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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Dreifarben-Kinematographie mit Linsenraster-Bipack-Filmen

Von Gerd Heymer, Forschungslaboratorien der Agfa, Wolfen aus Kinotechnik Heft 15 vom 5. August 1935.

Ueber das Grundsätzliche der Herstellung von Dreifarbenfilmen mit Hilfe des Bipacks, dessen Frontfilm ein Linsenraster trägt, wurde in unserer Zeitschrift bereits in Heft 1/1934 auf Grund der Patentschrift kurz berichtet; die Ausführungen des Verfassers bieten nunmehr Näheres über dieses von der Agfa entwickelte Verfahren, das nicht nur als sinnreich und interessant, sondern auf Grund praktischer Versuche auch als durchaus aussichtsreich für die Praxis der Farbenkinematographie zu bezeichnen ist.
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Einleitung :

Nach einer kurzen Uebersicht über die grundlegenden Systeme der Farbenkinematographie (additiv - substraktiv; Unabhängigkeit der Farbenvereinigung im Wiedergabeverfahren von der Art der Farbentrennung bei der Aufnahme) wendet sich der Verfasser einer Besprechung der verschiedenen Möglichkeiten zur Gewinnung der Farbauszüge bei der Aufnahme zu:

  • a) Bildzerlegung in die 3 Komponenten durch Aufnahme hinter den entsprechenden Filtern zeitlich nacheinander - Nur für unbewegte Objekte anwendbar, da andernfalls Zeitparallaxe unvermeidlich; verfügbares Licht: etwa 1/3 von Schwarz-Weiß, da die Belichtungszeit für das Einzelbild nur 1/3 der normalen beträgt und die Filter etwa 2/3 des Spektrums absorbieren.
  • b) Gleichzeiiige Zerlegung in die 3 Komponenten. - Bei Gebrauch von drei Objektiven nebeneinander, jedes mit einem der Farbfilter bedeckt, wird die Lichtstärke von 1/9 auf 1/3 gehoben, doch tritt räumliche Parallaxe auf, d. h. die Bilder decken sich nicht, weil sie von verschiedenen Blickpunkten aus gesehen sind. Vermeidung dieses Fehlers durch Verwendung optischer Strahlenteilungssysteme erhöht wieder erheblich den Lichtverlust. - Beide Verfahren, a) und b), bereiten Schwierigkeiten hinsichtlich der exakten Deckung der Teilbilder im Endprodukt.
  • c) Verfahren mit mehreren übereinander angeordneten Filmen. - Bipack gibt gute Resultate für das Zweifarbenverfahren; Schärfe ist ausreichend, Lichtstärke ebenfalls, da Verlust nur durch Filter; Deckung der Teilbilder sehr gut. Für Dreifarbenverfahren (Tripack) wegen ungenügender Bildschärfe nicht anwendbar.
  • d) Rasterverfahen. - Sowohl Linsen- wie Farbrasterverfahren arbeiten einfach und exakt. Der Lichtverlust beträgt an sich nur 2/3, doch muß die Negativemulsion zur Verminderung der Lichtstreuung in der Schicht gutes Auflösungsvermögen besitzen, kann also nicht sehr empfindlich sein. Die Farbauszüge sind niemals vollkommen, da ein geringes Überdecken derselben infolge Diffusion unvermeidlich ist und die Filter nicht sehr streng sind, um die Belichtungszeit nicht übermäßig zu steigern. Aber selbst bei Gebrauch sehr strenger Filter sind die Ergebnisse nicht einwandfrei; das Linsenrasterverfahren ist in dieser Beziehung vorteilhafter, besitzt aber den Nachteil, daß die von der Einstellebene entfernteren Gegenstände Farbsäume aufweisen.

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Prinzip des Linsenraster-Bipack-Verfahrens.

