Sie sind hier : Startseite →  Magazine und Zeitschriften→  (6) FKT Fernseh- und Kinotechnik→  Kinotechnik-Jahrgang 1941→  1941 - Neues aus der Industrie

Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.

.

„75 Jahre Azetylzellulose." Rückblick und Ausblick

(Dr. Schultze: Kunststoffe Bd. 31 S. 23-26, 1941)

Von den ersten Veröffentlichungen an über Azetylzellulose durch P. Schützenberger ist eine außerordentlich starke Bearbeitung dieser Zelluloseester-Klasse durch Wissenschaft und Technik im In- und Ausland erfolgt, die auch heute noch keineswegs als abgeschlossen gelten kann, wobei in steigendem Maße neuerdings auch andere organische Säuren wie Propionsäure, Buttersäure und dgl. als Esterkomponente neben der Essigsäure heranzogen werden.

Besonders haben sich der Azetylzellullse sehr große Absatzgebiete auf dem Kunststofffilm-, Kunstseide-, und Lackmarkt erschlossen.

Für die einzelnen Verwendungsmöglichkeiten haben sich ganz bestimmte Zellulose-Azetattypen entwickelt. Azetylzellulose ist somit ein Sammelbegriff, der chemisch und physikalisch unterschiedliche Produkte umfaßt.

.

Zwei streng voneinander unterschiedliche Marken

Nach der Löslichkeit und dem Veresterungsgrad sind zwei streng voneinander unterschiedliche Marken festzustellen:
.

  • 1. das azeton-unlösliche Zellulose-Triazetat, bei dem praktisch alle drei in dem Zellulosemolekül vorhandenen freien Hydroxylgruppen verestert sind, mit einem Essigsäuregehalt von ca. 62,5-58%.
  • 2. die azeton-löslichen Zellulose-Derivate mit einem Essigsäuregehalt von 57,5-51%. Hier sind im Zellulosemolekül stets mehr als zwei Hydroxylgruppen verestert, weshalb sich für diese Produkte der Sammelbegriff 2,5-Azetate eingebürgert hat.

.
Gänzlich irreführend ist deshalb die bisweilen jetzt auftretende Bezeichnung „Diazetat" für Materialien, welche im Essigsäuregehalt dem Triazetat nahestehen (60-58% Essigsäure), und es muß einer solchen abwegigen Angabe stark entgegengetreten werden um einer Begriffsverwirrung vorzubeugen.

Auf sämtlichen vorangehend angezogenen Verwendungsgebieter, ist der Absatz im Steigen. Besonders aussichtsreich erscheint das Filmgebiet, da in Deutschland jetzt die Azetylzellulose als Sicherheitsfilm sich einzuführen beginnt.

Die Entwicklungsmöglichkeit von Zellulosemisch-Eestern und Zellulose-Eestern höherer organischer Säuren läßt sich zur Zeit noch nicht abschätzen.

.

Das Edelgas in der Tonfilmtechnik

Die bei der Tonfilmwiedergabe bekanntlich zur Verwendung gelangenden Alkali-Photozellen sind im Gegensatz zu den für Meßzwecke meist verwandten Vakuumzellen mit einem verdünnten Edelgas gefüllt.

Dieses Edelgas hat die Aufgabe, bei Stromdurchgang eine Ionisation, d. h. eine Verstärkung des primären Photostromes herbeizuführen. Diese Ionisation des Gases bzw. Verstärkung des Photostromes nimmt mit wachsender Spannung zu, so daß sich ein Verlauf der Zellenleistung gemäß Bild 1 ergibt.

In diesem Bild ist als Vergleich auch der lineare Empfindlichkeitsverlauf der Vakuumzelle dargestellt. Es geht hieraus hervor, daß die Leistung einer gasgefüllten Zelle durch ihre innere Verstärkung gegenüber der Vakuumzelle etwa verzehn- bis verzwanzigfacht wird. Bei den hochwertigen Preßlerzellen ist die Ionisation des Gases durch eine schwache Leuchterscheinung im Inneren der Photozelle sichtbar.

