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Die Lebensbiografie von Akio Morita (aus 1986), dem berühmten SONY Mitbegründer - Er war "Mister Japan"

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Akio Morita sinniert über seine Visionen von 1985

Es gibt bereits Autos, die verbal auf Defekte oder nachlassende Betriebssicherheit der Bordsysteme hinweisen, auf eine nicht geschlossene Tür aufmerksam machen oder zum Nachtanken auffordern.

Es gibt automatische Navigationshilfen, die auf einem kleinen Bildschirm im Armaturenbrett anhand eines Kartenausschnitts die günstigste Route anzeigen. Auf einer einzigen Compact-Disc lassen sich bereits die Daten Tausender von Streckenkarten speichern.

Eines Tages wird man auf dem Bildschirm die jeweilige Position des Fahrzeugs auf dem geschwindigkeitssynchron verschobenen Kartenausschnitt ablesen können. Wenn es ein solches Gerät gibt, wird sich niemand mehr verfahren.

Ich rechne mit einem System, das Auffahrunfälle und andere ungewollte Kontakte unmöglich macht - und noch mit vielen anderen Sicherheitsmaßnahmen. All das ist machbar, weil es hochleistungsfähige Bord-Mikroprozessoren gibt.

Doch gleichviel, was hinsichtlich Bequemlichkeit und sicherer Handhabung eines Autos verbessert wurde oder noch zu übertreffen bleibt - an der Grundkonzeption wird sich aller Voraussicht nach kaum etwas ändern.
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Irgendwann erreichen wir das "Optimum"

Vier Räder, ein Motor, dazu Chassis und Karosserie werden das Individualverkehrsmittel Auto auch weiterhin kennzeichnen, doch langsam nähern sich alle Hersteller dem Optimum.

Da alle Verbesserungen irgendwie auf größere Sicherheit und Verläßlichkeit abzielen, werden sich die einzelnen Fabrikate bei Fortsetzung dieses Trends irgendwann nicht mehr nennenswert voneinander unterscheiden.

Von verkaufstechnischer Warte her gesehen nehme ich an, daß die Kundschaft im Bewußtsein gleicher Standards dann die Kaufentscheidung nur noch vom subjektiv gefälligeren Styling abhängig machen wird. Die technischen Verbesserungen wird man, sobald sie sich durchsetzen, vernünftigerweise für selbstverständlich halten.
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Als ich damals Autofahren lernte .....

Als ich fahren lernte, galt das Autofahren noch als eine Art besonderer Technologie: um die Führerscheinprüfung zu bestehen, mußte ich die Motorentechnik und das Prinzip der Kraftübertragung in allen Einzelheiten kennen. Heute ist das nicht mehr notwendig.

Macht unser Auto Schwierigkeiten, wenden wir uns an den Fachmann. Manchmal bedaure ich es, nicht mehr am Auto herumbasteln zu müssen, doch die eingesparte Zeit kann ich heute anderen Dingen widmen. Leute meines Alters und auch viele Jüngere wissen, daß früher ein platter Reifen etwas Alltägliches war. Heute ist ein Reifenwechsel nur noch sehr selten nötig.

Die Röhren der Radios und ersten Fernseher ....

Früher, als die Röhren der Radios und ersten Fernseher noch sehr unzuverlässig funktionierten, gab es in allen einschlägigen Geschäften Röhrenprüfgeräte; man konnte dort Funktionstests vornehmen und gegebenenfalls Ersatz kaufen.

Transistoren, Dioden, Halbleiter, integrierte Schaltkreise und verbesserte Montagetechniken erhöhten die Zuverlässigkeit der Geräte. Lötautomaten und raffinierte Qualitätskontrollen, dazu neue und widerstandsfähigere, zuverlässigere Materialien haben die Reparaturanfälligkeit stark vermindert.

Doch da die Produktqualität besser wird und der technische Fortschritt nicht stillsteht, sind wir als Industrie gefordert, neue und ansprechende Produkte zu schaffen, damit uns die Kundschaft erhalten bleibt. Wir können geschäftlich nur bestehen, wenn wir unser Angebot fortwährend verbessern. Dazu bedarf es neuer Technologien.

