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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Nov. 1935 - „Kodachrome“ ein neues Dreifarbenverfahren

Von Dr. L. Busch, D.K.G., Berlin - der Vortrag, gehalten auf der 134. ordentlichen Sitzung der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft am 25. November 1935
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Die Eastman Kodak Company in Rochester

Im Frühjahr dieses Jahres wurde durch amerikanische Pressenotizen bekannt, daß die Eastman Kodak Company in Rochester unter dem Namen „Kodachrome“ ein neues Dreifarbenverfahren auf subtraktiver Basis auf den Markt gebracht habe.

„Kodachrome“ war als Name eines subtraktiven Zweifarbenverfahrens bekannt geworden, das vor einer Reihe von Jahren durch die gleiche Firma entwickelt worden war.

Das Zweifarbenverfahren von Kodak

Schon dieses Zweifarbenverfahren zeichnete sich durch besonders gefällige Farbwirkungen aus, zeigte aber sonst die Nachteile, die nun einmal mit jedem Farbverfahren verbunden sind, das nur mit zwei Farben arbeitet.

Aber die Erinnerungen an dieses Verfahren ließen die Erwartungen ziemlich hoch steigen, als die ersten Nachrichten über das neue Dreifarbenverfahren erschienen.

Es konnte daher nicht weiter verwundern, wenn auch an die Kodak A.G. infolge ihrer engen geschäftlichen Beziehungen zu der Eastman Kodak Company eine Reihe interessierter und dringender Anfragen bezüglich dieses Verfahrens gerichtet wurden, wenn in vielen, größtenteils unautorisierten Presseveröffentlichungen Einzelheiten und Voraussagen gemacht wurden, die oft ziemliche Uebertreibungen enthielten.
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Mit den unautorisierten Presseveröffentlichungen aufräumen

Es soll daher der Zweck dieses Vortrages sein, die Diskussion über dieses Verfahren wieder auf das sachliche Gebiet zurückzuführen und über das Verfahren selbst die notwendigen Aufklärungen zu geben, auf die die wissenschaftliche Welt ein Anrecht hat.

Der Verfasser hatte das Glück, in den letzten Wochen im Aufträge seiner Firma eine ausgedehnte Studienreise durch die Vereinigten Staaten zu machen und dabei auch anläßlich eines längeren Besuches in Rochester mit dem Verfahren und seiner Durchführung vertraut zu werden. Der Bericht stellt somit ein Ergebnis der hierbei gemachten Erfahrungen dar, da aus verschiedenen Gründen eine praktische Ausübung des „Kodachrome-Prozesses" in Deutschland zur Zeit noch nicht möglich ist.

Zur Klassifizierung und besseren Erklärung des Kodachrome-Verfahrens seien einige allgemeine Ausführungen vorangestellt.
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Ein Vorowrt zu den additiven Verfahren

Bekannt ist ja, daß zur naturgetreuen Wiedergabe des photographierten Objektes entweder für das additive Verfahren drei Bilder in den Grundfarben Rot, Grün und Blau, für das subtraktive Verfahren drei Bilder in den genannten Minusfarben „Blaugrün, Gelb und Margenta oder Purpurrot“ notwendig sind.

Weniger bekannt ist aber vielen, daß eine wirklich naturgetreue Abbildung der Farben der Natur nur mit den vorausgewählten drei Grundfarben und nur auf der Grundlage eines einwandfreien photographischen Schwarz-Weiß-Bildes möglich ist.

Während nur bei den additiven Verfahren die Farbwirkung durch den Strahlengang eingeschaltete optische Filter erzeugt wird, muß die Farbwirkung bei den subtraktiv wirkenden Methoden durch eine entsprechende Einfärbung der Bildsubstanz selbst erzielt werden.

Dabei ist es, sofern dem Farbbild ein einwandfreies Schwarz-Weiß-Bild zugrunde liegt, wesentlich leichter, nach dem additiven Verfahren eine naturgetreue Wiedergabe zu erzielen, weil es leichter erscheint, die idealen Farben in Form von Filtern zu schaffen.

