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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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128. ordentliche Sitzung am 31. Januar 1935

Tagesordnung:
1. Dipl.-Ing. H. Warncke: Der technische Stand der Tonfilm Wiedergabe.
2. Dipl.-Ing. E. Kämmerer; Die neuen Europageräte - Lichttongrrät und Verstärkr.. Mit prakticchen Vorführungen.
3. Dr. W. Gabler: Die Bedeutung der Raumakustik im Tonfilm.
4. Verschiedenes.

Sitzungsbericht:

Die Vorträge dieses Abends bildeten ein in sich geschlossenes Ganze: Der Gedanke, der dieser Sitzung zugrunde lag, war der, im gegenwärtigen Zeitpunkt, in dem die Entwicklung der Tonfilmwiedergabe einen gewissen Abschluß erreicht hat, einen Ueberblick über den Verlauf dieser Entwicklung, die Probleme, deren Lösung es galt, und den gegenwärtigen Stand, der erreicht ist, zu geben.

Den Herren Vortragenden gebührt besonders herzlicher Dank seitens unserer Gesellschaft, daß sie sich nicht allein der Mühe unterzogen haben, die entsprechenden Vorträge zu übernehmen, sondern daß sie die Gesamtdisposition des Abends wie den Aufbau ihrer einzelnen Vorträge so meisterlich gestalteten, daß die verfolgte Absicht voll und ganz ihre Erfüllung fand. Die Vorträge werden den Lesern unserer Zeitschrift im Original dargeboten werden; im Rahmen dieses Sitzungsberichtes sei deshalb der Inhalt nur in großen Zügen skizziert.
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Herr Dipl.-Ing. Warncke

zu Punkt 1 der Tagesordnung.
Der Vortragende umriß einleitend die Aufgabenstellung für den Tonfilm und führte aus, daß die Beurteilung einer Tonwidergabe sehr viel schwieriger als die einer bildlichen Darbietung sei, da sie objektiv nur annähernd, subjektiv überhaupt kaum möglich ist.

Wiedergabeapparaturen können nur in gegenseitigem Vergleich beurteilt werden, und da dies äußerst schwierig ist, galt das gleiche für ihre Entwicklung. - Der Vortragende klassifizierte und erläuterte alsdann die Fehler, die bei Aufnahme und Wiedergabe von Klängen auftreten und zu dynamischen, linearen, nichtlinearen und akustischen Verzerrungen führen können, und gab schließlich einen Ausblick, nach welcher Richtung sich die Wiedergabetechnik weiter entwickeln werde, wobei er bemerkte, daß das Schwergewicht auf der Vervollkommnung der Herstellungstechnik, besonders bezgl. des Lautstärkeumfanges liegen werde.
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Herr Dipl.-Ing. Kämmerer

hatte sich die Aufgabe gestellt, in die Praxis einer Tonwiedergabeapparatur einzuführen. An Hand zahlreicher Lichtbilder kennzeichnete er die drei grundlegenden Teile einer solchen: Lichttongerät, Verstärker und Lautsprecher.

Das Lichttongerät hat den Ton vom Filmband abzutasten und die Lichteindrücke in Spannung zu verwandeln, es werden also optische, elektrische und mechanische Forderungen gestellt. Der Vortragende beschrieb die gebräuchlichsten Arten der Filmführung an der Tonabnahmestelle und die Störungen, die hier - besonders auch als Folge der Filmschrumpfung - eintreten können, um dann auf die diesbezüglichen Einrichtungen bei dem Europa-Lichttongerät der Klangfilm einzugehen; die Filmführung ist hier mit Federzug auf das Filmband versehen, eine besondere Einrichtung (Prisma) hat es ermöglicht, die Photozelle außerhalb der rotierenden Bahn zu lagern.

Nachdem der Vortragende gezeigt hatte, wie Transportstörungen auftreten können, führte er aus, wie sich diese auf die Tonwiedergabe auswirken und demonstrierte willkürlich erzeugte Störungen mit einem vierstufigen Frequenzfilm. In einem weiteren Versuch wurden solche Störungen an einer Aufahme von Klaviermusik veranschaulicht. - Darauf teilte der Vortragende verschiedene interessante technische Daten (z. B.: Zug hinter Lichttongerät 100-150 g, Anlaufzeit des Gerätes 2,2 s), sowie einiges über die konstruktive Ausführung des Europa-Gerätes mit, und ging alsdann zur Besprechung des zweiten Hauptteiles, des Verstärkers über, der zusammen mit dem Lautsprecher für die Qualität und Quantität der Wiedergabe verantwortlich ist.