Das Beispiel mit dem Laser und dem CD Spieler

Da die Laser-Technologie in Gestalt des neuen CD-Systems nun auch jedem Haushalt zugänglich ist, läßt sich Musik in bislang ungekannter Klangtreue reproduzieren. Ein winziger Laser liest die auf einer plastikbeschichteten Aluminiumplatte codierten Informationen (und man braucht keine Nadel mehr, die den Rillen herkömmlicher Platten folgt).

Das CD-Prinzip bedeutet den Beginn einer neuen Ära! Man hört Musik, wie sie original gespielt wurde, und zwar ausschließlich Musik - es gibt keine Bandgeräusche, kein Knistern und Knacken mehr, wie man es zum Beispiel von zerkratzten oder angestaubten Platten her gewöhnt war. Dafür entspricht der Dynamikbereich der Wiedergabe der des Originalklangs jedoch absolut.

Herbert von Karajan war von dieser Neuentwicklung so angetan, daß er sich in meiner Gegenwart in Salzburg wie später in Tokio vor der internationalen Presse bereits lobend äußerte, noch bevor wir unser volles Programm an CD-Players auf den Markt gebracht hatten und auch Platten erst in sehr begrenzter Zahl zu haben waren.

Die bedeutsamste Erfindung dieses Jahrhunderts - der Laser

Manche meiner Kollegen aus der Elektronik-Branche halten den Laser für eine der bedeutsamsten Erfindungen dieses Jahrhunderts; von der Bedeutung her nur mit Transistor, IC und dessen jüngsten Verbesserungen zu vergleichen.

Dieser Auffassung will ich mich gern anschließen. Es besteht nämlich kein Zweifel, daß die Lasertechnologie unser Leben verändert hat und noch für Jahrzehnte weiter verändern wird.

Die ersten Anwendungsmöglichkeiten in Industrie und Medizin waren beeindruckend: Die Verwendung des Lasers in der Chirurgie war ein Quantensprung - fort von alten Zeiten, als der Operateur dem Krankheitsherd allein mit dem Skalpell zu Leibe rücken konnte.

Männer mit Weitblick brachten dann den Laser ins Wohnzimmer. Doch die Verwendung im audiovisuellen Bereich ist erst der Anfang; der Laser repräsentiert die Schlüsseltechnologie einer langen Reihe häuslicher Verwendungsmöglichkeiten, angefangen bei Alarmanlagen bis hin zu Informations- und Regelsystemen.

Auf einer einzigen 4,7"-CompactDisc lassen sich etwa 275.000 Textseiten speichern. So ist zum Beispiel die komplette Grolier-Enzyclopaedie, digital codiert, bereits auf CD erhältlich. Jede beliebige Seite läßt sich sozusagen durch Knopfdruck abrufen.

Man kann inzwischen Informationen aller Art auf derartigen Scheiben abspeichern, um zu gegebener Zeit wieder darauf zurückzugreifen. Forschern, Bibliotheken, Publizisten und Wirtschaftsunternehmen eröffnen sich damit große Möglichkeiten.

Ein CD-System als Zusatzgerät oder integraler Bestandteil eines Computers, dem per Telefonleitung der Zugang zu jeder beliebigen Datenbank der Erde möglich ist, brächte eine bemerkenswerte Kapazitätssteigerung mit sich. Was die Anwendungsbereiche der Lasertechnologie, der Computer und Kommunikationselektronik betrifft, so haben wir erst die Spitze des Eisbergs zu sehen bekommen.
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Erfahrungen aus dem Bereich Sony-Home- und Personalcomputer

Mein Sohn Masao, verantwortlich für die Sony-Home- und Personalcomputer, ist manchmal etwas ungehalten, weil das Topmanagement seiner Ansicht nach seinen Aufgabenbereich nicht nachdrücklich genug fördert.

