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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Leitartikel im Heft 5 / April 1937

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"Die Technik dient der Kunst"

Ergebnisse der 1. Jahrestagung der Reichsfilmkammer für die Technik im Film - aus Heft 5 / April Berlin 1937 von Dr. Graßmann
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Die "Eigengesetzlichkeit" des Filmschaffens

Den Zweck und das Ziel der Ersten Jahrestagung der Reichsfilmkammer hat der Präsident der Reichsfilmkammer, Staatsminister a. D. Professor Dr. Lehnich, in seiner Eröffnungsrede am 5. März 1937 klar und eindeutig umrissen.

Mit seinen Ausführungen über die Eigengesetzlichkeit des Films, der eine Synthese von Kunst, Politik und Wirtschaft ist, hat er eine Reihe offener Fragen angeschnitten, deren Bearbeitung dazu beitragen dürfte, diese Eigengesetzlichkeit des Filmschaffens zu erkennen.

  • Anmerkung : Wie in den dicken Film-Büchern von Curt Riess und Heinrich Fraenkel ausführlich beschrieben wird, haben die allermeisten "Filmschaffenden" sofort kapiert, wohin der Hase läuft, nämlich in die nationalsozialistische Ideologie und Indoktrination der Reichsdeutschen. Von jetzt an beherrschte Goebbels aus dem PROMI heraus den kompletten Bereich der damaligen Medien .... und fast Mitläufer alle machten mit.

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Im besonderen hat er die Probleme rückhaltlos und unmißverständlich aufgezeigt, die im neuen Produktionsjahr mit besonderer Energie angefaßt werden müssen und von denen die Produzenten ebenso wie die Regisseure, Schriftsteller und Komponisten betroffen werden.
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... führte Minister Lehnich aus ....

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  • Anmerkung : Eigentlich war er doch ein "Minister a.D.", also außer Dienst. Jetzt war er schon wieder in der (weisungsbefugten) Position eines Ministers von Goebbels Gnaden, aber nicht mehr lange.

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Hinsichtlich der Technik führte Minister Lehnich aus:

„Die technische Entwicklung muß mit besonderer "Schärfe" verfolgt werden (Anmerkung : Dafür gab es bereits die GESTAPO); in bezug auf die Technik darf es keinen Stillstand geben. Ich werde auch in Zukunft nicht ruhen, bis ich den Eindruck habe, daß Deutschland in bezug auf die Kinotechnik an der Spitze marschiert.“

  • Anmerkung : Hier wird bereits der zukünftige Sprachgebrauch eingeführt. Also "mit besonderer Schärfe" wird "verfolgt" und Deutschland "marschiert" an der oder an die Spitze.


„Die Leistungen beruhen nun einmal nicht auf den Wunschbildern des Filmkaufmanns, sondern auf den künstlerischen, technischen und wirtschaftlichen Kräften, die einer Filmfirma zur Verfügung stehen. Ich habe nichts dagegen, wenn die Gesamtzahl der in Deutschland hergesteliten Spielfilme geringer wird, weil ich die feste Überzeugung habe, daß die Qualität dadurch nur gewinnen wird, und die Qualitätssteigerung sollte die vornehmste Aufgabe des kommenden Produktionsjahres sein.“

"..... keinesfalls im Film irgendwie einmal ausruhen ....."

Bei der Sondertagung der Fachgruppe Film- und Kinotechnik der Reichsfilmkammer, die am zweiten Tage stattfand, betonte "Herr Minister Lehnich" nochmals unter Hinweis auf die grundlegenden Ausführungen des ersten Tages der Jahresversammlung, wie außerordentlich ihm die technischen Fragen am Herzen liegen.

Er bemühe sich immer wieder, die technischen Probleme vorwärts zu treiben. Unter keinen Umständen dürfe man auf dem Gebiete der Technik im Film irgendwie einmal ausruhen, dennoch befinde sich alles in der Entwicklung und wir stehen noch vor sehr viel neuen Problemen.

