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60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007

1953 - die Kino-Technik heißt jetzt wieder FKT

Teleport Reportage-UKW-Funksprecheinrichtung 1953

Das Jahr 1953 beginnt mit einer Neuerung, denn die Kino-Technik heißt jetzt wieder FKT, und zwar Film-Kino-Technik. Eine der ersten Beiträge dieses Jahrgangs beschäftigt sich mit einem Thema, von dem man nicht glaubt, dass es schon über fünfzig Jahre alt ist. Nämlich mit Tonfilmaufnahmen unter Einsatz von Ultrakurzwellen-Geräten.

Von der Telefunken- Gesellschaft wurde ein kleines Reportage- Ultrakurzwellen-Geräte herausgebracht, das die Bezeichnung "Teleport" trug. Es stellte eine tragbare Funksprecheinrichtung dar, die von Telefunken anfänglich nur für Reportagezwecke entwickelt wurde, jedoch aufgrund praktischer Erfahrungen verschiedenste Einsatzmöglichkeiten bietet (Bild 11).

 

Das Gerät ließ sich überall dort einsetzen, wo eine Funksprechverbindung in einer Richtung auf mehrere Kilometer gewünscht wurde, oder wo Tonaufnahmen gemacht werden mussten, zu deren Durchführung aus örtlichen oder zeitlichen Gründen andere Tonaufnahmegeräte nicht herangezogen werden konnten. Gedacht war dieses Gerät auf der Filmseite beim "Regiefunk". Damit ist gemeint, dass man Anweisungen bei Außenaufnahmen mit weit voneinander entfernten Kameras und Regiestandorten bei guter Sprachverständigung geben konnte. Es wurde ferner der Empfänger für beispielsweise Tonaufnahmen von scheuen Tieren eingesetzt, wobei der Sender zum Beispiel am Vogelnest versteckt untergebracht wird, sodass er die Vogellaute einwandfrei aufnehmen kann, während die Kamera mit dem Teleobjektiv sehr viel weiter entfernt die Bildaufnahmen vornimmt.

 

Fese Superiko Kamera bis etwa 1952
Ablösung durch neue Fese KOD Superorthikon Kamera 1953
die Fese Vidikon Industrie-Kamera kam später

Eine Sensation, das Vidikon ???
(Nachtrag: es war das Orthikon)

Auf dem fernsehtechnischen Sektor gab es eine Sensation, die ebenfalls 1953 in der FKT beschrieben wurde. Es handelte sich um die langsame Ablösung der Super-Ikonoskop- Kameras durch das Vidikon (Nachtrag korrigiert - 1953 war es bereits das Superorthikon). Diese Bildaufnahmeröhren benutzten die photoemittierende Eigenschaft einer lichtempfindlichen Schicht auf dem Abtastschirm. Im Orthikon trifft das Licht auf einen Schirm mit einer leitfähigen Transparentscheibe, die eine lichtempfindliche photoleitfähige Schicht auf der dem Abtaststrahl zugewendete Seite trägt. Beim Abtasten mit einem langsamen Elektronenstrahl wird die Photoleitschicht durch die auftreffenden Elektronen negativ gemacht (entladen).

 

Obwohl auf diese Weise zwischen den beiden Seiten des Schirms ein Potentialgefälle entsteht, fließt doch nur ein geringer Reststrom. Erst mit der Belichtung der äußeren Seite durch das Aufnahmebild erhöht sich die Leitfähigkeit an den beleuchteten Stellen, sodass von diesen dann mehr oder weniger Elektronen, entsprechend der Bildhelligkeit, über die an der Schicht befindliche Signalanode abfließen kann. Dort sind wieder Strom- beziehungsweise Spannungsänderungen als elektrisches Bildsignal abnehmbar.

Diese Entwicklung sollte in den nächsten Jahrzehnten zum Standard der fernsehtechnischen Kameras werden
(dachte man damals jedenfalls). Der Fernsehtechnik musste und wollte die Filmindustrie etwas entgegensetzen, was diese unmöglich bieten konnte, zumal man sich vorstellen muss, dass das damalige Fernsehen ja nur Schwarzweiß war und die Spielfilme nach und nach alle auf Farbfilm aufgenommen wurden.

Dieser an sich ja schon beachtenswerte Unterschied wurde erstaunlicherweise damals gar nicht so sehr in den Vordergrund gestellt, vielleicht weil man von der Faszination des Fernsehens begeisterter war als von der hohen Qualität der Farbfilme. Vielleicht war es aber auch damals schon so, dass die Qualität des Bildes beim Publikum gar nicht den hohen Stellenwert hatte, den man bis in die heutige Zeit bei ihm annimmt.