»Tag für Tag stehe ich unter Druck, um neue Ideen für weitere häusliche Verwendungsmöglichkeiten des Computers zu produzieren«, sagt er, »doch das ist eine schwierige Sache. Die Leute stellen sich einen separaten Computer mit Diskettenlaufwerk und schreibmaschinenähnlicher Konsole vor. Sie sind ohnehin nur schwer von der Notwendigkeit eines Computers zu überzeugen, unser Ziel ist jedoch eine Maschine zum Sammeln und Verarbeiten von Informationen, und dabei handelt es sich um etwas gänzlich anderes. Jeder hat Fernsehen und Telefon; denkt man sich einen Computer dazu, so hat man bereits die Grundkonstruktion eines Informationssystems. Man braucht schließlich nur noch entsprechende Software. Es steht völlig außer Zweifel, daß der allgemeine Trend in diese Richtung geht.«
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Zögernde Fortschrittlichkeit - War das zu meiner Zeit auch so ?

Es erstaunt mich bisweilen, daß uns trotz vermeintlicher technologischer Fortschrittlichkeit des Topmanagement aus den Reihen der unteren Führungskräfte des öfteren vorgeworfen wird, von neuen Technologien zu zögernd Gebrauch zu machen.

Vermutlich haben wir uns zu unserer Zeit auch nicht anders verhalten. Masao meint: »Vor ein paar Jahrzehnten gaben die erfahreneren Mitarbeiter dieses Unternehmens ihr Know-how an die jüngeren weiter. Die älteren Führungskräfte kannten die Analogtechnologie in- und auswendig, weshalb man sie zu Recht idolisierte. Doch heute verstehen frisch diplomierte Nachwuchskräfte von der Digitaltechnologie mehr als ihre älteren Vorgesetzten, so daß sie ihr neues Know-how von unten nach oben reichen - damit hat sich eine völlig neue Lage ergeben.«

Es erweist sich als eine besondere Stärke des Hauses Sony, das NIH-Syndrom infolge einer flexiblen Unternehmensstruktur gar nicht erst aufkommen zu lassen.*).

*) >Not Invented Here< meint das weitverbreitete Phänomen, daß Vorgesetzte eigene Ideen bei aller Unzulänglichkeit noch immer für weitaus besser halten als jedes fremde Gedankengut. (A. d. Ü.)
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Die Regsamkeit der unteren Ränge fördern und honorieren

In manchen japanischen Firmen mit traditionellem Selbstverständnis hat der Mangel an vergleichbarer Flexibilität jedoch nachteilige Folgen. Obwohl die heute grauen oder kahlen Köpfe unserer Unternehmensspitze nachweislich einige der besten Ideen geliefert hatten, haben wir die Regsamkeit der unteren Ränge jederzeit gefördert und honoriert.

So wollen wir es nicht nur weiterhin halten, in den kommenden Jahren muß den Anregungen des Nachwuchses sogar verstärkt Gehör geschenkt werden. Viele unserer technologischen Durchbrüche - vom Transistor über die Trinitron-Röhre bis hin zu unserem hochzeiligen Fernsehverfahren - verdanken wir unnachgiebigen jungen Leuten, die ihren Kopf durchsetzen durften.
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Es wird neue Kommunikationssysteme geben

Mit dem Eintritt ins nächste Jahrzehnt sehen wir neuen Kommunikationssystemen entgegen. "Schüssel"-Antennen für den Satellitenempfang sind in den Vereinigten Staaten bereits heute erschwinglich und entsprechend verbreitet.

Im Rundfunkwesen wird sich daher etwas ändern müssen; denn selbst mit einer nur kleinen Parabolantenne kann man sich aus zahlreichen und unterschiedlichsten Quellen ungeheure Informationsmengen ins Haus holen.

Dies setzt jedoch vielseitigere VCR- oder Laser-Disc-Systeme voraus, um diese Informationen für einen späteren Rückgriff speichern zu können. Damit werden nicht nur die elektronischen Medien allein berührt, sondern auch ihre Werbekunden. Manche amerikanischen Kabelfernsehstationen senden bereits verzerrte Signale aus, damit Besitzer von Parabolantennen ohne zugelassenen Entzerrer (wir nennen das heute den Decoder) kein Bild empfangen können.

