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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Aus der Fachpresse des In- und Auslandes

Aus der Praxis der Farbenfilm-Produktion

Januar 1937 - (G. G audio in „Amer. Cinemat.“, Dezember 1936.)

Der Farbenfilm „God's Country and the Woman"

Der Verfasser, ein amerikanischer Kameramann, berichtet über seine Erfahrungen bei der Aufnahme des Farbenfilms „God's Country and the Woman", bei dem das Technicolor-Verfahren zur Anwendung kam; seine Ausführungen verdienen insofern Interesse, als sie ganz aus der Praxis geschöpft und geeignet sind, manche Sorge wegen des „Arbeitens mit Farbe" zu zerstreuen.

Ermutigend für den Kameramann ist schon die Einleitung: „Ich habe soeben einen Technicolor-Film mit etwa derselben Beleuchtung aufgenommen, wie sie für die Schwarzweiß-Aufnahme am Platze gewesen wäre; wir beendeten den Film in genau 59 Aufnahmetagen, einschließlich einer langen und arbeitsreichen Reise nach dem nördlichen Washington."
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Weiter heißt es dann:

„Im Atelier führten wir unsere Innenaufnahmen in ganz derselben Weise aus, als handele es sich um Schwarzweiß; ich änderte die Beleuchtung nicht im geringsten wegen der Farbaufnahmen. Die einzige Konzession, die ich der Farbenkamera machte, bestand darin, daß, während ich gewöhnlich für die allgemeine Beleuchtung eine „broad" oder eine „rifle" benutze, ich diese durch eine Seiten-Bogenlampe ersetzte; und an der Stelle, an der ich bei Schwarzweiß zur Effektbeleuchtung eine „Junior Solarspot" eingesetzt hätte, benutzte ich für die Farbenaufnahme eine Hochintensitäts-Bogenlampe.

Es ist schon richtig, daß die Bogenlampen ein intensiveres Licht ausstrahlen, aber der Unterschied ist doch nicht so groß, daß ich etwa in Sorge gewesen wäre, wenn ich bei demselben Licht mit der Schwarzweiß-Kamera hätte aufnehmen sollen; ich würde gleicherweise für gute Bilder garantiert haben.

Der Stromverbrauch war zweifellos größer, aber doch keineswegs so bedeutend, daß die Finanzleute die Köpfe geschüttelt hätten."

Vor sieben Jahren der erste Farben-Tonfilm „On with the Show"

Der Verfasser gedenkt des erheblichen Wandels der Dinge, seit er vor sieben Jahren den ersten Farben-Tonfilm „On with the Show" aufgenommen hat. Damals mußten gewisse Farben vermieden werden, weil das Verfahren - damals noch Zweifarben - sie nicht meisterte, andere wurden in einem veränderten Ton wiedergegeben; die Schminke war vollkommen unnatürlich, das schwierigste Problem aber stellte die Beleuchtung dar.

Das Technicolor-Verfahren der damaligen Zeit forderte ein unmögliches Quantum an Licht; die Lichtleistung der verfügbaren Lampen war aber verhältnismäßig gering, dabei flackerten sie und machten manche Tonaufnahme durch ihr Geräusch unbrauchbar.

Heute liegen die Dinge wesentlich anders. Wie der Verfasser mitteilt, verbrauchte er zu „God's Country and the Woman" etwa 1/3 des Lichts wie seiner Zeit zu den Zweifarbenaufnahmen; er versichert, daß er mit dem Licht beinahe auf das Niveau des Schwarzweißfilms heruntergehen konnte (letzteres scheint uns allerdings etwas sehr optimistisch ausgedrückt! - Der Ref.).

Auch das Aufnahmetempo scheint durch Rücksichten auf die Aufnahme in Farben nicht beeinträchtigt worden zu sein, wenn man liest, daß an manchen Tagen bis zu 22 verschiedene Szenen erledigt wurden, was für einen Film besserer Produktion selbst für Schwarzweiß eine große Leistung ist.

Hintergrundprojektionsaufnahmen in Technicolor

Interessant ist auch, daß für diesen Film die ersten Hintergrund- Projektionsaufnahmen in Technicolor ausgeführt wurden. Es handelte sich dabei um die Darstellung von Flugzeugszenen in der Luft, bis zur Landung; der Mehrbedarf des Farbenverfahrens an Licht tritt hier doch deutlich in Erscheinung: als Projektionsfläche diente nur ein kleiner Schirm von 2,5 x 3,0m in Verbindung mit dem lichtstärksten Projektor, der zu haben war und dessen Lichtleistung auf das höchstmögliche Maß heraufgedrückt wurde.

Auch über gewisse Mängel beim Arbeiten mit Technicolor, deren Abstellung, soweit möglich, zu wünschen wäre, weiß der Verfasser zu berichten.

Die Technicolor-Aufnahmekamera

Da ist zunächst die Aufnahmekamera *) - an sich ein wunderbarer Mechanismus, aber massiger als irgendeine Kamera für Schwarzweiß-Aufnahmen und infolge des doppelten Schaltwerks naturgemäß auch geräuschvoller im Lauf; mit ihrer riesigen Schallhülle umkleidet, stellt sie ein gewichtiges Ungeheuer dar, das sich nicht mit der wünschenswerten Leichtigkeit bewegen läßt und dessen Aufstellung in einem engen Winkel oft schwierig, wenn nicht gar überhaupt unmöglich ist.

*) Einzelheiten über die Technicolor-Dreifarbenkamera s. „Kinotechnik" 1935, Heft 1, S. 8/10.

Ferner wird die Ausführung von Überblendungen wegen der drei Negative, die belichtet werden, geradezu zum Problem, denn es müssen drei Negativpaare optisch gedupt werden, und diese drei Sätze von Ab- und Aufblendungen müssen genau synchron sein. Ähnliches gilt für gewisse Tricks.
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Schnelles Herumschwenken vermeiden

Das bei Schwarzweiß-Aufnahmen vielfach beliebte (übrigens auch da unschöne!) schnelle Herumschwenken der Kamera sollte man nach den Ausführungen des Verfassers bei Farbaufnahmen vermeiden, da es im farbigen Bild zu einem für das Auge sehr störenden Flimmern führt; wo es durchaus gewünscht wird, sollte wenigstens dafür Sorge getragen werden, daß in solchen Fällen die Hauptfarben der Dekoration in horizontalem Sinne verlaufen.

Abschließend wendet sich der Verfasser gegen die ablehnende Haltung, die vielfach der Aufnahme von Farbenfilmen wegen der vermeintlichen Schwierigkeiten, die der durchschnittliche Kameramann nicht überwinden könne, entgegengebracht wird.

Aufnahme sei Aufnahme, und der Kameramann, der in jahrelangem Schaffen das Grundsätzliche der Arbeit gelernt habe, sei sehr wohl in der Lage, sich einer Weiterentwicklung, wie sie der Farbfilm bedeutet, zuzuwenden.

Naturgemäß habe man es mit neuartigem Gerät zu tun, müssen neue Probleme behandelt und neue Wege gegangen werden, um neuen Gedanken Ausdruck zu geben, immer aber handele es sich grundsätzlich um die gleiche Arbeit: die Darbietung von Kinefilm.
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