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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Photographie und Kinotechnik bei der Luftfahrt und Luftwaffe

aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 2 / Februar - Zeitschrift für die Technik im Film

Von Dr.-Ing. Claus Aschenbrenner, Berlin-Zehlendorf Vortrag anläßlich der Jahrestagung 1938 der DKG

Photographie und Kinotechnik finden bei der Luftfahrt und der Luftwaffe eine so vielseitige Anwendung wie kaum auf einem anderen Gebiete.

Das photographische Bild und der Film - das Laufbild - sind uns ja als unentbehrliche Hilfsmittel der Forschung, der industriellen Entwicklung und Erprobung, des Unterrichtes und der Erziehung längst vertraut geworden.

Es nimmt deshalb nicht wunder, daß auch das Flugwesen dieses technische Hilfsmittel ausgiebig benutzt, um schwer zugängliche Dinge und Vorgänge beobachtend und messend zu verfolgen.
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Das technische Auge des fliegenden Menschen

Die Photographie hat aber gerade im Flugwesen noch mehr zu leisten: sie wurde das technische Auge des fliegenden Menschen. Stehen, gehen, laufen und fahren kann der Mensch seit Jahrtausenden; alle seine Sinne sind seiner Bewegung auf der Erde angepaßt.

Fliegen kann der Mensch jedoch erst seit kurzen Jahren, sein Auge ist nicht das eines Vogels, er mußte sich ein Hilfsmittel schaffen, um aus schwindelnden Höhen, aus dem mit großer Geschwindigkeit dahinbrausenden Flugzeug alles das wahrnehmen zu können, was für ihn von Bedeutung und von Interesse ist. Hier hilft ihm die Photographie, das Luftbild.

Photographie und Kinotechnik fanden bei der Luftfahrt und bei der Luftwaffe viele neue Aufgaben vor, neuartig durch die Aufgabenstellung, neuartig durch die Arbeitsbedingungen.

Wenn dabei auch oft auf anderweit entwickelte und bewährte Methoden und Geräte zurückgegriffen werden konnte, so mußten doch noch häufiger für die Lösung der neuen Aufgaben erst neue Wege gefunden, neue Apparate gebaut und neue Verfahren ersonnen werden.
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Der forschende Personenkreis ist klein

Der Personenkreis, der mit der Fliegerei und ihren Problemen in nähere Berührung kommt, ist im allgemeinen klein. An der Lösung der Aufgaben jedoch müssen sich in irgendeiner Form fast alle Zweige der Wissenschaft und Technik beteiligen.

Es mag deshalb auch für den der Fliegerei Fernerstehenden von Interesse sein, wenn im nachstehenden versucht wird, einen Überblick zu geben über die vielseitige Anwendung von Bild und Film im Flugwesen.
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Über den Bau von Flugzeugen

Der Bau von Flugzeugen und Motoren mit ihrem Zubehör ist verknüpft mit besonders schwierigen Aufgaben. Um Gewicht zu sparen, müssen die Werkstoffe bis zum Äußersten ausgenutzt werden.

Von den Bearbeitungsmethoden muß größte Genauigkeit und Zuverlässigkeit gefordert werden. Hohe Geschwindigkeiten und die neuartigen Bewegungszustände des Flugzeuges verursachen bisher ungekannte, oft gefährliche Beanspruchungen.

In den Werkstätten und Forschungsstellen des Flugzeugbaues im weitesten Sinne finden wir daher Photographie und Kino als Werkstattinstrumente in vielfacher Art eingesetzt. Es sei hier nur erinnert an die Materialprüfung durch Röntgenaufnahmen oder an die Verwendung des Zeitdehners für Untersuchungen an den schnellaufenden Flugmotoren.
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Das Messen von Spannungs- oder Strömungszuständen

Als besonders interessantes Beispiel sei eine Methode erwähnt, die zur Untersuchung von rechnerisch nicht erfaßbaren Spannungs- oder Strömungszuständen dient. Über gekrümmte Rahmen aus Metall, deren Abmemessungen mit den zu untersuchenden Zuständen in bestimmter Beziehung stehen, wird eine Seifenhaut gespannt, die dann eine charakteristische krumme Fläche bildet.