Doch das elektronische Grundwissen ist so frei zugänglich, es gibt kaum Geheimnisse, so daß pfiffige Techniker sehr schnell nichtgenehmigte Entzerrer bauten.

Wir kennen dieses Problem aus der Anfangszeit der Computer, als clevere junge Leute die sorgfältigst gehüteten Systeme knackten. Datenschutz wird nach meinem Dafürhalten mit dem Eintritt ins nächste Jahrhundert, wenn selbst die kleinen Computer der neuen Generation eine atemberaubende Arbeitsgeschwindigkeit haben und Millionen von Rechenschritten in Sekunden vornehmen können, noch schwieriger werden.
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Was sich in 40 Jahren alles geändert hatte

Jetzt und heute (1985) tritt die herkömmliche Langspielplatte bereits zugunsten der CD zurück. Die Umwälzung läßt sich in etwa mit dem Übergang von den alten 78er-Schellackplatten zu den moderneren 33er LPs vergleichen.

Kleine 8mm-Video-Kameras werden in Kürze zur Standardausrüstung des Amateurfilmers gehören und die größeren Betamovie- und VHS-Kameras ebenso verdrängen, wie die 8mm-Filmkameras in der Ecke verschwanden.

Das moderne hochzeilige (japanische) Video-Verfahren [1125 Bildzeilen statt 525 (USA) oder 626 (europäisches Fernsehen)] liefert Schirmbilder, die von Schärfe und Qualität her mit guten Standfotos vergleichbar sind und daher die Augen der Zuschauer kaum noch strapazieren.

Diese neue Aufnahme- und Wiedergabetechnik wird auch in der Filmwirtschaft zu Umstellungen führen. Wegen der gegenüber dem herkömmlichen Fernsehen erheblich größeren Leuchtdichte ist die alte, große 35mm-Filmkamera heute schon entbehrlich.

Der gewaltige Fortschritt mit dem Videoband

Regisseur Paul Schrader, der >Mishima< teilweise mit einer Videokamera filmte, war von dem Ergebnis dieses Versuchs sehr angetan. Nach Francis Ford Coppolas Schätzung lassen sich die Produktionskosten auf diese Weise bis zu dreißig Prozent senken, zum großen Teil auf Grund eingesparter Zeit.

Da beim Videoband keine chemische Entwicklung des >belichteten< Materials mehr erforderlich ist, läßt sich jede Szene unmittelbar nachkontrollieren. Manche Regisseure halten jede Einstellung zusätzlich auf Videoband fest, um unverzüglich prüfen zu können, ob die Szene gelungen ist oder wiederholt werden muß.

Doch Videoband läßt sich erst nach Überspielung auf fotografisches Material im Kino vorführen. Spezialeffekte sind elektronisch aber viel einfacher zu erzielen als bei herkömmlicher Aufnahmetechnik. Man braucht heute keine dünnen Drähte mehr, um >Superman< augenscheinlich durch die Luft sausen zu lassen. Ich glaube, unsere hochzeilige Video-Technologie wird sich noch vor der Jahrtausendwende in der Filmwirtschaft durchgesetzt haben.

Anmerkung :Hier irrt Akio Morita, denn z.B. das HD Zentrum Oberhausen ging an den Unzulänglichkeiten der damals aktuellen Technik in die Pleite.
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SONY und die Luft- und Raumfahrttechnologie

Bei derlei Überlegungen fällt mir auf, daß wir uns mit manchen Techniken beschäftigen, die das Überleben der Menschheit am glaubwürdigsten verheißen.

In meinem Unternehmen widmen wir uns nicht gezielt der Luft- und Raumfahrttechnologie, doch andere japanische Firmen wenden sich diesem Sektor in verstärktem Maße zu.

Boeing läßt Bauteile seiner Großraumflugzeuge in Japan fertigen. In erfolgreicher Zusammenarbeit mit englischen und anderen europäischen Firmen bemüht sich Japan um die Entwicklung neuer Antriebsaggregate.

