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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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1935 - Die neuen Klangfilm- Aufnahme- Apparaturen der Ufa

von Dipl.-Ing. G. Kemna - sein Vortrag, gehalten auf der 130.ordentlichen Sitzung der deutschen Kinotechnischen Gesellschaft am 27.März 1935 aus dem FKT-Heft 9 - Berlin, Mai 1935
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Im Jahre 1929 errichtete die Ufa in Verbindung mit der Firma Klangfilm die ersten Tonfilmapparaturen in Neubabelsberg. Diese Apparaturen haben 5 1/2 Jahre einwandfrei gearbeitet, und auf ihnen wurde eine große Anzahl von Filmen aufgenommen, die in allen Teilen der Welt aufgeführt wurden.

Wie jede technische Maschine waren aber auch diese Apparate der Abnutzung unterworfen, und es mußte eines Tages die Zeit gekommen sein, an dem diese Apparate ersetzt werden mußten. Es ist selbstverständlich, daß man sich bei der Neukonstruktion bemühte, einmal die Apparaturen generell zu verbessern, zum ändern Mal gewisse Nachteile der alten Apparaturen auszumerzen.
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Die Ortsgebundenheit und der Mangel an Bewegungsfreiheit

Wie aus früheren Veröffentlichungen hinlänglich bekannt, waren die alten Apparaturen in besonderen Gebäuden untergebracht und fest montiert. Daraus ergab sich der schwerwiegendste Nachteil der alten Apparaturen: ihre Ortsgebundenheit und der Mangel an Bewegungsfreiheit, die im modernen Atelierbetrieb unerläßlich ist.

Ein anderer Nachteil der alten Apparaturen bestand darin, daß sie sich - ähnlich wie die Telephongestelle der Reichspost - über mehrere Räume erstreckten, und daß es gewisse Schwierigkeiten machte, sie immer so zu warten, daß eine unbedingte Konstanz des Tones gewährleistet ist.

Diese beiden Hauptgesichtspunkte waren dementsprechend maßgebend für die Konstruktion von neuen Tonfilmapparaturen.

Die heutigen Anforderungen

Die Anforderungen, die wir heute an die neuen Apparaturen stellen, sind in der Hauptsache folgende:

1. geringer Platzbedarf,
2. leichte Transportmöglichkeit,
3. geringe Störungsanfälligkeit und
4. leichte Möglichkeit der elektrischen Überwachung.

Im folgenden soll dargelegt werden, wie die Ufa in Verbindung mit Klangfilm versucht hat, dieses Problem zu lösen.

Die Aufnahme-Box

Die Apparatur besteht aus einer Box, ähnlich wie man sie auch früher schon wiederholt gebaut hat (Abb. 1). Die Box hat die Ausmaße von etwa 2,20 x 1,80m Grundfläche und 2,20 m Höhe (ohne Wagen) und ist durch eine Querwand in zwei Räume geteilt, den sogenannten Mischraum und den Apparatraum. Im Mischraum befinden sich das Mischpult und die Vorverstärker und im Apparatraum die Tonkamera mit den Leistungsverstärkern.

Bevor ich auf den weiteren mechanischen Aufbau der Apparatur eingehe, möchte ich zunächst den elektrischen Aufbau besprechen.
Der Gesamtverstärker besteht aus vier Mikrophonvorverstärkern, einem Mischverstärker, dem Endverstärker und den Kontroll-Lautsprecherverstärkern.

Die Vorverstärker haben die Aufgabe, die von dem Mikrophon herkommenden Ströme und Spannungen zunächst auf einen Pegel von etwa 1/2 Volt zu verstärken. In diesen Verstärkern wird bereits die Lautstärkeregelung vorgenommen, und zwar nicht, wie es bisher üblich war, unter Aufwand von zwei Transformatoren und T-Regelgliedern, sondern unter Benutzung eines gewöhnlichen Potentiometers.

Die Vorteile dieser Anordnung liegen auf der Hand. Durch das Fortlassen der Transformatoren wird eine unangenehme Störungsquelle vermieden, welche darin besteht, daß man einem Transformator von außen nicht ansehen kann, ob er elektrisch in Ordnung ist oder nicht, da ein Transformator in seinen elektrischen Eigenschaften häufig durch Vormagnetisierung usw. geändert wird, ohne daß man diesen Defekt von außen erkennen kann.

Dies war übrigens ein Grund, weshalb wir uns bemüht haben, mit der geringstmöglichen Zahl von Transformatoren in der ganzen Anlage auszukommen.