(D.R.P. 583 747.) Die Aufnahme erfolgt auf Bipack, dessen Frontfilm für Blau und Grün empfindlich ist und ein Linsenraster trägt, während der Rückfilm für Rot sensibilisiert ist; Front- oder Rückfilm besitzt auf der Emulsionsschicht - wie bei allen Bipacksystemen - eine rote Farbstoffschicht, die blaue und grüne Strahlen vom Rückfilm fernhält. Der Rotfilterauszug entsteht also auf dem Rückfilm, der Blau- und Grünauszug auf dem Frontfilm, und zwar kommt letzteres dadurch zustande, daß vor dem Aufnahmeobjektiv ein Streifenfilter eingeschaltet ist, dessen beide äußeren gelben Streifen die roten Strahlen für den Rückfilm und die grünen für den Frontfilm, dessen innerer violetter Streifen ebenfalls die roten Strahlen für den Rückfilm, für den Frontfilm aber die blauen passieren läßt.

Die Anordnung von zwei gelben und einem violetten Streifen im Vorsatzfilter ist getroffen, um der meist gegeringeren Grün-, dagegen höheren Blauempfindlichkeit der Emulsionen Rechnung zu tragen. Bei geeigneter Wahl der Breite der Rasterelemente einerseits, der Filterstreifen andererseits entsteht unter jeder Linse nur ein violetter und ein gelber Streifen, doch besitzt letzterer die doppelte Lichtstärke.

Man erreicht dies in der Weise, daß man ein Bild des Filters erzeugt, das breiter ist als ein Rasterelement; es überdecken sich dann die von zwei benachbarten Rasterelementen gezeichneten Gelbstreifenbilder.

Vorzüge des Verfahens.

Wie beim gewöhnlichen Bipack- und bei jedem Rasterverfahren wird die Deckung der Teilbilder durch die Greifer gewährleistet. Zwei Teilbilder werden in der beim Linsenrasterverfahren üblichen Weise auf ein und demselben Negativband aufgezeichnet.

Das vorliegende Verfahren ist aber dem gewöhnlichen Linsenrasterfilm insofern überlegen, als die Trennung der drei Auszüge durch die Verwendung von Filtern mit steilen Absorptionsgrenzen schärfer ist.

Die Trennung zwischen Blau und Grün ist zuverlässig gesichert, was, wie von den Zweifarbenverfahren bekannt, sehr wichtig ist. Andererseits wird der geringe Verlust, den das Linsenraster mit sich bringt, durch folgende Vorteile wettgemacht: Die Auflösung unter den Rasterelementen ist eine bessere, da unter einem Element nur zwei anstatt drei Filterstreifen zur Abbildung gelangen.

Demzufolge kann eine weniger feinkörnige, dafür empfindlichere Emulsion verwendet werden, oder man kann - was zuweilen vorteilhafter ist - zum Negativ entwickeln, weil auf die aus der Umkehrentwicklung resultierende größere Feinkörnigkeit verzichtet werden darf.

Weiter bietet das Verfahren gegenüber dem normalen Linsenrasterverfahren folgende Vorteile: Anstatt dreifarbige Säume an den nicht im Schärfenbereich liegenden Objekten zu erhalten, ergeben sich nur zweifarbige, nämlich aus Grün und Blau zusammengesetzte Ränder.

Für Rot verschwindet die räumliche Parallaxe, weil der Rotauszug das ganze Bildfeld deckt; und da der Kontrast zwischen Grün und Blau nicht erheblich ist, so läßt das Fehlen des roten Saumes die ganze Erscheinung weniger deutlich werden.
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Zweifarbenlinsenraster kontra Dreifarbenraster

Das zweifarbige Filter gestattet eine bessere Ausnutzung der verfügbaren Oberfläche des Objektives. Während es beim Dreifarbenlinsenraster vorkommen kann, daß der eine Filterstreifen durch die Objektivfassung vignettiert wird, tritt in solchen Fällen beim Zweifarbenlinsenraster niemals der Totalverlust einer Farbe ein; der Verlust kann 50% nicht überschreiten. Ueberdies ist zu bedenken, daß der Grünauszug das Doppelte an Licht erhält als beim Dreifarbenraster. Nimmt man anstatt bei Tageslicht bei Glühlampenbeleuchtung auf, so läßt sich der Mangel an blauer Strahlung dadurch ausgleichen, daß man ein Filter verwendet, in dem nicht zwei gelbe Streifen einen violetten einrahmen, sondern bei welchem sich in der Mitte ein gelber und zu beiden Seiten desselben je ein violetter Streifen befindet.