Die in Bild 1 dargestellte gasgefüllte Zelle hat eine Zündspannung von ca. 150 V, d. h. sie ist eine Type, die man vorteilhaft bei 80-120 V betreiben wird.

Die heute häufig benötigten Zellen für eine höhere Betriebsspannung von 140-160V (z. B. für die Klangfilm-Europa-Serie) besitzen eine Zündspannung von über 200 V. Der Verlauf der Ionisationskurve einer Zelle mit einer Zündspannung von ca. 150 V und derjenige einer Zelle mit einer Zündspannung von über 200 V ist im Prinzip gleich.

Es besteht lediglich der eine Unterschied, daß der Leistungsanstieg einer Zelle mit einer Zündspannung über 200 V erst bei höheren Spannungen einsetzt als bei einer Zelle mit einer Zündspannung von ca 150 V.

Es ergibt sich daraus, daß die Absolutleistung einer Zelle mit einer Zündspannung von ca. 150 V bei einer Betriebsspannung von 80-120 V und einer Zelle mit einer Zündspannung von über 200 V bei einer Betriebsspannung von 140-160 V gleich ist.

Aus Bild 2 ist eine moderne Preßler-Hochleistungsphotozelle ersichtlich, die speziell für Betriebsspannungen von 140-160 V hergestellt wird.
.

Die Glimmröhren

Eine weitere Ausnutzung des Edelgases, die den Tonfilmtechniker ebenfalls interessiert, stellen die Glimmröhren dar. Diese Glimmröhren sind - genau wie bei den Photozellen - mit einer Füllung von einem Edelgasgemisch versehen, die bei Überschreiten einer bestimmten Spannung (von über 80V) eine Glimmentladung entstehen läßt.

Diese Glimmentladung bzw. Glimmerscheinung wird für die verschiedenste Art von Messungen herangezogen:

Die von der Deutschen Glimmlampenges m.b.H heute in vielen Typen hergestellten Signalglimmröhren, von denen die gebräuchlichste Form in Bild 3 dargestellt ist, dienen speziell dazu um anzuzeigen, ob ein elektrisches Gerät, eine Leitung od. dgl. unter Spannung stehen. Im Tonfilm wird man sie zur Überwachung von Vorhangmotoren, Lautsprecherleitungen, Schalttafeln u. dgl. heranziehen.

Auch die Eigenschaft der Glimmröhre, die Glimmbedeckung ihrer Elektrode (Kathode) mit wachsender Spannung und Stromstärke zu ändern, ist im Tonfilm nutzbar gemacht worden. Die Glimmröhre ist auf diese Weise hervorragend geeignet, um die Ausgangsleistung von Verstärkeranlagen zu überwachen.
.

Die Glimmentladung

Schließlich sei noch auf die Glimmentladung zum Zwecke der Spannungsmessung hingewiesen, die auch für den Tonfilmtechniker äußerst wertvoll geworden ist. Für orientierende Messungen reicht der bekannte Spannungsprüfer Original Preßler, der in Bild 4 dargestellt ist, aus. Er gestattet Messungen von 80-500V. Für exaktere Messungen, z. B. zum genauen Feststellen der Photozellenspannung, wird das Glimmvoltmeter Original Preßler (s. Bild 5) verwendet, das ein Spannungsbereich von 100-500V besitzt.

Da es zur Erzielung einer optimalen Ausbeute der Photozellenleistung notwendig ist, daß die Zelle der vorliegenden Betriebsspannung genau angepaßt wird, dürfte das Glimmvoltmeter für den Tonfilmvorführer ein willkommenes Hilfsmittel sein, das ihm stets die Bestellung und Verwendung der richtig angepaßten Photozelle ermöglicht.
.

  • Anmerkung : Dieser Text ist eine ganz normale Pressinformation, eine verkappte Werbung im redaktionellen Teil für die Firma Preßler.

.

Neuerungen der Askania-Werke A.G.

