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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Neues aus der Industrie

Kathodenzerstäubung in der Schallplattenfabrikation (1935)

Den ersten Schritt zur Herstellung der Preßmatrizen für Schallplatten, die mittels galvanischer Verkupferung erfolgt, bildet die Herstellung einer homogenen, elektrisch leitenden Schicht auf der beschrifteten Fläche des Wachses.

In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wurde diese Schicht von den europäischen Schallplattenfabriken durch ein Verfahren hergestellt, das unter dem Namen „Graphitierung" bekannt ist. Das Wachs wird hierbei horizontal auf einen Drehteller aufgelegt und unter stetigem Drehen auf seine Oberfläche mittels feiner Flachpinsel Metallstaub aufgerieben.

Bestäuben mit Graphitpulver oder Bronzestaub

Meist wird allerfeinstes Graphitpulver oder Bronzestaub bei dieser Operation verwendet. Dieses Verfahren hat nicht nur den Nachteil, daß es ein Bedien-Personal mit besonderer manueller Geschicklichkeit voraussetzt und trotzdem gelegentliche Mißerfolge unvermeidlich sind, sondern es leidet auch unter dem grundsätzlichen Mangel, daß die Leitfähigkeit einer solchen, aus Einzelkörnern zusammengesetzten Schicht eine verhältnismäßig geringe ist, so daß es bei der nachfolgenden galvanischen Verkupferung geraume Zeit in Anspruch nimmt, bis sich auf der Graphitschicht ein zusammenhängender Kupferniederschlag gebildet hat, der durch Fortsetzung der Operation dann bekanntlich bis auf etwa 1mm Dicke verstärkt wird.
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Alternativ die die chemische Methode

Eine andere Methode der Herstellung einer leitfähigen Oberflächenschicht, die chemische, wurde verhältnismäßig selten angewendet. Sie besteht grundsätzlich darin, daß eine alkalische Lösung von Silbersalzen in einem Gefäß, in welches das Wachs eingebracht wurde, reduziert wird, wodurch sich auf der Oberfläche des Wachses metallisches Silber niederschlägt.

Es handelt sich also hier um ein Verfahren, das den Verspiegelungsverfahren von Glas durchaus analog ist. Während man jedoch zu verspiegelnde Glasflächen durch mechanische und chemische Oberflächenbehandlung vollständig entfetten und hierdurch ein gutes Haften des Silberniederschlags erreichen kann, ist hier der Silberniederschlag geradezu auf einer „fetten" Fläche, nämlich der Wachsoberfläche, aufzubringen.

Es wird daher durchaus verständlich, daß die chemische Methode außerordentlich schwer zu beherrschen ist und deshalb von jenen Schallplattenfabriken, die sich ihr gelegentlich zuwandten, bald wieder verlassen wurde.
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Die dritte Methode .......

Die dritte Methode, von deren laboratoriumsmäßiger gelegentlicher Anwendung in Amerika man häufig las, ist die der Kathodenzerstäubung. Befinden sich innerhalb eines luftabgeschlossenen Raums, in dem ein sehr geringer Gasdruck herrscht, zwei Elektroden, zwischen die eine Spannung geeigneter Höhe gelegt wird, so tritt der folgende Vorgang ein.

Die Kathode wird erwärmt und beginnt allmählich zu zerstäuben, wobei ihre Moleküle in der Richtung zur Anode geschleudert werden.

Dieser Vorgang kann natürlich grundsätzlich auch zur Herstellung leitender Metallüberzüge auf Wachsen benutzt werden, doch traten in der Praxis hierbei Schwierigkeiten auf, deren Überwindung zunächst nicht gelingen wollte.

Hierher gehörten u. a. die Ungleichmäßigkeit der durch Zerstäubung hergestellten Schicht und das Auftreten erheblicher Erwärmung der Wachsoberfläche durch Elektronenbombardement, welches die Details der Schallrille beschädigte.

Der Telefunken G.m.b.H. ist es nun in jüngster Zeit gelungen, dieser Schwierigkeit restlos Herr zu werden, so daß in der Fabrikation der letzten Monate ausschließlich das Verfahren der Kathodenzerstäubung Verwendung findet.

Die nebenstehende Abbildung zeigt in geöffnetem Zustande einen Zerstäubungstresor, der von Telefunken benutzt wird und den die Berliner Presse bei einer kürzlich stattgefundenen Führung in und außer Betrieb besichtigen konnte.

Die Demonstration bei Telefunken

Wie man aus der Abbildung erkennt, ist genau in der vertikalen Mittelebene des Tresors eine Reihe von Silberdrähten angebracht, welche als Kathode an eine Wechselspannung angeschaltet sind, der zwei Gruppen von Anoden - Spannschienen mit daran befestigten Wachsen - gegenüberstehen.

Bild: Der geöffnete Tresor der Kathoden-Zerstäubungsanlage in der Berliner Singakademie mit den an Laufschienen eingehängten Wachsplatten. In der Mitte die zur Zerstäubung kommenden Silberdrähte.

Nach Einhängen der Wachse wird der Tresor luftleer gepumpt, wobei übrigens auch noch durch ein eingesetztes Phosphorpräparat besonderer Wert auf die Entziehung jeder Spur von Feuchtigkeit gelegt wird.

Sodann wird an die Elektroden eine Wechselspannung von 1.800 Volt bei 50Hz Netzfrequenz gelegt und die Stromdichte dadurch reguliert, daß in dem Tresor der Gasdruck durch Einlassung von reinstem Wasserstoff verändert wird.

Dieser Arbeitsvorgang der Kathodenzerstäubung dauert etwa 10 Minuten und hat zur Folge, daß die Wachse mit einer hochglanzspiegelnden Silberschicht von 6 Mikron Dicke überzogen sind, die so fest haftet, daß sie nur durch Abkratzen entfernt werden kann.

Die Erwärmung der Wachse überschreitet hierbei nicht einmal 10 Celsius. Für die Versilberung von etwa 200 Wachsen wird 1g Silber verbraucht.

Bemerkenswert ist, daß die Räume mit den Arbeitsmaschinen für die Kathodenzerstäubung und die galvanoplastischen Bäder zur Herstellung des „Vaters" unmittelbar an den Schneideraum anschließen, so daß eine weitere Garantie dafür gegeben ist, daß die beschrifteten Wachse im weiteren Verlauf der Fabrikation keine Beschädigung erfahren.

Denn hier verlassen erst die Vater-Galvanos, die man in besondere Transporttaschen verpackt, das Gebäude der Singakademie, um in Autos nach der Fabrik in Lichtenberg geschafft zu werden, wo selbst die galvanoplastische Herstellung der „Mutter“ und schließlich der „Söhne" - der eigentlichen Preßmatritzen - erfolgt.

Durch diese Einrichtungen ist somit ein sehr erheblicher Fortschritt technischer und fabrikatorischer Art auf dem Gebiet der industriellen Schallplattenerzeugung gemacht worden, der sich qualitativ schon allgemein bemerkbar gemacht hat.

Dr. Paul Hatschek D.K.G.
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