Es haben sich aus diesem Grunde binnen kurzem in der Kinotechnik nur solche Dreifarbenverfahren durchgesetzt, die auf additiver Grundlage beruhen, und von diesen sind die verwirklichten Ausführungsformen des Keller-Dorian-Verfahrens insbesondere das Kodacolor-Verfahren, wohlbekannt.
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Die Schwierigkeiten in der Praxis waren andere

Es ist aber wohl wenig bekannt, daß sich bei der praktischen Durchführung dieses Verfahrens ebenfalls viele Schwierigkeiten ergaben. So machte es dieses Verfahren noch notwendig, zum Ausgleich gewisser Unterschiede in den einzelnen Emulsionen den Filmen Kompensatoren beizulegen, die das Aufsetzen auf die Streifenfilter das an sich ausgewählte Verhältnis der drei Filterstreifen zueinander der Emulsion anpaßten, also im Interesse der Wiedergabe vom idealen Verhältnis abwichen. Daß dabei aber an sich wieder für die Farbwiedergabe gewisse Kompromisse geschlossen werden mussten, leuchtet ein.

So gab es ja auch genug Kolegen, denen der gewählte Kompromiß aus diesem oder jenem Grunde nicht zusagte und die genau so, wie dies bei der Aufnahme möglich war, durch Änderung des Verhältnisses der Farbstreifen des Produktionsfilters zueinander, den Farbgehalt des Bildes nach persönlichem Geschmack beeinflußten.

Dies eine Beispiel allein zeigt jedoch, welche Schwierigkeiten sich jedem Farbverfahren entgegenstellen, daß bei jedem Farbbild mehr als in der Schwarz-Weiß-Photographie der persönliche Geschmack eine Rolle spielt.
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Auch die subtraktiven Verfahren "konnten" Naturtreue

Andererseits war es bei subtraktiven Verfahren bekannt, daß auch sie Bilder größter Naturtreue liefern können. Das Interesse an ihnen ist seit jeher besonders groß gewesen, weil nur auf ihrer Grundlage Papierpositive möglich erscheinen.

Doch bringt die Durchführung erheblich größere Schwierigkeiten mit sich. Man ist fast immer an die Herstellung dreier getrennter Grundnegative gebunden, die nachträglich zur Deckung zu bringen sind.

Jedoch ist die Auswahl der zur Einfärbung der drei Grundbilder zur Verfügung stehenden Farben, wenn man sie unter dem Gesichtspunkt einer idealen Farbsynthese betrachtet, verhältnismäßig gering, so groß auch die Zahl der Farben an sich ist.

Schließlich bereitete auch die Vereinigung der drei Bilder zu einem Farbenpositiv technisch ungeheuerliche Schwierigkeiten, insbesondere wenn es sich um Kinostreifen handelte. Der Vollständigkeit halber sei bemerkt, daß natürlich auch bei solchen Bildern der gewählte Kompromiß in der Farbsynthese, z. B. bei der Projektion, "noch subjektiver" beeinflußt werden kann, z. B. durch Vorschalten sehr heller Filter in einer der drei Minus-Grundfarben, komplementär zu der Farbe, die man schwächen will.

Doch bleibt auch hier das Ziel, eine solche Wiedergabe ohne Hilfsmittel zu erzielen, so daß sie die Mehrzahl der Zuschauer ohne weiteres befriedigt.
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Das Ziel : gute Farbtonwiedergabe im gesamten Spektrum

Solange nun aber bei dem Grundelement jeder photographischen Aufnahme, der Emulsion, Schwierigkeiten Vorlagen, alle Farben der Natur ohne Hilfsmittel tonwertrichtig wiederzugeben, mußte natürlich die Anwendung dieser Verfahren auf einzelne wenige beschränkt bleiben.

Die Möglichkeit, Emulsionen mit annähernd guter Farbtonwiedergabe im gesamten Spektrum herzustellen, gab seinerzeit den letzten Anstoß zur Herausgabe des Kodacolor-Verfahrens.

Die seitdem erzielten Fortschritte in der Sensibilisierung von photographischen Emulsionen ermöglichen heute, auch die subtraktiven Verfahren in eine praktisch mögliche Form zu bringen.
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Der große Vorteil des Kodacolor-Verfahrens

Das Kodacolor-Verfahren hat mit dem aus der Photographie her bekannten Kornrasterverfahren den großen Vorteil gemeinsam, daß zur gleichzeitigen Erzielung aller Farbauszüge nur eine einzige Aufnahme und eine einmalige Behandlung notwendig sind.

Eine solche Methode war bislang bei allen subtraktiven Verfahren unbekannt geblieben; denn die älteren in dieser Richtung liegenden Vorschläge sind, soweit dem Verfasser bekannt, nie verwirklicht worden.