Neuerungen der Askania-Werke A.G. auf dem Gebiel der Kinogeräfe

Die Atelierkamera der Askania-Werke, eine geräuscharme Aufnahmekamera für 300m Normalfilm (35mm), liegt nunmehr fertig vor. Sie vereinigt alle Erfahrungen, die sowohl die Herstellerfirma als auch die UFA in den letzten zwei Jahrzehnten gesammelt haben, denn sie ist in enger Zusammenarbeit entwickelt worden.

Insbesondere wurden die Richtlinien berücksichtigt, die von der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft für die Schaffung einer deutschen Atelierkamera im Jahre 1936 aufgestellt wurden.

Hiervon sind in erster Linie zu nennen: a) Gerader Filmlauf zwischen Vorwickeltrommel, Greifersystem und Nachwickeltrommel, b) Innenkassetten, um eine geschlossene glatte Bauform zu erreichen.

Es handelt sich hier nicht um nachträgliche Schalldämmung, sondern um eine völlig neue Entwicklung, bei der jedes unerwünschte Geräusch am Entstehungsort bekämpft worden ist.

Das Getriebe ist äußerst kräftig und einzeln schalltechnisch geprüft. Der Motor kann für den Transport leicht herausgenommen werden. - Die Beobachtung der Einstellung kann unmittelbar auf dem Film oder nach Ausschwenken des Greifergetriebes auf einer Mattscheibe erfolgen.

Weitere Annehmlichkeiten für Kriegsberichterstatter

Neben den genannten kommen eine große Zahl weiterer Annehmlichkeiten zu den Vorzügen der neuen Kamera hinzu. Durch die Kriegsberichterstatter ist die Askania-Schulterkamera im letzten Jahr der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden.

Dieses Aufnahmegerät, dessen Entstehung auf die Olympiade 1936 zurückgeht, liegt heute in vollendeter Form vor. Bekanntlich bestehen seine Vorzüge darin, daß Aufnahmen auf Normalfilm mit drei verschiedenen revolvermäßig auswechselbaren Objektiven möglich sind, ohne daß ein Stativ erforderlich wäre.

Die eigenartige äußere Gestalt der Kamera gestattet die Mitnahme selbst dorthin, "wo" andere Aufnahmegeräte zu schwer oder zu sperrig wären, und die Betriebsweise durch Anschluß an einen Sammler (Anmerkung : eine Batterie oder ein Akku), der leicht umgehängt werden kann, nimmt dem Kameramann die Arbeit des Kurbelns ab. Die Aufnahmen unserer Kriegsberichter sind der beste Beweis für die Vorzüge der Askania-Schulterkamera.

Die Askania-Z

Nach wie vor wird selbstverständlich die bewährte Askania-Z-Kamera geliefert, die ebenfalls an der Front ihre Feuerprobe bestanden hat, seitdem sie seit Jahren für Spielfilme und ganz besonders für wissenschaftliche Aufnahmen weiteste Verbreitung gefunden hat.

Der Askania-Zeitraffer

Eine weitere Askania-Neuheit ist der Askania-Zeitraffer, der in Verbindung vorzugsweise einer Askania-Z-Kamera eine allen Ansprüchen genügende Zeitrafferanlage darstellt.

Das eigentliche Gerät, das an die Kamera angesetzt wird, enthält nicht nur den Motor, sondern zahlreiche Schaltvorrichtungen und Wechselgetriebe. Wenn die Bildzahl gegenüber der normalen Folge von 24 Bildern in der Sekunda nur wenig verringert werden soll, läßt sich mit laufendem Motor praktisch jede Bildfolge einstellen, beispielsweise von vier Bildern in der Sekunde bis zu einem Bild in 4 sec.

