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Tagesaktuelle Gedanken - Aufzeichnungen von 1943 bis 1945

Dieses Kriegs-Tagebuch gibt uns einen sehr nachdenklichen Eindruck von dem, das in den oberen Sphären der Politik und der Diplomatie gedacht wurde und bekannt war. In ganz vielen eupho- rischen Fernseh-Büchern, die bei uns vorliegen, wird das Fernsehen ab 1936 in den Mittelpunkt des Weltinteresses gestellt - und hier kommt es überhaupt nicht vor. Auch das Magnetophon kommt hier nicht vor. Alleine vom Radio wird öfter gesprochen. In den damaligen diplomatischen und höchsten politischen Kreisen hatten ganz andere Tagesthemen Vorrang. Und das kann man hier sehr authentisch nachlesen. Im übrigen ist es sehr ähnlich zu den wöchentlichen Berichten des Dr. Wagenführ in seinen Fernseh Informationen.

Diese Aufzeichnungen hier sind aber 1963 - also 20 Jahre danach - getextet worden und wir wissen nicht, ob einzelne Absätze nicht doch etwas aufgehübscht wurden. Auch wurde das Buch 1963 für die alte (Kriegs-) Generation geschrieben, die das alles noch erlebt hatte.

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Aus dem (Kriegs-) Tagebuch von Hans-Georg von Studnitz

Hans-Georg von Studnitz - (Aug. 1907 bis 16. Juli 1993 †) überarbeitet und kommentiert von Gert Redlich im April 2018.

Diese von ihm selbst erfahrenen Beschreibungen und Informationen seiner Tätigkeit im "Auswärtigen Amt" des 3. Reiches von 1943-45 hatte er um 1963 herum "nachbearbeitet" und dann als Buch herausgegeben (und dann mehrmals ?? neu verlegt bis 1985 ??)
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Die Zeit davor . . .

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Hier zuerst einmal die einleitenden Worte des Herausgebers auf der Umschlagseite des Taschenbuches :

Hans-Georg von Studnitz - mein Tagebuch 1943-45 (Einführung)

Ein faszinierendes Zeitdokument der Jahre 1943-1945.

Drei Jahre hindurch - 1943 bis 1945 - versiegelte eine Sekretärin im Auswärtigen Amt Abend für Abend die Blätter eines Maschinendiktats und verschloß sie in dem für die "Aufbewahrung Geheimer Reichssachen" bestimmten Tresors des deutschen Außenministeriums in Berlin. Es waren die Tagebuch-Aufzeichnungen, in denen der Autor von Studnitz seine Eindrücke aus dem Geschehen jener Tage festhielt. Als Angehöriger der Informations- und Presseabteilung des Auswärtigen Amtes war Hans-Georg von Studnitz mit Aufgaben betraut, deren Natur seine umfassende Unterrichtung erforderten. So konnte er dem Kriegsgeschehen illusionslos folgen.

Informationen über Hans-Georg von Studnitz :

Hans-Georg von Studnitz wurde am 31. August 1907 in Potsdam als letzter von 5 Söhnen geboren, erlernte in Hamburg das Bankfach und betätigte sich als Bank- und Reedereikaufmann in Valparaiso, Buenos Aires und New York.

  • 1931 wurde er außenpolitischer Mitarbeiter der »Neue Preußische Kreuzzeitung« in Berlin.
  • 1932 trat er in die Redaktion der Scherl-Zeitung »Der Tag« ein, um
  • 1934 als Korrespondent nach Wien zu gehen, das er
  • 1935 mit Rom vertauschte.
  • 1936/37 berichtete er als Sonderkorrespondent aus dem Spanischen Bürgerkrieg, ging anschließend nach Indien und Afghanistan und wurde
  • 1938 Vertreter des Berliner Verlagshauses Scherl in London.
  • 1939 bereiste er den Nahen Osten.
  • 1940 war von Studnitz Korrespondent in Den Haag und wurde dann in die Presse-Abteilung des Auswärtigen Amtes (mit pseudo-diplomatischem Status) verpflichtet.
  • 1945 wurde er von den Engländern sieben Monate inhaftiert.
  • 1948 ging von Studnitz für die Hamburger »Zeit« und das »Flensburger Tageblatt« nach Nürnberg, um den Prozessen gegen die Kriegsverbrecher beizuwohnen.
  • 1949 rief er in Stuttgart die Monatsschrift »Außenpolitik« ins Leben. In den fünfziger Jahren übernahm von Studnitz in Hamburg erst die Chefredaktion der »Hamburger Allgemeine Zeitung« und dann des »Hamburger Anzeiger«.
  • 1955 bis 1961 diente er als Pressechef und Direktor für "Public Relations" der Deutschen Lufthansa in Köln, um dann als stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung »Christ und Welt« in den Journalismus zurückzukehren.
  • 1979 übernahm er die Chefredaktion der »Zeitbühne«, die er 1982 niederlegte, um sich ganz der freien Mitarbeit bei »Welt am Sonntag«, »Bayernkurier«, »Criticon«, »Deutschland-Magazin«, »Konservativ heute«, »Nation Europa« und »Deutsches Adelsblatt« widmen zu können.


