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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Kurznachrichten (aus Heft 6 Mai 1937)

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  1. ln ihrer Dezember 1936- Ausgabe brachte die italienische Zeitschrift „Cinema“ eine Würdigung Oskar Messters anläßlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres. Ihm und manchem Leser wird es Spaß machen zu hören, was da geschrieben steht - es heißt einleitend: „Oskar Messter war der bedeutendste Pionier der deutschen Kinotechnik. Er war nicht eigentlich einer der vielen „Väter“ der Kinematographie vielmehr ein Onkel: einer jener guten Onkel, die niemals vergessen, ihren Neffen ein Geschenk mitzubringen.“

  2. Die Synchronisation des italienischen Films „Mario“ der Difu wurde von der Firma Lüdtke Dr. Rohnstein & Co., durchgeführt.

  3. Bei einer Veranstaltung der neuen Filmliga in Amsterdam, bei der die besten europäischen Werbefilme gezeigt wurden, erhielten Gasparcolor-Filme die beiden ersten und einen zweiten Preis.

  4. In Japan soll in der nächsten Zeit ein großes Filmatelier mit den modernsten technischen Errichtungen errichtet werden.

  5. Im Jahr 1936 hat die Technicolor-Gesellschaft erstmalig einen Nettogewinn aus ihren erheblichen Umsätzen gehabt. Es wird ein Betrag von 600.000 Dollar genannt Es wurden 17 große Spielfilme hergestellt. Die Belegschaft stieg von 230 auf 310.

  6. Im Monat März sind von der Reichsstelle für den Unterrichtsfilm 569 "Geräte" neu verteilt worden. Demnach sind bis zum 31. März 1937 insgesamt 14.607 Schmalfilmvorführgeräte geliefert worden. An Schmalfilmkopien wurden bis zum 31.3.1937 insgesamt geliefert 78.348 Kopien in einer Gesamtlänge von etwa 9.400.000m.

  7. Zur Vermeidung der Kopienbeschädigung durch abblätternden Lack der Aluminiumspulen bezieht die Reichsstelle für den Unterrichtsfilm künftig nur noch ungelackte Spulen.

  8. Die Untersuchungen eines über 2000 mal vorgeführten Ozaphanfilm hinsichtlich der Gebrauchsspuren wurden abgeschlossen. Es wurden Vergleiche angestellt zwischen diesem Film und einem 800mal gelaufenen Azetylzellulosefilm. Die Ergebnisse wurden in Mikroaufnahmen festgelegt und zu einem ausführlichen Gutachten zusammengestellt.

  9. In diesen Tagen hatte die Fédération Internationale des Associations de Cinémas die Delegierten der in ihr vertretenen Länder zu einer Arbeitstagung unter ihrem deutschen Präsidenten, Fritz Bertram nach Berlin berufen. Auf der Tagung waren u.a. vertreten: Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland, Polen, Österreich, Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Schweiz, Luxemburg, Belgien, Spanien,Deutschland. Nach Erstattung des Verwaltungs- und Finanzberichts durch den Generalsekretär der Fédération, Dr. Quadt, wurden u. a. die Beteiligung des Internationalen Filmtheaterbesitzerverbandes am Internationalen Filmkongreß in Paris, Einführung des Einschlagerprogramms und andere berufsständische Fragen erörtert.

  10. Der Reichs- und Preußische Wirtschaftsminister, Präsident Dr. Schacht, hat auch für das neue Rechnungsjahr vom 1.4.1937 bis 31.3.1938 den Direktor Wilhelm Wohlfart der Zeiß-Ikon A.G. Dresden, als Präsident der Industrie- und Handelskammer Dresden und als Leiter der Wirtschaftskammer Sachsen berufen.

  11. Der Internationale Filmkongreß ist verlegt worden und wird wahrscheinlich am 5 bis 12. Juli in Paris abgehalten werden.

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Zehn Jahre Optisches Institut an der Technischen Hochschule Berlin

aus Heft 8 / Juli - Berlin 1937

Anläßlich des zehnjährigen Bestehens des Optischen Instituts an der Technischen Hochschule Berlin hatte der Gründer und Leiter des Institutes, Prof. Dr. F. Weidert zu einer Festsitzung am am 4. Juni 1937 eingeladen. Er begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste im großen Hörsaal des Hochschulgrundstückes Franklinstr. 29.

