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60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007

1969 - Die Zeitschift heißt jetzt "Fernseh- und Kino-Technik"

Im Jahre 1969 gab es drei wichtige Ereignisse:

1. am 3. Juli erfolgt die erste Landung eines Menschen auf dem Mond,

 

2. 2. am 1. Januar nahm diese Zeitschrift mit dem nun bis heute gebliebenen Namen "Fernseh- und Kino-Technik" nicht nur den Zusammenschluss von DKG und FTG vorweg (erfolgte 1972), sondern der Fernsehtechnik wurde endlich der ihr gebührende Platz in der FKT zuteil, den sie schon seit einiger Zeit tatsächlich hatte und

 

3. 3. am 1. April trat ein gewisser Norbert Bolewski als Technischer Redakteur in den Verlag für Radio-, Foto und Kinotechnik in Berlin-Borsigwalde ein, und ist seit dem nicht mehr freiwillig von diesem Platz weg zu bekommen.

 

Ich hoffe - geneigter Leser - Sie erkennen in der Reihenfolge auch die eigene Beurteilung der Wertigkeit der Ereignisse. Und - keine Sorge - abgesehen von diesem -Ausreißer- soll nach diesen sechs Jahrzehnten seriöser Berichterstattung, nicht wirklich davon abgewichen werden. Nun, was gab es in dem Jahr an film- und fernsehtechnischen Themen: eine Menge.

 

Die Probleme der elektronischen Abtastung wurden durch den gleichnamigen Beitrag von nun Obering. Dr. In der Smitten nicht einfacher aber klarer erkennbar. Und es wurden die Grenzen des übertragbaren Kontrastumfangs aufgezeigt und die sich daraus ableitenden Anforderungen an die Aufnahmebedingungen. Neue Filmformate wurden gerade wieder diskutiert und Fachmann Heinz Tümmel berichtete über die Filmformate der vergangenen Zeiten, wo es bereits auch solche mit Mittenperforation gab.

Albert Kaufmann und Rüdiger Sand vom IRT berichteten über Beleuchtungsprobleme bei Farbfernseh-Außenaufnahmen, unter anderem auch über das Auftreten farbiger Schatten bei Fußballaufnahmen im Stadion durch Tageslicht und Glühlichtscheinwerfer aus unterschiedlichen Richtungen (das glaubt heute kaum noch jemand).

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Der Film läuft von nun an horizontal

Dr. Jensen von Philips stellte die erste Horizontal- Filmtellereinrichtung vor, eine Gemeinschaftsentwicklung von Philips, Kinoton und vor allem dem Filmtheaterbereiber Willi Burth. Die Horizontal-Filmtellereinrichtung "No Rewind" erlaubt die Vorführung großer Filmlängen bei wesentlicher Einsparung von Arbeitsaufwand durch den selbsttätigen Ablauf des Hauptprogramms. Mit dieser neuen Einrichtung entfällt auch das Filmrückspulen nach jeder Vorstellung. Infolge ruhiger Lagerung der Filmwindungen auf dem Teller und minimalen Filmzugs durch die selbsttätige Geschwindigkeitsregelung von Ab- und Aufwickelteller wird das Filmband sehr geschont. Die Horizontal-Filmtellereinrichtung ermöglichte eine weitgehende Automatisierung bestehender Projektionsanlagen (Bild 80).

 

In einem Bericht gab es erste bekannt gewordene Informationen über ein elektronisches Bildaufzeichnungsverfahren, bei dem ein mit dem Videosignal modulierter Elektronenstrahl die Bildinformation im Vakuum auf einen Spezialfilm aufzeichnet. Für die Abtastung des Films sind Geräte nach Art des Lichtpunktabtasters entwickelt worden. Da dieses Aufzeichnungssystem keine optischen Linsensysteme benutzt, soll die erreichbare Auflösung höher als bei Feinkorn-Emulsionen sein. Es handelte sich um das von Goldmark entwickelte EVR-Verfahren, das in späteren Berichten detaillierter dargestellt wurde. Trotz großem Aufwand konnte es keine Marktgeltung finden.

 

Von Philips vorgestellt wurde über eine mit Miniatur-Plumbikonröhren bestückte Farbfernsehkamera berichtet. Das Bild auf der photoleitenden Schicht hat die Abmessungen 8,4 mm × 6,3 mm. Die Abtastung erfolgt über ein hybrides elektronenoptisches System (Fokussierung elektrostatisch, Ablenkung magnetisch) (Bild 81).

