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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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1935 - Die Eigenschaften des Bildes
als Grundlage der Kinematographie - Teil 1 (2)

November 1935  von R. Thun, D.K.G., Schöneiche.

Am Anfang einer jeden Technik stand die Erfahrung. Die ersten Schöpfer einer brauchbaren Dampfmaschine, eines brauchbaren Kraftwagens, eines brauchbaren Luftfahrzeuges hatten wohl gewisse Anschauungen über die Hilfsmittel, welche ein erstrebtes Ziel verwirklichen sollten, die letzten Zusammenhänge der maßgebenden Größen waren im Anfang jeder Technik noch unbekannt.

Es gibt jedoch für jede Technik einen Zeitpunkt, von dem ab weitere Fortschritte nur an Hand von Anschauungen erreicht werden können, die auch in ihren Einzelheiten durchgearbeitet sind.

Worauf die Kinotechnik basiert ....

Bei der Kinematographie waren verhältnismäßig weit durchgebildete Anschauungen über einzelne Zusammenhänge bereits bei der Geburt dieser neuen Technik beteiligt.

Joseph Plateau hat bereits 1830 Untersuchungen über das Flimmern durchgeführt. Die Erfolge Edisons beruhen darauf, daß er bereits 1890 planmäßige Versuche darüber durchführte, welches kleinste Filmformat noch ausreichte, und welche Bildwechselzahlen erforderlich waren.

Es ist kein Zufall, sondern diesen planmäßigen Versuchen zuzuschreiben, daß das von Edison angegebene Filmformat noch heute das Lichtspielhaus beherrscht. Andererseits wurde Edison durch seine Kenntnis der erforderlichen Mindest-Bildwechselzahl daran gehindert, Filmbilder zu projezieren, denn mit den damaligen Hilfsmitteln konnten 50 Bildwechsel nicht wirtschaftlich durchgeführt werden.

So wurden die ersten Filmprojektionen - allerdings insofern mangelhaft, als sie in sehr starkem Maße Flimmern zeigten - von anderen durchgeführt, welche diese Beziehungen wahrscheinlich nicht kannten.

Es konnten jedoch von diesen Nachfolgern nur diejenigen einen bleibenden Einfluß erlangen, welche von dem durch Edison geschaffenen Format ausgingen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten war der am Filmschaffen hauptsächlich beteiligte Praktiker von Theorien verhältnismäßig unbeschwert.
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Über die theoretische Grundlegung des Films

Es wurde zwar auch an einer theoretischen Grundlegung des Films gearbeitet; erwähnt seien hier nur Karl Marbe (Theorie der kinematographischen Projektion, 1910) sowie H. Lehmann (Die Kinematographie, ihre Grundlagen und Anwendungen 1911).

Inzwischen hat die kinematographische Technik einen so hohen Stand erreicht, daß weitere Fortschritte nicht mehr ausschließlich auf Grund rein praktischer Erfahrungen planmäßig entwickelt werden können, sondern es muß auch eine ausreichende theoretische Grundlage vorhanden sein.

Eine solche Grundlage benötigt jedoch nicht nur der Techniker, welcher kinematographische Apparate entwickeln und handhaben soll, sondern auch der Künstler, welcher alle Möglichkeiten der kinematographischen Technik bei seinem künstlerischen Schaffen voll ausnutzen will.

Ein Beitrag zu einer Theorie des bewegten Bildes

Im nachstehenden soll der Versuch unternommen werden, einen Beitrag zu einer Theorie des bewegten Bildes zu geben, der von den Eigenschaften des Bildes ausgeht.

Den Ausgangspunkt dieser Betrachtungen bildeten Erfahrungen der Fernsehtechnik, bei der die Mängel der heutigen Technik noch auffälliger sind, als die Mängel der kinematographischen Technik in den Entstehungsjahren des Filmes. Ich kann zwar heute noch nicht ein vollendetes Lehrgebäude geben, aber die allgemeinen Grundsätze dürften bereits erkennbar sein.

Einen Teil der folgenden Betrachtungen habe ich bereits im Anfang dieses Jahres in der D.K.G. kurz skizziert, als ich zu einem Versuchsfilm einige Worte sagte, der auf Veranlassung von Herrn Oskar Meßter von den Geyer-Werken angefertigt worden war.
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Was ist die "Bildwirkung"

Unter Bildwirkung soll im folgenden der subjektive Gesamteindruck verstanden werden, den eine Bildwiedergabe auf den Zuschauer ausübt. Bei rein belehrenden oder berichtenden Bildern ist diese Bildwirkung häufig von geringerer Bedeutung, es genügt hier, wenn gewisse Einzelheiten im Bilde erkennbar sind.

Eine bestimmte Bildwirkung ist immer das Ziel einer künstlerischen Gestaltung. Auf das Wesen der künstlerischen Gestaltung selbst soll hier nicht näher eingegangen werden. Die Möglichkeiten einer bestimmten Bildwirkung sind durch die technischen Mittel der Bildwiedergabe bestimmt.
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Technische Grenzen der Bildwirkung

Die technischen Mittel stecken der erreichbaren Bildwirkung bestimmte Grenzen. Diese Grenzen sind zur Zeit im Zeitungsdruck und beim Fernsehen am engsten, in der Kinematographie und der Photographie sind sie noch immer bemerkbar.