Das Cinerama-Verfahren setzt Maßstäbe

Funktionsweise des Cineramaverfahren 1953

Eine Sensation war das dann auch in Deutschland gezeigte Cineramaverfahren (Bild12). Es benutzte ein größeres Bildfensterformat (sechs Perforationslöcher statt vier) und eine Bildfrequenz von 26 statt 24 Bilder/s. Und man brauchte spezielle Projektoren (und Aufnahmegeräte), denn die Aufnahmen wurden auf drei Kameras beziehungsweise die Wiedergabe auf drei Filme verteilt, die nebeneinander projiziert wurden. Die Projektionsobjektive sollten eine besonders große Schärfentiefe aufweisen, sodass das Schirmbild trotz seiner gekrümmten Fläche stets scharf und unverzerrt blieb.

 

Die Gefahr, dass die auf den Schirm projizierten drei getrennten Bildstreifen an ihren Stoßkanten Demarkierungslinien aufwiesen, sollte dadurch vermieden werden, dass sich an jedem Projektor längs der Bildflächenkante gezähnte Kämme mit hoher Geschwindigkeit hin und her bewegen, die die drei Cineramabilder an ihren Stoßkanten auf den Film diffus machen und so sichtbare Trennlinien verhindern. Der Ton war nicht nur stereophon sondern achtspurig.

 

Der Autor kann sich noch an eine Cineramavorstellung im Sportpalast in Berlin erinnern, die in der Tat sehr eindrucksvoll war. Doch gab es Verkantungen und sichtbare Stoßlinien, die dieses Verfahren von der qualitativen Seite stark her einschränkten.

 

Eine der ersten FOX Wochenschaun in Cinamescope
Kombinierte Bild-Magnetfilmkamera 1953

Bei dem größten Teil der sogenannten Wochenschauen, die immer noch das beliebteste Informationsmaterial vor dem Hauptfilm im Kino darstellten, wurde gewöhnlicherweise das Tagesereignis stumm aufgenommen, entwickelt und nachträglich vertont. Sehr viel schwieriger wurde indessen die Situation, wenn vollsynchrone Aufnahmen verlangt wurden, zum Beispiel die Ansprache eines Politikers. Im Filmbetrieb bediente man sich dabei einer Normalkamera, deren Antrieb über elektrisches Kabel durch eine besondere Stromquelle (Drehrichter) synchron mit der zum Beispiel im Übertragungswagen angebrachten Tonapparatur erfolgte.

 

Es folgten die ersten Versuche mit einer kombinierten Bild- und Ton-Kamera und einer Tonfilmaufzeichnung auf Magnetstreifen synchron zum Bild (Bild 13). Entwickelt wurde sie als 16-mm-Kamera, weil es sich bei Normalfilm eine verhältnismäßig große Apparatur ergab, die sehr unhandlich wurde. Es wurde nachgewiesen, dass das 16-mm-Filmmaterial der Auflösung des 625-Zeilen-Fernsehbilds voll entspricht und man somit auch eine solche Kamera für die Fernsehreportage verwenden könnte.

 

Der Trick mit dem Trick beim Fernsehen

Elektronischer Live-Trick mittels Elektronenschalter 1953

In der Frühzeit des Fernsehens war es relativ schwierig, Trickaufnahmen zu realisieren. Während man beim Film mit Maskenverfahren arbeiten konnte, gab es bei der elektronischen Bildübertragung keine Korrekturmöglichkeiten in diesem Sinne. Man entwickelte deshalb eine Methode, zwei Bildsignale von unterschiedlichen Kameras einem besonderen Elektronenschalter zuzuführen, der die Auswahl zwischen beiden Bildern mit einem sogenannten Silhouettensignal durchführte. Die Umschaltung von einer auf die andere Kamera erfolgte dabei so schnell, dass sie innerhalb einer Zeile des Fernsehbildes unbemerkt blieb.

 

Das zur Betätigung des Elektronenschalters nötige Silhouettensignal lieferte eine Photozelle, auf die das gleichmäßig helle Raster von einer Kathodenstrahlröhre projiziert wurde. Das Silhouettensignal kommt nun dadurch zustande, dass vor dem Schirm der Kathodenstrahlröhre eine undurchsichtige Maske angebracht wird, die das Raster an geeigneter Stelle abdeckt. Während die Photozelle bei den belichteten Rasterstellen Spannung abgibt und damit den Elektronenschalter beispielsweise auf Kamera 1 legt, schaltet sie bei den unbelichteten Flächen die Kamera 2 an (Bild 14).

