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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Der Stand des Farbenfilms (Anmerkung : Stand 1941)

Von Dr. Richard Schmidt. Vortrag auf der 3. Jahrestagung der DKG am 10. Mai 1941.

Um den heutigen Stand des Farbenfilms zu umreißen, ist es zweckmäßig, den Weg, der uns bis hierher geführt hat, aufzuzeigen. Diese Rückschau ist um so mehr gerechtfertigt, als wir seit kurzem über Farbenfilmverfahren verfügen, die in der denkbar einfachsten Weise zu verarbeiten sind.

Der Fortschritt, der damit gemacht wurde, läßt sich für denjenigen, der nicht ständig mit der Farbenfilmtechnik in Kontakt war, nur durch eine Gegenüberstellung der jetzigen Arbeitsweise mit den früheren Farbfilmverfahren verdeutlichen.

Die Farbverfahren der Vergangenheit

Allen Farbverfahren, die seit 40 Jahren und mehr vorgeschlagen wurden, ist mit einer einzigen Ausnahme die Grundidee des Dreifarbenauszugs gemeinsam.

Jede Farbe kann "aufgelöst" (getrennt) werden in die drei Komponenten Rot, Grün und Blau, wobei je nach der Ausgangsfarbe der Anteil der Komponenten verschieden groß ist.

Umgekehrt kann aus der Übereinanderlagerung von rotem, grünem und blauem Licht jede Farbe hergestellt werden. Man nennt das eine additive Farbsynthese.

Auf dieser Grundtatsache baut sich die praktische Farbenphotographie bei allen Verfahren auf.
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Das Farbspaltverfahren

Der Grundgedanke aller Farbaufnahmen ist der, daß jede in der Natur vorkommende Farbe in die drei Anteile Rot, Grün und Blau zerlegt wird und jeder Anteil für sich in der Aufnahmeschicht gespeichert wird. Die Aufnahmeverfahren unterscheiden sich darin, wie sie die Zerlegung und Speicherung der einzelnen Farbkomponenten vornehmen.

Grundsätzlich stehen zwei Wege für die Farbtrennung offen. Der eine ordnet die Farbauszüge in mehreren Filmen oder auch in einem Film nebeneinanderliegend an. Hierzu werden meistens optische Hilfsmittel verwendet.

Da es sich infolge dieser Hilfsmittel um die Aufspaltung eines optischen Strahlenganges handelt, wird dieses Verfahren als Farbspaltverfahren bezeichnet. (Von Eggert wurden früher diese Verfahren schon als „Spreizverfahren" bezeichnet.)

Das Farbsiebverfahren

Die zweite Kategorie verwendet an Stelle der Spaltung eines optischen Strahlenganges die Hintereinanderordnung mehrerer verschiedener lichtempfindlicher Schichten, wobei durch Sensibilisierung und Filter erreicht wird, daß jede Komponente nur in der für sie bestimmten Schicht niedergelegt wird. Dementsprechend bezeichnen wir nach dem Vorgang von Eggert diese Verfahren als Farbsiebverfahren.

Insgesamt nennt man das die Dreifarbenauszugsmethode

Außer reinen Farbspalt- und Farbsiebverfahren gibt es indessen auch solche, bei denen ein oder mehrere Farbkomponenten nach der Spaltmethode, die restlichen Komponenten nach der Siebmethode auseinandergetrennt werden.

Man kann auf diese Weise eine Systematik der Farbaufnahmeverfahren aufstellen, die alle prinzipiellen Möglichkeiten, die im Rahmen der Dreifarbenauszugsmethode gegeben sind, umfaßt. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal in dieser Systematik soll dienen, wie viele einzelne Filme während der Aufnahme in der Kamera gleichzeitig laufen.

Gliederung nach dem technischen Aufwand

Der technische Aufwand bei der Farbaufnahme ist am größten in der linken oberen Ecke des Schemas, am geringsten in der rechten unteren Ecke.

Es versteht sich, daß es einfacher ist, einen Film in einer normalen, vom Schwarzweißfilm her bekannten Kamera laufen zu lassen, als etwa zwei oder drei Filme in einer eigens dafür zu entwickelnden Spezialkamera.