Die Eigenschaften der technischen Mittel können mehr oder weniger zahlenmäßig angegeben werden. Bei der Tonwiedergabe bestehen verhältnismäßig einfache Beziehungen zwischen den entsprechenden Zahlenwerten der technischen Mittel wie Frequenzgang, Klirrfaktor, Amplitudenverhältnis und der Tonwirkung. Bei der Bildwiedergabe liegen die Verhältnisse verwickelter.

Die Bildwirkung als ganzes läßt sich nicht unmittelbar in Zahlen angeben, hier sind nur subjektive Urteile möglich wie :

  • „nicht ausreichend, d, h. die technischen Grenzen werden störend empfunden;
  • „ausreichend , d. h. die technischen Grenzen sind zwar noch bemerkbar, stören aber nicht mehr;
  • „gut , d. h. die technischen Grenzen werden nicht mehr bemerkt.


Derartige allgemeine Urteile helfen der Technik jedoch nur wenig.
Auflösung der Bildwirkung in Teilwerte.

Ein Einblick in die Zusammenhänge

Ein Einblick in die Zusammenhänge zwischen den technischen Hilfsmitteln und der Bildwirkung wird gewonnen, wenn die Bildwirkung in Teilwerte zerlegt wird.

Diese Zerlegung muß derart vorgenommen werden, daß zwischen den einzelnen Teilwerten und den Eigenschaften der technischen Mittel zur Bildwiedergabe möglichst einfache Beziehungen bestehen. Die nachstehende Aufstellung versucht, diese Aufgabe zu lösen:
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1. Bildschäfe

Die Bildschärfe ist ein Maß dafür, welche Einzelheiten im Bilde erkennbar sind. Dieser Teilwert ist bereits eine zusammengesetzte Größe, die von verschiedenen technischen Voraussetzungen abhängt.

Eine Untersuchung dieser Größe enthält die Arbeit „Ueber das Auflösungsvermögen photographischer Emulsionen", Dr. A. Narath, „Kinotechnik " vom 20. Februar 1935. Für die Zwecke der Bildwiedergabe dürfte die Bestimmung geeigneter sein, die Verfasser in der Schrift „Fernsehen und Bildfunk (Franckhsche Verlagsbuchhandlung, 1934) gibt, und die von der Verbreiterung einer schmalen Linie durch die technischen Mittel ausgeht. Als Maßzahl der Bildschärfe ist das Verhältnis der Bildhöhe zu der Verbreiterung einer unendlich schmalen Linie geeignet.

Anmerkung : Hier wird zum ersten Mal die "Linie" (eine theoretisch unendlich schmale Linie ) als Maß für die Auflösung und damit der Qualität eines Bildes angeführt.

*) R. Thun, Bildwechselzahl und Bildwirkung. - Vortrag, gehalten auf der 130. ordentl. Sitzung der D.K.G., vgl. „Kinotechnik" 1935, Heft 7, S. 117.
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2. Zeilenzahl (die Zahl der Rasterelemente)

Bei den meisten Verfahren der Bildwiedergabe findet eine Rasterung des Bildes statt, bei fast allen photographischen Verfahren beispielsweise durch das Korn der Emulsion. Als Maßzahl hierfür wird die Zahl der Rasterelemente auf die Bildhöhe vorgeschlagen, die in Anlehnung an die im Fernsehen üblichen Verhältnisse mit Zeilenzahl bezeichnet wird.

Zeilenzahl und Bildschärfe sind nicht gleichbedeutend. Beide Maßzahlen können zwar zusammenfallen, doch kann die Bildschärfe auch kleiner als die Zeilenzahl sein.

  • Anmerkung : Nach dem Lesen der vielen FKT Hefte nach 1967 (Farbe in Deutschland) ist mir immer wieder aufgefallen, daß auch honorige Redakteure das Obige einfach nicht kapiert hatten. Von den Laien wollen wir dabei gar nicht reden, die wußten es nicht besser. Aber von den Fernseh-Fachleuten hätte ich erwartet, daß sie die Grundlagen von 1935 !!! - den begrifflichen Unterschied zwischen Zeilen und Linien - beherrschen.

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3. Zeilenaufälligkeit

Die Zeilenauffälligkeit ist eine Maßzahl für die Auffälligkeit der Rasterung. Sie spielt nur bei kleineren und mittleren Zeilenzahlen eine Rolle für die Bildwirkung, so daß eine näheres Eingehen hier nicht notwendig ist.