Die Fachausschüsse für die technischen Fragen hätten außerordentlich wertvolle Arbeit geleistet. Den Herren, die z. T. gar nicht unmittelbar der Reichsfilmkammer angehören, sei er dankbar, daß sie sich für die Arbeiten der Fachausschüsse zur Verfügung gestellt haben und in selbstloser Weise an den Problemen mitarbeiten.

Die Entwicklung in der Gruppe Filmbearbeitung ist mit größter Befriedigung zu beobachten und der Stand unserer Kopieranstalt ist beneidenswert. Bei dieser Gelegenheit gedachte der Herr Präsident des 25jährigen Jubiläums der Firma Geyer.

Die Fachgruppe Patenthalter hat die hohe Aufgabe die Patentunabhängigkeit Deutschlands in der Welt zu wahren. Aber auch ein Monopol bedeutet keine unbedingte Sicherheit. Stets muß der Vergleich mit dem Auslande der Ansporn sein auch für die Zukunft den höchsten Stand der Technik zu gewährleisten.

Auf dem allgemeinen Gebiete der Technik begrüßte der Herr Präsident (jetzt also nicht mehr Minister ?) die enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft, der Forschung, Lehre und Normung auf dem Gebiete der Film- und Kinotechnik übertragen ist. Gerade an diesen Arbeiten werde er auch in Zukunft besonderen Anteil nehmen.

Der Herr Präsident schloß mit den Worten:

„Wenn wir so die Probleme, die auf dem Gebiet der Technik im einzelnen vorhanden sind, betrachten, dann wird die Technik in Wahrheit eine Dienerin der Kunst, in diesem Fall der Filmkunst, deren Höherentwicklung uns gestern in so treffender Weise vom Herrn Reichsminister Dr. Goebbels dargelegt worden ist.

  • Anmerkung : Hier steht es also ganz eindeutig : Der Herr Reichsminister Dr. Goebbels bestimmt, was Filmkunst zu sein hat.


Ich bitte Sie, daß Sie sich auf Ihrem Gebiet ebenfalls als eine Einheit in dem großen Rahmen Film fühlen. Sie müssen sich dessen bewußt sein, daß Sie mit dem Gebiet Film, das noch vor so unendlichen Entwicklungsmöglichkeiten steht, aufs engste verbunden sind.“
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Es folgt ein Vortrag über : "Filmwirtschaft im Dritten Reich"

Im Rahmen der allgemeinen Vorträge des ersten Tages sprach dann u. a. der Direktor der Carl-Froelich-Filmproduktion, Friedrich Pflughaupt, über die „Filmwirtschaft im Dritten Reich“.

Er betonte dabei besonders, daß immer die Herstellung eines Films abhängen wird von der verständnisvollen Zusammenarbeit der künstlerischen, technischen und wirtschaftlichen Kräfte.

„Die Abstimmung dieser drei Faktoren zueinander wird eine geschlossene Leistung ergeben! Die stärkere Betonung der wirtschaftlichen oder technischen Möglichkeiten oder der Überschwang künstlerischen Wollens ohne Rücksicht auf die anderen Komponenten würde sich zum Schaden der gesamtkünstlerischen Wirkungen ausprägen.“

Herr Pflughaupt schloß seine interessanten Ausführungen mit folgenden Worten:

Die Filmwirtschaft ist auch in sich selbst "schicksalverbunden". Die Lichtspieltheater sind dank der Maßnahmen der Regierung gesundet. Heute bleibt noch das Problem der Beteiligung von Produktion und Verleih an den Theatereinnahmen zu prüfen, desgleichen die Frage einer Senkung der Lustbarkeitssteuer und einer Beteiligung der Produktion an den Steuerbegünstigungen. Von jeder Mark Theatereinnahme erhält die Steuer vorweg 8' 2 Pf- und für den Produzenten bleiben nur 15-16 Pf. Wenn hierin eine gerechte Änderung einträte, könnte die Filmherstellung auch anderen Problemen, z. B. dem Farbfilm, mit einer gewissen Ruhe entgegensehen.“

  • Anmerkung : Hier wird zum ersten Male ein weiteres NAZI- Schlüsselwort eingeschleust : "schicksalverbunden"

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Die Bedeutung der deutschen Filmateliers

Über die Bedeutung der deutschen Filmateliers für den deutschen Film sprach am zweiten Tage in der Fachgruppe Produktion Direktor Herbell (Tobis-Jofa).