Mit Japans neuer H-Serie einer dreistufigen Transportrakete wird man in den neunziger Jahren zwei Tonnen schwere Satelliten in eine geostationäre Umlaufbahn bringen können.
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Wir haben ganz gezielt unsere Spezialitäten aufgebaut

Doch die Gebiete, denen in der Zukunft vermutlich größte Bedeutung beigemessen wird - Opto-Elektronik, Digitaltechnologie, Video- und Lasertechnologie -, sind zufällig allesamt unsere Spezialität.

Die Antwort auf die Frage, wohin dies unser Unternehmen führen wird, bleibt jedoch der Phantasie überlassen. Ich glaube nicht, daß sich irgendeine andere Firma so stark auf diese Technologien spezialisiert hat wie wir; doch gebe ich meinen Kollegen oft zu bedenken, daß sich andere ebenfalls mit diesen Sektoren befassen.

Die Führungsrolle wird einmal jenem Unternehmen zufallen, das seine Technologien am besten zu handhaben weiß. Anzunehmen, daß alles bereits zum besten steht, weil wir ja im Besitz dieser Technologien seien, halte ich für falsch.
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Erkenntnis : Auch unser Vorsprung ist vergänglich

Nein, statt dessen müssen wir zusehen, daß wir unseren noch unbestreitbaren Vorsprung bestmöglich nutzen. Wir haben Milliarden in Forschung und Entwicklung investiert, während andere Firmen tatenlos zusahen, um später auf dem von uns vorbereiteten Acker zu ernten. Daran läßt sich nichts ändern, ich möchte mich auch gar nicht beklagen.

Wir haben uns unserer besonderen Fähigkeiten auf diesen entscheidenden Gebieten gerühmt, und unsere Unternehmensleitung hat in den nächsten fünfzehn Jahren herauszufinden, wozu wir darüber hinaus noch in der Lage sein werden.

Wir müßten Schlafmützen sein, wenn wir auf so fettem Boden keine reiche Ernte einbringen sollten.
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Gibts das noch ? >Forschung macht den Unterschied<

Ein Ressortchef fragte mich einmal, was denn aus unserem Slogan >Forschung macht den Unterschied< geworden sei. In unseren Anzeigen der letzten Zeit sei der Spruch nicht mehr aufgetaucht.

Daraufhin erklärte ich ihm, daß unseren Mitarbeitern durch diesen Slogan der Eindruck vermittelt würde, Forschung allein reiche schon hin, um ein Unternehmen in Blüte zu halten. So ist es wirklich nicht.
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Dazu eine Menge Beispiele :

Zur Erläuterung kam ich auf die Franzosen zu sprechen. In Frankreich, dort richtete man sich nach unserem alten Slogan, wurden infolgedessen viele einmalige Sachen zustande gebracht.

Das Prinzip der Caravelle - Aufhängung der Triebwerke am Heck der Maschine - war eine neue Idee, die von vielen Flugzeugherstellern aufgegriffen und erfolgreich verwertet wurde; doch die Franzosen selbst zogen keinen Nutzen daraus. Sie vergaßen, das Grundprinzip zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Citroen baute ein wunderbares Auto mit hydropneumatischer Federung und eigenwilliger, windschlüpfiger Karosserie, doch gab es Probleme, und der Wagen ließ sich nicht in so großen Stückzahlen vermarkten.

Frankreich baut hochmoderne Waffensysteme wie die Exocet-Rakete, dazu Atomwaffen, Schiffe, Überschalljäger, Ariane-Transportraketen usw. (Japan produziert Waffen nur in geringer Zahl und für den Eigenbedarf; unsere Verfassung verbietet den Export von kriegswichtigem Gütern jeder Art, so daß wir auf diesem Gebiet nicht konkurrieren können.)

Von den französischen Hochgeschwindigkeitszügen war bereits die Rede, doch wer zu dieser Technologie Zugang sucht, wendet sich heute (1985) an Japan.

  • Anmerkung : Neben Japan und Frankreich ist 1985 und später immer noch der Siemens ICE im Rennen. Die Chinesen kommen erst viel viel später.