Die drei Farbauszüge für subtraktive Verfahren sind bislang entweder mit Strahlenteilungssystemen oder mit Mehrpacks hergestellt worden, die eine getrennte Behandlung der einzelnen Teilbilder erlaubten. Von diesen Teilnegativen wurden dann die Farbteilpositive hergestellt, die dann nach einem der zahlreichen Vorschläge zur Deckung gebracht wurden.

Das ältere Kodachrome-Verfahren benutzte zur Farbherstellung die Eigenschaft der Gelatine, je nach dem Grad der Härtung Farbstoffe aufzusaugen oder abzustoßen. Es leuchtet ein, daß hierbei drei Teilbilder übereinander praktisch wohl nur dadurch zu erzielen sind, daß drei Teilbilder getrennt hergestellt und nacheinander überlagert werden, während eine gleichzeitige Herstellung außer Frage steht.
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Vergleich - das alte und das neue Kodachrome- Verfahren

Die Ähnlichkeit zwischen dem alten und dem neuen Kodachrome-Verfahren besteht daher auch nur im fertigen Bild, und nicht in dem Vorgang, der zu diesem Bild führt. Beide Verfahren ergeben reine Farbstoffbilder, die Wege zu diesen Bildern jedoch sind grundverschieden.

Das neue Kodachrome-Verfahren stellt nach meiner Kenntnis den ersten Versuch dar, einen Mehrfarbenfilm zu liefern, der ohne jedes besondere Hilfsmittel verwendet werden kann. Es greift auf einige sehr alte Ideen zurück, an denen auch deutsche Erfinder beteiligt sind, deren Vorschläge aber aus irgendwelchen Gründen jahrelang als wenig aussichtsreich angesehen wurden.
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Rückblick auf Dr. Rudolf Fischer aus Berlin

Das D.R.P. 253 335 von Dr. Rudolf Fischer in Berlin-Steglitz schildert ein Verfahren zur Herstellung farbiger photographischer Bilder, das eine Grundlage des neuen Kodachrome-Verfahrens bildet. Hier wird gezeigt, wie man zu silberfreien Farbstoffbildern gelangen kann, wenn man dem Entwickler Stoffe zusetzt, die sich mit den Oxydationsprodukten der Entwicklungssubstanz zu farbigen Produkten verbinden.

Der Mechanismus der Farbbildung stellt sich nach einem Beispiel der Patentschrift wie folgt dar:

Paraphenylendiamin geht während des Entwicklungsvorganges in das Oxydationsprodukt Chinondiimen über. Unter dem Einfluß des bei der Entwicklung sich bildenden Silbers kuppelt sich dieses Produkt z. B. mit Anilin zu Indamin nach dem folgenden Schema:

Das Wesentliche bei diesem Vorgang ist, daß er nur an den Stellen erfolgt, an denen metallisches Silber gebildet wird, so daß also ein Silberbild ein angelagertes Farbstoffbild entsteht, von dem je nach Wahl des Bleichmittels entweder das Farbstoff- oder das Silberbild vernichtet werden kann.

Fischer erwähnt jedoch nur die Möglichkeit der Entfernung des Silberbildes, da es ihm nur auf die Herstellung farbiger Positive ankommt. Die Verwendung seines Verfahrens zur Herstellung mehrfarbiger Bilder erwähnt Fischer nicht.

Es gab weitere Patente zu diesem Thema

Diese Möglichkeit ist jedoch schon damals erkannt worden; denn ein Patent der N.P.G. aus der gleichen Zeit - tatsächlich ist dies N.P.G.-Recht ein halbes Jahr früher als das Fischer-Patent angemeldet (DRP 257 160) - weist darauf hin, daß dieses als direkte Farbentwicklung gekennzeichnete Verfahren so angewendet werden kann, daß man drei in ihrer Empfindlichkeit entsprechend abgestufte Emulsionen mit verschiedenen Farbbildnern versetzt, die bei der Entwicklung mit dem gleichen Entwickler direkt die drei notwendigen Farbbilder ergeben. Mit diesen übereinandergeschichteten Emulsionen erzielte man in einem Entwicklungsgang ein Naturfarbenbild.

In der Realität war es aber nicht so einfach

Wenn es so einfach gewesen wäre, ja, dann wäre das Problem der Mehrfarbenphotographie schon im Jahre 1911 gelöst gewesen. Der praktischen Verwirklichung stellten sich aber erhebliche Schwierigkeiten entgegen, deren nicht geringste wohl darin bestand, daß es praktisch unmöglich erschien, einen Entwickler und drei Farbkuppler zu finden, die die idealen Grundfarben beim Kupplungsvorgang ergeben.

