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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.

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Anmerkung zu den Laudatien - auch vorangegangener Jahre

Laudatien werden immer geschönt bzw. "aufgehübscht". Fast nie wird die volle Wahrheit geschrieben, auch wenn die Person bereits verstorben war. Damit haben die Laudatien nicht nur in der 12 jährigen Hitlerzeit immer ein Geschmäckle.

Nachrufe / Laudatien

Professor Froelich

Am 5. September 1935 haben wir alle aus freudigem Herzen Carl Froelich zum 60. Geburtstag gratulieren können, und der Titel Altmeister war mehr als verdient, ohne mit einer nüchternen Aufzählung von Filmen (die unter seiner schöpferischen Regie entstanden sind und uns entzückt haben) unterstrichen werden zu müssen.

Was der neue Professor, auf seinem langen Wege von Siemens zu Messter, Henny Porten-Film und FF-Produktion, vom Kameramann zum Meister-Regisseur uns gegeben hat, kann nicht in Statistiken gefaßt werden. Wenn fast auf den Tag, als der Führer ihm nun den Professortitel verlieh, ein Wunschtraum des Gereiften in Erfüllung ging: das ideale Tonfarbfilm-Atelier in Tempelhof, das Froelich-Studio, so mag es auch als Mahnmal für den Nachwuchs gelten.

Denn nichts ist ohne Fundament, nichts ohne unendliche Arbeit am eigenen Werk und Leben. Unsere aufrichtige Gratulation trifft ihn schon wieder arbeitend in seinem neuen Atelier, im Kreise seiner schaffensfreudigen Mitarbeiter.

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Guido Seeber - 40jähriges Filmjubiläum

aus „Kinotechnik" Heft 10 / Sept. - Berlin 1937
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Einleitung

Wie schon in unserer vorigen Nummer bekanntgegeben, feierte Guido Seeber am 1. September sein 40jähriges Filmjubiläum. Über den Lebenslauf dieses hochverdienten Mannes gingen uns folgende Daten zu:
.Guido Seeber ist am 22.6.1879 in Chemnitz als Sohn des Photographen Clemens Seeber geboren. Nach seinem Schulbesuch in Chemnitz und der Lehrzeit im väterlichen Geschäft trat Seeber 1896 als Volontär beim Hof- und Kammerphotographen Pietzner in Karlsbad und Wien ein.

Im darauffolgenden Jahre, am 1. September 1897, ist der Beginn der öffentlichen Vorführungen kinematographischer Filme im Variete Mosellasaal in Chemnitz als Schlußnummer der Variete-Programms. Es handelt sich dabei um die Vorführung lebender Riesenphotographien.

Anschließend daran kam es zu Vorführungen eigener Aufnahmen von Festzügen, aus dem Straßenleben, Alarm der Feuerwehr, Lokomotiventransport durch die Straßen von Chemnitz, Fürstenbesuch usw.

Am 31. Juli 1900 wurde die Ausfahrt der sächsischen Chinakrieger mit dem Dampfer Straßburg aus dem Bremer Hafen gefilmt. Es handelte sich bei diesen Aufnahmen um sogenannte optische Berichterstattung, die als Vorläufer der Wochenschauen von heute zu gelten haben. Nach Ableistung seiner Militärdienstpflicht führte Seeber seine Filmprojektion mit Apparaten eigener Bauart (Seeberograph) in den größten Städten Sachsens durch. Im Jahre 1903 kamen auch Tonbilder zur Aufführung und zwar mit dem Seebero-phon, also einem Grammophon mit synchronen Filmbändern.
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Seeber geht von Photo zum Film

Nach dem Tode seines Vaters verkaufte Seeber dessen photographisches Geschäft, um sich ganz dem Film zu widmen. In diese Zeit fallen mehrere Reisen ins Ausland, besonders nach Paris, um die dortigen Filmbetriebe zu studieren.

Im Jahre 1907 trat Seeber in die Deutsche Rollfilmgesellschaft in Köln und Frankfurt a. M. als Rohfilmprüfer ein. Gleichzeitig betätigte Seeber sich als Assistent von Dr. Lüppo-Cramer, dem Photochemiker der Dr. C. Schleußner A.G. in Frankfurt a. M.

1909 wurde er Betriebsleiter der Deutschen Bioscopgesellschaft in Berlin, die der Schleußner A.G. sehr nahestand
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In dieser Zeit werden Aufnahmen von stummen Filmen in großem Umfange gemacht und ca. 150 Tonbilder (u. A. Otto Reutter Steidel u. a. m.) angefertigt. Zwei Jahre später, im Jahre 1911, ist der Aufnahmebeginn der Asta-Nielsen-Serien unter der Regie von Urban Gad.