Die Verwendung eines Potentiometers bringt sodann den Vorteil, daß zwei Drittel weniger Kontaktstellen benötigt werden als bei einem T-Glied; Kontaktstellen bilden bekanntlich immer eine große Gefahr, namentlich, wenn die geschalteten Spannungen klein sind.
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Dann kommen die Mischverstärker

Die von den Mikrophonverstärkern kommenden Spannungen werden dem sogenannten Mischverstärker zugeführt. Es ist dies ebenfalls ein zweistufiger Verstärker, welcher genau so aufgebaut ist wie die Vorverstärker und welcher auch bei evtl. auftretenden Defekten durch einen Vorverstärker ersetzt werden kann.

Der im Mischverstärker sichtbare Transformator ist überbrückt, solange der Verstärker als Mischverstärker gebraucht wird. Soll er als Vorverstärker dienen, so wird die entsprechende Brücke aufgehoben und der Transformator eingeschaltet.

Das Mischen über ein besonderes Verstärkerrohr ist, soweit mir bekannt, hier auch erstmalig im Tonfilm angewendet worden. Es bringt ebenfalls den großen Vorteil, daß die zur Regelung der Lautstärke dienenden Kontaktstellen auf ein Minimum beschränkt werden.
Vorverstärker und Mischverstärker sind reine Spannungsverstärker und brauchen dementsprechend geringe elektrische Leistung.

Beide Verstärker sind im Mischpult unmittelbar untergebracht und werden aus Anodenbatterien gespeist. Die Heizung erfolgt durch Wechselstrom, wobei erwähnt wird, daß Spezialröhren verwendet werden, bei denen das Gitter nicht durch den Sockel, sondern durch die Spitze der Röhre herausgeführt wird, um Induktionserscheinungen zu vermeiden.

Mit Absicht wurde für die Vorverstärker Batteriespeisung für Anodenspannung gewählt, da die Anodenbatterien in bezug auf Betriebssicherheit und Einfachheit des Aufbaues bisher noch von keinem Gleichrichter erreicht werden.

Es folgt ein besonderer Entzerrer-verstärker

Der Mischverstärker speist über einen besonderen Entzerrer, dem sogenannten Filmentzerrer, den Endverstärker. Dieser ist als Gegentaktverstärker ausgebildet und wird über Vollnetzanschlußgeräte betrieben.

Der Endverstärker speist direkt das Aufzeichnungsorgan, den sogenannten Lichthahn, auf den später noch eingegangen werden wird. Ein Teil der Energie, welche dem Lichthahn zugeführt wird, wird abgezweigt und den sogenannten Kontrollverstärkern zugeführt.

Der Kontrollverstärker ist ein kleines Röhrenvoltmeter, welches unmittelbar ein Galvanometer betätigt. Das Galvanometer arbeitet mit Lichtzeiger und gestattet eine genaue Kontrolle der auf den Lichthahn aufgedrückten Amplituden.

Gleichzeitig wird von derselben Spannungsquelle der Lautsprecherverstärker betrieben. Es ist dies ein gewöhnlicher Zweirohrverstärker, welcher die im Misch- und Apparatraum befindlichen Kontrollautsprecher speist.

Aus Vorstehendem dürfte ersichtlich sein, daß das Bestreben vorlag, den ganzen Verstärkeraufbau so einfach und übersichtlich wie möglich zu gestalten.
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Ein Frequenzgang bis ca. 8.000 Hz

Den Frequenzgang der Vor- und Mischverstärker zeigt Abb. 2, den Frequenzgang des Endverstärkers Abb. 3, den Frequenzgang des Lichthahnes Abb. 4. Wie die Kurven erkennen lassen, hat jedes einzelne Bauelement der Apparatur einen praktisch gradlinigen Frequenzgang in den Grenzen von 40 bis 10 000 Hertz.

  • Anmerkung : Damals war die Schalllatte das höchste der Klang-Gefühle, nämlich von ca. 70 Hz bis 5.000 und im günstigsten Falle bis 7.000 Hz.


Der photographische Prozeß zwingt zur Zeit den Frequenzgang, auf die Kopietransparenz bezogen, bei 8.000 Hertz abzuschneiden.

Gleichzeitig muß, um den ebenfalls durch den photographischen Prozeß bedingten linearen Abfall der höheren Frequenzen zu kompensieren, ein steigender Frequenzgang eingeführt werden. Dies wird durch den Filmentzerrer bewerkstelligt, dessen Frequenzgang Abb. 5 zeigt.