Die Engländer erfanden das moderne Düsentriebwerk (Rolls Royce) - (in Deutschland gab es Strahltriebwerke schon gegen Ende des Krieges), doch verhinderte die Niederlage die Weiterentwicklung des Prinzips. Die nur in geringen Stückzahlen gebaute Me 262 blieb das einzige Weltkriegs-Kampfflugzeug mit Düsenantrieb *)
- und bauten die "Comet", das erste Düsenverkehrsflugzeug der Welt. Doch die >Comet< hatte ein unglückliches Schicksal, und England mußte seine Führungsrolle im Triebwerks- und Zellenbau an Amerika abtreten.

*) Das erste Flugzeug mit Turbinenstrahlantrieb, die Heinkel He 178, flog bereits am 27.8.1939. (A. d. Ü.)
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Sich um Verbesserungen bemühen, um den Vorsprung zu halten

Es wäre unklug, irgend etwas anders als andere zu machen und sich damit dann zufriedenzugeben. Man muß sich etwas einfallen lassen, um eine Neuentwicklung geschäftlich auszuwerten. Deswegen muß man sich jederzeit um Verbesserungen bemühen, um seinen Vorsprung zu halten.

Unser Forschungsdirektor verweist auf die Notwendigkeit einer ständigen Abstimmung zwischen seinem Ressort und kaufmännischen Bereichen wie Vertrieb und Marketing. Diese Kommunikation haben wir stets anzuregen versucht. Ich glaube, die Gründe für den technischen Stand der japanischen Industrie sind darin zu sehen, daß unsere Unternehmen sich für rückständig hielten und daher bereitwillig Lehrgeld zahlten. Doch angelerntes Wissen trägt nur Früchte, wenn man es selbständig durch eigene Erkenntnisse anreichert.
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Doch die Zukunft verlangt größere Flexibilität von allen

Nicht nur wir - alle Unternehmen sind gefordert, neue Technologien, neue Entwicklungen und neue Erzeugnisse beherrschen zu lernen. Wir werden unzählige neue Ideen produzieren müssen.

Wir werden alle unsere Technologien zusammenfassen müssen, um die künftig verlangten kompletten Systeme zu schaffen. Das aber setzt ein Umdenken voraus.

Als wir noch ein Kleinunternehmen waren, stellte die eine Abteilung Transistoren, die andere Tonbandgeräte und die dritte Rundfunkempfänger her. So kann es in Zukunft nicht bleiben.

Wir müssen das gesamte technische Können unseres Unternehmens zusammenfassen und es als ein einziges System sehen. Das tun wir inzwischen.

Das alte Prinzip wurde von den meisten Unternehmen, unter anderem auch von uns, so lange für gut befunden, wie die Leute zufrieden waren und einzelne Abteilungen der Gesamtbilanz des Unternehmens nicht zur Last fielen. Doch in Zukunft wird größere Flexibilität verlangt, und das Ingenieurswissen der einen Abteilung muß allen anderen zugute kommen.

Das Wissen, wie man seine Ingenieure am besten einsetzt, wird darüber entscheiden, ob ein Unternehmen auch in kommender Zeit noch Erfolg hat.

Für einige unserer Konkurrenten dürften die Probleme schon heute beginnen. Sie sehen ein, daß sie ihre selbständigen Teilbereiche zu einem System verschmelzen müssen, doch muß der begehbare Weg erst noch gefunden werden.
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Technologie-Management ist das Schlüsselwort

Technologie-Management wird in den kommenden Jahren überall in der Welt zum Schlüsselwort für unternehmerischen Erfolg werden. Wir sind in dieser Kunst bereits recht bewandert. Bei Sony wird einmal im Monat vor allen Spitzenmanagern und Ressortchefs Forschungsbericht erstattet.

Jeweils fünf oder sechs Referenten bringen uns dabei dann den Stand der Forschung auf den wichtigsten Sachgebieten nahe. Die jeweilige Projektgruppe muß ihre besondere Problematik vortragen und dartun, welcher Teil des Etats bereits in Anspruch genommen wurde.

Ferner ist interessant, inwieweit die jeweilige Gruppe noch im Zeitplan liegt und wann frühestens oder spätestens mit einem erfolgreichen Abschluß des Projekts zu rechnen ist.