Den einleitenden Vortrag über die Begründung und Entwicklung des Optischen Institutes hielt Professor Weidert selbst. Er berichtete über das Entstehen des Institutes aus kleinen Anfängen mit Hilfe von Spenden, namentlich von Geräten, aus der optischen Industrie.

Er schilderte die Raumnot, unter der das Institut bald nach seinem Entstehen litt, und die sogar dazu zwang, in dem einzigen größeren zur Verfügung stehenden Raum durch einen Hängeboden die Zahl der Arbeitsplätze zu erhöhen Im Jahre 1930 wurden dann die Räume in der Franklinstraße bezogen, in der (wo) das Institut jetzt zahlreiche Räume in zwei Stockwerken innehat. Er sprach über die selbstlose Hilfe seiner Mitarbeiter, die über die geldlich schwerste Zeit hinweghalfen, bis schließlich durch die „Vereinigung zur Förderung des Optischen Institutes an der Technischen Hochschule Berlin“ die geldliche Grundlage für das Institut und seine Arbeiten sichergestellt wurde.

Diese Vereinigung wurde am 1. Januar 1933 von sechs deutschen optischen Firmen gegründet. Professor Weidert erwähnte auch die zum Teil sehr großzügig ausgestatteten ähnlichen Institute in anderen Kulturländern, unter denen vor allem das in Paris hervorragt. Er betonte, wie notwendig es sei, auch in Deutschland die Forschungsarbeiten auf dem Gebiete der Optik zum Wohl der Gesamtheit zusammenzufassen.

Es folgten dann Vorträge und Vorführungen ehemaliger Schüler Professor Weiderts, die erkennen ließen, welche nutzbringende Arbeit das Optische Institut in den vergangenen zehn Jahren durch die Heranbildung von Fachwissenschaftlern und Fachingenieuren geleistet hat.

Es sprachen
Dr.-Ing. K. Räntsch über „Das Linsenrasterverfahren für die Farbenkinematographie, ein Problem der technischen Optik“,
Dr. J. Flügge über „Ein neues Aufnahmeobjektiv mit veränderlicher Brennweite“, dessen Wirkung er durch einen mit diesem Aufnahmeobjektiv aufgenommenen Film erläuterte,
Dr. -Ing. A. Koller über einige das Auflösungsvermögen optisch-photographischer Systeme betreffende Fragen,
Dr. W. Kluge über „Beurteilung und Bewertung neuzeitlicher Photozellen in der objektiven Photometrie“.
Zum Schluß führte Professor Dr.-Ing. H. Schardin Filme mit Aufnahmefrequenzen bis zu 250.000 Bildern je Sekunde vor. Man konnte deutlich die Wirkung von Geschossen auf eingespannte und frei hängende Drähte und Metallbänder sowie auf Panzerplatten beobachten.

Als „Nebenerzeugnis“ gewissermaßen sah man, wie bei einem Schußversuch unter Wasser eine Glasscheibe einen Sprung bekam, und wie sich dieser strahlenförmig ganz gleichmäßig „langsam“ über die ganze Scheibe fortpflanzte.

Im Anschluß an die Festsitzung hatte der Vorsitzer der „Vereinigung zur Förderung des Optischen Institutes an der Technischen Hochschule Berlin“, Generaldirektor M. Roux, die Teilnehmer zu einem Bierabend in die Wirtschaftsräume der Askaniawerke A. G. eingeladen.

Im Verlauf des Abends wünschten er und Professor Dr. Quasebart Herrn Professor Weidert eine weitere erfolgreiche Tätigkeit an dem von ihm begonnenen Werke, Dr. Frank.

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Kurznachrichten (aus Heft 8 Juli 1937)