So blieb also dieser Vorschlag vergessen wie so viele auf dem Gebiet der Farbenphotographie.

Neidlos muß jedoch der Fachmann anerkennen, daß wieder einmal begeisterte Amateure die Photographie in neue Bahnen wiesen.
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Zwei Berufsmusiker waren auf "Abwegen" .....

Zwei Berufsmusiker, die seit Jahren in Amerika leben, veröffentlichten vor etwa 11 Jahren (1924) einen Vorschlag zur Ausübung der Farbenphotographie, der ebenfalls Mehrschichtenfilme zur Grundlage hatte.

Mannes & Godowsky zeigten, daß es möglich ist, in den einzelnen Schichten eines Mehrschichtenfilmes chemische Operationen durchzuführen, ohne einen in der Nachbarschicht befindlichen Zustand zu stören. Auf diese grundlegende Methode erhielten sie eine Reihe von Patenten in fast allen Kulturländern.

Die weitere Entstehungsgeschichte ist verhältnismäßig einfach. Nachdem die beiden Erfinder die Unterstützung des wissenschaftlichen Leiters der Eastman Kodak Company, Dr. C. E. K. Mees, gefunden hatten, wurden hier in jahrelanger systematischer Arbeit alle Fragen durchgearbeitet, mit dem Erfolg, daß heute in Form eines 16mm-Umkehrfilmes dem Interessenten und Amateur erstmalig ein Mehrschichtenfarbfilm für Aufnahmezwecke zur Verfügung steht.

Ein Hinweis auf das Gasparcolor-Verfahren

Der Vollständigkeit halber sei hier darauf hingewiesen, daß z. B. das Gasparcolor-Verfahren ebenfalls einen Mehrschichtenfilm benutzt, der jedoch nur für Kopierzwecke bestimmt ist und nach dem Farbzerstörungssystem arbeitet.

Das Kodachrome-Verfahren selbst ist, abgesehen von anderen Ausführungsmöglichkeiten, in folgende, verhältnismäßig einfache Durchführungsform gebracht, die aber immer noch kompliziert genug ist.

Die Farbbildherstellung erfolgt in jeder Schicht des Filmes für sich allein, und zwar von unten nach oben. Daher sind für die drei Farben drei getrennte Entwicklungen notwendig, die nacheinander auf drei Maschinen vor sich gehen. Im einzelnen ist jedoch der Vorgang wie folgt:

Auf der Unterlage sind fünf Schichten übereinander angeordnet, deren unterste stark rotempfindlich ist. Darüber ist eine Filterzwischenschicht ohne lichtempfindliche Substanz angeordnet. Darüber befindet sich dann eine grünempfindliche Emulsion. Sodann kommt eine weitere Filterzwischenschicht und schließlich eine blauempfindliche Emulsion mit einem gelben Schirmfarbstoff. Alle fünf Schichten sind zusammen kaum stärker als der handelsübliche Schwarz-Weiß-Kodakfilm.

Die Emulsionen sind so zubereitet, daß die Sensibilisatoren keine Neigung zum Wandern in die Nachbarschicht zeigen und somit reine Rot-, Grün-und Blaubilder ergeben, die in die entsprechenden komplementären Farbbilder zu überführen sind.

Da der Film außer den Filtern, die im Film selbst angebracht sind, keinerlei lichtschwächende Substanzen enthält, bleibt seine ursprüngliche hohe Empfindlichkeit völlig für die Aufnahme erhalten. Diese Empfindlichkeit ist tatsächlich so hoch, daß man im praktischen Gebrauch nur mit der nächsthöheren Blende zu arbeiten braucht, als man sie für den Schwarz-Weiß-Umkehrfilm anwenden würde.
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Die Bilderzeugung über das Kodak-Umkehrverfahren

Die Bilderzeugung stützt sich in erster Linie auf das bewährte Kodak- Umkehrverfahren. Es wird also zuerst ein Silbernegativ entwickelt, und zwar gleichzeitig in allen drei Emulsionsschichten. Dies wird im Bleichbad entfernt, so daß in allen drei Schichten aus Halogensilber bestehende Restbilder verbleiben.