Durch vorsichtiges Bestäuben und geeignete Beleuchtung kann man diese Haut sichtbar machen. Sie wird dann mit einer Art Stereokammer photographiert. Dieses Stereobild zeigt nun in einem
Stereoskop den räumlichen Verlauf der von der Seifenhaut gebildeten krummen Fläche.

Mit besonderen Meßgeräten kann man nun die genaue Form dieser Seifenhaut ausmessen und festlegen und gewinnt daraus die gesuchten Daten über den Verlauf z. B. der Spannung in dem fraglichen Werkstück.

Es ist dies eine Anwendung der Photographie, die nicht nur den Werkstätten der Luftfahrt dient, sondern die in ihrer Methodik auch der Luftfahrt eigentümlich ist insofern, als sie genau dem Verfahren entspricht, das man anwendet, um aus Luftbildern die Formen des Geländes messend festzulegen und kartographisch darzustellen.
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Die Erforschung der Atmosphäre und ihrer Gefahren

Wenden wir uns nun von den Werkstätten dem eigentlichen Element des Fliegers zu - dem Luftmeer. Mit Staunen sehen wir, wie unsere jungen Segelflieger seine Strömungen und Bewegungen erfühlen und auszunutzen verstehen, sich von ihnen über weite Strecken und in eisige Höhen tragen lassen.

Doch nicht lange ist es her, da war die Luft und ihre Strömung ein Unbekanntes, voller Tücken und Gefahren. So manches Menschenleben mußte einer unvorhergesehenen Bö, einem Strudel wirbelnder Luftmassen zum Opfer fallen.

Die Erforschung der Atmosphäre und ihrer Gefahren ist für die Luftfahrt eine Lebensfrage, denn eine Gefahr kennen heißt sie meistern.

Das Studium der flüchtigen Vorgänge der Wolkenbildung, der Entstehung von Niederschlägen und von Eisansatz ist nur mit Hilfe von Photographie und Kinotechnik möglich. So konnte z. B. mit Zeitrafferaufnahmen das Entstehen und Vergehen von Wolken und damit das Kräftespiel der bewegten Luftmassen anschaulich und verständlich gemacht werden (Bild 1).

Bild 1. Ausschnitt aus einem Zeitrafferfilm zum Studium der Wolkenbildung
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Die Bedeutung der Sicherheit des Fliegers

Eine Frage von ebenso entscheidender Bedeutung für die Sicherheit des Fliegers wie die Kenntnis der Luftströmungen ist die Erforschung der Bedingungen, unter welchen sich am Flugzeug Eisansatz bildet.

Eis und Reif kann sich wulstartig an den Tragflächen und anderen Flugzeugteilen festsetzen. Es kann die Steuerorgane blockieren und das Flugzeug manövrierunfähig machen. Eisansatz beeinflußt aber auch die Luftströmung um die Flügel und verschlechtert dadurch die Flugeigenschaften.

Um diese Vorgänge ungefährdet studieren zu können, hat man in besonderen Windkanälen zur Eisbildung neigende wasserdampfhaltige Luft gegen Flugzeugmodelle geblasen und den Vorgang kinematographisch festgehalten.

Es bedurfte natürlich besonderer Kniffe bei der Anordnung und Aufstellung der Geräte, um unter diesen schwierigen Versuchsbedingungen brauchbare Aufnahmen zu erhalten. Ein solcher Film enthüllt dem Fachmann den gefährlichen Vorgang in allen Einzelheiten und trägt so entscheidend dazu bei, wirksame Mittel zur Abwehr der Vereisungsgefahr zu finden.
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Über die Kunst des Fliegens ansich

Wenden wir uns nun der Kunst des Fliegens selbst zu. Hier ist natürlich die persönliche Schulung, die selbstgewonnene Erfahrung ausschlaggebend für das Maß des erreichten Könnens. Aber wenn schon dem erdgebundenen Menschen der Augenblick flüchtig ist, so noch vielmehr dem Flieger.