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  1. Im Rahmen der Vorführung deutscher Filme während der Weltausstellung in Paris wird auch ein Werkfilm angesetzt, der interessante Aufnahmen von den Olympischen Spielen 1936 zeigt.
    Aus dem reichhaltigen Filmmaterial, das im vergangenen Sommer Leni Riefenstahl aufnehmen ließ, werden einige hundert Meter für die Vorführungen in Paris zusammengestellt. Dieser Werkfilm soll gewissernaßen eine kleine Vorschau des großen Olympiafilms bilden, der Anfang 1938 fertig sein dürfte.
    Die Vorschau zeigt neben vielen interessanten und packenden Ausschnitten aus den verschiedenen Kämpfen unter andrem auch die Vorbereitungen und den Einsatz des Film-Aufnahmestabes bei den Olympischen Spielen. Die Musik zu diesem Film komponierte Walter Gronostay. Die Zusammenstellung besorgte Rudolf Schaad. Um störende Zwischentitel zu vermeiden, wurden abwechselnde englische und französische Dialoge eingefügt.
  2. Die Arbeitsgemeinschaft Film der Schule „Kunst und Werk“ in Berlin besuchte die Firma Lüdtke, Dr. Rohnstein & Co. Dr. Rohnstein machte die Besucher mit den künstlerischen und technischen Fragen des Nachsynchronisierens von Filmen bekannt. Die Einrichtungen und Anlagen wurden gezeigt, zum Teil im Betriebe. Die Gäste sahen und hörten Filmausschnitte, sowohl nachträglich mit Ton unterlegte Stummaufnahmen, wie auch fremdsprachige Filme, die nach dem Rhythmographieverfahren mit deutschem Text versehen worden sind.
  3. Die Direktion des Touristenamtes in Bukarest hat der Klangfilm-Gesellschaft den Auftrag auf eine tragbare „Eurocord“ Apparatur, die in ein Sonderauto einbaut wird, erteilt. Für das Nachsynchronisieren und Mischen der Filme wird ein Studio eingerichtet, das mit einem Mehrbandspieler, einer Europa-Wiedergabeapparatur und anderen Ateliereinrichtungen der Klangfilm-Gesellschaft ausgerüstet wird.
  4. Auf dem Internationalen Wettbewerb um den St. Stephanspokal, den der Verein der ungarischen Kino-Amateure ausgeschrieben hatte und zu dem 20 deutsche Filme gemeldet waren, konnten 10 Filme erste, zweite und dritte Preise erringen. Die höchste Trophäe des Vettbewerbs, den St. Stephanspokal, erhielt ein ungaischer Film „Nocturno“, der auch im vorjährigen Internationalen Wettbewerb in Berlin ausgezeichnet wurde.
  5. Auf seiner Weltreise führt Graf Luckner auf dem "Seeteufel“ eine Anzahl von Schmalfilmgeräten für Aufnahme und Vorführung mit. Man will nicht nur von der Fahrt und den vielen sich dabei ergebenden Ergebnissen einen Expeditionsfilm mit nach Hause bringen, sondern auch draußen, sei es an Bord oder an Land, über 40 deutsche Filme vorführen.
  6. Die estnische Kulturfilm-Gesellschaft hat die Anschaffung einer deutschen tragbaren Aufnahmeapparatur Eurocord“ (System Tobis-Klangfilm) beschlossen, die insbesondere für die Herstellung von Kultur- und volkskundlichen Werbefilmen verwendet werden soll.
  7. In Verbindung mit der Reichsbahnzentrale für den deutschen Reiseverkehr, Berlin, hat die Reichsfilmammer zum Internationalen Filmkongreß Anfang Juli zwei große Schaufenster mit einer künstlerisch gestalteten Werbeschau des deutschen Films ausgestattet. Die günstige Verkehrslage hat der Werbeschau des deutschen Films große Beachtung gebracht.

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Wann kommt der Farbfilm?

aus "Kinotechnik" Heft 9 /Aug. 1937
Die internationalen Filmwirtschaftler sagen: nicht überstürzen! Mit dieser für die gesamte Film- und Kinotechnik hochwichtigen Frage beschäftigt sich der Auslandspressedienst „Deutscher Film“ der Reichsfilmkammer in der Juliausgabe 1937 folgendermaßen:

„Es steht außer Diskussion, daß der Farbfilm jetzt technisch genügend entwickelt ist, um als für die Praxis reif bezeichnet zu werden, wenn auch sicherlich noch manche Vervollkommnung nötig ist. Wir haben schon technisch ganz vorzügliche Farbfilme gesehen, und besonders viel verspricht man sich von den neuen Farbfilmaufnahmen nach dem deutschen Siemens-Berthon-Verfahren, die demnächst auf der Pariser Weltausstellung erstmalig gezeigt werden.

