Sie sind hier : Startseite →  Magazine und Zeitschriften→  (6) FKT Fernseh- und Kinotechnik→  Kinotechnik-Jahrgang 1941→  1941 - Der Kodachrom Film

Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.

.

Kodachrom im Laufe der Jahre

von Dr.-Ing. L. Busch - Vortrag, gehalten auf der 10. Tagung der Deutschen Gesellschaft für photographische Forschung.

Rückblick ins Jahr 1928

Seit dem Jahre 1928, als im Kodacolor-Verfahren erstmalig ein amateurgerechtes Filmverfahren vorlag, welches noch auf additiver Basis aufbaute, sind in kurzer Folge verschiedene andere Lösungen der Naturfarben- Photographie bekannt geworden, die ebenfalls zu bunten, oft sogar hervorragend naturgetreuen Bildern führen.

Keinem Verfahren war aber in kurzer Zeit ein solcher Erfolg beschieden wie dem Kodachrom-Verfahren, das im Jahre 1935 dem Markt erschlossen wurde.

Hier war ein derartig erfolgsicherer Weg zu einem guten Farbenbild gezeigt, daß die technisch interessierte Welt mit Recht nach dem Weg fragte, der dahin führte. Das führte dazu, daß im Jahre 1935 ebenfalls schon etwas von den Methoden bekanntgegeben wurde, mit denen bei diesem Verfahren gearbeitet wurde.
.

Die Methode der kontrollierten Diffusion

Die Methode der kontrollierten Diffusion stellt, wie der Verfasser selbst in seinem Vortrag vom 25. November 1935) schon ausführte, nur eine der vielen Möglichkeiten dar, die zu dem gewünschten Ziele führen.

Sie wurde aber deshalb bekanntgegeben, weil sie technisch gesehen ein überaus interessantes Verfahren darstellt, dessen zuverlässiges Arbeiten wohl für die meisten Techniker eine Überraschung bedeutete.

Wie an gleicher Stelle aber schon hervorgehoben, ist dem Verfahren trotz seiner guten Ergebnisse doch noch eine große Kompliziertheit eigen, welche vielfach dazu führte, seine Aussichten auf eine weitere Verbreitung kritisch zu beurteilen.
.

Immer noch am Anfang der Entwicklung des Farbfilms

Solche Stimmen gehen an der grundlegenden Tatsache vorbei, daß wir nämlich auch heute noch auf dem Gebiet des Farbfilms am Anfang einer Entwicklung stehen, deren Ende selbst für den Eingeweihten noch schwer vorauszusehen ist. Die Entwicklung, ist in so raschem Fortschreiten, daß es dem Mitschaffenden gewagt erscheint, einen bestimmten Weg als den einzigen zu bezeichnen. Wo in der Literatur derartige Behauptungen aufgestellt werden, müssen sie daher als voreilig zurückgewiesen werden.

Wir wissen heute noch nicht, ob beispielsweise die farbkuppelnde Entwicklung als solche generell beizubehalten ist oder ob nicht ihre Anwendung nur einem ganz bestimmten Bereich vorbehalten bleibt, während andere Wege bei den verschiedenen Erscheinungsformen der angewandten photographischen Technik zweckmäßiger sind.

Auch heute ist die Entwicklung keineswegs so weit fortgeschritten, daß schon über all die verschiedenen Wege gesprochen werden kann, welche beschritten wurden und welche noch nicht zu den dem Außenstehenden sichtbaren Erfolgen führten.

Der Wissensstand von heute (1941)

Immerhin ist der Zeitpunkt gekommen, an dem schon etwas mehr gesagt werden kann. Dabei muß, soweit das Kodachrom-Verfahren in Frage kommt, von der grundsätzlichen Feststellung ausgegangen werden, daß man in der Literatur zu Unrecht das Wesen des Kodachrom-Verfahrens in der kontrollierten Diffusion gesehen hat.