Es ist ferner einleuchtend, daß die Methoden der Farbspaltung besondere optische Hilfsmittel notwendig machen, wie sie beim Schwarzweißfilm ungebräuchlich sind. Eine Ausnahme macht hier nur das rechts oben aufgeführte "Dufaycolorverfahren", das in der Handhabung bei der Aufnahme den Farbsiebverfahren mit einem Film entspricht.
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Drei Filme in der Kamera ist aufwendig

Trotz des größeren Aufwandes hat die Verwendung von drei Filmen in der Kamera nicht zu unterschätzende Vorteile, wie das seit Jahren in Amerika verwendete Technicolorverfahren zeigt. (Wir sind immer noch in 1941.)

Der Gesichtspunkt der zahlreichen Farbfilmerfinder, darunter auch der Technicolorleute, die die Verwendung von drei getrennten Filmen für ratsam hielten, liegt bei dem Problem der Farbfilmwiedergabe.

Ein Farbfilm-Aufnahmeverfahren für sich ist, wie sich von selbst versteht, nichts wert, wenn nicht auch die einwandfreie Möglichkeit der Farbfilmwiedergabe mit einer beliebig großen Auswahl von Kopien gegeben ist.

Physikalisch betrachtet, stellt die Farbwiedergabe die Umkehrung des Aufnahmevorganges dar. Grundsätzlich muß aus den drei Komponenten, den Farbauszügen, wiederum die Mischfarbe, wie sie der Aufnahmegegenstand aufwies, gebildet werden.
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Am Ende muß die Mischfarbe wieder stimmen

Hierfür stehen prinzipiell zwei Wege offen. Der eine bedient sich der additiven Mischung von farbigem Licht. In der einfachsten Form werden die drei Teilbilder, die dem Rot-, dem Grün- und dem Blauauszug entsprechen, unter Vorsatz der entsprechenden Lichtfilter wieder übereinander projiziert.

In diesem Falle wird also die Farbspaltung mit optischen Mitteln rückgängig gemacht. Das bedeutet, daß genau wie bei der Aufnahme auch bei der Wiedergabe bestimmte optische Einrichtungen an der Projektionsmaschine angebracht werden müssen.

Da es sich um die Addition der drei Teilbilder handelt, spricht man hier von einer additiven Wiedergabe. Man kann sie auch als Farblichtwiedergabe bezeichnen.
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Die subtraktive Wiedergabe

Die zweite Methode der Farbfilmwiedergabe vermeidet die Verwendung besonderer vom Schwarzweißfilm abweichender optischer Einrichtungen für die Projektion. Man bringt in diesem Fall die drei Farbauszüge auf einem einzigen Film unter. Die 3 Farbteilbilder müssen sich im Positiv überdecken.

Während bei der additiven Methode die nebeneinanderliegenden Farbauszüge schwarzweiße Silberbilder darstellen, die erst im Weg des Strahlenganges durch Filter gefärbte Lichtbilder liefern, sind hier die positiven Farbauszüge selbst gefärbt.

Man kann deswegen diese Methode im Gegensatz zum Farblichtverfahren als Farbstoffverfahren bezeichnen oder in der üblicheren Weise als subtraktive Wiedergabe.
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Die Vorteile der subtraktiven Wiedergabe

Außer der Verwendungsmöglichkeit jeder Projektionsmaschine hat die subtraktive Wiedergabe den Vorteil der größeren Helligkeit der Bilder. Das ergibt sich daraus, daß bei subtraktiver Wiedergabe Weiß durch das Fehlen jedes Farbstoffes an der betreffenden Stelle des Films gegeben ist, während bei additiver Wiedergabe der Weißeindruck durch die Oberdeckung von rotem, grünem und blauem Licht entsteht.
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Die Nachteile der additiven Wiedergabe

Jedes dieser Filter läßt aber nur einen Bruchteil des Projektionslichtes durch, der unter sonst gleichen Verhältnissen kleiner ist als ein Drittel der gesamten Lichtmenge.

Man kann bei additiver Wiedergabe je nach der Strenge der Filter und nach den optischen Verhältnissen mit 1/3 bis 1/4 der Helligkeit der subtraktiven Wiedergabe rechnen.