Dieser Filmentzerrer stellt ein besonderes Kästchen dar und, kann jederzeit, wenn es die Bedürfnisse erfordern, durch einen Entzerrer mit anderem Frequenzgang ersetzt werden. Wir haben also eine effektive Frequenzbandbreite von 40-8000 Hertz.
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Was die Lautsprecher in den Theatern "können" ....

Diese Frequenzen werden einwandfrei aufgezeichnet und wiedergegeben. Das Frequenzband auf 10.000 Hertz zu erweitern, halte ich für abwegig, da zur Zeit praktisch keine Lautsprecher in den Theatern in Betrieb sind, welche Frequenzen über 8000 Hertz abstrahlen. Außerdem stehen die im photographischen Prozeß zu erwartenden Schwierigkeiten in keinem Verhältnis zu dem erzielten Gewinn.

Wir haben uns in dieser Hinsicht auch von den Amerikanern nicht beeinflussen lassen, welche angeblich ihre Apparaturen mit einem Frequenzband von 40 bis 12.000 Hertz bauen. Die von uns abgehörten amerikanischen Filme zeigen deutlich, daß dieser Frequenzgang nur auf dem Papier steht, daß er dagegen praktisch nicht erreicht wurde und er wird auch vorläufig nicht erreicht werden, denn die Begrenzung des Frequenzganges nach oben ist durch Konstante bestimmt, welche in Amerika dieselbe Gültigkeit haben wie bei uns in Europa.

Der Anfang der echten Studio-Technik wird angesprochen

Wir sind also bemüht, die einzelnen Bauelemente absolut gradlinig zu bauen und die notwendigen Anomalien durch besondere Glieder zu erzeugen. Dies hat den großen Vorteil, daß wir dadurch der fortschreitenden Entwicklung besser Rechnung tragen können.

Heute ist noch die obere Grenzfrequenz des Tonfilms durch den photographischen Prozeß bedingt. Sollten eines Tages Filmmaterialien gefunden werden, welche es gestatten, die Grenzfrequenz weiter nach oben zu verlegen, so kann dies jederzeit durch Austausch dieses kleinen Kästchens vorgenommen werden.

Das Kondensatormikrophon kann eigentlich mehr ....

Abb. 6 zeigt noch den Frequenzgang des Batteriekastens des von uns benutzten Kondensatormikrophones. Auch dieses Mikrophon hat einen von der Geraden abweichenden Frequenzgang, welcher durch einen im Batteriekasten befindlichen Entzerrer kompensiert wird.

Wie ersichtlich, haben Filmentzerrer und Batteriekastenentzerrer annähernd entgegengesetzten Frequenzgang, so daß sie sich kompensieren und wir ohne beide Entzerrer auskommen könnten. Mit Absicht werden diese jedoch beibehalten, damit jederzeit z. B. das jetzt benutzte Kondensatormikrophon durch ein beliebiges anderes Mikrophon ersetzt werden kann, ohne Änderungen an den Verstärkern vornehmen zu müssen.
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Eine weitere Besonderheit - der Dämpfungsstecker

Es sei hier noch einer Zusatzeinrichtung gedacht, die für den heutigen Tonfilm unerläßlich ist. Das Kopplungsglied zwischen dem ersten und zweiten Rohr des Vorverstärkers ist an einem Punkt unterbrochen. Diese Anschlußpunkte sind nach außen geführt und hier kann ein sogenannter Dämpfungsstecker angeschlossen werden.

Der Verstärkungsgrad der Apparatur ist anormal hoch bemessen, damit auch allen künftigen Entwicklungen Rechnung getragen wird. Dieser anormal hohe Verstärkungsgrad ist für den normalen Gebrauch der Apparatur jedoch unerwünscht und bringt gewisse Unannehmlichkeiten mit sich.

Mit dem Dämpfungsstecker sind wir nun in der Lage, den Verstärkungsgrad der Apparatur auf jedes gewünschte Maß herabzusetzen. Normalerweise wird die Spannung durch den Dämpfungsstrecker im Verhältnis 5:1 herabgesetzt.
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Der Geschmacksentzerer

Der Dämpfungsstecker kann ferner ersetzt werden durch einen besonderen Entzerrer, den sogenannten Geschmacksentzerer.