Die Pulscodemodulation (PCM)

In einem ersten Beitrag wurden die Prinzipien der Pulscodemodulation (PCM) zusammengefasst und die speziellen Forderungen für die Codierung von Fernsehsignalen behandelt. Nach Beschreibung einer entsprechenden Codiereinrichtung wurden mit dieser Anlage übertragene Fernsehbilder gezeigt (Bild 82) und abschließend zukünftige Anwendungsmöglichkeiten diskutiert. Dabei hieß es: Die Verwendung der PCM ist überall dort interessant, wo breite Frequenzbänder zur Verfügung stehen, die mit anderen Modulationsarten nicht wirtschaftlich genug genutzt werden können. So wird es in absehbarer Zukunft möglich sein, Fernsehsignale mit PCM über Koaxialkabel oder Satelliten zu übertragen. Darüber hinaus gibt es sehr breitbandige Übertragungsmedien, bei denen man nach dem heutigen Stand der Technik im Weitverkehr auf die störbefreiende Wirkung der PCM angewiesen ist.

 

Die elektronische Farblichtbestimmung war das Kopierwerksthema des Jahres 1969. ein Mit dem "Colour Film Analyser" von Hazeltine konnte die Farblichtbestimmung von Filmen endlich schnell und wirtschaftlich durchgeführt werden. Es ist ein Farbfernsehsystem, bei dem ein Farbnegativ oder -positiv elektronisch abgetastet wird, die Gammakurve des Kopierfilms und die Bearbeitungsfaktoren, die Standardwerte also, simuliert werden können und auf dem Monitor-Bildschirm ein modifiziertes positives Farbbild erscheint, bei dem die Farbdichte und der Farbcharakter analog der Steuerung an einer Kopiermaschine nachreguliert werden können. Diese Werte werden dann manuell oder automatisch auf die Kopiermaschine übertragen (Bild 83). Viele Jahre wurde diese Methode (Geräte dafür wurden später auch von Kodak noch gebaut) neben der manuellen Lichtbestimmung ein wichtiges Element in der Kopierwerkstechnik.

Die Computer kommen

Die CMTT hat im September 1969 vier Prüfzeilensignale für die Verwendung bei internationalen Übertragungen empfohlen und damit einen entscheidenden Schritt für die Anwendung der Prüfzeilen zur Überwachung der Übertragungsqualität getan. Die neue Empfehlung gilt für Farbfernsehübertragungen und löste praktisch die alte CCIR-Empfehlung 420-1 ab, die dann nur noch für Schwarz-Weiß-Übertragungen galt. In einem Beitrag wurden die Leistungsfähigkeit der empfohlenen Prüfzeilen kritisch betrachtet und die Möglichkeiten dargelegt, die sich daraus für eine nutzbringende Mitverwendung dieser Signale im internationalen Bereich ergeben.

 

Auch in Deutschland begann man sich mit Computersystemen für die Programmplanung und Betriebsabwicklung in Rundfunkund Fernsehanstalten zu interessieren - allerdings nicht sehr stark, obwohl die Anzahl der oft nur nach Sekunden bemessenen Umschaltzeit für auszuführende Schaltungen ein Ausmaß erreicht hatte, das den Menschen einfach überforderte. Deshalb wurde der 1969 erschienene Bericht sehr interessiert diskutiert, denn bereits im Oktober 1968 wurde bei der japanischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft NHK (Nippon Hosu Koyakai) in Tokio die modernste Datenverarbeitungsanlage dieser Art installiert. Dort überwacht das Computersystem TOPICS (Total On-Line Program and Information Control System) die jeweils etwa 640 Fernsehproduktionen für die beiden Fernsehprogramme der NHK und etwa 1200 Rundfunkproduktionen für die fünf NHKRundfunkprogramme vom Stadium der Planung bis zur Kontrolle der ausgestrahlten Sendung.

 

TOPICS ist gleichzeitig Datenbank und Steuerungssystem. Ihm zugeordnet sind zwei Subsysteme: BCC (Broadcasting Control Center) mit zwei Modellen 50 des IBM Systems/ 360 als Speicher- und Wiedergabesystem für alle bei der Herstellung sendefertiger Programme anfallenden Daten und ABCS (Automatic Broadcasting Control System) mit zwei Prozessrechnern "IBM 1800" für die optimale Steuerung der Sendeanlagen. Jeweils zwei der vier Computer sind für das TOPICSProgramm eingesetzt. Die beiden anderen, identischen Systeme stehen für Notfälle bereit und erledigen während der Bereitschaftszeit konventionelle Verwaltungsaufgaben der Personalabteilung, der Lizenz- und Honorarabrechnung, des Einkaufs usw. sowie Aufgaben der Etatkontrolle und der Statistik (Bild 84).

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