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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.

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Bericht über das deutsche Metallfilmverfahren (Aug. 39)

aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 8 / Aug - Zeitschrift für die Technik im Film
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Vor einem kleinen Kreis geladener Gäste wurde am 18. Juli ein Bericht über den Stand des Metallfilmverfahrens in Deutschland gegeben, dem sich die Vorführung einiger Metallfilmstreifen anschloß. Nach diesem Bericht handelt es sich bei diesem Verfahren um eine deutsche Erfindung, an der seit etwa 15 Jahren gearbeitet worden ist und die erst durch Förderung des Amtes für Technik der NSDAP, zu einem Abschluß gebracht werden konnte, der hoffen läßt, daß in absehbarer Zeit mit der Einführung in die Praxis gerechnet werden kann.

  • Anmerkung : Hier wird wieder Politik gemacht, denn in dem nachfolgenden (zeitlich aber früheren) Auslands-Bericht aus dem Mai 1939 geht hervor, daß diese Technik in den USA entwickelt wurde. Ein Gauamtsleiter weiß das natürlich alles besser.


Von "Gauamtsleiter Kasper" wurde in dem einführenden Vortrag betont, daß der Metallfilm, den man auch als Spiegelreflexfilm bezeichnen kann, nicht den heute gebräuchlichen Film verdrängen soll, sondern dort Verwendung finden muß, wo er durch seine größere Festigkeit, Wärmebeständigkeit, Maßhaltigkeit und Lagerfähigkeit dem normalen Film gegenüber weit überlegen ist. Das neue Material eigne sich besonders für Kopien, die dokumentarischen Wert haben oder in Archiven aufbewahrt werden sollen.
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Details :

Als Schichtträger findet entweder Eisenband mit Aluminiumauflage, das auf etwa 0,05 mm Dicke ausgewalzt wird, oder ein Band Verwendung, das aus einer Aluminiumlegierung besteht und im fertigen Zustand 0,08 mm stark ist. Das Gewicht des Eisenbandes ist ungefähr ein Gramm pro Meter höher als das des Zelluloidfilms, beim Aluminiumband ungefähr gleich. Diese Bänder werden im letzten Walzgang auf Hochglanz gebracht.

Dann wird auf die eine Seite die photographisch wirksame Schicht und auf die andere ein Korrosionsschutz aufgebracht. Es besteht die Möglichkeit, beide Seiten mit einer lichtempfindlichen Schicht zu versehen. Das Band wird zum Schluß perforiert und kann dann in der üblichen Weise belichtet, entwickelt und fixiert werden. Die Hitzebeständigkeit der Schicht soll so hoch sein, daß sie erst durch die Verkohlung zerstört wird.

Die Projektion eines Metallfilms oder besser Spiegelreflexfilms soll durch einen einfachen Zusatz in jedem Kinoprojektor möglich sein. Das Prinzip ist das gleiche, wie bei der episkopischen Projektion, nur ist infolge des hohen Reflexionsvermögens des spiegelblanken Metalls der Lichtverlust sehr klein. Er liegt in der gleichen Größe wie bei der Durchprojektion. Zur Abtastung der Tonspur muß das Mikroskopobjektiv für Auflichtbeleuchtung eingerichtet werden.

Genaue technische Einzelheiten über das Metallfilmverfahren werden demnächst von den Beteiligten mitgeteilt werden. Fichtner

Unvergängliches Lichtbild und Metallfilm (Mai 39)

aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 5 / Mai - Zeitschrift für die Technik im Film
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Die älteren Kinotechniker werden aufhorchen bei dem Worte „Metallfilm"; sie entsinnen sich, daß davon früher zuweilen die Rede war und daß man auch Muster zu sehen bekam, blitzblanke Metallstreifen mit richtigen Kinebildern darauf, die sich ursprünglich allerdings in Streifen abziehen ließen.

Man verbesserte dann das Material, die Schicht hielt, es wurden sogar interne Vorführungen veranstaltet - aber ernstlich geglaubt hat wohl an die Einführung des Metallfilms, von einigen Erfindern abgesehen, niemals jemand so recht.