Diese sind nun in die entsprechenden Farbbilder zu überführen, und zwar das Rotbild in Blaugrün, das Grünbild in Magenta (Purpurrot) und das Blaubild in Gelb. Das zu diesem Zweck angewandte Verfahren ist kompliziert. Alle drei Restbilder werden erneut belichtet und dann mit einem "Farbbildner" entwickelt.

Dadurch entsteht in allen drei Schichten ein blaugrünes Bild
+ Silberbild. Durch ein besonderes Bleichbad wird nun in den beiden oberen Emulsionsschichten das Farbstoffbild zerstört und das Silberbild in Silberhalogen zurückverwandelt. Diese Phase erfolgt schon auf der zweiten Maschine.

Nach erneuter Belichtung wird das Halogensilber in den beiden oberen Schichten in Silber + Magentabild verwandelt. In einer dritten Maschine wird sodann in der obersten Schicht nach einem erneuten Bleichen das Silberbild, diesmal mit einem angelagerten gelben Farbstoff, zum dritten Male hervorgerufen.

Die Bleichbäder sind so abgestimmt, daß ihre Wirkung jeweils auf eine bzw. zwei Schichten beschränkt bleibt, so daß weder das Silberbild noch das Farbstoffbild der unterliegenden Schicht angegriffen wird. In der abschließenden Behandlung wird sodann das Silber aller Schichten in eine fixierbare Verbindung umgewandelt und entfernt, so daß in allen Schichten reine Farbstoffbilder Zurückbleiben.

Zwar kompliziert aber machbar ....

Trotzdem das Verfahren an sich kompliziert erscheint, hat die Erfahrung doch gezeigt, daß die Behandlung auf den drei getrennten Maschinen einwandfrei und sicher durchgeführt werden kann, so daß tatsächlich die kommerzielle Auswertung des Verfahrens wenig mehr Schwierigkeiten bietet als die Entwicklung schwarz-weißer Umkehrbilder, obwohl natürlich das Verfahren an sich erheblich teurer ist und durch die Notwendigkeit, teure Chemikalien zu verwenden, noch kostspieliger wird.

Diese kurze Schilderung der Entstehung des farbigen Kodachromebildes zeigt dem Techniker aber auch zur Genüge, welche Schwierigkeiten zu überwinden waren. Liegt hier doch der erste praktische Versuch vor, ein Filmmaterial zu bieten, das ohne jedes Hilfsmittel in gleicher Weise wie Schwarz-Weiß-Material benutzt werden kann und doch zufriedenstellende Mehrfarbenbilder liefert.

Den Verbraucher interessiert nicht, wie es funktioniert ....

Über die Vorarbeiten zur Bereitung der einzelnen Emulsionen und über die Arbeiten an der fabrikatorischen Herstellung des Fünfschichtenfilmes sieht der Verbraucher gern hinweg, da ihn nur das Resultat und die Art und Weise, wie er es erzielen kann, interessiert.

In dieser Hinsicht jedoch bietet wohl kein Verfahren so wenig Schwierigkeiten wie „Kodachrome".

„Kodachrome" vorerst nur im 16mm-Format erhältlich

Der Film ist vorerst nur im 16mm-Format erhältlich und kann in jeder handelsüblichen Kamera, die Tageslichtspulen verwendet, benutzt werden. Zweckentsprechend wird jeweils eine Blende weiter geöffnet, als für den normalen Umkehrfilm notwendig ist. Naturgemäß ist der Belichtungsspielraum enger als beim normalen Film, doch dürfte das dem Amateur von heute, dem ja so viele Hilfsmittel zur Verfügung stehen, kaum Schwierigkeiten bieten.

Besondere Aufmerksamkeit muß natürlich der Eichung lichtelektrischer Belichtungsmesser gewidmet werden, bei denen zu einem großen Teil noch der Wunsch nach großer Empfindlichkeit zu sehr überwiegt. Filter sind bei der Aufnahme nicht zu verwenden. Bei Kunstlichtaufnahmen ist ein helles Blaufilter erforderlich, um den starken Gelbgehalt dieser Lichtquellen zu kompensieren.

Bei Fernsichten machen ultraviolette Strahlen, die in der gewöhnlichen Photographie meist den Gebrauch eines Gelbfilters bedingen, die Anwendung eines Ultraviolettfilters ratsam, da diese dem Auge unsichtbaren Strahlen bei dem Buntbild zu einem merkbaren Blaustich beitragen.