Das Kopieren der Negative

Das Raster-Bipack-System ist für gewisse, unten näher bezeichnete Kopierverfahren hervorragend geeignet, es kann aber auch für Kopierprozesse Verwendung finden, die nach negativen Farbauszügen arbeiten; in diesem Falle müssen die beiden, im Rasterfilm enthaltenen Teilbilder separiert werden.

Hierzu kann man sich aller einschlägigen Verfahren bedienen, gleichgültig, ob sie im Kontakt oder über ein optisches System arbeiten. Man bringt den Positivfilm mit dem Negativ in Kontakt und gibt im Beleuchtungssystem nur den Teil frei, welcher dem Filterstreifen entspricht, durch welchen der zu gewinnende Auszug bei der Aufnahme belichtet wurde.

Es ist zu beachten, daß es eines Filters hierbei nicht bedarf, die Trennung der Strahlengänge vielmehr rein auf optischem Wege erfolgt. Man kann sich indessen auch Farbfilter bedienen, wenn man gewisse besondere Eigenschaften der für die Wiedergabe benutzten Schichten ausnutzen will. Diese Möglichkeit stellt einen der bemerkenswertesten Vorteile der Linsenrastersysteme gegenüber den Farbrasterverfahren dar.

Die Zahl der Arbeitsgänge


Um die Zahl der Arbeitsgänge einzuschränken und die Bildschärfe zu verbessern, kann man den zum jeweiligen Kopierverfahren am besten passenden Entwicklungsmodus wählen. Benötigt man Positive, so entwickelt man den Frontfilm zum Negativ, den Rückfilm zum Positiv; aus ersterem gewinnt man die beiden positiven Auszüge durch normale Entwicklung.

Wünscht man dagegen Negative, so entwickelt man den Rückfilm zum Negativ; der Frontfilm wird nach dem Umkehrverfahren entwickelt, und die aus ihm gewonnenen beiden Auszüge werden normal entwickelt. Anstatt die Farbauszüge anzufertigen, kann man auch unmittelbar Kopien auf Rasterfilm hersteilen.

Nachdem man die roten Elemente durch ein Rotfilter kopiert hat, kopiert man das Rasternegativ, indem man an die Stelle des Gelbfilters ein Grünfilter und an die Stelle des violetten ein Blaufilter setzt. Auf diese Weise könnte man von den Negativen eine direkte Kopie herstellen.
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Das Kopierverfahren auf Rasterfilm

Komplizierter ist das Kopierverfahren auf Rasterfilm, der zur Projektion dienen soll. Man muß in diesem Falle hinter jeder Rasterlinse des neuen Filmbandes drei anstatt zwei Bildelemenle unterbringen. Es kann dies nach dem im DRP. 527 158 angegebenen Verfahren geschehen. -

Am einfachsten ist das Kopierverfahren zur Herstellung von subtraktiven Farbpositiven. Man verwendet hierzu am besten ein Filmmaterial, welches auf der einen Seite übereinander die den Blau- und Grünnegativen entsprechenden farbstoffhaltigen Bromsilber- Emulsionsschichten trägt. Auf diese beiden Schichten werden die entsprechenden Negative kopiert, während man den Rückfilm auf die blaue Farbemulsionsschicht kopiert, die sich auf der anderen Seite des Positivmaterials befindet.

Nach der Entwicklung wird der Farbstoff in den drei Schichten durch ein besonderes Bad proportional dem Silberniederschlag zerstört und letzterer alsdann aufgelöst, so daß in jeder Schicht ein positives Farbstoffbild in einer der Grundfarben übrig bleibt. Da dieses Verfahren als Umkehrverfahren arbeitet, entwickelt man die Aufnahmefilme vorteilhafterweise zum Positiv, so daß für den Kopierprozeß bereits positive Matrizen vorliegen.

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