1911 - Umzug nach Neubabelsberg

Ende des gleichen Jahres wurde auf Seebers Veranlassung der Betrieb nach Neubabelsberg verlegt, da die Räumlichkeiten in Berlin nicht mehr ausreichten. Ein geeignet erscheinendes leeres Fabrikgebäude und genügend großes Gelände wurde erworben und es wurde sofort mit dem Bau des ersten ebenerdigen Filmateliers in Deutschland begonnen.

Bereits am 17. Februar 1912 konnten die ersten Filmaufnahmen in Neubabelsberg gemacht werden, wobei noch zu beachten ist, daß das vorhandene Fabrikgebäude bereits in eine Filmkopieranstalt nach eigenen Plänen eingerichtet worden war.

Über den Wert, den Neubabelsberg für den deutschen Film erlangt hat, braucht an dieser Stelle nichts weiter ausgeführt werden. Der von Seeber gedrehte Film „Student von Prag“ und seine erstmalig durchgeführte Bildteilung, wodurch es möglich war, dieselbe Person gleichzeitig zweimal erscheinen zu lassen, bedeutet einen Wendepunkt in der Art der Filmherstellung.
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1913 - noch ein Atelier und eine Kopieranstalt

Im Jahre 1913 wurde ein zweites größeres Atelier und Kopieranstalt mit 30.000m Tagesleistung nach Seebers Plänen errichtet. Hinzu kamen Außenbauten auf dem Freigelände, eine orientalische Straße nach dem Plan des Filmarchitekten Robert Diet, ein Zirkus und andere für Filmaufnahmen bestimmte Bauten, außerdem Filmlagerkeller, Requisitenschuppen, sechs verschiedene Stilarten an einem Gebäude, um jederzeit Großaufnahmen stilgerecht vornehmen zu können.

1914 dreht Seeber den „Golem“, um nach dessen Fertigstellung der Einberufung zum Kriegsdienst Folge zu leisten. Bis zum März 1915 tat Seeber Dienst an der Westfront, um dann ein Kommando für die Dauer des Krieges zur Marine und zwar dem Seeflugzeugversuchskommando in Warnemünde zu bekommen.

Zweck dieses Kommandos war die Einrichtung einer Photo- und Filmbildstelle, da jedes Seeflugzeug gefilmt werden mußte, um so die Eigenschaften der jeweiligen Typen besser studieren zu können.

Von dieser Stelle aus erfolgte die Versorgung der gesamten Marine mit Photogeräten und Material, sowie der Ausbildung von Personal in der Fliegerphotographie. Nebenher liefen natürlich viele Versuche. So wurde z. B. ein Maschinengewehr-Zielbildner entwickelt, der als Kontrollapparat für Schießübungen mit dem M.G. aus dem Flugzeug und als Einführung in den Dienstbetrieb galt.
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1920 - Der Krieg war vorbei, (aber verloren)

Im Jahre 1920 betätigte sich Seeber als freier Kameramann. So hat er z. B. bei „Friedericus Rex“ den ersten und zweiten Teil gedreht. In das Jahr 1923 fallen die ersten Aufnahmen mit dem Triergon-Verfahren im Schubertsaal von Berlin. Weitere Filme besonders Trickfilme, wie „Der lebende Buddah“ mit Paul Wegener, „Geheimnisse einer Seele“ mit Werner Krauss, Kreuzworträtselfilme, sind weitere Etappen.

Auf der „Kipho“ in Berlin im Jahre 1925 hat er die Leitung des Urkinos bei der Photo- und Kinomesse. Dabei ist zu bemerken der Kiphofilm, der eine Zusammenstellung der filmhistorischen Schau dieser Ausstellung darstellt.
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Gründung der „Kinotechnik“

Bei der Gründung der „Kinotechnik“ und der bald darauf erfolgten Bildung der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft war Seeber maßgeblich beteiligt.

Bis zum Jahre 1935 war Guido Seeber als freier Kameramann bei verschiedenen Filmgesellschaften tätig. So hat er z. B. bei der Aafa-Film A.G. (das war die Althoff-Ambos-Film AG) 50 große Spielfilme gedreht. Seit Oktober 1935 ist Seeber als Leiter der Trickabteilung der Ufa und damit wieder an seiner alten Arbeitsstätte in Neubabelsberg tätig.