Nach einer Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der Filmateliers erläuterte er die Zusammenhänge zwischen Filmtechnik und den Anforderungen der Produktion für die Filmateliers. Durch die notwendigen Investitionen bei Einführung des Tonfilms sind alle Atelierbetriebe auf lange Zeit hinaus belastet.

Neue Aufgaben stellten ständig neue finanzielle Anforderungen. Von einem Endpunkt der Entwicklung kann keine Rede sein. Starke Beachtung fanden in diesem Zusammenhang Ausführungen über die finanziellen Auswirkungen, die eine Umstellung z. B. auf den Farbfilm für die Atelierbetriebe haben würde.

Der deutsche Atelierraum reicht aus, um jährlich soviel Filme herzustellen, wie sie die deutsche Produktion gegenwärtig benötigt. Die technische Ausrüstung genügt allen künstlerischen Anforderungen. Der Stamm der Facharbeiter ist außerdem so erstklassig, daß die Wertschätzung der deutschen Ateliers durch das Ausland hierin einen wesentlichen Grund hat.

Herr Dr. Ferdinand Bausback von TOBIS referiert ....

Am Schluß der Jahrestagung hielt in der Sitzung der vereinigten Fachausschüsse Herr Dr. Ferdinand Bausback, Vorsitzender des Aufsichtsrats der TOBIS, eine Rede über „Kaufmann, Techniker und Künstler im Film“.

Aus reicher persönlicher Erfahrung skizzierte er den dornenvollen Weg, den der Film von seiner technischen Erfindung aus bis zu der erst heute möglich gewordenen Erfüllung der Idealforderung zurücklegen mußte, daß er künstlerisch wertvoll, technisch vollkommen und wirtschaftlich ertragreich sei.

Über die Filmtechnik selbst führte er etwa folgendes aus:

Als man sich noch in den Anfängen der Tonfilmtechnik befand, war von eigentlichen Zielsetzungen und Forderungen seitens der Filmindustrie kaum die Rede. Im Gegenteil, man wetteiferte in der öffentlichen Kritik gegen die Einführung des Tonfilms.

Heute dagegen liegt eine umgekehrte Sachlage vor. Man ist nur allzu schnell geneigt, den erreichten technischen Stand zu unterschätzen und auf Grund der scheinbar leicht erreichbar gewesenen Erfüllung ehemaliger Wunschträume neue Forderungen für die Weitergestaltung des Tonfilms zu überspannen.

Bisweilen hört man die Behauptung, daß die Tonfilmtechnik des Auslandes in der einen oder anderen Beziehung der deutschen überlegen sei. Man stützt sich hierbei aber regelmäßig auf Merkmale, die eigentlich mehr eine Frage des Geschmacks, nicht aber der Technik sind.

Im übrigen, selbst wenn im Ausland Fortschritte der Technik eintreten sollten, so würden wir auf Grund vertraglicher Abmachungen die Möglichkeit haben, jeden derartigen Fortschritt der deutschen Industrie zuzuführen.

Gerade diese Abmachungen - das sog. Paris Agreement Ende 1930 - haben auch einen gegenseitigen Austausch aller Patente und technischen Erfahrungen zwischen der amerikanischen und deutschen Industrie sichergestellt.

  • Anmerkung : Damals wurde quasi ein Monopol - ein Syndikat (Tobis) - zur Abwehr unliebsamer Konkurrenten "geschmiedet", weil auch die Amerikaner ein ganz erhebliches Interesse daran hatten, daß ihnen keiner "von den Kleinen" ihre Pfründe - ihre Profite - klaut oder auch nur streitig macht. Und da es auch im Interesse der deutschen Filmwirtschaft lag, wurde dieses beinahe kriminelle Syndikat auch von niemandem Infrage gestellt.

