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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Die Entwicklung des deutschen Tonfilms

Von Dr. W, R a h t s. Vortrag, gehalten auf dem Empfangsabend der 3. Jahrestagung der DKG.

Herr Reichsminister Dr. Goebbels hat in seiner letzten Rede anläßlich der Kriegstagung der Reichsfilmkammer auf die Bedeutung der Technik für den deutschen Film hingewiesen und hat an alle Filmschaffenden die Mahnung gerichtet, die Technik zu pflegen, damit wir auf dem technischen Gebiet nicht ins Hintertreffen geraten.

Die heutige Tagung der DKG, auf der wir einerseits den bedeutenden Techniker Carl Froelich durch die Verleihung der Oskar Meßter - Denkmünze ehren wollen, andererseits auf 20 Jahre deutschen Tonfilm zurückblicken, gibt uns die willkommene Gelegenheit, im Sinne des Reichsministers einiger hervorragender deutscher Filmtechniker zu gedenken.

Oskar Meßter

Wie schon häufig an dieser Stelle ausgeführt worden ist, verdankt die deutsche Filmindustrie ihr Entstehen im Wesentlichen der Tätigkeit Oskar Meßters, des Mitbegründers und Ehrenvorsitzenden der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft. Gewiß waren vor ihm bereits andere Erfinder auf diesem Gebiete tätig, aber sie haben zum Teil auf Wegen gearbeitet, die entweder in einer Sackgasse mündeten oder die nicht bis zum endgültigen Erfolg führten.

Oskar Meßter war es, der nicht nur die ersten deutschen Filmapparate für Aufnahme, Bearbeitung und Vorführung schuf, sondern der auch als erster Unternehmer gewissermaßen die erste Filmfirma gründete und in einer Reihe von Jahren die Grundlage für die spätere Filmindustrie legte.

Schon lange vor dem Weltkriege erkannten Meßter und sein damaliger Assistent Carl Froelich, daß man die Ausdrucksmöglichkeiten des stummen Films bedeutend steigern könnte, wenn man die gesprochenen Worte und die passende Musik dazu hören könnte.

Sie begleiteten daher ihre Filme mit Schallplattenmusik, indem sie teilweise sogar bereits erst die Musik bzw. die Sprache aufnahmen und dann danach die betreffende Szene drehten. Der 1. Weltkrieg zerstörte, wie so vieles andere, auch diese Entwicklung, und als der Krieg zu Ende war, mußte das Problem Tonfilm von neuem angepackt werden.
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Ein Ausflug in die alte reichsdeutsche NS-Doktrin ....

Das Jahr 1918 war das Jahr des politischen Niederganges der deutschen Nation. Jeder, der mit offenen Augen durch die Welt ging, empfand diese Zustände als unhaltbar und viele versuchten in endlosen Diskussionsabenden einen Ausweg aus diesen Verhältnissen zu finden.

So trafen sich bei einem dieser fruchtlosen Gespräche, denen die richtige Zielsetzung und einheitliche Führung fehlte, zufällig Dr. Engl und Hans Vogt an einem Diskussionsabend der Landsgemeinde des Wandervogels im alten Zentrum von Berlin.

Hier brachten beide spontan ihre Unzufriedenheit mit dem nutzlosen Diskutieren zum Ausdruck und kamen auf ihr ureigenstes Gebiet, die Physik und Technik, zu sprechen; ein Gebiet, auf dem sie im Gegensatz zu den uferlosen politischen Diskussionen den festen Boden des Experimentes unter den Füßen fanden. An diesem Abend und auf dieser Grundlage fanden sich diese beiden Erfinder zusammen.
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Dr. Engl, Vogt und Massolle

Andererseits kannten sich Massolle und Hans Vogt seit dem Jahre 1911, als beide bei der Torpedoinspektion der Marine auf dem Gebiet der Funkentelegraphie zusammen arbeiteten.

Im Jahre 1918 befestigten sie diese Zusammenarbeit bei der Firma Seibt, für die Vogt tätig war, und bei der Massolle im Auftrage der Marine neue Apparate entwickelte. Zusammen mit Dr. Engl beschlossen Massolle und Vogt Ende 1918, die Tonfilmerfinder zu werden.

Anmerkung : Eine sehr blöde Formulierung - sie beschlossen Tonfilmerfinder zu werden - das wußten ssie erst nachher, als alles verloren war.

