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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Stand der Tonfilmtechnik im Winter 1937

aus „Kinotechnik" Heft 12 / Nov. Berlin 1937 - Vortrag auf der 1. Jahrestagung der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft von Dipl.-Ing. Hans Warncke

Die Doppelzackenschrift von 1927

Auf dem Aufnahmegebiet erfreut sich die Doppelzackenschrift mit Grundgeräuschsenkung nach dem im Jahre 1927 von Gerlach angegebenen Abdeck-Verfahren einer zunehmenden Beliebtheit. Neue Apparaturen, die für diese Aufzeichnung eingerichtet sind, wurden in Deutschland im Jahre 1936 und in Amerika im Jahre 1937 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Besonders hinsichtlich des Lautstärkeumfanges ist damit die Lichttonaufzeichnung an die Spitze aller bekannten Schallaufzeichnungsverfahren gerückt, die sich zur Vervielfältigungeignen.

Die nach solchen modernen Verfahren arbeitenden Apparaturen erweitern die Möglichkeit des Umspielens der Filme und der damit erreichten Herstellung eines klebestellenfreien, in seiner Lautstärke und Klangfarbe sorgfältig abgewogenen Tonnegativs.

Die zunehmende Praxis des Umspielens hat es nun mit sich gebracht, daß für die Originaltonaufnahme auch die Schriftarten verwendet werden können, an deren Einführung bisher mit Rücksicht auf die Normierung der in den Theatern befindlichen Abspielgeräte nicht gedacht werden konnte.

Zu diesen Verfahren gehören vor allen Dingen die sogenannten Gegentaktverfahren, über die in den letzten Jahren vielfach berichtet worden ist und die für die Originaltonaufnahme in Amerika, wo von der Praxis des Umspielens kaum noch abgewichen wird, weitgehend eingeführt sind.

Das Gegentaktverfahren

Ich möchte das Thema „Gegentaktverfahren“, besonders im Zusammenhang mit der Zackenschrift etwas eingehender behandeln, weil vielfach über die Vorteile und die Nachteile dieser Verfahren noch etwas unklare Vorstellungen bestehen. Wir wollen uns zunächst mit dem sogenannten B-Systemverfahren befassen.

Das Gegentakt-B-Verfahren ist im Prinzip sehr alt. Die erste Tonaufzeichnung im Gegentaktverfahren ist schon im Jahre 1911 von G. Timm geschützt worden, eine Reihe von weiteren Vorschlägen und Patenten, deutsche und amerikanische, sind gefolgt.

Ein sehr praktischer Vorschlag zur Anwendung des Gegentaktverfahrens im Rahmen der üblichen Aufzeichnung bei Zackenschrift stammt von Dimmick aus dem Jahre 1934 (Bild 1). Bei dieser Aufzeichnungsart wird das Bild beider Blenden von einem Spiegel in bekannter Art über den Spalt bewegt, so daß eine Gegentakt-Zackenaufzeichnung entsteht.

In der verbesserten Form erhalten die Blenden auf beiden Seiten, an der Dreieckspitze und an der Basis, Schutzansätze. Diese Ansätze sind nötig, weil ein vollkommenes Zugehen des Tonstreifens, bei Untersteuerung Verzerrungen hervorruft und das sofortige Einsetzen des schwarzen Teiles sehr unangenehme Verzerrungen bei Übersteuerung erzeugen würde.

Wir betrachten also diese durch die Schutzansätze verbesserte Anordnung, und zwar nach fünf Gesichtspunkten:
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  • a) Die erreichbare Dynamik und der Verlauf des Rauschanstieges (Anrauscheffekt)
  • b) Den Einfluß des Fortfalls der Zeitkonstanten der Noiseless-Schaltung
  • c) Die Verzerrungen bei kleinen Amplituden (Untersteuerungen)
  • d) Die Verzerrungen bei großen Amplituden (Übersteuerungen)
  • e) Die photographischen Verzerrungen (z. B. Gleichrichtereffekt usw.).

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Das immer vorhandene Grundgeräusch

Der Lautstärkeumfang einer Schallaufzeichnung ist bekanntlich durch das bei der Aufzeichnung Null vorhandene Grundgeräusch gegeben. Dieses Grundgeräusch entsteht bei der Zackenschrift durch den verbleibenden Ruhestreifen, der aus photographischen Gründen auch beim Gegentakt-B-Verfahren nicht in Fortfall kommen kann und dessen Größe nur durch optische und photographische Gegebenheiten bestimmt ist.