Anlaß, heute wieder einmal auf dieses Thema zurückzukommen, bietet eine im vorigen Jahre in der amerikanischen Fachpresse erschienene Aufsatzreihe *1), in der Dr. R. W. Carter die Entwicklung der bei der Taylor-Sloane Corp., New York, durchgeführten Arbeiten schildert, Arbeiten, die auf die Schaffung des unvergänglichen Lichtbildes abzielten, und mit ihrer endgültigen Lösung zugleich zum Metallfilm geführt haben.
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*1) Carter, R. W., Dr. Carter outlines History of Search for Permanent Photograph. Amer. Phot. 19 (1938), Nr. 7 und 8; ferner Carter, R. W., Dr. Carter answers vital Queries regarding Metal Film Development. Amer. Phot. 19 (1938) Nr. 9.
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Die Entwicklung der bei der Taylor-Sloane Corp.

Eine eigenartige Tatsache ist ja, worauf auch Carter hinweist, daß die ersten Lichtbilder, nämlich die, welche Daguerre herstellte, trotz der ungeahnten Weiterentwicklung der Photographie, die haltbarsten gewesen sind, die man je erzeugt hat.

Daguerre, aufbauend auf den von Niepce seit 1814 gezeitigten Arbeiten, räucherte bekanntlich Silberplatten in Joddämpfen und erzeugte dadurch eine Jodsilberschicht, die er in der "Camera obscura" belichtete und dann Quecksilberdämpfen aussetzte; da diese sich nur an den belichteten Stellen verdichten, entsteht ein positives Bild, und zwar ein reines Metallbild, das also nicht mit den später üblich gewordenen Ferrotypien verwechselt werden darf, bei denen zwar auch eine Metallplatte verwendet wurde, jedoch nur als Träger einer Silberkollodium oder -gelatineemulsion.
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Die Schaffung des „unvergänglichen Lichtbildes"

Da die Daguerretypie sich für die Photographie im großen nicht eignet, alle später geschaffenen Verfahren aber keine unbedingt haltbaren Bilder liefern, blieb die Schaffung des „unvergänglichen Lichtbildes" allezeit ein Problem, dessen Lösung zwar nicht gerade als brennend, für gewisse Anwendungsgebiete der Photographie aber doch als sehr erwünscht empfunden wurde.

Carter gedenkt in der Einleitung seiner Veröffentlichungen zweier Verfahren aus der neueren Zeit, die eine Lösung des Problems zum Ziele haben, das eine von Siemens & Halske (1932), das andere von Dr. P. Merica.

Über das letztere ist nur bekannt *2), daß die Bilder auf einer Duraluminplatte von 1,6 mm Dicke, die eine Oxydschicht mit lichtempfindlichen Silbersalzen trägt, erzeugt werden. Bei dem Verfahren von Siemens & Halske handelt es sich um das Seo-Foto-Verfahren *3), bei dem die Oberfläche von Aluminium bzw. Aluminiumlegierungen elektrolytisch oxydiert und die entstandene Oxydschicht alsdann mit einem lichtempfindlichen Stoffe, beispielsweise einer Halogensilberlösung imprägniert wird.

Ein nach dem Imprägnieren vorhandener Silbernitratüberschuß erhöht zwar die Empfindlichkeit des Materials, setzt aber seine Lagerbeständigkeit herab, deshalb man ihn neuerdings auswäscht und die Lichtempfindlichkeit durch Beigabe von Brom- bzw. Jodsilberzusätzen erhöht.

Die photochemische Behandlung der mit lichtempfindlichen Stoffen imprägnierten Oxydschicht unterscheidet sich nicht von den allgemein bekannten photographischen Verfahren für Platten und Filme.