Groß ist auch seine literarische Tätigkeit. In vielen Artikeln der Fachzeitschriften vermittelt er seine Erfahrungen der jüngeren Generation. Als Bücher sind von ihm erschienen: „Der praktische Kameramann“, „Der Trickfilm“ und „Kamera-Kurzweil“, „Der kine-matographische Aufnahmeapparat und die Technik der Aufnahme“ in zwei Bänden mit 600 Seiten Text und 700 Abbildungen ist noch im Druck.

Schon aus diesem skizzenartig aufgeführten Lebenslauf von Seeber ist ersichtlich, in wie großem Maße dieser Mann die Entwicklung der deutschen Filmindustrie beeinflußt hat.

Wir wünschen dem Jubilar eine weitere erfolgreiche Tätigkeit!

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Ministerialrat Dr. Ernst Seeger

Am 17. August 1937 verstarb im Alter von 53 Jahren plötzlich Ministerialrat Dr. Ernst Seeger.

Seeger war Mitglied des Präsidialrates der Reichsfilmkammer und des Reichskultursenats, gleichzeitig war er Vorsitzender der Filmprüfstelle. Als Leiter der Abteilung V „Film“ im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (PROMI), auf welchen Posten er nach der Machtübernahme berufen wurde, nachdem er schon viele Jahre maßgeblichen Einfluß auf den deutschen Film genommen hatte, hat Seeger sich außerordentliche Verdienste um den deutschen Film erworben.

Reichsminister Dr. Goebbels widmete Dr. Seeger einen ehrenvollen Nachruf, indem er u.a. sagt: „Auf seinem schweren und verantwortungsvollen Posten hat er Jahre hindurch als wahrer Nationalsozialist der Tat die Entwicklung des deutschen Films an maßgebender Stelle beeinflußt und gefördert. Für immer wird der Neuaufbau des deutschen Films mit der Persönlichkeit des Verstorbenen verknüpft sein, der in unermüdlichem, stets freudigem Einsatz sich verzehrt hat im Dienst am Volke. Sein Andenken wird bei allen, die ihn kannten, immer in hohen Ehren gehalten werden.“

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Max Körting 75 Jahre alt

aus „Kinotechnik" Heft 11 / Okt. - Berlin 1937

Am 19. September 1937 konnte Herr Generaldirektor Max Körting seinen 75. Gsburstag feiern. Bei bester Gesundheit ist es ihm vergönnt, auch weiterhin seine Schaffenskraft in den Dienst der Körting u. Mathiesen A.G. Leipzig zu stellen.
Mit Wilhelm Mathiesen † zusammen gründete er am 1. August 1889 die Bogenlampenfabrik - und spätere lichttechnische Spezialfabrik - Körting & Mathiesen, die 1901 in eine Familien-Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, deren Leitung er seitdem inne hat.
Wir wünschen dem Jubilar alles Gute und hoffen, daß er noch recht lange an der Spitze der bekannten Firma stehen möge.

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Max Roux 25 Jahre an der Spitze der Askania-Werke

aus „Kinotechnik" Heft 11 / Okt. - Berlin 1937

Die „Werkstätten für Präzisionsmechanik und Optik von Carl Bamberg“ in Berlin-Friedenau, die 1921 nach dem Zusammenschluß mit der Zentralwerkstatt in Dessau den Namen Askania-Werke A.G. annahmen, wurden 1871 von Carl Bamberg gegründet. Dank den von ihm geschaffenen neuen Konstruktionen für Präzionsinstrumente deckten u.a. die Preußische Landesaufnahme und die frühere Kaiserliche Marine den größten Teil ihres Bedarfes in seinen Werkstätten.

Bei Eintritt von Max Roux im Jahre 1912 zählte die Belegschaft kaum 100 Menschen. So bewußt bis dahin die rein handwerkliche Fertigung in engerem Rahmen betrieben wurde, so systematisch setzte Roux technische Forschung, konstruktive Durchentwicklung und Bau in größeren Reihen durch.

Dadurch konnten die gesteigerten Anforderungen im (1.)Kriege restlos erfüllt werden und auch die Luftwaffe, die erst heute wieder aufgebaut werden mußte, erhielt schon damals Navigationsgeräte. Die Entwicklung auf diesem Gebiet mußte in den Nachkriegsjahren fast ohne Aussicht auf Erfolg fortgeführt werden, als aber der Führer dem deutschen Volke die Wehrhoheit wiedergab, standen fertigungsreife Konstruktionen für Luftwaffe und Marine zur Verfügung.