4. Bildhelligkeit

Die Bildhelligkeit ist eine einfache Größe, die durch die Leuchtdichte der hellsten Bildpunkte gegeben ist. Die Leuchtdichte wird zweckmäßig in Lux (bei Selbstleuchten als Beleuchtungsstärke einer vollkommen lichtzurückwerfenden Fläche) angegeben.
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5. Helligkeitsumfang

Der Helligkeitsumfang ist das Verhältnis der Bildhelligkeit der hellsten Bildpunkte zu der Bildhelligkeit der dunkelsten Bildpunkte. Diese Größe ist also eine reine Verhältniszahl.
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6. Flimmezahl

Mit Flimmerzahl soll die Zahl der Helligkeitswechsel je Sekunde bezeichnet werden, die bei einem festzulegenden Verhältnis der Helldauer zur Dunkeldauer (zweckmäßig 1:1) den gleichen Eindruck des Flimmerns hervorruft, wie die vorliegende Bildwiedergabe.
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7. Bildaufbau

Unter Bildaufbau ist die Art des Zustandekommens der Bildwiedergabe zu verstehen. Grundsätzliche Unterschiede sind hier nur beim Fernsehen möglich, bei dem das Bild entweder aus Bildpunkten verschiedener Helligkeit bei gleicher Abtastgeschwindigkeit (Helligkeitssteuerung) oder aus Bildpunkten gleicher Helligkeit aber veränderlicher Abtastgeschwindigkeit (Liniensteuerung) aufgebaut werden kann. Zwischen beiden Fällen ist ein Unterschied der Bildwirkung zu erwarten, auf den hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll.
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8. Bildwechselverhältnis

Das Bildwechselverhältnis ist das Verhältnis der Bildwechselzahl bei der Aufnahme zu der Bildwechselzahl bei der Wiedergabe.
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9. Größe des Bildes und Betrachtungsentfernung

Für die Bildwirkung ist hauptsächlich der Betrachtungswinkel maßgebend, d. h. das Verhältnis der Bildgröße zu der Betrachtungsentfernung. Bei gleichbleibendem Betrachtungswinkel nimmt die Bildwirkung außerdem mit der Betrachtungsentfernung zu, d. h. ein großes Bild aus großer Entfernung wirkt besser, als ein kleines Bild aus einer entsprechend kleineren Entfernung.

Für jede Bildwiedergabe bestimmter Bildgüte gibt es einen größten Betrachtungswinkel, unter dem die Mängel der Bildgüte noch nicht auffällig erscheinen. Dieser Betrachtungswinkel kann als eine Maßzahl der Gesamtgüte der Bildwiedergabe benutzt werden.

Dieser Winkel kann als „Gütewinkel" bezeichnet werden. Die absoluten Werte der Gütewinkel sind für Menschen mit verschieden gutem Sehvermögen unterschiedlich, dagegen dürfte das Verhältnis der Gütewinkel von Bildern verschiedener Güte ziemlich unabhängig von den Schwankungen des Sehvermögens sein.

Es dürfte möglich sein, durch weitere Versuche die Zusammenhänge zwischen Gütewinkel und einzelnen Teilwerten der Bildgüte soweit zu klären, daß eine rechnerische Behandlung möglich ist.
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10. Verzerrungen

Der Einfluß der Verzerrungen (gekrümmte Wiedergabe gerader Linien) auf die Bildwirkung hängt von dem Bildinhalt ab. Es ist meistens möglich, diese Fehler so klein zu halten, daß sie vernachlässigt werden können. Verzerrungen, die durch eine Bildrasterung bedingt sind, werden zweckmäßig bei der Bestimmung des Einflusses der Zeilenzahl auf die Bildwirkung berücksichtigt.
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11. Raumtiefe

Die Wiedergabe der Raumtiefe hängt in starkem Maße von verschiedenen Teilwerten der Bildwirkung ab, besonders von der Bildschärfe, der Bildhelligkeit und dem Helligkeitsumfang. Ein näheres Eingehen hierauf muß einer besonderen Abhandlung Vorbehalten bleiben.

12. Umrahmung

Die Bildwirkung hängt auch in starkem Maße von der Umrahmung des Bildes, oder weiter gefaßt, von der Umgebung der Bildwiedergabe ab. Das gleiche Projektionsbild wirkt im Lichtspielhaus anders als bei einer Vorführung im Heim. Diese Zusammenhänge lassen sich zur Zeit allerdings kaum zahlenmäßig erfassen.

Soweit die vorstehende Aufzählung

Die vorstehende Aufzählung soll nur eine allgemeine Übersicht über die verschiedenen Teilwerte der Bildwirkung geben. Einzelne dieser Teilwerte sind bereits ausführlicher von verschiedenen Forschern behandelt, so Bildhelligkeit und Helligkeitsumfang von E. Goldberg (Der Aufbau des photographischen Bildes, Enzyklopädie der Photographie, Heft 99, 1922) Zeilenzahl und Bildgröße von E. W. Engstrom (A study of television image characteristics, Proceedings of the Institute of Radio Eengineers, Band 21, Heft, 12. Dezember 1933), verschiedene Teilwerte der Bildgüte von R. Thun (Fernsehen und Bildfunk, Fränckische Verlagsbuchhandlung, 1934).

Der Einfluß auf die Wiedergabe der Raumtiefe wird von R. Thun in dem Abschnitt der Enzyklopädie des Filmes des internationalen Institutes für Lehrfilmwesen, Rom, in dem Abschnitt „Plastische Filmbilder" sowie in einem Aufsatz „Plastischer Film und plastisches Fernsehen" behandelt, der in der Zeitschrift „Fernsehen und Tonfilm“, Werdmannsche Buchhandlung, Berlin, erschienen ist.

