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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Franz Schroedter, der Baumeister erzählt vom neuen Froelich-Tonfilm-Studio

aus KINOTECHNIK Heft 3 / Febr. Berlin 1937

Neben den Satteldächern von zwei „Glashäusern“ auf dem Gelände der Froelich-Tonfilm-Produktion in Berlin-Tempelhof, Borussiastraße, erhebt sich seit wenigen Wochen ein eigenartig geformter neuer Bauteil, unzweifelhaft ein modernes, ja, sogar eines der modernsten Tonfilmstudios überhaupt darstellend: mit flachem Dach und turmartigen Ausbauten, die auf Unterbringung irgendwelcher technischer Dinge hindeuten.

Nun, Architekt Franz Schroedter, langjähriger treuer Mitarbeiter Prof. Carl Froelichs (neben Friedrich Pflughaupt Eigentümer des neuen Studios) hat mit diesem Neubau ein Atelier geschaffen, das auch dem Ansturm des Farbenfilms gewachsen sein dürfte.

Aus dem vorläufigen Plan, die alten Glashäuser (die inzwischen mit Strohmatten schallisoliert worden sind) durch einen 12m langen Anbau zu ergänzen, wurde rasch die Planung, wie sie der jetzige Zustand (erkennbar aus dem Modell) ergibt. Das erweiterte Gelände, ein schiefwinkliges Rechteck zwischen Ringbahnstraße und Borussiastraße einschließend, zeigt also heute das neue Massiv des "Farbtonfilmstudios", das mit 24 x 36m lichten Maßen und 14m Höhe Raum selbst für sehr große Dekorationen hergibt.

Das Technische

Was bei den anderen Ateliers noch Notbehelf war, ist hier, mit 50m starkem Vollmauerwerk, Notwendigkeit. Eine Massivsteindecke mit darüber liegendem, schallisoliertem Dach in Holzkonstruktion und Bitumenbelag, schließt das Atelier von allen Geräuschen der Straße und der Luft ab.

Zahlreiche Schleusen sorgen auch für Abwehrung vagabondierender Geräusche. Das neue Tonfilmstudio legt sich, mit einem 8m breiten Mittelteil an die Querseite des alten, großen Glashauses. Riesige Flügeltüren, etwa 5 x 6m messend, mit Durchgangstürchen, sorgen dafür, daß die gesamte Tiefe beider Ateliers ausgenutzt werden kann, d. h. 84m Baulänge stehen für sehr lange Dekorationen zur Verfügung.

Das Neue beginnt schon beim Fußboden der großen Halle: er ist als 60cm starker Betonboden mit (in Asphalt verlegten) Dielenbelag ausgebildet, um absolute Ruhe bei Fahraufnahmen zu sichern.
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Nirgends sieht man Kabel

Es ist ganz auffällig: Nirgends sieht man Kabel umherliegen, viele Bauteile erscheinen eigenartigerweise ohne Stütze, sind aufgehängt, erlauben der Kamera freie Fahrt.

Das Geheimnis wird durch den neuartigen Schnürboden geklärt, der jeden Punkt der Bodenfläche zu erreichen erlaubt: Ketten und stromisolierte Stahltaue, auch Hanftaue halten die Dekorationen, soweit sie nicht standfest mit dem Boden verbunden sind.

Zwei umlaufende Galerien von 2,5m Breite sind freitragend angeordnet; die unterste in 4,5m Höhe, die zweite wieder 4,5m darüber. 2m höher liegt der Schnürboden, (3m lichte Höhe), stabil ausgebaut, mit zahlreichen Laufstegen und verschiebbaren Arbeitsflächen.

Die gesamte Trägerkonstruktion ist so stark gehalten, daß überall weitere Dekorationsteile aufgehängt werden können. Die massive Decke selber liegt weitere 3m höher, so daß die erwähnten 14m Gesamthöhe herauskommen.

Eiserne Leitern führen, reichlich angeordnet, von Galerie zu Galerie; die stabilen Geländer sind auszuklinken, wenn Scheinwerferaufstellung es notwendig macht.

Was das Architekten-Model noch zeigt

Das Modell läßt die erwähnten turmartigen Ausbauten der Halle erkennen; sie sind dazu bestimmt, alle elektrischen Aggregate, alle Transformatoren, Drosseln usw. aufzunehmen und ihre (für den Farbfilmdarsteller vor allem unangenehme) Wärme abzuleiten.

Diese Ausmerzung von störenden Hitzeentwicklern ist völlig neu; die Zuleitung von Strom durch Kabel von oben her hat man auch in Hollywood mehrfach ausgenutzt, praktischer erscheint aber die hier verwendete Art der seitlichen Kabelzuleitung (von den Galerien her).

Ausnahmsweise wird man z.B. den Kameramotor oder auch einige Spots auf dem Kamerawagen direkt mit dünnen Kabeln vom Boden her speisen.

Eine sehr starke Frischluftvorrichtung ist vorgesehen: 6 mal stündlich kann sie den Luftraum umwälzen. Es sind also vorsorglich alle bisherigen Erfahrungen des Farbtonfilms zusammengefaßt bzw. berücksichtigt worden.
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