Die Größe des Ruherauschens und damit die maximale Dynamik ist daher bei der Gegentaktschrift ebenso groß wie bei einer normalen Doppelzackenschrift. Die Rauschanstiegscharakteristik hat jedoch einen etwas anderen Verlauf.

In Bild 2 ist angenommen, daß das Rauschen des weißen Teiles mit der Fläche nach einer Wurzelfunktion zunimmt, wie dies beim reinen Kornrauschen als experimentell gesichert angenommen werden kann.

Diese Annahme ist ungünstiger als die wirklichen Verhältnisse und würde nur für ein durch starke Verschrammung bewirktes Rauschen zutreffen, da ein Kornrauschen bei der Zackenschrift lediglich in den Randgebieten vorhanden ist, nicht aber in den weißen Teilen. Für die Einfachheit der Betrachtung machen wir aber die oben erwähnte Annahme.

Das Noiseless-Verfahren

In Bild 2 entspricht die gepunktete Linie etwa dem idealen Zuwachs des weißen Teiles bei einem Noiseless-Verfahren mit getrennter Noiseless-Steuerung, den wirklichen Verlauf zeigt die oben ausgezogene Linie.

Da bei der Aufzeichnung Null eine Restspur verbleibt, bleibt das Rauschen auch bei kleinen Amplituden konstant. Von da ab steigt die Kurve etwas steiler an als die gestrichelte, da beiden meisten Noiseless-Schaltungen schon bei Erreichen der vollen Aussteuerung die Tonspur freigegeben ist.

Bei der Gegentakt-B-Schrift ist nun der bei voller Aussteuerung freigegebene weiße Teil kleiner als bei dem Abdeck-Noiseless. Man sieht also, daß die Gegentakt-B-Schrift gegenüber normaler Doppelzackenschrift und auch gegenüber der Gegentakt-A-Schrift, die wir im folgenden betrachten, mit der schon erwähnten Einschränkung einen weniger steilen Anstieg des weißen Teiles hat.

Dieser schwächere Anstieg ist vorteilhaft. Da das Grundgeräusch bei allen Verfahren zur Grundgeräuschsenkung grundsätzlich mit der Nutzamplitude anwächst oder abnimmt, kann das Rauschen hörbar werden, wenn die Nutzamplitude keine genügend große Verdeckung im Ohr bewirkt.
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Der Anrauscheffekt

Das tritt besonders leicht ein bei sehr raschem Anwachsen der Nutzamplitude, und man spricht dann vom Anrauscheffekt. Hinsichtlich dieses Anwachsens verhält sich also die B-Gegentaktschrift günstiger als andere Schriftarten.

Der Fortfall der zusätzlichen Noiseless-Steuerung bei dem Gegentakt-B-Verfahren hat zur Folge, daß irgendwelche Schaltgeräusche, die durch das Noiseless entstehen könnten, nicht hörbar sind.

Weiterhin fehlt die Verzerrung, die beim normalen Noiseless-Verfahren beim Auftreten eines plötzlichen Lautstärkesprunges für die erste Amplitude eintritt.

Verzerrungen bei kleinen Amplituden

Für die Frage der Verzerrung bei kleinen Amplituden betrachten wir wieder Bild 1: Bei der hier gezeigten Art der B-Gegentaktschrift erzeugt jede Blende, solange ihre Spitze sich noch im Spalt befindet, eine parabolische Lichtkennlinie; befinden sich beide Blendenspitzen genau in der Mitte, so addieren sich die Kennlinien zu einer geraden.

Es entsteht aber während dieser Bewegung innerhalb des Spaltes eine Intensitätsaufzeichnung. Da die Entwicklung- und Kopierbedingungen für Zacken- und Sprossenschrfft ganz verschieden liegen, muß, selbst wenn die Mittellage genau eingehalten ist, damit gerechnet werden, daß die photographische Kennlinie in den gekennzeichneten Bezirken nicht mehr geradlinig verläuft, sondern daß Verzerrungen entstehen.

Selbst wenn man für das Verhältnis Zackenhöhe und Spaltbreite den recht günstigen Wert 50 annimmt, ergibt sich, daß sich die Blenden bereits bei 1% der Aussteuerung vollkommen in einem Gebiet bewegen, das keine einwandfreie Aufzeichnung ergibt, d. h. gerade kleine Amplituden enthalten einen hohen Anteil von Verzerrungen und damit einen relativ hohen Klirrfaktor.