Dieser Tage beschäftigten sich die internationalen Filmfachleute auf dem Pariser Kongreß der Internationalen Filmkammer auch mit dem Problem des Farbfilms und waren sich darüber einig, daß vor einer übereilten Einführung des Farbfilms dringend gewarnt werden müsse, weil die damit verbundenen Mehrkosten nicht trag bar seien. Eine allgemeine Einführung des Farbfilms kommt nach Ansicht der Fachleute erst dann in Frage, wenn dadurch keine allzusehr ins Gewicht fallenden Mehrkosten für die Filmproduzenten und die Filmtheaterbesitzer entstehen.

Als vor rund einem Jahrzehnt der Tonfilm auftauchte und ziemlich überstürzt eingeführt wurde, mußten die Filmhersteller wie auch die Filmtheaterbesitzer, die sich die sehr kostspieligen Tonfilmwiedergabe-Apparaturen anschafften, außerordentlich große Kapitalinvestierungen vornehmen, die sich nur teilweise rentierten.

Ein gewisser Kostenausgleich trat für die Filmtheaterbesitzer damals dadurch ein, daß durch die Tonfilmapparatur die bisherigen Kosten für das Orchester in Wegfall kamen. Bei der Einführung des Farbfilms treten dagegen irgendwelche derartigen Ersparnisse nicht ein. Daher der Entschluß der internationalen Filmfachleute, vor einer überstürzten Einführung des Farbfilms zu warnen.“

Kurznachrichten (aus Heft 9 Aug 1937)

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  1. Im Internationalen Kino auf der Weltausstellung in Paris wurde in Anwesenheit von Leni Riefenstahl und Staatsminister a. D. Prof. Dr. Lehnich ein 940m langer Werkfilm des deutschen Olympiafilms gezeigt. Dieser Werkfilm ist nicht so sehr ein Auszug aus dem Anfang 1938 zur Vorführung gelangenden großen Olympiafilms sondern mehr eine Darstellung der zur Herstellung dieses Films notwendigen Arbeiten.
  2. Auf Einladung der Reichsregierung besuchte der argentinische Senator Sanchez Sorondo in Begleitung des Legationsrats von Strempel das Deutsche Reich und informierte sich auch über den Stand der deutschen Filmindustrie. Dabei interessierte er sich besonders für den derzeitigen Stand der deutschen Kinotechnik.
  3. Während der Internationalen Filmkammer-Tagung in Paris fand auch ein Treffen der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique (Fipresci), statt, auf der auch eine Resulution gegen den Hetzfilm gefaßt wurde. Der nächste Fipresci-Kongreß findet 1939 in Berlin statt. 1938 ist in San Remo eine vorbereitende Tagung.
  • Anmerkung : Der makaberste und schlimmste deutsche Hetzfilm "Jud Süß" wurde erst gegen Ende des 2. Weltkrieges gedreht und gezeigt. Die Erwähnung solcher Beschlüsse war 1937 gerade noch möglich.
  1. Die Geyer-Werke A.G. wurden in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Das Unternehmen wird unter dem Namen Geyer-Werke Kommanditgesellschaft unter persönlicher Haftung von Karl Geyer sen., des Gründers der Werke, fortgeführt. Die Firma Karl Geyer Maschinen- und Apparatebau ging in den Geschäftsbereich der Kommanditgesellschaft über.
  2. In der letzten Zeit gingen Meldungen durch die Presse, wonach auch Italien sich stärker als bisher mit der Farbfilmproduktion befassen will. Das Verfahren, das dabei angewendet werden soll, ist das Francita-Verfahren.
  3. Vom 12. bis 15. Juli 1937 weilte wiederum eine Gruppe von 75 tschechischen und sudetendeutschen Kinofachleuten, vorwiegend Leitern und Operateuren maßgeblicher Lichtspieltheater, als Gäste der Klangfilmgesellschaft in Berlin. Großes Interesse fand insbesondere die Vorführung von Filmstreifen, die auf der Klangfilm Eurocord-Apparatur aufgenommen waren, sowie die im Haus der Technik von Ingenieuren der Klangfilm gehaltenen Vorträge.