Steht eine Gruppe unmittelbar vor dem Erfolg, so wird uns auch schon einmal das fragliche System oder Gerät demonstriert. Wird uns über eine streng geheime Sache berichtet - sagen wir einmal, es geht um Digitalrecorder gänzlich neuen Typs -, so hören wir uns den Vortrag an und schicken dann die Forschungsgruppe hinaus, um hinter verschlossenen Türen zu beratschlagen, ob sich die Forschungsergebnisse wirtschaftlich verwerten lassen.

Wir haben schon so manchen verblüffenden Bericht gehört und trotzdem weitere Arbeiten bis auf weiteres einstellen lassen, weil uns die Idee von der unternehmerischen Seite her nicht zu überzeugen vermochte.

In manche Projekte haben wir gar große Summen investiert, ehe wir sie fallenließen, doch das ist immer noch besser, als bei einem undurchführbaren Vorhaben gutes Geld dem schlechten nachzuwerfen.

Wir sind zu solcher Rigorosität gezwungen, denn die Kosten für Forschung und Entwicklung reduzieren unsere Gewinne beträchtlich; wenn also ein Projekt kaufmännisch nicht ratsam ist, dann gibt es keine Rechtfertigung, daran festzuhalten. Das Geheimnis des Erfolges heißt: beizeiten aufhören können.

  • Anmerkung : In 1982 kaufte SONY den damaligen Marktführer bei den neuen 24-Spur Studio-Tonbandgeräten, die Firma MCI in Fort Lauderdale Florida. Ein Jahr und ein paar Monate später wurde diese MCI/SONY-Abteilung aufgelöst, der digitale DASH Recorder war inzwischen da.

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Nicht nur kontrollieren, auch planen und koordinieren

Da unser Unternehmen inzwischen so stark gegliedert ist, kam es immer wieder vor, daß so manche Entwicklungsarbeiten parallel nebeneinander liefen; vor ein paar Jahren schon fiel mir auf, daß die eine Sparte Erkenntnisse für sich behielt, die einer anderen entscheidend weitergeholfen hätten.

Seither veranstalten wir allmonatlich ein internes Technologie-Symposion, auf dem die Ressortchefs und ihre Forscher über ihre Arbeit berichten und etwaige Erkenntnisse austauschen können.

Von noch größerer Tragweite war meiner Meinung nach jedoch die Reorganisation der höchsten Führungsebene: zusätzlich zu den herkömmlichen Abteilungen Rechnungswesen und Unternehmensplanung richteten wir eine Planungs- und Koordinationsabteilung für Forschung und Entwicklung ein, die der Unternehmensleitung untersteht.

Zuvor war zu beobachten, daß Rechnungswesen wie Planungsstab erst sehr spät erfuhren, was im Gange war. Wenn auf dieser Ebene bekannt war, welche Gelder in Forschung und Entwicklung geflossen waren und mit welchen Projekten man sich gerade beschäftigte, konnten sich bereits große Verluste ergeben haben.
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Zum Gewinne erwirtschaften braucht es Ziele

Schließlich sind wir kein Forschungsinstitut, und wenn wir auf irgendeinem Gebiet die Entwicklungsarbeiten fortzusetzen beschließen, dann sollten die Verantwortlichen wenigstens von vornherein ihr Ziel kennen.

Diese Auffassung hält uns jedoch keineswegs von Grundlagenforschung ab; im Gegenteil, wir geben ihr breiten Raum. Für den Aufnahmekopf unseres Video-8 Systems ist zum Beispiel ein besonderes, exotisches Material nötig, das von den Metallurgen in unserem Forschungszentrum entwickelt wurde, als wir dieses Video-Projekt noch gar nicht ins Auge gefaßt hatten.

Allerdings wußten wir, daß Aufzeichnen mit hoher Informationsdichte einmal ein wichtiges Verfahren sein würde, und daher ließen wir die Metallurgen gewähren.