Es sind verschiedene Vorschläge gemacht worden, um diese Schwierigkeit zu beseitigen. Man könnte z. B. daran denken beide Blenden über den Spalt ragen zu lassen, zwei Spiegel zu verwenden und die Bewegung jeder Blende im Nullpunkt abzubremsen.

Verzerrungen bei großen Amplituden

Die Verzerrungen bei großen Amplituden, z. B. bei Übersteuerung, sind bei der Aufnahme in B-Schrift ebenso groß wie bei allen anderen Schriftarten und gleichgeartet, in der Wiedergabe verhält sich die Gegentaktschrift günstiger, weil die zweiten Harmonischen herausfallen.

Dies gilt aber nur dann, wenn die Photozellen und die angeschlossenen Kreise genauestens aufeinander abgestimmt sind, und zwar für das ganze Frequenzband. Jede Ungleichheit ruft Gleichrichtereffekt hervor.

Die photographisch bedingten Verzerrungen der hohen Frequenzen können, soweit sie eine Verschiebung der Nullinie hervorrufen, in der Wiedergabe kompensiert werden. Diese Kompensation dürfte allerdings nur bei sehr groben Verzerrungen ausreichend bemerkbar werden.

Das Gegentakt A-Verfahren für Zackenschrift

Läßt man das System der Grundgeräuschsenkung ungeändert und zeichnet zwei Tonspuren auf, von denen die eine um 180 Grade gegen die andere verschoben ist, so entsteht das Gegentakt A-Verfahren für Zackenschrift.

Die Doppelzacken-A-Schrift kann auf leichte Weise dadurch hergestellt werden, daß man an Stelle des Dreiecks eine parallelogrammförmige Blende sich über den Spalt bewegen läßt (Bild 3).

Es ist ohne weiteres klar, daß hinsichtlich der Dynamik und der Anrauschcharakteristik Unterschiede zwischen dieser Schrift und einer normalen Doppelzackenschrift nicht bestehen, ebenso verhält sie sich hinsichtlich der Verzerrungen bei kleinen Amplituden genau so günstig wie die normale Zackenschrift.

Bei Übersteuerung kann als Vorteil gewertet werden, daß die zweiten Harmonischen bei der Wiedergabe herauskompensiert werden, auch kann man es als günstig ansehen, daß etwaige von der Noiseless-Steuerung herrührende Schaltgeräusche bei genauer Abstimmung der Wiedergabezweige herausfallen.

Ungleichheiten der Empfindlichkeit der beiden Wiedergabezweige wirken sich bei der Gegentakt-A-Schrift jedoch nicht als Verzerrungen aus.

Photographischen Verzerrungen

Bezüglich der photographischen Verzerrungen gilt das gleiche wie das über die B-Gegentakt-Schrift Gesagte. Das Schema der Wiedergabeeinrichtung zeigt Bild 4. Der Film wird von hinten ausgeleuchtet und die ausgeleuchtete Stelle mittels eines Objektivs auf einen mechanischen Spalt abgebildet.

Hinter dem mechanischen Spalt werden die beiden Tonspurhälften aufgeteilt und zwei getrennten Photozellen zugeführt. Die Gegentaktschaltung kann nun entweder unmittelbar hinter den Photozellen oder über Zwischenschaltung eines Verstärkers angeschlossen sein.

Die Anordnung der Optik weicht, wie man sieht, von der bei Einfachtonspur üblichen Spaltabbildung auf dem Film ab. Dies ist aber notwendig, um eine möglichst gute Auftrennung beider Tonspuren zu erzielen und Überlappungen zu vermeiden.

Überlappungen beider Tonspuren würden ja überhaupt bei beiden Gegentaktarten zu starken Verzerrungen führen. Um sie mit einiger Sicherheit zu vermeiden, muß man mit Rücksicht auf die im Aufnahme- Kopier- und Wiedergabevorgang unvermeidlichen Toleranzen eine Zwischenzone zwischen den beiden Tonspuren vorsehen, die für die Aufzeichnung nicht ausgenutzt werden soll.

Über die Norm einer solchen Zwischenzone haben bereits Verhandlungen stattgefunden, jedoch hat man sich, auch in Amerika, noch nicht auf einen Wert einigen können. Bisher ist 0,15 bis 0,2mm angegeben worden, und es ist bei der Beurteilung der Qualitätsfrage im Zusammenhang mit den Gegentaktverfahren immerhin zu beachten, daß die Dynamik um einen entsprechenden Betrag herabgesetzt wird.