 

Im Oktober 1953 wurde die Entscheidung getroffen, Theaterkopien künftig nur noch auf Sicherheitsfilm zu erstellen. Das war gar nicht ganz so trivial, wie man annehmen durfte, da die verschiedenen Filmunterlagen auch unterschiedliche Eigenschaften hatten. So musste man in den Vorführmaschinen Schaltrollen größeren Durchmessers verwenden, als sie bisher üblich waren, da sonst die Lebensdauer der Kopien auf Sicherheitsfilm geringer war.

 

Wie schnell brennt der Film ab ?

Um letztlich jeden Filmtheaterbesitzer davon zu überzeugen, wie wichtig die Einführung des Sicherheitsfilms ist, wurde ihnen ein Demonstrationsfilm zur Verfügung gestellt. Er zeigt, wie der Nitrofilm mit großer Flammentwicklung rasant abbrennt, während der Sicherheitsfilm zum völligen Abbrand mehrmals angezündet werden musste, und auch dann nur ganz langsam brannte (Bild 15).

 

Das Filmtheater stand sehr im Mittelpunkt. Neue Sesselkonstruktionen, akustische Bauweisen usw. wurden behandelt. Aber der wohl wichtigste Bestandteil des Filmtheaters ist die Bildwand. Und hier wurden verschiedenste Materialien ausprobiert und verwendet, vor allem um dem Ton nicht die hohen Frequenzen "abzuschneiden", da die Lautsprecher im Regelfall hinter der Bildwand angebracht waren. Die Wachstuchwand, auch als UFA-Tonwand bezeichnet, hatte kleine Löcher in der Bildwand mit Lochdurchmessern von etwa 1 mm und verband gute Reflexion mit guter Schalldurchlässigkeit. Das war bei anderen Konstruktionen nicht der Fall.

 

Der 3D Film

Darbietung eines Stereofilms der Volkswagen AG 1953

Zu den Neuentwicklungen, von denen man sich auch eine deutliche Abgrenzung gegenüber dem Fernsehen versprach, gehörte das Raumbildton-Verfahren Stereodyn. Es ist ein Verfahren für die stereoskopische und stereophonische Wiedergabe nach dem Zweibandverfahren, bei dem sich das für das linke und das rechte Auge bestimmte Bild auf zwei getrennten Bildstreifen befindet. Hier wurden ausführliche Untersuchungen zu dieser Technik durchgeführt, allerdings setzte sich der 3D-Film doch nicht ganz so durch, wie man das gedacht hatte, auch wenn eine Überschrift noch 1953 lautete: "Filmtheater stellen sich jetzt auf 3DFilm um". Bild 16 zeigt eine Stereovorführung der Volkswagen AG, allerdings aufgenommen nach dem Einbandverfahren Zeiss-Ikon.


„Union Rekord“-Schneidetisch für Lichtton- und Magnettonwiedergabe 1953

Die Tontechnik des Films wurde durch die Anwendung des Magnettons grundlegend umgestellt. Das hatte Konsequenzen auch für den Cutter und für die gesamte Filmsynchronisation, die vor Aufgaben gestellt wurden, die mit den bisherigen Schneidetische nicht zufriedenstellend gelöst werden konnten. Der neue Schneidetischen von Union Film mit der Bezeichnung "Union Rekord" hatte eine Magnetbremse und erlaubte den Momentstopp sowie Perforationsgenauigkeit (Bild 17). Durch Verwendung eines neuartigen Klammerriemens für den Antrieb wurde unter Ausschaltung jeder Längung ein absolut synchroner und geräuschloser Lauf gesichert.

 

Als bemerkenswert wird die Erleichterung des Einlegens durch eine besonders einfache Bildführung und Kennzeichnung der einzelnen Bahnen durch farbige Klappen hervorgehoben. Die Bildabtastung erfolgte durch ein Vierkantprisma auf einer Fläche der Größe 30x40 cm. Die beiden Tonbahnen dienen für Lichtton allein oder für kombinierte Lichtton-Magnetton- Abtastung. Das Abtastorgan ist vertikal verstellbar, sodass auf 17,5- und 35-mm-Magnettonfilm die verschiedenen Spuren abgetastet werden können. Schließlich ließ sich durch zusätzlichen Einbau einer vollautomatischen Synchroneinrichtung die Möglichkeit schaffen, ohne Betätigung der Fuß- oder Druckknopfsteuerung eine gewünschte Stelle durch Vor- oder Rücklauf so lange zu überprüfen, bis durch die Versetzung des Tonbands die absolute Synchronität erreicht war.