Eine zusammenfassende Behandlung des Einflusses aller Teilwerte der Bildgüte auf die Bildwirkung fehlt zur Zeit noch.

Einfluß der Teilwerte auf die Bildwirkung

Bei einzelnen Teilwerten war in der obigen Aufstellung bereits über ihren Einfluß auf die Bildwirkung einiges gesagt. Für weitere Untersuchungen dieser Zusammenhänge sind zwei Fälle zu unterscheiden.

1. Nur ein Teilwert ist veränderiich, übrige Teilwerte besitzen ausreichende Güte

Am einfachsten liegen die Verhältnisse, wenn jeweils nur einer der Teilwerte auffallende Mängel zeigt, während die übrigen Teilwerte so hoch liegen, daß sie die Bildgüte nicht mehr merkbar beeinträchtigen.

Ein zahlenmäßiger Zusammenhang zwischen den Teilwerten und der gesamten Bildwirkung kann nur durch statistische Untersuchungen gewonnen werden. Solche Untersuchungen sind bisher nur in geringem Umfange veröffentlicht worden.

Einige Anhaltspunkte geben außerdem die Erfahrungen, die in der Photographie und der Kinematographie gesammelt werden konnten. Im folgenden ist versucht worden, auf Grund einiger statistischer Untersuchungen und daran geknüpfter Überlegungen einige zahlenmäßige Zusammenhänge aufzustellen.

Diesen Zahlen haftet noch der Mangel an, daß die statistische Unterlage noch sehr dürftig ist, solange aber nicht bessere Unterlagen zur Verfügung stehen, geben sie wenigstens einige Anhaltspunkte. Es steht zu hoffen, daß die folgenden Angaben auch von anderen Stellen wiederholt nachgeprüft werden, und daß auf diese Weise allmählich zahlenmäßige Zusammenhänge herausgestellt werden, die eine allgemeine Anerkennung erhalten können.
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Zeilenzahl und Bildschäfe

Der Einfluß der Zeilenzahl auf die Bildwirkung ist von Wiedemann und Engstrom mit verschieden stark gerasterten Filmen untersucht worden (Fr. Wiedemann, Der Einfluß der Bildpunktzahl auf die Güte von Fernsehbildern, „Fernsehen", 1. Jahrg. Heft 11/12, November 1930 und E. W. Engstrom, A study of television image characteristics, „Proceedings of the Institute of Radio Engineers , Band 21, Heft 12, Dezember 1933).

Engstrom faßt das Ergebnis seiner Versuche in folgenden Urteilen zusammen:

60 Zeilen entirely inadequate,
120 ,, hardly passabe,,
180 ,, minimum accepaabl,,
240 ,, satiffactor,,
360 ,, exceleent,
480 ,, equivalent for practical conditions.

Thun (in seinem Buch „Fernsehen und Bildfunk , 1934, S. 46) führte zu dem gleichen Zweck eine statistische Untersuchung durch, indem bei einer großen Zahl von Bildern durch Bestimmung des Gütewinkels (siehe oben) die Mindestzeilenzahl bestimmt wurde, bei der eine Beeinträchtigung der Bildwirkung (bei wohlwollender Betrachtung) noch nicht erfolgte.

Es wurde dann der Vomhundertsatz der Bilder bestimmt, der durch die verschiedenen Zeilenzahlen befriedigend wiedergegeben wurde. Abb. 1 zeigt die Ergebnisse in Kurvenform, mit einer Verbesserung dahingehend, daß 100 v. H. erst bei mehr als 1000 Zeilen angenommen wurden.

Diese Verbesserung erfolgte mit Rücksicht auf die Erfahrungen der Filmtechnik, nach denen die besten Feinheiten der Bildwirkung erst erreicht werden, wenn das Auflösungsvermögen der Schicht voll ausgenutzt wird, was ungefähr einer Zeilenzahl von 1.200 entspricht.

Die Kurve zeigt einen unteren Knick bei 40 bis 60 Zeilen. Vor diesem Knick, also bei noch geringeren Zeilenzahlen, ist eine Bildwirkung auch bei einfachsten Bildern nicht zu erwarten. Bei 200 bis 250 Zeilen befindet sich ein oberer Knick, jenseits dieses Knickes steigt die Kurve nur noch wenig an.

Es sei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß für die Wiedergabe von Stimmungen häufig auch das letzte Zehntel vom Hundert benötigt wird, so daß mehr als 300 Zeilen dann benötigt werden, wenn das Bild nicht nur Tatsachen wiedergeben, sondern auch Stimmungen erzeugen soll.

Vor Erreichung des unteren Knickes ist ein Wiedergabeverfahren praktisch unbrauchbar, zwischen unterem und oberem Knick können nur Bilder belehrenden oder berichtenden Inhaltes wiedergegeben werden, jenseits des oberen Knickes beginnen die Möglichkeiten einer künstlerischen Gestaltung.

Der Verlauf der Kurve ist in guter Übereinstimmung mit den von anderer Seite veröffentlichten Untersuchungen.

Für die übrigen Teilwerte ist, abgesehen von einigen Ausnahmen, ein ähnlicher Verlauf der Kurven zu erwarten. Statistische Untersuchungen, die als Unterlage dienen können, sind bisher nicht veröffentlicht worden.