Man hat zwar die Tonspur für die Zackenschrift etwas verbreitert, um den Verlust der Zwischenzone zu kompensieren; diese Verbreiterung würde ja aber andererseits der Einfachschrift im positiven Sinne zugute kommen.

Bild 5 zeigt den Aufbau eines Lichttongerätes für Doppelabtastung zum Anbau an Projektoren: man sieht, daß die bisherigen Abmessungen eingehalten werden können.
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Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man folgendes sagen:

Die Gegentaktverfahren im allgemeinen erfordern eine wesentlich genauere Filmführung an der Tonabtaststelle und erhöhte Genauigkeit im Kopiervorgang, da seitliche Schwankungen zu schweren Verzerrungen führen können.

Das Gegentakt-B-Verfahren hat die meisten Vorteile, ist aber noch nicht zu einer Form entwickelt worden, die es in der Praxis als verwendbar erscheinen läßt.

Das Gegentakt-A-Verfahren läßt sich aufnahmeseitig ohne Schwierigkeiten einführen und bringt gewisse allerdings nicht sehr hoch einzuschätzende Vorteile mit sich, die aber nur dann ausgenutzt werden können, wenn die Genauigkeit in der Abtastung sehr weit getrieben wird.

Die apparativen Seite der Tontechnik

Die Verwendung der Aufnahmeverfahren gibt der Tontechnik des Theaters auf der anderen Seite wieder neue Aufgaben. Beschäftigen wir uns zunächst mit der apparativen Seite, so muß vor allen Dingen mit der erweiterten Dynamik, d. h. mit der größeren Natürlichkeit der Lautstärke auch die absolute Größe der Wiedergabeapparatur besonders beachtet werden.

Ein großes Orchester in einem großen Theater sollte mit natürlicher Lautstärke wiedergegeben werden können, das erfordert aber gerade in den großen Theatern Apparaturen sehr hoher Schalleistung und sehr kleiner Eigengeräusche.

Zur Erzeugung der notwendigen Schallleistung bei möglichst gleichmäßigem Frequenzgang haben sich als Qualitätslautsprecher sogenannte Kombinationslautsprecher durchgesetzt, bei denen zwei verschiedene Lautsprechersysteme so kombiniert sind, daß jedes ein bestimmtes Frequenzgebiet umfaßt.

Eine bekannte Konstruktion, die im Jahre 1931 herauskam und die wohl als die erste Kombination für Theaterzwecke anzusprechen ist, bei der die Teilung des Frequenzbandes etwa in der Gegend von 300 Hertz geschieht, ist der "Europalautsprecher".

Später ging man zu Kombinationen über, die aus drei verschiedenen Lautsprecherarten bestanden (Western Wide Range). Das Hauptproblem, besonders bei großen Theatern bestand hier immer in der Wiedergabe der tiefen Frequenzen.

Das Problem der Wiedergabe der tiefen Frequenzen

Zur Erhöhung des Strahlungswiderstandes und damit des Wirkungsgrades in den Tiefen gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Wege:

1. Vergrößerung des Membrandurchmessers,
2. Verwendung von Trichtern.

Da man sich zuerst vor der Verwendung von Trichtern wegen des notwendigen räumlichen Umfanges scheute, ging man den Weg der großen Membrandurchmesser.

So besitzt der Tiefenkonus des Europalautsprechers einen Membrandurchmesser von 60cm. Aber diesem Verfahren sind mit Rücksicht auf Gegebenheiten der Membrankonstruktion und des Membrangewichts Grenzen gesetzt, und so hat man sich doch entschließen müssen, auch für die Tiefen den Trichter einzuführen, um den Wirkungsgrad zu erhöhen.

Der Lautsprecher von Western Electric

Eine Kombination, bei der die Aufteilung des Frequenzbandes etwa bei 300 Hertz geschieht und bei der ein Tiefentrichter verwendet wird, zeigt Bild 6.

Das Bild ist der Arbeit von Flannagan, Wolf und Jones entnommen. Es zeigt die Laboratoriumsausführung eines Lautsprechers, wie er im Jahre 1934 für die Musikübertragung von Philadelphia nach New York mit großem Erfolg benutzt wurde.

Dabei ist der Tiefentrichter, um eine möglichst geringe Bautiefe zu erzielen, umgestülpt. Die Höhentrichter zeigen hier zum ersten Male eine Aufteilung in Streufelder nach einer Methode, die von Gerlach 4) im Jahre 1930 angemeldet wurde.