Nicht nur der Flugschüler oder der Anfänger bleibt sich manchmal im Unklaren über den wirklichen Verlauf einer Flugfigur, die er ausführte, auch der erfahrene Einflieger neuer Flugzeugmuster kann oft einen dokumentarischen Beleg über die Flugbahnen, in die er sein Flugzeug zwang, nicht entbehren, um volle Klarheit über die Eigenschaften seines Flugzeuges, die Wirkung der Ruderausschläge usw. zu gewinnen.

Hier hilft wieder die Photographie. Mit besonderen Fernkammern kann jede Einzelheit des Flugvorganges im Bilde festgehalten werden, eigene Meßgeräte dienen dazu, den zeitlichen und räumlichen Verlauf einer Flugfigur in jeder Phase genau zahlenmäßig festzulegen und geben damit dem Konstrukteur wertvolle Hinweise.

Der Flugvorgang selbst kann auf der Leinwand beliebig oft dem Ingenieur oder dem Flieger vorgeführt werden, bis alle Einzelheiten studiert, alle Fehler erkannt sind.

Die technische Aufgabe, Flugzeuge aus großer Entfernung bei schwierigen Flugfiguren nicht nur bildmäßig, sondern auch ausmeßbar mit genügender Größe und Schärfe zu photographieren, ist nicht einfach zu lösen, und die hierfür entwickelten Geräte sind Hochleistungen deutscher Optik und Feinmechanik.
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Das Luftbild - die photographische Aufnahme aus der Luft

Von besonderer Bedeutung ist die photographische Aufnahme aus dem Flugzeug selbst, das Luftbild. Wir haben im Luftbildwesen ein neues Anwendungsgebiet der Photographie größten Ausmaßes vor uns, das sich zu einem selbständigen Wissenszweig entwickelt hat.

Das Luftbild ist das technische Auge des Fliegers, es muß die begrenzten Fähigkeiten des menschlichen Auges, das an den Flugzustand nur unvollkommen angepaßt ist, erweitern und ergänzen.

Wir sehen aus dem Flugzeug zwar viel, können es aber nicht so rasch, als das Flugzeug darüber hinwegfliegt, im einzelnen erkennen und auffassen.

Die große Entfernung zum Boden, die Trübung der Atmosphäre durch Dunst und Staub, die Blendung durch das Luftlicht, d. h. durch das von den Staubteilchen der Luft zerstreut zurückgeworfene Sonnenlicht, setzen unserer Wahrnehmung eine Grenze. Diese Schwierigkeiten können durch die Photographie überbrückt werden.
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Es ist ganz anders als bei der üblichen Photographie

Die Bedingungen, unter welchen photographische Aufnahmen im Flugzeug zustande kommen müssen, sind jedoch von denen der üblichen Photographie sehr verschieden. Sie stellen besondere Anforderungen an die Optik, sie verlangen besondere Eigenschaften von der photographischen Emulsion, sie erfordern Aufnahmegeräte, welche dem engen Raum und der ständigen Erschütterung im Flugzeug, den tiefen Temperaturen in großen Flughöhen und nicht zuletzt auch der sprichwörtlichen nervigen Fliegerfaust im dicken Handschuh Stand halten können.

Da die Aufgaben, die dem Luftbild zufallen, sehr verschiedenartig sind, baut man auch die Luftbildkammern in verschiedener Größe und Ausführungsform. Für einzelne Aufnahmen über Bord benutzt man Handkammern (Bild 2), für die fortlaufende Aufnahme des überflogenen Geländes dienen eingebaute Kammern mit elektrischem Antrieb, der selbsttätig die Auslösung des Verschlusses in entsprechenden Abständen den Transport des Films bewirkt (Bild 3).