Es wurde übersehen, daß stets betont wurde, das Verfahren unterscheidet sich von dem durch Fischer theoretisch 1911 bekanntgegebenen Dreischichtenverfahren in erster Linie dadurch, daß für die Entwicklung aller Schichten Entwicklungslösungen benutzt wurden, die beide farbbildenden Komponenten enthielten, und daß auf Grund von eingehenden Versuchen von der Einlagerung von Farbbildnern in die Schichten im Interesse des Ergebnisses Abstand genommen wurde.

Diese Bemerkung befindet sich in der aus dem Jahre 1930 stammenden deutschen Patentschrift 616 941/57 b/18,08. Diese Patentschrift enthält aber auch, wie nachher noch gezeigt werden soll, das dem Kodachromfilm wesentlich zugrunde liegende Verfahren, während die kontrollierte Diffusion in ihr zwar ebenfalls schon, aber nur als ein hilfsweise benutztes Mittel, erwähnt ist.
.

Es gibt noch mehr Veröffentlichungen

Historisch gesehen sind aber einige andere Veröffentlichungen noch vorher zu nennen. Es empfiehlt sich vielleicht, kurz zu erwähnen, daß der Name „Kodachrom" aus dem Jahre 1914 stammt und zuerst für ein von I. G. Capstaff entwickeltes Zweifarben-Verfahren geprägt wurde und später grundsätzlich zum Unterschied von dem additiv wirkenden Kodacolor-Verfahren für die Entwicklungsarbeiten an subtraktiven Verfahren beibehalten wurde.

Historisch gesehen ist es ebenfalls bemerkenswert, daß Methoden der kontrollierten Diffusion keineswegs zuerst bei der farbkuppelnden Entwicklung zur Anwendung gelangten, sondern von Mannes und Godowsky schon 1922 bei einem nach dem Beizverfahren arbeitenden Zweifarben-Verfahren verwendet wurde, welches als Vorläufer des Verfahrens des deutschen Patentes 484 901 anzusehen ist, trotzdem das amerikanische Patent erst erheblich später veröffentlicht wurde.

Verschiedenste Erfinder auf dem Gebiet der Farben-Photographie

Allgemein bekannt ist, daß in den Jahren 1920-1930 die verschiedensten Erfinder auf dem Gebiet der Farben-Photographie tätig waren, und daß es sehr schwer ist, die verschiedenen Verfahren einwandfrei gegeneinander abzugrenzen.

Der Vollständigkeit halber muß daher erwähnt werden, daß auch das bekannte amerikanische Reißue-Patent von Troland 18680 eine Reihe von Maßnahmen enthält, welche bei den nachstehend zu erläuternden Kodachrom-Methoden hilfsweise ebenfalls mitbenutzt werden.

Einen wichtigen Schritt in der Entwicklung, die dann zu dem Verfahren des DRP. 619 941 führte, bedeutet sodann das Verfahren des im Jahre 1927 angemeldeten amerikanischen Patentes 1 980 941, in welchem die später auch von dritter Seite benutzte Bildumkehr eines zunächst schwarzweiß entwickelten Bildes durch unmittelbar anschließende Entwicklung mit einem farbkuppelnden Entwickler beschrieben wurde.

Ihm folgt sodann das Verfahren des DRP. 616 941. Dieses geht davon aus, daß die Einlagerung von Farbbildnern in die Emulsionsschicht die Farbgebung ungünstig beeinflußt, so daß bessere Ergebnisse erzielt werden, wenn die farbbildenden Komponenten erst mit der Entwicklungslösung an die Bildstelle herangebracht werden.

Die in ihm als Hilfsmittel erwähnte kontrollierte Diffusion fand in dem DRP. 631 324 eine endgültige Lösung, welche sich durch eine bemerkenswerte Gleichmäßigkeit auszeichnete. Sie wurde daher zunächst für das 16mm-Verfahren praktisch angewendet, aber auch in begrenztem Maß für Kleinbildfilme.
.