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Im Hintergrund gab es drei Faktoren :

Dieses Abkommen ist für die Entwicklung der deutschen Tonfilmtechnik nach drei Richtungen von entscheidender Bedeutung:

  1. Erstens wurde damit dem deutschen Film die Freizügigkeit erkämpft,
  2. zweitens wurde der übermäßigen Kapitalmacht der amerikanischen Elektro-Konzerne und Filmindustrie-Firmen ein Damm entgegengesetzt, der sie verhinderte, mit ihren Machtmitteln die deutsche Filmproduktion zu erdrosseln und den Verleihmarkt zu beherrschen,
  3. drittens ermöglichte es durch die Zuteilung der sog. Exklusivgebiete an die deutsche Tonfilm-Wirtschaft die Aufrechterhaltung einer Vormachtstellung der deutschen Filmindustrie in diesen Ländern.

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  • Anmerkung : Der Globus wurde nach Ländern und Interessensgebieten unter den Syndikats-Mitgliedern aufgeteilt - fast genauso wie damals der Drogenhandel in Nordamerika.

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Weiter geht es mit den Patenten

Mit der Erteilung des Patentschutzes ist in der heutigen Zeit die Erfindung niemals abgeschlossen. Ihre weitere Ausarbeitung kann aber nur mit der finanziellen Unterstützung des Unternehmers und mit der Organisationsgabe des wirtschaftlichen Leiters ausgeführt und aufgebaut werden. So hat denn auch die deutsche Tonfilmindustrie in den letzten Jahren eine Reihe bisher noch offenstehender Teilprobleme der Technik einer Lösung nahegebracht.

Gegenwärtig sind Vorbereitungen im Gange, die das Aufnahme-Mikrophon dahin gestalten sollen, daß der musikalische Gesamteindruck des Films besser festgehalten wird als bisher. Dieses Mikrophon soll es auch weitgehend ermöglichen, einzelne tonliche Ergebnisse aus dem Rahmen der Gesamtwirkung besonders hervorzuheben.

Ferner wird an Einrichtungen gearbeitet, die durch Frequenzerweiterung den vorhandenen Tonbereich von den tiefsten bis zu den höchsten hörbaren Tönen in einer dem Original viel ähnlicheren Weise aufzeichnen und wiedergeben werden als es heute möglich ist. Demselben Ziele dienen auch Arbeiten zur Verbesserung des photographischen Materials des Films.

Die neuesten akustischen Forschungen sind für Filmtheater von besonderer Bedeutung. Sie haben Aussichten eröffnet, um eine höhere Qualität der Tonwiedergabe zu sichern, unabhängig von der Verschiedenartigkeit und von der Ausstattung der Lichtspielhäuser - in Ergänzung zu diesem Problem der Raumakustik ist auch die Frage der Dynamiksteuerung in Angriff genommen worden.
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Die deutsche Bildkamera kommt!

Bis zum heutigen Tage werden für die Bildaufnahmen die schon aus der Stummfilmzeit bekannten Apparate ausländischen Ursprungs verwendet, die inzwischen für die Erfordernisse des Tonfilms mehr oder weniger hergerichtet wurden.

Nunmehr ist es deutschen Fachleuten gelungen, eine Spezial-Bildaufnahme-Kamera zu entwerfen und durchzubilden, die eine organische Zusammenarbeit des bildlichen und tonlichen Teils der Aufnahmetechnik gewährleistet.

Diese erste deutsche Kamera hat außerdem noch folgende Vorzüge: ihre Beweglichkeit ist erhöht worden, ohne daß die notwendige Verbindung zwischen Bild- und Tonaufnahme erschwert wird. Es wird ferner möglich sein, die Belichtungszeit des Films erheblich zu steigern und somit zu erreichen, daß diese Kamera mit wesentlich unempfindlicherem Material arbeiten kann, oder bei hochempfindlichem Material auch bei schlechtem Licht gute Aufnahmen zu erreichen. Dabei war man in der Lage, das Gewicht dieser Kamera wesentlich zu vermindern und das räumliche Ausmaß herabzusetzen.

Dr. Graßmann

  • Anmerkung : Bis hierhin nennt der Autor aber keinen Namen oder Hersteller, auch, weil Zeiss Ikon die 35mm Kameraproduktion an Schneider & Munske abgegeben hatte. Also bleibt nur noch Askania übrig. Die neue 35mm Arriflex war keine Tonfilm-Kamera.

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