Max Roux von Hause aus Gasingenieur, hat als erster die Erfahrungen der Feinmechanik auf Gasmeßgeräte übertragen, der heute weltbekannte Strahlrohrregler war die Krönung der Arbeiten auf dem Gebiete der modernen Wärmetechnik.

Max Roux ist auch die Schaffung der ersten deutschen Spielfilmkamera nach dem Kriege zu verdanken. Seine unentwegten Bemühungen unter großen geldlichen Opfern zu einer Zeit, als niemand in Deutschland eine deutsche Kamera einsetzen wollte, brachten auch hier den Erfolg, auf den die deutsche Kinotechnik stolz sein kann.

Weitere richtunggebende Arbeiten von Roux fallen in das Gebiet des meteorologischen und flugtechnischen Vermessungswesens und der geophysikalischen Lagerstättenforschung. Seinen erfolgreichen Bestrebungen, die deutsche Feinmechanik und Optik zu einem maßgebenden Glied der deutschen Industrie zu machen, und seinem Weitblick in der Entwicklung neuer Gerätekonstruktionen verdanken die Askania-Werke, deren Gesamtleitung in seiner Hand liegt, daß sie ihren Umfang und die Zahl ihrer Gefolgschaft in 25 Jahren auf das Hundertfache steigern konnten.
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Dr. Momme Andresen 80 Jahre alt

Ein Pionier der Photographie
Am 17. Oktober 1937 wird der über die Grenzen Deutschlands bekannte Dr. Momme Andresen 80 Jahre alt. Geboren in Risum in Schlesien, studierte er an der Technischen Hochschule in Dresden und an den Universitäten Jena und Genf Naturwissenschaften. 1887 trat er als Chemiker in die Aktiengesellschaft für Anilin-Fabrikation, die spätere „Agfa“ ein. Seine besonderen Verdienste lagen darin, daß er das in der Farbenindustrie verwendete Paraphenylendiamin in alkalischer Lösung als Entwickler für Trockenplatten erkannte. Er stellte weiter fest, daß ein Naptholderivat als Entwickler verwendet werden kann, das unter dem Namen „Eikonogen" bekannt wurde.

In Weiterführung seiner Untersuchungen entdeckte er die Verwendung von Paramidophenol und seiner Derivate als photographische Entwickler. Das von ihm in sehr konzentrierter Lösung hergestellte Paramidophenol bekam unter dem Namen „Rodinal“ Weltruf. Damit war der Grund gelegt für die Verwendung von Metol sowie der übrigen Paramidophenolderivate als photographische Entwickler.

Dr. Momme Andresen machte sich auch um die Herstellung von Trockenplatten verdient; mit der Gründung der Agfa-Filmfabrik in Wolfen begann 1908 unter Andresens Leitung eine neue Aera der Photographie.

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Heinrich Beck verstorben

Am 17. August 1937 verschied in Meiningen der bekannte Erfinder der nach ihm benannten Bogenlampenkohlen Ing. Heinrich Beck. Ein Herzschlag hat ihn mitten aus seiner Arbeit herausgerissen und seinem erfolgreichen Leben ein plötzliches und unerwartetes Ende bereitet.

Heinrich Beck wurde am 20. September 1878 in Bad Salzungen als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. Einige Jahre lang besuchte er das humanistische Gymnasium in Meiningen. An dem ihm trocken erscheinenden Lehrstoff fand sein auf das Praktische gerichteter Geist keinen Gefallen, so daß er bald eine Lehrstelle annahm, um das Schlosserhandwerk zu erlernen.

Nach beendeter Lehrzeit besuchte er das Polytechnikum in Hildburghausen. Als Gast weilte er später an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, wo ihm die Vorlesungen von Prof. Slaby besonders Interessierten.

Nach beendeter Ausbildung befaßte er sich mit dem Bau und der Planung elektrischer Anlagen. Schon frühzeitig wandte sich sein Interesse dem elektrischen Lichtbogen zu. Er beschäftigte sich mit der Verbesserung des Regelmechanismus. Mit wenigen hundert Mark geborgten Geldes richtete er sich in einem Küchenraum in Meiningen ein kleines Laboratorium ein.

Die Flammenbogenlampe

Das Resultat seiner Arbeiten war die Konstruktion einer selbstregulierenden Flammenbogenlampe (D.R.P. 149289). Um seine Erfindung auszuwerten, siedelte er nach Frankfurt über, wo die Deutsche Beck-Bogenlampen-Gesellschaft gegründet wurde. Die Lampe schlug glänzend ein und gab ihm die Mittel an die Hand, um sich von einer aktiven Teilnahme an der Gesellschaft gänzlich zurückzuziehen.