Dieser gibt die Möglichkeit, den an und für sich gradlinigen Frequenzgang in bestimmter Weise abzuändern. So ist es z. B. erforderlich, bei Aufnahmen von Sprache aus großer Nähe die tiefen Frequenzen stark wegzudämpfen; umgekehrt müssen bei Orchester die tiefen Frequenzen bevorzugt werden. Dasselbe kann sich für die hohen Frequenzen ergeben; bei großem Abstand zwischen Sprecher und Mikrophon müssen diese Frequenzen angehoben, bei anormal kleinem Abstand etwas gedämpft werden.

Die durch den Geschmacksentzerrer erzielbaren Kurven zeigt Abb. 7. Der Geschmacksentzerrer selbst stellt ein kleines Kästchen dar, welches mit zwei Schrauben innerhalb der Apparatur befestigt ist und jederzeit ausgewechselt werden kann.

Der Aussteuerungsmessers

In Abb. 8 sind die Werte des Aussteuerungsmessers eingetragen. Die Kurven stellen den Lichthahnstrom als Funktion des Zeigerausschlages bei verschiedenen Frequenzen dar. Man sieht, daß die Frequenzunabhängigkeit in hinreichender Weise gewahrt wird.

Als Aufzeichnungsorgan dient ein kleiner Spiegeloszillograph, dessen schematischer Aufbau aus Abb. 9 ersichtlich ist. Die Funktionsweise dürfte aus der Abbildung ohne weiteres hervorgehen, so daß sich eine Erklärung erübrigt. Den Frequenzgang des Lichthahnes zeigt Abb. 4. Einzelheiten des Lichthahnes sollen an dieser Stelle nicht besprochen werden, sondern werden wahrscheinlich noch in einem besonderen Aufsatz behandelt.
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Übergang von der Kerrzelle zum Lichthahn

Die Gründe, die uns veranlaßten, von der altbewährten Kerrzelle zum Lichthahn überzugehen, sind in der Hauptsache folgende:

1. Fortfall der bei der Kerrzelle notwendigen Hochspannung,
2. größere Haltbarkeit des Lichthahnes gegenüber der Kerrzelle,
3. größere Konstanz des Lichthahnes gegenüber der Kerrzelle,
4. Fortfall der relativ hohen Regenerierungskosten für Kerrzellen.

Ein weiterer Vorteil des Lichthahnes ist der, daß man jederzeit durch eine ganz geringfügige Änderung in der Lage ist, sowohl Aufzeichnungen von Sprossenschrift als auch von Amplitudenschrift vorzunehmen.

Eine neue Tonkamera

Auch die Tonkamera wurde für diese Apparatur neu entwickelt; das allgemeine Schema zeigt Abb. 10. Soviel über den elektrischen Aufbau der neuen Apparatur.

Der mechanische Aufbau

Wir kommen jetzt zum mechanischen Aufbau und betrachten zunächst den Mischraum. Er enthält das Mischpult mit seinen fünf Reglern, zwei große Fenster sowie den Kontrollautsprecher.

Das geöffnete Mischpult ist in Abb. 11 wiedergegeben; man sieht deutlich die Kontrollpunkte, die dazu dienen, bei etwa auftretenden Störungen die Fehler einzugrenzen. Das Bild zeigt überdies, wie man mit nur zwei Handgriffen jeden einzelnen Teil des Verstärkers, und zwar bei vollem Betrieb, erreichen kann. Die Verstärker selbst sind durch Lösen von vier Schrauben herausnehmbar.

Die Unterteilung der Verstärker wurde in dieser Weise vorgenommen, um gegebenenfalls Reparaturen an Ort und Stelle zu vermeiden. Sollten irgendwelche Störungen auftreten, so wird der betreffende Verstärker entweder totgelegt oder durch einen anderen vom Lager ersetzt. Die Reparatur selbst kann zu geeigneter Zeit an geeignetem Ort vorgenommen werden.

Der Apparateraum

Im Apparateraum befinden sich die Tonkamera sowie die Endverstärker. Auch hier ist zu berichten, daß jeder Verstärker durch Lösen von drei Schrauben geöffnet werden kann. Besonders deutlich geht aus Abb. 12 hervor, daß sämtliche Leitungen äußerlich sichtbar verlegt sind; sie wurden außerdem durch verschiedenfarbigen Anstrich markiert.

