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Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Die Entwicklung der deutschen Kinoprojektoren (Stand 1939)

aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 9 / Sept. - Zeitschrift für die Technik im Film
Von Dipl.-Ing. Horst Fichtner
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Zuerst ein Rückblick ......

Nachdem die grundlegenden Gesichtspunkte für den Bau von Kinoprojektoren erkannt waren, kann man bei der allmählichen Entwicklung zu dem heutigen Stand drei Abschnitte feststellen.

  • In die erste Periode fällt das Suchen, von der Einzelherstellung zu einer brauchbaren Konstruktion zu gelangen, die eine Reihenfertigung zuläßt. Diese Entwicklung erfolgte, von den Arbeiten O. Messters abgesehen, in Deutschland hauptsächlich durch die Betriebe von Bauer und Ernemann. Erst später beteiligte sich auch eine Großfirma, und zwar die AEG, an der Herstellung von Kinomaschinen.
  • Der zweite Entwicklungsabschnitt ist durch die Einführung immer stärkerer Lampen und die dadurch notwendigen Konstruktionen bedingt, die die genügende Feuersicherheit boten, bzw. die Wärmemengen unschädlich machten, die besonders durch die Einführung der Spiegelbogenlampe bei der Vorführung im Bildfenster konzentriert wurden.
  • Der dritte Abschnitt ist durch die Entwicklung des Tonfilmprojektors und der Becklampen bestimmt, die erst die Projektion auf große Flächen mit genügender Bildhelligkeit ermöglichten.

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Die Entwicklung des Mechau-Projektors

Die modernen Maschinen stellen einen so hohen Grad von Vollkommenheit dar, daß grundlegende Neuerungen wohl kaum noch zu erwarten sind. Eine Sonderstellung nimmt in dieser Entwicklung der Mechau-Projektor ein, bei dem der Film nicht in der üblichen Weise durch ein Malteserkreuzgetriebe ruckweise von Bild zu Bild weitergeschaltet wird, sondern mit gleichbleibender Geschwindigkeit vor dem optischen System vorbeiläuft. Eine Anordnung von beweglichen Spiegeln bringt erst auf der Projektionswand ein stehendes Bild hervor. Die Mechau-Maschine ist wesentlich komplizierter als ein normaler Kinobildwerfer und kommt deshalb nur für Sonderfälle in Frage.
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Anfänglich Vorführungen in Schaubuden

Bevor Bauer und Ernemann die ersten Projektoren herstellten, befaßten sich in Deutschland außer Messter nur wenige kleine mechanische Werkstätten gelegentlich mit dem Bau von Kinogeräten. Man setzte einfach vor eine Lichtquelle ein Filmschaltwerk, das in fast jedem Falle besonders hergestellt wurde. Solche Geräte genügten für Vorführungen in Schaubuden, wo es ebensowenig auf Helligkeit der Bilder, wie auf guten Bildstand ankam. Sie reichten aber nicht mehr aus, sowie Filme in eigens dafür hergerichteten Räumen fortlaufend gespielt werden sollten, denn die Projektoren waren, von den erwähnten Mängeln abgesehen, auch mechanisch viel zu schwach und zu wenig betriebssicher.

Die Firma Ernemann

Die Firma Ernemann, die im Jahre 1926 in der Zeiß-Ikon A.G. aufging, nahm die Herstellung von Normalfilm-Kinoprojektoren etwa 1905 auf, nachdem sie im Jahre 1903 den ersten Einlochapparat für Schmalfilm gebaut hatte, der die Bezeichnung „Kino" erhielt und sich gut bewährt hatte.

Die Firma Bauer

Im Jahre 1905 kam durch einen Zufall auch die Firma Bauer in Stuttgart auf den Projektorenbau. Sie sollte einen der bis dahin in Deutschland fast ausschließlich verwendeten Apparate der Firma Pathe aus Paris für einen Kinobesitzer instand setzen. Bauer führte den Auftrag aus, konstruierte aber gleichzeitig einen Projektor nach eigenen Ideen, der viel stärker und stabiler war, als der Pathesche. Das ausgeführte Muster fand Anklang, so daß Bauer, der durch diesen Erfolg ermutigt wurde, eine regelrechte Fabrikation solcher Projektoren aufzog.

