" Weg« nach dem Verfahren von Professor Fischer, dem Direktor des Kaiser-Wilhelm-Jnstituts für Kohlensorschung in Mülheim a. d. Ruhr, jetzt fabrikationsreif zu machen, und so sind durch viele Kleinarbeit die Funktechniker endlich zur Dezimeterwelle, d. h. zu Kurzwellen zwischen 10 Zentimeter und 1 Meter Wellenlänge vorgestoßen.

All diese Ergebnisse freilich, das wollen wir noch bedenken, beruhen nicht nur auf dem ersten genialen Gedanken - sie beruhen mindestens ebensosehr auf der stillen Entwicklungs- arbeit, die in allen Industrie- Laboratorien und Werkstätten geleistet wird und die den Gedanken erst zur Ausführung reif machen auf der stillen Arbeit der tausend namenlosen Arbeiter, Techniker und Jngenieure.
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Bild 1 : Stromlinien-Lokomotive der Reichsbahn.
Die deutsche Lokomotiv-Industrie hat bewiesen, daß die Spitzenleistungen der Motor-Triebwagen und der elektrischen Zugmaschinen auch mit der Dampflokomotive zu erreichen sind. Die Borsig-Lokomotive, die hier das Werk zu ihrer ersten Probefahrt verläßt, erreicht 175 km Stundengeschwindigkeit.
Sie ist völlig stromlinienverkleidet, auch die Übergänge zum Tender und zu den ersten Wagen.
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Bild 2 und Bild 3 : Das ,,Tor aus Heißluft"
Die neuerbaute Flugzeugwersthalle in Berlin-Staaken wurde mit einer Hochdruckwarmwasser-Heizung, die mit 180 Grad Wassertemperatur arbeitet, versehen. In den einzelnen Heizapparaten (Bild rechts) wird oben die kalte Luft eingesaugt und durch den langen Schacht die Warmluft nach unten geblasen: Wenn das 80 Meter lange Tor hochgefahren wird, kann auf diese Weise ein ,,Heißluftschleier" vor die Toröffnung gelegt werden, der verhindert, daß die Halle zu sehr auskühlt.
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1935 - Das Magnetophon.

Der Chef diktiert .......
die Stenotypistin hört ab und schreibt.

Das Magnetophon arbeitet mit einem schmalen Filmband, das mit einer hochmagnetischen Eisenlegierung "imprägniert" ist. Die Sprach- schwingungen steuern einen Elektromagneten, den »Sprechkopf«, der das langsam vorübergleitende Band im Rhythmus der Sprache magnetisiert.

Bei der Wiedergabe erregt das Band in einem zweiten Magnet, dem "Hörkopf", seinerseits Stromschwingungen, die im Lautsprecher oder Kopfhörer hörbar werden.

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Fortschritte im Röntgenwesen.

Das neueste Lungenaufnahme- und Durchleuchtungs-Gerät im Röntgen- Institut des Virchow-Krankenhauses, Berlin. In feststehendem Abstand wird jede Aufnahme mit 1/300 Sekunde belichtet. Gleichzeitig diktiert der Arzt den Befund in das Diktaphon.




Energie aus der Luft.

In Duisburg-Wanheimerort wurde nach Plänen eines Berliner Majors ein neuartiges Windkraftwerk errichtet, das zunächst 70 PS leisten soll. Die Flügel sind vollkommen wie Flugzeug-Tragflächen - geformt und können durch »Verwindungsklappen« der Windstärke angepaßt werden. Der Dynamo sitzt in der Spitze des Turms und wird über einen Treibriemen von der Flügelwelle angetrieben.
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Umstellung auf heimischen Treibstoff.

Immer mehr Wagen stellen sich auf Gasbetrieb um; sei es das in Flaschen verflüssigt mitgeführte Propan oder Butan, sei es Leuchtgas oder Holzgaz, das in einem Generator im Wagen während der Fahrt aus Holz erzeugt wird. In Berlin fand eine Werbefahrt von über hundert Fahrzeugen statt.

Auch für den Personenwagen hat man bereits Holzgasbetrieb. Der Generator ist sehr geschickt verkleidet und von außen nicht wahrnehmbar.
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  • Anmerkung : Damals war es glaubwürdig, heute ist es als ganz gezielte Kriegsvorbereitung diagnostiziert worden. Deutschland hatte (und hat) außer Kohle so gut wie keine Energie-Rohstoffe wie Öl oder Erdgas. Und im Falle eines Krieges war die Energieversorgung essentiell wichtig, worauf die Generäle immer wieder hingewiesen hatten.

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und wieder wird zurück in die Politk "geschwenkt" .....

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