Und es ist immer noch nicht zuende - der Farbbildner

Aus diesen Hinweisen auf die Vorgeschichte des ganzen Verfahrens ist schon mit genügender Deutlichkeit zu entnehmen, daß mit der Arbeitsweise der kontrollierten Diffusion keineswegs ein Abschluß erreicht war, zumal sie zu einem wesentlichen Einwand noch Anlaß bot.

Bei ihr wurden nämlich in wenigstens zwei Schichten Farbstoffbildner gebildet, deren Bleichprodukte in der Schicht verblieben und somit die Farbgebung des endgültigen Bildes beeinflußten. Die hierbei eintretende Wirkung geht aus einem Vergleich hervor, der im Anschluß an den Vortrag gezeigt wird.

Blumenaufnahmen wurden unter identischen Bedingungen aufgenommen und einmal nach dem Verfahren der kontrollierten Diffusion und sodann nach dem nachstehend erläuterten Verfahren unter Verwendung der gleichen Farbbildner hervorgerufen. Der Unterschied in der Reinheit der Farben ist augenfällig.

Die beobachtete Wirkung liegt dabei ganz im Sinne der Beobachtung, die K. Meyer im 2. Band der Fortschritte der Photographie ausspricht, wonach von der Verhinderung von Nebenreaktionen eine wesentliche Verbesserung der Bildqualität zu erwarten sei.
.

Die Entwicklung neuer "Sensibilisatoren"

Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, daß in diesen entscheidenden Jahren seit 1928 etwa auch die Entwicklung neuer Sensibilisatoren in schneller Folge gelang.

Es wird wohl einmal einer späteren Zeit vorbehalten bleiben, genau zu ermittein, wieweit dadurch letzten Endes überhaupt der Mehrschichtenfilm in seiner heutigen Qualität ermöglicht wurde. Jedenfalls wurden zahlreiche neue Cyanine und ähnlich wirkende, ganz neue Farbstoffklassen aufgefunden, die sich durch wertvolle Eigenschaften, wie Säure- oder Alkalibeständigkeit, auszeichneten oder auch der wechselweisen Einwirkung beider Agentien Widerstand leisteten.

Dadurch war schließlich ein technisches Mittel gegeben, um dem Verfahren des DRP. 616 941 eine besonders einfache Ausführungsform zu geben.

Ein neues Entwicklungsverfahren

Unter Zusammenfassung der verschiedenen Methoden ergab sich dabei das folgende Entwicklungsverfahren: Nach einer allgemeinen Schwarzweiß-Entwicklung wird der Film durch die Unterlage hindurch mit rotem Licht intensiv bestrahlt und sodann in einem Blaugrünentwickler hervorgerufen.

Nach kurzem Spülbad wird er dann mit der Schichtseite blauem oder violettem Licht ausgesetzt und anschließend in einem Gelbentwickler hervorgerufen.

Schließlich wird in der Mittelschicht durch einen kräftigen Entwickler ein Purpurbild hervorgerufen, wie das beispielsweise in dem britischen Patent 500 721 von Schinzel angegeben ist.

Der ganze Vorgang läuft kontinuierlich ab und erfordert apparativ und zeitmäßig einen geringeren Aufwand als beispielsweise das von der Kodak ausgeübte Umkehrverfahren für Schwarzweiß-Filme mit kontrollierter Zweitbelichtung.

Es ist klar, daß auch bei dieser Entwicklungsmethode das Silber aus dem Film entfernt wird und zwar am Schluß zusammen mit dem Silber der erstentwickelten Negativbilder.
.

Und es funktioniert ....

Die Arbeitsweise dieses Verfahrens stellte sich schon nach kurzer Erprobung als so zuverlässig heraus, daß praktisch die ganze Entwicklung darauf eingestellt wurde, unabhängig davon, ob der Film ursprünglich für dieses Verfahren speziell hergestellt wurde oder nicht; denn die grundsätzliche Arbeitsweise ist so vieler Varianten fähig, daß sie nicht an das Fabrikat, sondern nur an die Mehrschicht gebunden ist.