Für größere Aufnahmeabstände besitzt der Motor eine selbsttätige Stillsetzeinrichtung nach je ein oder zwei Aufnahmen. In diesem Fall muß die Aufnahmefolge durch äußere Vorgänge oder durch eine Kontaktuhr vorgeschrieben werden. Da hierbei in der Regel auch die verstärkte Beleuchtung des Objekts nur für die Dauer der Aufnahme selbsttätig eingeschaltet werden soll, ist zusätzlich ein Schaltkasten lieferbar, der eine verstellbare Verzögerungsvorrichtung besitzt, so daß beispielsweise zunächst die Tageslichtvorhänge geschlossen, dann die Beleuchtung einschaltet, dann die Aufnahme veranlaßt und schließlich die Beleuchtung wieder gelöscht und die Vorhänge wieder aufgezogen werden können, was besonders bei der Untersuchung wachsender Pflanzen wichtig ist.

Auch hier jetzt mit Akku bzw. "Sammler"

Während frühere Ausführungen von Zeitraffern nur für das Kulturfilmatelier gebaut wurden, hat die neue Ausführung einen Motor für Sammlerbetrieb und derart handliche Form und geringes Gewicht, daß sie überall hin ins Freie mitgenommen werden kann.

Dies ist besonders wichtig für die Aufnahme von Naturvorgängen, Witterungserscheinungen u. dgl. und sichert dem neuen Askania-Zeitraffer vielseitigste Anwendbarkeit. Es ist zu erwarten, daß noch manches heute wenig erforschtes Gebiet durch dieses Gerät weiter erschlossen werden wird.

Zubehörteile wie Stative, Kompendien, sowie Fernobjektive werden gleichfalls von den Askania-Werken selbst entwickelt und hergestellt und ergänzen das Programm der Kinoabteilung der Askania-Werke A.G.

.

Beschreibung des RECTRON-Lichtsteuer-Vorsatzes

Der Rectron-Lichtsteuer-Vorsatz ist ein Zusatzgerät zum Rectron-Einfach-Kinostromrichter, der zur Speisung von Projektions-Kinobogenlampen dient.

Der Einfach-Kinostromrichter wird aus dem Drehstromnetz gespeist und formt die Wechselspannung in eine Gleichspannung um. Mit dieser Gleichspannung wird die Kino-Projektions-Bogenlampe gespeist, wobei es erforderlich ist, daß in der Zuleitung vom Gleichrichter zur Bogenlampe ein Vorwiderstand liegt, der entsprechend der Eigenart der Bogenlampe zum ordnungsgemäßen Betrieb mindestens ebensoviel Leistung verbraucht wie die Bogenlampe selbst.

Daraus ergibt sich, daß abgesehen vom Gleichrichter-Wirkungsgrad, nur die Hälfte der entnommenen Energie tatsächlich ausgenutzt wird oder anders ausgedrückt, die doppelte Leistung der Bogenlampe dem Netz entnommen wird.

Vor etwa zwei Jahren wurde, um diesem Mißstand abzuhelfen, das "Rectron-Kino-Lichtsteuer" entwickelt, dessen wesentlichster Vorzug gegenüber dem Einfach-Kinostromrichter der war, daß seine Stromspannungscharakteristik derart der Bogenlampe angepaßt wurde, daß der Beruhigungswiderstand wegfallen konnte.

Als weiterer technischer Vorzug kommt hinzu, daß mit diesem Rectron-Kino-Lichtsteuer, wie der Name schon sagt, gleichzeitig die Bogenlampenstromstärke stufenlos von beliebiger Stelle aus fernreguliert werden kann, eine Forderung, die beispielsweise neuerdings immer mehr gestellt wird, da bei der nunmehr von der Reichsfilmkammer vorgeschriebenen hohen Beleuchtungsstärke die neuen Filme wesentlich mehr Lichtstärke benötigen als die älteren Filme und somit, um eine gute Wiedergabe zu erreichen, die Lichtstärke öfters in weiten Grenzen geändert werden muß. Daß darüber hinaus mit der Fernregulierung eine mit Einknopfbedienung ausgestattete Zu- und Abschaltung verbunden ist, sei nebenbei erwähnt.
.