Er ging nach Meiningen zurück und gründete dort ein wohl eingerichtetes Privatlaboratorium. Im Verfolg seiner weiteren Arbeiten kam er im Jahre 1911 zur Entdeckung des nach ihm benannten Effektes im elektrischen Lichtbogen.

Durch Zusatz von Cer-Salzen zum Docht der positiven Kohle gelang es ihm, die Kohlen stark zu überlasten, wobei die Leuchtdichte des positiven Kraters mit wachsender Stromdichte ebenfalls zunahm.

Schon damals konnte die etwa fünffache Leuchtdichte der gewöhnlichen Bogenlampe erzielt werden. Um das Übergreifen des Flammenbogens auf die rückwärts gelegenen Teile der positiven Kohle zu vermeiden, legte er um den vorderen Teil der Kohle einen Gasmantel mit Leuchtgas, das aus einer Düse ausströmte.

1914 in England interniert

Im Jahre 1914 hatte sich Beck zwecks Auswertung seiner Erfindung nach Amerika begeben, wo er mit der General Electric verhandelte. Während seines Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten von Amerika brach der (1. Welt-) Krieg aus, so daß Beck gezwungen war, in den ersten Tagen des August die Rückreise nach Europa mit einem belgischen Dampfer anzutreten, der ca. 50 Deutsche an Bord hatte.

Infolge der kriegerischen Ereignisse wurde der Kurs des Schiffes während der Überfahrt geändert und der Dampfer landete in England statt in Belgien. Dort wurden sämtliche deutschen Passagiere interniert.

Nach kurzer Zeit gelang es Beck jedoch aus England zu entkommen. Nachdem er sich bei Nacht und Nebel auf einem Dampfer mit unbekanntem Ziel eingeschifft hatte, wurde er nach längerer Zeit in Boston an Land gesetzt. Er meldete sich wiederum bei der General Electric, und da er keine Möglichkeit sah, nach Deutschland zurückzukehren, schloß er mit dieser Gesellschaft einen Dienstvertrag auf tägliche Kündigung ab in der Annahme, daß der Krieg nicht lange dauere.

Aus diesem provisorischen Angestelltenverhältnis ergab sich durch die Macht der geschichtlichen Ereignisse eine lang andauernde Beschäftigung. Nach Eintritt Amerikas in den Krieg gegen Deutschland schied er aus den Diensten der Firma aus.

Obwohl man ihm nach Schluß des Krieges den Vorschlag machte, in die Dienste der Firma wieder einzutreten und in Amerika zu bleiben, entschloß er sich doch, nach Deutschland zurückzukehren, um die Leitung seines Laboratoriums in Meiningen in die Hand zu nehmen. An dieser Stätte seiner alten Wirksamkeit hat Heinrich Beck die Arbeiten an seinen Bogenlicht-Scheinwerfern wieder energisch aufgenommen
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Einführung der Bogenlampen nach dem Beck-Prinzip

Inzwischen war während des Krieges in Amerika die Einführung der Bogenlampen, nach dem Beck-Prinzip bereits weit vorgeschritten, und auch die deutschen Heeresbehörden begannen, die Bedeutung des Beck-Prinzips für militärische Zwecke mehr und mehr zu erkennen, namentlich nachdem es Gehlhoff gelungen war, die Verwendung des Leuchtgases zu umgehen.

Die von Gehlhoff entwickelten Kohlen wurden seinerzeit in Deutschland unter dem Namen „Goerz-Beck-Kohlen“ auf den Markt gebracht. Die Scheinwerferabteilung der Firma Goerz konstruierte am Ende des Krieges Scheinwerfer mit Beck-Kohlen bis zu 2m Spiegeldurchmesser mit einer Lichtstärke von rund 1 Milliarde Kerzen und einer Stromstärke von 250 Amp.

  • Anmerkung : Das waren die Flugabwehrscheinwerfer für die kommende deutsche Luftwaffe und Luftwabwehr.


Die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft beschäftigte sich mit der Erfindung des Beck-Effektes zuerst in einer Sitzung vom Jahre 1921, in der (wo) Gehlhoff die Verwendung der Goerz-Beck-Kohlen für Projektions- und Kinozwecke zeigte.

