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Ein Artikel von Günter Bartosch vom Januar 2008

Der ZDF Mann Günter Bartosch schrieb alle seine Erlebnisse vor, im und nach dem 2. Weltkrieg sehr realitätsnah und nach meiner Erkenntnis auch wahrheitsgetreu auf. Doch hier bei Walter Bruch ist (auch) ihm ein Ausrutscher unterlaufen, fast genauso wie die Laudatio von Prof. Dr.-Ing. H. Schönfelder im Herbst 1988.

Walter Bruch war noch lange nach seinem Tod gelistetes Ehrenmitglied im "Förderverein zur Errichtung eines Fernsehmuseums" und als ich in 2006 mal vorsichtig nachfragte, wieviele "Leichen" denn noch Mitglieder seien, gab es richtig Krach mit Herrn Ottfied Herber, damals Vorsitzender dieses Fördervereins.

Eigentlich müsste es Günther Bartosch besser gewußt haben, denn er war lange genug dabei (40 Jahre) - beim zweiten Deutschen Fernsehen. Man nennt es auch die verklärte Wahrheit der Erinnerung.

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Walter Bruch - 100 Jahre
- Ein Leben mit dem Fernsehen -

von Günter Bartosch, Wiesbaden / 24. Januar 2008

Es könnte genauso richtig heißen: „Ein Leben für das Fernsehen“, und doch ist da ein Unterschied. Erfinder und Pioniere haben sich oft nur auf eine Aufgabe beschränkt, die für die Entwicklung des Fernsehens von Bedeutung war. Walter Bruch aber hat immer wieder neue Initiativen ergriffen und damit das Fernsehen kontinuierlich vorangebracht. Schon als Student hatte er sich 1929 dem Fernsehen verschrieben, und als er 1990 starb, war er Professor Dr.-Ing. E.h., doch, was vielleicht noch bedeutender ist, weil es einen solchen nur einmal gab: Mister PAL.
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1908 in Neustadt an der Weinstraße

Walter Bruch wurde am 2. März 1908 in Neustadt an der Weinstraße geboren. Er war somit Pfälzer, doch - nach der damaligen politischen Situation - ein Bürger des Königreichs Bayern. Als Schüler in München besuchte er gern das Deutsche Museum und wurde in der bayerischen Metropole auf der Verkehrsausstellung 1925 auf das Fernsehen aufmerksam, das sich in ersten, noch recht unbehol-fenen Schritten als ein Zukunftsprojekt vorstellte. Der junge Walter Bruch war begeistert und fasste den Entschluß, sich den Pionieren anzuschließen, die bemüht waren, das Phänomen zur Realität zu entwickeln.

Zunächst absolvierte er eine Maschinenbaulehre und erwarb sich dabei Kenntnisse in der Elektrotechnik. Ein Studium begann er im Technikum des sächsischen Städtchens Mittweida. Noch heute erinnert man sich dort gern an den jungen Studenten von 1928, der später weltberühmt wurde.
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  • Anmerkung : Nach der publizierten Korrektur-Geschichte um Walter Bruch hier im Fernsehmuseum wurde es in Mittweida sehr still um diesen honorigen "Absolventen", weil da doch so vieles nicht stimmte.

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In Mittweida begann Walter Bruch etwas, das ihn sein Leben lang begleitete: Die Arbeit in einem elektrotechnischen Labor. Oft befand sich ein solcher, mit technischem Gerät vollgestopfter Raum in seiner kleinen Privatwohnung.
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5. Große Deutschen Funkausstellung 1928

Zur 5. Großen Deutschen Funkausstellung 1928 reiste der Student nach Berlin und sah dort die ersten Fernsehvorführungen von August Karolus und Dénes von Mihály. „Walter Bruch war von diesen Demonstrationen genauso enttäuscht wie es Fernseherfinder Paul Nipkow selbst gewesen sein soll“, wird berichtet. Umso mehr war er davon überzeugt, für die Entwicklung des Fernsehens einen eigenen Beitrag leisten zu müssen und zu können.