  • Anmerkung : Als der Army-Offizier Jack Mullin im Mai 1946 das deutsche Magnetophon in San Francisco den "Radio Ingenieuren von America" vorführte, hatte er auf der Bühne solch ein Unikum stehen und die Zuhörer waren total verblüfft und vom gewaltigen Sound begeistert.


Aus diesen Versuchslautsprechern entstanden nun die amerikanischen Lautsprecherkombinationen, die in diesem Jahre unter dem Namen „Mirrophonic“ oder „Lansing-Shearer“ bekannt geworden sind. Die Aufteilung des Frequenzbandes und die Anordnung der Höhentrichter ist im wesentlichen gleich geblieben.

An Stelle des etwas komplizierten Tiefentrichters wird, wohl in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen, ein wesentlich einfacherer, aus Holz gebauter umgestülpter Tiefentrichter verwendet, der seinen Querschnitt nur in einer Ebene vergrößert.

Um das zu ermöglichen, sind an Stelle einer Membran mehrere nebeneinander angeordnet. Die Trichterlänge für die Tiefen beträgt etwa 1,60 m.

Eine entsprechende deutsche Konstruktion zeigt Bild 7. Hierbei ist die Großflächenmembran beibehalten und ein umgestülpter Doppeltrichter von etwa 2 m Länge angesetzt worden.
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Für sehr große US-Kinos reichte es nicht

Es hat sich nun gezeigt, daß für ganz große Theater die Grenzfrequenz der Tiefenübertragung auch bei diesen Lautsprechern noch zu hoch liegt und vor allen Dingen der Wirkungsgrad und die absolut abgebbare akustische Leistung noch nicht ausreicht, um einen natürlichen Eindruck hervorzurufen.

Wenn man dieses Ziel im Auge hat, muß man einen noch größeren Aufwand treiben; in diesem Zusammenhang dürfte eine soeben fertiggestellte deutsche Konstruktion Interesse haben, bei der ein nur um 90° gekrümmter ziemlich genau exponentiell gebildeter Trichter zur Anwendung kommt, der in der Mittelachse 2,60m lang ist.

Die Sprachübertragung, die Sie im Augenblick (also während des Vortrages von Herrn Warncke in 1937) hören, geschieht über diese Lautsprecherkombination (Bild 8). Die Einzelheiten über diese Neuentwicklung werden Ihnen demnächst in einem Sondervortrag nähergebracht werden.

Ein Blick auf den Schmalfilm

Ehe wir uns nun der Frage der Weiterentwicklung auf dem Tongebiet zuwenden möchte ich noch kurz das Gebiet des Schmaltonfilms streifen.

Auf der Wiedergabeseite haben sich, abgesehen von der Umstellung auf die internationale Norm, keine prinzipiellen Neuerungen ergeben. Die Herstellung des Tons geschieht bekanntlich im wesentlichen durch Umkopieren von Normal- auf Schmalfilm. Hierbei ist zu beachten, daß die Qualität des Schmalfilms von der Qualität der Umkopiermaschinen abhängt.

Bei einwandfreier Beschaffenheit der Kopiermaschinen können aber Resultate erhalten werden, die einer direkten Aufnahme auf Schmalfilm mindestens gleichwertig sind. Was die direkte Aufnahme auf Schmalfilm angeht, so liegt eine Tonkamera für getrennte Bild- und Tonaufnahme fabrikationsreif vor.

Ob sie zur Anwendung kommt, ist jedoch mehr eine wirtschaftliche als eine technische Frage, da ja für die meisten Schmaltonfilme, wie Kultur-und Werbefilme, an eine Auswertung sowohl als Normalfilm als auch als Schmalfilm gedacht ist.
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Und hier wird indirekt das Magnetofon genannt

Weiterhin sind Apparaturen auf den Markt gekommen, die die Aufnahme von Ton und Bild auf einem Band gestatten. Auch deutsche Konstruktionen dieser Art dürften in absehbarer Zeit erscheinen.

  • Anmerkung : Es könnte aber auch das Philips-Miller- Verfahren mt dem 35mm Filmband ähnlich zum Tefifon gemeint sein oder beides.


Das Anwendungsgebiet für solche Apparate scheint überall da gegeben, wo heute die Einbandaufnahme in Betracht kommt, z. B. für Reportagen, Expeditionen usw. Die Schmalfilmapparatur würde dabei den Vorzug der größeren Leichtigkeit, insbesondere des Filmvorrates haben. Dazu käme noch das Gebiet des Amateurfilms, das aber hinsichtlich der Tonaufnahme noch mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden muß.