Der Lichtsteuer-Vorsatz ist ein Untersatz

Um nun der großen Zahl von Theatern, die seit langen Jahren den Rectron-Einfach-Kinostromrichter besitzen, eine Möglichkeit zu geben, auch ihre Gleichrichteranlage ohne bedeutende "Un"kosten, und ohne daß der bisher vorhandene Gleichrichter beiseite gestellt wird, zu modernisieren und Strom zu sparen, wurde der RECTRON-Lichtsteuer-Vorsatz entwickelt, der alle die schon beim Rectron-Lichtsteuer-gerät beschriebenen Vorteile im gleichen Maße aufweist.

Der Lichtsteuer-Vorsatz ist so ausgebildet, daß er als Untersatz für den Kinostromrichter dient. Die Anschlußmöglichkeiten sind derart, daß fertig zugepaßte Kabel an Hand eines beigegebenen Schemas den Umbau und Anschluß in kurzer Zeit ermöglichen.

Die Modernisierung eines vorhandenen Rectron-Kinostromrichters mit dem Lichtsteuer-Vorsatz liegt sowohl im Interesse des Kinobesitzers, der in kürzester Zeit die Anschaffungskosten durch die eingangs geschilderten Stromersparnisse von 50% bald amortisieren kann, sowie auch im Interesse der Gesamtheit, da er nur noch soviel Energie, wie eben tatsächlich nutzbar verbraucht wird, dem Netz entnimmt und damit beiträgt, die zur Zeit sowieso voll ausgenutzte Energieversorgung zu entlasten.

  • Anmerkung : Hier wird zwischen den Zeilen darauf hingewiesen, daß die Stromversorgung des Reiches in 1941 auf dem letzten Loch pfeift, also am Stehkragen angekommen war. In den Tagezeitungsanzeigen schon ab 1940 war das Verschwenden von Energie angeprangert worden und es wurde auf empfindliche Strafen hingewiesen.

.

.

In Heft 8 / August 1941 - Miteilungen der DKG

Am 1. Juli 1941 konnte unser Mitglied, Fabrikdirektor Karl Martin, auf eine 40jährige Tätigkeit bei der Firma Emil Busch AG., Optische Werke, Rathenow, zurückblicken.

Am 15. Juli 1911, also vor 30 Jahren, wurde von dem DKG-Ehrenmitglied Karl Geyer die erste selbständige deutsche Filmkopieranstalt, die jetzige Geyer-Werke KG., in Berlin gegründet.

Zum Oberstingenieur in der Luftwaffe wurde Herr Dr.-Ing. C. Aschenbrenner befördert.

.

In Heft 8 / August 1941 - Miteilungen der DKG
Besichtigung der Synchronanlogen und der Lehrschau der Universum-Film A.G.

Am 15. und 22. Juli 1941 besuchten 100 Mitglieder der DKG unter Leitung ihres Vorsitzenden, Dr. W. Roths, und ihres stellvertretenden Vorsitzenden, Professor H. Joachim, den Betrieb Babelsberg-Ufastadt.

Vereinbarungsgemäß sollten diesmal nicht die gesamten Anlagen gezeigt werden, sondern eine Spezialführung stattfinden. So wurden die Ufa-Lehrschau und die Misch- und Synchronisierungsateliers besichtigt. Nach einleitenden Vorträgen des Leiters der Abteilung Tontechnik, Herrn Ruhe, und des Herrn Dipl.-Jng. Fritsching war den Besuchern Gelegenheit gegeben, die einzelnen Apparaturen im Betrieb zu sehen und in lebhafter Aussprache alle einschlägigen Fragen zu klären.

Der Besuch der Ufa-Lehrschau war darauf abgestellt, die Entwicklungsgeschichte dieser Einrichtung mit ihrer Ausstellung, ihrer Fachbücherei, ihren Sammlungen und dem Filmauswertungsarchiv kennenzulernen und sich ein Bild über ihre Arbeitsweise zu machen. Der ausführliche Vortrag des Wissenschaftlichen Leiters der Ufa-Lehrschau, Dr. phil. habil. H. Traub, schloß mit der Bitte, die Ufa-Lehrschau in ihren Bestrebungen zu unterstützen und ihr insbesondere Prospekte und Kataloge der Apparate-Industrie von einst und heute laufend zur Verfügung zu stellen und sie auf technische Geräte aus der Geschichte des Films aufmerksam zu machen, soweit sie noch greifbar sind.