Durch die Einführung der Spiegelbogenlampen jedoch wurde im Jahre 1921 die Erfindung für die Zwecke der Kinematographie zunächst zurückgedrängt, da die mit den Spiegelbogenlampen erzielten Vorteile der Stromersparnis damals im Vordergrund des Interesses standen, wohingegen der Beck-Effekt nur bei höheren Stromstärken zur richtigen Wirkung kam.

Auch die deutschen Kinos wurden immer größer

Mit zunehmender Vergrößerung der Kinotheater stiegen die Forderungen an die Lichtleistung der Kino-Projektion. In großen und größten Theatern stellte sich daher die Notwendigkeit heraus, auf die gewaltig gesteigerte Leuchtdichte der Beck-Kohlen zurückzugreifen.

So wurden zuerst besonders in den großen Theatern des Auslandes Kinokohlen mit Beckeffekt über die bekannte Zeiß-Ikon-Artisol-Lampe 75 eingeführt. Die weiße tageslichtähnliche Farbe des Becklichtes wurde besonders von dem Kinopublikum der angelsächsischen Länder bevorzugt, insbesondere wenn es sich um die Projektion von Farbfilmen handelte.

Diese Entwicklung führte in Amerika und bald auch in anderen Ländern wie England und Frankreich dazu, daß zunächst in den großen Theatern und dann auch in den kleinen und kleinsten Theatern die gewöhnlichen Kohlen durch die Beck-Kohlen verdrängt wurden, die meist unter der Bezeichnung H.I.-Kohlen (high intensity = Hochintensitätes-Kohlen) in den Handel kamen.

Mit wachsender Größe der Kinotheater und zunehmender Einführung des Farbfilms war die Entwicklung zur Beck-Kohle auch in Deutschland nicht mehr aufzuhalten. Bedeutende deutsche Theater haben die Beck-Kohlen bereits eingeführt. Es steht jedoch zu erwarten, daß die Mehrzahl der deutschen Kinotheater dem Vorgang anderer Länder folgt und sich vorwiegend auf Beck-Kohlen umstellen wird. So wird die Erfindung von Heinrich Beck auch in deutschen Kinokreisen mehr und mehr in den Vordergrund des Interesses gerückt werden.
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Der rastlose Erfinder Heinrich Beck

Mitten in seiner Arbeit bei der Durchführung grundlegender Untersuchungen über den Kohlelichtbogen hat der Tod den rastlosen Erfinder ereilt. Die deutsche Kinotechnik betrauert in ihm einen seiner erfolgreichsten Pioniere.

Er war ein Mann mit einem klaren Blick für die Notwendigkeiten der Praxis, der auch die theoretischen Grundlagen seines Faches ausgezeichnet beherrschte. Von dem reichen Schatz seiner Erfahrungen hat er gern näher- und fernstehenden Mitarbeitern abgegeben. Aber trotz seiner großen und schönen Erfolge blieb Heinrich Beck stets ein Mann von gütigem, menschenfreundlichem Wesen und von großer, ja man kann sagen, fast zu großer Bescheidenheit. Er hat sich zeitlebens nie nach Anerkennung und Ehrung gedrängt, es lag ihm nicht, nach außen hervorzutreten.

Möge ihm in den Herzen aller, die ihn und seine Arbeiten kennen und schätzen gelernt haben, ein ehrendes Andenken bewahrt bleiben. Prof. Dr. H. Joachim

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Prof. Dr. R. Luther 70 Jahre alt

aus „Kinotechnik" Heft 13 / Dez. - Berlin 1937

Am 2. Januar 1938 begeht Herr Prof. Dr. R. Luther in Dresden seinen 70. Geburtstag. Die deutsche photographische und physikalisch-chemische Wissenschaft verehrt in dem Jubilar eine ihrer markantesten Persönlichkeiten, einen verdienten Wissenschaftler, Forscher und Lehrer. Sein Arbeitsgebiet erstreckt sich nicht nur auf das der Photographie, sondern auch auf andere verwandte Zweige der Wissenschaft und Technik.

So haben seine grundlegenden photographischen Arbeiten in der kinematograhpischen Technik Anwendung gefunden. Prof Luther hat sich auch selbst bedeutenden Problemen der Kinotechnik gewidmet und seine Arbeitskraft in den Dienst wichtiger öffentlicher Aufgaben gestellt.

Robert Luther wurde geboren am 2. Januar 1868 in Moskau als Sohn des Rechtsanwalts Alexander Luther, einem unmittelbarem Nachkommen des Nordhäuser Bürgermeisters Hans Luther. Er verbrachte seine Schulzeit in Twer, bezog das deutsche Gymnasium in Moskau und bestand die Reifeprüfung mit Auszeichnung an einem russischen Gymnasium.