Der Blick vom Flugzeug auf das Gelände wird nicht wie auf der Erde behindert durch die Gegenstände des Vordergrundes, die der Aufmerksamkeit des Beschauers sich oft ungebührlich aufdrängen und Wichtiges verdecken. Von oben erschaut man Zusammenhänge, die dem erdgebundenen Wanderer verborgen bleiben. Diese Schau hält das Luftbild fest, macht anschaulich, was sich durch viele Worte nicht ausdrücken läßt, macht sichtbar, was auf dem Boden durch die verwirrende Vielzahl von Einzelheiten verborgen blieb.

Das Luftbild zeigt das überflogene Gelände in voller Naturtreue und - wenn es nach unten aufgenommen wurde - in der Anordnung der Einzelheiten ähnlich wie eine Karte. Es ist daher heute schon ein unentbehrliches Hilfsmittel geworden für jede Art von Planung im Gelände, sei es für die Anlage von Siedlungen, für die Linienführung neuer Straßen, für die Neuordnung der Fluraufteilung und anderes mehr.

Bild 2. Handkammer für Aufnahmen aus dem Flugzeug
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Luftbilder zu ganzen Plänen zusammensetzen

Durch Umphotographieren in einem Entzerrungsgerät kann man Luftbilder, wenn das von ihnen gezeigte Gelände annähernd eben ist, auf einen bestimmten Maßstab bringen und ihnen so die Eigenschaften einer Karte verleihen, man kann sie zu Bildplänen zusammensetzen, die mit der vollen Naturtreue der Photographie alle Einzelheiten zeigen und es dabei gleichzeitig gestatten, Strecken und Flächen wie auf einer Karte zahlenmäßig nach Kilometern usw. abzugreifen.

Die Eigenschaft des Luftbildes, ein meßbares Abbild der Erdoberfläche zu sein, führte zur Ausbildung von Verfahren und Geräten (Bild 4), welche es erlauben, aus Luftbildern von Gelände jeder beliebigen Gestaltung Karten zu gewinnen.

Diese Luftbildmessung ist wohl die vollkommenste Art, den flüchtigen Augenblick der Beobachtung im Flugzeug festzuhalten, indem nicht nur die Art des Gesehenen - ob Wald, Feld, Fluß oder Gebirge - im Bilde bewahrt wird, sondern auch die genaue Größe, Ausdehnung, Lage und Höhengliederung.

Sowohl in der wissenschaftlichen Durchdringung wie in der instrumentellen Ausbildung dieses jüngsten Zweiges der Vermessungskunde ist Deutschland wie überhaupt im Luftbildwesen von Anfang an führend gewesen und hält auch jetzt die Spitze.

Die Luftbildmessung findet bei uns in Deutschland wie auch in anderen Ländern Anwendung für die Fortführung des amtlichen Kartenwerkes und für die Erstellung von Planungsunterlagen für Projekte aller Art. Wegen ihrer Schnelligkeit, Anschaulichkeit und Zuverlässigkeit hat sie besondere Bedeutung gewonnen für die Arbeiten im Rahmen des Vierjahresplanes.

Für die geographische Forschung in unzugänglichen und unbekannten Gebieten sind Luftbild und Luftbildmessung von hervorragender Bedeutung, der tropische Urwald und die Welt des ewigen Eises mußten sich ihre Geheimnisse durch das Luftbild entreißen lassen (Bild 5).

Bild 3. Reihenmeßkammer für selbsttätigen Antrieb mit Vorrichtung
zum Einbau Ins Flugzeug
Bild 4. Steroplanigraph. Universalgerät zum Ausmessen und Kartieren des Geländes aus Luftbildern
Bild 5. Luftbild aus einem Forschungs- und Vermessungsflug in Grönland
(Norges Svalbard- og Ishavs-Unders^kelser, Oslo, Hansa-Luftbild GmbH. Berlin SW 29)
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Das Luftbild bei der Luftwaffe

Das Luftbild spielt weiterhin eine wichtige Rolle bei der Luftwaffe. Es ist das Auge des Aufklärungsfliegers, das Auge der höheren Führung.