Der Vergleich :
Hingegen besteht der Nachteil der subtraktiven Wiedergabe häufig in der geringeren Farbtreue, die dadurch bedingt ist, daß sich das Bild aus Farbstoffen aufbaut, während die Teilbilder bei additiver Wiedergabe Silberbilder sind.
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Die additive Bilderzeugung

Ähnlich wie für die Aufnahmeverfahren läßt steh eine gewisse Systematik der Wiedergabeverfahren durchführen. Danach kann die additive Bilderzeugung durch überlagern farbigen Lichtes auf die Projektionsleinwand nach drei Methoden erfolgen, und zwar entweder indem drei in sich vollständige Bilder übereinander projiziert werden (das ist das Verfahren Francita} oder indem die Bildfläche in feinen Streifen den Rot-, Grün- oder Blauauszug übereinander projiziert enthält (das ist der Fall beim Linsenrasterverfahren) oder indem das Bild in einen Punktraster aufgelöst ist (dies trifft bei dem Dufaycolorverfahren zu).

Die subtraktive Bildwiedergabe

Für die subtraktive Bildwiedergabe, bei der bereits der wiederzugebende Film farbig ist, können die drei Teilbilder entweder auf einen Blankfilm aufgedruckt werden (wie bei Technicolor) oder es kann ein doppelseitig begossener Positivfilm verwendet werden, bei dem durch einen noch zu besprechenden Kunstgriff der dritte Farbauszug nachträglich überlagert wird, oder es kann ein sogenannter Dreischichtenfilm verwendet werden, der in jeder Einzelschicht die entsprechenden Farbstoffe bereits enthält.

Auch hier gibt es wieder Unterschiede

Hier ist wiederum die Unterteilung möglich, daß die Farbstoffe im Verarbeitungsprozeß aus dem bereits gefärbten Film ausgebleicht werden, oder daß die Farbstoffe in jeder Schicht während der Verarbeitung erst gebildet werden.

Das erstgenannte Verfahren entspricht dem Gasparcolor- und Pantachrom- Verfahren, das zweitgenannte dem Agfacolor- und Kodachrom- Verfahren. Diese beiden Verfahren können unter dem Begriff „Farbentwicklungsverfahren" zusammengesetzt werden.
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Die Bewertung des Fortschritts beim Farbenfilm

Sie mögen nun vielleicht fragen, warum ich in einem Vortrag, der den heutigen Stand des Farbenfilms kennzeichnen soll, auf diese systematischen Gesichtspunkte und auf die Merkmale der Verfahren, die bisher für den Farbenfilm herangezogen wurden, so tief eingehe.

Wie ich bereits einleitend sagte, läßt sich der jetzt erreichte Stand in der Farbfilmherstellung nur deutlich machen, wenn man die früher vorgeschlagenen und zum Teil durchgeführten Farbfilmverfahren zum Vergleich heranzieht. Dann erst werden Sie sehen, welchen Fortschritt die neuen Farbverfahren in der Bearbeitung darstellen.

Darüber hinaus ist jedoch vorauszusagen, daß der Auftrieb, den die Idee des Farbenfilms durch die neuen Farbentwicklungsverfahren erhält, ein Wiederaufleben zahlreicher älterer Vorschläge, die sich bis jetzt nicht durchsetzen konnten, zur Folge haben wird.
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Die Erklärung im Detail - das Gasparcolor-Verfahren

Es ist also durchaus geraten, an Hand der systematischen Übersicht der Farbaufnahmeverfahren (Abb.1) die wichtigsten Verarbeitungs- und Handhabungsmerkmale der hauptsächlichsten bisherigen Farbenfilmverfahren zu charakterisieren.
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In der ersten Spalte der Übersicht tritt uns hier als bekanntes Verfahren das Gasparcolor-Verfahren entgegen, das es indessen wegen der Schwierigkeiten der Aufnahme mit dreimaliger Farbspaltung auf drei Einzelfilme bis jetzt nicht zu einer brauchbaren Aufnahmetechnik für bewegte Naturaufnahmen gebracht hat.

Es wurde deswegen fast ausschließlich für Zeichentrickfilme verwendet, bei denen an die Einhaltung der richtigen sekundlichen Bildfrequenz bei der Aufnahme keine Anforderungen gestellt werden müssen.