Das erste Bauer-Kino

Das erste Bauer-Kino war ein sogenanntes Plattenmodell mit Malteserkreuzgesperre für Handbetrieb ohne Aufspulvorrichtung. Der Film, der höchstens 50 bis 100 m lang war, lief in eine Kiste oder einen Waschkorb unter dem hölzernen Vorführtisch. Als Lichtquelle diente eine Kalklichtlampe, wie sie Bild 1 zeigt. Feuerschutzeinrichtungen gab es überhaupt noch nicht.

Dieser Projektor wurde entsprechend der Vervollkommnung des Filmmaterials ständig weiterentwickelt und neben konstruktiven Verbesserungen mit Feuerschutzeinrichtungen versehen, die inzwischen von der Polizei verlangt worden waren, und zwar geschlossene Trommeln für die Filmspulen und eine selbsttätige Feuerschutzklappe im Werk. An die Stelle der Kalklichtlampe trat die Bogenlampe. Das Bild 2 zeigt eine Maschine aus dem Jahre 1907, die diese Schutzvorrichtungen noch nicht besitzt und Bild 3 den Aufbau des Projektorwerkes aus dem Jahre 1910.
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Die "Ernemann I" ganz aus Stahl

Die Firma Ernemann hatte ihre Apparate ebenfalls verbessert und erschien im Jahre 1909 mit ihrem Modell Ernemann I auf dem Markt. Es bestand ganz aus Stahl und hatte infolgedessen den anderen Fabrikaten gegenüber, die fast ausschließlich Messing als Werkstoff verwendeten, den Vorteil der größeren Lebensdauer.

Wie bei dem Messterschen Panzerkino hatte die Ernemann-Maschine die Ölung an einer zentralen Stelle, von wo das Öl den einzelnen Getriebeteilen zugeleitet wurde. Die Güte dieser Konstruktion wird am besten durch die Tatsache belegt, daß bereits im Jahre 1913, also vier Jahre nach Beginn der Fabrikation dieses Musters, auf den Pariser Boulevards in 28 Kinos 22 dieser Maschinen liefen. Die Vormachtstellung der französischen Firma Pathe war nicht nur in Deutschland durch Bauer und Ernemann gebrochen, sondern von Ernemann auch in Paris, dem Sitz dieser Firma.

Bauer mit großem Malteserkreuz

Im Jahre 1913 gab Bauer seine alte Konstruktion, das Plattenmodell, das er im großen und ganzen seit 1905 beibehalten hatte, auf und schuf einen ganz neuen Aufbau, der als Modell 1914 vertrieben wurde.

Das wesentlichste Merkmal des neuen Projektorwerkes war ein großes Malteserkreuz, das in einem besonderen Ölbad lief. In dieser Ausführung waren Hauptmerkmale der späteren Ausführungen bereits enthalten.

Der (1.Welt-) Krieg

Der (1.Welt-) Krieg setzte der Weiterentwicklung eine Grenze. Erst im Jahre 1919 wendeten sich die beiden Firmen wieder dem Projektorenbau zu. Außerdem nahm in diesem Jahre die AEG dieses Gebiet in ihr Fertigungsprogramm auf. In diese Zeit fällt der Beginn des zweiten Abschnittes der Entwicklung der Vorführmaschinen.

Die Neukonstruktionen zeigten alle das gleiche Bestreben, die Fertigung nach den bei der Fabrikation von Heeresgerät während der Kriegsjahre gesammelten Erfahrungen zu vereinfachen und den Maschinen ein geschlossenes Aussehen zu verleihen. Desgleichen ist zum Teil der Einfluß zu erkennen, den Amerika damals auf die deutschen Konstrukteure ausübte.
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10.000. Stück vom Ernemann I Projektor

Während Ernemann vorerst noch das Vorkriegsmodell Ernemann I weiterfabrizierte und im Jahre 1921 davon das 10.000. Stück baute, entstand bei Bauer aus dem Modell 1914 ein Stahlprojektor, der unter der Bezeichnung "BAUER M5" lief und fast unverändert bis zum Jahre 1933 hergestellt wurde. Diese Maschine hielt dem erhöhten Vorführungstempo stand, das sehr zum Nachteil der Wiedergabegüte der Filme allgemein üblich geworden war und ermöglichte eine Vorführung mit Geschwindigkeiten bis zu 45 Bildwechseln in der Sekunde.