Er studierte in Dorpat und erhielt dort beim Abschluß seiner Studien die Goldene Medaille. Infolge seiner Kurzsichtigkeit vom Militärdienst befreit, trat er sofort in die Praxis bei dem berühmten Chemiker Professor Beilstein. Mit 23Jahren zur Erholung in die Schweiz geschickt, betätigte er sich auch dort während seines Aufenthaltes in einem Sanatorium durch Mitarbeit in den Laboratorien der Ärzte.

Er kehrte nicht nach Rußland zurück

.... sondern siedelte nach Deutschland über. 1896 promovierte er in Leipzig und übernahm die Stelle eines Assistenten am Physikalisch-Chemischen Institut der Leipziger Universität bei Professor Wllhelm Ostwald, bei welchem (wo) zu jener Zeit ein besonders reges wissenschaftliches Leben herrschte. 1899 habilitierte sich Luther an der Universität in Leipzig als Privatdozent. 1904 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt mit einem Lehrauftrag für physikalische Chemie.

1901 wurde er Subdirektor im Ostwaldschen Institut, in welchem (wo) selbst er 1906 als Vorstand die Leitung der Photochemischen Abteilung übernahm.

Schon während seiner Leipziger Zeit war es Luther vergönnt, an dem ungeheuren Aufschwung der physikalischen Chemie um die Jahrhundertwende tätig mitzuwirken. Davon legt die große Reihe von Arbeiten Zeugnis ab, die von ihm und seinen Schülern vor allem in der Zeitschrift für Physikalische Chemie und der Zeitschrift für Elektrochemie veröffentlicht sind. Aus der gleichen Zeit stammt das vielverbreitete und in mehreren Auflagen erschienene Hand- und Hilfsbuch über die Ausführung physikalisch-chemischer Messungen, der „Ostwald-Luther“.

Frühzeitig wandte sich Luther auch den quantitativen Untersuchungen photochemischer Vorgänge zu. Von diesen ist besonders die Arbeit mit F. Weigert über „Umkehrbare photochemische Reaktionen“ hervorzuheben.

Aus der großen Zahl von Luthers Arbeiten ist die in den Abhandlungen der Bunsen-Gesellschaft (1911, S. 213) erschienene „Messung elektromotorischer Kräfte galvanischer Ketten“ besonders zu erwähnen, die gemeinsam mit R. Abegg und M. Auerbach entstanden ist, und die für die Weiterarbeit auf physikalisch-chemischem Gebiet nahezu unentbehrlich wurde.
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1908 - Leiter des „Wsssenschaftiich-Photographischen Institutes“

1908 wurde Luther Leiter des an der Technischen Hochschule in Dresden ins Leben gerufenen „Wsssenschaftiich-Photographischen Institutes“, dessen Aufbau als sein persönliches Werk betrachtet werden kann. Auch als Leiter dieses Instituts bewahrte sich Luther seine Vorliebe für physikalisch-chemische Untersuchungen und es gelang ihm durch physikalisch-chemische Überlegungen eine große Reihe photographisch wichtiger Prozesse aufzufinden und zu erklären.

In dem weiten Gebiet der Photographie gibt es wohl kaum einen Zweig, auf dem sich Luther nicht forschend und fördernd betätig hat, so auf dem Gebiet der Theorie und der Entwicklung der Farbenphotographie, der Sensitometrie, der Theorie des latenten Bildes, der Stereoskopie u. a m. Aber nicht nur chemische und physikalische, sondern auch physiologische und psychologische Fragen haben Luther beschäftigt, so die Frage der Unterschiedsempfindlichkeit des menschlichen Auges, die für die Festlegung der Bildhelligkeit von größter Bedeutung ist.

Zu Beginn des Weltkrieges meldete sich Luther mit 46 Jahren als einfacher Soldat zum Heeresdienst. Seine Wissenschaft und sein Können stellte er in den Dienst des Vaterlandes, indem er sich auf dem Gebiete der Luftbild-Stereophotographie im Felde betätigte.

Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für photographische Forschung

1930 war Luther einer der eifrigsten Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für photographische Forschung, die er wiederholt als 1. Vorsitzender leitete. An der Ausarbeitung des später genormten Verfahrens zur Bestimmung der Empfindlichkeit photographischer Materialien für bildmäßige Photographie, dem „DIN-Verfahren“, war er mit an erster Stelle tätig und arbeitet auch heute noch mit an seinem weiteren Ausbau.