Das Technicolor-Verfahren

In der gleichen Spalte begegnet uns als ein seit acht Jahren (wir schreiben 1941) in großem Umfange in Amerika ausgeübtes Farbfilmverfahren das Technicolor-Verfahren. Diese Firma hat sich erfolgreich der Aufgabe unterzogen, eine brauchbare Atelierkamera für den gleichzeitigen Durchlauf von drei Filmen zu entwickeln, bei der zwei Filme im Kontakt und ein Film getrennt von den anderen abläuft. Die Wiedergabe erfolgt bei Technicolor subtraktiv, und zwar werden für die Wiedergabe die drei Teilfarbenauszüge auf einem Blankfilm nach einem Druckverfahren zusammengebracht, das ähnlich wie ein Farbenoffset-Verfahren arbeitet.

Nach den drei Teilnegativen werden Matrizenfilme photographisch hergestellt, die mit Farbstoffen eingefärbt und in komplizierten Maschinen auf die Gelatineschicht des Positivfilms umgedruckt werden.

Eine Hauptschwierigkeit hierbei ist die Erzielung einer genauen Passung der Farbdrucke, da andernfalls Farbsäume entstehen. Beim aufmerksamen Betrachten von Technicolorbildern entdeckt man tatsächlich häufig die Farbsäume.

Auch die Schärfe des Bildes wird durch den Druckvorgang verschlechtert. Der Technicolorprozeß hat sich als industriell im großen durchführbar und erfolgreich erwiesen. Der technische Aufwand liegt bei diesem Verfahren im Aufnahmevorgang und in der Kopieranstaltsverarbeitung.

Als Kopieranstalten müssen völlig neuartige Fabriken errichtet werden, die mit den üblichen photographischen Kopieranstalten wenig gemeinsam haben. Eher sind es Kreuzungen zwischen Kopieranstalt und Druckerei. Außer in Amerika wurde bis jetzt nur in England ein Betrieb errichtet.
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Es hat nicht an Versuchen gefehlt, die 3 Teilnegative des Technicolorverfahrens auf einfache Weise zu einem Positivbild auszuwerten.
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Das Pantachrom-Verfahren der Agfa

In der zweiten Spalte unserer Systematik begegnen wir als einzigem Dreifarbenverfahren dem Pantachrom-Verfahren der Agfa. Obwohl diesem Prinzip voraussichtlich in der Praxis keine Zukunft mehr beschieden sein wird, sei das Wesen dieses interessanten Verfahrens hier kurz gestreift.

Um den Bau einer eigenen Aufnahmekamera nach Art der Technicolorkamera mit drei Filmen zu vermeiden sowie aus kopiertechnischen Gründen, beschränkt sich das Verfahren auf die Verwendung von zwei Filmen und legt unter Verwendung der Farbspaltung mittels Linsenraster zwei Farbauszüge rasterartig nebeneinander in die gleiche photographische Schicht.

Der dritte Auszug wird auf dem Rückfilm nach der Methode der Farbsiebung erhalten.

Der Wiedergabefilm ist so aufgebaut, daß er auf der einen Seite zwei Farbschichten, auf der anderen Seite des Trägers eine Farbschicht enthält. Durch Anwendung bestimmter optischer Strahlengänge und Filter in der Kopiermaschine wird jeder Farbauszug der Negative in die zugehörige farbige Schicht des Positivfilms hinüberkopiert, die dann entsprechend der entwickelten Bildgrenze angebracht wird.

Der technische Aufwand dieses Verfahrens liegt in der Rohfilmherstellung, insbesondere bei dem Linsenrasterfrontfilm und dem farbigen Kopiermaterial, ferner bei der Aufnahme, da sowohl eine Bipackkamera benötigt wird als auch infolge des Linsenrasterfilms Einschränkungen in der Wahl der Aufnahmeoptik bestehen.

Weiter liegt ein erhöhter technischer Aufwand in der Kopieranstaltsverarbeitung. Wie bei allen Verfahren, bei denen Einzelfilme auf einen Kopierfilm zusammen kopiert werden, besteht die Gefahr der Deckungsfehler und damit der Farbsäume.
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Das „Francita"-Verfahren oder gleichnamige Methoden

In der dritten Spalte der Systematiktafel begegnen wir im obersten Feld drei Verfahren, die alle auf dreifacher Farbspaltung beruhen, indessen wesentliche Unterschiede darin aufweisen, wie diese Farbspaltung ausgeführt wird.

Am einfachsten scheint die Methode „Francita" zu sein, übrigens gibt es noch eine ganze Reihe von anderen Verfahren, die nach dem gleichen Typus aber unter anderem Namen arbeiten.