*2) Nach einer Mitteilung der Associated Press vom 18. März 1938.
*3) Das Seo-Foto-Verfahren. Kinotechnik 16 (1934), S. 86.
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Bislang sei nicht mehr als ein akademischer Wert beizumessen

Wenn Carter zu diesem Prozeß bemerkt, daß in seinem Unternehmen (in dem er anscheinend der "spiritus rector" ist) Versuche ähnlicher Art immer nur zu Ergebnissen geführt hätten, denen nicht mehr als akademischer Wert beizumessen sei, so ist dem entgegenzuhalten, daß aus dem Seo-Foto-Verfahren hervorgegangene Lichtbilder sich gegenüber den gewagtesten Zerstörungsversuchen mit Feuer, Wasser, Licht, chemischen Lösungsmitteln sowie auch mechanischer Art als durchaus widerstandsfähig erwiesen haben, und daß das Verfahren bereits seit Jahren erfolgreich in der Praxis benutzt wird.

Anwendungsgebiete sind: die Herstellung von Schildern mit Beschriftung, von Zifferblättern, Skalen für Meßinstrumente, Karten und Plänen, Reproduktionen aller Art (Bildnisse, Landschaften) usw.

Einzelheiten über die Grundlagen des Seo-Foto-Verfahrens sowie über die Herstellung und Behandlung seiner Schichten finden sich in der von der Firma Siemens & Halske herausgegebenen Sonderdruckschrift *4).
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*4) Jenny, A. und Budiloff, N., Das Lichtbild auf Aluminium (Seo-Foto-Verfahren). Siemens & Halske A. G., Wernerwerk, Berlin-Siemens-Stade.
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Die ersten Versuche waren negativ

Bei der Taylor-Sloane Corp. (die übrigens vor etwa 20 Jahren als „Permanent Record Corp.' gegründet wurde) begann man die ersten Versuche zur Schaffung des permanenten Bildes mit Silberalz-, Platin-, Kohle- und anderen Kopierverfahren, die im Rufe stehen, dauerhafte Bilder zu liefern; dabei wurden Fehlerquellen, wie eilige Entwicklung und ungenügendes Fixieren oder Waschen gebührend in Betracht gezogen und die schärfsten Prüfmethoden zur Anwendung gebracht.

Es zeigte sich, daß häufig ein oder zwei Bilder einer Versuchsreihe nach Ablauf von drei Jahren keinerlei Veränderung zeigten, während andere Bilder derselben Reihe, obwohl vollkommen übereinstimmend behandelt und geprüft, verfärbt oder ausgeblichen waren.

Chemische Veränderungen im Papierfilz allein konnten für diese Erscheinung nicht verantwortlich gemacht werden, da Beobachtungen an Glasnegativen eine Zerstörung der Mitteltöne hatten erkennen lassen. Das angestrebte Ziel, das unvergängliche Lichtbild, war also nur zu gewinnen, wenn sowohl die Bildunterlage als auch die das Bild einschließende Substanz geändert wurden.

Gesucht : Das geeignete Metall als Unterlage

Im Jahre 1912 begann man mit der Suche nach einem geeigneten Metall als Unterlage für das unvergängliche Lichtbild. Die Bildherstellung mittels Dämpfen nach Daguerres Vorbild blieb von vornherein ausgeschaltet, weil die Erzeugnisse solcher Verfahren wohl widerstandsfähig gegen Licht, infolge ihrer zarten, pulverigen Struktur aber leicht verletzlich sind, selbst unter Lack oder einer ähnlichen Schutzschicht. - 1914 gelang die Erzeugung chemisch träger Oxydflächen auf einer Metallplatte.

Dieses Metall, eine eisenfreie Legierung, liefert unter dem Einfluß gewisser Chemikalien schnell eine glatte, weiße, homogene Fläche, die sich mit Silberemulsionen und anderen, später entwickelten lichtempfindlichen Medien gut verträgt und sich in erschöpfenden, über zwanzig Jahre festgesetzten Versuchen als unveränderlich erwiesen hat.