Hans-Georg von Studnitz gehört zu den bekanntesten konservativen Publizisten der Gegenwart.
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Noch eine Kurzfassung in seinem vermutlich letzten Werk

Hans-Georg von Studnitz - im Aug. 1907 in Potsdam geboren († 16. Juli 1993), ältester von fünf Söhnen des 1918 gefallenen Gardeartilleristen Thassilo v. Studnitz und der Anna Maria v. Schinckel, verheiratet mit Vera Schuler, Vater von drei Kindern, am Chiemsee lebend.

Er lernte in Hamburg und Valparaiso das Bankfach, betätigte sich in Buenos Aires und New York als Reedereikaufmann, trat 1931 erstmals publizistisch in der »Neuen Preußischen Kreuzzeitung« hervor.

1932 Redaktionsmitglied beim Berliner »Tag«, 1934-1940 Scherl-Korrespondent in Wien, Rom, Spanien, Indien, London, Nahost und Den Haag, 1940 in die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes berufen.

Studnitz wurde 1945 von den Engländern interniert, ging 1948 für »Die Zeit« nach Nürnberg, rief 1949 die »Außenpolitik« ins Leben, wurde Chefredakteur der »Hamburger Allgemeinen Zeitung« und des »Hamburger Anzeigers«, Pressechef der Lufthansa und Redaktionsmitglied bei »Christ und Welt«.

"Heute" ist Studnitz Kolumnist von »Welt am Sonntag«, »Bayernkurier«, »Zeitbühne« u.a. Studnitz, Verfasser zahlreicher Bücher, gehört zu den bekanntesten deutschen Publizisten.
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Im Innenteil des Umschlages von »Seitensprünge« finden wir :

»Ein Zeitungsschreiber ist ein Mensch, der seinen Beruf verfehlt hat«, sagte Bismarck. Niemand hat dagegen weniger einzuwenden als Studnitz, der, zum Offizier bestimmt, Architektur studieren wollte, sich statt dessen als Banklehrling und Reedereikaufmann versuchte, im Auswärtigen Amt diente, die Lufthansa wiederaufbauen half und als einer der glänzendsten Journalisten unserer Zeit und erfolgreicher Buchautor seine Bestätigung in einem Metier fand, für das er nicht geboren worden war.

Wenn der Journalismus - nach Friedrich Sieburg - die schwachen und die starken Naturen mit gleicher Heftigkeit anzieht, so gehört Studnitz zu den stärksten, die jemals publizistisch tätig wurden. Durch Herkunft und Erziehung mit einer grandiosen Unbekümmertheit ausgestattet, wurde er zum souveränen Beobachter einer der gnadenlosesten Epochen der Menschheitsgeschichte.

Der Bogen seines Berichts spannt sich vom kaiserlichen Potsdam und dem Hamburg königlicher Kaufleute über das Deutschland Weimars und Hitlers zu den fremden Welten jenseits der großen Meere: in das frühe Lateinamerika und in das späte Afrika, in die Hütte Gandhis und das Büro Nelson Rockefellers, in die Traumreiche Thailands, Tahitis und der japanischen Teestuben.

Als Dollfuß ermordet und die englische Mittelmeerflotte während der Abessinienkrise mobilisiert wurde, als der Alcazar von Toledo erstürmt und Mussolinis Freiwillige bei Guadalajara geschlagen wurden, als Chamberlain aus München nach London zurückkehrte - immer war Studnitz am Ort des Geschehens.