Es liegen jedoch einige Erfahrungen vor, die eine angenäherte Bestimmung des unteren und oberen Knickes ermöglichen, sowie teilweise die Festlegung eines oberen Grenzwertes. Auf diese Weise können Kurven gewonnen werden, welche eine gewisse Wahrscheinlichkeit besitzen, sie sind jedoch weniger sicher, als die Kurve der Zeilenzahl.

Für die Bildschärfe kann ein gleicher Verlauf der Kurve angenommen werden wie für die Zeilenzahl.
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Bildhelligkeit

Bei älteren "Fernsehapparaten" mit Glimmlampen entsprach die Bildhelligkeit ungefähr 2 bis 3 Lux. Hier kann der untere Knick der Kurve angenommen werden. In der Zeit vor und nach dem Kriege waren in Lichtspielhäusern Schirmhelligkeiten von 40 bis 50 Lux häufig, hier kann schätzungsweise der obere Knick der Kurve angenommen werden.

Gute Lichtspielhäuser haben heute Schirmhelligkeiten von 200 und mehr Lux, so daß in dieser Gegend ein oberer Grenzwert angenommen werden kann. Die in der Beleuchtungstechnik heute üblichen Beleuchtungsstärken entsprechen ähnlichen Werten, nur daß beispielsweise bei feinen Arbeiten Beleuchtungsstärken von einigen tausend Lux angestrebt werden, so daß mindestens der obere Grenzwert noch als unsicher zu betrachten ist. Abb. 2 zeigt einen nach diesen Werten gezeichneten Verlauf der Kurve.
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Helligkeitsumfang

Für den Helligkeitsumfang können die Arbeiten von E. Goldberg (Der Aufbau des photographischen Bildes, 1922) zugrunde gelegt werden. Der untere Knick der Kurve kann bei 2 bis 3 angenommen werden, entsprechend dem Kleinstwert, der bei sehr flauen Diapositiven beobachtet wird. Der obere Knick ist an der Grenze zwischen weich und normal anzunehmen, bei ungefähr 10.

Es dürfte jedoch richtig sein, den oberen Knick allmählicher anzusetzen, als bei den vorhergehenden Kurven, denn da bei Bildern, die im zurückgestrahlten Licht betrachtet werden, ein Helligkeitsumfang von 13 kaum überschritten werden kann, ist das Auge an verhältnismäßig geringe Helligkeitsumfänge gewöhnt. Abb. 3 zeigt einen diesen Ueberlegungen entsprechenden Verlauf.
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Flimmerzahl

Mit Flimmerzahl wird die Zahl der Helligkeitswechsel bezeichnet, bei der ein Flimmern nicht mehr wahrnehmbar ist. Die Flimmerzahl ist von der Helligkeit des Bildes, dem Verhältnis von Hellwert und Dunkelwert und dem Verhältnis von Hellzeit und Dunkelzeit abhängig.

Diese Verhältnisse sind von M. A. Porter und Marbe untersucht worden. Die Flimmerzahlen stellen die Werte dar, bei denen eine Beeinträchtigung des Bildes durch Flimmern nicht mehr erfolgt. Wird die Flimmerzahl nicht erreicht, so kann das Maß des Flimmerns durch den Flimmerwert angegeben werden.

Der Flimmerwert 100 entspricht dann dem Fehlen jedes Flimmerns, d. h. die entsprechende Helligkeitswechselzahl ist die Flimmerzahl. Der Flimmerwert 0 entspricht der Helligkeitswechselzahl, bei der die Betrachtung des Bildes sofort eine starke Ermüdung des Auges bewirkt. Abb. 4 zeigt eine entsprechende Kurvenschar für verschiedene Bildhelligkeiten und ein Verhältnis der Hell- und Dunkelwerte von Maximalhelligkeit zur Nullhelligkeit und einem Verhältnis von Hellzeit zur Dunkelzeit von 1:1.

Schwankungen dieser letzteren Verhältniszahlen in den praktisch vorkommenden Grenzen beeinflussen den Verlauf der Kurven nur in den Grenzen der individuellen Schwankungen, so daß sie für die Mehrzahl der hieran geknüpften Ueberlegungen vernachlässigt werden können.
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Bildwechselzahl

In der Kinematographie sind Helligkeitswechselzahl und Bildwechselzahl seit Erfindung der Mehrfachblende (ungef. 1902) voneinander unabhängig.

Bei dem Fernsehen (Anmerkung von 1935 !!) ist dieses noch nicht in dem gleichen Maße erreicht. In Abb. 5 ist der Einfluß der Bildwechselzahl auf die Bildwirkung unter der Voraussetzung dargestellt, daß der Flimmerwert unabhängig von ihr auf einen Bestwert gebracht wird.

Die Kurve wird noch durch das Verhältnis: Belichtungszeit zur Bildwechselzeit beeinflußt, der Kurve liegt ein Verhältnis 1:1 zugrunde, doch ist der Einfluß dieses Verhältnisses innerhalb der einzuhaltenden Grenzen nicht besonders stark. Bei der Wiedergabe ruhender Darstellungen wird noch die volle Bildwirkung bei der Bildwechselzahl Null erreicht, hier ist also für die Bildwirkung (wenn diese statistisch in dem Sinne der Kurve Abb. 1 aufgefaßt wird) ein größerer Wert als Null anzusetzen.