Das Luftbild entdeckt die Truppen des Gegners, es verrät seinen Aufmarsch, es zeigt die Stellung der feindlichen Artillerie - genauer, vollständiger und deutlicher als der Beobachter aus mehreren Tausend Metern Höhe es wahrnehmen kann.

Es wird weiterhin eingesetzt für die Erkundung des Feindgeländes und seine Vermessung, z. B. für artilleristische Zwecke oder für Unternehmungen der Pioniere.

Allerdings mußten für das militärische Luftbildwesen die photographischen Kammern, ihre optische und mechanische Ausrüstung, die photographischen Schichten, die Geräte und Verfahren für die photographische Bearbeitung eine besondere Ausbildung und Vervollkommnung erfahren, um auch unter den schwierigen Bedingungen des kriegsmäßigen Flugbetriebes befriedigende Ergebnisse zu bringen.

Der Aufklärungsflieger kann nicht wie der Zivilflieger einen wolkenlosen Tag für seine Aufnahmen abwarten, er kann sich nicht die Tageszeit mit der günstigsten Beleuchtung auswählen, sein Bildgerät darf ihn nicht im Stich lassen, wenn er bei bedecktem Himmel, bei trüber Atmosphäre zur Erkundung starten muß.

Der Beobachter der Fliegertruppe kann auch nicht wie der Luftbildspezialist der zivilen Luftfahrt der photographischen Aufnahme seine ungeteilte Aufmerksamkeit zuwenden, er muß sich um viele andere sehr wichtige Dinge kümmern, vor allem darum, daß er nicht abgeschossen wird.
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Die mobile Luftbildauswertung

Auch für die weitere Bearbeitung der Aufnahmen liegen bei der Luftwaffe die Verhältnisse anders als bei der zivilen Luftfahrt. An die Stelle eines wohl eingespielten Betriebes, der in sorgfältig mit allen Errungenschaften der Technik ausgestatteten Räumen nach einem vorbedachten Arbeitsprogramm ablaufen kann, tritt beim militärischen Luftbildwesen eine Bildstelle, die mit Material und Gerät zwar modern, aber eben nur militärisch knapp ausgestattet ist, weil sie ja beweglich sein muß - heute hier und morgen dort eingesetzt wird.

Vorgefundene Räume müssen oft behelfsmäßig eingerichtet werden, oder es muß der enge Raum in Kraftfahrzeugen genügen, die als bewegliche Bildstellen eingerichtet sind. Diese einengenden Bedingungen steigern noch die an sich schon bestehenden Schwierigkeiten der militärischen Auswertung von Luftbildern. Man versteht darunter das Auffinden und richtige Deuten militärisch wichtiger Einzelheiten im Luftbild.

Die schwierigen Verhältnisse, unter welchen die Fliegertruppe ihre Luftbilder aufnehmen und verarbeiten muß, wurden hier deshalb etwas ausführlicher geschildert, um die Forderungen, die von der Luftwaffe an die photographische und gerätebauende Industrie gestellt werden, verständlicher zu machen, um die Notwendigkeit aufzuzeigen, daß beim militärischen Luftbildwesen häufig andere Wege beschritten werden müssen als es sonst üblich ist, und auch deshalb, um die Leistungen unseres militärischen Luftbildwesens, die unter so schwierigen Bedingungen zustande kommen müssen, ins rechte Licht zu rücken.
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Die Simulation der Waffenwirkung

Der Photographie und dem Film als vielseitig verwendbaren Hilfsmitteln begegnen wir bei der Luftwaffe noch mancherorts. So z. B. findet sie ausgedehnte Anwendung zur Untersuchung des Waffengebrauchs und der Waffenwirkung. Der angehende Fliegerschütze kann auf seinen Gegner in der Luftkampfübung natürlich nicht scharf schießen, er schießt deshalb mit Lichtstrahlen, d. h. er benutzt ein Maschinengewehr, das eigentlich eine photographische Kammer ist.