Für die Betrachtung der weiteren Entwicklung muß man sich darüber klar sein, daß in der Kette Aufnahmefilm und Wiedergabe am Ende der Film das schwächste Glied, gewissermaßen den Engpaß der Qualität, darstellt.

Davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man eine direkte Übertragung unter Einschluß der Aufzeichnungs- und Abtastgeräte aber unter Ausschluß des Films vornimmt. Es ist also in der Weiterentwicklung der Hebel zunächst in der Schallaufzeichnung, d. h. am Film, anzusetzen, und hier ist es wieder vor allen Dingen die Tonkopie, die im großen Durchschnitt gesehen als erste verbesserungsbedürftig ist.

Im Augenblick ist es so, daß die Kopie auf den gegebenen Positivfilm die Weiterentwicklung der Tonqualität, soweit es sich um einen Tonbildfilm handelt, bestimmt. Selbstverständlich müssen die Arbeiten in der Verbesserung der Negativqualität, z. B. durch Verwendung monochromatischen oder ultra-violetten Lichtes oder durch Verwendung von Spezialemulsionen fortgesetzt werden. Doch liegt im Augenblick das große Problem darin, den einwandfreien Verlauf des Kopiervorganges in der Praxis sicherzustellen.

Winter 1937 - Die Erinnerung an die Stereo-Technik

Als wichtigen Schritt in der weiteren Entwicklung der Tontechnik möchte ich in Wiederholung dessen, was ich vor etwa einem Jahr an dieser Stelle sagte, das stereophonische Hören auch im Tonfilm bezeichnen.

In dem anläßlich der Eröffnung dieser Jahrestagung gehaltenen Festvortrag wurde dieses Gebiet schon kurz berührt. Ich muß aber bekennen, daß ich mich hinsichtlich der Zukunftsaussichten der Stereophonie in einem gewissen positiven Gegensatz zu den bei dieser Gelegenheit kundgegebenen negativen Anschauungen befinde.

Sowohl die amerikanischen Versuche, die gerade in diesen Tagen in Amerika vorgeführt worden sind, als auch eigene Versuche, über die ich, wie ich hoffe, bald berichten kann, haben gezeigt, daß ein sehr wesentlicher Effekt zu erreichen ist.

Die Verwendung von Kopfhörern für die Stereophonie wird allerdings wohl nur für Spezialzwecke in Frage kommen. Für die Möglichkeit, Kopfhörer ins Theater zu bringen, dürfte dasselbe gelten, was für die bei der plastischen Bildbetrachtung notwendigen Brillen gilt.

Aber bei der Stereophonie sind wir ja in der glücklichen Lage, auch ohne Kopfhörer eine sehr eindrucksvolle Wirkung zu erzielen. Es ist dabei zu bedenken, daß es sich bei der Stereophonie nicht nur darum handelt, eine akustische Lokalisierung des Geschehens zu erreichen, sondern daß auch die Qualität und die Natürlichkeit beträchtlich zunimmt.

Schließlich wird ein großer Teil von raumakustischen Schwierigkeiten aufnahme- und wiedergabeseitig durch die stereophonische Übertragung zu beseitigen sein. Herr Maxfield, der die amerikanischen Versuche durchgeführt hat, drückt dies treffend in dem Satz aus, daß ihm eine stereophonische Übertragung mit einer Grenzfrequenz von 6000 Hertz lieber sei als eine nichtstereo-phonische mit einer Grenzfrequenz von 12000 Hertz.

Man kann natürlich über den Umfang der praktischen Anwendung heute noch nichts aussagen, das wird die Zukunft entscheiden. Ich werde jedenfalls entsprechend meiner optimistischen Beurteilung dieses Problems unsere Arbeiten mit aller Energie zu Ende führen.

Wir wollen nicht vergessen, daß die Qualität des heute in den Theatern gebotenen Tons nicht allein durch die apparative Seite, sondern wesentlich durch die Randgebiete bestimmt wird. Als solche möchte ich neben dem Tonkopieren vor allen Dingen die Raumakustik und die Meßtechnik in der Tonfilmpraxis hervorheben. Mit zunehmender Verfeinerung der Apparatetechnik gewinnen diese Gebiete weiter an Bedeutung und es ist daher zu begrüßen, daß sie auf dieser Tagung von berufener Seite ausführlich behandelt werden
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