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Der Farbfilm kommt

aus „Kinotechnik" Heft 10 / Sept. - Berlin 1937 - von Hans Weidemann

Nachdem wir im letzten Heft 9/1937 der „Kinotechnik" unter dem Titel „Wann kommt der Farbfilm“ einen Bericht über den Pariser Kongreß der Internationalen Filmkammer und dessen Stellungnahme zu dem Problem des Farbfilms gebracht haben, veröffentlichen wir heute einen Aufsatz von Hans Weidemann, dem Vizepräsidenten der Reichsfilmkammer:

„Wie die Zukunft des Farbfilms sei, darüber besteht in der Welt durchaus keine einheitliche Meinung. Viele bezweifeln sie überhaupt, da der Farbfilm zu unnatürlich sei, viele, weil er in seiner Natürlichkeit nur einen Abklatsch der Natur darstelle und endlich einige, weil er zu unwirtschaftlich sein würde. Da und dort gibt es auch Künstler, die durch den Farbfilm ein Abgleiten des Films in den farbigen Kitsch befürchten.

Ich bin der Meinung, daß sich der Farbenfilm durchsetzen wird. Denn, ganz gleich, ob nun die ersten Farbenfilme künstlerisch oder kitschig sein werden, steht es fest, daß das menschliche Auge die Welt nicht schwarz-weiß, sondern eben farbig sieht. Die jetzige Schwarz-Weiß-Form scheint mir nur eine Behelfslösung zu sein, weil es bisher nicht möglich war, die natürlichen Farben in einem Filmstreifen einzufangen.

Haben wir erst ein physikalisch und technisch einwandfreies Aufnahme- und Wiedergabe-System, dann ist auch die Möglichkeit geschaffen, farbige Bilder so zu komponieren, daß sie dem Beschauer Eindrücke künstlerisch gestalteter farbiger Bilder vermittelt.

Der Farbenfilm wird ganz anderen dramaturgischen und kompositionellen Gesetzen unterliegen als der Schwarz-Weiß-Film. Der Schwarz-Weiß Film mußte kurz geschnitten und sehr beweglich gestaltet werden, weil der Anspruch des Auges durch die Schwarz-Weiß-Malerei nicht befriedigt wurde.

Ganz anders beim Farbenfilm, der das menschliche Auge weit intensiver in Anspruch nimmt und daher viel länger betrachtet werden muß, so daß Schnitt und Bewegungsform beim Farbenfilm also viel langsamer und gemächlicher sein werden. Weil wir glauben, daß der Farbenfilm kommt, haben wir in Deutschland unsere Versuche auf diesem Gebiet systematisch fortgesetzt. Sie haben ausgezeichnete Ergebnisse gebracht.

Zum ersten Male zeigten wir auf der Filmkunstausstellung in Venedig - und im September auf der Pariser Weltausstellung im Rahmen der Deutschen Kulturwoche - eine Probe reiferer Farbfilmarbeit nach dem verbesserten Berthon-Siemens-Verfahren: den Farbenfilm „Deutschland“ von Svend Noldan.

Dieser Film ist in zweimonatiger Arbeit entstanden. Er besteht ausschließlich aus Naturaufnahmen und soll denen, die Deutschland nicht kennen, Kunde geben vom Deutschland unserer Tage, von schöner Landschaft, fröhlichen Menschen und fleißiger Arbeit.“

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Kurznachrichten (aus Heft 10 Aug 1937)

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  1. Vom 6. bis 12. September 1937 fand in Paris der III. Internationale Kongreß der Filmamateure statt. Über Verlauf und Ergebnis wird in der „Kinotechnik“ berichtet werden.
  2. Im Filmkurier sind eine Reihe interessanter Veröffentlichungen unter dem Titel „Farb-Film-Fibel“ von Dr. Nier erschienen.
  3. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle norwegischen Kommunalkinos die den größten Teil des dortigen Theaterparks bilden, mit deutschen Apparaturen ausgerüstet.
  4. Vom 29. August bis 2. September 1937 fand mit großem Erfolg die diesjährige Leipziger Herbstmesse statt.
  5. Vom 19. bis 22. September 1937 wurde die diesjährige Mitgliedervollversammlung der Wirtschaftsgruppe Feinmechanik und Optik in Dresden durchgeführt.
  6. Der Jahresbericht 1936/37 der deutschen Photo-Händlerschule in Dresden enthält die Berichte über drei Hauptlehrgänge von dreimonatiger Dauer, außerdem die Berichte über einen Chefkursus, einen Tonschmalfilmkursus und zwei Lehrgängen für Laboratoriumskunde von vierwöchiger Dauer. Zur Zeit sind 7 Lehrer angestellt.
  7. Die Kinematographische Sektion der Royal Photographie Society of Great Britain veranstaltet eine Ausstellung vom 13. bis 27. November 1937. Die Bedingungen über die Teilnahme können bei der Redaktion angefordert werden.
  8. Die 39. Mitgliederversammlung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker (VDE) E V., fand vom 5. bis 7. August in Königsberg statt.
  9. Unter der Leitung von Dr. Johannes Eckardt und Heinrich Roellenbleg ist mit einem Stammkapital von 20.000 RM. die Degeto Kulturfilm G.m.b.H. gegründet worden, die die gleichen Ziele der Deutschen Gesellschaft für Ton und Bild e. V. verfolgt.
  10. In den Berliner und Potsdamer Fernsehstuben wurden vom 6. bis 13. September 1937 über das längste Fernsehkabel der Welt Aufnahmen vom diesjährigen Reichsparteitag übertragen.
  11. In Prag wird ein zentrales Filmlagerhaus errichtet, wodurch der Versand vereinfacht und die Gefahrenquellen begrenzt werden.
  12. Am 20. Juli 1937 ist Guglielmo Marconi in Rom einem Herzschlag erlegen. Der Tod dieses großen Italieners, dessen Leistungen besonders auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphiebekannt sind, erfuhr großen Nachhall.