Alle schnellbewegten Teile liefen in einem Ölbad. Die Übertragung der Kräfte auf die einzelnen Getriebeteile erfolgte nicht mehr durch Ketten, sondern durch Wellen mit Zahntrieben strahlenförmig von einer Hauptwelle aus. Die Blende wurde vom Getriebe über ein Kugelgelenk angetrieben, so daß bei der Bildverstellung die Blendenwelle in bezug auf die optische Achse stets ihre Lage beibehielt.

Die Bildverstellung erfolgte in der Weise, daß vor dem Bildfenster die Filmbahn mit Vor-, Nachwickel- und Transportrolle auf einem besonderen Schlitten auf und ab bewegt werden konnte. Die Betätigung der Feuerschutzklappe erfolgte selbsttätig durch einen Fliehkraftregler, wenn der Film die genügende Geschwindigkeit erreicht hatte, bei der eine Entzündung nicht mehr zu befürchten war.
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Der BAUER Stahlprojektor

Den Stahlprojektor, wie er 1919 gebaut wurde, stellt Bild 4 dar, das Projektorwerk das Bild 6. Die einfachen Bogenlampen mit Kondensor wurden bald durch die optisch günstigeren Spiegellampen mit horizontaler Kohlenstellung ersetzt und an die Stelle des Vierfußtisches trat von 1923 ab ein säulenartiger Fuß.

Die ersten Linksmaschinen

In diese Zeit fällt auch der Bau der ersten Linksmaschine. Für die pausenlose Vorführung des Programms das immer mehr Verbreitung fand, war eine zweite Vorführmaschine notwendig. Um nun beide Maschinen von einem Vorführer bedienen lassen zu können, kam Bauer auf den Gedanken, zwei vollständige Projektoren auf einen Tisch zu setzen und den einen davon mit linksseitiger Bedienung zu versehen.

Um den Kostenaufwand so klein wie möglich zu halten, wurde nur eine Spiegellampe mit Lampenhaus verwendet, die bei der Überblendung vor das Projektorwerk geschoben werden mußte, das gerade neu in Betrieb genommen werden sollte.

Zwischen beiden Apparaten befand sich die Einrichtung zur Diapositiv- Projektion. Da sich diese Anordnung jedoch nicht gut bewährte, wurde im Jahre 1925 eine Linksmaschine als genaues (symmetrisches) Gegenstück einer normalen Maschine von Bauer gebaut, die dann in der heute noch gebräuchlichen Weise mit dem Vorführerplatz in der Mitte mit einer anderen Maschine zusammen aufgestellt wurde.
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Die erste Konstruktion der AEG

Die erste Konstruktion der AEG unterschied sich von den übrigen Fabrikaten nur wenig. Die Erfahrungen, die sie mit diesen Maschinen sammelte, führten um das Jahr 1925 zu einer Reihe wesentlicher Verbesserungen, die bei den AEG-Maschinen heute noch zu finden sind.

Eine besonders glückliche Lösung bot die kegelförmige Hinterblende. Außerdem war das Projektorwerk vollständig gekapselt und die einzelnen Triebwerksteile noch in besonderen Ölkammern mit zwangläufigem Ölumlauf untergebracht. Für das Malteserkreuzgetriebe fand nur gehärteter und geschliffener Stahl Verwendung.

Die vollständige Kapselung des Werkes vereinfachte die Wartung ganz wesentlich und setzte durch die stets zuverlässige Schmierung die Störanfälligkeit auf ein Mindestmaß herab. In der gleichen Weise wirkte sich die Benutzung gehärteter Räder aus.
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Die Einführung der "Hinterblende"

Der größte Vorteil ergab sich jedoch aus der Anwendung der Hinterblende, die später von allen Firmen mit mehr oder weniger großen Abweichungen übernommen wurde. Die Spiegelbogenlampe, die sich allgemein für die Kinoprojektion durchgesetzt hatte, sammelte im Bildfenster nicht nur das Licht besser, sondern auch die unerwünschte Wärme der Bogenlampe, die normalerweise dauernd den Film erhitzte.