Diesem Entschluß folgte sofort die Tat. Mit Genehmigung des damaligen Arbeitgebers der drei Herren, der Firma Dr. Seibt, konnten Vorversuche unternommen werden, die die Erfinder in ihrem Glauben an die Lösbarkeit der Aufgabe bestärkten, die ihnen jedoch im März 1919 eine fristlose Kündigung von Seiten ihres Arbeitgebers einbrachte.

  • Anmerkung : Die Hintergründe dieser Kündigung wurden nach 1945 detailliert aufgearbeitet.

    Die Radio Firma Dr. Seíbt war in den 1920er Jahren genauso bekannt wie Loewe, Schaub, BRAUN, Telefunken, Siemens, AEG und andere Namen. Und Dr. Seibt wollte mit Sicherheit ebenfalls von der Entwicklung der drei "Gäste" profitieren.

    Nur lief es hier genau anders herum als zum Beispiel bei Telefunken und Walter Bruch und der PAL. Bruch war immer (nur) als Erfinder benannt, doch das juristische Patent meldete Telefunken an. Gleiches galt für Prpfessor Hausdörfer bei der BOSCH Fernseh GmbH. Er war der Erfinder, der Patentinhaber war die ROBERT BOSCH GmbH.

    Bei Seibt hatten anscheinend die drei Erfinder die ersten 4 Patente selber angemeldet - aber gleich auf ihre drei Namen und nicht auf die Firma Dr. Seibt.


Die Erfinder waren sich von Anfang an darüber klar, daß der neu eingeschlagene Weg zum mindesten im Anfang kein leichter sein würde. Sie selbst und ihre Familien waren bereit, ihre Person und Existenz in die Wagschale zu werfen und jedes Opfer auf sich zu nehmen.

Die Erfinder nahmen deshalb unbedenklich lieber eine fristlose Entlassung in Kauf, als ihr selbsterworbenes Gedankengut als reine Fabrikerfindung beansprucht zu sehen.
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Die drei Erfinder brauchten jetzt Geld zu Leben

Nach unendlichen Mühen gelang es im Hochsommer 1919 dann endlich, einen Bürgen zu finden in der Person des Herrn Dr. H. Harbich. Es glückte Herrn Dr. Harbich, die Direktoren der Lorenz-Gesellschaft persönlich für die Idee des Tonfilms zu gewinnen.

Es kam im Juli 1919 zum Abschluß eines Vertrages zwischen der Geldgebergruppe (den Fabrikdirektoren Robert Held, Franz Walloch, Georg Wolf, dem Obering. Otto Scheller und dem Physiker Dr. E. Grave) einerseits und der Erfindergruppe (Engl, Massolle, Vogt) andererseits.

Laboratorium für Kinematographie

Laut Vertrag wurde eine Gesellschaft nach bürgerlichem Recht geschaffen zur technischen Vollendung und gemeinsamen Verwertung der Erfindungen der Erfindergruppe. Diese Erfindungen waren bisher in 20 Patentanmeldungen festgelegt, über 16 Patentanmeldungen hatten die Erfinder freies Verfügungsrecht.

Die ersten 4 Patente waren Gegenstand einer Klage der Firma Seibt geworden. Die neue Gesellschaft führte den Namen: Laboratorium für Kinematographie.
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Die Verstärkerröhre von Lieben

Mit einer unbeschreiblichen Begeisterung und mit Feuereifer fingen die Erfinder an, die nach praktischer Arbeit ausgehungert waren, das Laboratorium für Kinematographie aufzubauen.

Die Räume wurden bald in Wilmersdorf, Babelsberger Straße 49, gefunden. Werkstatt und Vakuumanlage entstanden, bald wurde mit den eigentlichen Arbeiten begonnen.

Wenn man sich den damaligen Stand der Technik vor Augen führt, so muß man sagen, daß für den Tonfilm eigentlich so gut wie nichts vorhanden war.

Es lagen einige theoretische Arbeiten von Ruhmer, Gehrke, Berglund u.a. vor und eine Reihe von praktischen Erfahrungen aus dem Filmschaffen von Meßter und Seeber. Nicht zu vergessen sind dabei die ersten Verstärkerröhren von Robert v. Lieben, die eine wesentliche Voraussetzung für den Tonfilm waren.