Von 1915 ab begannen die Arbeiten zur photographischen Bilderzeugung auf dieser Oxydfläche; nach langwierigen Versuchen stand fest, daß sich lichtempfindliche Silber- und Platinsalze verwenden lassen, und es wurden ausgezeichnete Ergebnisse mit gewissen Kombinationen von Ammoniumbichromatbeizen und bestimmten Farbstoffen erzielt.

Im Februar 1924 legte man solche auf Metall hergestellte Bilder führenden Universitäten zur Prüfung vor; das Urteil des in USA. hochgeschätzten Dr. McLennan lautete dahin, „daß die Bilder von keinem der Wissenschaft heute bekannten Verfahren zum Ausbleichen oder Verfärben angegriffen worden seien".

Dabei sollen Schönheit und Tonreichtum dieser Bilder nach dem Urteil kunstverständiger Kritiker überraschen und von keinem Papierbild erreichbar sein.

Gedanken für die Kinematographie

Nachdem somit ein Verfahren zur Herstellung unvergänglicher Lichtbilder gefunden war, tauchte - etwa 1929 - der Gedanke auf, das neue Erzeugnis auch in den Dienst der Kinematographie zu stellen; wenn somit das Ganze den Kinotechniker bislang nur allgemein zu interessieren brauchte, so verdient die weitere Entwicklung des Verfahrens, die auf die Schaffung des Metallfilms abzielte, seine volle Aufmerksamkeit.

Mit dem neuen Verwendungszweck tauchten zugleich etliche Probleme physikalischer, mechanischer und chemischer Art auf, die vorerst zu lösen waren; so mußte beispielsweise die Metallegierung geändert werden, um das für die episkopische Projektion erforderliche hohe Reflexionsvermögen zu schaffen.
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Wir sprechen von einer episkopischen Projektion

Im Jahre 1932 stand ein Metall-Kinefilm zur Verfügung, der nach Carters Angaben in Verbindung mit der neu entwickelten Projektionseinrichtung und 25 Amp.-Bogenlicht bis zu 93% Licht reflektiert, nach 700 Vorführungen keinerlei Gebrauchsspuren aufweist, leichter ist als Zellulosefilm und eine unverwüstliche, nicht brennbare, nicht schrumpfende Metallunterlage besitzt, die trotz all dieser Vorzüge nicht halb so viel kostet wie der Schichtträger des Zellulosefilms.

(Der fertig-emulsionierte Metallfilm stellt sich aber anscheinend nicht um ein Gleiches billiger, als der Zellulosefilm.) Die Möglichkeit, beide Seiten des Metallfilms für die Bilderzeugung ausnutzen zu können, bedeutet erhebliche Ersparnisse an Raum, Geld und Gewicht; auf weitere beachtliche Eigenschaften wird später eingegangen.
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Warum nicht schon früher ?

Im Zusammenhang mit der Frage, warum eigentlich der Metallfilm, der doch dank der besonders in Deutschland und Frankreich geleisteten Arbeit schon früher weitgehend gefördert wurde, in keinem Lande zur Einführung gelangt ist, stellt Carter zwei Tatsachen fest:

Erstens seien früher ungeeignete Metallsorten benutzt worden, zweitens habe man sich optischer Systeme bedient, mit denen ausreichende Schirmhelligkeit nicht zu erzielen war.

Die meist benutzte Beleuchtungseinrichtung, die zwar an sich sehr leistungsfähig ist, jedoch die heute geforderte Schirmhelligkeit auch bei Verwendung allerstärkster Lichtquellen, bester Kondensoren sowie bei exaktester Justierung nicht zu erzielen gestattet, weil nur das beim Auftreffen auf die Oberfläche des Metallfilms entstehende Streulicht für die Projektion nutzbar gemacht wird.