Der Schwenk und der Shuttereffekt

Der Autor kann sich gut erinnern, dass er während seiner Ausbildung zum Kameramann (etwa 15 Jahre später) auch die technischen Grundlagen für die Aufnahmetechnik in mathematischer Form gelernt hat. So was gibt es wohl heute nicht mehr. Schwenks bei Kameraaufnahmen werden nach Gefühl durchgeführt, und so passiert es nicht selten, dass hier atemberaubende Geschwindigkeiten gewählt werden, die einem fast aus dem Sessel werfen.

Durch das Fernsehen mit seinem Zwischenzeilenverfahren ist vielen Fernsehkameraleuten auch der Shuttereffekt wohl nicht bekannt. Allerdings kehrt vieles aus der Technik wieder zurück, und sollte man bei HDTV progressiv aufnehmen, so steht man nämlich wieder genau vor dem gleichen Problem, wie es die Filmkameramänner schon immer taten.

Interessant deshalb ein Bericht aus dem Jahre 1953 über die zulässige Schwenkgeschwindigkeit bei Kameraaufnahmen, um diesen Shuttereffekt zu verhindern. Dort werden auch Rechnungen angegeben, wie lang etwa ein Schwenk dauern muss, um ihn nicht sichtbar werden zu lassen. So sollte bei einer Brennweite von 17mm für 35mm-Filmkameras beispielsweise eine Zeit von rund 23 Sekunden für einen Winkel von 66 Grad geplant werden. Ziemlich langsam also aber doch vielleicht mal Wert, wieder aus dem Vergessen hervorgeholt zu werden.

 

Völlig neu - Cinemascope in Deutschland

das Cinemascope Format im Traumkino

Am 25. August 1953 konnten sich die ersten deutschen Kinotechniker im Lichtspieltheater Metro im Schwan in Frankfurt/Main von den Möglichkeiten des CinemaScope- Films überzeugen lassen. Der Start begann am 16. März 1953 in Los Angeles, vorgestellt wurden dann CinemaScope- Vorführungen kurze Zeit später in Paris und London sowie erwähnt eben im August in Frankfurt.

Das CinemaScope-Verfahren gab dem Film in seiner technischen Entwicklungen einen neuen Wendepunkt nach der Einführung des Tonfilms. Die Veranstaltung in Frankfurt hinterließ bei allen Anwesenden einen tiefen Eindruck. Bereits im November 1953 wurde dem deutschen Publikum "Das Gewand" vorgestellt, der erste CinemaScope-Film, dem in kürzester Zeit zwanzig weitere Filme folgten. Die Aufnahmen erfolgten mit einem anamorphotischen Vorsatz vor den Filmkameras, die Wiedergabe ebenfalls mit einem anamorphotischen Vorsatz vor dem Objektiv des Projektors. Die gekrümmte Bildwand, die in Frankfurt zur Anwendung kam, hatte die Abmessungen 5m Höhe x 12,6m Breite, was ein Bildseitenverhältnis von 1:2,52 ergab.

 

Völlig neu : Die XENON Lampe

eine Xenonlampe (im Projektor) 1955

Das Jahr 1953 war auch die Geburtsstunde der Xenon-Lampen im Filmatelier. Bis dahin arbeitete man ja mit Kohlebogenlampen, sogenannten Hochintensitätslampen. Osram stellte zu dieser Zeit die erste Xenon-Hochdrucklampe vor mit Tageslichtspektrum. Die ersten Lampen dieser Art waren luftgekühlte der 1- und 2-Kilowatt-Typen. Anfangs fehlte noch die nicht befriedigend angepasste Optik.

Diese Lampen mussten von außen gezündet werden, das heißt, die Gasstrecke musste mit einem Hochspannungsfunken leitend gemacht werden, was einer besonderen Zündeinrichtung bedurfte. Die ersten dieser Leuchten hatten die Zündeinrichtung noch nicht in die Leuchte selbst eingebaut, auch war eine sofortige Wiederzündung nicht möglich. Der erste Film, der mit solchen Xenon-Scheinwerfer-Lampen aufgenommen wurde, war "Das tanzende Herz" im Tempelhofer Atelier der Union Film.

 

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