Bei sehr langsamen Bewegungen reichen erfahrungsgemäß 5 bis 8 Bildwechsel je Sek. aus; hier ist der untere Knick der Kurve anzusetzen. Bei der Mehrzahl der Bewegungen reichen 16 bis 24 Bildwechsel je Sek. aus; hier ist der obere Knick der Kurve anzusetzen.

Bei 50 bis 60 Bildwechsel je Sek. werden auch die schnellsten Bewegungen bei einem Verhältnis von Belichtungszeit zur Bildwechselzeit 1:1 (nach Versuchen des Verfassers) naturgetreu wiedergegeben. Hier wird die Bildwirkung 100 v. H. Damit ist der Verlauf dieser Kurve bestimmt.
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Bildwechselverhältnis

Unter Bildwechselverhältnis ist das Verhältnis der Bildwechsel bei der Aufnahme zu den Bildwechseln bei der Wiedergabe zu verstehen.

Ist dieses Verhältnis 1:1, so wird völlige Naturtreue des Bewegungsablaufes erreicht. Bei abweichenden Verhältnissen findet eine Änderung des Bewegungsablaufes statt, die als Zeitdehner- bzw. Zeitrafferwirkung bekannt ist. Das Maximum ist nach Versuchen des Verfassers ziemlich breit, so daß die Kurve Abb. 6 ungefähr die Verhältnisse richtig wiedergeben dürfte.
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Bildwinkel

Bei der Beurteilung des Bildwinkels sind zwei Fälle zu unterscheiden. In dem einen Fall wird das Bild dem Auge nur solange dargeboten, als der gesamte Bildinhalt die Aufmerksamkeit fesselt.

In dem anderen Fall wird das Bild dem Auge längere Zeit dargeboten, so daß sich die Aufmerksamkeit nacheinander verschiedenen Teilen des Bildes, die kleiner als der ganze Bildausschnitt sind, zuwendet.

Der erstere Fall entspricht dem heutigen Lichtspiel, er soll deshalb als „Film" bezeichnet werden. Der andere Fall entspricht den Verhältnissen der Sprechbühne, er soll deshalb mit „Bühne" bezeichnet werden. Der zweite Fall liegt meistens auch bei der Betrachtung ruhender Bilder vor.

Bei dem Film muß der Bildwinkel mindestens dem Sehwinkel entsprechen, in dem die volle Sehschärfe erreicht wird. Der untere Knick der Kurve ist also bei 6 bis 8 Grad anzunehmen. Ein Größtwert der Bildwirkung wird ungefähr bei dem drei- bis vierfachen Winkelbetrage erreicht, so daß in einem gewissen Umfange Augenbewegungen ausgeführt werden können, ohne daß der Sehwinkel voller Sehschärfe das Bildfeld verläßt. Dieser Höchstwert der Bildwirkung liegt bei ungefähr 24 Grad.

Jenseits dieses Betrages findet ein steiler Abfall statt, da die gleichzeitige Übersicht über einen größeren Sehwinkel stark ermüdend wirkt. Innerhalb der praktisch vorkommenden Grenzen dürfte die Kurve jedoch nicht ganz auf den Nullwert herabsinken. Es ergibt sich also der in Abb. 7 mit „Film" bezeichnete Verlauf der Kurve. Für die Bühne ist ein Sehwinkel von 24 bis 30 Grad erforderlich, da bei einem kleineren Bildwinkel Einzelheiten unter einem zu kleinen Sehwinkel erscheinen. Hier ist also der untere Knick der Kurve „Bühne anzunehmen. Der obere Knick dürfte schätzungsweise bei ungefähr 90 Grad liegen.

Die Verhältnisse in Lichtspielhäusern und Sprechbühnen entsprechen angenähert diesen Verhältnissen. Breitfilm, Magnoskop und Mehrfachprojektion bedeuteten in diesem Sinne den Versuch, auch im Lichtspielhaus eine Bühnenwirkung zu erzielen.

(Fortsetzung folgt.)

1935 - Die Eigenschaften des Bildes
als Grundlage der Kinematographie - Teil 2 (2)

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Bildgröße

Die Bildgröße ist bei einer Bildwiedergabe durch Lichtbild, Bildwurf (Projektion) und Fernseher unabhängig von dem Bildwinkel, es ist lediglich die Betrachtungsentfernung entsprechend der Bildgröße zu wählen.

Eine untere Grenze ergibt sich für die Bildgröße, wenn bei dem Kleinstwert des Bildwinkels eine Betrachtungsentfernung nicht unterschritten werden darf, auf die sich das unbewaffnete Auge noch einstellen kann. 6 Grad Bildwinkel und 25cm Betrachtungsentfernung ergeben ungefähr 3cm Bildbreite, hier ist also der untere Knick der Kurve anzunehmen. Der obere Knick der Kurve wird sehr langsam verlaufen, da von einer gewissen Größe an die Bildwirkung nur wenig mit der Bildgröße gesteigert wird. Den oberen Knick kann man ungefähr bei 10 bis 50cm Bildgröße annehmen.