Erwähnt sei noch, daß sämtliche Kondensatoren doppelt vorhanden sind und durch Sicherungen geschützt wurden. Sobald also ein Kondensator defekt wird, spricht die zugehörige Sicherung an, und es findet keine Unterbrechung des Betriebes statt. Der Mechaniker wird durch die durchgebrannte Sicherung auf den defekten Kondensator aufmerksam gemacht und kann ihn bei passender Gelegenheit auswechseln.
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Die Box - eine Art Möbelwagen

Die Box selbst stellt einen viereckigen Kasten dar, welcher nach Art der Möbelwagen wetterfest gebaut wurde. Zur Benutzung im Atelier wird dieser Kasten auf ein vierrädriges Fahrgestell gehoben, welches gummibereift und mit vier Stützen versehen ist, die an Ort und Stelle einen sicheren Stand gewährleisten. Innerhalb des Aufnahmegeländes wird die Apparatur entweder mit Elektrokarren oder von Hand bewegt.

Die komplette Box wiegt 1.200 kg und kann von drei Mann auch auf holprigem Gelände bequem gezogen werden.
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Zum Transport auf Straßen ein Tiefladewagen

Von einer modernen Tonfilmapparatur muß verlangt werden, daß sie jederzeit außerhalb des Ateliers benutzt, ja sogar mit in ferne Länder transportiert werden kann, um dort Aufnahmen zu ermöglichen. Zu diesem Zweck wurde ein besonderer Tiefladewagen konstruiert.

Mittels eines besonderen Krangeschirres kann die Box vom sogenannten Atelierkarren auf den Landstraßenwagen innerhalb sechs Minuten von drei Mann verladen werden. Der Landstraßenkarren enthält in seinem vorderen Kasten Batterien und Umformer sowie einen Gleichrichter, um die Apparatur unabhängig von anderen Stromquellen betreiben zu können.

Der hintere Aufbau des Landstraßenkarrens dient zur Aufnahme der Bildkamera und einer Tonkofferkamera (der sogenannten EK-11-Kamera).
Es ist selbstverständlich, daß der Wagen sehr sorgfältig gefedert wurde, so daß sich ohne Mühe Reisegeschwindigkeiten von 60km/h auch auf weniger guten Straßen erzielen lassen.

Mit dieser Ausrüstung ist man also in der Lage, nicht nur an allen Orten zu arbeiten, welche ein Personenwagen erreicht, sondern die Mitnahme der Kofferapparatur gestattet auch jederzeit, in kleinen Ruder- oder Segelbooten Tonaufnahmen ausführen zu können.

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil liegt ferner darin, daß das ganze Bildmaterial in dem Aufnahmewagen mitgenommen werden kann. Natürlich ist auch eine Vorrichtung vorhanden, um den Wagen mittels Pferden oder Traktoren weiter zu befördern. Das Drehgestell des Wagens ist so ausgebildet, daß Schwenkungen auf allerkleinstem Raum vorgenommen werden können. Für den Fall, daß der Transport auf der Landstraße zu mühselig wird, gestatten die Ausmaße des Wagens, ihn mit einem gewöhnlichen Eisenbahnwagen zu transportieren.

Die Zusammenfassung (vom Mai 1935 !!)

Zusammenfassend sei nochmals betont, daß wir uns bemüht haben, eine Apparatur zu schaffen, welche möglichst einfach und praktisch in der Handhabung ist und welche vor allen Dingen gestattet, der fortschreitenden Entwicklung unmittelbar zu folgen, so daß wir immer in der Lage sein werden, dem neuesten Stand der Technik gerecht zu werden.

Es sei noch erwähnt, daß absichtlich von dem Einbau des sogenannten "Noiseless"-Zusatzes Abstand genommen wurde, weil der Störspiegel der mit der neuen Apparatur erzielten Aufnahmen praktisch so gering ist, daß er nicht mehr unangenehm in Erscheinung tritt und weil die durch den Noiseless-Zusatz bedingte Zeitkonstante gewisse Nachteile mit sich bringt.

Zum Schluß halte ich es für meine Pflicht, den Herren von Telefunken und Klangfilm für ihre Mitarbeit zu danken. Besonderen Dank bin ich meinen Mitarbeitern, den Herren Orlich und Hackland, schuldig, welche an der Konstruktion und an dem Gelingen der Apparatur hervorragend beteiligt sind.
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  • Anmerkung : Das hier ist der (bislang) erste Artikel (in den vorhandenen FKTs bis 1935), in welchem ein neudeutsches "denglisches" Wort benutzt wird, Wörter, die den eingefleischten Nazis eigentlich ein Dorn im Auge waren - der sogenannte "Noiseless"-Zusatz.

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