Hier werden auf die Fläche eines Normalfilmbildes durch ein besonderes optisches System unter Einschaltung von Filtern drei, bei anderen Verfahren sogar vier kleine Bildchen aufgebracht, von denen jedes einen Farbauszug darstellt.

Jedes Teilbildchen hat knapp die Größe eines Schmalfilmbildes. Die Wiedergabe erfolgt sozusagen durch Umkehr dieses Strahlenganges, indem durch das gleiche optische mit Filterscheiben versehene System die Schwarzweißkopie dieses Films projiziert wird, worauf auf der Leinwand durch additive Überlagerung der drei bzw. vier Teilbilder das Naturfarbenbild entsteht.

Dieses Verfahren scheint unter den Farbfilmverfahren das Ei des Kolumbus zu sein. In der Praxis hat es sich bis jetzt leider weder als so einfach noch so leistungsfähig erwiesen, wie es sich die Erfinder erhofft haben.

Der technische Aufwand liegt hier nur in der Aufnahme- und der Wiedergabeoptik, während die Rohfilmhersteilung, Aufnahmekamera und Kopieranstaltsverarbeitung gegenüber Schwarzweißfilm unverändert sind. Bis jetzt erwies sich indessen das Verfahren als nicht genügend leistungsfähig im Auflösungsvermögen der Bilder, in der Vermeidung von farbigen Bildrändern infolge der Schrumpfung des Films und in der Helligkeit der Wiedergabe.
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Das Keller-Dorian-Berthon- Verfahren

Dem zweiten Verfahren mit dreifacher Farbspaltung unter Verwendung eines einzigen Films liegt ein wirklich genialer Erfindungsgedanke zugrunde.

Die ersten Ideen stammen von Keller-Dorian und Berthon, um die Ausarbeitung erwarb sich Siemens große Verdienste.

Durch ein mikroskopisch feines Raster von Zylinderlinsen, die in die Zelluloidseite des Films eingeprägt sind, werden die drei Teilauszüge als außerordentlich feine Streifenraster nebeneinander in eine photographische Schicht verlegt.

Die Wiedergabe stellt auch hier ohne weiteres die Umkehrung des Aufnahmestrahlenganges dar. Der technische Aufwand dieses Verfahrens liegt in der Rohfilmherstellung, wenigstens soweit sie die gerasterte Filmunterlage angeht, ferner in der Aufnahmeoptik und in geringerem Maße in der Wiedergabeoptik.

Dazu kommen Erschwerungen beim Kopieren, da auch der Positivfilm ein Linsenraster aufweist und die Gefahr der Moirebildung durch bestimmte technische Einrichtungen sorgfältig vermieden werden muß.

Die Einführung des Verfahrens in die Praxis hat bis jetzt hauptsächlich Schwierigkeiten in der zu geringen Helligkeit der Bildwiedergabe gefunden, die man zwar durch bestimmte hochreflektierende Bildwände sowie durch neue Projektionslampen zu überwinden versuchte.

Bis jetzt hat die an sich vorhandene Leistungsfähigkeit des Verfahrens diesen beträchtlichen technischen und finanzteilen Aufwand für die Filmtheater nicht gerechtfertigt.
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Das Dufaycolor-Verfahren

Das dritte Verfahren, das sich der dreifachen Farbspaltung unter Verwendung eines Films bedient, ist das Dufaycolor-Verfahren der Ilford-Gesellschaft in England.

Hier hat man sich die Aufgabe gestellt, in der Aufnahme und in der Wiedergabe ohne zusätzliche technische Einrichtungen auszukommen. Dafür ist der Film so vorbereitet, daß bei der Aufnahme das Bild in mikroskopisch kleine Punkte in die drei Teilauszüge gerastert wird.

Die Wiedergabe stellt auch hier die unmittelbare Umkehrung des Strahlenganges dar. Die Mischfarben entstehen bei der Dufaycolorwiedergabe durch Überschreitung der Auflösungsgrenze des Auges. Z. B. wird ein gelbes Feld in dem projizierten Bild bei Dufaycolor dadurch bewirkt, daß ein roter und ein grüner Punkt auf der Leinwand so dicht zusammenfallen, daß aus einiger Entfernung das Auge diese beiden Farbpunkte nicht mehr getrennt wahrnimmt.

  • Anmerkung : Und schon sind wir beim Farbfensehen der 1960 Jahre.