Eine gewisse Steigerung der Bildwirkung ist jedoch noch weit darüber hinaus festzustellen. Der Grund hierfür liegt in folgendem: Die Raumtiefe des Bildes wird durch die scheinbare Größe und gegenseitige Lage verschiedener Gegenstände, durch die Perspektive, den Schattenfall und gegebenenfalls vorhandene Luftschleier vorgetäuscht.

Andererseits ergibt das stereoskopische Sehen, die Einstellung des Auges auf die Bildentfernung, die Neigung der Augenachsen und das Fehlen von Änderungen der Überschneidungen hintereinanderliegender Gegenstände bei Bewegungen des Auges den Eindruck einer Fläche.

Dieser einer Raumtiefe entgegenstehende Eindruck einer Fläche wird um so geringer, je größer die Betrachtungsentfernung ist, oder bei gleichbleibendem Bildwinkel, je größer die Bildgröße ist. Infolgedessen steigt die Bildwirkung auch bei einer weiteren Vergrößerung großer Bilder (wenn gleichzeitig die Betrachtungsentfernung gesteigert wird, wie der Kurve Abb. 8 zugrunde liegt).

Bei Filmen dürfte ungefähr bis zu einer Bildgröße von 10 Meter die Steigerung der Bildwirkung bemerkbar sein.
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Die Bedeutung der Teilwerte

Wie die vorstehenden Beispiele zeigen, haben die Kurven der Teilwerte der Bildgüte einen ähnlichen Verlauf, anfangs Null bzw. angenähert Null, nach einem unteren Knick einen mehr oder weniger steilen Anstieg, und nach einem oberen Knick allmähliche Annäherung an einen Bestwert.

Nur bei zwei Beispielen (Bildwinkel bei Film, Abb. 7, und Bildwechselverhältnis, Abb. 6) erfolgt nach dem Bestwert wieder ein Abfall. Abgesehen von diesen beiden Ausnahmen genügt es nun im allgemeinen nicht, nur den oberen Knick zu erreichen, sondern er muß möglichst erheblich überschritten werden, soll die Bildwiedergabe eine dauernde Befriedigung gewähren.

Nur wenn das Bild einen Tatsachenbericht übermitteln soll, bei dem das Erkennen bestimmter Einzelheiten ausreicht, genügt es, wenn der obere Knick erreicht wird. Soll jedoch auch ein Stimmungsinhalt wiedergegeben werden, so muß meistens der obere Knick weit überschritten werden.

In einigen Ausnahmefällen wird allerdings auch eine Stimmung gerade dadurch wiedergegeben, daß einzelne Teilwerte der Bildgüte in der Nähe des oberen Knickes liegen. Als Beispiel hierfür kann der "Bromöldruck" dienen. Ein allgemein anwendbares Bildwiedergabemittel darf jedoch nicht nur für diese Ausnahmefälle geeignet sein.
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2. Mehrere Teilwerte veränderlich .....

Im vorhergehenden war angenommen, daß jeweils immer nur der betrachtete Teilwert veränderlich, d. h. auch kleiner als der Bestwert sein kann, während die anderen Teilwerte mindestens dem Bestwert sehr stark genähert sind. Bei dem gewöhnlichen Lichtbild und in der Kinematographie wird diese Forderung meistens in guter Annäherung erfüllt. Bei dem Fernsehen sind bei dem heutigen Stand meistens mehrere der Teilwerte noch erheblich von dem Bestwert entfernt.

Eine Untersuchung derartiger Verhältnisse bietet gewisse Schwierigkeiten. Das Urteil über den subjektiven Gesamteindruck eines Bildes, das mehrere Mängel gleichzeitig zeigt, wird stark durch bewußt oder unbewußte vorgefaßte Meinungen beeinträchtigt.

Es bedarf einiger psychologischen Schulung und Erfahrung, um hier bestehende Klippen umschiffen zu können. Es darf aber wohl gehofft werden, daß im Laufe der Zeit auch diese Schwierigkeiten überwunden werden.

Zur Zeit können hier endgültige Ergebnisse noch nicht mitgeteilt werden. Im folgenden können lediglich einige Hinweise gegeben werden, was in dieser Richtung zu erwarten steht.

Im günstigsten Fall kann der Gesamteindruck der Bildwirkung dem kleinsten Wert der einzelnen Teilwerte sein, da nach der oben gegebenen Definition die einzelnen Teilwerte unter der Voraussetzung gelten, daß die anderen Teilwerte dem Bestwert entsprechen. Dieser Fall dürfte meistens dann eintreten, wenn ein Teilwert noch unterhalb des oberen Knickes liegt, die übrigen Teilwerte aber noch mindestens im oberen Teil des oberen Knickes liegen.

Dieses würde besagen, daß es keinen Sinn hat, eine Verbesserung der übrigen Teilwerte anzustreben, die bereits den oberen Knick erreicht haben, solange einer der Teilwerte noch unterhalb seines oberen Knickes liegt.