Der Verstärker der Europa-Apparatur ist vierstufig, hat eine unverzerrte Ausgangsleistung von 20 Watt und der Frequenzgang ist so geregelt, daß in dem Bereiche von 30-10 000 Hz kein Abfall gegen 800 Hz stattfindet. - Nach Beschreibung der sehr interessanten Einrichtungen des Europa-Hauptverstärkers, wurden die erreichten Fortschritte durch eine Tonvorführung demonstriert, bei der wechselweise von einem Frequenzgang, wie er früher war und sich auch heute noch in vielen Theatern vorfindet, auf den Frequenzgang 30-10.000 Hz umgeschaltet wurde.

Schließlich wurde der Lautsprecher einer Betrachtung unterzogen. Die Kombination des Europa-Lautsprechers aus zwei Horn- und einem Tiefton-Lautsprecher, der für die Wiedergabe der Frequenzen von 300 Hz abwärts bestimmt ist, hat sich der ersteren beiden wegen als sehr günstig für breite Theater erwiesen. Der Vortragende sprach über den Wirkungsgrad der Lautsprecher, der tunlichst groß sein soll, um an Watt beim Verstärker sparen zu können, die sich hier sehr teuer stellen. -

Zur Beurteilung der akustischen Leistung folgte abschließend die Vorführung eines Tonstreifens (Violine, Orgel), der eine ganz hervorragende Musik zeitigte (besonders die Orgeltöne waren kaum von einer Originaldarbietung zu unterscheiden) und von der Versammlung lebhaft applaudiert wurde. Dieser Beifall galt freilich auch dem Vortrage selbst, dessen klaren und höchst interessanten Ausführungen die Anwesenden mit Spannung gefolgt waren.

Herr Dr. Gabler

Der Vortrag des Herrn Dr. Gabler über die Bedeutung der Raumakustik führte in ein Gebiet, über das die Mehrzahl der Kinotechniker zweifellos am wenigsten orientiert ist. Die Behandlung dieses Stoffes im Rahmen der Vortragsgruppe muß daher besonders dankbar begrüßt werden, um so mehr, als die Akustik auf den Sitzungsabenden unserer Gesellschaft bisher überhaupt noch nicht zur Geltung gekommen war.

Der Vortragende ging von der Feststellung aus, daß bei jedem akustischen Ereignis der Raum eine große Rolle spielt, die Aufgabe des Tontechnikers werde aber durch den Umstand sehr erschwert, daß das Ohr ein außerordentlich empfindliches Organ ist, das schon das Abschneiden kleiner Frequenzgebiete als Mangel empfindet, während das Auge gegenüber manchen Mängeln (Fehlen der Plastik, der Farbe usw.) sehr viel toleranter ist.

Von den unmittelbar von der Schallquelle kommenden Klängen nimmt das Ohr, wie sich im schalltoten Raum beweisen läßt, nur einen sehr kleinen Teil auf, der bei weitem größte Teil der Schallwellen, die das Gehör erregen, stammt von der Reflexion an den Wänden pp., wobei der Ton aber nicht unverändert bleibt.

In sehr interessanten Ausführungen behandelte der Vortragende die Frage, warum die Hörsamkeit des Raumes gerade für den Tonfilm eine so wichtige Rolle spielt, ging dann auf das Verhältnis des feststehenden Lautsprechers zu bewegten Tonquellen ein und begründete, warum dieser Umstand nicht als ein Nachteil von Bedeutung anzusprechen sei. Weiter wurden die Gründe ausgeführt, warum weder der Aufnahme- noch der Wiedergaberaum schalltot sein darf, und der Begriff der optimalen Nach-schalldauer sowie die Forderungen für den Tonfilm im besonderen erläutert. Schließlich besprach Herr Dr. Gabler kurz die Materialien, die zur Verbesserung der Raumakustik zur Verfügung stehen, und schloß mit dem Hinweis, daß Apparatur und Raum als ein einheitliches Instrument aufzufassen seien.

Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall von der Versammlung aufgenommen. Herr Messter sprach den drei Herren den aufrichtigen Dank der Gesellschaft dafür aus, daß sie in so anschaulicher Weise zum Ausdruck gebracht hätten, worauf es auf den behandelten Gebieten ankommt und schloß, da sich auf seine Frage niemand zum Wort meldete, um 10.10 abends diese sehr aufschlußreiche Sitzung.

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Aus dem Bereich "Amateur-Kinematographie"

Aufgaben und Ziele des "Bundes deutscher Filmamateure"

Die Aufgaben des Bundes der deutschen Filmamateure, dessen Vorsitz vor kurzem der Geschäftsführer der Reichsfilmkammer, Karl Melzer, übernommen hat, liegen in erster Linie in der Pflege des künstlerischen Filmausdrucks.

Diesem Ziel dienen die öffentlichen und internen Veranstaltungen der Ortsgruppen des Bundes, die in einigen deutschen Städten bereits bestehen und in einer Reihe von anderen demnächst gegründet werden.

  • Anmerkung : Der Geschäftsführer der Reichsfilmkammer, Karl Melzer, war natürlich von Goebbels eingesetzt worden. So wird auch der Film-Amateur von dem Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda - also von Goebels direkt - in die Volkspropaganda eingebunden. Wer da nicht mitmachte, bekam eben keine Rohfilme mehr.

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Auch der Amateur soll den Idealen des Führers nacheifern

Der Amateur, der nur zu seiner eigenen Freude und nur für sich selbst seine Filme dreht, hat bisher kaum Gelegenheit gehabt, seine Arbeiten auch öffentlich zu zeigen. Dies ist deswegen bedauerlich, weil - wie die Ergebnisse der Schmalfilmwettbewerbe dieses Jahres gezeigt haben - sich in allen Berufsschichten des deutschen Volkes viele ausgesprochene Filmbegabungen finden, die gegebenenfalls auch der Filmindustrie als Nachwuchs zugeführt werden könnten.

Filmbegabungen herauszufinden, sie gebührend herauszustellen und ihnen für ihre weitere Entwicklung die Wege zu ebnen, sieht der BdFA ebenfalls als eine seiner wichtigsten Aufgaben an.

Er bedient sich dabei insbesondere der Wettbewerbe, die regelmäßig alljährlich stattfinden und deren zweiter gegenwärtig läuft.
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Jeder kann mitmachen - oder muß er mitmachen ?

Es kann sich an diesen Wettbewerben grundsätzlich jeder deutsche Filmamateur beteiligen, auch wenn er nicht Mitglied des Bundes ist. Der gegenwärtige Wettbewerb bekommt noch eine besondere Bedeutung dadurch, daß er als nationale Ausscheidung für den V. Internationalen Wettbewerb um den besten Amateurfilm gilt, der im Juli 1936 in Verbindung mit den Olympischen Spielen in Berlin veranstaltet wird.

Zu diesem Internationalen Wettbewerb erwartet man Filme von französischen, holländischen, tschechischen, österreichischen, belgischen, spanischen, italienischen, englischen, ungarischen, japanischen und vielleicht auch von amerikanischen Amateuren.

Gleichzeitig findet auch ein Kongreß der Filmamateure statt, auf dem vor allen Dingen die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und des Austauschs von Amateurfilmen zur Behandlung stehen wird. Gerade von einem regen Amateurfilmaustausch wird man nicht nur eine Förderung des Verständnisses der Völker untereinander erwarten können, sondern auch eine starke Befruchtung der internationalen Filmarbeit.

Amateurfilme von deutschen Sitten und Gebräuchen

Der Sonderwettbewerb der Reichsvereinigung deutscher Lichtspielstellen, der dem II. Nationalen deutschen Amateurfilmwettbewerb angegliedert ist, stellt insofern etwas gänzlich Neuartiges dar, als hier zum erstenmal den Amateuren eine bestimmte Aufgabe gestellt wird.

Man glaubt, daß sie gerade auf diesem Gebiet Besonderes leisten können, da sie durch ihre Verbundenheit mit ihrer engeren Heimat deren Sitten besser kennen als ein Fremder.

Das brauchbare Material, das durch den Wettbewerb zusammenkommt, soll für Forschungs- und Unterrichtszwecke Verwendung finden. Meldeschluß ist am 31. Januar 1936; die Bedingungen versendet die Geschäftsstelle des Bundes deutscher Filmamateure, Berlin-Niederschöneweide.

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