Stets war seine Laboratoriumsarbeit die Grundlage seiner Erfindungen und Kon-struktionen. Aber schon in seiner Studentenzeit in Mittweida ließ er noch eine weitere Begabung erkennen: Schriftstellerische Fähigkeit. Schon im Februar 1930 beschrieb er in der angesehenen Zeitschrift „Funkbastler“ eine Anleitung zum Selbstbau eines erprobten Fernsehgeräts. Sein Leben mit dem Fernsehen führte dazu, dass er in zahlreichen Büchern und Veröffentlichungen die Historie des Mediums schilderte. Walter Bruchs Verdienst betrifft neben seinem großartigen Einsatz in der technischen Entwicklung auch seine Tätigkeit als Autor. Hier zeigte er sich als versierter Kenner der Fernsehgeschichte.
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  • Anmerkung : Das ist jetzt völlig korrekt. Diese Autorentätigkeit war für ihn eine erfüllende (Un-)Ruhestandsaufgabe, die er mit fast 80 Jahren mit Bravour ausführte. Leider konnte er nach dem 2. Teil (Magnetbandtechnik) den 3. Teil Fernsehen nicht mehr realisieren.

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Erfinder des sogenannten PAL- Farbfernsehverfahrens ??????

Als Erfinder des sogenannten PAL-Farbfernsehverfahrens ist Walter Bruch weltberühmt geworden. Die Bezeichnung PAL bedeutet „Phase Alternation Line“ als Verbesserung des amerikanischen NTSC-Verfahrens, das wegen ständig verändernder Farbverfälschungen den Spitznamen „Never The Same Colour“ - „Niemals die gleiche Farbe“ erhielt. Die Kunstbezeichnung PAL wurde gewählt, weil man, wie der Erfinder einmal scherzhaft sagte, wohl nicht von einem „Bruch-System“ hätte sprechen können.

Eine seiner Veröffentlichungen trägt den Titel „Berlin war immer dabei“, und dies bezog sich darauf, dass von der Erfindung der „Lochscheibe“ durch Paul Nipkow über die Funkausstellungen bis zum Programmbeginn in den 1930er Jahren und auch nach dem Krieg alle Fernsehneuerungen in Berlin stattfanden. Ebenso lässt sich sagen: Walter Bruch war immer dabei ! Mit großer Tatkraft und Energie vermittelte er dem Fernsehen immer neue Impulse. So auch durch seine Erfindung des deutschen Farbfernsehsystems.
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Am 25. August 1967 in Berlin

Am 25. August 1967 gab es buchstäblich den Startschuß für das farbige Fernsehen - und diesmal war das ZDF dabei (!) - mit der 25. Folge der beliebten Spielshow „Der Goldene Schuß“. Heute wundere ich mich, dass Mister PAL bei der großen Live-Sendung aus der Deutschlandhalle nicht mitwirkte, z.B. beim Prominentenschuß. Hatten wir vergessen, ihn einzuladen ? O weh ! Aber es ist das Schicksal von Forschern, dass sie meist im Hintergrund stehen.

1986 in einer ZDF Sendung 50 Jahre Fernsehen

Mit dabei war Walter Bruch jedenfalls als der Fördervereins Museum für deutsche Fernsehgeschichte mit dem ZDF 1986 in einer Sendung des 50. Jahrestages der ersten elektronischen Fernsehübertragung gedachte.

Zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin hatte Walter Bruch die erste große elektronische Fernsehkamera konstruiert und gebaut - und mußte sie während der 16 Tage der Spiele selbst bedienen, weil nur er sich damit auskannte.
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  • Dringende Anmerkung : Genau das war "sehr sehr sehr" weit hergeholt und hat sich bei genauer akribischer Recherche als hehrer Wunschtraum herausgestellt.

    Diese erst im Nachhinein so berühmt gemachte 1936er Fernseh-Kamera von Telefunken wurde unter der Leitung von Entwicklungschef Dr. Fritz Schröter und von dem Röhren-Spezialisten Dr. Walter Heimann
    und dem Optik-Spezialisten Emil Mechau (Linsenkranz-Abtaster dr AEG) entwickelt.