Über die Lagerung und die umfangreiche katalogmäßige Bearbeitung des Filmausschnittmaterials in dem Filmauswertungsarchiv, dem auch eine Background-Sammlung angeschlossen ist, sprach an Hand von praktischen Beispielen sein Leiter, F. Freiherr von Steinaecker. In diesem Archiv vollzieht sich die Auswertung aller nach Herstellung eines Films aus dem Produktionsbereich der staatsmittelbaren Firmen noch brauchbarer Materialien.

Zum Abschluß führte die Ufa-Lehrschau einige Filme aus ihrer reichen historischen Filmsammlung vor, darunter einen der ersten Zeichentrickfilme von Emil Colli, eine Reihe hand- und maschinenkolorierter Filme, von welchen insbesondere die Landschaftsaufnahmen starken Eindruck machten, sowie einige Bilder, welche gelungene Trickaufnahmen, Blendenbenutzung und ähnliches mehr zeigten. Neben den modernen Anlagen der Synchron-Ateliers brachten die Teilnehmer ihr Interesse vor allem auch der historischen Apparateausstellung und der einzigartigen Sammlung von Katalogen der Apparateindustrie für Filmgeräte seit 1900 entgegen.

.

Aus der Industrie
Der deutsche Farbenfilm tritt zum Entscheidungskampf an

Der geräuschlose Vormarsch des deutschen Farbenfilms hat in diesen Tagen durch beachtliche Erfolge die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Unter den Preisträgern der Biennale in Venedig befand sich ein nach dem Agfacolor-Verfahren hergestellter Ufa-Kulturfilm „Friedliche Jagd mit der Farbenkamera".

Der gleiche Film erhielt auch auf der Reichswoche für den Deutschen Kulturfilm in München einen Preis. Weitere Auszeichnungen wurden dem deutschen Farbenverfahren beim Nationalen Amateurfilm-Wettbewerb zugeteilt, bei dem besonders die von Prof. Wagula, Graz, geschaffenen Filme „Kleiner See" und „Herbstmosaik vom Aussee" auffielen.

Die Gesamtlage ist seit kurzem für das deutsche Verfahren außerordentlich günstig. Es ist in den Kreisen der Amateure seit über 4 Jahren für die Zwecke der Kleinbildphotographie und der Liebhaber-Kinematographie bekannt und hat sich der ausländischen Konkurrenz von Jahr zu Jahr mehr überlegen gezeigt.

Als ungleich wichtiger muß aber die Tatsache gewertet werden, daß es für das Lichtspiel-Theater als einziges rein photographisches Verfahren der Welt nun auch den Schritt zum Negativ-Positiv-Prozeß erfolgreich hinter sich gebracht hat. Man ist also bei der Herstellung von Kopien in größerer Auflage nicht mehr auf die Umkehrentwicklung angewiesen.

Für die Theater-Kinematographie sind jetzt, nach Aufgabe fast aller anderen Verfahren, nur noch das deutsche Agfacolor-Verfahren und das amerikanische Technicolor-Verfahren übrig geblieben. Das Technicolor-Verfahren ist bekantlich ein drucktechnisches Verfahren.

Es ist also verhältnismäßig umständlich, von den Amerikanern aber zu hohen Leistungen entwickelt worden. Sein Vorsprung beruht vor allem darauf, daß die mit ihm Arbeitenden über eine fast 10jährige praktische Erfahrung verfügen. Dieser Vorsprung wird aber durch den überlegenen Reichtum der Farbenskala und die wesentlich einfacheren Aufnahme- und Kopiermethoden des Agfacolor-Verfahrens mehr als ausgeglichen. Man sieht daher in deutschen Fachkreisen dem nunmehr beginnenden Kampf der beiden Konkurrenten um den Weltmarkt mit großer Zuversicht entgegen.

.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.