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Kurznachrichten (aus Heft 12 Nov. 1937)

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  1. Die „Askania-Werke A.G.“, vormals „Centralwerkstatt Dessau, und Carl Bamberg-Friedenau“ in Berlin hat ihre Fabrikanlage für Gasgeräte in Dessau, an die Firma Junkers & Co. G.m.b.H. in Dessau veräußert.
  2. In Berlin wurde vom 3.-6. November eine Vertretertagung der Klangfilm-A.G. durchgeführt, an der 60 Klangfilmvertreter aus der ganzen Welt teilnahmen.
  3. Aus der Tschechoslowakei war eine große Anzahl Filmtheaterbesitzer in Dresden Ende Oktober 1937 Gäste der Zeiß-Ikon A.G.
  4. Vittorio Mussolini ist Ende Oktober nach eingehendem Studium der amerikanischen Filmindustrie nach Italien zurückgekehrt.
  5. In Deutschland läuft zur Zeit der Technicolorfarbfilm „Wings of the morning“ unter dem deutschen Titel „Zigeunerprinzessin“!
  6. Am 1. November 1937 begann in den Räumen der Fachschule der Filmtheaterbesitzer der 16. Vorführerlehrgang. Der Kursus dauert 2 Monate.
  7. In der Fachpresse wurden die Vorträge der ersten Jahrestagung der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft eingehend besprochen.

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Großprojektion im Freien in Nürnberg

aus „Kinotechnik" Heft 13 / Dez. - Berlin 1937

Erstmalig fand in diesem Jahr die bereits traditionell gewordene Großprojektion im Freien eine ganze Woche statt, während sie auf den Reichsparteitagen 1934, 1935 und 1936 nur jeweils einen Abend in Anspruch nahm.

Der Schauplatz war gegenüber den Vorjahren um einige 100m verlegt und gehörte zum Gelände der großen K.d.F.-Stadt. Er befand sich mitten zwischen Bäumen und erhielt durch diese eine wirkungsvolle optisch wie akustisch günstige Begrenzung.

Bei einer Fläche von 80 x 100m hat er ein gewaltiges Fassungsvermögen; bei großem Andrang (bis 40.000 Personen) stellten sich Zuschauer auch zwischen den Bäumen auf.

Die Projektionsentfernung betrug 85m. Mit einem 150mm-Kipronar 1:1,9 wurde ein Bild von 12m Breite erzielt. Als Lichtquelle diente eine Magnasollampe, welche mit 110A betrieben wurde. Trotz der riesigen Bildgröße von über 100 m2 wurden leuchtend helle Bilder erzielt, da das Reflexionsvermögen des weiß gestrichenen Holzschirmes höher ist als bei den üblichen Tonwänden in den Lichtspieltheatern und nahezu 100% beträgt.

Nicht zuletzt trug der Umstand, daß die spektrale Zusammensetzung des Becklichtes psychologisch wesentlich günstiger als das trübere Licht der Reinkohlen ist, dazu bei, daß die Vorführungen bereits bei Beginn der Dämmerung einsetzen konnten.