Messungen vor und nach der Reflexion dürften einen Lichtverlust von etwa 30% ausweisen. Demgegenüber verursachen optische Systeme, wie sie von der T.-Sl. Corp. benutzt werden, Verluste von nicht mehr als 7%. Die Darstellung der Strahlengänge läßt erkennen, daß bei diesen Anordnungen das volle reflektierte Licht für die Erzeugung des Schirmbildes ausgenutzt wird.
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Interessante Einzelheiten über die praktische Verarbeitung

In dem in Fußnote *1) an zweiter Stelle genannten Aufsatz teilt Carter - hauptsächlich in Beantwortung an ihn gelangter Anfragen - eine Reihe z. T. recht interessanter Einzelheiten über die praktische Verarbeitung seines Metallfilms mit, welche die Empfindlichkeit, das Entwickeln und Fixieren, die Tonwiedergabe usw. betreffen.

Im Laboratorium der International News Service mit Positivfilm ausgeführte Versuche ergaben bei Benutzung der üblichen Kopiereinrichtungen Belichtungszeiten zwischen 1/10 und 1/2 Sekunde. Eine Überraschung brachte die Schnelligkeit des Entwickelns und Fixierens in den üblichen Bädern und die dabei erzielte Feinkörnigkeit.

Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß auch Metall-Aufnahmefilme gefertigt werden; sie sollen sich durch Schleierfreiheit und eine Empfindlichkeit auszeichnen, die der unserer Negativemulsionen nicht nachsteht.

Für das Vereinigen von Metallfilmbändern ist ein Verfahren geschaffen worden, das, dem Bericht zufolge, ebenso einfach ist, wie das Kleben von Zellulosefilmen.

Auch für das 16mm-Format ist Metallfilm vorbereitet; er soll bei laufender Produktion im Preise nicht höher stehen, als das heute übliche Material; allerdings müssen zunächst Projektoren mit der für episkopische Projektion geschaffenen Sonderoptik ausgestattet werden.
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Und nun zum Ton - der Tonfilm ist bereits 10 Jahre alt

Für die Tonphotographie bietet der Metallfilm günstige Vorbedingungen; dank seiner glatten, feinkörnigen und stark reflektierenden Oberfläche ist er für diesen Zweck geeigneter als der Zellulosefilm, da bei diesem das Licht eindringt, gestreut wird und dann die bekannten Folgeerscheinungen zeitigt.

Wie Carter versichert, liefert der Metallfilm eine klare, verzerrungsfreie Tonwiedergabe; der Umstand, daß das Lichtbündel vom Tonstreifen unmittelbar reflektiert wird, habe eine bessere Wiedergabe der hohen Frequenzen zur Folge.

Soviel über das neue Material und sein Zubehör.

Unterstellen wir, daß das Erzeugnis der Taylor-Sloane Corp. hundertprozentig hält, was Dr. Carter nach obigem verspricht, so drängt sich die Frage auf: Warum hat sich der Metallfilm auch jetzt noch nirgends eingeführt, obwohl dieses hochwertige Material und Projektionsgerät nun schon seit einigen Jahren erhältlich ist?

Besteht für den Kinotechniker überhaupt kein Anlaß, sich für den Metallfilm zu interessieren?

Wenn früher vom Metallfilm gesprochen wurde, so hat man immer nur an den Positivfilm gedacht; das schlagendste Argument, welches man dabei zu seinen Gunsten anzuführen pflegte, seine Unverbrennbarkeit, hat heute, "wo" (??) da wir unmittelbar vor der allgemeinen Einführung des in der Heim- und Schulkinematographie längst bewährten, gefahrlosen Azetatfilms stehen, seine Zugkraft verloren.

Geblieben dagegen ist - und wird naturgemäß immer bleiben - die unangenehme Eigenschaft des Metallfilms, daß er episkopisch, also im reflektierten Licht projiziert werden muß. Seine allgemeine Einführung in den Positivprozeß würde also eine Revolution im Projektionswesen bedeuten, wie sie der Theaterbesitzer so leicht nicht mitmacht, es müßten denn schon gewaltige Vorteile damit verbunden sein - ein farbenprächtiges Bild beispielsweise ist keine ausreichende Gegenleistung, das können alle Erfinder bestätigen, die das Problem des Farbenfilms auf Grundlage der additiven Synthese zu lösen gedachten und dabei vom Theaterbesitzer lediglich die Anschaffung eines Zusatzgeräts zur normalen Projektionsmaschine verlangten, deren Eignung für den Schwarzweißfilm dadurch keinerlei Einschränkung erleiden sollte.