Es tritt dann im Auge eine Verschmelzung des roten und des grünen Bildpunktes zu einem gelben Fleck ein. Aus der Nähe betrachtet besteht somit ein projiziertes Dufaycolor-Bild aus roten, grünen und blauen kleinen viereckigen Feldchen, die durch das überlagerte Silberbitd mehr oder weniger verdunkelt sind.

Die Handhabung des Verfahrens ist bis auf gewisse Maßnahmen beim Kopieren denkbar einfach. Der Aufwand liegt hier fast völlig in der Rohfilmherstellung. Auf den Rohfilm wird vermittels komplizierter Maschinen ein mikroskopisch feines Strichraster aus den drei Grundfarben aufgebracht.

Es werden an die Regelmäßigkeit des Rasters große Anforderungen gestellt, da sonst Farbfehler auftreten und überdies erweist es sich als sehr schwierig, das Raster so fein zu machen, wie es eigentlich sein müßte, um dem erforderlichen Auflösungsvermögen gerecht zu werden. Wie alle additiven Verfahren leidet auch Dufaycolor unter ungenügender Helligkeit bei der Bildwiedergabe.
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Und jetzt noch zweit Verfahren : Agfocolor und Kodachrom

Das letzte Feld in der systematischen Übersicht enthält zwei Verfahren: Agfocolor und Kodachrom. Die Tatsache, daß nur ein Film in der Kamera läuft in Verbindung mit dem Umstand, daß dreimalige Farbsiebung angewendet wird, läßt erwarten, daß diese Verfahren bei der Aufnahme und bei der Wiedergabe einfacher sind als alle anderen Verfahren.

Das trifft auch tatsächlich zu, Aufnahme und Wiedergabe gehen völlig mit den vom Schwarzweißfilm geläufigen Einrichtungen vor sich. In der Kopieranstalts- verarbeitung sind nur insofern Unterschiede, als mit Rücksicht auf die Farbentwicklung zahlreichere und weniger robust arbeitende Entwicklungsbäder angewendet werden als beim Schwarzweißfilm, wenigstens gilt das für Agfacolor.

Der unabdingbar mit jedem Farbfilmverfahren verknüpfte technische Aufwand liegt hier ausschließlich in der Rohfilmherstellung. Dazu kommen, indessen weniger aus systematischen als aus verfahrenstechnischen Gründen, gewisse Erscheinungen in einigen Arbeitsgängen in der Kopieranstalt.

Wegen der außerordentlichen Bedeutung, die diesen Verfahren für die Zukunft zukommt, möchte ich auf das Prinzip und auf die damit gemachten Erfahrungen näher eingehen.
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Das Farbentwicklungsverfahren bei Agfacolor

Ich beschränke mich dabei im wesentlichen auf das Agfacolor-Verfahren, zumal durch den gestrigen Vortrag von Herrn Dr. Busch die bei Kodachrom praktisch verwendete Arbeitsweise ausführlich dargestellt wurde.

Das Kodachrom-Verfahren wird übrigens z. Z. nur als Umkehrverfahren für Amateurzwecke ausgeführt. Die Kopieherstellung ist zwar möglich, wird aber nicht angestrebt. Bei Agfacolor handelt es sich um Farbentwicklungsverfahren. Auch das Negativ ist hier ein farbiges Biid, und zwar sind die Farben komplementär zu denen der Natur.

Wird dieses komplementärfarbige Negativ wiederum auf Agfacolor-Positivfilm kopiert, so sind die nun erhaltenen Farben des Positivs komplementär zum Negativ, d. h. also, sie entsprechen wiederum den Naturfarben. Diese Verarbeitung geht in an sich normalen Entwicklungsmaschinen vor sich. Das Kopieren von Agfacolor-Negativen erfordert einige Veränderungen an der Kopiermaschine gegenüber Schwarzweiß-Kopiermaschinen.

Diese Änderungen beziehen sich indessen nur auf die Kopierlichtanordnung. Es ist notwendig, mit farbigem Licht kopieren zu können, um die richtige Farbabstimmung des Positivbildes zu erhalten.

Je nach der Färbung des Kopierlichtes werden außerordentlich verschiedenartige Resultate erhalten.
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Die Sensibilität des Kopierlichtes

Die Färbung des Kopierlichtes muß sehr feinstufig und trotzdem in weiten Grenzen geregelt werden. Es steht hierfür entweder die additive oder die subtraktive Färbung des Kopierfichtes zur Verfügung.