Darüber hinaus zeigte sich aber für die Fabrikation des Films ein besonderer Vorteil. Das Verfahren, die Behandlung einzelner Schichten durch spektrale Belichtung, welche der entwickler- evtl. auch fixierbadbeständigen Sensibilisierung angepaßt ist, zu ermöglichen, zeigte sich als so kritisch und einwandfrei, daß von der Verwendung besonderer Trennungsschichten Abstand genommen werden konnte, welche bei der kontrollierten Diffusion noch notwendig waren.

Im Aufbau des Films war daher nur noch das Gelbfilter notwendig, welches bei der Aufnahme die Ausschaltung des blauen Lichtes von der grün- und der rotempfindlichen Schicht bewirkt. Der Film wurde daher zu einem Vierschichtenfilm, ein Vorteil, der besonders der Bildschärfe zugute kommt.

Das Verfahren ist kurz nochmals in der Abbildung zusammengefaßt, in welcher die einzelnen Stufen schematisch wiedergegeben sind.
.

Die Farb-Komponenten sind in der Entwicklerlösung

Wie aus dieser Schilderung zu entnehmen ist, handelt es sich bei Kodachrom also keineswegs um ein bestimmtes Verfahren, sondern um eine Reihe von Methoden, welche alle von der Tatsache Gebrauch machen, daß das entwickelte Farbbild offenbar leichter abgestimmt werden kann, wenn die Komponenten in der Entwicklerlösung verwendet werden.

Die Methoden sind in langjähriger Arbeit ausgebaut worden und beschränken sich keineswegs auf die Umkehrung allein. Trotzdem ist die angewandte Umkehrmethode so einfach, daß auch hier ohne jede Schwierigkeit kopiert werden kann, wie eine kurze Probe zeigen wird.

Überhaupt ist bei der letzten Entwicklung besonderer Wert darauf gelegt, daß die Bilderzeugung den maschinellen Entwicklungsaufwand, wie er heute bei der Kinoindustrie üblich ist, möglichst nicht übersteigt.

Dieses Ziel dürfte auch in vollem Umfang erreicht sein. Gesehen vorallem vom Standpunkt der Qualität und Gleichmäßigkeit, bietet das Verfahren eine vorzügliche Grundlage zur Gewinnung hochwertiger Originale, die der Vervielfältigung auf verschiedenste Weise, darunter der direkten Kopierung, keinerlei besondere Schwierigkeiten bereiten.

Dies war zum Beispiel der Anlaß, weswegen auch Großformate geschaffen wurden, die von den Druckanstalten besonders gewünscht wurden. Ohne zu übertreiben, darf festgestellt werden, daß es keinen Zweig der angewandten Photographie gibt, in dem "wo" nicht nach diesen Methoden gearbeitet werden kann.
,

Und alles ist ausgiebig patentiert

Es ist der Vervollständigung halber zu bemerken, daß der Patentschutz auf die verschiedenen Möglichkeiten des grundsätzlichen Verfahrens weitgehendst ausgebaut wurde, wie das insbesondere während der noch andauernden Entwicklungsperiode selbstverständlich erscheint. Über die Patentlage kann jedoch mit Ausnahme der genannten Schutzrechte zunächst nichts weiteres gesagt werden.

Abschließend sei nochmals betont, daß auch heute, sechs Jahre nach der ersten Bekanntgabe des Mehrschichtenfilms Kodachrom, die Gesamtentwicklung noch völlig im Fluß und am Anfang steht.

Der Verfasser ist aber davon überzeugt, daß die Kodachrom-Methoden dabei, insbesondere für die Aufnahmetechnik, eine erhebliche Rolle zu spielen berufen sind.
.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.