Ein Mikrophon wurde gebraucht

Es war aber noch unendlich viel zu schaffen, und die drei Erfinder machten sich an die Arbeit, zunächst das Mikrophon umzugestalten, die Verstärkerröhre, die bisher nur für Signalzwecke verwendet wurde, zu verbessern, die Gehrkesche Aufzeichnungslampe durch die Ultrafrequenzlampe zu ersetzen, eine neue Photozelle an Stelle der bekannten Selenzelle auszuarbeiten, die photographischen Unterlagen für die Tonaufzeichnung zu erforschen und schließlich auch auf dem Lautsprechergebiet vollkommen Neues zu entwickeln.

So schnell, wie man im Anfang gehofft hatte, wurde man daher mit der Lösung des Problems nicht fertig. Dazu kamen finanzielle Schwierigkeiten durch die Inflation.
Mehrmals mußten die Geldgeber weitere Mittel bewilligen.

Sie wurden naturgemäß immer vorsichtiger, während die Zuversicht der Erfinder nicht zu beugen war.
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Die Vorführung am 24. März 1921

Nach endlosen Versuchen bereiteten sie für den 24. März 1921 eine Vorführung für die Geldgebergruppe mit Interessenten der Filmindustrie vor. Auf zwei getrennten Filmen wurde eine Vortragskünstlerin, die das Gedicht „Heideröslein" von Goethe sprach, gezeigt und zu Gehör gebracht.

Auf dieser Vorführung vor 20 Jahren entschied sich das weitere Schicksal des deutschen Tonfilms. Die Geldgeber befestigten ihr Vertrauen zu der Sache und bewilligten prinzipiell ihre fernere finanzielle Unterstützung.

Wenn auch durch die weiteren Geldmittel-Zuschüsse die Anteile der Erfinder immer weiter sanken, so war doch das Glück und die Zufriedenheit der Erfinder groß. Sie waren es gewohnt, ihre ganze Existenz immer wieder für die Sache einzusetzen, denn die Voraussetzung für allen Erfolg war das Gelingen der Erfindung überhaupt.

Mit dieser gelungenen Vorführung, die ihnen das Vertrauen und die finanzielle Hilfe der Geldgebergruppe sicherte, schien für sie alles gewonnen zu sein.
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Die erste öffentliche Demonstration im Berliner Alhambra

Nach dieser Vorführung gingen die Arbeiten wieder mit neuem Schwung weiter. Verbesserungen wurden eingeführt, neue Apparate gebaut. Schon ein reichliches Jahr später, am 27. September 1922, waren die Erfinder so weit gekommen, daß sie das erste öffentliche Demonstrationsprogramm in dem Berliner Filmtheater Alhambra vorführen konnten.

Hierbei vereinigten sie bereits Bild und Ton auf einem einzigen 42mm breiten Film. Vor diesem ersten öffentlichen Auftreten gaben die Erfinder ihrem Werk den Namen „Tri-Ergon".

Diese Aufführung fand ihren Widerhall in der ganzen in- und ausländischen Presse. Endlich konnten die Erfinder aus ihrer Verborgenheit heraustreten und nach Jahren offen über ihre Arbeit sprechen, denn es war ihnen unter großen Opfern gelungen, ihre Arbeit bis zu diesem Tage geheimzuhalten.
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Warum auch immer, fast kein Interesse

Der erste Sturm der Begeisterung und der Überraschung über die technische Neuerung flaute jedoch bald ab. Es machte sich im Gegenteil eine allgemeine Opposition bemerkbar.

Der stumme Film, die Musiker und die Theater fühlten sich in ihrer Existenz bedroht. So kam es dazu, daß trotz des technischen Erfolges der Uraufführung diese neue und für die damalige Zeit revolutionäre Erfindung von der Presse angefeindet oder totgeschwiegen wurde.

Es wurde mit absoluter Sicherheit bewiesen, daß der Tonfilm nie eine Rolle spielen würde: Der stumme Film habe seine Berechtigung in sich, denn sein Hauptreiz sei die Möglichkeit, daß der Zuschauer seine Phantasie und Kombinationsgabe während der Vorführung entfalten könne, mit diesem Anreiz könne nie der Tonfilm konkurrieren, er sei deshalb ein totgeborenes Kind.
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Die Geldgebergruppe wurde ungeduldig

Auch das freundliche, vertrauensvolle Einvernehmen mit der Geldgebergruppe, die auf Verkauf des Erflndungskomplexes drängten, trübte sich. Jedoch war in Deutschland bei der Opposition gegen den Tonfilm kein Interesse vorhanden.