Bei der additiven Lichtmischung wird das Licht von vier einzeln geregelten Lampen, in deren Strahlengänge die entsprechenden Filter eingesetzt sind, auf das Kopierfenster der Maschine konzentriert. Da jede Einzelfarbe mit einer großen Anzahl von Abstufungen geregelt werden kann, ist die gesamte Variationsmöglichkeit der Kopierlichtfärbung sehr groß.

Im Falle der subtraktiven Kopierlichtfärbung werden geeignete im Vorrat hergestellte Lichtfilter auf einem Blendenband befestigt, das zwischen Lichtquelle und Kopierfenster eingesetzt wird. Beide Methoden haben sich in der Praxis gut bewährt.
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Die Tonfilmwiedergabe bei Agfacolor-Positiven

Die Tonfilmwiedergabe bei Agfacolor-Positiven weicht von der Wiedergabe normaler Schwarzweißfilme insofern ab, als normalerweise auch die Tonspur am fertigen Film aus Farbstoffen aufgebaut ist.

Diese Farbstoffe haben in dem hauptsächlichsten Empfindlichkeitsbereich der Photozellen für die Tonwiedergabe geringe Absorption, was für die Qualität der Tonwiedergabe, insbesondere die Lautstärke und das Störgeräusch, ungünstig ist.

Man hilft sich dadurch, daß man den Entwicklungsprozeß der Positive so leitet, daß in der Tonspur das entwickelte Silber nicht ausbleicht. Dazu wird das Bleichbad in Form eines Schleimes vermittels einer Düse auf den Film, und zwar nur auf die Bildbreite, aufgetragen.

In 1941 Empfindlichkeitssteigerung um Fakor 5

In den letzten Monaten hat das Agfacolor-Negativ-Positiv-Verfahren dadurch einen wesentlichen Fortschritt gemacht, als es der Agfa gelang, die Empfindlichkeit des Aufnahmematerials etwa um den Faktor 5 zu steigern.

Bis dahin betrug die notwendige Beleuchtungsstärke im Atelier für übliche Kameras und Objektive zwischen 25.000 und 30.000 Lux. Bei dieser Beleuchtungsstärke tritt bei einigermaßen empfindlichen Personen bereits eine derartige Blendung ein, daß die Möglichkeiten der Schauspielkunst wesentlich in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die neuerdings notwendige Beleuchtungsstärke von (nur noch) 5.500 Lux entspricht nur noch derjenigen, die noch vor einigen Jahren beim Schwarzweißfilm allgemein üblich war.

Dieser Fortschritt wurde übrigens nicht mit einer Einbuße sonstiger guter Eigenschaften erkauft. Vielmehr ist gleichzeitig die Farbtönung verbessert worden, sowie die Eignung der Filme für alle Lichtspieltheater erreicht worden.

Die Ausleuchtung der Szenen im Atelier

Der Ausleuchtung der Szenen im Atelier ist allgemein beim Farbfilm und so auch beim Agfacolor-Negativ-Positiv- Verfahren besondere Beachtung zuzumessen. In der Farbfilmgruppe der Ufa, in der diese Fragen in den letzten Monaten eingehend untersucht worden sind, wird deswegen nach einem Vorschlag des Herrn von Lagorio von jeder Szene ein Lichtverteilungsplan angefertigt.

Die Messung des Aufnahmelichtes ist beim Farbfilm von fundamentaler Bedeutung. Der Belichtungsspielraum des Films ist wegen der geringen Ausgleichsmöglichkeiten durch das Kopierlicht kleiner als beim Schwarzweißfilm.

Außerdem steht beim Farbnegativentwickeln nicht die Möglichkeit einer verschieden langen Entwicklungszeit offen, wie es im Schwarzweißfilm noch immer der Fall ist.
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Wie später beim Farbfernsehen - die Gesichtsfarbe

Bei Atelieraufnahmen ist das entscheidende Prüfobjekt für die Güte eines Farbverfahrens die befriedigende und angenehme Wiedergabe der menschlichen Gesichtsfarbe.

Indessen ist bei schlechter Hautwiedergabe nicht immer die Schuld dem Farbverfahren zuzumessen, sondern häufig den Schminkkünsten der Maskenbildner oder Schauspieler selbst, die allzusehr auf die Bedingungen beim Schwarzweißfilm zurückgreifen.