Für das Gebiet der Kinematographie sind Luthers Arbeiten über die Farbenphotographie sowie seine physiologischen Untersuchungen über die Unterschiedsempfindlichkeit von grundlegender Bedeutung. Aber nicht nur theoretisch, sondern auch weitgehend praktisch hat Prof. Luther die Kinematographie gefördert, indem er sich als Mitglied der Sächsischen Prüfstelle für Bildwerfer seit dem Jahre 1926 an der Festlegung der Richtlinien für die Typenprüfung von Bildwerfern beteiligte.

Mit der Einführung des (35mm) Normalfilms in die nichtberufliche Kinematographie und dem Vordringen der Kofferkinos war die Ausarbeitung der feuerpolizeilichen Bestimmungen für die Filmvorführung von größter Bedeutung geworden. Der Sächsischen Prüfstelle gebührt das Verdienst, in hohem Maße aktiv an diesen Fragen mitgearbeitet zu haben.

Dabei war es Prof. Luther, der den wissenschaftlichen Pol dieser Prüfstelle bildete. Besonders um die Einführung der Sicherheitsküvetten, der Fallklappen usw. hat sich Prof. Luther großes Verdienst erworben, indem er die Bedingungen festlegte, die von der Öffentlichkeit an derartige Einrichtungen zu stellen sind. Auch heute noch gehört Luther dem kleinen Ausschuß der Prüfstellen des Reiches als Mitglied an.

Von seiner Produktivität und Vielseitigkeit geben nicht nur Luthers Arbeiten, sondern auch seine Lehrtätigkeit ein beredtes Zeugnis. Nicht allein durch seine Lehrtätigkeit, sondern durch den Einfluß seiner Persönlichkeit wirkte er im besonderen Maße auf den Kreis seiner zahlreichen Schüler, von denen viele in größeren Firmen der Industrie an leitenden Stellen stehen.

Möge es Herrn Prof. Luther vergönnt sein, noch lange Jahre im Kreise seiner Fachgenossen und Freunde zum Wohle der Wissenschaft zu wirken!

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F. W. Lau 30 Jahre in der Kinotechnik tätig

aus „Kinotechnik" Heft 13 / Dez. - Berlin 1937

In diesem Jahre kann der Leiter des Reichsverbandes Deutscher Fachkinohändler, Herr F. W. Lau, auf eine 30jährige Tätigkeit auf dem Gebiete der Film- und Kinotechnik zurückblicken. Herr F. W. Lau begann Im Jahre 1907 als Volontär in den „Biophon-Betrieben“ der Firma Oskar Messter, Berlin. Abwechselnd als Wiedergabe- und Aufnahmeoperateur war er dann bis zum Kriegsausbruch im In- und Ausland tätig.

Auf seinen Auslandsreisen besuchte er Amerika, Afrika, Asien und Australien. Abgesehen von einer kurzen Gastrolle als Theaterbesitzer betätigte er sich dann nach dem (1. Welt-) Kriege ausschließlich auf dem Gebiete des Fachkinohandels.

Im Jahre 1933 gründete Lau den Reichsverband Deutscher Fachkinohändler, den er bis heute als Vorsitzender führt. In der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel, Fachgruppe Gesundheitspflege, Chemie und Optik, Fachabteilung Photo, Kino, Röntgen, leitete er die Abteilung Fachklno und gehört auch als Sachbearbeiter in den Beirat der Fachabteilung. Die Geschäftsführung des RDF liegt in den Händen des Herrn Fr. Bürger, der auch den Schriftwechsel der Abteilung Fachkino erledigt.

Wenn Herr F.W. Lau jetzt auf eine 30jährige Tätigkeit auf dem Gebiete der Film- und Kinotechnik zurückblicken kann, so erlauben wir uns auch unsererseits unsere herzlichsten Glückwünsche auszusprechen; wir hoffen, daß der von ihm gegründete und geleitete Reichsverband Deutscher Fachkinohändler auch in Zukunft das seinige zur Förderung dieses Zweiges der deutschen Technik beitragen wird wie das bisher schon in vorbildlicher Weise geschehen ist.

Er ist nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern er verschafft auch dem deutschen Fachkinohandel den Ihm zustehenden Platz unter allen anderen am Film Beteiligten, indem er in verantwortungsbewußter Arbeit bei der Beratung der Filmtheaterbesitzer sehr zu einer Verbesserung dieses Zweiges des deutschen Films in technischer Hinsicht beitragen kann.

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