Die drei Erfinder bemühten sich nun eifrigst von sich aus Käufer zu finden und die Öffentlichkeit für ihre Sache zu erwärmen. Zu diesem Zweck veranstalteten sie im Mai 1923 in der Musikhochschule zu Berlin ihr erstes Fernkonzert.

Die Künstler und die Presse waren nach wie vor zurückhaltend, jedoch das Publikum entschied anders. Die Karten waren ausverkauft und die Kasse wurde gestürmt.
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Endlich ein Käufer - aber aus der Schweiz

Nach diesem Fernkonzert fand sich als erster ernsthafter Käufer ein Schweizer Rechtsanwalt, der im Sommer 1923 den ganzen Erfindungskomplex für ein Schweizer Konsortium kaufte.

Nun gab es in der schlimmsten Inflationszeit Devisen, mit denen sich die Erfinder im Zahnärztehaus in der Bülowstraße ein eigenes Atelier einrichten konnten. Es wurden neue verbesserte Apparate hergestellt, die Erfinder nahmen einzelne Szenen und einzelne Filme auf, doch bald traten wiederum finanzielle Schwierigkeiten ein.

Nun griffen die Erfinder zur Selbsthilfe. Es wurden mit den im Schubert-Saal des Zahnärztehauses aufgenommenen Filmen Wandervorführungen durch ganz Deutschland veranstaltet. Die Erfinder gründeten ihre eigene Gesellschaft, die Tri-Ergon-Betriebsgesellschaft.
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Wandervorführungen mit großem Erfolg

Diese Wandervorführungen gestalteten sich finanziell wie auch propagandistisch zu einem großen Erfolg. Es gelang eine Zeit lang alle erforderlichen Geldmittel zur Weiterführung des Betriebes aus den Einnahmen der Wandervorführungen zu decken.

Die drei Erfinder stellten damals unter Beweis, daß sie nicht nur imstande gewesen waren, den Tonfilm technisch zu erfinden, sondern auch Filme herstellen und damit eine gesunde geldliche Basis schaffen konnten. Diese Freude der Erfinder an ihrem Werk war nur von kurzer Dauer.
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Der Lizenteigner untersagte weitere Aufführungen

Die inzwischen in Zürich gegründete Tri-Ergon A.G. untersagte den Erfindern den Vorführungsbetrieb und bemühte sich, Lizenzen an Filmfirmen abzugeben, bei der bekannten Einstellung der Firmen des stummen Films ein absurder Gedanke. Damit war der Tonfilm tot.

Die Erfinder, die in jahrelanger, mühevoller Arbeit unter großen Opfern den Tonfilm verwirklicht hatten, die auch mit ihren Wandervorführungen gezeigt hatten, was sie aus ihrer Erfindung herauszuholen imstande waren, diese Erfinder wurden im April 1926 aus ihrer Tätigkeit vor Vertragsablauf entlassen.

Verkauft ist eben "verkauft"

Diese Entlassung brachte die große Ernüchterung, über Nacht besaß ein völlig fremder, internationaler Konzern ihre Erfindung. Die Erfinder hatten nichts mehr mit ihrem Werk zu tun, sie waren ausgeschaltet, ohne Stellung, ohne Recht.

Jeder der drei Erfinder mußte sich eine neue Betätigung suchen. Erst sehr viel später wurden ihre Verdienste um die Schaffung des Tonfilms, wenigstens ideell, anerkannt und im Jahre 1934 verlieh die Deutsche Kinotechnische Gesellschaft den 3 Erfindern die Oskar Meßter-Denkmünze.

Die Ufa machte 1925 einen Tonfilm-Versuch

Im Jahre 1925 machte die Ufa den Versuch, einen Tonfilm „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" zu drehen, der aber infolge der damaligen unglücklichen Verhältnisse nur mit unzulänglichen Mitteln durchgeführt wurde und daher zum Scheitern verurteilt war.

Bekanntlich haben dann die Amerikaner die Tri-Ergon-Patente für USA für ein sehr geringes Geld erworben und in Amerika den Tonfilm, zeitweise mit Hilfe von Dr. Engl, weiterentwickelt.