Einen Begriff von der Größe des Schirmes gibt Bild 1, aus dem deutlich die Größenverhältnisse ersichtlich sind, sowie auch die Konstruktion, die den durch die Windkräfte hervorgerufenen Beanspruchungen Widerstand leisten muß.

Trotz der hohen Stromstärke und der damit verbundenen Wärmeentwicklung (im Lichtbogen werden etwa 6 kW elektrischer Energie in Wärme umgewandelt) tritt eine erhebliche Erwärmung des Films nicht auf, da die verwendete Bildtonmaschine Ernemann VII-B mit Luft- und Wasserkühlung arbeitet. Der Film blieb vollkommen plan, so daß das projizierte Bild in der Mitte sowie auch in den Rändern scharf war.

Während in dem ersten Jahr 1934 nur Stummfilm verwendet wurde, zu dem, wie in den Vorkriegsjahren, ein Erklärer (allerdings über Mikrophon und Lautsprecher) sprach, ist bereits in den folgenden Jahren und auch jetzt Tonfilm vorgeführt worden.

Die drei Lautsprecher befanden sich am oberen Rande des Schirmes und waren so gerichtet, daß sie das ganze Feld mit Schall versorgten. Sie erhielten ihre Energie von Europa-Verstärkern über in der Erde verlegte Leitungen.

Sämtliche Anlagen, Verstärker, Projektor, Schalttafeln, Umspuler usw., befanden sich in einem kleinen zweistöckigen Holzhäuschen, das eine eigene Stichleitung für die Heranführung der elektrischen Energie erhalten hatte. Die Vorführungen, welche bei Einbrechen der Dämmerung begannen, dauerten bis gegen 23 Uhr und erfreuten sich der größten Beliebtheit. Sie wurden umrahmt von einigen Steh-Bildern, die von einem besonderen Projektor, ebenfalls mit H.I.-Kohlen, entworfen wurden. Tümmel.

Bild 1. Bau eines Holzschirmes für Großprojektion im Freien

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Kurznachrichten (aus Heft 13 Dez. 1937)

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  • Auf der diesjährigen Pariser Weltausstellung erhielten die Agfa, die Askania-Werke, Klangfilm, Siemens u. Halske und Zeiß-Ikon für ihre hervorragenden technischen Erzeugnisse den „Grand Prix“, die höchste Auszeichnung, die auf der Weltausstellung vergeben wurde.
  • Am 20. November 1937 feierte die Physikalisch-Technische Reichsanstalt ihr 50jähriges Bestehen. An dem Festakt haben Vertreter der Partei, des Staates, der Wissenschaft und der Wirtschaft teilgenommen.
  • Mit Wirkung vom 15. November 1937 sind Preissenkungen bei Markenartikeln eingetreten u. a. auch für Rollfilm und Amateurkinofilme
  • Der Deutsche Klub für Kameratechnik hat sich aufgelöst; er hat seinen Mitgliedern empfohlen, der DKG als Mitglied beizutreten.

    Anmerkung : So erging es nach 1935 vielen Vereinen, die sich der NSDAP und der Reichsfilmkammer nicht unterordnen wollten. Sie bekamen die "Erlaubnis" zur Führung eines Vereins entzogen und wurden aufgelöst oder mußten sich selbst auflösen.
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  • Mit Unterstützung der "Oberen Italienischen Filmleitung" und im Einvernehmen mit der Generaldirektion für den Fremdenverkehr (Volkskulturmimsterium) wurde in Rom die Società „Leonardo-Film“ gegründet. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung von farbigen fremdenverkehrswerbenden Kulturfilmen nach dem Technicolor- Farbfilmverfahren.
  • Das Internationale Informationsbüro der Deutschen Sektion der Fipresci (Leiter Dr. Fritz Olimsky) befindet sich jetzt in Berlin-Karlshorst, Wildensteinerstr. 41.
  • Die Astro-Gesellschaft m.b.H. wurde in die Offene Handelsgesellschaft „Astro-Gesellschaft Bielicke & Co., umgewandelt.
  • Am Donnerstag, dem 6. Januar 1938, beginnt in der Fachschule der Filmtheaterbesitzer, Berlin, der 17. Vorführer-Lehrgang. Die Abschlußprüfung findet Ende Februar 1938 statt, und im Anschluß daran kann die Prüfung auf dem Polizeipräsidium abgelegt werden.

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