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Leider eine falsche Darstellung der Tatsachen

Sein Farbfernsehsystem hatte Walter Bruch bei der Firma Telefunken entwickelt und am 3. Januar 1963 Experten der Europäischen Rundfunkunion im Keller des Hannoveraner Grundlagen- laboratoriums von Telefunken vorgeführt. Die Fachleute waren begeistert, und die damalige Fernseh GmbH in Darmstadt entschloß sich, das PAL-Verfahren durch die Entwicklung der Studiogeräte zu unterstützen. Ebenfalls griff die niederländische Firma Philips das System auf.

Walter Bruch hatte sich lange schon Gedanken darüber gemacht, wie sich die Farbverfälschungen des amerikanischen NTSC-Systems verhindern ließen. Er hat selbst einmal berichtet, wann ihm die zündende Idee kam. Es war bei einem Opernbesuch. Mitten im Bühnen- und Musikgeschehen malte er mit den Fingern in der Luft Listen und Berechnungen vor sich hin, sehr zum Missfallen seiner neben ihm sitzenden Ehefrau, da die Fingerbewegungen des Konstrukteurs nicht zur Musik passten.

Die Firma Telefunken, die nun auch nicht mehr existiert, hatte ihrem Angestellten Walter Bruch sowohl vor als nach dem Kriege sehr viel zu verdanken. Neben großer Anerkennung hatte er aber auch zeitweise mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die ihm das Forscherleben erschwerten.

Ein Zeugnis aus dem Jahre 1948, als durch Verbot der Besatzungsmächte Fernsehen in Deutschland nicht möglich war, listet zwar seine bis dahin für die Firma geleisteten Pioniertaten auf, jedoch mit bemerkenswerter Naivität.
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Walter Bruch ist 82 Jahre alt geworden

Immerhin: Es ist ein kurzgefasster Überblick; im Rahmen dieses Gedenkens mag es genügen.

Prof. Dr.-Ing. E.h. Walter Bruch, der zu seinem 80. Geburtstag noch sehr geehrt worden war, starb am 5. Mai 1990 in Hannover. Das tägliche und so vielfältige Fernsehen (in Farbe !) sorgt dafür, dass er unvergessen bleibt.
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  • PS von Günter Bartosch in 2008 : Als Mitglied im "Förderverein für den Aufbau eines Fernsehmuseums" im Rhein-Main-Gebiet erlaube ich mir eine Anmerkung :


Museen werden in der heutigen Zeit der hektischen Events oft als altmodisch und überholt angesehen. Im Lebenslauf des bedeutenden Erfinders und Konstrukteurs Walter Bruch aber standen am Anfang seine Besuche im Deutschen Museum in München. Dieser Ort weckte in ihm eine Zielstrebigkeit, die nicht nur sein Leben ausfüllte, sondern auch außergewöhnliche Errungenschaften für uns alle hervor brachte. Man möge die Bedeutung von Museen nicht gering schätzen !
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Nachsatz zu dem obigen (fehlerhaften) Text :

Bei meinem Besuch bei Prof. Schönfelder in Bad Harzburg in 2007 hatte ich ihn auch vorsichtig dezent gefragt, warum er so viele Mythen und Legenden in seine Bruchsche Laudatio hatte einfließen lassen : "Es war 1988", antwortete er mir. "Das war der damaligen Zeit geschuldet. Man (sogar die Politiker, die sich in seinem "Ruhm" suhlten) wollten es so betrachten und auch so lesen."

So auch hier in diesem Artikel waren ganz sicher populistische Zwänge am Werk. Günter Bartosch hätte es ganz bestimmt besser gewußt. Aber Walter Bruch war nun mal eine Zugmaschine des vor sich hin dümpelnden Museum-Vereins, der sich 30 Jahre !!! bemüht hatte, ein Museum auf die Beine zustellen und es nicht geschafft hatte. In 2010 kam dann für den maroden Verein das finanzielle "Aus".

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