Der erste amerikanische Tonfilm „Singing fool" - ein Welterfolg

Nach Deutschland kam dann als erster Tonfilm „Singing fool". Der große Erfolg dieses Films, der nach dem Nadeltonverfahren (mit mitlaufender Schallplatte) hergestellt war, rief nun endlich die Deutschen auf den Plan.

In der Zwischenzeit war die Tobis AG. gegründet worden und diese hatte sich mit der Klangfilm, der gemeinsamen Gründung der AEG und Siemens, zusammengetan, so daß nun endlich eine energische industrielle Bearbeitung der Tonfilmfragen in Deutschland möglich war.

1929 erste deutsche Tonspielfilm „Die Nacht gehört uns"

1929 wurde der erste deutsche Tonspielfilm „Die Nacht gehört uns" gedreht und kam Weihnachten 1929 zur Aufführung. Hier wurde zum ersten Male der heute übliche 35mm breite Film mit der Tonspur zwischen Bild und Perforation benutzt.
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Der Schöpfer war Carl Froelich

Der Schöpfer dieses ersten deutschen Tonspielfilms war Carl Froelich. Froelich war seit geraumer Zeit nicht nur im Film tätig, sondern mit Leib und Seele dem Film verfallen.

Er hatte 1902 lange vor dem Kriege seine Tätigkeit als Assistent und Mitarbeiter von Oskar Meßter begonnen und hatte den Film von seinen ersten Anfängen an kennengelernt. Schon damals waren Kunst und Technik im Film innig gepaart, wenn wir auch heute geneigt sind, auf Kunst und Technik der Filme vor 35 Jahren etwas hochmütig herabzusehen.

Aber Meßter und Froelich taten auf beiden Gebieten ihr Bestes. Die Apparaturen wurden ständig verbessert und in zähem Kampf wurde versucht, Kunst und Künstler für den Film zu gewinnen. Hier wurde die Grundlage geschaffen für die charakteristische Arbeitsweise Carl Froelichs, Technik und Kunst zu vereinigen.

Dann kam der (der erste) Weltkrieg und mit ihm ganz andere Aufgaben. Froelich wurde der erste PK-Mann des damaligen Krieges; er war von 1914-1915 der Filmberichterstatter des Großen Hauptquartiers und hat viele Begebenheiten des Heeres und der Marine im Film festgehalten.

1915 schuf Meßter in bewundernswert kurzer Zeit die Reihenbild-Fliegerkamera und bald sehen wir Froelich auch in der Luftbildnerei beschäftigt. Das Kriegsende führte Froeüch wieder zum Film zurück.
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Die Meßtersche Firma war jetzt ein Teil der Ufa

Manches hatte sich nach 1918 verändert, die Meßtersche Firma war in der Ufa aufgegangen und der Film wurde der Tummelplatz der merkwürdigsten Elemente.

Der Apparatebau war inzwischen an große Firmen übergegangen, das Kopiergewerbe entwickelte sich aus kleinen Anfängen zu großen Betrieben, so daß nun ein Mann wie Froelich seine Schaffenskraft in steigendem Maße künstlerischen Problemen widmen konnte. Eine Reihe schöner stummer Filme danken ihre Entstehung dem künstlerischen Geschmack und der mutigen Initiative Carl Froelichs.

Als nun die Frage des Tonfilms für Deutschland akut wurde, lag es nahe, daß er als erster an die Lösung der Aufgabe, den ersten deutschen Tonspielfilm zu schaffen, heranging.

Brachte doch Froelich sowohl die künstlerische Voraussetzung wie das technische Verständnis für diese Aufgabe mit.
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Die Aparatur mußte verbessert werden

Es ist heute kaum noch vorstellbar, welche unendliche Mühe die Lösung eines solchen Problems, wie den ersten Tonfilm herzustellen, machen mußte.

Die Apparatur, die, im wesentlichen von Massolle entwickelt, 1929 benutzt wurde, war natürlich noch mit allerlei Kinderkrankheiten behaftet - am ersten Aufnahmetag brannte es z. B. in der Apparatur.