Durch die neue Hinterblende wurde die Lampe vor dem Film abgeblendet und nicht mehr in der bis dahin üblichen Weise zwischen Objektiv und Projektionswand. Auf diese Weise konnte die schädliche Erwärmung des Filmstreifens während des Schaltvorganges vollständig vermieden werden.

Die Form und Anordnung der Blende ist in dem Bilde 6 erkenntlich. Durch die besondere Ausbildung als Kegelblende mit Ventilatorflügeln wurde außerdem bei dem Lauf des Projektors ein kräftiger Luftstrom erzeugt, der sowohl den Film kühlte als auch schädliche Wärmestauungen im Blendengehäuse verhinderte.

Eine andere wichtige, wenn auch dem ersten Anschein nach untergeordnete Neuerung, war die Festlegung des Filmstreifens im Bildfenster in seitlicher Richtung durch eine Führungsrolle mit federnder Gegenrolle. Dadurch wurde ein guter Bildstand in der Querrichtung erzielt, der unabhängig von Änderungen in der Breite des Filmes war, die sich durch Schrupfung oft änderte.
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Die "Ernemann II" der Firma Zeiß-Ikon in 1926

Im Jahre 1926 brachte die Firma Zeiß-Ikon, in der Ernemann aufgegangen war, eine neue Maschine unter der Typenbezeichnung "Ernemann II" heraus, bei deren Konstruktion man ebenfalls neue Gedanken verwirklichte.

Indem durch die sogenannte Zentralbildverstellung die Verschiebung des Filmbildes im Projektionsfenster nicht mehr durch Auf- und Abbewegen der Filmbahn erfolgte, sondern durch Drehen der Transporttrommel, war es möglich, das ganze Getriebe in ein Gußgehäuse einzubauen.

Für die Schmierung der Lager und Räder sorgte eine selbsttätige Umlaufölung, und zwar förderte eine Ölpumpe in einem Steigrohr das Schmiermittel in den oberen Teil des Gehäuses, von wo es den einzelnen Schmierstellen zufloß. Das Maltesergetriebe lief in einem besonderen Ölbad. Durch den vollständig geschlossenen Bau und die Umlaufölung war ein sehr ruhiger Lauf des Projektors und ein guter Bildstand selbst bei hohen Bildwechselzahlen erreicht worden. Ein Linkswerk dieses Projektors zeigt das Bild 7.

Die neue M7 der Firma Bauer

Die Firma Bauer brachte im Jahre 1928 eine Neukonstruktion heraus, die die Typenbezeichnung "M7" führte. Bei der Entwicklung waren alle inzwischen gesammelten Erfahrungen berücksichtigt worden. Das Getriebe war, wie bei der AEG und Zeiß-Ikon, vollständig gekapselt. Durch ein besonderes Planetengetriebe in der Vor- und Nachwickeltrommel konnte eine Verstellung der Größe der Filmschleifen während des Laufs des Projektors vorgenommen werden.

Das besondere Kennzeichen der Maschine war jedoch die Kühlung des Films durch Luft im Bildfenster von der Vorder- und Rückseite, sowie die Luftkühlung der gesamten Filmbahn, die zu diesem Zwecke hohl ausgebildet war. Durch diese Hohlräume wurde gleichzeitig die Luft den Düsen zugeleitet, die zur Filmkühlung dienten.

Über die modernen Konstruktionen wurde bereits öfter ausführlich berichtet. Es ist deshalb in dieser Übersicht über die Entwicklung der Projektoren auf eine eingehende Darstellung und Würdigung der verschiedenen Vorzüge der neuen Maschinen verzichtet worden.
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Bild 1 -Bild 2 Bild 4 - Bild 5 Bild 6 - Bild 7

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aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 11 / Nov. - Zeitschrift für die Technik im Film

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