Er traf Wilhelm II. in Doorn, Louis Mountbatten auf Malta, den Herzog von Windsor in Friedrichsruh, Georg II. der Hellenen in Athen. Er flog mit Farouk über dem Nildelta und mit Adenauer um die Erde. Er war Gast von Nehru und Jinnah, von Abdallah und Nasser, Gesprächspartner von Churchill und Douglas Home, von Frei, Ongania und Kreisky. Er besuchte Tschombe in Madrid und Jan Smith in Salisbury. Er wurde von Franco und von Salazar an ein und dem gleichen Tage empfangen. Er erlebte den Untergang Berlins, teilte eine Gefängniszelle mit Raubmördern und ein Internierungslager mit Berufsbesiegten. Studnitz merkte sich alles und schrieb auf, was heute niemand mehr wahrhaben will.

Seine Feder wurde zur schärfsten publizistischen Waffe der Verteidigung in den Nürnberger Prozessen. Als erstem Deutschen nach dem Krieg öffnete ihm 1947 »The Times« ihre Spalten zum Protest gegen die Zerstückelung Deutschlands. Als Patriot und Kosmopolit, mit universaler Schau und brillantem Stilvermögen begabt, hält der Autor der »Seitensprünge« auf ironisierende Distanz zur eigenen Person.

Seit Jahrzehnten sind keine Memoiren von solcher Aussagekraft geschrieben worden. Wer dieses faszinierende Buch mit dem (für Studnitz typischen) Understatement-Titel »Seitensprünge« zu lesen beginnt, hat ein Abenteuer vor sich, das kein anderer Memoirenband bieten kann. »Mein Lebenslauf läßt sich nicht über den nach 1945 in Deutschland erwünschten Leisten schlagen«, schreibt Studnitz.
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Anmerkung zu den Aufzeichnungen :

von Gert Redlich im Mai 2018 - H. G. von Studnitz hat in seinen Büchern einen wirklich lesefreundlichen Schreibstil. - Als von einem sehr anspruchsvollen Deutschlehrer gedrillter Gymnasiast merkt man aber als Leser leider zu oft, daß ihm trotz allem Perfektionsdrangs ein Teil der gepflegten Hochdeutsch- Übung der gymnasialen Oberstufe fehlt.

Wichtige Abkürzungen und sein Sprachgebrauch

Weiterhin hatte ich bereits auf den ersten Seiten Verständnis-Probleme mit Abkürzungen, die bereits unserer Generation (um 1949) fremd sind. So konnte ich unter "RAM" keinen Bezug zum Hauptspeicher eines Computers herstellen, bis ich irgendwann viel zu spät las, das war der "Reichs-Außen-Minister" Ribbentrop, sein Chef. Auch bei dem Begriff "Promi" hatte ich Probleme, dachte immer an die "Promis" bei Film und Fernsehen. Es war  aber das Göbbelsche "Propaganda-Ministerium" gemeint.

Beim Lesen muß (sollte) man also etwas umdenken
, also sich zurückdenken - in die Generation, die das alles in den Jahren 1939 bis 1945 live erlebt hatte.

Weitere Besonderheiten . . . .

Es gibt in diesen Büchern von Herrn von Studnitz natürlich einige Besonderheiten, die uns erst spät auffallen.

Die Informationen über seine eigene Familie sind absolut marginal, spielte doch die Familie bzw. die Ehefrau(en) in diesen oberen adligen Kreisen oder "Sphären" eine überhaupt nicht unbedeutende Rolle. Von seinen Ehefrauen findet man fast nichts, von den drei Kindern gar nichts. Auch hatte Studnitz anscheinend keinen Draht zur modernen Kommunikationstechnik. Alleine das Telefon und der Fernschreiber werden öfter erwähnt, das Radio eher selten und das in den Anfängen steckende Fernsehen überhaupt nicht. Auch von der weltbewegenden Erfindung des Magnetophons liest man nichts.

In seiner Autobiographie wird zwar "angemerkt", daß er noch 4 Brüder hatte und daß sein Vater bereits zum Ende des 1. Weltkriegs gefallen war, - daß aber drei (bzw. 4) seiner Brüder bereits vor 1943 gefallen waren und daß das der Grund dafür war, daß er solch eine privilegierte Ausnahmeposition abseits des Fronteinsatzes bekleiden durfte, findet man erst in seiner Vita am Anfang in seinem weiteren Buch "Seitensprünge" aus dem Jahr 1975.

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