Aber dank der unermüdlichen Arbeit aller Beteiligten konnte der Tonfilm „Die Nacht gehört uns" fertig gestellt werden, und trotz der Warnungen der damaligen jüdischen Filmgewaltigen startete der Film Weihnachten 1929 und war ein großer Erfolg.

Anmerkung : Dieser Seitenhieb auf die Juden war ein dummer populistischer Flop, aber der damaligen Zeit (1941) geschuldet. Die Banken, die das finanzierten, waren sehr oft in jüdischer hand.
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Auch eine französische Fassung gab es :

Dieser Film wurde gleichzeitig in einer deutschen und einer französischen Fassung gebracht und „La nuit est ä nous" war der erste französische Tonfilm. Ein Jahr später erschien, auch von Carl Froelich, „Der Brand in der Oper", der ebenfalls ein großer Erfolg war, während die Ufa in der Zwischenzeit den Film „Die Melodie des Herzens" herausgebracht hatte.

Mit dem Tonfilm erreichten die Schöpfungen von Carl Froelich ihren Höhepunkt.
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1933 kam die damalige erste "Wende" in Deutschland

1933 brach die neue Zeit an, die nicht nur der Filmindustrie allgemein den unerhörten Aufschwung gab, sondern die es auch verstand, Leistungen im Film in würdiger Weise zu ehren.

Ich brauche an dieser Stelle die großen Erfolge von Froelich nicht besonders zu erwähnen; uns allen sind seine Filme wie „Mädchen in Uniform", „Traumulus", „Heimat" unvergeßlich; zweimal hat Froelich hierfür den Staatspreis bekommen, er erhielt den Professortitel, und 1939 wurde Professor Froelich Präsident der Reichsfilmkammer.
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Die Farben nach dem Siemens-Verfahren

Doch bevor ich zum Schluß meiner Ausführungen komme, muß ich noch ein Kapitel erwähnen, das ebenfalls für das Wirken von Prof. Froelich charakteristisch ist.

Nachdem das Problem des Tonfilms sozusagen gelöst war, kreisten die Gedanken der Erfinder um den Farbenfilm. Und als die Firma Siemens soweit zu sein glaubte, um mit einem Farbenfilm herauszukommen, war es wieder Prof. Froelich, der als erster Pionierarbeit leistete und den Farbenfilm „Das Schönheitspflästerchen" drehte.

Auch hier verband sich wieder hohes künstlerisches Können mit nicht nur großem Interesse, sondern auch großem Verständnis für die technischen Belange. Wenn auch dieser Weg auf dem Farbenfilmgebiet nicht zu dem endgültigen Erfolg geführt hat, so sind doch durch die Arbeiten eine Reihe von Erfahrungen gewonnen worden, die dem weiteren deutschen Farbenfilmschaffen zugute kommen und wenn - in hoffentlich nicht zu ferner Zeit - auch Prof. Froelich einen Farbenfilm drehen wird, dann wird er die Erfahrungen, die er vor Jahren mit dem Siemens-Verfahren gesammelt hat, auch auf das Agfa-color-Verfahren ausdehnen.
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Zusammenfassung :

So sehen wir in Herrn Professor Froelich einen prominenten Filmschaffenden, der als Filmtechniker angefangen hat, im Laufe seiner fast 40jährigen Beschäftigung mit dem Film in zunehmendem Maße Filmkünstler geworden ist, als Filmkünstler die größten Erfolge erreicht hat, dabei aber niemals das Gefühl und das Interesse für die Filmtechnik verloren hat und der über dieses Interesse hinaus wertvolle Anregungen und Förderungen der Filmtechnik gab.

Daher ist es mir eine besondere Freude, Herrn Prof. Froelich die Oskar Meßter-Denkmünze am heutigen Tage überreichen zu können, und ich verbinde damit den Wunsch, daß Herr Prof. Froelich noch lange Jahre im Filmschaffen stehend, der Kinotechnik und der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft, deren Ehrenmitglied er ist, auch weiterhin sein Interesse bewahren möge.
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  • Anmerkung : Natürlich haben auch die Amerikaner sowohl am Tonfilm wie auch am Farbfilm geforscht und gearbeitet. Da hier bei dieser Laudatio die Deutschen aber die Größten sein sollten, wurde vor allem Thomas A. Edison völlig vergessen und auch Kodak mit keinem Wort erwähnt.

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Schaun Sie auch hier rein - auf die Laudatio für Carl Froelich.
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