Liegen mehrere Teilwerte im oberen Knick, so muß jeweils untersucht werden, welcher dieser Teilwerte den Gesamteindruck der Bildwirkung am stärksten beeinflußt. Allgemeine Regeln können vorläufig hierfür nicht gegeben werden.
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3. Zweck von Betrachtungen über die Teilwerte der Bildgüte

Betrachtungen über die Teilwerte der Bildgüte haben nicht nur den Zweck, unsere Kenntnisse über die Zusammenhänge in der Umwelt zu vergrößern, sie dürften auch Bedeutung für die praktische Ausübung der verschiedenen Wiedergabeverfahren gewinnen.
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Schaffung eines Verständigungsmittels zwischen Künstler und Techniker

Bei den alten Künsten, Malerei und Bildhauerei, waren Künstler und Techniker in einer Person vereinigt. Hier bot es keine Schwierigkeiten, für den vorschwebenden künstlerischen Entwurf die richtige Wiedergabetechnik oder für eine neu werdende Technik den richtigen künstlerischen Vorwurf rein gefühlsmäßig zu finden, ohne daß eine Notwendigkeit vorlag, die bestehenden Zusammenhänge mit voller Klarheit in das Bewußtsein zu heben.

Bei den heutigen verwickelten Widergabetechniken, wie Kinematograph und Fernsehen, können Künstler und Techniker nicht mehr in dem gleichen Maße in einer Person vereinigt werden. Die Erkenntnis von der Eigengesetzlichkeit der einzelnen Wiedergabeverfahren ist bereits zu einem Schlagwort der "Neuzeit" geworden.

Es muß jetzt aber nach einer Ausdrucksmöglichkeit gesucht werden, welche eine Verständigung über den Sinn dieser Eigengesetzlichkeit der Wiedergabeverfahren zwischen Techniker und Künstler ermöglicht. Die oben entwickelten Betrachtungen über die Teilwerte der Bildgüte können vielleicht eine Grundlage hierzu liefern.

Erleichterung der richtigen Anwendung der einzelnen Bildwiedergabevrfahren

Die einzelnen Teilwerte der Bildgüte bestimmen die Grenzen der Anwendung der einzelnen Bildwiedergabeverfahren. Beispielsweise bestimmt die durch den Bildwinkel bedingte Bildwirkung nach Abb. 7 den Ablauf des Bildwechsels, je nachdem die für Film oder für Bühne maßgebende Kurve berücksichtigt werden muß.

Die Wiedergabe gewisser Stimmungen erfordert einen bestimmten Helligkeitsumfang; die im heutigen Film mit Plastik bezeichnete Bildwirkung setzt bestimmte Werte der Bildschärfe, der Bildhelligkeit und des Helligkeitsumfanges voraus. Der Zusammenhang zwischen den technischen Ausführungsformen und den Teilwerten ist verhältnismäßig leicht zu bestimmen. Wenn der Künstler sich über den Zusammenhang zwischen diesen Teilwerten und die von ihm erstrebte Bildwirkung klar ist, dann bietet es keine unüberwindlichen Schwierigkeiten mehr, eine falsche Anwendung der einzelnen Wiedergabeverfahren zu vermeiden.
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Planmäßige Wahl von Zwischenlösungn

Bei verschiedenen Wiedergabeverfahren ist die Summe oder das Produkt der technischen Werte gegeben, die für verschiedene Teilwerte der Bildgüte maßgebend sind. So ist bei einer gegebenen Lichtleistung bei dem Filmprojektor eine Beziehung zwischen Bildwechselwert, Bildhelligkeit und Bildgröße gegeben.

Jede dieser drei Größen kann auf Kosten der anderen beiden gesteigert werden. Bei dem Fernsehen ist bei einem gegebenen Übertragungskanal das Produkt aus Zeilenzahl, Bildschärfe und Bildwechselzahl gegeben. In solchen Fällen wird die günstigste Verteilung der technisch möglichen Leistung auf die einzelnen Teilwerte der Bildwirkung durch Betrachtungen über die hier bestehenden Zusammenhänge erleichtert.
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Entwicklung von Eichwerten der Bildgüte

Für einzelne technische Werte, wie Bildhelligkeit, Bildwechselzahl, Bildgröße usw., bestehen bereits Meßverfahren. Für die Leistung eines Bildwiedergabeverfahrens ist letzten Endes jedoch der Gesamteindruck der Bildwirkung maßgebend. Dieser kann zur Zeit nur subjektiv geschätzt werden. Es erscheint jedoch möglich, auf Grund von Untersuchungen der Teilwerte der Bildwirkung auch hierfür Hilfsmittel zu entwickeln, welche den subjektiven Einfluß des Beurteilenden einschränken.

Entwicklung neuer Wiedergabeverfahren

Auch für die reine Technik sind Fortschritte aus derartigen Untersuchungen zu erwarten. So wurde beispielsweise auf dem Gebiet des Fernsehens die Anregung zu der Entwicklung der Liniensteuerung des Verfassers durch derartige Betrachtungen ausgelöst. Bei dem plastischen Film wird vielleicht einmal die endgültige technische Lösung durch ähnliche Betrachtungen mitbestimmt werden.

Im vorstehenden konnten noch keine endgültigen Ergebnisse mitgeteilt werden, vielleicht können aber die gegebenen Anregungen das Erreichen der genannten Ziele erleichtern.

geschrieben im Herbst/Winter 1935

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