Die Erfahrung hat gezeigt, daß dieses Filter sich gelegentlich auch für mittlere Entfernungen empfiehlt, wenn unser Auge selbst nichts wahrnimmt, z. B. bei Schneeaufnahmen oder Landschaften, die große Schattenflächen zeigen, die Licht vom blauen Himmel reflektieren. Aber hier spricht schon wieder der Geschmack mit, da es ja letzten Endes nicht auf einen absoluten Abklatsch der Natur ankommt, sondern auf ein harmonisches Gesamtbild.
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Die Frage nach der Kopierfähigkeit

Zu den am häufigsten gestellten Fragen gehört die nach der Kopierfähigkeit des neuen Films. An sich ist das Kopieren sehr wohl möglich, doch erfordert ebenso wie beim Originalfilm die Herstellung des besonderen Filmes für diesen Zweck besondere Vorarbeiten, und tatsächlich war es bisher nicht möglich, diese Versuche zu einem befriedigenden Ende zu führen.

Voraussagen sind aber bei der Schwierigkeit der Materie nicht am Platze. Dagegen läßt sich der Film anstandslos auf Schwarz-Weiß-Film kopieren und liefert dabei korn- und rasterfreie gute Positive.

Die Frage nach anderen Formaten wie 35mm und 8mm

Oft wird auch gefragt, wann der Kodachrome-Film in anderen Formaten und für andere Zwecke als die der 16mm-Apparate geliefert wird. Wenn dieses Problem nur darin bestände, von dem fertig gegossenen Film die entsprechenden Größen abzuschneiden, so wären die anderen Formate vielleicht längst vorhanden.

Wie aber aus den Darlegungen hervorgeht, liegt ja das Neue in dem komplizierten Entwicklungsverfahren. Dazu waren nun die 16mm-Entwicklungsmaschinen teilweise verwendbar. Dagegen bestehen keinerlei Einrichtungen dieser Art beispielsweise für Rollfilme usw. Nun steht es außer allem Zweifel, daß dieses Verfahren für eine geraume Zeit nicht dem allgemeinen Gebrauch freigegeben werden kann, wenn nicht die neue Idee durch fehlerhafte Ausübung überhaupt in Mißkredit
geraten soll.

Bevor also nicht eine ganz gründliche Bewährungsfrist verstrichen ist, kann wohl kaum damit gerechnet werden, daß ein anderer als der Filmfabrikant selbst die Entwicklung ausübt. Dazu müssen aber erst die notwendigen Einrichtungen geschaffen werden. Man darf also wohl damit rechnen, daß nach Maßgabe des technisch Möglichen Kodachrome auch für andere Zweige der Photographie verfügbar wird, aber bislang reichte die Zeit nicht aus, um die notwendigen Vorarbeiten zu Ende zu führen.
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Zusammenfassung und Hintergrunünde

Eine weitere Frage, über die sich der Verfasser bei seinem Aufenthalt in USA eingehend informieren konnte, ist die Einstellung der amerikanischen 16mm-Filmverbraucher zu diesem neuen Film. Wie üblich bei technischen Neuerungen, ist Kodachrome überaus begeistert aufgenommen worden.

Aber inzwischen ist ein halbes Jahr vergangen, und immer steigert sich das Interesse noch, so daß man zweifellos behaupten kann, daß Kodachrome sich in vollem Umfange durchgesetzt hat. Die Anforderungen waren zeitweilig sogar so hoch, daß andere Arbeiten, die sich mit der Weiterausbildung befassen sollten, deshalb zurückgestellt werden mußten.

Für Deutschland lassen sich noch keine Voraussagen machen. Das Verfahren erfordert neue Maschinen und Chemikalien, die hier nicht vorrätig sind, Ob sie beschafft werden können, ist fraglich.

Und dann tritt die Frage der Einfuhr mit den "bekannten Schwierigkeiten" (Anmerkung : Das war bereits 1935/36 der eklatante Mangel an wertigen Devisen in US $ oder Schweizer Franken, völlig synchron zur späteren Ostzone bis 1989) in den Vordergrund.

Daß in dieser Hinsicht nichts unversucht gelassen wird, um die bestehenden Hindernisse aus dem Wege zu räumen, dürfte wohl jedermann einleuchten. Die Kodak A.G. hat zudem ein besonderes Interesse daran, da sich die maßgebenden deutschen Rechte an dem neuen Verfahren in ihrem Besitz befinden.
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Dieser Artikel basiert auf einem Vortrag vom November 1935 in Berlin.
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