Völlig unabhängig davon zeigte sich damals schon, daß auch neue Aufnahmeköpfe entwickelt werden mußten. Es ergab sich, daß sich dafür neue Materialien empfahlen. Die Materialforschung und die Entwicklung eines neuen Aufnahmekopfes trafen sich also zur rechten Zeit. Doch so glücklich fügt es sich nur selten.
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Unsere eigene SONY-Technologie-Messe nur für Mitarbeiter

Einmal jährlich veranstalten wir unsere eigene Technologie-Messe, auf der alle unsere Sparten und Projektgruppen mit eigenen Ständen vertreten sind. Nur Sony-Mitarbeiter haben Zutritt, und die Eingangskontrollen sind entsprechend streng.

Im vorigen Jahr sahen sich sechstausend Mitarbeiter aus Japan und Übersee unsere interne Schaustellung an. Es geht dabei zu wie auf einer richtigen Messe; Ingenieure und Techniker stehen Rede und Antwort, die Besucher nehmen Informationsmaterial mit nach Hause oder verabreden sich zu späterem Erfahrungsaustausch. So mancher findet nützliche Anregungen für sein eigenes Arbeitsgebiet.

Schwer zu sagen, wieviel Kosten man spart, doch nach unserer Erfahrung kann man zu effizienterem Mitteleinsatz gelangen, wenn man Forschung und Entwicklung fest im Auge behält und Zwei- und Mehrgleisigkeit nur dann gestattet, wenn ein Problem zweckmäßigerweise von verschiedenen Ansätzen her gelöst werden sollte.
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Nicht alle Ziele sind klar erkennbar und anzusteuerbar

Es wäre schön, wenn die nächsten Ziele klar erkennbar und ohne weiteres anzusteuern wären. Wenn es zum Beispiel nur darum ginge, einen neuartigen Video-Recorder zu konstruieren.

Doch wenn man komplette Systeme neu einführen will, so kann man sich vertun, weil das betreffende System trotz konkreter Vorstellungen davon uns noch nicht geläufig ist.

Computerhersteller zum Beispiel stehen fortwährend vor diesem Problem. Wenn man einen Computer konstruiert, darf man ihn nicht als von allem losgelöstes Gerät von begrenzten Einsatzmöglichkeiten verstehen, das mit dem Alltag des Menschen in keinerlei Verbindung steht.

Wie ich bereits sagte, muß sich ein Computer in nicht allzu ferner Zukunft an größeren Informationsnetzwerken anschließen lassen; Bereiche wie häusliche Sicherheit, Wettervorhersage, finanzielle Angelegenheiten, Einkäufe usw. müssen von dem System abgedeckt werden.
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Nicht Einzelteile sondern bedarfsgerechte Komplettsysteme

Die Produktion von Teilen eines solchen Systems hilft einem Unternehmen dann nicht mehr weiter; das erfolgreiche Unternehmen muß bedarfsgerechte Komplettsysteme anbieten.

Früher war es ausreichend, für sich allein brauchbare Geräte wie Audio- und Video-Recorder herzustellen, doch in Zukunft ist es damit nicht mehr getan. Damals produzierten wir im Glauben, daß man unsere Erzeugnisse nachfragen würde, sobald man sich von ihrer Brauchbarkeit überzeugt habe.

Doch in der Welt von morgen wäre solches Denken einfältig; man wird von einem breiteren Ansatz ausgehen müssen.
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Das Problem mit den Patenten

Da es heute jedem Unternehmen sehr viel Mühe macht, die technischen Details fremder Patente im Auge zu behalten, würde ich es sehr begrüßen, wenn sämtliche Patente bald in einer einzigen großen Datenbank zusammengefaßt würden.

Man könnte die Daten auf Bildplatten speichern und permanent aktualisieren. Das brächte beträchtliche Vorteile, denn wenn eine solche Datenbank Teil des weltweiten Informationssystems wäre, könnte jeder Interessierte jedes beliebige Patent prüfen und den Inhaber gegebenenfalls zwecks Lizenznahme kontaktieren.

  • Anmerkung : Das ist nach 2000 erst verwirklicht worden, als das Internet etwa um 1995 seinen Durchbruch hatte. Die meisten Patent-"ämter" (DPA) oder Patentbehörden haben ihre Daten inzwischen veröffentlicht und wie bei uns in Deutschland-West zweisprachig offengelegt.

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