So einfach wäre das nun aber beim Metallfilm gar nicht zu machen, ein Auswechseln der normalen gegen die episkopische Projektion „mit einem Griff" ist schwer vorstellbar und wäre doch, zumindest für die Übergangszeit, gar nicht zu entbehren.
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Der Metallfilm als Positivmaterial gegenüber dem Azetatfilm

Die Vorteile, die der Metallfilm als Positivmaterial dem Azetatfilm gegenüber zu bieten vermag, wären unter Annahme der oben geschilderten Eigenschaften immerhin beachtlich:

  • 1. Größere Lebensdauer - ihr kommt allerdings für den Theaterfilm heute nicht mehr die große Bedeutung zu, wie dereinst, als man noch nicht die wertvollen Konservierungs- und Regenerierungsverfahren für die Kopien besaß und vor allem die Filme nicht in der heute üblichen großen Auflage auf den Markt brachte, vielmehr rechnete: Berlin/Brandenburg 2-3 Kopien, Norddeutschland 1 Kopie usw., und diese Kopien ausquetschte, bis die Perforation beim besten
  • Willen nicht mehr mitmachte. Für Schul-, Werbe- und ähnliche Zwecke dürfte der größeren Haltbarkeit des Metallfilms aber auch heute erhebliche Bedeutung beizumessen sein.
  • 2. Verbilligung der Kopien infolge beiderseitiger Kopierbarkeit - sie dürfte durchaus fühlbar werden und wäre dann gerade wegen der heute üblichen großen Auflagen unbedingt von Interesse.
  • 3. Senkung der Versandspesen infoige der bedeutenden Gewichtsersparnis (50% bringt das Material als solches, weitere 50% ergeben sich aus dem doppelseitigen Kopieren).
  • 4. Verbesserung der Tonwiedergabe - nach Dr. Carter.
  • 5. Formbeständigkeit des Filmmaterials - wichtig, wo es, wie bei Arbeiten an der Trickkopiermaschine, bei manchen Farbfilmverfahren usw. auf genaueste Konturendeckung ankommt; hierauf wird später nochmals eingegangen werden.

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Prophet zu spielen ist in der Technik immer gefährlich

In der Technik ist es immer gefährlich, Prophet zu spielen, daß aber der Metallfilm noch einmal seinen Einzug in das Kino halten könnte, ist zumindest schwer vorstellbar; sollte es aber doch geschehen, dann bestimmt nicht aus dem Grunde, dem er - wenigstens im vorliegenden Falle - seine Entstehung verdankt: der Unvergänglichkeit seiner Bilder wegen.

Damit soll nun keineswegs gesagt sein, daß der Kinotechniker überhaupt keine Veranlassung hätte, sich für das unvergängliche Bild zu interessieren; im Gegenteil, die Frage der „Konservierung" von Filmen ist oft genug Gegenstand des Versuchs und der Erörterung gewesen *5), weil es zahlreiche Fälle gibt, in denen die Vergänglichkeit des Bildes oder des Bildträgers den Verlust wertvoller Aufzeichnungen bedeuten würde.

Was dabei der Nachwelt erhalten bleiben soll, ist doch aber immer nur das Original, also das Negativ, und in diesem Zusammenhange, also als Negativmaterial, verdient der Metallfilm, sofern er das unvergängliche Bild verbürgt, unser ungeteiltes Interesse.

Ist es, wie Dr. Carter versichert, in der Tat möglich, für die Aufnahme Metallfilme von der hohen Qualität unserer heutigen Negativmaterialien herzustellen, könnte man also auf ihnen die kostspieligen Negative der Spielfilmproduktion aufnehmen, so wäre zugleich mit der Verewigung der Originale ein großer Sicherheitskoeffizient für den Produzenten geschaffen.