Um auch hier zu systematischen Erkenntnissen und zu reproduzierbaren Ergebnissen zu gelangen, wird in der Farbfilmgruppe der Ufa für jedes Gesicht ein Sehminkschema festgelegt, nach dem sich die Schauspieler und die Maskenbildner zu richten haben.
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Die Schärfe des Bildes

Bei jedem Farbfilmverfahren kommt der Schärfe des Bildes eine besondere Bedeutung zu. Im allgemeinen wird das farbige projizierte Bild für weniger scharf gehalten als Schwarzweißbilder. Der Grund hierfür ist, daß das Auge sich beim Schwarzweißfilm tatsächlich mit einer geringeren Schärfe zufrieden gibt, sie im Gegenteil sogar wegen ihrer plastiksteigernden Wirkung bis zu einem gewissen Grade als angenehm empfindet, während beim farbigen Bild wegen der größeren Naturtreue und wegen des geringeren Kontrastes der gleiche Unschärfegrad als störend empfunden wird.

Wie die Schärfenverhältnisse bei den wichtigsten Farbverfahren unter vergleichbaren Verhältnissen sind, sollen einige Mikrophotographien zeigen (Abb. 5-9).

Die Ausgangsbilder slellen in allen Fällen Köpfe ungefähr gleicher Größe dar, die nach sorgfältigem Aussuchen als optimal scharf innerhalb jedes Verfahrens angesehen werden mußten. Sie wurden mit 28facher Vergrößerung mikrophotographiert.

Man erkennt, daß das Agfacolorbild (Abb. 5) zwar im Kontrast geringer ist als das Schwarzweißbild (Abb. 9), davon abgesehen aber an Schärfe nicht unterlegen, an Feinkörnigkeit sogar allen anderen Bildern überlegen ist.

Bei Technicolor (Abb. 6) erkennt man sehr deutlich das Runzelkorn, das durch den Druckprozeß entsteht.
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Neu : die Oberflächenvergütung neuer Objektive

Das Bestreben, die Bildschärfe und den Farbkontrast bei der Farbfilmaufnahme zu steigern, wird durch die seit kurzem zur Verfügung stehenden Objektive mit Oberflächenvergütung merklich unterstützt.

Es ist zu erwarten, daß diese Entwicklung auf dem Gebiet der Aufnahmeobjektive noch nicht abgeschlossen ist.
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1941 - Zwei Farbfilm-Verfahren werden dominieren

Auf dem Farbfilmgebiet stehen sich heute in der Welt praktisch zwei Verfahren gegenüber: in Amerika das
Technicolorverfahren, das als Dreifarbenverfahren seit acht Jahren ausgeübt wird und, nachdem wenigstens 40 große neben zahlreichen kleineren Filmen hergestellt worden sind, das infolgedessen über einen außerordentlich großen Schatz von Betriebserfahrungen verfügt.

Auf der anderen Seite stehen die Farbentwicktungs-verfahren, insbesondere das Agfacolor-Negativ-Positiv-Verfahren, dessen versuchsweiser Einsatz in die Praxis mit dem Kriegsbeginn zusammenfällt.

Trofz der großen Schwierigkeiten, die dieser Umstand für alle an der Farbfilmentwicklung Beteiligten - die Rohfilmfabrik ebenso wie die Aufnahmebetriebe und die Kopieranstalten - mit sich gebracht hat, ist in dieser Zeit unablässig und auf allen Gebieten an der Weiterentwicklung und Verbesserung des Farbverfahrens gearbeitet worden.

Zu der technischen Durcharbeitung des Verfahrens muß sich nun auch die künstlerische Auseinandersetzung mit der Aufgabe des Farbfilms gesellen. In dem wirkungsvollen Einsatz des durch die technischen Grenzen des Verfahrens Gegebenen haben die amerikanischen Farbfilmhersteller zur Zeit noch den Vorsprung.

Die Eigenheiten und die Grenzen des Technicolorverfahrens lassen diese Erfahrungen allerdings häufig zur bloßen Routine werden. Wir erwarten vom Farbfilm mehr! Für die Aufgaben der Farbfilmkunst das beste Instrument zu schaffen, ist das Ziel aller auf diesem Gebiet tätigen Techniker des deutschen Films.
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