Jeder Schuß ist in Wirklichkeit ein photographisches Bild auf Kinofilm, und nach der Landung kann der Schütze dann aus diesen Bildern erkennen, ob er seinen Gegner getroffen hätte oder ob er falsch gezielt hat.

Zur Untersuchung der Waffenwirkung selbst wird vielfach die Zeitdehneraufnahme verwendet. Sie macht z. B. das ineinandergreifende Arbeiten der einzelnen Teile eines Maschinengewehrs sichtbar, Vorgänge, die wegen ihres unerhört raschen Ablaufens mit dem Auge nicht wahrgenommen werden können.

Die Hilfe durch den Film

Bei der fliegerischen Ausbildung in der Luftwaffe spielt natürlich der Film eine große Rolle. Er ist ein wirksames Mittel, um richtiges und falsches Verhalten in der Luft anschaulich zu zeigen und die kurze für die Ausbildung zur Verfügung stehende Zeit durch sachgemäße Vorbereitung voll nutzbar zu machen (Bild 6).

Die Luftwaffe ist eine technische Waffe. Der Dienstunterricht muß den Männern der Luftwaffe viele technische Einzelheiten vermitteln, er muß auch dafür sorgen, daß die wichtigsten physikalischen Grundbegriffe richtig verstanden werden, die ja die Grundlage für so viele tagaus tagein vorzunehmenden Arbeiten bilden.

Wie überall in der Technik, ist Anschaulichkeit der beste Lehrmeister. Daher wird der Lehrfilm, insbesondere der Trickfilm, für den Unterricht oft und mit bestem Erfolg eingesetzt (Bild 7).

Bild 6. Ausschnitt aus einem Ausbildungsfilm über Fallschirm
absprung. Freigegeben RLM Nr. 55 547
Bild 7. Ausschnitt aus einem Lehrfilm der Luftwaffe über den Dienst am Flak-Scheinwerfer

Zusammenfassung

Dieser kurze Überblick mag genügen, um zu zeigen, wie groß das Interesse ist, welches bei der Luftwaffe der Photographie und der Kinotechnik entgegengebracht wird. Engste Verbindung mit der Industrie ist überall hergestellt und aufrechterhalten.

Es ist dafür gesorgt, daß Neuerungen und Fortschritte stets unverzüglich nutzbar gemacht werden. Den Gegenwartsfragen der Photographie und Kinotechnik bringt die Luftwaffe das größte Interesse entgegen, so z. B. der Farbenphotographie und dem plastischen Film sowie der Frage der Einführung des Sicherheitsfilms.

Industrie und Wirtschaft erhalten von der Luftwaffe Anregungen und werden gefördert durch Vergebung von Aufträgen und durch die Unterstützung neuer Entwicklungen. Darüber hinaus findet das Filmwesen Beachtung und Förderung, indem das Reichsluftfahrtministerium im Einvernehmen mit der Reichsfilmkammer die Errichtung von privaten Kinotheatern an den Fliegerhorsten anregt oder anderweit für eine Möglichkeit sorgt, Spielfilme vorzuführen.

Der ernsthafte Spielfilm, der sich werbend für den Gedanken der Luftfahrt einsetzen will, wird unterstützt durch Beratung bezüglich Echtheit der dargestellten Vorgänge und dadurch, daß Flugplätze, Gerät usw. zur Verfügung gestellt werden.

Dem Werbekulturfilm fällt die Aufgabe zu, den Luftfahrtgedanken und besonders unsere junge Luftwaffe breitesten Kreisen unseres Volkes vertraut zu machen. Wie dies in vorbildlicher Weise geschehen kann, zeigte der Ufa-Film ,,Flieger, Funker, Kanoniere*
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