Versteigen wir uns noch nicht zu solcher Höhe, so ist doch aber sicherlich, gerade wegen der gerühmten Feinkörnigkeit des Materials, die Möglichkeit gegeben, vom normal aufgenommenen Negativ ein hochwertiges Duplikat herzustellen, das dann das „unvergängliche Negativ" ersetzen würde, und von dem man mittels besonderer Kopiermaschine im reflektierten Licht Kopien ziehen könnte.

*5) Vgl. z. B. Kinotechnik 8 (1926), S.418; 9 (1927), S. 409; 10 (1928), S. 79; 13 (1931), S. 81 und 109.
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Noch ein paar Vorteile

Der amerikanische Bericht sagt nichts aus über die Haltbarkeit des unbelichteten Materials. Die „Unvergänglichkeit" setzt zweifellos erst nach dem Entwickeln und Fixieren ein; da es sich hier aber nicht um Gelatineemulsionen handelt, liegt Berechtigung zu der Annahme vor, daß der sonst bekanntlich so schädliche Einfluß tropischen Klimas sich hier nicht oder doch weniger stark geltend machen würde.

Damit erlangt der Metallfilm als Aufnahmematerial für Expeditionen erhöhte Bedeutung; diese erfährt noch eine Steigerung durch die gerade für diesen Verwendungszweck so wichtige Raum- und Gewichtsersparnis, eine Folge des Gewichtsunterschiedes des Bildträgers, sowie der doppelseitigen Belichtbarkeit des Metallfilms.

Es war bei Betrachtung der Vorzüge, die der Metallfilm als Positivmaterial bietet, bereits auf seine Formbeständigkeit hingewiesen worden; hier gibt es kein Längen oder Schrumpfen, keine Änderung in den Proportionen zwischen hoch und quer; damit aber wird der Metallfilm zum idealen Aufnahmematerial für die Farbauszüge derjenigen Farbverfahren, welche nicht nach dem Schichten- oder Rasterprinzip arbeiten, ganz besonders aber solcher Aufnahmen, die für Meß-Zwecke bestimmt sind und für die man heute Rohfilme mit vorgeschrumpfter Unterlage verwendet, ohne doch damit eine hundertprozentige Lösung des Problems „Registerhaltigkeit" gefunden zu haben.
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Ein Blick auf die Heimkinematographie

Schließlich sei bemerkt, daß der Metallfilm besondere Beachtung auch für die Zwecke der Heimkinematographie verdient, die ja infolge fast ausschließlicher Verwendung des Umkehrverfahrens Bilder erzeugt, die „Unikate" sind, trotzdem eine große Zahl von Vorführungen (bei oft recht wenig fachmännischer Handhabung!) durchhalten sollen, und überdies - als Bestandteile des Familienarchivs - bestimmt sind, kommenden Geschlechtern noch die Vorfahren zu präsentieren.

Hier böte sich eine Gelegenheit, die Widerstandsfähigkeit des Metallfilms, die beispielsweise Perforationsverletzungen nicht aufkommen läßt, und die Unvergänglichkeit seiner Bilder gleichermaßen nützlich und zweckdienlich zur Geltung zu bringen.

Wir sehen, daß ein Metallfilm der oben geschilderten Eigenschaften als Aufnahmematerial und für die Herstellung unvergänglicher Duplikate wichtige Aufgaben zu lösen imstande wäre, und es überrascht, daß gerade hierüber der amerikanische Bericht wenig zu sagen weiß.

Freilich, für den Rohfilmfabrikanten liegt das Hauptinteresse bei den ungezählten Positivkilometern; diesen vermögen wir eine optimistische Prognose nicht zu stellen, dagegen glauben wir, daß die im vorstehenden angedeuteten nutzbringenden Verwendungsmöglichkeiten als N egat i v material es rechtfertigen, vom Metallfilm, um den es so lange still gewesen ist, wieder einmal gesprochen zu haben.
L. Kutzleb
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